[N. N.]: Das Meerwunder. In: ‚Dresdner Heldenbuch‘ (Heldenbuch des Kaspar von der Rhön). [s. l.], 1472, Bl. 193r–199v. Hrsg. und übersetzt von Anja Braun et al. Stuttgart, 2017.Vers 28
wer nahent gestorben dot Vers 29Wol von dem mere- Vers 40Die fraw gar nachent tot schlugbeleib, Vers 41Pis das der teuffel do vertreib Vers 42Sein lust do mit der frawen. Vers 43Sie sprach: "awe der grossen not! Vers 44Nun wolt ich lieber ligen dot Vers 45Den das ich hie sol schawen: Vers 46So gar ein ungehewres pild Vers 47Sol mir mein leib beczwingen. Vers 48O her, nun pis mein schirm und schilt, Vers 49Las mir nit misselingen! Vers 50Sol ich dem wessen untertan, Vers 51Der als ein te- uffel ist gestalt? Vers 52Nit lang ich das gedulden kan." Vers 53Do reit ein edel furst so her, Vers 54Der gunt iagen pei dem mer doVers 55Hirs, hinden und manck Vers 28
wer nahent gestorben dot Vers 29Wol von dem mere- Vers 40Die fraw gar nachent tot schlugbeleib, Vers 41Pis das der teuffel do vertreib Vers 42Sein lust do mit der frawen. Vers 43Sie sprach: „awe der grossen not! Vers 44Nun wolt ich lieber ligen dot Vers 45Den das ich hie sol schawen: Vers 46So gar ein ungehewres pild Vers 47Sol mir mein leib beczwingen. Vers 48O her, nun pis mein schirm und schilt, Vers 49Las mir nit misselingen! Vers 50Sol ich dem wessen untertan, Vers 51Der als ein te- uffel ist gestalt? Vers 52Nit lang ich das gedulden kan.“ Vers 53Do reit ein edel furst so her, Vers 54Der gunt iagen pei dem mer doVers 55Hirs, hinden und manck <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <lg n="3"> <l n="28"><pb facs="#f0005" n="193v" corresp="https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/9933/401/"/> wer nahent gestorben dot<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Das Meerungeheuer hätte sie “</note></l> <l n="29">Wol von dem mere<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> wunder.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Fast ums Leben gebracht.“</note></l> <l n="30">Er<note resp="#textsource-1" type="editorial">constructio ad sensum, da merwunder stn, das natürliche Geschlecht des Meerwunders aber männlich ist. Vgl. <ref target="#f0015">V. 243 [Bl. 198v]</ref>.</note> czwanck sie uber iren danck<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Es bezwang sie gegen ihren Willen,“</note></l> <l n="31">Und<lb/> das die fraw wart totlich kranck<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „So dass die Frau tödlich geschwächt wurde“</note></l> <l n="32">Von dem<lb/> graussamen kunder:<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Von dem grausamen Untier:“</note></l> <l n="33">Es het fus als ein fle<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> dermaus<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Es hatte Füße wie eine Fledermaus“</note></l> <l n="34">Und was rauch als ein pere,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Und war behaart wie ein Bär,“</note></l> <l n="35">Ging<lb/> aufgericht in hohem praus,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Es lief äußerst schnell auf zwei Beinen,“</note></l> <l n="36">Recht als es ein<lb/> mensch were.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ganz so, als wäre es ein Mensch.“</note></l> <l n="37">Es het augen nach falcken art,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Augen hatte es wie ein Falke,“</note></l><lb/> <l n="38">Sein maul was einer spane weit,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Sein Maul war eine Spanne breit, “</note></l> <l n="39">Uber sein pr<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> ust so ging sein part.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Über seine Brust hing ihm der Bart.“</note></l> </lg> <lg n="4"> <l n="40">Die fraw gar nachent tot <subst><del rendition="#s">schlug</del><add place="intralinear">beleib</add></subst>,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Die Frau blieb halbtot liegen,“</note></l> <l n="41">Pis<lb/> das der teuffel do vertreib<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Bis der Teufel seiner Lust “</note></l> <l n="42">Sein lust do mit der<lb/> frawen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „An der Dame Genüge getan hatte.“</note></l> <l n="43">Sie sprach: „awe der grossen not!<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Sie sagte: „Ach, welch große Not!“</note></l> <l n="44">Nun<lb/> wolt ich lieber ligen dot<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ich wäre lieber tot“</note></l> <l n="45">Den das ich hie sol<lb/> schawen:<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Als dies hier erleben zu müssen:“</note></l> <l n="46">So gar ein ungehewres pild<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ein derart monströses Wesen“</note></l> <l n="47">Sol<lb/> mir mein leib beczwingen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Soll mich (vollkommen) bezwingen.“</note></l> <l n="48">O her, nun pis<note resp="#textsource-1" type="editorial">pis zu wis: Imperativ Sg., stv.: ›Sei‹</note><lb/> mein schirm <choice><sic/><corr resp="#textsource-1">und</corr></choice><note resp="#textsource-1" type="editorial">und: Konjektur aus metrischen und inhaltlichen Gründen; <bibl><ref target="https://doi.org/10.1086/388433">Fuchs [1940]</ref></bibl>, <bibl><ref target="http://d-nb.info/979763177">Kofler [2006]</ref></bibl> verzichten auf Konjektur.</note> schilt,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ach Herr (und Gott), sei du nun mein Schirm und Schild,“</note></l> <l n="49">Las mir nit misselingen!<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Lass mir nichts Schlimmes widerfahren.“</note></l><lb/> <l n="50">Sol ich dem wessen untertan,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Muss ich demjenigen untertan sein, “</note></l> <l n="51">Der als ein te<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> uffel ist gestalt?<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Der wie ein Teufel aussieht?“</note></l> <l n="52">Nit lang ich das gedulden<lb/> kan.“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ich kann das nicht lange ertragen.“</note></l> </lg> <lg n="5"> <l n="53">Do reit ein edel furst so her,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Da kam (plötzlich) ein vornehmer Fürst herbeigeritten,“</note></l> <l n="54">Der g<unclear reason="illegible" cert="low" resp="#textsource-1">un</unclear>t<note resp="#textsource-1" type="editorial">Evtl. gomt</note> do<lb/> iagen pei dem mer<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Der dort an der Küste auf die Jagd “</note></l> <l n="55">Hirs, hinden und manck<lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [193v/0005]
wer nahent gestorben dot Wol von dem mere
wunder. Er czwanck sie uber iren danck Und
das die fraw wart totlich kranck Von dem
graussamen kunder: Es het fus als ein fle
dermaus Und was rauch als ein pere, Ging
aufgericht in hohem praus, Recht als es ein
mensch were. Es het augen nach falcken art,
Sein maul was einer spane weit, Uber sein pr
ust so ging sein part.
Die fraw gar nachent tot beleib, Pis
das der teuffel do vertreib Sein lust do mit der
frawen. Sie sprach: „awe der grossen not! Nun
wolt ich lieber ligen dot Den das ich hie sol
schawen: So gar ein ungehewres pild Sol
mir mein leib beczwingen. O her, nun pis
mein schirm und schilt, Las mir nit misselingen!
Sol ich dem wessen untertan, Der als ein te
uffel ist gestalt? Nit lang ich das gedulden
kan.“
Do reit ein edel furst so her, Der gunt do
iagen pei dem mer Hirs, hinden und manck
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(2018-02-22T15:10:46Z)
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