[N. N.]: Das Meerwunder. In: ‚Dresdner Heldenbuch‘ (Heldenbuch des Kaspar von der Rhön). [s. l.], 1472, Bl. 193r–199v. Hrsg. und übersetzt von Anja Braun et al. Stuttgart, 2017.Vers 55
wilde. Vers 56Do schrey die fraw so wol getan: Vers 57"Helft Vers 66Do sprach die fraw gar wol getan: Vers 67"IchAch her, ich was in dissen tan Vers 68Durch kurzweil her gegan- gen. Vers 69Do kom ein graussamlicher degen, Vers 70Der hat gewalcz hie mit mir pflegen. Vers 71Mir wa- rt nie zeit so langen. Vers 72Nun hat euch got wol her gesant, Vers 73Es wer gewest mein ende! Vers 74Do ir komt, der teuffel verschwant Vers 75Von mir also behende. Vers 76Und wert ir mir zu trost nit kumen, Vers 77Ich mein, das teuffellische pild Vers 78Het mir mein leben gar genumen. Vers 79Des ist bekumert hie mein sin." Vers 80Er sprach: "wo ist der teuffel hin? Vers 81fur war, ich wolt euch rechen. Vers 82Und das ich in mocht kumen an, Vers 83Sein leben must er mir hie lan Vers 84Oder must mir meins prechen. Vers 85Nun sagt mir, werde Vers 55
wilde. Vers 56Do schrey die fraw so wol getan: Vers 57„Helft Vers 66Do sprach die fraw gar wol getan: Vers 67„IchAch her, ich was in dissen tan Vers 68Durch kurzweil her gegan- gen. Vers 69Do kom ein graussamlicher degen, Vers 70Der hat gewalcz hie mit mir pflegen. Vers 71Mir wa- rt nie zeit so langen. Vers 72Nun hat euch got wol her gesant, Vers 73Es wer gewest mein ende! Vers 74Do ir komt, der teuffel verschwant Vers 75Von mir also behende. Vers 76Und wert ir mir zu trost nit kumen, Vers 77Ich mein, das teuffellische pild Vers 78Het mir mein leben gar genumen. Vers 79Des ist bekumert hie mein sin.“ Vers 80Er sprach: „wo ist der teuffel hin? Vers 81fur war, ich wolt euch rechen. Vers 82Und das ich in mocht kumen an, Vers 83Sein leben must er mir hie lan Vers 84Oder must mir meins prechen. Vers 85Nun sagt mir, werde <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <lg n="5"> <l n="55"><pb facs="#f0006" corresp="https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/9933/402/" n="194r"/> wilde.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Nach Hirschen, Hirschkühen und anderem Wild gehen wollte.“</note></l> <l n="56">Do schrey die fraw so wol getan:<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Da schrie die schöne Dame:“</note></l> <l n="57">„Helft<lb/> mir, ir tugenthafter man,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Helft mir, Ihr rechtschaffener Mann,“</note></l> <l n="58">Hie von des teuffels<lb/> pilde!“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Dem Ebenbild des Teufels hier zu entkommen!“</note></l> <l n="59">Das merwunder hub sich darvon<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Das Meerungeheuer machte sich auf und davon“</note></l> <l n="60">Und<lb/> het sich schir verkrochen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Und hatte sich sogleich verkrochen.“</note></l> <l n="61">Do sprach der <choice><sic>fursch</sic><corr resp="#textsource-1">furst</corr></choice><lb/> so wol getan:<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Der vornehme Fürst sagte:“</note></l> <l n="62">„Fraw, was hat euch geprochen,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Edle Dame, was fehlt Euch,“</note></l><lb/> <l n="63">Das ir so iemerlichen schreit?<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Dass Ihr so erbärmlich klagt?“</note></l> <l n="64">Sagt mir ewr<lb/> not und all ewr clag.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Erzählt mir von Eurem Leid und all Eurer Not.“</note></l> <l n="65">Kan ich, ir wert von<lb/> mir gefreit.“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Wenn ich es kann, so errette ich Euch daraus.“</note></l> </lg> <lg n="6"> <l n="66">Do sprach die fraw gar wol getan:<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Da erwiderte die sehr schöne Dame:“</note></l> <l n="67">„<subst><del rendition="#ow">Ich</del><add place="across">Ach</add></subst> her, ich<lb/> was in dissen tan<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ach Herr, ich war in diesen Wald“</note></l> <l n="68">Durch <choice><sic>kurweil</sic><corr resp="#textsource-1">kurzweil</corr></choice> her gegan<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> gen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Gegangen, um mir die Zeit zu vertreiben.“</note></l> <l n="69">Do kom ein graussamlicher degen,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Da stürzte sich ein schreckliches Ungetüm auf mich,“</note></l> <l n="70">Der<lb/> hat gewalcz hie mit mir pflegen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Das mir hier Gewalt angetan hat.“</note></l> <l n="71">Mir wa<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> rt nie zeit so langen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Die Zeit schien mir still zu stehen.“</note></l> <l n="72">Nun hat euch got wol<lb/> her gesant,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Nun hat Gott Euch zur Rettung her gesandt,“</note></l> <l n="73">Es wer gewest mein ende!<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ansonsten wäre es mein Ende gewesen!“</note></l> <l n="74">Do ir<lb/><choice><sic>komp</sic><corr resp="#textsource-1">komt</corr></choice>, der teuffel verschwant<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Als Ihr aufgetaucht seid, ist der Teufel“</note></l> <l n="75">Von mir also<lb/> behende.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Schnell von mir geflüchtet.“</note></l> <l n="76">Und wert ir mir zu trost nit kumen,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Aber wenn Ihr mir nicht zu Hilfe gekommen wärt,“</note></l><lb/> <l n="77">Ich mein, das teuffellische pild<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Glaube ich, dass das teuflische Ungeheuer“</note></l> <l n="78">Het mir <choice><sic/><corr resp="#textsource-1">mein</corr></choice> leben<lb/> gar genumen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Mir das Leben genommen hätte.“</note></l> </lg> <lg n="7"> <l n="79">Des ist bekumert hie mein sin.“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Deshalb bin ich noch ganz betrübt.“</note></l> <l n="80">Er sprach:<lb/> „wo ist der teuffel hin?<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Er erwiderte: „Wo ist der Teufel denn hin?“</note></l> <l n="81">fur war, ich wolt euch<lb/> rechen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Wahrlich, ich möchte Euch rächen.“</note></l> <l n="82">Und das ich in mocht kumen an,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Falls ich ihn erwischen könnte,“</note></l><lb/> <l n="83">Sein leben must er mir hie lan<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Müsste entweder er sein Leben lassen“</note></l> <l n="84">Oder must<lb/> mir meins prechen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Oder mir meines nehmen.“</note></l> <l n="85">Nun sagt mir, werde<lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [194r/0006]
wilde. Do schrey die fraw so wol getan: „Helft
mir, ir tugenthafter man, Hie von des teuffels
pilde!“ Das merwunder hub sich darvon Und
het sich schir verkrochen. Do sprach der furst
so wol getan: „Fraw, was hat euch geprochen,
Das ir so iemerlichen schreit? Sagt mir ewr
not und all ewr clag. Kan ich, ir wert von
mir gefreit.“
Do sprach die fraw gar wol getan: „Ach her, ich
was in dissen tan Durch kurzweil her gegan
gen. Do kom ein graussamlicher degen, Der
hat gewalcz hie mit mir pflegen. Mir wa
rt nie zeit so langen. Nun hat euch got wol
her gesant, Es wer gewest mein ende! Do ir
komt, der teuffel verschwant Von mir also
behende. Und wert ir mir zu trost nit kumen,
Ich mein, das teuffellische pild Het mir mein leben
gar genumen.
Des ist bekumert hie mein sin.“ Er sprach:
„wo ist der teuffel hin? fur war, ich wolt euch
rechen. Und das ich in mocht kumen an,
Sein leben must er mir hie lan Oder must
mir meins prechen. Nun sagt mir, werde
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(2018-02-22T15:10:46Z)
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