entweder gar keine, oder eine von der unsrigen sehr verschiedene Atmosphäre zusprechen müssen. Wenn der Luftdruck auf der Erde, am Ufer des Mee- res einen Barometerstand von 28 Zoll hervorbringt, so würde derselbe auf dem Monde nur etwa 1/3 Linie betragen. Eben so müssen wir annehmen, daß auf dem Monde sich keine tropfbare Flüssigkeit befindet, wenigstens keine Meere. Denn da wir durch unsere Fernröhre im Stande sind, kleine Flä- chen auf dem Monde, etwa von der Größe wie Berlin, genau zu beobach- ten, so finden wir, daß auf demselben nirgend 2 Höhen sich gleich sind. Die EbnenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 60: "Ebene". auf dem Monde können daher keine Flüssigkeiten enthalten, die nach hydrostatischen Gesetzen ein Bestreben haben, sich au niveau zu setzen. Der Mond ist folglich höchst wahrscheinlich starr, wie die Aerolithen, ohne Luft und ohne Wasser. - Anders verhält es sich mit den übrigen Planeten, unter denen Jupiter und Saturn durch eine sichtbare parallele Zone ihre dich- tere Atmosphäre verrathen. Die Kometen scheinen dagegen ganz luftför- mige Gebilde, da selbst durch ihren Kern kleine Sterne erblickt werden können.
Was wir von der innern Beschaffenheit des planetarischen Körpers, den wir bewohnen, wissen, beruht auf sehr unsichern,Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 60: Komma fehlt. hypothetischen Vermuthun- gen. Denn wie gewagt sind die Schlüsse, die wir von den wenigen Fußen der uns bekannten Rinde, auf den Durchmesser der Erdmasse (1720 Mei- len zu 23,000') machen müssen!
Man glaubte früher annehmen zu können, daß Licht und Organismus in der engsten Verbindung stehenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 60: "stehe"., daß Licht zur Hervorbringung eines jeden
organischen
entweder gar keine, oder eine von der unsrigen sehr verschiedene Atmosphäre zusprechen müssen. Wenn der Luftdruck auf der Erde, am Ufer des Mee- res einen Barometerstand von 28 Zoll hervorbringt, so würde derselbe auf dem Monde nur etwa ⅓ Linie betragen. Eben so müssen wir annehmen, daß auf dem Monde sich keine tropfbare Flüssigkeit befindet, wenigstens keine Meere. Denn da wir durch unsere Fernröhre im Stande sind, kleine Flä- chen auf dem Monde, etwa von der Größe wie Berlin, genau zu beobach- ten, so finden wir, daß auf demselben nirgend 2 Höhen sich gleich sind. Die EbnenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 60: "Ebene". auf dem Monde können daher keine Flüssigkeiten enthalten, die nach hydrostatischen Gesetzen ein Bestreben haben, sich au niveau zu setzen. Der Mond ist folglich höchst wahrscheinlich starr, wie die Aerolithen, ohne Luft und ohne Wasser. – Anders verhält es sich mit den übrigen Planeten, unter denen Jupiter und Saturn durch eine sichtbare parallele Zone ihre dich- tere Atmosphäre verrathen. Die Kometen scheinen dagegen ganz luftför- mige Gebilde, da selbst durch ihren Kern kleine Sterne erblickt werden können.
Was wir von der innern Beschaffenheit des planetarischen Körpers, den wir bewohnen, wissen, beruht auf sehr unsichern,Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 60: Komma fehlt. hypothetischen Vermuthun- gen. Denn wie gewagt sind die Schlüsse, die wir von den wenigen Fußen der uns bekannten Rinde, auf den Durchmesser der Erdmasse (1720 Mei- len zu 23,000′) machen müssen!
Man glaubte früher annehmen zu können, daß Licht und Organismus in der engsten Verbindung stehenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 60: "stehe"., daß Licht zur Hervorbringung eines jeden
organischen
<TEI><text><body><divtype="session"n="3"><p><pbfacs="#f0023"n="10r"/>
entweder gar keine, oder eine von der unsrigen sehr verschiedene Atmosphäre<lb/>
zusprechen müssen. Wenn der Luftdruck auf der Erde, am Ufer des Mee-<lb/>
res einen Barometerstand von 28 Zoll hervorbringt, so würde derselbe auf dem<lb/>
Monde nur etwa ⅓ Linie betragen. Eben so müssen wir annehmen, daß<lb/>
auf dem Monde sich keine tropfbare Flüssigkeit befindet, wenigstens keine<lb/>
Meere. Denn da wir durch unsere Fernröhre im Stande sind, kleine Flä-<lb/>
chen auf dem Monde, etwa von der Größe wie <hirendition="#aq">Berlin</hi>, genau zu beobach-<lb/>
ten, so finden wir, daß auf demselben nirgend 2 Höhen sich gleich sind. Die<lb/>
Ebnen<noteresp="#CT"type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 60: "Ebene".</note> auf dem Monde können daher keine Flüssigkeiten enthalten, die<lb/>
nach hydrostatischen Gesetzen ein Bestreben haben, sich <hirendition="#aq">au niveau</hi> zu setzen.<lb/>
Der Mond ist folglich höchst wahrscheinlich starr, wie die Aerolithen, ohne Luft<lb/>
und ohne Wasser. – Anders verhält es sich mit den übrigen Planeten,<lb/>
unter denen <hirendition="#aq">Jupiter</hi> und <hirendition="#aq">Saturn</hi> durch eine sichtbare parallele Zone ihre dich-<lb/>
tere Atmosphäre verrathen. Die Kometen scheinen dagegen ganz luftför-<lb/>
mige Gebilde, da selbst durch ihren Kern kleine Sterne erblickt werden<lb/>
können.</p><lb/><p>Was wir von der innern Beschaffenheit des planetarischen Körpers, den<lb/>
wir bewohnen, wissen, beruht auf sehr unsichern,<noteresp="#CT"type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 60: Komma fehlt.</note> hypothetischen Vermuthun-<lb/>
gen. Denn wie gewagt sind die Schlüsse, die wir von den wenigen Fußen<lb/>
der uns bekannten Rinde, auf den Durchmesser der Erdmasse (1720 Mei-<lb/>
len zu 23,000′) machen müssen!</p><lb/><p>Man glaubte früher annehmen zu können, daß Licht und Organismus in<lb/>
der engsten Verbindung <choice><sic>stehe</sic><corrresp="#CT">stehen</corr></choice><noteresp="#CT"type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 60: "stehe".</note>, daß Licht zur Hervorbringung eines jeden<lb/><fwtype="catch"place="bottom">organischen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[10r/0023]
entweder gar keine, oder eine von der unsrigen sehr verschiedene Atmosphäre
zusprechen müssen. Wenn der Luftdruck auf der Erde, am Ufer des Mee-
res einen Barometerstand von 28 Zoll hervorbringt, so würde derselbe auf dem
Monde nur etwa ⅓ Linie betragen. Eben so müssen wir annehmen, daß
auf dem Monde sich keine tropfbare Flüssigkeit befindet, wenigstens keine
Meere. Denn da wir durch unsere Fernröhre im Stande sind, kleine Flä-
chen auf dem Monde, etwa von der Größe wie Berlin, genau zu beobach-
ten, so finden wir, daß auf demselben nirgend 2 Höhen sich gleich sind. Die
Ebnen auf dem Monde können daher keine Flüssigkeiten enthalten, die
nach hydrostatischen Gesetzen ein Bestreben haben, sich au niveau zu setzen.
Der Mond ist folglich höchst wahrscheinlich starr, wie die Aerolithen, ohne Luft
und ohne Wasser. – Anders verhält es sich mit den übrigen Planeten,
unter denen Jupiter und Saturn durch eine sichtbare parallele Zone ihre dich-
tere Atmosphäre verrathen. Die Kometen scheinen dagegen ganz luftför-
mige Gebilde, da selbst durch ihren Kern kleine Sterne erblickt werden
können.
Was wir von der innern Beschaffenheit des planetarischen Körpers, den
wir bewohnen, wissen, beruht auf sehr unsichern, hypothetischen Vermuthun-
gen. Denn wie gewagt sind die Schlüsse, die wir von den wenigen Fußen
der uns bekannten Rinde, auf den Durchmesser der Erdmasse (1720 Mei-
len zu 23,000′) machen müssen!
Man glaubte früher annehmen zu können, daß Licht und Organismus in
der engsten Verbindung stehen, daß Licht zur Hervorbringung eines jeden
organischen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in
Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt:
Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie.
Frankfurt a. M.: Insel.
anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß
dem DTA-Basisformat
kodiert.
Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an
der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen.
[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 10r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/23>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.