[N. N.]: Das Meerwunder. In: ‚Dresdner Heldenbuch‘ (Heldenbuch des Kaspar von der Rhön). [s. l.], 1472, Bl. 193r–199v. Hrsg. und übersetzt von Anja Braun et al. Stuttgart, 2017.Vers 115
mir mein er genumen hot. Vers 116Und wirt sein Vers 118"Ach fraw, nun lat ewr senes clagn,Vers 119Do von do sol man nymant sagen, Vers 120Ir wurd der sach beczwungen. Vers 121Wolt ir, ich gib euch gut ge- leit, Vers 122Pis ir kumpt in ewr sicherheit. Vers 123Hot es euch mysselungen, Vers 124So secht euch fur- pas eben fur Vers 125Und tut nit mer spacziren Vers 126Allein für ewres hausses tur, Vers 127So pleibt ir wol pei wiren. Vers 128Das sol euch sein ein wa- rung gut Vers 129Und get nit furpas in den hag, Vers 130Ir wist den, das ir seit behut." Vers 131Die aussderwelte fraw gemeit Vers 132Der edel furste heim beleit Vers 133Pis an ir gut gewere. Vers 134Die fraw die was betrubet ser, Vers 135Wan sie gedacht wol an ir er, Vers 136Ir hercz das was ir schwere. Vers 137Das gunt mercken der ku- nck lobsan, Vers 138Das sie was ser betrübet. Vers 139Er sprach: "zart fraw, was ligt euch an, Vers 140Das ir in leit euch ubet? Vers 141Was pricht euch, was ist euch geschechen? Vers 142Die weil ir habt ge- Vers 115
mir mein er genumen hot. Vers 116Und wirt sein Vers 118„Ach fraw, nun lat ewr senes clagn,Vers 119Do von do sol man nymant sagen, Vers 120Ir wurd der sach beczwungen. Vers 121Wolt ir, ich gib euch gut ge- leit, Vers 122Pis ir kumpt in ewr sicherheit. Vers 123Hot es euch mysselungen, Vers 124So secht euch fur- pas eben fur Vers 125Und tut nit mer spacziren Vers 126Allein für ewres hausses tur, Vers 127So pleibt ir wol pei wiren. Vers 128Das sol euch sein ein wa- rung gut Vers 129Und get nit furpas in den hag, Vers 130Ir wist den, das ir seit behut.“ Vers 131Die aussderwelte fraw gemeit Vers 132Der edel furste heim beleit Vers 133Pis an ir gut gewere. Vers 134Die fraw die was betrubet ser, Vers 135Wan sie gedacht wol an ir er, Vers 136Ir hercz das was ir schwere. Vers 137Das gunt mercken der ku- nck lobsan, Vers 138Das sie was ser betrübet. Vers 139Er sprach: „zart fraw, was ligt euch an, Vers 140Das ir in leit euch ubet? Vers 141Was pricht euch, was ist euch geschechen? Vers 142Die weil ir habt ge- <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <lg n="9"> <l n="115"><pb facs="#f0008" corresp="https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/9933/404/" n="195r"/> mir mein er genumen hot.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Mein Leid und meine Schmerzen vermehrt. “</note></l> <l n="116">Und wirt sein<lb/> yn mein lieber her,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Erfährt davon mein lieber Gatte – “</note></l> <l n="117">Ich sprich fur war, so<lb/> stirbt er dot.“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ich sage es, wie es ist – so stirbt er.“ “</note></l> </lg> <lg n="10"> <l n="118">„Ach fraw, nun lat ewr senes<note resp="#textsource-1" type="editorial">senes zu adj. senec: ‚schmerzlich‘</note> clagn,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ach, meine Dame, nun lasst Euer schmerzerfülltes Klagen,“</note></l> <l n="119">Do von<lb/> do sol man nymant sagen,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Darüber soll man niemandem ein Wort sagen,“</note></l> <l n="120">Ir wurd der sach<lb/> beczwungen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „(Denn) Ihr wurdet vergewaltigt.“</note></l> <l n="121">Wolt ir, ich gib euch gut ge<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> leit,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Wenn Ihr es wünscht, dann gebe ich Euch sicheres Geleit,“</note></l> <l n="122">Pis ir kumpt in ewr sicherheit.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Bis Ihr (wieder) in euer Refugium gelangt.“</note></l> <l n="123">Hot<lb/> es euch mysselungen,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Wenn es Euch schlecht ergangen ist, “</note></l> <l n="124">So secht euch fur<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> pas eben fur<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „So seht Euch beim nächsten Mal sorgsam vor“</note></l> <l n="125">Und tut nit mer spacziren<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Und spaziert nicht mehr “</note></l><lb/> <l n="126">Allein für ewres hausses tur,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Allein vor der Tür Eures Hauses, “</note></l> <l n="127">So pleibt<lb/> ir wol pei wiren.<note resp="#textsource-1" type="editorial">wire wohl zu swf. wirde (dann Reimhärte?), evtl. nicht belegte Ableitung von wirekeit, stf. ‚Gesunderhaltung‘</note> <note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Dann bleibt Ihr gewiss unversehrt. “</note></l> <l n="128">Das sol euch sein ein wa<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> rung gut<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Dies soll Euch eine gute Maßregel sein: “</note></l> <l n="129">Und get nit furpas in den<lb/> hag,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Geht nicht weiter ins Grüne hinaus, “</note></l> <l n="130">Ir wist den, das ir seit behut.“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Außer Ihr wisst, dass Ihr behütet werdet.“</note></l> </lg> <lg n="11"> <l n="131">Die aussderwelte fraw gemeit<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Der adelige Fürst geleitete “</note></l> <l n="132">Der edel<lb/> furste heim beleit<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Die außerordentlich hübsche Dame “</note></l> <l n="133">Pis an ir gut gewere.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Bis an die Grenze ihres Anwesens nach Hause. “</note></l><lb/> <l n="134">Die fraw die was betrubet ser,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Die Dame war sehr betrübt, “</note></l> <l n="135">Wan sie<lb/> gedacht wol an ir er,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Denn sie dachte immerzu an ihre Ehre. “</note></l> <l n="136">Ir hercz das was<lb/> ir schwere.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ihr Herz wurde ihr schwer. “</note></l> <l n="137">Das gunt mercken der ku<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> nck lobsan,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Der lobenswerte König bemerkte, “</note></l> <l n="138">Das sie was ser betrübet.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Dass sie sehr betrübt war. “</note></l> <l n="139">Er<lb/> sprach: „zart fraw, was ligt euch an,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Er sprach: „Liebreizende Gattin, was bedrückt Euch, “</note></l> <l n="140">Das<lb/> ir in leit euch ubet?<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Dass Ihr Euch (so sehr) im Leid übt? “</note></l> <l n="141">Was pricht euch, was<lb/> ist euch geschechen?<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Was fehlt Euch, was ist Euch geschehen? “</note></l> <l n="142">Die weil ir habt ge<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [195r/0008]
mir mein er genumen hot. Und wirt sein
yn mein lieber her, Ich sprich fur war, so
stirbt er dot.“
„Ach fraw, nun lat ewr senes clagn, Do von
do sol man nymant sagen, Ir wurd der sach
beczwungen. Wolt ir, ich gib euch gut ge
leit, Pis ir kumpt in ewr sicherheit. Hot
es euch mysselungen, So secht euch fur
pas eben fur Und tut nit mer spacziren
Allein für ewres hausses tur, So pleibt
ir wol pei wiren. Das sol euch sein ein wa
rung gut Und get nit furpas in den
hag, Ir wist den, das ir seit behut.“
Die aussderwelte fraw gemeit Der edel
furste heim beleit Pis an ir gut gewere.
Die fraw die was betrubet ser, Wan sie
gedacht wol an ir er, Ir hercz das was
ir schwere. Das gunt mercken der ku
nck lobsan, Das sie was ser betrübet. Er
sprach: „zart fraw, was ligt euch an, Das
ir in leit euch ubet? Was pricht euch, was
ist euch geschechen? Die weil ir habt ge
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(2018-02-22T15:10:46Z)
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