Marburger Zeitung. Nr. 85, Marburg, 16.07.1908.Marburger Zeitung. Nr. 85, 16. Juli 1908. [Spaltenumbruch] auf Nadeln. Und Sie und die verd ..... Weiber! Können Sie sich noch erinnern, wie der Professor X. wutschnaubend zu mir, dem Ordinarius, kam, weil Sie ihm sein Bräutchen abgefischt hatten?" -- "Aber, Herr Schulrat, sie war gar nicht seine Braut!" -- "Und mußten Sie ihn zusehen lassen, als sie dieselbe bei den drei Teichen herzhaft küßten?" -- "Sagen Sie mir aber jetzt -- es liegt ja nichts mehr dran -- was ist aus der schönen R .... geworden, der zuliebe Sie 25 Mon- tage die Schule geschwänzt haben, um zu ihr nach T. zu eilen? Wie war es, als Professor G. mit Frau und Schwägerin, der Sie ja auch den Hof gemacht haben, Sie an einem solchen Montag dort erwischt hätte, wenn Sie nicht geflüchtet wären in einen dunklen, unangenehmen Ort, den Sie stunden- lang nicht verlassen konnten, weil sein rege ge- wordenes Auge unverwandt darauf ruhte? Und erst das der Schwägerin!" Er erfuhr alles und ging doch niemals aus. Wie war es possierlich, als Feldspitz einmal wegen Versäumnis eines Nach- mittags einen Entschuldigungszettel brachte, auf dem die sorgsame "Kafferin" es gütigst bestätigte, daß der liebe alte Franzl nicht zur Schule habe kommen können, weil er gar so grimmige Bauch- schmerzen gehabt habe. Ich sehe noch des Pro- fessors Gesicht, als er, auf den Zettel schauend, fragte: "So, mit was für einem Dirndl sind S' dann mit dem grimmigen Bauchschmerze auf dem Kalvarienberge gesessen?" Er hatte von seiner Wohnung mit einem Fernrohre hinaufgesehen und Feldspitz, der Dichter des Epos "Die tote Maus", war schändlich blamiert. Ist es ein Wunder, daß nahezu alle seine. Schüler den Gegenstand Geschichte lieb gewannen? Er trug nicht schön vor: auf einer Bank sitzend, die Füße auf das Sitzbrett gestellt, sprach er unscheinbar; aber seine Vortragsweise hatte etwas, was so vielen fehlt: er trug die Ge- schichte in ihrer nackten Wahrheit vor. Man mußte ihn hören, wenn er der Religionsstifter gedachte und der Reformatoren, wenn er mit vernichtenden Worten die scheußlichen Urheber der Reformations- kriege abtat. Er war aber auch wahr im Vortrage der österreichischen Geschichte. Und so ist es ge- kommen, daß seine Schüler nicht überrascht wurden, wenn sie in späteren Jahren eine wirkliche Ge- schichte in die Hand bekamen, nicht bloß eine für Mittelschulen oder Lehrerbildungsanstalten zuge- schnittene Schulgeschichte. Nahezu zwei Stunden haben wir uns im Stadtpark unterhalten und ich hatte für diese Zeit beinahe den Schmerz über mein Leid vergessen aus Freude darüber, daß der einstige Lieblingsschüler, der ihm doch so vielen Kummer bereitet hatte, nach vielen Jahren noch fest im Herzen seines Professors stand. Als wir schieden, sagte er: "W., wir sehen uns kaum wieder. Aber wenn ich gegangen bin, denken Sie manchmal meiner und treffen Sie einen meiner Schüler, der sich des alten mürrischen Geschichtsprofessors Fasching in Treue erinnern will, dann grüßen Sie ihn von mir!" Nun ist er gegangen. Er ist nicht mehr. Ich entbiete aber allen seinen Schülern die Grüße, die er mir im Vorjahre aufgegeben. Mit allen, die ihn gekannt haben, weiß ich mich eines Sinnes: Er war ein von freiheitlichem Geiste durchdrungener Lehrer, ein Mann, dessen Be- geisterung im Erkennen und Aufsuchen der Wahr- heit fußte, ein Mensch, der Liebe unter seinen Schülern säete und daher auch Liebe erntete, ein väterlicher Freund der Jugend und deshalb wird sein Andenken bei allen seinen Schülern in unwandel- barer Treue festgehalten werden. Bund der Kaufleute. Jeden Donnerstag Gemeinderatssitzung. Am Mittwoch den Spende des Männergesangvereines. Der Zahlmeister des Männergesangvereines Marburg Grand Elektro-Bioskop. Das dreizehnte Landes-Lehrerinnenbildungsanstalt. Den vom 10. bis 15. d. unter dem Vorsitze des Staatshilfe für das Unterland. Infolge Fleischpreise in Marburg. Vom 15. d. Die Fleischpreise in Cilli. Das Cillier Besitzwechsel. Das Gut Weitenstein des Landwirtschaftlicher Verein Rothwein. Am Sonntag den 19. d. um 9 Uhr vormittags Versammlung von staatlichen Ver- tragsbeamten. Am Samstag, den 18. d., um Auswanderungswarnung. Wir erhielten Marburger Zeitung. Nr. 85, 16. Juli 1908. [Spaltenumbruch] auf Nadeln. Und Sie und die verd ..... Weiber! Können Sie ſich noch erinnern, wie der Profeſſor X. wutſchnaubend zu mir, dem Ordinarius, kam, weil Sie ihm ſein Bräutchen abgefiſcht hatten?“ — „Aber, Herr Schulrat, ſie war gar nicht ſeine Braut!“ — „Und mußten Sie ihn zuſehen laſſen, als ſie dieſelbe bei den drei Teichen herzhaft küßten?“ — „Sagen Sie mir aber jetzt — es liegt ja nichts mehr dran — was iſt aus der ſchönen R .... geworden, der zuliebe Sie 25 Mon- tage die Schule geſchwänzt haben, um zu ihr nach T. zu eilen? Wie war es, als Profeſſor G. mit Frau und Schwägerin, der Sie ja auch den Hof gemacht haben, Sie an einem ſolchen Montag dort erwiſcht hätte, wenn Sie nicht geflüchtet wären in einen dunklen, unangenehmen Ort, den Sie ſtunden- lang nicht verlaſſen konnten, weil ſein rege ge- wordenes Auge unverwandt darauf ruhte? Und erſt das der Schwägerin!“ Er erfuhr alles und ging doch niemals aus. Wie war es poſſierlich, als Feldſpitz einmal wegen Verſäumnis eines Nach- mittags einen Entſchuldigungszettel brachte, auf dem die ſorgſame „Kafferin“ es gütigſt beſtätigte, daß der liebe alte Franzl nicht zur Schule habe kommen können, weil er gar ſo grimmige Bauch- ſchmerzen gehabt habe. Ich ſehe noch des Pro- feſſors Geſicht, als er, auf den Zettel ſchauend, fragte: „So, mit was für einem Dirndl ſind S’ dann mit dem grimmigen Bauchſchmerze auf dem Kalvarienberge geſeſſen?“ Er hatte von ſeiner Wohnung mit einem Fernrohre hinaufgeſehen und Feldſpitz, der Dichter des Epos „Die tote Maus“, war ſchändlich blamiert. Iſt es ein Wunder, daß nahezu alle ſeine. Schüler den Gegenſtand Geſchichte lieb gewannen? Er trug nicht ſchön vor: auf einer Bank ſitzend, die Füße auf das Sitzbrett geſtellt, ſprach er unſcheinbar; aber ſeine Vortragsweiſe hatte etwas, was ſo vielen fehlt: er trug die Ge- ſchichte in ihrer nackten Wahrheit vor. Man mußte ihn hören, wenn er der Religionsſtifter gedachte und der Reformatoren, wenn er mit vernichtenden Worten die ſcheußlichen Urheber der Reformations- kriege abtat. Er war aber auch wahr im Vortrage der öſterreichiſchen Geſchichte. Und ſo iſt es ge- kommen, daß ſeine Schüler nicht überraſcht wurden, wenn ſie in ſpäteren Jahren eine wirkliche Ge- ſchichte in die Hand bekamen, nicht bloß eine für Mittelſchulen oder Lehrerbildungsanſtalten zuge- ſchnittene Schulgeſchichte. Nahezu zwei Stunden haben wir uns im Stadtpark unterhalten und ich hatte für dieſe Zeit beinahe den Schmerz über mein Leid vergeſſen aus Freude darüber, daß der einſtige Lieblingsſchüler, der ihm doch ſo vielen Kummer bereitet hatte, nach vielen Jahren noch feſt im Herzen ſeines Profeſſors ſtand. Als wir ſchieden, ſagte er: „W., wir ſehen uns kaum wieder. Aber wenn ich gegangen bin, denken Sie manchmal meiner und treffen Sie einen meiner Schüler, der ſich des alten mürriſchen Geſchichtsprofeſſors Faſching in Treue erinnern will, dann grüßen Sie ihn von mir!“ Nun iſt er gegangen. Er iſt nicht mehr. Ich entbiete aber allen ſeinen Schülern die Grüße, die er mir im Vorjahre aufgegeben. Mit allen, die ihn gekannt haben, weiß ich mich eines Sinnes: Er war ein von freiheitlichem Geiſte durchdrungener Lehrer, ein Mann, deſſen Be- geiſterung im Erkennen und Aufſuchen der Wahr- heit fußte, ein Menſch, der Liebe unter ſeinen Schülern ſäete und daher auch Liebe erntete, ein väterlicher Freund der Jugend und deshalb wird ſein Andenken bei allen ſeinen Schülern in unwandel- barer Treue feſtgehalten werden. Bund der Kaufleute. Jeden Donnerstag Gemeinderatsſitzung. Am Mittwoch den Spende des Männergeſangvereines. Der Zahlmeiſter des Männergeſangvereines Marburg Grand Elektro-Bioskop. Das dreizehnte Landes-Lehrerinnenbildungsanſtalt. Den vom 10. bis 15. d. unter dem Vorſitze des Staatshilfe für das Unterland. Infolge Fleiſchpreiſe in Marburg. Vom 15. d. Die Fleiſchpreiſe in Cilli. Das Cillier Beſitzwechſel. Das Gut Weitenſtein des Landwirtſchaftlicher Verein Rothwein. Am Sonntag den 19. d. um 9 Uhr vormittags Verſammlung von ſtaatlichen Ver- tragsbeamten. Am Samstag, den 18. d., um Auswanderungswarnung. Wir erhielten <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header">Marburger Zeitung. Nr. 85, 16. Juli 1908.</fw><lb/><cb/> auf Nadeln. Und Sie und die verd ..... Weiber!<lb/> Können Sie ſich noch erinnern, wie der Profeſſor X.<lb/> wutſchnaubend zu mir, dem Ordinarius, kam, weil<lb/> Sie ihm ſein Bräutchen abgefiſcht hatten?“ —<lb/> „Aber, Herr Schulrat, ſie war gar nicht ſeine<lb/> Braut!“ — „Und mußten Sie ihn zuſehen laſſen,<lb/> als ſie dieſelbe bei den drei Teichen herzhaft<lb/> küßten?“ — „Sagen Sie mir aber jetzt — es<lb/> liegt ja nichts mehr dran — was iſt aus der<lb/> ſchönen R .... geworden, der zuliebe Sie 25 Mon-<lb/> tage die Schule geſchwänzt haben, um zu ihr nach<lb/> T. zu eilen? Wie war es, als Profeſſor G. mit<lb/> Frau und Schwägerin, der Sie ja auch den Hof<lb/> gemacht haben, Sie an einem ſolchen Montag dort<lb/> erwiſcht hätte, wenn Sie nicht geflüchtet wären in<lb/> einen dunklen, unangenehmen Ort, den Sie ſtunden-<lb/> lang nicht verlaſſen konnten, weil ſein rege ge-<lb/> wordenes Auge unverwandt darauf ruhte? Und<lb/> erſt das der Schwägerin!“ Er erfuhr alles und<lb/> ging doch niemals aus. Wie war es poſſierlich,<lb/> als Feldſpitz einmal wegen Verſäumnis eines Nach-<lb/> mittags einen Entſchuldigungszettel brachte, auf<lb/> dem die ſorgſame „Kafferin“ es gütigſt beſtätigte,<lb/> daß der liebe alte Franzl nicht zur Schule habe<lb/> kommen können, weil er gar ſo grimmige Bauch-<lb/> ſchmerzen gehabt habe. Ich ſehe noch des Pro-<lb/> feſſors Geſicht, als er, auf den Zettel ſchauend,<lb/> fragte: „So, mit was für einem Dirndl ſind S’<lb/> dann mit dem grimmigen Bauchſchmerze auf dem<lb/> Kalvarienberge geſeſſen?“ Er hatte von ſeiner<lb/> Wohnung mit einem Fernrohre hinaufgeſehen und<lb/> Feldſpitz, der Dichter des Epos „Die tote Maus“,<lb/> war ſchändlich blamiert. Iſt es ein Wunder, daß<lb/> nahezu alle ſeine. Schüler den Gegenſtand Geſchichte<lb/> lieb gewannen? Er trug nicht ſchön vor: auf einer<lb/> Bank ſitzend, die Füße auf das Sitzbrett geſtellt,<lb/> ſprach er unſcheinbar; aber ſeine Vortragsweiſe<lb/> hatte etwas, was ſo vielen fehlt: er trug die Ge-<lb/> ſchichte in ihrer nackten Wahrheit vor. Man mußte<lb/> ihn hören, wenn er der Religionsſtifter gedachte<lb/> und der Reformatoren, wenn er mit vernichtenden<lb/> Worten die ſcheußlichen Urheber der Reformations-<lb/> kriege abtat. Er war aber auch wahr im Vortrage<lb/> der öſterreichiſchen Geſchichte. Und ſo iſt es ge-<lb/> kommen, daß ſeine Schüler nicht überraſcht wurden,<lb/> wenn ſie in ſpäteren Jahren eine wirkliche Ge-<lb/> ſchichte in die Hand bekamen, nicht bloß eine für<lb/> Mittelſchulen oder Lehrerbildungsanſtalten zuge-<lb/> ſchnittene Schulgeſchichte. Nahezu zwei Stunden<lb/> haben wir uns im Stadtpark unterhalten und ich<lb/> hatte für dieſe Zeit beinahe den Schmerz über mein<lb/> Leid vergeſſen aus Freude darüber, daß der einſtige<lb/> Lieblingsſchüler, der ihm doch ſo vielen Kummer<lb/> bereitet hatte, nach vielen Jahren noch feſt im<lb/> Herzen ſeines Profeſſors ſtand. Als wir ſchieden,<lb/> ſagte er: „W., wir ſehen uns kaum wieder. Aber<lb/> wenn ich gegangen bin, denken Sie manchmal<lb/> meiner und treffen Sie einen meiner Schüler, der<lb/> ſich des alten mürriſchen Geſchichtsprofeſſors<lb/> Faſching in Treue erinnern will, dann grüßen Sie<lb/> ihn von mir!“ Nun iſt er gegangen. Er iſt nicht<lb/> mehr. Ich entbiete aber allen ſeinen Schülern die<lb/> Grüße, die er mir im Vorjahre aufgegeben. Mit<lb/> allen, die ihn gekannt haben, weiß ich mich eines<lb/> Sinnes: Er war ein von <hi rendition="#g">freiheitlichem</hi> Geiſte<lb/> durchdrungener Lehrer, ein Mann, deſſen Be-<lb/> geiſterung im Erkennen und Aufſuchen der Wahr-<lb/> heit fußte, ein Menſch, der Liebe unter ſeinen<lb/> Schülern ſäete und daher auch Liebe erntete, ein<lb/> väterlicher Freund der Jugend und deshalb wird<lb/> ſein Andenken bei allen ſeinen Schülern in unwandel-<lb/> barer Treue feſtgehalten werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bund der Kaufleute.</hi> </head> <p>Jeden Donnerstag<lb/> abends treffen ſich die Mitglieder im Hotel Mohr.<lb/> Bei ſchlechter Witterung Zuſammenkunft im Speiſe-<lb/> ſaale, ſonſt im Garten. Die Mitglieder werden<lb/> erſucht, zu dieſen Abenden recht zahlreich zu<lb/> erſcheinen. Gäſte herzlich willkommen. <hi rendition="#g">Stamm-<lb/> tiſch.</hi> — An die Kaufmannſchaft in Marburg!<lb/> Nicht oft genug ergeht an die Kaufmannſchaft der<lb/> Ruf, ſich zu organiſieren. Unſer Bund iſt ſchon<lb/> ein ganz reſpektables Häuflein geworden, wir wollen<lb/> aber nicht ruhen, bis alle Mitglieder unſerer<lb/> Organiſation ſind. Der erſte Ruf, der im Lande<lb/> hallt, ſoll uns nicht überraſchen. Wir wollen ein<lb/> offenes Auge haben, was neben und um uns vor-<lb/> geht und je größer die Zahl iſt, die wir ins Feld<lb/> ſtellen können, umſo mehr werden unſere For-<lb/> derungen Ausſicht auf Verwirklichung haben. Alſo,<lb/> verehrte Kollegen, helft mit, das Anſehen zu heben,<lb/> es geſchieht ja nicht zum geringſten Teile für<lb/> das eigene Ich. Wetterſchwüle herrſcht, drohende<lb/> ſchwarze Wolken zeigen ſich — aber keine Furcht.<lb/> Gewitter reinigen. Jeder Kaufmann, der nur ein<lb/><cb/> wenig mit dem Zeitgeiſt geht, hat die Pflicht, ſeine<lb/> Standesintereſſen zu wahren und wahren zu helfen,<lb/> dann wird es beſſer um uns ſtehen. Alſo, verehrte<lb/> Kollegen, unterſtützt die Werbetätigkeit unſerer Mit-<lb/> glieder, kommt aus eigenem Antriebe, die Früchte<lb/> werden ſich zeigen! Beitrittsanmeldnngen nehmen<lb/> entgegen die Herren: Karl Wolf, Magiſter der<lb/> Pharmacie, Herrengaſſe; Karl Worſche, Kaufmann,<lb/> Herrengaſſe; Karl Haber, Kaufmann, Tegetthoff-<lb/> ſtraße; Alois Schnideritſch, Kaufmann, Draugaſſe;<lb/> Hans Andraſchitſch, Kaufmann, Kärntnerſtraße.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gemeinderatsſitzung.</hi> </head> <p>Am Mittwoch den<lb/> 22. Juli l. J. nachmittags 3 Uhr findet im<lb/> Rathausſaale eine Gemeinderatsſitzung mit folgender<lb/> Tagesordnung ſtatt: Neuwahl zweier Mitglieder des<lb/> Kirchenkonkurrenz-Ausſchuſſes für die Grazervorſtadt-<lb/> pfarre Hlg. Maria. — Einſprache des Herrn<lb/> Andreas Mayer gegen die Vorſchreibung der Ein-<lb/> ſchlauchgebühr in der Viktringhofgaſſe 2. — Geſuch<lb/> der Frau Thereſe Pachner um Vergütung von<lb/> Gebühren anläßlich des Verkaufes ihres Hauſes. —<lb/> Bericht über die Sicherſtellung der Trottoir-<lb/> Herſtellungskoſten. — Geſuch des Ordens der<lb/> Karmeliterinnen um Erteilung der Baubewilligung<lb/> für einen Sanktusturm und Adaptierungen in der<lb/> Heugaſſe 11. — Geſuch des Herrn Joſef Nekrepp<lb/> um Erteilung der Baubewilligung für ein Wohn-<lb/> haus in der Mozartſtraße. — Geſuch des Herrn<lb/> Fritz Friedriger um Erteilung der Baubewilligung<lb/> für ein Wohnhaus Ecke der Uhland-Körnergaſſe. —<lb/> Antrag des Stadtbauamtes um Feſtſetzung des<lb/> Preiſes für Randſteinelegung. — Bericht über die<lb/> Schlachtungen im ſtädtiſchen Schlachthofe im Monate<lb/> Juni 1908. — Beſchlußfaſſung betreffend die Be-<lb/> leuchtung der Perkoſtraße. — Geſuch des Stadt-<lb/> verſchönerungsvereines um Anweiſung der bewilligten<lb/> Unterſtützung für Herſtellungen im Volksgarten. —<lb/> Anſuchen der Fleiſchergenoſſenſchaft um Herab-<lb/> minderung des Preiſes für Blockeis von 30 auf<lb/> 20 Heller. — Aufnahme eines Darlehens. — Er-<lb/> gebnis der Verhandlungen mit den Fleiſchermeiſtern<lb/> wegen Herabſetzung der Fleiſchpreiſe. Der öffentlichen<lb/> folgt eine vertrauliche Sitzung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Spende des Männergeſangvereines.</hi> </head><lb/> <p>Der Zahlmeiſter des Männergeſangvereines Marburg<lb/> hat dem Verein für „Kinderſchutz und Jugendfürſorge<lb/> in Marburg“ vom Reinerträgniſſe der vom Mainzer<lb/> Männergeſangvereine am 11. d. in Marburg abge-<lb/> haltenen Liedertafel den namhaften Betrag von<lb/> 300 K. abgeführt, wofür dieſen beiden Geſang-<lb/> vereinen vom genannten Fürſorgeverein der wärmſte<lb/> Dank ausgeſprochen wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Grand Elektro-Bioskop.</hi> </head> <p>Das dreizehnte<lb/> Wochenprogramm wird noch heute beim Highlife-<lb/> Abend und morgen Freitag vorgeführt. Samstag<lb/> kommt zum erſtenmale der Kaiſerjubiläums-Feſtzug<lb/> in Wien an die Reihe, welchen die Direktion trotz<lb/> der hohen Koſten (2000 Kronen) erwarb und uns<lb/> damit Gelegenheit gibt, dieſes Schauſpiel zu ſehen.<lb/> Hoffentlich wird ein recht zahlreicher Beſuch die<lb/> Bemühungen des Unternehmers lohnen. Der Feſtzug<lb/> wird nur vom 18.—24. Juli vorgeführt und ſind<lb/> die Preiſe nicht erhöht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Landes-Lehrerinnenbildungsanſtalt.</hi> </head><lb/> <p>Den vom 10. bis 15. d. unter dem Vorſitze des<lb/> k. k. Landesſchulinſpektors Dr. Tumlirz abgehaltenen<lb/> Reifeprüfungen unterzogen ſich ſämtliche 40 Zöglinge<lb/> des 4. Jahrganges. Von dieſen erlangten 11 ein<lb/> Zeugnis der Reife mit Auszeichnung, 26 wurden<lb/> für reif erklärt und drei erhielten die Erlaubnis,<lb/> nach den Ferien eine Wiederholungsprüfung aus<lb/> einem Gegenſtande abzulegen. Nach den Ergebniſſen<lb/> der am Schluſſe des Schuljahres erfolgten Auf-<lb/> nahme in den erſten Jahrgang findet eine zweite<lb/> Aufnahmsprüfung für das Schuljahr 1908/09<lb/><hi rendition="#g">nicht</hi> ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Staatshilfe für das Unterland.</hi> </head> <p>Infolge<lb/> der Dürre, des dadurch hervorgerufenen Futter-<lb/> mangels und Notſtandes in Unterſteiermark erklärte<lb/> der Ackerbauminiſter — natürlich erſt nach wieder-<lb/> holtem Drängen und Treten — daß die approxima-<lb/> tiven Berichte über den im <hi rendition="#g">ſteiriſchen Unter-<lb/> lande</hi> und auch in Kärnten herrſchenden Notſtand<lb/> bereits eingetroffen ſind. Auf Grund derſelben habe<lb/> er ſich ſofort an den Finanzminiſter zur Flüſſig-<lb/> machung der nötigen Summen gewendet. Sollten<lb/> dieſe nicht binnen zwei Tagen ihm zur Verfügung<lb/> geſtellt werden, ſo werde er die Angelegenheit<lb/> neuerlich betreiben. Außerdem habe er ſofortige<lb/> Detailerhebungen veranlaßt, um die Größe des<lb/> Schadens eingehender zu erheben und die nötigen<lb/> Maßnahmen zu treffen. Wie der Abg. Marckhl<lb/> mitteilt, beabſichtigt die Regierung Futter anzu-<lb/><cb/> kaufen und an die durch die Dürre getroffenen<lb/> Beſitzer abzugeben, ferner ſollten Notſchlachtungen<lb/> geſtattet werden. Endlich wird die Erlaſſung des in<lb/> Landbevölkerungskreiſen ſchon lange erſehnten<lb/><hi rendition="#g">Futterausfuhrverbotes</hi> in Erwägung ge-<lb/> zogen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fleiſchpreiſe in Marburg.</hi> </head> <p>Vom 15. d.<lb/> ab beſtehen in Marburg folgende Fleiſchpreiſe:<lb/> Rindfleiſch, Maſtochſen, 1. Qualität, K. 1·60;<lb/> 2. Qualität K. 1·40; Kalbfleiſch K. 1·40 bis<lb/> 1·60. Mittelware: Rindfleiſch, 1. Qualität K. 1·36,<lb/> 2. Qualität K. 1·28, 3. Qualität K. 1·12, Kalb-<lb/> fleiſch K. 1·20 bis 1·40; leichtes Vieh, Rindfleiſch,<lb/> K. 1·12, Kalbfleiſch K. 1·20.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Fleiſchpreiſe in Cilli.</hi> </head> <p>Das Cillier<lb/> Stadtamt ſah ſich genötigt, die dortigen Fleiſch-<lb/> preiſe ſelbſtändig, und zwar für die Inhaber der<lb/> Fleiſchſtände am Hauptplatze feſtzuſetzen. Dieſe<lb/> amtlich feſtgeſetzten Preiſe ſind nachſtehende: Kalb-<lb/> fleiſch, hinteres, K. 1·20; Kalbfleiſch, vorderes,<lb/> K. 1; Schnitz K. 1·80; Rindfleiſch, hinteres,<lb/> K. 1·12; Rindfleiſch, vorderes, K. 1; Roſtbraten,<lb/> Rumpſteak K. 1·30; Lungebraten, ausgelöſt K. 1·60.<lb/> Die Preisſätze für Rindfleiſch, Roſtbraten, Rump-<lb/> ſteak und Lungenbraten treten ab 20. d. in Kraft.<lb/> Für den Fall, als die Standbeſitzer ſich an dieſen<lb/> Tarif nicht halten, wird die Stadtgemeinde Cilli<lb/> unnachſichtlich ſofort mit der Kündigung des<lb/> Fleiſchſtandes vorgehen. Falls dieſe amtliche Feſt-<lb/> ſtellung der Fleiſchpreiſe nicht auch die Hallen-<lb/> fleiſcher veranlaſſen wird, ihre bisherigen Fleiſch-<lb/> preiſe dem amtlichen Tarife anzupaſſen, wird die<lb/> Stadtgemeinde eine eigene Fleiſchhalle eröffnen,<lb/> wofür auch alle Vorbereitungen getroffen ſind.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Beſitzwechſel.</hi> </head> <p>Das Gut Weitenſtein des<lb/> Herrn Ed. <hi rendition="#g">Mulley</hi> iſt in den Beſitz des Herrn<lb/> Rudolf Oroszy aus Laibach übergegangen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Landwirtſchaftlicher Verein Rothwein.</hi> </head><lb/> <p>Am Sonntag den 19. d. um 9 Uhr vormittags<lb/> wird in der Gambrinushalle zu Marburg eine<lb/> außerordentliche Generalverſammlung dieſes Vereines<lb/> abgehalten. Die Tagesordnung iſt folgende: 1. Be-<lb/> ſprechung der heurigen Futterkalamität und der<lb/> eventuellen Mittel zur Abhilfe. 2. Vortrag über<lb/> Rotlauf-Impfung. (Herr k. k. Bezirkstierarzt<lb/> Fiſcher.) 3. Anträge. Zahlreiches Erſcheinen der<lb/> Mitglieder iſt wünſchenswert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verſammlung von ſtaatlichen Ver-<lb/> tragsbeamten.</hi> </head> <p>Am Samstag, den 18. d., um<lb/> 8 Uhr abends, findet in der Gaſtwirtſchaft „Gam-<lb/> brinushalle“ eine Verſammlung der ſtaatlichen<lb/> Vertragsbeamten der Staatsbehörden und -Ämter<lb/> ſtatt, und zwar mit nachſtehender Tagesordnung:<lb/> Berichterſtattung des Landesobmannes von Steier-<lb/> mark, Herrn Koppacher, über den gegenwärtigen<lb/> Stand der Berufsaktion. Die hiſtoriſche Ent-<lb/> wicklung und die heutige materielle und ſoziale<lb/> Stellung der Kanzleioffizianten und Kanzleigehilfen<lb/> (Referent Herr Koll. Stupan). Gründung einer<lb/> Kreisgruppe der Kanzleioffizianten und Kanzlei-<lb/> gehilfen der ſtaatlichen Behörden und Ämter. All-<lb/> fälliges. Es ergeht daher an ſämtliche Herren<lb/> Kollegen von Marburg und Umgebung das Erſuchen,<lb/> ſich im Standesintereſſe zu dieſer Verſammlung ſo<lb/> zahlreich als nur möglich einzufinden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Auswanderungswarnung.</hi> </head> <p>Wir erhielten<lb/> von amtlicher Stelle folgende Verlautbarung: Auf<lb/> Grund von in letzter Zeit eingelangten ſehr un-<lb/> günſtigen Nachrichten ſieht ſich das Miniſterium<lb/> des Innern veranlaßt, neuerlich alle jene Perſonen,<lb/> welche als Arbeiter nach Kanada auswandern wollen,<lb/> vor einer ſolchen Auswanderung nachdrücklichſt zu<lb/> warnen. Dieſe Warnung bezieht ſich auf alle Aus-<lb/> wanderer, welche nach Kanada zu dem Zwecke gehen<lb/> wollen, um dort in gewerblichen oder Bauunter-<lb/> nehmungen, darunter auch bei Eiſenbahnbauten,<lb/> Erwerb zu ſuchen, gleichgiltig, ob dies der alleinige<lb/> Zweck ihrer Auswanderung iſt, oder ob ſie auf<lb/> dieſem Wege nur das erforderliche Kapital erwerben<lb/> wollen, um ſich ſpäter als Farmer in Kanada nieder-<lb/> laſſen zu können. Es wird derzeit in einzelnen<lb/> Ländern eine ſehr lebhafte Propaganda für die<lb/> Auswanderung nach Kanada betrieben. Die Agenten<lb/> ſtellen den Auswanderungsluſtigen reichliche Arbeits-<lb/> gelegenheit und hohe Löhne in Ausſicht. Das Gegen-<lb/> teil iſt jedoch der Fall. Die Arbeitsgelegenheiten<lb/> in gewerblichen und Bauunternehmungen ſind in<lb/> Kanada derzeit ſpärlicher und ſeltener als je, die<lb/> Löhne ſehr niedrig und herrſcht dort infolgedeſſen<lb/> unter den öſterreichiſchen Arbeitern ſehr große Not.<lb/> Hunderte von Arbeitern ſind beſchäftigungslos,<lb/> kämpfen mit Hunger, entbehren des Obdaches und<lb/> ſind auf die Mildtätigkeit angewieſen. Es kann da-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Marburger Zeitung. Nr. 85, 16. Juli 1908.
auf Nadeln. Und Sie und die verd ..... Weiber!
Können Sie ſich noch erinnern, wie der Profeſſor X.
wutſchnaubend zu mir, dem Ordinarius, kam, weil
Sie ihm ſein Bräutchen abgefiſcht hatten?“ —
„Aber, Herr Schulrat, ſie war gar nicht ſeine
Braut!“ — „Und mußten Sie ihn zuſehen laſſen,
als ſie dieſelbe bei den drei Teichen herzhaft
küßten?“ — „Sagen Sie mir aber jetzt — es
liegt ja nichts mehr dran — was iſt aus der
ſchönen R .... geworden, der zuliebe Sie 25 Mon-
tage die Schule geſchwänzt haben, um zu ihr nach
T. zu eilen? Wie war es, als Profeſſor G. mit
Frau und Schwägerin, der Sie ja auch den Hof
gemacht haben, Sie an einem ſolchen Montag dort
erwiſcht hätte, wenn Sie nicht geflüchtet wären in
einen dunklen, unangenehmen Ort, den Sie ſtunden-
lang nicht verlaſſen konnten, weil ſein rege ge-
wordenes Auge unverwandt darauf ruhte? Und
erſt das der Schwägerin!“ Er erfuhr alles und
ging doch niemals aus. Wie war es poſſierlich,
als Feldſpitz einmal wegen Verſäumnis eines Nach-
mittags einen Entſchuldigungszettel brachte, auf
dem die ſorgſame „Kafferin“ es gütigſt beſtätigte,
daß der liebe alte Franzl nicht zur Schule habe
kommen können, weil er gar ſo grimmige Bauch-
ſchmerzen gehabt habe. Ich ſehe noch des Pro-
feſſors Geſicht, als er, auf den Zettel ſchauend,
fragte: „So, mit was für einem Dirndl ſind S’
dann mit dem grimmigen Bauchſchmerze auf dem
Kalvarienberge geſeſſen?“ Er hatte von ſeiner
Wohnung mit einem Fernrohre hinaufgeſehen und
Feldſpitz, der Dichter des Epos „Die tote Maus“,
war ſchändlich blamiert. Iſt es ein Wunder, daß
nahezu alle ſeine. Schüler den Gegenſtand Geſchichte
lieb gewannen? Er trug nicht ſchön vor: auf einer
Bank ſitzend, die Füße auf das Sitzbrett geſtellt,
ſprach er unſcheinbar; aber ſeine Vortragsweiſe
hatte etwas, was ſo vielen fehlt: er trug die Ge-
ſchichte in ihrer nackten Wahrheit vor. Man mußte
ihn hören, wenn er der Religionsſtifter gedachte
und der Reformatoren, wenn er mit vernichtenden
Worten die ſcheußlichen Urheber der Reformations-
kriege abtat. Er war aber auch wahr im Vortrage
der öſterreichiſchen Geſchichte. Und ſo iſt es ge-
kommen, daß ſeine Schüler nicht überraſcht wurden,
wenn ſie in ſpäteren Jahren eine wirkliche Ge-
ſchichte in die Hand bekamen, nicht bloß eine für
Mittelſchulen oder Lehrerbildungsanſtalten zuge-
ſchnittene Schulgeſchichte. Nahezu zwei Stunden
haben wir uns im Stadtpark unterhalten und ich
hatte für dieſe Zeit beinahe den Schmerz über mein
Leid vergeſſen aus Freude darüber, daß der einſtige
Lieblingsſchüler, der ihm doch ſo vielen Kummer
bereitet hatte, nach vielen Jahren noch feſt im
Herzen ſeines Profeſſors ſtand. Als wir ſchieden,
ſagte er: „W., wir ſehen uns kaum wieder. Aber
wenn ich gegangen bin, denken Sie manchmal
meiner und treffen Sie einen meiner Schüler, der
ſich des alten mürriſchen Geſchichtsprofeſſors
Faſching in Treue erinnern will, dann grüßen Sie
ihn von mir!“ Nun iſt er gegangen. Er iſt nicht
mehr. Ich entbiete aber allen ſeinen Schülern die
Grüße, die er mir im Vorjahre aufgegeben. Mit
allen, die ihn gekannt haben, weiß ich mich eines
Sinnes: Er war ein von freiheitlichem Geiſte
durchdrungener Lehrer, ein Mann, deſſen Be-
geiſterung im Erkennen und Aufſuchen der Wahr-
heit fußte, ein Menſch, der Liebe unter ſeinen
Schülern ſäete und daher auch Liebe erntete, ein
väterlicher Freund der Jugend und deshalb wird
ſein Andenken bei allen ſeinen Schülern in unwandel-
barer Treue feſtgehalten werden.
Bund der Kaufleute. Jeden Donnerstag
abends treffen ſich die Mitglieder im Hotel Mohr.
Bei ſchlechter Witterung Zuſammenkunft im Speiſe-
ſaale, ſonſt im Garten. Die Mitglieder werden
erſucht, zu dieſen Abenden recht zahlreich zu
erſcheinen. Gäſte herzlich willkommen. Stamm-
tiſch. — An die Kaufmannſchaft in Marburg!
Nicht oft genug ergeht an die Kaufmannſchaft der
Ruf, ſich zu organiſieren. Unſer Bund iſt ſchon
ein ganz reſpektables Häuflein geworden, wir wollen
aber nicht ruhen, bis alle Mitglieder unſerer
Organiſation ſind. Der erſte Ruf, der im Lande
hallt, ſoll uns nicht überraſchen. Wir wollen ein
offenes Auge haben, was neben und um uns vor-
geht und je größer die Zahl iſt, die wir ins Feld
ſtellen können, umſo mehr werden unſere For-
derungen Ausſicht auf Verwirklichung haben. Alſo,
verehrte Kollegen, helft mit, das Anſehen zu heben,
es geſchieht ja nicht zum geringſten Teile für
das eigene Ich. Wetterſchwüle herrſcht, drohende
ſchwarze Wolken zeigen ſich — aber keine Furcht.
Gewitter reinigen. Jeder Kaufmann, der nur ein
wenig mit dem Zeitgeiſt geht, hat die Pflicht, ſeine
Standesintereſſen zu wahren und wahren zu helfen,
dann wird es beſſer um uns ſtehen. Alſo, verehrte
Kollegen, unterſtützt die Werbetätigkeit unſerer Mit-
glieder, kommt aus eigenem Antriebe, die Früchte
werden ſich zeigen! Beitrittsanmeldnngen nehmen
entgegen die Herren: Karl Wolf, Magiſter der
Pharmacie, Herrengaſſe; Karl Worſche, Kaufmann,
Herrengaſſe; Karl Haber, Kaufmann, Tegetthoff-
ſtraße; Alois Schnideritſch, Kaufmann, Draugaſſe;
Hans Andraſchitſch, Kaufmann, Kärntnerſtraße.
Gemeinderatsſitzung. Am Mittwoch den
22. Juli l. J. nachmittags 3 Uhr findet im
Rathausſaale eine Gemeinderatsſitzung mit folgender
Tagesordnung ſtatt: Neuwahl zweier Mitglieder des
Kirchenkonkurrenz-Ausſchuſſes für die Grazervorſtadt-
pfarre Hlg. Maria. — Einſprache des Herrn
Andreas Mayer gegen die Vorſchreibung der Ein-
ſchlauchgebühr in der Viktringhofgaſſe 2. — Geſuch
der Frau Thereſe Pachner um Vergütung von
Gebühren anläßlich des Verkaufes ihres Hauſes. —
Bericht über die Sicherſtellung der Trottoir-
Herſtellungskoſten. — Geſuch des Ordens der
Karmeliterinnen um Erteilung der Baubewilligung
für einen Sanktusturm und Adaptierungen in der
Heugaſſe 11. — Geſuch des Herrn Joſef Nekrepp
um Erteilung der Baubewilligung für ein Wohn-
haus in der Mozartſtraße. — Geſuch des Herrn
Fritz Friedriger um Erteilung der Baubewilligung
für ein Wohnhaus Ecke der Uhland-Körnergaſſe. —
Antrag des Stadtbauamtes um Feſtſetzung des
Preiſes für Randſteinelegung. — Bericht über die
Schlachtungen im ſtädtiſchen Schlachthofe im Monate
Juni 1908. — Beſchlußfaſſung betreffend die Be-
leuchtung der Perkoſtraße. — Geſuch des Stadt-
verſchönerungsvereines um Anweiſung der bewilligten
Unterſtützung für Herſtellungen im Volksgarten. —
Anſuchen der Fleiſchergenoſſenſchaft um Herab-
minderung des Preiſes für Blockeis von 30 auf
20 Heller. — Aufnahme eines Darlehens. — Er-
gebnis der Verhandlungen mit den Fleiſchermeiſtern
wegen Herabſetzung der Fleiſchpreiſe. Der öffentlichen
folgt eine vertrauliche Sitzung.
Spende des Männergeſangvereines.
Der Zahlmeiſter des Männergeſangvereines Marburg
hat dem Verein für „Kinderſchutz und Jugendfürſorge
in Marburg“ vom Reinerträgniſſe der vom Mainzer
Männergeſangvereine am 11. d. in Marburg abge-
haltenen Liedertafel den namhaften Betrag von
300 K. abgeführt, wofür dieſen beiden Geſang-
vereinen vom genannten Fürſorgeverein der wärmſte
Dank ausgeſprochen wird.
Grand Elektro-Bioskop. Das dreizehnte
Wochenprogramm wird noch heute beim Highlife-
Abend und morgen Freitag vorgeführt. Samstag
kommt zum erſtenmale der Kaiſerjubiläums-Feſtzug
in Wien an die Reihe, welchen die Direktion trotz
der hohen Koſten (2000 Kronen) erwarb und uns
damit Gelegenheit gibt, dieſes Schauſpiel zu ſehen.
Hoffentlich wird ein recht zahlreicher Beſuch die
Bemühungen des Unternehmers lohnen. Der Feſtzug
wird nur vom 18.—24. Juli vorgeführt und ſind
die Preiſe nicht erhöht.
Landes-Lehrerinnenbildungsanſtalt.
Den vom 10. bis 15. d. unter dem Vorſitze des
k. k. Landesſchulinſpektors Dr. Tumlirz abgehaltenen
Reifeprüfungen unterzogen ſich ſämtliche 40 Zöglinge
des 4. Jahrganges. Von dieſen erlangten 11 ein
Zeugnis der Reife mit Auszeichnung, 26 wurden
für reif erklärt und drei erhielten die Erlaubnis,
nach den Ferien eine Wiederholungsprüfung aus
einem Gegenſtande abzulegen. Nach den Ergebniſſen
der am Schluſſe des Schuljahres erfolgten Auf-
nahme in den erſten Jahrgang findet eine zweite
Aufnahmsprüfung für das Schuljahr 1908/09
nicht ſtatt.
Staatshilfe für das Unterland. Infolge
der Dürre, des dadurch hervorgerufenen Futter-
mangels und Notſtandes in Unterſteiermark erklärte
der Ackerbauminiſter — natürlich erſt nach wieder-
holtem Drängen und Treten — daß die approxima-
tiven Berichte über den im ſteiriſchen Unter-
lande und auch in Kärnten herrſchenden Notſtand
bereits eingetroffen ſind. Auf Grund derſelben habe
er ſich ſofort an den Finanzminiſter zur Flüſſig-
machung der nötigen Summen gewendet. Sollten
dieſe nicht binnen zwei Tagen ihm zur Verfügung
geſtellt werden, ſo werde er die Angelegenheit
neuerlich betreiben. Außerdem habe er ſofortige
Detailerhebungen veranlaßt, um die Größe des
Schadens eingehender zu erheben und die nötigen
Maßnahmen zu treffen. Wie der Abg. Marckhl
mitteilt, beabſichtigt die Regierung Futter anzu-
kaufen und an die durch die Dürre getroffenen
Beſitzer abzugeben, ferner ſollten Notſchlachtungen
geſtattet werden. Endlich wird die Erlaſſung des in
Landbevölkerungskreiſen ſchon lange erſehnten
Futterausfuhrverbotes in Erwägung ge-
zogen.
Fleiſchpreiſe in Marburg. Vom 15. d.
ab beſtehen in Marburg folgende Fleiſchpreiſe:
Rindfleiſch, Maſtochſen, 1. Qualität, K. 1·60;
2. Qualität K. 1·40; Kalbfleiſch K. 1·40 bis
1·60. Mittelware: Rindfleiſch, 1. Qualität K. 1·36,
2. Qualität K. 1·28, 3. Qualität K. 1·12, Kalb-
fleiſch K. 1·20 bis 1·40; leichtes Vieh, Rindfleiſch,
K. 1·12, Kalbfleiſch K. 1·20.
Die Fleiſchpreiſe in Cilli. Das Cillier
Stadtamt ſah ſich genötigt, die dortigen Fleiſch-
preiſe ſelbſtändig, und zwar für die Inhaber der
Fleiſchſtände am Hauptplatze feſtzuſetzen. Dieſe
amtlich feſtgeſetzten Preiſe ſind nachſtehende: Kalb-
fleiſch, hinteres, K. 1·20; Kalbfleiſch, vorderes,
K. 1; Schnitz K. 1·80; Rindfleiſch, hinteres,
K. 1·12; Rindfleiſch, vorderes, K. 1; Roſtbraten,
Rumpſteak K. 1·30; Lungebraten, ausgelöſt K. 1·60.
Die Preisſätze für Rindfleiſch, Roſtbraten, Rump-
ſteak und Lungenbraten treten ab 20. d. in Kraft.
Für den Fall, als die Standbeſitzer ſich an dieſen
Tarif nicht halten, wird die Stadtgemeinde Cilli
unnachſichtlich ſofort mit der Kündigung des
Fleiſchſtandes vorgehen. Falls dieſe amtliche Feſt-
ſtellung der Fleiſchpreiſe nicht auch die Hallen-
fleiſcher veranlaſſen wird, ihre bisherigen Fleiſch-
preiſe dem amtlichen Tarife anzupaſſen, wird die
Stadtgemeinde eine eigene Fleiſchhalle eröffnen,
wofür auch alle Vorbereitungen getroffen ſind.
Beſitzwechſel. Das Gut Weitenſtein des
Herrn Ed. Mulley iſt in den Beſitz des Herrn
Rudolf Oroszy aus Laibach übergegangen.
Landwirtſchaftlicher Verein Rothwein.
Am Sonntag den 19. d. um 9 Uhr vormittags
wird in der Gambrinushalle zu Marburg eine
außerordentliche Generalverſammlung dieſes Vereines
abgehalten. Die Tagesordnung iſt folgende: 1. Be-
ſprechung der heurigen Futterkalamität und der
eventuellen Mittel zur Abhilfe. 2. Vortrag über
Rotlauf-Impfung. (Herr k. k. Bezirkstierarzt
Fiſcher.) 3. Anträge. Zahlreiches Erſcheinen der
Mitglieder iſt wünſchenswert.
Verſammlung von ſtaatlichen Ver-
tragsbeamten. Am Samstag, den 18. d., um
8 Uhr abends, findet in der Gaſtwirtſchaft „Gam-
brinushalle“ eine Verſammlung der ſtaatlichen
Vertragsbeamten der Staatsbehörden und -Ämter
ſtatt, und zwar mit nachſtehender Tagesordnung:
Berichterſtattung des Landesobmannes von Steier-
mark, Herrn Koppacher, über den gegenwärtigen
Stand der Berufsaktion. Die hiſtoriſche Ent-
wicklung und die heutige materielle und ſoziale
Stellung der Kanzleioffizianten und Kanzleigehilfen
(Referent Herr Koll. Stupan). Gründung einer
Kreisgruppe der Kanzleioffizianten und Kanzlei-
gehilfen der ſtaatlichen Behörden und Ämter. All-
fälliges. Es ergeht daher an ſämtliche Herren
Kollegen von Marburg und Umgebung das Erſuchen,
ſich im Standesintereſſe zu dieſer Verſammlung ſo
zahlreich als nur möglich einzufinden.
Auswanderungswarnung. Wir erhielten
von amtlicher Stelle folgende Verlautbarung: Auf
Grund von in letzter Zeit eingelangten ſehr un-
günſtigen Nachrichten ſieht ſich das Miniſterium
des Innern veranlaßt, neuerlich alle jene Perſonen,
welche als Arbeiter nach Kanada auswandern wollen,
vor einer ſolchen Auswanderung nachdrücklichſt zu
warnen. Dieſe Warnung bezieht ſich auf alle Aus-
wanderer, welche nach Kanada zu dem Zwecke gehen
wollen, um dort in gewerblichen oder Bauunter-
nehmungen, darunter auch bei Eiſenbahnbauten,
Erwerb zu ſuchen, gleichgiltig, ob dies der alleinige
Zweck ihrer Auswanderung iſt, oder ob ſie auf
dieſem Wege nur das erforderliche Kapital erwerben
wollen, um ſich ſpäter als Farmer in Kanada nieder-
laſſen zu können. Es wird derzeit in einzelnen
Ländern eine ſehr lebhafte Propaganda für die
Auswanderung nach Kanada betrieben. Die Agenten
ſtellen den Auswanderungsluſtigen reichliche Arbeits-
gelegenheit und hohe Löhne in Ausſicht. Das Gegen-
teil iſt jedoch der Fall. Die Arbeitsgelegenheiten
in gewerblichen und Bauunternehmungen ſind in
Kanada derzeit ſpärlicher und ſeltener als je, die
Löhne ſehr niedrig und herrſcht dort infolgedeſſen
unter den öſterreichiſchen Arbeitern ſehr große Not.
Hunderte von Arbeitern ſind beſchäftigungslos,
kämpfen mit Hunger, entbehren des Obdaches und
ſind auf die Mildtätigkeit angewieſen. Es kann da-
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