derten dieselben Organe entfaltet, und noch keinen Frühling ohne Blumen ließ.
Die geographische Verbreitung der Pflanzen ist abhängig von den Klima- ten. So auch hat der Druck der Atmosphäre einen auffallenden Einfluß auf die Gestalt und das Leben der Gewächse. Dies Leben ist gleichsam nach außen ge- richtet. Die Pflanzen leben hauptsächlich an der Oberfläche, daher ihre Abhängig- keit von dem umgebenden Medium. - Eine Art Hautrespiration ist die wichtigste Lebensfunction der Gewächse, und diese Respiration, in so fern sie Verdampfen, Aushauchen von FlüssigkeitenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 110: "Flüssigkeit". ist, hängt vom Druck des Luftkrei- ses ab. Daher sind die Alpengewächse aromatischer, daher sind sie behaarter, mit zahlreichen Ausdünstungsgefäßen bedeckt. - Nicht die größere Wärme verhindert ihr Gedeihen in den EbnenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 110: "der Ebene"., sondern weil die Respiration ihrer äußern Integumente durch den vermehrten Barometerdruck gestört wird, und sie den Lichtreiz entbehren, der auf den höhern Gebirgen so viel lebhafter einwirkt.
Die Vegetation der südlichen Erdhälfte, die eine pelagische, eine Wasser-He- misphäre genannt werden kann, ist auffallend verschieden von der, der nörd- lichen. Die Schmalheit der gegen Süden pyramidalisch sich verengenden Continen- te, begründet ein wahres Insel-Klima: kühle Sommer, und milde Winter. So wachsen Palmen und Farrenkräuter dem Pole näher, wie zum Beispiel auf Van Diemens Land, das einen mit Genf correspondirenden Breite-Grad haben wird. Zur Charakteristik der Pflanzen gehört es überhaupt, daß nicht alle über den Erdball gleichmäßig vertheilt sind, sondern daß jeder Form ein bestimmter Wohnplatz angewiesen ist. Gewiße Familien könnte man nordische, andere wieder tropische nennen, wobei jedoch nicht zu verkennenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 110: "erkennen". ist, daß die Grän-
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derten dieselben Organe entfaltet, und noch keinen Frühling ohne Blumen ließ.
Die geographische Verbreitung der Pflanzen ist abhängig von den Klima- ten. So auch hat der Druck der Atmosphäre einen auffallenden Einfluß auf die Gestalt und das Leben der Gewächse. Dies Leben ist gleichsam nach außen ge- richtet. Die Pflanzen leben hauptsächlich an der Oberfläche, daher ihre Abhängig- keit von dem umgebenden Medium. – Eine Art Hautrespiration ist die wichtigste Lebensfunction der Gewächse, und diese Respiration, in so fern sie Verdampfen, Aushauchen von FlüssigkeitenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 110: "Flüssigkeit". ist, hängt vom Druck des Luftkrei- ses ab. Daher sind die Alpengewächse aromatischer, daher sind sie behaarter, mit zahlreichen Ausdünstungsgefäßen bedeckt. – Nicht die größere Wärme verhindert ihr Gedeihen in den EbnenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 110: "der Ebene"., sondern weil die Respiration ihrer äußern Integumente durch den vermehrten Barometerdruck gestört wird, und sie den Lichtreiz entbehren, der auf den höhern Gebirgen so viel lebhafter einwirkt.
Die Vegetation der südlichen Erdhälfte, die eine pelagische, eine Wasser-He- misphäre genannt werden kann, ist auffallend verschieden von der, der nörd- lichen. Die Schmalheit der gegen Süden pyramidalisch sich verengenden Continen- te, begründet ein wahres Insel-Klima: kühle Sommer, und milde Winter. So wachsen Palmen und Farrenkräuter dem Pole näher, wie zum Beispiel auf Van Diemens Land, das einen mit Genf correspondirenden Breite-Grad haben wird. Zur Charakteristik der Pflanzen gehört es überhaupt, daß nicht alle über den Erdball gleichmäßig vertheilt sind, sondern daß jeder Form ein bestimmter Wohnplatz angewiesen ist. Gewiße Familien könnte man nordische, andere wieder tropische nennen, wobei jedoch nicht zu verkennenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 110: "erkennen". ist, daß die Grän-
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[34v/0072]
derten dieselben Organe entfaltet, und noch keinen Frühling ohne Blumen ließ.
Die geographische Verbreitung der Pflanzen ist abhängig von den Klima-
ten. So auch hat der Druck der Atmosphäre einen auffallenden Einfluß auf die
Gestalt und das Leben der Gewächse. Dies Leben ist gleichsam nach außen ge-
richtet. Die Pflanzen leben hauptsächlich an der Oberfläche, daher ihre Abhängig-
keit von dem umgebenden Medium. – Eine Art Hautrespiration ist die
wichtigste Lebensfunction der Gewächse, und diese Respiration, in so fern sie
Verdampfen, Aushauchen von Flüssigkeiten ist, hängt vom Druck des Luftkrei-
ses ab. Daher sind die Alpengewächse aromatischer, daher sind sie behaarter,
mit zahlreichen Ausdünstungsgefäßen bedeckt. – Nicht die größere Wärme
verhindert ihr Gedeihen in den Ebnen, sondern weil die Respiration ihrer äußern
Integumente durch den vermehrten Barometerdruck gestört wird, und sie den
Lichtreiz entbehren, der auf den höhern Gebirgen so viel lebhafter einwirkt.
Die Vegetation der südlichen Erdhälfte, die eine pelagische, eine Wasser He-
misphäre genannt werden kann, ist auffallend verschieden von der, der nörd-
lichen. Die Schmalheit der gegen Süden pyramidalisch sich verengenden Continen-
te, begründet ein wahres Insel Klima: kühle Sommer, und milde Winter.
So wachsen Palmen und Farrenkräuter dem Pole näher, wie z. B. auf Van
Diemens Land, das einen mit Genf correspondirenden Breite Grad haben wird.
Zur Charakteristick der Pflanzen gehört es überhaupt, daß nicht alle über den
Erdball gleichmäßig vertheilt sind, sondern daß jeder Form ein bestimmter
Wohnplatz angewiesen ist. Gewiße Familien könnte man nordische, andere
wieder tropische nennen, wobei jedoch nicht zu verkennen ist, daß die Grän-
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Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt:
Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie.
Frankfurt a. M.: Insel.
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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 34v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/72>, abgerufen am 17.02.2025.
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