Extra-Ordinari Mittwochs Post-Zeitungen. Nr. 2880, Wien, 1698.Meudon vorgefallen/ vnd dessen Respect dardurch gekränckt worden; Auß Mante in Franckreich/ vom 10. Augusti. Nachdem wir/ seit dem 18. passato/ mehr nicht als 2. warme Täg ge- Nüsse/
Meudon vorgefallen/ vnd dessen Respect dardurch gekränckt worden; Auß Mante in Franckreich/ vom 10. Augusti. Nachdem wir/ seit dem 18. passato/ mehr nicht als 2. warme Täg ge- Nüsse/
<TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/> Meudon vorgefallen/ vnd dessen Respect dardurch gekränckt worden;<lb/> als sie nun deßwegen sich bey höchst-gedachtem Dauphin angemeldet/ hat<lb/> derselbe mit deß Königs Bewilligung/ den Gefangenen wieder auff freyen<lb/> Fuß stellen lassen. Die General Pachter haben vor den Platz von Vendo-<lb/> me/ allwo deß Königs Bildnuß hat sollen auffgerichtet werden/ mehr nicht<lb/> als 550000. Pfund geben wollen/ der König aber will nicht länger dar-<lb/> von reden hören/ sondern hat gesagt/ es wäre ihm mit Auffrichtung dieses<lb/> Bildnusses/ weilen es zu sehr nach dem Heydenthumb schmeckte/ nicht ge-<lb/> dienet/ vnd wurde es besser seyn/ die angefangene Arbeith wieder abzu-<lb/> brechen/ hingegen aber den Platz mit bequemen Wohnhäusern zu besetzen.<lb/> Mr. de Genes ist vor 14. Tagen an die See-Küsten abgereiset/ die Equip-<lb/> pirung der jenigen Schiff/ welche die neue West-Indische Compagnie nach<lb/> der Süder-See abschicken will/ zu beschleunigen. Der Marquis de Fero-<lb/> les/ Gouverneur der Colonien von Cajana in West-Indien/ hat anhero ge-<lb/> schrieben/ daß er 100. Meilen von dem Außfluß deß Amazonen-Strohms/<lb/> an dem Orth/ wo der Fluß Oravy in gedachten grossen Strohm fället/ ei-<lb/> nen grossen Strich Landes/ so mit Coffe-Bohnen besetzt/ entdecket habe/<lb/> worvon er einen grossen Vortheil zu ziehen hoffete.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head>Auß Mante in Franckreich/ vom 10. Augusti.</head><lb/> <p>Nachdem wir/ seit dem 18. passato/ mehr nicht als 2. warme Täg ge-<lb/> habt/ sahe man/ den 20. Nachmittags vmb 3. Uhr/ den Himmel auff eine<lb/> solche erschröckliche Weise sich verfinstern/ daß es jederman darüber angst<lb/> vnd bang wurde; das Gewölcke sahe grün/ blau/ violet/ roth und schwartz<lb/> durcheinander auß/ vnd war in einer so hefftigen Bewegung/ daß es nicht<lb/> eine halbe Viertel-Stunde einerley Strich behielte: denn die jenige Wolcken/<lb/> welche anfangs gegen Auffgang der Sonnen lieffen/ kamen gleich darauff<lb/> wieder gegen den Niedergang/ von dannen zogen sie gegen Mitternacht<lb/> vnd alsobald abermahl gegen Auffgang; vnter diesen Wolcken sahe man et-<lb/> liche/ welche nach dem Augenmaß biß auff 12. Schritt über der Erde hien-<lb/> gen/ vnd deroselben gleichsamb eine Sündfluth troheten/ bald aber wieder<lb/> empor stiegen; sie verursacheten einen starcken Schwefel-Geruch/ vnd eine<lb/> gantz ungewöhnliche kalte Lufft. Das Gewitter zog also biß auff andert-<lb/> halbe Stunden herumb/ ehe es sich außschüttete/ vnd war indessen die Lufft<lb/> fast lauter Feuer/ auch liessen die starcke Donnerschläge fast nicht eine Mi-<lb/> nute nach. Gegen 4. Uhr wurde es so finster/ daß man auff 30. Schritt<lb/> keinen Menschen mehr erkennen könnte/ welche Finsternuß durch den<lb/> grausamen Platz-Regen vermehret wurde; dieser Regen aber verwandel-<lb/> te sich bald in eine unbeschreibliche Menge Schlossen/ welche eine Viertel-<lb/> Stund lang anhielten; die kleinesten darvon waren so groß als welsche<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nüsse/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
Meudon vorgefallen/ vnd dessen Respect dardurch gekränckt worden;
als sie nun deßwegen sich bey höchst-gedachtem Dauphin angemeldet/ hat
derselbe mit deß Königs Bewilligung/ den Gefangenen wieder auff freyen
Fuß stellen lassen. Die General Pachter haben vor den Platz von Vendo-
me/ allwo deß Königs Bildnuß hat sollen auffgerichtet werden/ mehr nicht
als 550000. Pfund geben wollen/ der König aber will nicht länger dar-
von reden hören/ sondern hat gesagt/ es wäre ihm mit Auffrichtung dieses
Bildnusses/ weilen es zu sehr nach dem Heydenthumb schmeckte/ nicht ge-
dienet/ vnd wurde es besser seyn/ die angefangene Arbeith wieder abzu-
brechen/ hingegen aber den Platz mit bequemen Wohnhäusern zu besetzen.
Mr. de Genes ist vor 14. Tagen an die See-Küsten abgereiset/ die Equip-
pirung der jenigen Schiff/ welche die neue West-Indische Compagnie nach
der Süder-See abschicken will/ zu beschleunigen. Der Marquis de Fero-
les/ Gouverneur der Colonien von Cajana in West-Indien/ hat anhero ge-
schrieben/ daß er 100. Meilen von dem Außfluß deß Amazonen-Strohms/
an dem Orth/ wo der Fluß Oravy in gedachten grossen Strohm fället/ ei-
nen grossen Strich Landes/ so mit Coffe-Bohnen besetzt/ entdecket habe/
worvon er einen grossen Vortheil zu ziehen hoffete.
Auß Mante in Franckreich/ vom 10. Augusti.
Nachdem wir/ seit dem 18. passato/ mehr nicht als 2. warme Täg ge-
habt/ sahe man/ den 20. Nachmittags vmb 3. Uhr/ den Himmel auff eine
solche erschröckliche Weise sich verfinstern/ daß es jederman darüber angst
vnd bang wurde; das Gewölcke sahe grün/ blau/ violet/ roth und schwartz
durcheinander auß/ vnd war in einer so hefftigen Bewegung/ daß es nicht
eine halbe Viertel-Stunde einerley Strich behielte: denn die jenige Wolcken/
welche anfangs gegen Auffgang der Sonnen lieffen/ kamen gleich darauff
wieder gegen den Niedergang/ von dannen zogen sie gegen Mitternacht
vnd alsobald abermahl gegen Auffgang; vnter diesen Wolcken sahe man et-
liche/ welche nach dem Augenmaß biß auff 12. Schritt über der Erde hien-
gen/ vnd deroselben gleichsamb eine Sündfluth troheten/ bald aber wieder
empor stiegen; sie verursacheten einen starcken Schwefel-Geruch/ vnd eine
gantz ungewöhnliche kalte Lufft. Das Gewitter zog also biß auff andert-
halbe Stunden herumb/ ehe es sich außschüttete/ vnd war indessen die Lufft
fast lauter Feuer/ auch liessen die starcke Donnerschläge fast nicht eine Mi-
nute nach. Gegen 4. Uhr wurde es so finster/ daß man auff 30. Schritt
keinen Menschen mehr erkennen könnte/ welche Finsternuß durch den
grausamen Platz-Regen vermehret wurde; dieser Regen aber verwandel-
te sich bald in eine unbeschreibliche Menge Schlossen/ welche eine Viertel-
Stund lang anhielten; die kleinesten darvon waren so groß als welsche
Nüsse/
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Zitationshilfe: | Extra-Ordinari Mittwochs Post-Zeitungen. Nr. 2880, Wien, 1698, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mittwochspostzeitungen2880_1698/2>, abgerufen am 16.07.2024. |