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Marburger Zeitung. Nr. 91, Marburg, 30.07.1912.

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Nr. 91, 30. Juli 1912 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

zogen die Wehrmänner selbst die Spritze den drei-
viertel Stunden weiten Weg. Dann kam die Spritze
des ärarischen Fohlenhofes bei Kranichsfeld mit
Militärmannschaft; den Marburgern folgte die
Feuerwehr von Pobersch mit ihrem Wehrhaupt-
manne Herrn Zaff. Der Brand entstand aus bis-
her unbekannter Ursache im rückwärtigen Trakt des
Wirtschaftsgebäudes des Besitzer Johann Mari-
nitsch,
Hausnummer 59, griff sodann über auf
das Haus des Besitzers Georg Sagadin, dann
auf das Haus des Besitzers Franz Pivec und
schließlich auf den Besitz des Keuschlers Franz Osi-
mitsch,
der ebenfalls gänzlich eingeäschert wurde.
Im Dorfe war, als der Brand ausbrach, von der
männlichen Bevölkerung außer einigen, die noch an
den Folgen des Sonntags-Schnapsrausches litten,
fast niemand anwesend; alles war weit draußen auf
den Feldern und so konnten die Flammen unge-
hindert ihr Werk verrichten, was ihnen auch, da die
Julihitze alles ausgedörrt hatte, gründlich gelang. Der
Oberlehrer von Dobrofzen war der erste, welcher an
das Rettungswerk ging, soweit noch etwas zu retten
war. Als endlich die Feuerwehren kamen, weigerten
sich die Leute, die Wehren durch Pumpen zu unter-
stützen. Als der Gendarmeriewachtmeister Virgil
Pinter vom Posten Kranichsfeld erschien und die
müßig stehenden Bauerntöchter zum Pumpen an-
hielt, antworteten diese slowenisch, daß sie das nichts
angehe, daß dafür die Feuerwehr da sei! Erst unter
Aufwendung aller Energie gelang es ihm, die Leute
zum Pumpen zu bringen; wenn er sich aber einer
anderen Stelle des Brandherdes zuwandte, waren
die Leute schon wieder fort. Als die Marburger
Feuerwehr unter dem Kommando des Zugsführers
Günther eingetroffen war, erregten die Leistungen
ihrer Kernreuterschen Landdampspritze (Maschinist
Dr. Schmiderer d. J.) mit ihren drei Strahl-
rohren allgemeine Bewunderung. Das Wasser zog
sie aus einem unweit gelegenen Teiche. Den ver-
einten Bemühungen der Feuerwehren gelang es
schließlich, den Brand auf die erwähnten Objekte
einzuschränken; wäre aber die Windrichtung eine
andere gewesen, so wäre, bevor noch alle Wehren
versammelt waren, das ganze Dorf in Flammen
aufgegangen. Der Schaden beträgt bei Marinitsch
6000, bei Sagadin 6000, bei P[i]vec 5000 und bei
Osimitsch 2500 Kronen. Bis auf Sagadin, der bei
der Slavia versichert ist, sind alle versichert bei der
Wechselseitigen in Graz, doch soll die Versicherungs-
summe niedriger sein, als der Schaden. Der Keuschler
Osimitsch konnte nichts retten, als sein Leben und
die Kleider, die er am Leibe trug; auch 92 Kronen
Bargeld sind ihm verbrannt. Wie durch ein Wunder
konnten die drei Kinder aus dem brennenden Hause
gerettet werden; ihre Mutter hatte schon verzweifelt
nach ihren im brennenden Hause befindlichen Kin-
dern geschrien und sie als verloren betrachtet. Außer
dem genannten Wachtmeister hatten sich am Brand-
platze auch eingefunden Bezirkswachtmeister Hahne
aus Marburg, ferners die Gendarmeriewachtmeister
Mülleret und Novacan aus Kötsch, Drame
aus Brunndorf und Magditsch aus Marburg.
Um dreiviertel 7 Uhr waren die Löschungs- und
Sicherungsarbeiten beendet und die wackeren Feuer-
wehren konnten wieder nach Hause fahren. Die
Marburger Wehr langte um viertel 10 Uhr abends
im Rüsthause ein.

Trauung.

Gestern fand in Graz die Trau-
ung des Herrn Dr. Adolf Bittersmann,
Professor an der Lehrerbildungsanstalt in Graz,
mit Frl. Carola Scharnagel, Lehrerin an der-
selben Anstalt, statt. Als Trauzeugen fungierten
Herr Josef Kuderna, k. u. k. Oberstleutnant,
und Ingenieur Oskar Scharnagl, Bauadjunkt
der k. k. priv. Südbahn in Marburg.

Elektrisierung der Strecke Marburg
-- Unterdrauburg.

Gestern hat der Zivil-
ingenieur Herr Theodor Schenkel im Auftrage des
Eisenbahnministeriums mit den Trassierungsarbeiten
für die Elektrisierung der Strecke Marburg--Unter-
drauburg begonnen. Die Arbeiten werden drei
Tage dauern und ein Projekt liefern, das dann
einer eingehenden Überprüfung auf seine Durch-
führbarkeit vom finanziellen Standpunkte aus
unterzogen wird.

Fischsterben in der Drau.

Obwohl
das am 12. Juli erfolgte Fischsterben in der Drau
durch die Erhebungen des Fischereibezirkvereines
und der städtischen Sicherheitswache hinreichend
aufgeklärt erscheint (Vergiftung durch eine große
Menge aus der Freundschen Lederei stammenden
Schwefelnatrium), sah sich der Fischereibezirksverein
dennoch veranlaßt, die Ursache klar und einwand-
[Spaltenumbruch] frei durch die sogenannte biologische Methode fest-
stellen zu lassen. Diese besteht darin, daß ober-
und unterhalb der verdächtigen Zuflüsse (Gasanstalt,
Lederei- und Schlachthausabwässer, Kanäle usw.)
das Drauwasser auf das Vorhandensein der nor-
malen Kleintierwelt untersucht wird. In jedem
reinen Fließwasser findet sich nämlich an und unter
Steinen, an Holz usw. eine reiche Kleintierwelt
von Insektenlarven (Eintagsfliegen, Köcherfliegen,
Mücken usw.), Schlammwürmern, Flohkrebsen und
verwandten Krustazeen, die -- ebenso empfindlich,
wie Fische -- durch Wasserverunreinigung sofort
zugrunde geht. Wenn also oberhalb einer bestimmten
Kanal- oder Bachmündung diese Kleintierfauna
normal erhalten und unterhalb derselben vernichtet
ist, so ist damit bewiesen, daß einmal in jüngster
Zeit oder andauernd durch den Kanal oder Bach
Giftstoffe in den Fluß entleert wurden. Die Unter-
suchung wurde durch den über Veranlassung und
auf Kosten des Fischereibezirksvereines berufenen
Vorstand der Abteilung 7 der k. k. landwirtschaftlich
chemischen Versuchsstation in Wien, Dr. E. Neres-
heimer, am 19. Juli d. J. in exakter Weise durch-
geführt und hat auf Grund des heute eingelangten
Gutachtens, wie zu erwarten war, einwandfrei
ergeben, daß die das Fischsterben verursachende
Giftwelle aus dem Abwasserkanal der Freundschen
Lederfabrik stammte.

Neue Statthaltereiräte.

Den Bezirks-
hauptleuten Dr. Adam Weiß v. Schleußen-
burg
in Marburg und Dr. Viktor Negbauer
in Graz wurde der Titel und Charakter von Statt-
haltereiräten verliehen.

Gewölbebrand in der Tegetthoffstraße.

Am 28. d. M., gegen 2 Uhr früh wurde im Ver-
kaufsgewölbe des Kaufmannes Herrn Karl Haber
in der Tegetthoffstraße 39 ein Brand entdeckt. Das
Feuer hatte bereits eine größere Ausdehnung ange-
nommen, dennoch konnte der Brand von herbei-
geeilten Leuten gelöscht werden, so daß die ausge-
rückte Feuerwehr keinen Anlaß zum Eingreifen hatte.
Der durch den Brand entstandene Schaden beträgt
mehrere Tausend Kronen, weil außer den verbrannten
Waren und der Gewölbeeinrichtung ein großer Teil
von Spezerei und Viktualien unbrauchbar gemacht
wurde. Über die Entstehungsursache des Brandes
ist nichts Bestimmtes bekannt. Der Schade ist durch
Versicherung gedekt. -- Bemerkt sei noch, daß die
Feuerwehr deshalb zu spät kam, weil in der tele-
phonischen Leitung der Sicherheitswache eine Stö-
rung unterlaufen war, so daß die Wehr trotz wieder-
holten Aufläutens nicht verständigt werden konnte;
erst als ein Sicherheitswachmann mit dem Rade
zur Feuerwehr kam, konnte diese vom Brande ver-
ständigt werden, worauf sie sofort mit dem Stadt-
universalgerät ausrückte.

Gewalttaten gemeingefährlicher Dra-
goner.

In der Nacht zum Montag kamen fünf
Dragoner des fünften Dragonerregimentes in das
Gasthaus des Franz Kuster in der Bankalarigasse
und suchten alsbald ohne jeden Grund mit den
anderen Gästen Streit. Als sie der Gastwirt zur
Ruhe ermahnte, hob der Dragoner Johann Barth
den Tisch auf, so daß alle darauf gestandenen
Gläser umfielen. Zur Zahlung aufgefordert, ergriff
einer der Dragoner einen Sessel und hieb auf den
Tisch, so daß mehrere Gläser etc. in Trümmer gingen.
Als die Dragoner aus dem Gastzimmer hinaus-
gedrängt worden waren, wurde die Türe von innen
zugehalten. Nun ging die Schlacht los. Mit ge-
zogenen Säbeln hieben die Dragoner auf die Türe
ein. Ein Dragoner schleuderte ein leeres Bierfaß
gegen die Tür, so daß beide Türfüllungen heraus-
brachen. Nun flüchteten sich die übrigen Gäste ins
Extrazimmer und durch die Fenster auf die Gasse.
Daraufhin kamen die Dragoner auf die Gasse, hieben
mit den Säbeln auf die mit Holzjalousien geschlossenen
Fenster, zertrümmerten Fensterscheiben und Jalousien.
Sodann zogen sie gegen die Stadt. Von einem
Wachmann eingeholt, flüchteten drei, während zwei
Dragoner in die Kavalleriekaserne geführt wurden.

Fohlenmärkte in Pettau.

Um den Käufern
von Fohlen das kostspielige und zeitraubende Hausieren
in den hiesigen zerstreuten Ortschaften zu ersparen
und ihnen einen Überblick über das im Pettauer
Bezirke vorhandene Fohlenmaterial zu verschaffen,
hat die Stadt Pettau vier Fohlenmärkte eingeführt
und zwar am 5. August, 3. September, 1. Oktober
und 5. November d. J. Die Fohlenzüchter bringen
diesen Märkten großes Interesse entgegen und da
im Jahre 1911 ungefähr 1000 Stuten des Bezirkes
Pettau mit schweren belgischen Hengsten belegt
wurden, so ist anzunehmen, daß die Beschickung gut
[Spaltenumbruch] sein wird. Die Herren Fohlenkäufer werden auf die
genannten vier Fohlenmärkte aufmerksam gemacht.

In der Drau ertrunken.

Aus Salden-
hofen wird gemeldet: Am 28. d. nachmittags ritt
der 20jährige Knecht Gottfried Pokersnik des
Josef Hölbl die Pferde in die Drau, um sie zu
waschen. Er geriet an einer tiefen Stelle in einen
Wirbel, wurde von den Wellen erfaßt und fort-
gerissen. Die Pferde kamen an das Ufer; die
Leiche des Knechtes wurde nicht gefunden.

Verunglückter Kutscher.

Sonntag bezechte
sich der Kutscher eines Privatgespanns in Pößnitz
derart, daß er seiner Pferde, als er der Stadt zu
fuhr, nicht mehr Herr werden konnte. Diese jagten
in wildem Laufe die Straße entlang und sprangen
schließlich, da sie vor einem Zuge scheuten, unver-
sehens zur Seite. Durch den plötzlichen Stoß wurde
der Kutscher herabgeschleudert und, da er die Zügel
um den Leib geschlungen hatte, etliche zwanzig
Schritte weit geschleift, wobei er auch einige Male
am Haupte durch Hufschläge getroffen wurde. Einige
Ausflüger brachten das Gespann zum Stehen und
befreiten den schwerverwundeten Mann aus seiner
Lage. Es gelang auch, dessen Wohnort zu erfahren,
worauf ihn einige von ihnen nach Hause brachten.
Der rasch herbeigerufene Arzt brachte ihm die erste
Hilfe und veranlaßte die Überführung in das Kran-
kenhaus.




Aus dem Gerichtssaale.
Wilde Rauferei.

In dem Gasthause der
Maria Terstenjak in St. Georgen an der Stainz
weilten am 28. April eine Anzahl slowenischer
Burschen. Beim Verlassen des Gasthauses kam es,
anscheinend ohne Grund, zu der üblichen Rauferei.
Der Anton Kolbl wollte den Franz Roschmann
angreifen; dieser warf ihn jedoch derart zu Boden,
daß Kolbl einen ausgedehnten Bluterguß an der
Außenseite des rechten Unterschenkels im Sprung-
gelenke, eine Muskel- und Sehnenzerrung und höchst-
wahrscheinlich auch einen Bruch des rechten Waden-
beines erlitt. Mittlerweile eilte Martin Sovec dem
Kolbl zu Hilfe, ergriff einen Ziegel und wollte da-
mit den Roschmann auf den Kopf schlagen, während
Alois Stuhec Partei für Roschmann ergriff.
Roschmann wollte nun fliehen; Sovec aber zog sein
Messer und wollte damit den Roschmann stechen,
traf aber statt diesen den Stuhec, als sich dieser
gerade bückte, um den Rock des Roschmann vom
Boden aufzuheben; das Messer drang dem Stuhec
in die linke Rückenhälfte. Roschmann und Sovec
waren heute des Verbrechens der schweren körper-
lichen Beschädigung angeklagt; Sovec verantwortet
sich mit Volltrunkenheit; er wurde heute zu vier,
Roschmann zu zwei Monaten schweren Kerker ver-
urteilt.




[irrelevantes Material]
Nr. 91, 30. Juli 1912 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

zogen die Wehrmänner ſelbſt die Spritze den drei-
viertel Stunden weiten Weg. Dann kam die Spritze
des ärariſchen Fohlenhofes bei Kranichsfeld mit
Militärmannſchaft; den Marburgern folgte die
Feuerwehr von Poberſch mit ihrem Wehrhaupt-
manne Herrn Zaff. Der Brand entſtand aus bis-
her unbekannter Urſache im rückwärtigen Trakt des
Wirtſchaftsgebäudes des Beſitzer Johann Mari-
nitſch,
Hausnummer 59, griff ſodann über auf
das Haus des Beſitzers Georg Sagadin, dann
auf das Haus des Beſitzers Franz Pivec und
ſchließlich auf den Beſitz des Keuſchlers Franz Oſi-
mitſch,
der ebenfalls gänzlich eingeäſchert wurde.
Im Dorfe war, als der Brand ausbrach, von der
männlichen Bevölkerung außer einigen, die noch an
den Folgen des Sonntags-Schnapsrauſches litten,
faſt niemand anweſend; alles war weit draußen auf
den Feldern und ſo konnten die Flammen unge-
hindert ihr Werk verrichten, was ihnen auch, da die
Julihitze alles ausgedörrt hatte, gründlich gelang. Der
Oberlehrer von Dobrofzen war der erſte, welcher an
das Rettungswerk ging, ſoweit noch etwas zu retten
war. Als endlich die Feuerwehren kamen, weigerten
ſich die Leute, die Wehren durch Pumpen zu unter-
ſtützen. Als der Gendarmeriewachtmeiſter Virgil
Pinter vom Poſten Kranichsfeld erſchien und die
müßig ſtehenden Bauerntöchter zum Pumpen an-
hielt, antworteten dieſe ſloweniſch, daß ſie das nichts
angehe, daß dafür die Feuerwehr da ſei! Erſt unter
Aufwendung aller Energie gelang es ihm, die Leute
zum Pumpen zu bringen; wenn er ſich aber einer
anderen Stelle des Brandherdes zuwandte, waren
die Leute ſchon wieder fort. Als die Marburger
Feuerwehr unter dem Kommando des Zugsführers
Günther eingetroffen war, erregten die Leiſtungen
ihrer Kernreuterſchen Landdampſpritze (Maſchiniſt
Dr. Schmiderer d. J.) mit ihren drei Strahl-
rohren allgemeine Bewunderung. Das Waſſer zog
ſie aus einem unweit gelegenen Teiche. Den ver-
einten Bemühungen der Feuerwehren gelang es
ſchließlich, den Brand auf die erwähnten Objekte
einzuſchränken; wäre aber die Windrichtung eine
andere geweſen, ſo wäre, bevor noch alle Wehren
verſammelt waren, das ganze Dorf in Flammen
aufgegangen. Der Schaden beträgt bei Marinitſch
6000, bei Sagadin 6000, bei P[i]vec 5000 und bei
Oſimitſch 2500 Kronen. Bis auf Sagadin, der bei
der Slavia verſichert iſt, ſind alle verſichert bei der
Wechſelſeitigen in Graz, doch ſoll die Verſicherungs-
ſumme niedriger ſein, als der Schaden. Der Keuſchler
Oſimitſch konnte nichts retten, als ſein Leben und
die Kleider, die er am Leibe trug; auch 92 Kronen
Bargeld ſind ihm verbrannt. Wie durch ein Wunder
konnten die drei Kinder aus dem brennenden Hauſe
gerettet werden; ihre Mutter hatte ſchon verzweifelt
nach ihren im brennenden Hauſe befindlichen Kin-
dern geſchrien und ſie als verloren betrachtet. Außer
dem genannten Wachtmeiſter hatten ſich am Brand-
platze auch eingefunden Bezirkswachtmeiſter Hahne
aus Marburg, ferners die Gendarmeriewachtmeiſter
Mülleret und Novacan aus Kötſch, Drame
aus Brunndorf und Magditſch aus Marburg.
Um dreiviertel 7 Uhr waren die Löſchungs- und
Sicherungsarbeiten beendet und die wackeren Feuer-
wehren konnten wieder nach Hauſe fahren. Die
Marburger Wehr langte um viertel 10 Uhr abends
im Rüſthauſe ein.

Trauung.

Geſtern fand in Graz die Trau-
ung des Herrn Dr. Adolf Bittersmann,
Profeſſor an der Lehrerbildungsanſtalt in Graz,
mit Frl. Carola Scharnagel, Lehrerin an der-
ſelben Anſtalt, ſtatt. Als Trauzeugen fungierten
Herr Joſef Kuderna, k. u. k. Oberſtleutnant,
und Ingenieur Oskar Scharnagl, Bauadjunkt
der k. k. priv. Südbahn in Marburg.

Elektriſierung der Strecke Marburg
— Unterdrauburg.

Geſtern hat der Zivil-
ingenieur Herr Theodor Schenkel im Auftrage des
Eiſenbahnminiſteriums mit den Traſſierungsarbeiten
für die Elektriſierung der Strecke Marburg—Unter-
drauburg begonnen. Die Arbeiten werden drei
Tage dauern und ein Projekt liefern, das dann
einer eingehenden Überprüfung auf ſeine Durch-
führbarkeit vom finanziellen Standpunkte aus
unterzogen wird.

Fiſchſterben in der Drau.

Obwohl
das am 12. Juli erfolgte Fiſchſterben in der Drau
durch die Erhebungen des Fiſchereibezirkvereines
und der ſtädtiſchen Sicherheitswache hinreichend
aufgeklärt erſcheint (Vergiftung durch eine große
Menge aus der Freundſchen Lederei ſtammenden
Schwefelnatrium), ſah ſich der Fiſchereibezirksverein
dennoch veranlaßt, die Urſache klar und einwand-
[Spaltenumbruch] frei durch die ſogenannte biologiſche Methode feſt-
ſtellen zu laſſen. Dieſe beſteht darin, daß ober-
und unterhalb der verdächtigen Zuflüſſe (Gasanſtalt,
Lederei- und Schlachthausabwäſſer, Kanäle uſw.)
das Drauwaſſer auf das Vorhandenſein der nor-
malen Kleintierwelt unterſucht wird. In jedem
reinen Fließwaſſer findet ſich nämlich an und unter
Steinen, an Holz uſw. eine reiche Kleintierwelt
von Inſektenlarven (Eintagsfliegen, Köcherfliegen,
Mücken uſw.), Schlammwürmern, Flohkrebſen und
verwandten Kruſtazeen, die — ebenſo empfindlich,
wie Fiſche — durch Waſſerverunreinigung ſofort
zugrunde geht. Wenn alſo oberhalb einer beſtimmten
Kanal- oder Bachmündung dieſe Kleintierfauna
normal erhalten und unterhalb derſelben vernichtet
iſt, ſo iſt damit bewieſen, daß einmal in jüngſter
Zeit oder andauernd durch den Kanal oder Bach
Giftſtoffe in den Fluß entleert wurden. Die Unter-
ſuchung wurde durch den über Veranlaſſung und
auf Koſten des Fiſchereibezirksvereines berufenen
Vorſtand der Abteilung 7 der k. k. landwirtſchaftlich
chemiſchen Verſuchsſtation in Wien, Dr. E. Neres-
heimer, am 19. Juli d. J. in exakter Weiſe durch-
geführt und hat auf Grund des heute eingelangten
Gutachtens, wie zu erwarten war, einwandfrei
ergeben, daß die das Fiſchſterben verurſachende
Giftwelle aus dem Abwaſſerkanal der Freundſchen
Lederfabrik ſtammte.

Neue Statthaltereiräte.

Den Bezirks-
hauptleuten Dr. Adam Weiß v. Schleußen-
burg
in Marburg und Dr. Viktor Negbauer
in Graz wurde der Titel und Charakter von Statt-
haltereiräten verliehen.

Gewölbebrand in der Tegetthoffſtraße.

Am 28. d. M., gegen 2 Uhr früh wurde im Ver-
kaufsgewölbe des Kaufmannes Herrn Karl Haber
in der Tegetthoffſtraße 39 ein Brand entdeckt. Das
Feuer hatte bereits eine größere Ausdehnung ange-
nommen, dennoch konnte der Brand von herbei-
geeilten Leuten gelöſcht werden, ſo daß die ausge-
rückte Feuerwehr keinen Anlaß zum Eingreifen hatte.
Der durch den Brand entſtandene Schaden beträgt
mehrere Tauſend Kronen, weil außer den verbrannten
Waren und der Gewölbeeinrichtung ein großer Teil
von Spezerei und Viktualien unbrauchbar gemacht
wurde. Über die Entſtehungsurſache des Brandes
iſt nichts Beſtimmtes bekannt. Der Schade iſt durch
Verſicherung gedekt. — Bemerkt ſei noch, daß die
Feuerwehr deshalb zu ſpät kam, weil in der tele-
phoniſchen Leitung der Sicherheitswache eine Stö-
rung unterlaufen war, ſo daß die Wehr trotz wieder-
holten Aufläutens nicht verſtändigt werden konnte;
erſt als ein Sicherheitswachmann mit dem Rade
zur Feuerwehr kam, konnte dieſe vom Brande ver-
ſtändigt werden, worauf ſie ſofort mit dem Stadt-
univerſalgerät ausrückte.

Gewalttaten gemeingefährlicher Dra-
goner.

In der Nacht zum Montag kamen fünf
Dragoner des fünften Dragonerregimentes in das
Gaſthaus des Franz Kuſter in der Bankalarigaſſe
und ſuchten alsbald ohne jeden Grund mit den
anderen Gäſten Streit. Als ſie der Gaſtwirt zur
Ruhe ermahnte, hob der Dragoner Johann Barth
den Tiſch auf, ſo daß alle darauf geſtandenen
Gläſer umfielen. Zur Zahlung aufgefordert, ergriff
einer der Dragoner einen Seſſel und hieb auf den
Tiſch, ſo daß mehrere Gläſer ꝛc. in Trümmer gingen.
Als die Dragoner aus dem Gaſtzimmer hinaus-
gedrängt worden waren, wurde die Türe von innen
zugehalten. Nun ging die Schlacht los. Mit ge-
zogenen Säbeln hieben die Dragoner auf die Türe
ein. Ein Dragoner ſchleuderte ein leeres Bierfaß
gegen die Tür, ſo daß beide Türfüllungen heraus-
brachen. Nun flüchteten ſich die übrigen Gäſte ins
Extrazimmer und durch die Fenſter auf die Gaſſe.
Daraufhin kamen die Dragoner auf die Gaſſe, hieben
mit den Säbeln auf die mit Holzjalouſien geſchloſſenen
Fenſter, zertrümmerten Fenſterſcheiben und Jalouſien.
Sodann zogen ſie gegen die Stadt. Von einem
Wachmann eingeholt, flüchteten drei, während zwei
Dragoner in die Kavalleriekaſerne geführt wurden.

Fohlenmärkte in Pettau.

Um den Käufern
von Fohlen das koſtſpielige und zeitraubende Hauſieren
in den hieſigen zerſtreuten Ortſchaften zu erſparen
und ihnen einen Überblick über das im Pettauer
Bezirke vorhandene Fohlenmaterial zu verſchaffen,
hat die Stadt Pettau vier Fohlenmärkte eingeführt
und zwar am 5. Auguſt, 3. September, 1. Oktober
und 5. November d. J. Die Fohlenzüchter bringen
dieſen Märkten großes Intereſſe entgegen und da
im Jahre 1911 ungefähr 1000 Stuten des Bezirkes
Pettau mit ſchweren belgiſchen Hengſten belegt
wurden, ſo iſt anzunehmen, daß die Beſchickung gut
[Spaltenumbruch] ſein wird. Die Herren Fohlenkäufer werden auf die
genannten vier Fohlenmärkte aufmerkſam gemacht.

In der Drau ertrunken.

Aus Salden-
hofen wird gemeldet: Am 28. d. nachmittags ritt
der 20jährige Knecht Gottfried Pokersnik des
Joſef Hölbl die Pferde in die Drau, um ſie zu
waſchen. Er geriet an einer tiefen Stelle in einen
Wirbel, wurde von den Wellen erfaßt und fort-
geriſſen. Die Pferde kamen an das Ufer; die
Leiche des Knechtes wurde nicht gefunden.

Verunglückter Kutſcher.

Sonntag bezechte
ſich der Kutſcher eines Privatgeſpanns in Pößnitz
derart, daß er ſeiner Pferde, als er der Stadt zu
fuhr, nicht mehr Herr werden konnte. Dieſe jagten
in wildem Laufe die Straße entlang und ſprangen
ſchließlich, da ſie vor einem Zuge ſcheuten, unver-
ſehens zur Seite. Durch den plötzlichen Stoß wurde
der Kutſcher herabgeſchleudert und, da er die Zügel
um den Leib geſchlungen hatte, etliche zwanzig
Schritte weit geſchleift, wobei er auch einige Male
am Haupte durch Hufſchläge getroffen wurde. Einige
Ausflüger brachten das Geſpann zum Stehen und
befreiten den ſchwerverwundeten Mann aus ſeiner
Lage. Es gelang auch, deſſen Wohnort zu erfahren,
worauf ihn einige von ihnen nach Hauſe brachten.
Der raſch herbeigerufene Arzt brachte ihm die erſte
Hilfe und veranlaßte die Überführung in das Kran-
kenhaus.




Aus dem Gerichtsſaale.
Wilde Rauferei.

In dem Gaſthauſe der
Maria Terſtenjak in St. Georgen an der Stainz
weilten am 28. April eine Anzahl ſloweniſcher
Burſchen. Beim Verlaſſen des Gaſthauſes kam es,
anſcheinend ohne Grund, zu der üblichen Rauferei.
Der Anton Kolbl wollte den Franz Roſchmann
angreifen; dieſer warf ihn jedoch derart zu Boden,
daß Kolbl einen ausgedehnten Bluterguß an der
Außenſeite des rechten Unterſchenkels im Sprung-
gelenke, eine Muskel- und Sehnenzerrung und höchſt-
wahrſcheinlich auch einen Bruch des rechten Waden-
beines erlitt. Mittlerweile eilte Martin Sovec dem
Kolbl zu Hilfe, ergriff einen Ziegel und wollte da-
mit den Roſchmann auf den Kopf ſchlagen, während
Alois Stuhec Partei für Roſchmann ergriff.
Roſchmann wollte nun fliehen; Sovec aber zog ſein
Meſſer und wollte damit den Roſchmann ſtechen,
traf aber ſtatt dieſen den Stuhec, als ſich dieſer
gerade bückte, um den Rock des Roſchmann vom
Boden aufzuheben; das Meſſer drang dem Stuhec
in die linke Rückenhälfte. Roſchmann und Sovec
waren heute des Verbrechens der ſchweren körper-
lichen Beſchädigung angeklagt; Sovec verantwortet
ſich mit Volltrunkenheit; er wurde heute zu vier,
Roſchmann zu zwei Monaten ſchweren Kerker ver-
urteilt.




[irrelevantes Material]
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[5/0005] Nr. 91, 30. Juli 1912 Marburger Zeitung zogen die Wehrmänner ſelbſt die Spritze den drei- viertel Stunden weiten Weg. Dann kam die Spritze des ärariſchen Fohlenhofes bei Kranichsfeld mit Militärmannſchaft; den Marburgern folgte die Feuerwehr von Poberſch mit ihrem Wehrhaupt- manne Herrn Zaff. Der Brand entſtand aus bis- her unbekannter Urſache im rückwärtigen Trakt des Wirtſchaftsgebäudes des Beſitzer Johann Mari- nitſch, Hausnummer 59, griff ſodann über auf das Haus des Beſitzers Georg Sagadin, dann auf das Haus des Beſitzers Franz Pivec und ſchließlich auf den Beſitz des Keuſchlers Franz Oſi- mitſch, der ebenfalls gänzlich eingeäſchert wurde. Im Dorfe war, als der Brand ausbrach, von der männlichen Bevölkerung außer einigen, die noch an den Folgen des Sonntags-Schnapsrauſches litten, faſt niemand anweſend; alles war weit draußen auf den Feldern und ſo konnten die Flammen unge- hindert ihr Werk verrichten, was ihnen auch, da die Julihitze alles ausgedörrt hatte, gründlich gelang. Der Oberlehrer von Dobrofzen war der erſte, welcher an das Rettungswerk ging, ſoweit noch etwas zu retten war. Als endlich die Feuerwehren kamen, weigerten ſich die Leute, die Wehren durch Pumpen zu unter- ſtützen. Als der Gendarmeriewachtmeiſter Virgil Pinter vom Poſten Kranichsfeld erſchien und die müßig ſtehenden Bauerntöchter zum Pumpen an- hielt, antworteten dieſe ſloweniſch, daß ſie das nichts angehe, daß dafür die Feuerwehr da ſei! Erſt unter Aufwendung aller Energie gelang es ihm, die Leute zum Pumpen zu bringen; wenn er ſich aber einer anderen Stelle des Brandherdes zuwandte, waren die Leute ſchon wieder fort. Als die Marburger Feuerwehr unter dem Kommando des Zugsführers Günther eingetroffen war, erregten die Leiſtungen ihrer Kernreuterſchen Landdampſpritze (Maſchiniſt Dr. Schmiderer d. J.) mit ihren drei Strahl- rohren allgemeine Bewunderung. Das Waſſer zog ſie aus einem unweit gelegenen Teiche. Den ver- einten Bemühungen der Feuerwehren gelang es ſchließlich, den Brand auf die erwähnten Objekte einzuſchränken; wäre aber die Windrichtung eine andere geweſen, ſo wäre, bevor noch alle Wehren verſammelt waren, das ganze Dorf in Flammen aufgegangen. Der Schaden beträgt bei Marinitſch 6000, bei Sagadin 6000, bei Pivec 5000 und bei Oſimitſch 2500 Kronen. Bis auf Sagadin, der bei der Slavia verſichert iſt, ſind alle verſichert bei der Wechſelſeitigen in Graz, doch ſoll die Verſicherungs- ſumme niedriger ſein, als der Schaden. Der Keuſchler Oſimitſch konnte nichts retten, als ſein Leben und die Kleider, die er am Leibe trug; auch 92 Kronen Bargeld ſind ihm verbrannt. Wie durch ein Wunder konnten die drei Kinder aus dem brennenden Hauſe gerettet werden; ihre Mutter hatte ſchon verzweifelt nach ihren im brennenden Hauſe befindlichen Kin- dern geſchrien und ſie als verloren betrachtet. Außer dem genannten Wachtmeiſter hatten ſich am Brand- platze auch eingefunden Bezirkswachtmeiſter Hahne aus Marburg, ferners die Gendarmeriewachtmeiſter Mülleret und Novacan aus Kötſch, Drame aus Brunndorf und Magditſch aus Marburg. Um dreiviertel 7 Uhr waren die Löſchungs- und Sicherungsarbeiten beendet und die wackeren Feuer- wehren konnten wieder nach Hauſe fahren. Die Marburger Wehr langte um viertel 10 Uhr abends im Rüſthauſe ein. Trauung. Geſtern fand in Graz die Trau- ung des Herrn Dr. Adolf Bittersmann, Profeſſor an der Lehrerbildungsanſtalt in Graz, mit Frl. Carola Scharnagel, Lehrerin an der- ſelben Anſtalt, ſtatt. Als Trauzeugen fungierten Herr Joſef Kuderna, k. u. k. Oberſtleutnant, und Ingenieur Oskar Scharnagl, Bauadjunkt der k. k. priv. Südbahn in Marburg. Elektriſierung der Strecke Marburg — Unterdrauburg. Geſtern hat der Zivil- ingenieur Herr Theodor Schenkel im Auftrage des Eiſenbahnminiſteriums mit den Traſſierungsarbeiten für die Elektriſierung der Strecke Marburg—Unter- drauburg begonnen. Die Arbeiten werden drei Tage dauern und ein Projekt liefern, das dann einer eingehenden Überprüfung auf ſeine Durch- führbarkeit vom finanziellen Standpunkte aus unterzogen wird. Fiſchſterben in der Drau. Obwohl das am 12. Juli erfolgte Fiſchſterben in der Drau durch die Erhebungen des Fiſchereibezirkvereines und der ſtädtiſchen Sicherheitswache hinreichend aufgeklärt erſcheint (Vergiftung durch eine große Menge aus der Freundſchen Lederei ſtammenden Schwefelnatrium), ſah ſich der Fiſchereibezirksverein dennoch veranlaßt, die Urſache klar und einwand- frei durch die ſogenannte biologiſche Methode feſt- ſtellen zu laſſen. Dieſe beſteht darin, daß ober- und unterhalb der verdächtigen Zuflüſſe (Gasanſtalt, Lederei- und Schlachthausabwäſſer, Kanäle uſw.) das Drauwaſſer auf das Vorhandenſein der nor- malen Kleintierwelt unterſucht wird. In jedem reinen Fließwaſſer findet ſich nämlich an und unter Steinen, an Holz uſw. eine reiche Kleintierwelt von Inſektenlarven (Eintagsfliegen, Köcherfliegen, Mücken uſw.), Schlammwürmern, Flohkrebſen und verwandten Kruſtazeen, die — ebenſo empfindlich, wie Fiſche — durch Waſſerverunreinigung ſofort zugrunde geht. Wenn alſo oberhalb einer beſtimmten Kanal- oder Bachmündung dieſe Kleintierfauna normal erhalten und unterhalb derſelben vernichtet iſt, ſo iſt damit bewieſen, daß einmal in jüngſter Zeit oder andauernd durch den Kanal oder Bach Giftſtoffe in den Fluß entleert wurden. Die Unter- ſuchung wurde durch den über Veranlaſſung und auf Koſten des Fiſchereibezirksvereines berufenen Vorſtand der Abteilung 7 der k. k. landwirtſchaftlich chemiſchen Verſuchsſtation in Wien, Dr. E. Neres- heimer, am 19. Juli d. J. in exakter Weiſe durch- geführt und hat auf Grund des heute eingelangten Gutachtens, wie zu erwarten war, einwandfrei ergeben, daß die das Fiſchſterben verurſachende Giftwelle aus dem Abwaſſerkanal der Freundſchen Lederfabrik ſtammte. Neue Statthaltereiräte. Den Bezirks- hauptleuten Dr. Adam Weiß v. Schleußen- burg in Marburg und Dr. Viktor Negbauer in Graz wurde der Titel und Charakter von Statt- haltereiräten verliehen. Gewölbebrand in der Tegetthoffſtraße. Am 28. d. M., gegen 2 Uhr früh wurde im Ver- kaufsgewölbe des Kaufmannes Herrn Karl Haber in der Tegetthoffſtraße 39 ein Brand entdeckt. Das Feuer hatte bereits eine größere Ausdehnung ange- nommen, dennoch konnte der Brand von herbei- geeilten Leuten gelöſcht werden, ſo daß die ausge- rückte Feuerwehr keinen Anlaß zum Eingreifen hatte. Der durch den Brand entſtandene Schaden beträgt mehrere Tauſend Kronen, weil außer den verbrannten Waren und der Gewölbeeinrichtung ein großer Teil von Spezerei und Viktualien unbrauchbar gemacht wurde. Über die Entſtehungsurſache des Brandes iſt nichts Beſtimmtes bekannt. Der Schade iſt durch Verſicherung gedekt. — Bemerkt ſei noch, daß die Feuerwehr deshalb zu ſpät kam, weil in der tele- phoniſchen Leitung der Sicherheitswache eine Stö- rung unterlaufen war, ſo daß die Wehr trotz wieder- holten Aufläutens nicht verſtändigt werden konnte; erſt als ein Sicherheitswachmann mit dem Rade zur Feuerwehr kam, konnte dieſe vom Brande ver- ſtändigt werden, worauf ſie ſofort mit dem Stadt- univerſalgerät ausrückte. Gewalttaten gemeingefährlicher Dra- goner. In der Nacht zum Montag kamen fünf Dragoner des fünften Dragonerregimentes in das Gaſthaus des Franz Kuſter in der Bankalarigaſſe und ſuchten alsbald ohne jeden Grund mit den anderen Gäſten Streit. Als ſie der Gaſtwirt zur Ruhe ermahnte, hob der Dragoner Johann Barth den Tiſch auf, ſo daß alle darauf geſtandenen Gläſer umfielen. Zur Zahlung aufgefordert, ergriff einer der Dragoner einen Seſſel und hieb auf den Tiſch, ſo daß mehrere Gläſer ꝛc. in Trümmer gingen. Als die Dragoner aus dem Gaſtzimmer hinaus- gedrängt worden waren, wurde die Türe von innen zugehalten. Nun ging die Schlacht los. Mit ge- zogenen Säbeln hieben die Dragoner auf die Türe ein. Ein Dragoner ſchleuderte ein leeres Bierfaß gegen die Tür, ſo daß beide Türfüllungen heraus- brachen. Nun flüchteten ſich die übrigen Gäſte ins Extrazimmer und durch die Fenſter auf die Gaſſe. Daraufhin kamen die Dragoner auf die Gaſſe, hieben mit den Säbeln auf die mit Holzjalouſien geſchloſſenen Fenſter, zertrümmerten Fenſterſcheiben und Jalouſien. Sodann zogen ſie gegen die Stadt. Von einem Wachmann eingeholt, flüchteten drei, während zwei Dragoner in die Kavalleriekaſerne geführt wurden. Fohlenmärkte in Pettau. Um den Käufern von Fohlen das koſtſpielige und zeitraubende Hauſieren in den hieſigen zerſtreuten Ortſchaften zu erſparen und ihnen einen Überblick über das im Pettauer Bezirke vorhandene Fohlenmaterial zu verſchaffen, hat die Stadt Pettau vier Fohlenmärkte eingeführt und zwar am 5. Auguſt, 3. September, 1. Oktober und 5. November d. J. Die Fohlenzüchter bringen dieſen Märkten großes Intereſſe entgegen und da im Jahre 1911 ungefähr 1000 Stuten des Bezirkes Pettau mit ſchweren belgiſchen Hengſten belegt wurden, ſo iſt anzunehmen, daß die Beſchickung gut ſein wird. Die Herren Fohlenkäufer werden auf die genannten vier Fohlenmärkte aufmerkſam gemacht. In der Drau ertrunken. Aus Salden- hofen wird gemeldet: Am 28. d. nachmittags ritt der 20jährige Knecht Gottfried Pokersnik des Joſef Hölbl die Pferde in die Drau, um ſie zu waſchen. Er geriet an einer tiefen Stelle in einen Wirbel, wurde von den Wellen erfaßt und fort- geriſſen. Die Pferde kamen an das Ufer; die Leiche des Knechtes wurde nicht gefunden. Verunglückter Kutſcher. Sonntag bezechte ſich der Kutſcher eines Privatgeſpanns in Pößnitz derart, daß er ſeiner Pferde, als er der Stadt zu fuhr, nicht mehr Herr werden konnte. Dieſe jagten in wildem Laufe die Straße entlang und ſprangen ſchließlich, da ſie vor einem Zuge ſcheuten, unver- ſehens zur Seite. Durch den plötzlichen Stoß wurde der Kutſcher herabgeſchleudert und, da er die Zügel um den Leib geſchlungen hatte, etliche zwanzig Schritte weit geſchleift, wobei er auch einige Male am Haupte durch Hufſchläge getroffen wurde. Einige Ausflüger brachten das Geſpann zum Stehen und befreiten den ſchwerverwundeten Mann aus ſeiner Lage. Es gelang auch, deſſen Wohnort zu erfahren, worauf ihn einige von ihnen nach Hauſe brachten. Der raſch herbeigerufene Arzt brachte ihm die erſte Hilfe und veranlaßte die Überführung in das Kran- kenhaus. Aus dem Gerichtsſaale. Wilde Rauferei. In dem Gaſthauſe der Maria Terſtenjak in St. Georgen an der Stainz weilten am 28. April eine Anzahl ſloweniſcher Burſchen. Beim Verlaſſen des Gaſthauſes kam es, anſcheinend ohne Grund, zu der üblichen Rauferei. Der Anton Kolbl wollte den Franz Roſchmann angreifen; dieſer warf ihn jedoch derart zu Boden, daß Kolbl einen ausgedehnten Bluterguß an der Außenſeite des rechten Unterſchenkels im Sprung- gelenke, eine Muskel- und Sehnenzerrung und höchſt- wahrſcheinlich auch einen Bruch des rechten Waden- beines erlitt. Mittlerweile eilte Martin Sovec dem Kolbl zu Hilfe, ergriff einen Ziegel und wollte da- mit den Roſchmann auf den Kopf ſchlagen, während Alois Stuhec Partei für Roſchmann ergriff. Roſchmann wollte nun fliehen; Sovec aber zog ſein Meſſer und wollte damit den Roſchmann ſtechen, traf aber ſtatt dieſen den Stuhec, als ſich dieſer gerade bückte, um den Rock des Roſchmann vom Boden aufzuheben; das Meſſer drang dem Stuhec in die linke Rückenhälfte. Roſchmann und Sovec waren heute des Verbrechens der ſchweren körper- lichen Beſchädigung angeklagt; Sovec verantwortet ſich mit Volltrunkenheit; er wurde heute zu vier, Roſchmann zu zwei Monaten ſchweren Kerker ver- urteilt. _

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 91, Marburg, 30.07.1912, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger91_1912/5>, abgerufen am 24.11.2024.