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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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der Sonne, und durch die Richtung der Bergketten, an deren Abhange sie
herabgleiten, vielfach modificirt werden, so führen auch die Strömungen
des tropfbaren Oceans, die wärmeren Wasser niedriger Breiten-Gra-
de
in die temperirte Zone. Ich erinnere hier nur an den Golphstrom,
der, die von den Passatwinden immer gleichförmig bewegten Wasser
des atlantischen Meeres gegen den vorstehenden Damm der Landenge
von Nicaragua treibt, sich gegen Guatimala und Yucatan nördlich wen-
dend, in dem Meerbusen von Mexico wirbelnd umhertreibt, durch den
Kanal von Bahama ausfließt, als ein Strom warmen Wassers erst
nordöstlich gegen die Bank von New-Foundland, dann südöstlich gegen die
Gruppe der Azoren sich hinbewegt, und vom Nordwinde begünstigt, Palmen-
früchte der Antillen, ja selbst lebendige Esquim[e]aux aus Ostgrönland mit
ihren ledernen Boten nach Irland, oder nach den Hebriden führt.

Diese erwärmten Aequatorialwasser erkälten sich so langsam, daß noch
in der Nähe von New-Foundland der Strom durch eine 3-4° höhere Tempe-
ratur sich auszeichnet, und daß selbst fliegende Fische, die nur in wärme-
ren Zonen existiren, mit den erwärmten Gewässern heraufkommen.

Wie nun hier von Süden her Wasser im atlantischen Ocean nörd-
lich geführt wird, so habe ich in dem Stillen Meere, und zwar in der süd-
lichen Hemisphäre, einen Strom erkannt, der längs dem Littoral von
Chili und Peru kälteres Wasser hoher Breiten unter die Wendekreise
führt. In diesem Strome habe ich bei dem Hafen Callao das Thermome-
ter bis auf 12°,4 sinken sehen, während außerhalb der Strömung bei

dem

der Sonne, und durch die Richtung der Bergketten, an deren Abhange sie
herabgleiten, vielfach modificirt werden, so führen auch die Strömungen
des tropfbaren Oceans, die wärmeren Wasser niedriger Breiten-Gra-
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in die temperirte Zone. Ich erinnere hier nur an den Golphstrom,
der, die von den Passatwinden immer gleichförmig bewegten Wasser
des atlantischen Meeres gegen den vorstehenden Damm der Landenge
von Nicaragua treibt, sich gegen Guatimala und Yucatan nördlich wen-
dend, in dem Meerbusen von Mexico wirbelnd umhertreibt, durch den
Kanal von Bahama ausfließt, als ein Strom warmen Wassers erst
nordöstlich gegen die Bank von New-Foundland, dann südöstlich gegen die
Gruppe der Azoren sich hinbewegt, und vom Nordwinde begünstigt, Palmen-
früchte der Antillen, ja selbst lebendige Esquim[e]aux aus Ostgrönland mit
ihren ledernen Boten nach Irland, oder nach den Hebriden führt.

Diese erwärmten Aequatorialwasser erkälten sich so langsam, daß noch
in der Nähe von New-Foundland der Strom durch eine 3–4° höhere Tempe-
ratur sich auszeichnet, und daß selbst fliegende Fische, die nur in wärme-
ren Zonen existiren, mit den erwärmten Gewässern heraufkommen.

Wie nun hier von Süden her Wasser im atlantischen Ocean nörd-
lich geführt wird, so habe ich in dem Stillen Meere, und zwar in der süd-
lichen Hemisphäre, einen Strom erkannt, der längs dem Littoral von
Chili und Peru kälteres Wasser hoher Breiten unter die Wendekreise
führt. In diesem Strome habe ich bei dem Hafen Callao das Thermome-
ter bis auf 12°,4 sinken sehen, während außerhalb der Strömung bei

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[29v/0062] der Sonne, und durch die Richtung der Bergketten, an deren Abhange sie herabgleiten, vielfach modificirt werden, so führen auch die Strömungen des tropfbaren Oceans, die wärmeren Wasser niedriger Breiten Gra- de in die temperirte Zone. Ich erinnere hier nur an den Golphstrom, der, die von den Passatwinden immer gleichförmig bewegten Wasser des atlantischen Meeres gegen den vorstehenden Damm der Landenge von Nicaragua treibt, sich gegen Guatimala und Yucatan nördlich wen- dend, in dem Meerbusen von Mexico wirbelnd umhertreibt, durch den Kanal von Bahama ausfließt, als ein Strom warmen Wassers erst nordöstlich gegen die Bank von New-Foundland, dann südöstlich gegen die Gruppe der Azoren sich hinbewegt, und vom Nordwinde begünstigt, Palmen- früchte der Antillen, ja selbst lebendige Esquimaux aus Ostgrönland mit ihren ledernen Boten nach Irland, oder nach den Hebriden führt. Diese erwärmten Aequatorialwasser erkälten sich so langsam, daß noch in der Nähe von New-Foundland der Strom durch eine 3–4° höhere Tempe- ratur sich auszeichnet, und daß selbst fliegende Fische, die nur in wärme- ren Zonen existiren, mit den erwärmten Gewässern heraufkommen. Wie nun hier von Süden her Wasser im atlantischen Ocean nörd- lich geführt wird, so habe ich in dem Stillen Meere, und zwar in der süd- lichen Hemisphäre, einen Strom erkannt, der längs dem Littoral von Chili und Peru kälteres Wasser hoher Breiten unter die Wendekreise führt. In diesem Strome habe ich bei dem Hafen Callao das Thermome- ter bis auf 12°,4 sinken sehen, während außerhalb der Strömung bei dem

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 29v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/62>, abgerufen am 27.11.2024.