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[N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Für Westküsten sind alle Ostwinde erkaltend.
Da sie über das Land gehen, die Westwinde
dagegen erwärmend; für Ostküsten ist es
umgekehrt. Die Ostwinde sind in der gemäs-
sigten Zone weit geringer an Zahl gegen
die Westwinde. Nach 21. jährigen Beobach-
tungen die in Paris angestellt wurden, ist
das Verhältniß der Ostwinde gegen die West-
winde wie 23 : 70 oder wie 1 zu 3. Wenn
dieses Verhältniß sich änderte und z. B. wie
1 : 7 würde, so würde die Tempera-
tur in Europa um einige Grade höher
werden, und so auch umgekehrt, niedriger wenn
die Zahl der Ostwinde zu nähme; es wurde
dies einen großen Einfluß auf die Cultur
den Zustand des Ackerbaues u.s.w. hervor
bringen können. - Doch ist nicht wahrscheinlich
daß durch die Cultur eine große Aenderung in
den Winden hervorgebracht werden kann, es
können dadurch nur kleine Lokalitaets Ver-
änderungen entstehn. Man sieht dies bei
Amerika, obgleich viele Wälder dort ausgerot-
tet
sind, und eine weit größere Gegend als
früher angebaut ist, hat sich doch das Klima

nicht

Für Weſtküſten ſind alle Oſtwinde erkaltend.
Da ſie über das Land gehen, die Weſtwinde
dagegen erwärmend; für Oſtküſten iſt es
umgekehrt. Die Oſtwinde ſind in der gemäs-
ſigten Zone weit geringer an Zahl gegen
die Weſtwinde. Nach 21. jährigen Beobach-
tungen die in Paris angeſtellt wurden, iſt
das Verhältniß der Oſtwinde gegen die Weſt-
winde wie 23 : 70 oder wie 1 zu 3. Wenn
dieſes Verhältniß ſich änderte und z. B. wie
1 : 7 würde, ſo würde die Tempera-
tur in Europa um einige Grade höher
werden, und ſo auch umgekehrt, niedriger wenn
die Zahl der Oſtwinde zu nähme; es wurde
dies einen großen Einfluß auf die Cultur
den Zuſtand des Ackerbaues u.ſ.w. hervor
bringen können. – Doch iſt nicht wahrſcheinlich
daß durch die Cultur eine große Aenderung in
den Winden hervorgebracht werden kann, es
können dadurch nur kleine Lokalitaets Ver-
änderungen entſtehn. Man ſieht dies bei
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[431/0437] Für Weſtküſten ſind alle Oſtwinde erkaltend. Da ſie über das Land gehen, die Weſtwinde dagegen erwärmend; für Oſtküſten iſt es umgekehrt. Die Oſtwinde ſind in der gemäs- ſigten Zone weit geringer an Zahl gegen die Weſtwinde. Nach 21. jährigen Beobach- tungen die in Paris angeſtellt wurden, iſt das Verhältniß der Oſtwinde gegen die Weſt- winde wie 23 : 70 oder wie 1 zu 3. Wenn dieſes Verhältniß ſich änderte nd z. B. wie 1 : 7 würde, ſo würde die Tempera- tur in Europa um einige Grade höher werden, nd ſo auch umgekehrt, niedriger wenn die Zahl der Oſtwinde zu nähme; es wurde dies einen großen Einfluß auf die Cultur den Zuſtand des Ackerbaues u.ſ.w. hervor bringen können. – Doch iſt nicht wahrſcheinlich daß durch die Cultur eine große Aenderung in den Winden hervorgebracht werden kann, es können dadurch nur kleine Lokalitaets Ver- änderungen entſtehn. Man ſieht dies bei Amerika, obgleich viele Wälder dort ausgerot tet ſind, nd eine weit größere Gegend als früher angebaut iſt, hat ſich doch das Klima nicht

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Zitationshilfe: [N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828/437>, abgerufen am 22.11.2024.