[N. N.]: Das Meerwunder. In: ‚Dresdner Heldenbuch‘ (Heldenbuch des Kaspar von der Rhön). [s. l.], 1472, Bl. 193r–199v. Hrsg. und übersetzt von Anja Braun et al. Stuttgart, 2017.Vers 343
sein syn, Vers 344Das wir das scheuchslich kunder Vers 352Er sprach: "zart fraw, so get so drat, Vers 353Do eu- ch der arg genotet hat, Vers 354So wil ich und mein sune Vers 355Verporgen ligen auch dopei. Vers 356Wir wollen trewlichen sten [...] euch frei, Vers 357Das er euch nichcz mag tune." Vers 358Die fraw legt an ir zirlich wat Vers 359Mit schonheit ma- nigfahfalde Vers 360Und ging dar zu des meres flut. Vers 361Das merwunder kom palde. Vers 362Do heten sich verporgen schon Vers 363Der vater und sein lieber sun; Vers 364Das merwunder in nit ent- ran. Vers 365Sie fingen do das merwunder. Vers 366Do spra- ch die edel fraw so her: Vers 367"Ich wil mich an ym rechen!" Vers 368Und sie nam ires heren schw- ert. Vers 369Sie sprach: "des han ich lang begert, Vers 370Das ich dich sol derstechen. Vers 371Du hast betr- Vers 343
sein syn, Vers 344Das wir das scheuchslich kunder Vers 352Er sprach: „zart fraw, so get so drat, Vers 353Do eu- ch der arg genotet hat, Vers 354So wil ich und mein sune Vers 355Verporgen ligen auch dopei. Vers 356Wir wollen trewlichen sten […] euch frei, Vers 357Das er euch nichcz mag tune.“ Vers 358Die fraw legt an ir zirlich wat Vers 359Mit schonheit ma- nigfahfalde Vers 360Und ging dar zu des meres flut. Vers 361Das merwunder kom palde. Vers 362Do heten sich verporgen schon Vers 363Der vater und sein lieber sun; Vers 364Das merwunder in nit ent- ran. Vers 365Sie fingen do das merwunder. Vers 366Do spra- ch die edel fraw so her: Vers 367„Ich wil mich an ym rechen!“ Vers 368Und sie nam ires heren schw- ert. Vers 369Sie sprach: „des han ich lang begert, Vers 370Das ich dich sol derstechen. Vers 371Du hast betr- <TEI> <text> <body> <div> <lg n="22"> <lg n="27"> <l n="343"><pb facs="#f0016" corresp="https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/9933/412/" n="199r"/> sein syn,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Wenn ihm immer noch der Sinn nach Euch stünde –“</note></l> <l n="344">Das wir das scheuchslich kunder<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „So dass wir das scheußliche Untier“</note></l><lb/> <l n="345">Auch mochten toten zu der stund,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ebenfalls bei dieser Gelegenheit töten könnten“</note></l> <l n="346">Und das<lb/> ir wurt gerochen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Und Ihr gerächt würdet.“</note></l> <l n="347">Dodurch so wurd mir<lb/><choice><sic/><corr resp="#textsource-1">freude</corr></choice><note resp="#textsource-1" type="editorial">Konjektur mit <bibl><ref target="http://d-nb.info/979763177">Kofler [2006]</ref></bibl></note> kunt<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Dadurch erführe ich Freude“</note></l> <l n="348">Und als mein leit zuprochen.“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Und all mein Leid verginge.“</note></l> <l n="349">Die fr<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> aw die sprach: „des weis ich nicht.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Die Dame antwortete: „Das weiß ich nicht.“</note></l> <l n="350">Ich tu was<lb/> ir gepitet,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ich werde tun, was Ihr gebietet,“</note></l> <l n="351">Was mir halt darumb gesch<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> icht.“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Was immer mir dadurch geschieht.“</note></l> </lg> <lg n="28"> <l n="352">Er sprach: „zart fraw, so get so drat,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Er sprach: „Anmutige Dame, so geht sogleich dorthin, “</note></l> <l n="353">Do eu<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> ch der arg genotet hat,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Wo Euch der Furchtbare in Not gebracht hat,“</note></l> <l n="354">So wil ich und<lb/> mein sune<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „So wollen ich und mein Sohn uns “</note></l> <l n="355">Verporgen ligen auch dopei.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Auch dort verstecken.“</note></l><lb/> <l n="356">Wir wollen trewlichen sten <choice><sic>p</sic><corr resp="#textsource-1"/></choice> euch frei,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Wir werden Euch treu zur Seite stehen,“</note></l><lb/> <l n="357">Das er euch nichcz mag tune.“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „So dass er Euch nichts tun kann.“</note></l> <l n="358">Die fraw<lb/> legt an ir zirlich wat<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Die Dame legte ihr hübsches Gewand an,“</note></l> <l n="359">Mit schonheit ma<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> nig<del rendition="#s">fah</del>falde<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Vielfältig schön geziert,“</note></l> <l n="360">Und ging dar zu des meres<lb/> flut.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Und ging zum Meer.“</note></l> <l n="361">Das merwunder kom palde.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Das Meerwunder erschien kurz darauf.“</note></l> <l n="362">Do heten<lb/> sich verporgen schon<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Da hatten sich“</note></l> <l n="363">Der vater und sein<lb/> lieber sun;<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Der Vater und sein lieber Sohn bereits verborgen;“</note></l> <l n="364">Das merwunder in nit ent<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> ran.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Das Meerwunder entrann ihnen nicht.“</note></l> </lg> <lg n="29"> <l n="365">Sie fingen do das merwunder.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Sie überwältigten da das Meerwunder.“</note></l> <l n="366">Do spra<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> ch die edel fraw so her:<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Da sprach die edle, äußerst vornehme Dame:“</note></l> <l n="367">„Ich wil mich an<lb/> ym rechen!“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ich will mich an ihm rächen!“</note></l> <l n="368">Und sie nam ires heren schw<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> ert.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Und sie nahm das Schwert ihres Gatten.“</note></l> <l n="369">Sie sprach: „des han ich lang begert,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Sie sprach: „Das habe ich mir lange gewünscht,“</note></l><lb/> <l n="370">Das ich dich sol derstechen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Dass ich dich erstechen werde.“</note></l> <l n="371">Du hast betr<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [199r/0016]
sein syn, Das wir das scheuchslich kunder
Auch mochten toten zu der stund, Und das
ir wurt gerochen. Dodurch so wurd mir
freude kunt Und als mein leit zuprochen.“ Die fr
aw die sprach: „des weis ich nicht. Ich tu was
ir gepitet, Was mir halt darumb gesch
icht.“
Er sprach: „zart fraw, so get so drat, Do eu
ch der arg genotet hat, So wil ich und
mein sune Verporgen ligen auch dopei.
Wir wollen trewlichen sten euch frei,
Das er euch nichcz mag tune.“ Die fraw
legt an ir zirlich wat Mit schonheit ma
nigfalde Und ging dar zu des meres
flut. Das merwunder kom palde. Do heten
sich verporgen schon Der vater und sein
lieber sun; Das merwunder in nit ent
ran.
Sie fingen do das merwunder. Do spra
ch die edel fraw so her: „Ich wil mich an
ym rechen!“ Und sie nam ires heren schw
ert. Sie sprach: „des han ich lang begert,
Das ich dich sol derstechen. Du hast betr
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(2018-02-22T15:10:46Z)
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