[N. N.]: Das Meerwunder. In: ‚Dresdner Heldenbuch‘ (Heldenbuch des Kaspar von der Rhön). [s. l.], 1472, Bl. 193r–199v. Hrsg. und übersetzt von Anja Braun et al. Stuttgart, 2017.Vers 315
bt ir in enpfangen? Vers 316Das sagt uns sicherlichen Vers 326Der kung der sprach: "trawt frawe mein, Vers 327Das sol euch gar vergeben sein, Vers 328Seit ir sein wurt beczwungen. Vers 329Nun sagt mir, ob es euch zym, Vers 330Und wie ir kumen seit von ym Vers 331Und do es euch mislungen?" Vers 332"Ich sach ew sicherlich fur war: Vers 333Ein her der gunt herczichen. Vers 334Ich ruft in an mit noten gar, Vers 335Das merwunder gunt flichen. Vers 336Der her der half mir do aus not Vers 337Und tet mich heim beleiten. Vers 338Des sol ym ymer dancken got." Vers 339"Ir ausderwelte fraw so fein, Vers 340Und mocht es noch pei leben sein, Vers 341Das selbig merewunder, Vers 342So wolt senden ich eu- ch do hin, Vers 343Ob noch zu euch ym stund Vers 315
bt ir in enpfangen? Vers 316Das sagt uns sicherlichen Vers 326Der kung der sprach: „trawt frawe mein, Vers 327Das sol euch gar vergeben sein, Vers 328Seit ir sein wurt beczwungen. Vers 329Nun sagt mir, ob es euch zym, Vers 330Und wie ir kumen seit von ym Vers 331Und do es euch mislungen?“ Vers 332„Ich sach ew sicherlich fur war: Vers 333Ein her der gunt herczichen. Vers 334Ich ruft in an mit noten gar, Vers 335Das merwunder gunt flichen. Vers 336Der her der half mir do aus not Vers 337Und tet mich heim beleiten. Vers 338Des sol ym ymer dancken got.“ Vers 339„Ir ausderwelte fraw so fein, Vers 340Und mocht es noch pei leben sein, Vers 341Das selbig merewunder, Vers 342So wolt senden ich eu- ch do hin, Vers 343Ob noch zu euch ym stund <TEI> <text> <body> <div> <lg n="22"> <lg n="25"> <l n="315"><pb facs="#f0015" corresp="https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/9933/411/" n="198v"/> bt ir in enpfangen?<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Wie habt Ihr ihn empfangen?“</note></l> <l n="316">Das sagt uns sicherlichen<lb/> eben,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Das erzählt uns ganz genau,“</note></l> <l n="317">Es sol euch alles sein vergeben,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Es soll Euch alles vergeben sein,“</note></l> <l n="318">Ob ir het<lb/> myssegangen.“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Solltet Ihr einen Fehltritt getan haben.“</note></l> <l n="319">Die fraw die sprach: „mein<lb/> lieber her,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Die Dame antwortete: „Mein lieber Herr,“</note></l> <l n="320">Last mich pei ewrer hulde!<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Lasst mich in Eurer Huld!“</note></l> <l n="321">Ich gy<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> nng spacziren nit gar fer,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ich bin spazieren gegangen, nicht zu weit,“</note></l> <l n="322">Do durch kom<lb/> ich in schulde.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Dadurch habe ich mich schuldig gemacht.“</note></l> <l n="323">Do fing mich also graussam<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> lich<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Da fing mich aufs grausamste“</note></l> <l n="324">Ein schewchssliches merwunder<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ein scheußliches Meerwunder “</note></l> <l n="325">Und<lb/> das det ser beczwingen mich.“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Und es vergewaltigte mich (äußerst) brutal.“</note></l> </lg> <lg n="26"> <l n="326">Der kung der sprach: „trawt frawe mein,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Der König sprach: „Meine geliebte Ehefrau,“</note></l><lb/> <l n="327">Das sol euch gar vergeben sein,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Das soll Euch gänzlich vergeben sein,“</note></l> <l n="328">Seit ir<lb/> sein wurt beczwungen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Da Ihr dazu gezwungen worden seid.“</note></l> <l n="329">Nun sagt mir,<lb/> ob <add place="superlinear">es</add> euch zym,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Jetzt erzählt mir, wenn es Euch beliebt,“</note></l> <l n="330">Und wie ir kumen seit von<lb/> ym<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Wie Ihr ihm entkommen seid,“</note></l> <l n="331">Und do es euch mislungen?“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Als Euch das Unglück zugestoßen ist?“</note></l> <l n="332">„Ich sach<lb/> ew<note resp="#textsource-1" type="editorial"><bibl><ref target="https://doi.org/10.1086/388433">Fuchs [1940]</ref></bibl>, <bibl><ref target="http://d-nb.info/979763177">Kofler [2006]</ref></bibl> lesen: ein</note> sicherlich fur war:<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ich sage Euch die volle Wahrheit:“</note></l> <l n="333">Ein her der gunt<lb/> herczichen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ein Edelmann kam vorbeigeritten.“</note></l> <l n="334">Ich ruft in an mit noten<lb/> gar,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ich rief ihn an in großer Not;“</note></l> <l n="335">Das merwunder gunt flichen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Das Meerwunder machte sich auf und davon.“</note></l> <l n="336">Der<lb/> her der half mir do aus not<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Der Herr hat mir da aus der Not geholfen“</note></l> <l n="337">Und tet<lb/> mich heim beleiten.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Und mich nach Hause begleitet.“</note></l> <l n="338">Des sol ym ymer<lb/> dancken got.“<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Das soll ihm Gott immer danken.“ “</note></l> </lg> <lg n="27"> <l n="339">„Ir ausderwelte fraw so fein,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Ihr ausgesprochen schöne Dame,“</note></l> <l n="340">Und<lb/> mocht es noch pei leben sein,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Wenn es noch am Leben wäre,“</note></l> <l n="341">Das selbig<lb/> merewunder,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „Dieses Meerwunder,“</note></l> <l n="342">So wolt senden ich eu<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/> ch do hin,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: „So wollte ich Euch dahin schicken –“</note></l> <l n="343">Ob noch zu euch ym stund<lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [198v/0015]
bt ir in enpfangen? Das sagt uns sicherlichen
eben, Es sol euch alles sein vergeben, Ob ir het
myssegangen.“ Die fraw die sprach: „mein
lieber her, Last mich pei ewrer hulde! Ich gy
nng spacziren nit gar fer, Do durch kom
ich in schulde. Do fing mich also graussam
lich Ein schewchssliches merwunder Und
das det ser beczwingen mich.“
Der kung der sprach: „trawt frawe mein,
Das sol euch gar vergeben sein, Seit ir
sein wurt beczwungen. Nun sagt mir,
ob es euch zym, Und wie ir kumen seit von
ym Und do es euch mislungen?“ „Ich sach
ew sicherlich fur war: Ein her der gunt
herczichen. Ich ruft in an mit noten
gar, Das merwunder gunt flichen. Der
her der half mir do aus not Und tet
mich heim beleiten. Des sol ym ymer
dancken got.“
„Ir ausderwelte fraw so fein, Und
mocht es noch pei leben sein, Das selbig
merewunder, So wolt senden ich eu
ch do hin, Ob noch zu euch ym stund
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(2018-02-22T15:10:46Z)
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