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Marburger Zeitung. Nr. 91, Marburg, 30.07.1912.

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Nr. 91, 30. Juli 1912 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

nachtsbescherung armer deutscher Eisenbahnerkinder
verwendet. Der herrlich gelegene Festplatz in Hrast-
niggs Gastgarten, ebenso wie die sorgfältige Vorsorge
für die Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse, so-
wie die zahlreichen Volksbelustigungen werden auch
das ihre beitragen, den Gäste den Aufenthalt so
angenehm als möglich zu machen. Beginn 3 Uhr
nachmittags.

(Gemeinderats-
wahlen.)

Bei den am 25. und 26. Juli abgehal-
tenen Gemeindewahlen wurden vom dritten Wahl-
körper nachstehende Herren gewählt: Franz Toppan-
schegg, Hutmacher; Franz Kowatsch, bisheriger
Bürgermeister; Johann Baumann, Ledereibesitzer;
Karl Wesenschegg, Kunstmühlenbesitzer; Alois Wre-
sounig, Schlossermeister; Hugo Wretschko, Hafner-
meister. Ersatz: Drame, Mühlbesitzer; Anton
Schellich d. J., Tischlermeister, und Johann
Schischay, Oberpostmeister i. R. Vom 2. Wahl-
körper: Hans Zottel, Kaufmann; Willibald Swo-
boda, k. k. Notar; Anton Prettner, Glasermeister;
Hugo Detitschegg, Kaufmann; Dr. Robert Lederer,
Advokat; Josef Pucnik, Hausbesitzer; Ersatzmänner:
Stephan Fillipitsch, Fleischhauer; Alfons Sorg-
lechner, k. k. Steuerverwalter, und Michael Kollaritsch,
Grundbesitzer. Vom ersten Wahlkörper: Dr. Kadiunig,
Arzt; Ferdinand Klemen, Hausbesitzer; August
Sorman, Holzhändler; Go[tt]fried Hasenbichl, Spar-
kassebeamter; Leopold Neh[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]ny, k. k. Telegraphen-
meister i. P. und Hausbesitzer, und Hans Senitza,
Fleischhauermeister; Ersotz: Josef Kump, Kamin-
fegermeister; Vinzenz Pirsch, Gastwirt, und Raimund
Verbiczh. -- Die lebhaft verlaufene Wahl brachte
wieder durchwegs deutschbewußte Männer in die
Gemeindevertretung und diese ist dazu zu beglück-
wünschen, wenn wieder Ruhe einzieht und glückhafte
Verwaltung der Marktgemeinde.

(Vom Zugegetötet.
-- Selbstmordversuch.)

Als kürzlich der Ar-
beiter Friedrich Nop in betrunkenem Zustande um
2 Uhr nachts zwischen Wildon und Neudorf die
Bahnübersetzung überschritt, hielt er in der Trunken-
heit dit Bahngeleise für die Straße und ging auf
ihnen weiter. Ein von rückwärts kommender Zug
erfaßte ihn und führte ihm beide Füße ab. Nop
war sofort tot. -- Vor einigen Tagen wollte sich
ein Lehrling des Spezereiwarengeschäftes Leitner auf
dem Dachboden erhängen. Herr Leitner kam aber
noch zur rechten Zeit dazu und schnitt den Strick
ab. Außer einigen Kontusionen am Halse hatte der
junge Mensch keine weiteren Folgen des versuchten
Spazierganges ins Jenseits erlitten.

(Großer Brand.)

In der Nacht zum 25. Juli brannte das Anwesen
der Frau Maria Vrbnjak in Seluschen bei Lutten-
berg gänzlich nieder. Das Feuer griff vom Tennen-
gebäude auf das Wohnhaus und den Schweinestall
über und legte auch diese Objekte in Asche, des-
gleichen auch die gesamten Fechsungsvorräte, Ge-
treide, Lebensmittel und Ackergeräte gingen zu
Grunde. Die Ursache des Brandausbruches ist un-
bekannt.

(Kur-
liste.)

Die letzte Kurliste weist aus 345 Parteien
mit 615 Personen. Aus Marburg enthält diese Kur-
liste die Namen folgender Personen: Martin Petelin-
schek, Religionslehrer an der Knaben- und Mädchen-
schule; Franz Stahl, Kapellmeister; Alois Hauben-
reich, fürstbischöflicher geistlicher Rat; Dr. Franz
Xaver Lukmann, Theologieprofessor und Josef
Zidanschek, Seminardirektor.

(Entarteter Sohn.)

Zwischen dem Besitzer Josef Kelhar in Dromlje und
seinem liederlichen Sohne kam es kürzlich zu einem
heftigen Streite. Der Sohn packte den Vater an
der Kehle und würgte ihn, schleuderte ihn zu Boden,
schlug ihn dann mit einem Prügel mehrmals über
die Füße und brachte ihm schwere Verletzungen an
den Schienbeinen bei. Mutter und Geschwister hielten
den Sohn von weiteren Mißhandlungen ab. Gegen
den Ungeratenen wurde die Anzeige erstattet.

(Ritter sonder Furcht
und Tadel).

Gegen Mitternacht ging der
Viehhändler Karl Stritof aus Kroatien mit seiner
in Tiergarten bei Rann wohnhaften Geliebten nach
Hause. Als die beiden zum Gasthause Petrisic in
Tiergarten kamen, wurden sie von zwei Burschen
überfallen. Der Verehrer des Mädchens ergriff
die Flucht und überließ dieses der Roheit der
beiden Burschen, die es mit einem Prügel zu Boden
schlugen, so daß es schwer verletzt und bewußtlos
liegen blieb. Es hatte durch Hiebe auf den Kopf
einen Schädelknochenbruch davongetragen. Die
[Spaltenumbruch] beiden Täter ergriffen hierauf in der Finsternis
die Flucht. Der eine oder der andere der beiden
Täter dürfte ein vom Mädchen abgewiesener
Verehrer gewesen sein.




Pettauer Nachrichten.
Trauung.

Am 28. Juli fand in Graz die
Trauung des hiesigen Advokatursbeamten Herrn
Josef Murko mit Fräulen Emmy Pristolitsch,
Tochter des Franz und der Maria Pristolitsch, k. k.
Finanzwachoberkommissär in Pettau, statt.

Den Bruder erstochen.

Am 28. Juli ge-
riet der bei seinen Eltern in Steindorf auf Urlaub
weilende Infanterist Johann Besjak mit seinem
Bruder Franz in einen Streit, welcher bald in
Tätlichkeiten ausartete. Johann Besjak zog sein
Bajonett und stach damit den Bruder nieder, wel-
cher in kurzer Zeit verschied. Johann Besjak wurde
noch am selben Tage von der Gendarmerie ver-
haftet und der hiesigen Stationswache übergeben.




Leibnitzer Nachrichten.
Nächtliche Ruhestörungen.

Seit einiger
Zeit sind hier nächtliche Ruhestörungen wieder an
der Tagesordnung. Besonders arg aber ging es in
der Nacht vom Freitag auf Samstag zu. Obwohl
der sattsam bekannte, uniformierte, bisher noch
immer unbeeidete, aber trotzdem Polizieidienste ver-
sehende Gemeindediener Ludwig Voith Nachtdienst
hatte, das Gejohle und Gebrülle am Hauptplatze
stundenlang dauerte, so wurden die Ruhestörer doch
nicht zur Ruhe verwiesen oder gar eine Verhaftung
derselben vorgenommen, obwohl der vorgenannte
Gemeindediener sonst sehr schnell mit solchen Sachen
am Platze ist, wenn die Ruhestörer der minderbe-
mittelten oder gar der Arbeiterklasse angehören. Da
aber die Ruhestörer der sogenannten besseren Klasse
angehörten, so durften dieselben ungestört lärmen
und toben, ohne daß der Gemeindediener es für
gut befunden, einzuschreiten. Ist das die von der
hiesigen Gemeindevertretung so viel gerühmte Objek-
tivität, die man angeblich immer ausübt?

Unglücksfall eines Militärrealschul-
zöglings.

Freitag den 26. d. waren die Zöglinge
der Militärunterrealschule von Straß unter der
Führung von Offizieren und Unteroffizieren in
Leibnitz eingetroffen. Unter anderem wurde von den
Zöglingen im hiesigen Sulmbade vor dem Mittag-
essen ein Bad genommen. Beim Kopfspringen ins
Bassin kam nun ein Zögling so unglücklich zu Fall,
daß er eine Rückenmarkerschütterung erlitt und
mittels des Rettungswagens des hiesigen roten
Kreuzes weggeführt werden mußte.




Tagesneuigkeiten.
Die Menschenmarterung in Peru.

Wir haben bereits über die entsetzlichen
Greueltaten in Peru, denen im Laufe von einigen
Jahren 30.000 Indianer zum Opfer fielen, eine
kurze Mitteilung gemacht. Aber man kann sich
vor Entsetzen nicht halten, wenn man nun den
ausführlichen Bericht liest, den der englische
Generalkonsul und Kommissär in Peru, Sir Roger
Casement, seiner Regierung erstattete; wenn man
liest, was er über die in dem Kautschukgebiet von
Putumayo in Peru von den Agenten der Peruvian
Amazon Company an den dortigen Indianern
verübten Entsetztlichkeiten zu erzählen weiß. Die
Geschichte von Peru, dem alten Lande der Inkas,
ist wie die jedes Gebietes, wohin die spanischen
Entdecker, Abenteurer, Conquistadores und Staats-
beamten ihren fluchtragenden Fuß gesetzt, vom
ersten Tage, da Francisco Pizarro an der Küste
landete, von Wellen Menschenblutes überspült.
Die hereingebrochenen Wüteriche in ihrem zähne-
knirschenden Goldhunger zertraten die unglückliche
eingeborene Bevölkerung. Kein Tag ohne Greuel,
doppelt scheußlich, weil auch die Religionsheuchelei
sich einmischte. Doch das gehört nun den dumpfen
Zeiten einer traurigen Vergangenheit an. Aber
alles, was die erbarmungslosesten der Bluthunde
in Menschengestalt damals leisteten, verschwindet
bis zu einer Geringfügigkeit gegenüber den in
unseren Tagen vollbrachten Taten, die im Dienste
der Kautschukwucherer Arana, Hermanos und Kon-
sorten, von Gesellen wie ein gewisser Normand
und seinen Untergebenen verübt werden. Weitab
vom Sitze eines geordneten Verwaltungsgebietes
[Spaltenumbruch] schalten diese Henker ganz nach den wahnwitzigen
Eingebungen einer brennenden Habsucht. Arger,
tausendmal ärger als die Sklaven, werden die
Eingeborenen zu dem furchtbaren, tötlichen Geschäfte
des Kautschuksammelns in den Urwäldern gepreßt,
und durch unbeschreibliche Foltern sollen die
Unglücklichen zur Herbeibringung einer im vorhinein
bestimmten Masse gezwungen werden. Die Zwangs-
und Strafmittel bestehen im Auspeitschen, Aus-
peitschen bis zum Tode durch eigens bestellte
Büttel, ferner im qualvollen Einspannen in den
Block, bis zum Eintritt des Hirnschlages, im Aus-
setzen zum verhungern, im Abschlagen einzelner
Glieder, Fesselungen in unerträglichen Lagen,
Zerschmetterung des Kopfes, Hinrichtungen unter
ausgesuchten Torturen. Greise, Weiber und Kinder
nicht ausgenommen. Die Feder sträubt sich,
weiteres über die Arbeitsmethode der Herren Arana
und Hermanos aus Iquitos und ihrer Schergen
zu berichten. Die Hölle muß einem wie ein
Sanatorium vorkommen, wenn man dem Bericht
des Generalkonsuls Casement entnimmt, das System
Arana-Hermanos-Normand habe allein im Putu-
mayogebiet in kurzer Frist dreißigtausend Einge-
borenen das Leben gekostet. Dreißigtausend Menschen
von einigen ausbeuterischen Scheusalen, modernen
Conquistadoren, unter unermeßlichen Leiden hin-
gemordet! Und denkt man etwa einen Augenblick,
daß das Ungeheuerliche, Unerhörte ja gar nicht
wahr sein könne, daß da irgend eine Fälschung
unterlaufen müsse, so liest man alsbald von einem
anderen blutrünstigen Habsüchtling, Francesco
Suarez, der zwischen dem Benifluß und dem
Amazonenstrom zweimalhunderttausend Eingeborene
versklavt hat und sie unter Anwendung der Tortur
des Gliederabreißens zur Ableistung der vorher
bestimmten Massen an Kautschuk und kostbaren
Hölzern nötigt. Anzahl der Hingemordeten derzeit
noch unbekannt.

Raubmord am eigenen Vater.

Aus
Sarajewo wird berichtet: In Gorazda wurde der
50jährige Grundbesitzer Vahida in der Nacht durch
Beilhiebe ermordet und 2000 K. geraubt. Die Täter
sind sein 23jähriger Sohn und dessen Geliebte,
eine 25jährige Witwe.

Gegen einen alten aristokratischen
Wüstling,

der in Padua eine große Rolle spielt,
sind bei der Polizei mehrere Anzeigen eingelaufen,
daß sich der alte Sünder an Hunderten von un-
mündigen Kindern vergangen haben soll. In seiner
Wohnung beschlagnahmte man mehrere hundert
unanständige Lichtbilder.

Goldfieber im Amur.

Ein Kenner der
sibirischen Verhältnisse berichtet, daß die Gold-
industrie am Amur sich jetzt in einem stagnierenden
Stadium befindet; von der Entdeckung neuer Gold-
felder hat in letzter Zeit nichts verlautet. Die letzte
große Entdeckung ist die sogenannte Millionengrube,
deren Besitzer jetzt ruiniert ist. Auf diesen Millionen-
feldern fand man das Gold in pfundgroßen
Klumpen; Stücke, die weniger als ein Solotnik
(etwa 4 Gramm) wogen, beachtete man gar nicht.
Man brauchte das Gold nicht erst auszuwaschen,
sondern konnte es einfach mit der Hand auflesen.
Der Inhaber des Goldfeldes schnappte vor Freude
und Glück fast über und [e]ilte nach Petersburg,
um es dort zu verkaufen. In der Residenz bot
man ihm für das Feld, ohne es gesehen zu haben,
anderthalb Millionen Rubel (= 3 Millionen
Mark). Er hatte es sich aber in den Kopf gesetzt,
sein Besitztum nicht unter 2 Millionen Rubel
losschlagen zu wollen; er lebte in Petersburg in
Saus und Braus, kehrte nach dem Amur zurück,
ohne das Geschäft abgeschlossen zu haben und
wollte die Gruben nun selbst ausnützen. Dort
wartete aber seiner eine böse Bescherung. Er
glaubte die Arbeiten in bester Ordnung und unter
bester Aufsicht zurückgelassen zu haben und fand
nun zu seinem Entsetzen eine wahre Räuberbande
vor, die furchtbar gehaust hatte. Zu seinen früheren
Arbeitern hatten sich einige hundert Zuzügler gesellt,
alle waren plötzlich vom Goldtaumel erfaßt, stahlen
das bereits erbeutete Gold, das an 30 Pud
(1 Pub = 39 Pfund) betragen haben soll, und
plünderten nun das Goldfeld weiter aus. Der
unglückliche Besitzer konnte nichts gegen die Räuber
tun. Man drohte ihm mit dem Tode, wenn er
das Feld betreten sollte, und der Mann wußte
nur zu gut, daß das keine leere Drohung war.
Alle Angestellten und Aufseher hatten sich an dem
Raube beteiligt, und die Polizei, die wahrscheinlich
tüchtig geschmiert war, gewährte dem Besitzer keine
Hilfe, sondern verwies ihn auf den Beschwerdeweg,

Nr. 91, 30. Juli 1912 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

nachtsbeſcherung armer deutſcher Eiſenbahnerkinder
verwendet. Der herrlich gelegene Feſtplatz in Hraſt-
niggs Gaſtgarten, ebenſo wie die ſorgfältige Vorſorge
für die Befriedigung der leiblichen Bedürfniſſe, ſo-
wie die zahlreichen Volksbeluſtigungen werden auch
das ihre beitragen, den Gäſte den Aufenthalt ſo
angenehm als möglich zu machen. Beginn 3 Uhr
nachmittags.

(Gemeinderats-
wahlen.)

Bei den am 25. und 26. Juli abgehal-
tenen Gemeindewahlen wurden vom dritten Wahl-
körper nachſtehende Herren gewählt: Franz Toppan-
ſchegg, Hutmacher; Franz Kowatſch, bisheriger
Bürgermeiſter; Johann Baumann, Ledereibeſitzer;
Karl Weſenſchegg, Kunſtmühlenbeſitzer; Alois Wre-
ſounig, Schloſſermeiſter; Hugo Wretſchko, Hafner-
meiſter. Erſatz: Drame, Mühlbeſitzer; Anton
Schellich d. J., Tiſchlermeiſter, und Johann
Schiſchay, Oberpoſtmeiſter i. R. Vom 2. Wahl-
körper: Hans Zottel, Kaufmann; Willibald Swo-
boda, k. k. Notar; Anton Prettner, Glaſermeiſter;
Hugo Detitſchegg, Kaufmann; Dr. Robert Lederer,
Advokat; Joſef Pucnik, Hausbeſitzer; Erſatzmänner:
Stephan Fillipitſch, Fleiſchhauer; Alfons Sorg-
lechner, k. k. Steuerverwalter, und Michael Kollaritſch,
Grundbeſitzer. Vom erſten Wahlkörper: Dr. Kadiunig,
Arzt; Ferdinand Klemen, Hausbeſitzer; Auguſt
Sorman, Holzhändler; Go[tt]fried Haſenbichl, Spar-
kaſſebeamter; Leopold Neh[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]ny, k. k. Telegraphen-
meiſter i. P. und Hausbeſitzer, und Hans Senitza,
Fleiſchhauermeiſter; Erſotz: Joſef Kump, Kamin-
fegermeiſter; Vinzenz Pirſch, Gaſtwirt, und Raimund
Verbiczh. — Die lebhaft verlaufene Wahl brachte
wieder durchwegs deutſchbewußte Männer in die
Gemeindevertretung und dieſe iſt dazu zu beglück-
wünſchen, wenn wieder Ruhe einzieht und glückhafte
Verwaltung der Marktgemeinde.

(Vom Zugegetötet.
— Selbſtmordverſuch.)

Als kürzlich der Ar-
beiter Friedrich Nop in betrunkenem Zuſtande um
2 Uhr nachts zwiſchen Wildon und Neudorf die
Bahnüberſetzung überſchritt, hielt er in der Trunken-
heit dit Bahngeleiſe für die Straße und ging auf
ihnen weiter. Ein von rückwärts kommender Zug
erfaßte ihn und führte ihm beide Füße ab. Nop
war ſofort tot. — Vor einigen Tagen wollte ſich
ein Lehrling des Spezereiwarengeſchäftes Leitner auf
dem Dachboden erhängen. Herr Leitner kam aber
noch zur rechten Zeit dazu und ſchnitt den Strick
ab. Außer einigen Kontuſionen am Halſe hatte der
junge Menſch keine weiteren Folgen des verſuchten
Spazierganges ins Jenſeits erlitten.

(Großer Brand.)

In der Nacht zum 25. Juli brannte das Anweſen
der Frau Maria Vrbnjak in Seluſchen bei Lutten-
berg gänzlich nieder. Das Feuer griff vom Tennen-
gebäude auf das Wohnhaus und den Schweineſtall
über und legte auch dieſe Objekte in Aſche, des-
gleichen auch die geſamten Fechſungsvorräte, Ge-
treide, Lebensmittel und Ackergeräte gingen zu
Grunde. Die Urſache des Brandausbruches iſt un-
bekannt.

(Kur-
liſte.)

Die letzte Kurliſte weiſt aus 345 Parteien
mit 615 Perſonen. Aus Marburg enthält dieſe Kur-
liſte die Namen folgender Perſonen: Martin Petelin-
ſchek, Religionslehrer an der Knaben- und Mädchen-
ſchule; Franz Stahl, Kapellmeiſter; Alois Hauben-
reich, fürſtbiſchöflicher geiſtlicher Rat; Dr. Franz
Xaver Lukmann, Theologieprofeſſor und Joſef
Zidanſchek, Seminardirektor.

(Entarteter Sohn.)

Zwiſchen dem Beſitzer Joſef Kelhar in Dromlje und
ſeinem liederlichen Sohne kam es kürzlich zu einem
heftigen Streite. Der Sohn packte den Vater an
der Kehle und würgte ihn, ſchleuderte ihn zu Boden,
ſchlug ihn dann mit einem Prügel mehrmals über
die Füße und brachte ihm ſchwere Verletzungen an
den Schienbeinen bei. Mutter und Geſchwiſter hielten
den Sohn von weiteren Mißhandlungen ab. Gegen
den Ungeratenen wurde die Anzeige erſtattet.

(Ritter ſonder Furcht
und Tadel).

Gegen Mitternacht ging der
Viehhändler Karl Stritof aus Kroatien mit ſeiner
in Tiergarten bei Rann wohnhaften Geliebten nach
Hauſe. Als die beiden zum Gaſthauſe Petriſic in
Tiergarten kamen, wurden ſie von zwei Burſchen
überfallen. Der Verehrer des Mädchens ergriff
die Flucht und überließ dieſes der Roheit der
beiden Burſchen, die es mit einem Prügel zu Boden
ſchlugen, ſo daß es ſchwer verletzt und bewußtlos
liegen blieb. Es hatte durch Hiebe auf den Kopf
einen Schädelknochenbruch davongetragen. Die
[Spaltenumbruch] beiden Täter ergriffen hierauf in der Finſternis
die Flucht. Der eine oder der andere der beiden
Täter dürfte ein vom Mädchen abgewieſener
Verehrer geweſen ſein.




Pettauer Nachrichten.
Trauung.

Am 28. Juli fand in Graz die
Trauung des hieſigen Advokatursbeamten Herrn
Joſef Murko mit Fräulen Emmy Priſtolitſch,
Tochter des Franz und der Maria Priſtolitſch, k. k.
Finanzwachoberkommiſſär in Pettau, ſtatt.

Den Bruder erſtochen.

Am 28. Juli ge-
riet der bei ſeinen Eltern in Steindorf auf Urlaub
weilende Infanteriſt Johann Besjak mit ſeinem
Bruder Franz in einen Streit, welcher bald in
Tätlichkeiten ausartete. Johann Besjak zog ſein
Bajonett und ſtach damit den Bruder nieder, wel-
cher in kurzer Zeit verſchied. Johann Besjak wurde
noch am ſelben Tage von der Gendarmerie ver-
haftet und der hieſigen Stationswache übergeben.




Leibnitzer Nachrichten.
Nächtliche Ruheſtörungen.

Seit einiger
Zeit ſind hier nächtliche Ruheſtörungen wieder an
der Tagesordnung. Beſonders arg aber ging es in
der Nacht vom Freitag auf Samstag zu. Obwohl
der ſattſam bekannte, uniformierte, bisher noch
immer unbeeidete, aber trotzdem Polizieidienſte ver-
ſehende Gemeindediener Ludwig Voith Nachtdienſt
hatte, das Gejohle und Gebrülle am Hauptplatze
ſtundenlang dauerte, ſo wurden die Ruheſtörer doch
nicht zur Ruhe verwieſen oder gar eine Verhaftung
derſelben vorgenommen, obwohl der vorgenannte
Gemeindediener ſonſt ſehr ſchnell mit ſolchen Sachen
am Platze iſt, wenn die Ruheſtörer der minderbe-
mittelten oder gar der Arbeiterklaſſe angehören. Da
aber die Ruheſtörer der ſogenannten beſſeren Klaſſe
angehörten, ſo durften dieſelben ungeſtört lärmen
und toben, ohne daß der Gemeindediener es für
gut befunden, einzuſchreiten. Iſt das die von der
hieſigen Gemeindevertretung ſo viel gerühmte Objek-
tivität, die man angeblich immer ausübt?

Unglücksfall eines Militärrealſchul-
zöglings.

Freitag den 26. d. waren die Zöglinge
der Militärunterrealſchule von Straß unter der
Führung von Offizieren und Unteroffizieren in
Leibnitz eingetroffen. Unter anderem wurde von den
Zöglingen im hieſigen Sulmbade vor dem Mittag-
eſſen ein Bad genommen. Beim Kopfſpringen ins
Baſſin kam nun ein Zögling ſo unglücklich zu Fall,
daß er eine Rückenmarkerſchütterung erlitt und
mittels des Rettungswagens des hieſigen roten
Kreuzes weggeführt werden mußte.




Tagesneuigkeiten.
Die Menſchenmarterung in Peru.

Wir haben bereits über die entſetzlichen
Greueltaten in Peru, denen im Laufe von einigen
Jahren 30.000 Indianer zum Opfer fielen, eine
kurze Mitteilung gemacht. Aber man kann ſich
vor Entſetzen nicht halten, wenn man nun den
ausführlichen Bericht lieſt, den der engliſche
Generalkonſul und Kommiſſär in Peru, Sir Roger
Caſement, ſeiner Regierung erſtattete; wenn man
lieſt, was er über die in dem Kautſchukgebiet von
Putumayo in Peru von den Agenten der Peruvian
Amazon Company an den dortigen Indianern
verübten Entſetztlichkeiten zu erzählen weiß. Die
Geſchichte von Peru, dem alten Lande der Inkas,
iſt wie die jedes Gebietes, wohin die ſpaniſchen
Entdecker, Abenteurer, Conquiſtadores und Staats-
beamten ihren fluchtragenden Fuß geſetzt, vom
erſten Tage, da Francisco Pizarro an der Küſte
landete, von Wellen Menſchenblutes überſpült.
Die hereingebrochenen Wüteriche in ihrem zähne-
knirſchenden Goldhunger zertraten die unglückliche
eingeborene Bevölkerung. Kein Tag ohne Greuel,
doppelt ſcheußlich, weil auch die Religionsheuchelei
ſich einmiſchte. Doch das gehört nun den dumpfen
Zeiten einer traurigen Vergangenheit an. Aber
alles, was die erbarmungsloſeſten der Bluthunde
in Menſchengeſtalt damals leiſteten, verſchwindet
bis zu einer Geringfügigkeit gegenüber den in
unſeren Tagen vollbrachten Taten, die im Dienſte
der Kautſchukwucherer Arana, Hermanos und Kon-
ſorten, von Geſellen wie ein gewiſſer Normand
und ſeinen Untergebenen verübt werden. Weitab
vom Sitze eines geordneten Verwaltungsgebietes
[Spaltenumbruch] ſchalten dieſe Henker ganz nach den wahnwitzigen
Eingebungen einer brennenden Habſucht. Arger,
tauſendmal ärger als die Sklaven, werden die
Eingeborenen zu dem furchtbaren, tötlichen Geſchäfte
des Kautſchukſammelns in den Urwäldern gepreßt,
und durch unbeſchreibliche Foltern ſollen die
Unglücklichen zur Herbeibringung einer im vorhinein
beſtimmten Maſſe gezwungen werden. Die Zwangs-
und Strafmittel beſtehen im Auspeitſchen, Aus-
peitſchen bis zum Tode durch eigens beſtellte
Büttel, ferner im qualvollen Einſpannen in den
Block, bis zum Eintritt des Hirnſchlages, im Aus-
ſetzen zum verhungern, im Abſchlagen einzelner
Glieder, Feſſelungen in unerträglichen Lagen,
Zerſchmetterung des Kopfes, Hinrichtungen unter
ausgeſuchten Torturen. Greiſe, Weiber und Kinder
nicht ausgenommen. Die Feder ſträubt ſich,
weiteres über die Arbeitsmethode der Herren Arana
und Hermanos aus Iquitos und ihrer Schergen
zu berichten. Die Hölle muß einem wie ein
Sanatorium vorkommen, wenn man dem Bericht
des Generalkonſuls Caſement entnimmt, das Syſtem
Arana-Hermanos-Normand habe allein im Putu-
mayogebiet in kurzer Friſt dreißigtauſend Einge-
borenen das Leben gekoſtet. Dreißigtauſend Menſchen
von einigen ausbeuteriſchen Scheuſalen, modernen
Conquiſtadoren, unter unermeßlichen Leiden hin-
gemordet! Und denkt man etwa einen Augenblick,
daß das Ungeheuerliche, Unerhörte ja gar nicht
wahr ſein könne, daß da irgend eine Fälſchung
unterlaufen müſſe, ſo lieſt man alsbald von einem
anderen blutrünſtigen Habſüchtling, Francesco
Suarez, der zwiſchen dem Benifluß und dem
Amazonenſtrom zweimalhunderttauſend Eingeborene
verſklavt hat und ſie unter Anwendung der Tortur
des Gliederabreißens zur Ableiſtung der vorher
beſtimmten Maſſen an Kautſchuk und koſtbaren
Hölzern nötigt. Anzahl der Hingemordeten derzeit
noch unbekannt.

Raubmord am eigenen Vater.

Aus
Sarajewo wird berichtet: In Gorazda wurde der
50jährige Grundbeſitzer Vahida in der Nacht durch
Beilhiebe ermordet und 2000 K. geraubt. Die Täter
ſind ſein 23jähriger Sohn und deſſen Geliebte,
eine 25jährige Witwe.

Gegen einen alten ariſtokratiſchen
Wüſtling,

der in Padua eine große Rolle ſpielt,
ſind bei der Polizei mehrere Anzeigen eingelaufen,
daß ſich der alte Sünder an Hunderten von un-
mündigen Kindern vergangen haben ſoll. In ſeiner
Wohnung beſchlagnahmte man mehrere hundert
unanſtändige Lichtbilder.

Goldfieber im Amur.

Ein Kenner der
ſibiriſchen Verhältniſſe berichtet, daß die Gold-
induſtrie am Amur ſich jetzt in einem ſtagnierenden
Stadium befindet; von der Entdeckung neuer Gold-
felder hat in letzter Zeit nichts verlautet. Die letzte
große Entdeckung iſt die ſogenannte Millionengrube,
deren Beſitzer jetzt ruiniert iſt. Auf dieſen Millionen-
feldern fand man das Gold in pfundgroßen
Klumpen; Stücke, die weniger als ein Solotnik
(etwa 4 Gramm) wogen, beachtete man gar nicht.
Man brauchte das Gold nicht erſt auszuwaſchen,
ſondern konnte es einfach mit der Hand aufleſen.
Der Inhaber des Goldfeldes ſchnappte vor Freude
und Glück faſt über und [e]ilte nach Petersburg,
um es dort zu verkaufen. In der Reſidenz bot
man ihm für das Feld, ohne es geſehen zu haben,
anderthalb Millionen Rubel (= 3 Millionen
Mark). Er hatte es ſich aber in den Kopf geſetzt,
ſein Beſitztum nicht unter 2 Millionen Rubel
losſchlagen zu wollen; er lebte in Petersburg in
Saus und Braus, kehrte nach dem Amur zurück,
ohne das Geſchäft abgeſchloſſen zu haben und
wollte die Gruben nun ſelbſt ausnützen. Dort
wartete aber ſeiner eine böſe Beſcherung. Er
glaubte die Arbeiten in beſter Ordnung und unter
beſter Aufſicht zurückgelaſſen zu haben und fand
nun zu ſeinem Entſetzen eine wahre Räuberbande
vor, die furchtbar gehauſt hatte. Zu ſeinen früheren
Arbeitern hatten ſich einige hundert Zuzügler geſellt,
alle waren plötzlich vom Goldtaumel erfaßt, ſtahlen
das bereits erbeutete Gold, das an 30 Pud
(1 Pub = 39 Pfund) betragen haben ſoll, und
plünderten nun das Goldfeld weiter aus. Der
unglückliche Beſitzer konnte nichts gegen die Räuber
tun. Man drohte ihm mit dem Tode, wenn er
das Feld betreten ſollte, und der Mann wußte
nur zu gut, daß das keine leere Drohung war.
Alle Angeſtellten und Aufſeher hatten ſich an dem
Raube beteiligt, und die Polizei, die wahrſcheinlich
tüchtig geſchmiert war, gewährte dem Beſitzer keine
Hilfe, ſondern verwies ihn auf den Beſchwerdeweg,

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[3/0003] Nr. 91, 30. Juli 1912 Marburger Zeitung nachtsbeſcherung armer deutſcher Eiſenbahnerkinder verwendet. Der herrlich gelegene Feſtplatz in Hraſt- niggs Gaſtgarten, ebenſo wie die ſorgfältige Vorſorge für die Befriedigung der leiblichen Bedürfniſſe, ſo- wie die zahlreichen Volksbeluſtigungen werden auch das ihre beitragen, den Gäſte den Aufenthalt ſo angenehm als möglich zu machen. Beginn 3 Uhr nachmittags. Gonobitz, 26. Juli. (Gemeinderats- wahlen.) Bei den am 25. und 26. Juli abgehal- tenen Gemeindewahlen wurden vom dritten Wahl- körper nachſtehende Herren gewählt: Franz Toppan- ſchegg, Hutmacher; Franz Kowatſch, bisheriger Bürgermeiſter; Johann Baumann, Ledereibeſitzer; Karl Weſenſchegg, Kunſtmühlenbeſitzer; Alois Wre- ſounig, Schloſſermeiſter; Hugo Wretſchko, Hafner- meiſter. Erſatz: Drame, Mühlbeſitzer; Anton Schellich d. J., Tiſchlermeiſter, und Johann Schiſchay, Oberpoſtmeiſter i. R. Vom 2. Wahl- körper: Hans Zottel, Kaufmann; Willibald Swo- boda, k. k. Notar; Anton Prettner, Glaſermeiſter; Hugo Detitſchegg, Kaufmann; Dr. Robert Lederer, Advokat; Joſef Pucnik, Hausbeſitzer; Erſatzmänner: Stephan Fillipitſch, Fleiſchhauer; Alfons Sorg- lechner, k. k. Steuerverwalter, und Michael Kollaritſch, Grundbeſitzer. Vom erſten Wahlkörper: Dr. Kadiunig, Arzt; Ferdinand Klemen, Hausbeſitzer; Auguſt Sorman, Holzhändler; Gottfried Haſenbichl, Spar- kaſſebeamter; Leopold Neh__ny, k. k. Telegraphen- meiſter i. P. und Hausbeſitzer, und Hans Senitza, Fleiſchhauermeiſter; Erſotz: Joſef Kump, Kamin- fegermeiſter; Vinzenz Pirſch, Gaſtwirt, und Raimund Verbiczh. — Die lebhaft verlaufene Wahl brachte wieder durchwegs deutſchbewußte Männer in die Gemeindevertretung und dieſe iſt dazu zu beglück- wünſchen, wenn wieder Ruhe einzieht und glückhafte Verwaltung der Marktgemeinde. Wildon, 28. Juli. (Vom Zugegetötet. — Selbſtmordverſuch.) Als kürzlich der Ar- beiter Friedrich Nop in betrunkenem Zuſtande um 2 Uhr nachts zwiſchen Wildon und Neudorf die Bahnüberſetzung überſchritt, hielt er in der Trunken- heit dit Bahngeleiſe für die Straße und ging auf ihnen weiter. Ein von rückwärts kommender Zug erfaßte ihn und führte ihm beide Füße ab. Nop war ſofort tot. — Vor einigen Tagen wollte ſich ein Lehrling des Spezereiwarengeſchäftes Leitner auf dem Dachboden erhängen. Herr Leitner kam aber noch zur rechten Zeit dazu und ſchnitt den Strick ab. Außer einigen Kontuſionen am Halſe hatte der junge Menſch keine weiteren Folgen des verſuchten Spazierganges ins Jenſeits erlitten. Luttenberg, 28. Juli. (Großer Brand.) In der Nacht zum 25. Juli brannte das Anweſen der Frau Maria Vrbnjak in Seluſchen bei Lutten- berg gänzlich nieder. Das Feuer griff vom Tennen- gebäude auf das Wohnhaus und den Schweineſtall über und legte auch dieſe Objekte in Aſche, des- gleichen auch die geſamten Fechſungsvorräte, Ge- treide, Lebensmittel und Ackergeräte gingen zu Grunde. Die Urſache des Brandausbruches iſt un- bekannt. Bad Neuhaus bei Cilli, 28. Juli. (Kur- liſte.) Die letzte Kurliſte weiſt aus 345 Parteien mit 615 Perſonen. Aus Marburg enthält dieſe Kur- liſte die Namen folgender Perſonen: Martin Petelin- ſchek, Religionslehrer an der Knaben- und Mädchen- ſchule; Franz Stahl, Kapellmeiſter; Alois Hauben- reich, fürſtbiſchöflicher geiſtlicher Rat; Dr. Franz Xaver Lukmann, Theologieprofeſſor und Joſef Zidanſchek, Seminardirektor. Raun a. S., 28. Juli. (Entarteter Sohn.) Zwiſchen dem Beſitzer Joſef Kelhar in Dromlje und ſeinem liederlichen Sohne kam es kürzlich zu einem heftigen Streite. Der Sohn packte den Vater an der Kehle und würgte ihn, ſchleuderte ihn zu Boden, ſchlug ihn dann mit einem Prügel mehrmals über die Füße und brachte ihm ſchwere Verletzungen an den Schienbeinen bei. Mutter und Geſchwiſter hielten den Sohn von weiteren Mißhandlungen ab. Gegen den Ungeratenen wurde die Anzeige erſtattet. Raun, 28. Juli. (Ritter ſonder Furcht und Tadel). Gegen Mitternacht ging der Viehhändler Karl Stritof aus Kroatien mit ſeiner in Tiergarten bei Rann wohnhaften Geliebten nach Hauſe. Als die beiden zum Gaſthauſe Petriſic in Tiergarten kamen, wurden ſie von zwei Burſchen überfallen. Der Verehrer des Mädchens ergriff die Flucht und überließ dieſes der Roheit der beiden Burſchen, die es mit einem Prügel zu Boden ſchlugen, ſo daß es ſchwer verletzt und bewußtlos liegen blieb. Es hatte durch Hiebe auf den Kopf einen Schädelknochenbruch davongetragen. Die beiden Täter ergriffen hierauf in der Finſternis die Flucht. Der eine oder der andere der beiden Täter dürfte ein vom Mädchen abgewieſener Verehrer geweſen ſein. Pettauer Nachrichten. Trauung. Am 28. Juli fand in Graz die Trauung des hieſigen Advokatursbeamten Herrn Joſef Murko mit Fräulen Emmy Priſtolitſch, Tochter des Franz und der Maria Priſtolitſch, k. k. Finanzwachoberkommiſſär in Pettau, ſtatt. Den Bruder erſtochen. Am 28. Juli ge- riet der bei ſeinen Eltern in Steindorf auf Urlaub weilende Infanteriſt Johann Besjak mit ſeinem Bruder Franz in einen Streit, welcher bald in Tätlichkeiten ausartete. Johann Besjak zog ſein Bajonett und ſtach damit den Bruder nieder, wel- cher in kurzer Zeit verſchied. Johann Besjak wurde noch am ſelben Tage von der Gendarmerie ver- haftet und der hieſigen Stationswache übergeben. Leibnitzer Nachrichten. Nächtliche Ruheſtörungen. Seit einiger Zeit ſind hier nächtliche Ruheſtörungen wieder an der Tagesordnung. Beſonders arg aber ging es in der Nacht vom Freitag auf Samstag zu. Obwohl der ſattſam bekannte, uniformierte, bisher noch immer unbeeidete, aber trotzdem Polizieidienſte ver- ſehende Gemeindediener Ludwig Voith Nachtdienſt hatte, das Gejohle und Gebrülle am Hauptplatze ſtundenlang dauerte, ſo wurden die Ruheſtörer doch nicht zur Ruhe verwieſen oder gar eine Verhaftung derſelben vorgenommen, obwohl der vorgenannte Gemeindediener ſonſt ſehr ſchnell mit ſolchen Sachen am Platze iſt, wenn die Ruheſtörer der minderbe- mittelten oder gar der Arbeiterklaſſe angehören. Da aber die Ruheſtörer der ſogenannten beſſeren Klaſſe angehörten, ſo durften dieſelben ungeſtört lärmen und toben, ohne daß der Gemeindediener es für gut befunden, einzuſchreiten. Iſt das die von der hieſigen Gemeindevertretung ſo viel gerühmte Objek- tivität, die man angeblich immer ausübt? Unglücksfall eines Militärrealſchul- zöglings. Freitag den 26. d. waren die Zöglinge der Militärunterrealſchule von Straß unter der Führung von Offizieren und Unteroffizieren in Leibnitz eingetroffen. Unter anderem wurde von den Zöglingen im hieſigen Sulmbade vor dem Mittag- eſſen ein Bad genommen. Beim Kopfſpringen ins Baſſin kam nun ein Zögling ſo unglücklich zu Fall, daß er eine Rückenmarkerſchütterung erlitt und mittels des Rettungswagens des hieſigen roten Kreuzes weggeführt werden mußte. Tagesneuigkeiten. Die Menſchenmarterung in Peru. Wir haben bereits über die entſetzlichen Greueltaten in Peru, denen im Laufe von einigen Jahren 30.000 Indianer zum Opfer fielen, eine kurze Mitteilung gemacht. Aber man kann ſich vor Entſetzen nicht halten, wenn man nun den ausführlichen Bericht lieſt, den der engliſche Generalkonſul und Kommiſſär in Peru, Sir Roger Caſement, ſeiner Regierung erſtattete; wenn man lieſt, was er über die in dem Kautſchukgebiet von Putumayo in Peru von den Agenten der Peruvian Amazon Company an den dortigen Indianern verübten Entſetztlichkeiten zu erzählen weiß. Die Geſchichte von Peru, dem alten Lande der Inkas, iſt wie die jedes Gebietes, wohin die ſpaniſchen Entdecker, Abenteurer, Conquiſtadores und Staats- beamten ihren fluchtragenden Fuß geſetzt, vom erſten Tage, da Francisco Pizarro an der Küſte landete, von Wellen Menſchenblutes überſpült. Die hereingebrochenen Wüteriche in ihrem zähne- knirſchenden Goldhunger zertraten die unglückliche eingeborene Bevölkerung. Kein Tag ohne Greuel, doppelt ſcheußlich, weil auch die Religionsheuchelei ſich einmiſchte. Doch das gehört nun den dumpfen Zeiten einer traurigen Vergangenheit an. Aber alles, was die erbarmungsloſeſten der Bluthunde in Menſchengeſtalt damals leiſteten, verſchwindet bis zu einer Geringfügigkeit gegenüber den in unſeren Tagen vollbrachten Taten, die im Dienſte der Kautſchukwucherer Arana, Hermanos und Kon- ſorten, von Geſellen wie ein gewiſſer Normand und ſeinen Untergebenen verübt werden. Weitab vom Sitze eines geordneten Verwaltungsgebietes ſchalten dieſe Henker ganz nach den wahnwitzigen Eingebungen einer brennenden Habſucht. Arger, tauſendmal ärger als die Sklaven, werden die Eingeborenen zu dem furchtbaren, tötlichen Geſchäfte des Kautſchukſammelns in den Urwäldern gepreßt, und durch unbeſchreibliche Foltern ſollen die Unglücklichen zur Herbeibringung einer im vorhinein beſtimmten Maſſe gezwungen werden. Die Zwangs- und Strafmittel beſtehen im Auspeitſchen, Aus- peitſchen bis zum Tode durch eigens beſtellte Büttel, ferner im qualvollen Einſpannen in den Block, bis zum Eintritt des Hirnſchlages, im Aus- ſetzen zum verhungern, im Abſchlagen einzelner Glieder, Feſſelungen in unerträglichen Lagen, Zerſchmetterung des Kopfes, Hinrichtungen unter ausgeſuchten Torturen. Greiſe, Weiber und Kinder nicht ausgenommen. Die Feder ſträubt ſich, weiteres über die Arbeitsmethode der Herren Arana und Hermanos aus Iquitos und ihrer Schergen zu berichten. Die Hölle muß einem wie ein Sanatorium vorkommen, wenn man dem Bericht des Generalkonſuls Caſement entnimmt, das Syſtem Arana-Hermanos-Normand habe allein im Putu- mayogebiet in kurzer Friſt dreißigtauſend Einge- borenen das Leben gekoſtet. Dreißigtauſend Menſchen von einigen ausbeuteriſchen Scheuſalen, modernen Conquiſtadoren, unter unermeßlichen Leiden hin- gemordet! Und denkt man etwa einen Augenblick, daß das Ungeheuerliche, Unerhörte ja gar nicht wahr ſein könne, daß da irgend eine Fälſchung unterlaufen müſſe, ſo lieſt man alsbald von einem anderen blutrünſtigen Habſüchtling, Francesco Suarez, der zwiſchen dem Benifluß und dem Amazonenſtrom zweimalhunderttauſend Eingeborene verſklavt hat und ſie unter Anwendung der Tortur des Gliederabreißens zur Ableiſtung der vorher beſtimmten Maſſen an Kautſchuk und koſtbaren Hölzern nötigt. Anzahl der Hingemordeten derzeit noch unbekannt. Raubmord am eigenen Vater. Aus Sarajewo wird berichtet: In Gorazda wurde der 50jährige Grundbeſitzer Vahida in der Nacht durch Beilhiebe ermordet und 2000 K. geraubt. Die Täter ſind ſein 23jähriger Sohn und deſſen Geliebte, eine 25jährige Witwe. Gegen einen alten ariſtokratiſchen Wüſtling, der in Padua eine große Rolle ſpielt, ſind bei der Polizei mehrere Anzeigen eingelaufen, daß ſich der alte Sünder an Hunderten von un- mündigen Kindern vergangen haben ſoll. In ſeiner Wohnung beſchlagnahmte man mehrere hundert unanſtändige Lichtbilder. Goldfieber im Amur. Ein Kenner der ſibiriſchen Verhältniſſe berichtet, daß die Gold- induſtrie am Amur ſich jetzt in einem ſtagnierenden Stadium befindet; von der Entdeckung neuer Gold- felder hat in letzter Zeit nichts verlautet. Die letzte große Entdeckung iſt die ſogenannte Millionengrube, deren Beſitzer jetzt ruiniert iſt. Auf dieſen Millionen- feldern fand man das Gold in pfundgroßen Klumpen; Stücke, die weniger als ein Solotnik (etwa 4 Gramm) wogen, beachtete man gar nicht. Man brauchte das Gold nicht erſt auszuwaſchen, ſondern konnte es einfach mit der Hand aufleſen. Der Inhaber des Goldfeldes ſchnappte vor Freude und Glück faſt über und eilte nach Petersburg, um es dort zu verkaufen. In der Reſidenz bot man ihm für das Feld, ohne es geſehen zu haben, anderthalb Millionen Rubel (= 3 Millionen Mark). Er hatte es ſich aber in den Kopf geſetzt, ſein Beſitztum nicht unter 2 Millionen Rubel losſchlagen zu wollen; er lebte in Petersburg in Saus und Braus, kehrte nach dem Amur zurück, ohne das Geſchäft abgeſchloſſen zu haben und wollte die Gruben nun ſelbſt ausnützen. Dort wartete aber ſeiner eine böſe Beſcherung. Er glaubte die Arbeiten in beſter Ordnung und unter beſter Aufſicht zurückgelaſſen zu haben und fand nun zu ſeinem Entſetzen eine wahre Räuberbande vor, die furchtbar gehauſt hatte. Zu ſeinen früheren Arbeitern hatten ſich einige hundert Zuzügler geſellt, alle waren plötzlich vom Goldtaumel erfaßt, ſtahlen das bereits erbeutete Gold, das an 30 Pud (1 Pub = 39 Pfund) betragen haben ſoll, und plünderten nun das Goldfeld weiter aus. Der unglückliche Beſitzer konnte nichts gegen die Räuber tun. Man drohte ihm mit dem Tode, wenn er das Feld betreten ſollte, und der Mann wußte nur zu gut, daß das keine leere Drohung war. Alle Angeſtellten und Aufſeher hatten ſich an dem Raube beteiligt, und die Polizei, die wahrſcheinlich tüchtig geſchmiert war, gewährte dem Beſitzer keine Hilfe, ſondern verwies ihn auf den Beſchwerdeweg,

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 91, Marburg, 30.07.1912, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger91_1912/3>, abgerufen am 21.11.2024.