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Marburger Zeitung. Nr. 66, Marburg, 04.06.1901.

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Marburger Zeitung Nr. 66, 4. Juni 1901

[Spaltenumbruch]

etwa 2 Millionen Mark Butter nach Großbritannien
ausführte, hatte die Butterausfuhr des Jahres 1899
einen Wert von über 25 Millionen Mark. Der
Sachverständige weist mit Recht auf die besonderen
Gründe dieser Ausfuhrsteigerung hin. Sie sind vor
allem in der Gesetzgebung zu suchen, die dafür Sorge
getragen hat, dass der Bezieher von kanadischer
Butter weiß, was er bezieht. Ein kanadisches Ge-
setz verbietet beispielsweise rundweg die Herstellung
und den Verkauf von Oleo-Margarine oder anderen
Butterersatzmitteln, deren Fette nicht unmittelbar
aus der Milch stammen. Die Uebertretung des Ge-
setzes wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder
mit Geldstrafe bis zu 600 Mark belegt. Ein zweites
Gesetz verbietet die Verfälschung von Milch, die zur
Käse- und Butterbereitung benützt wird. Ein weiteres
Gesetz ordnet an, dass zur Käsebereitung nur Mager-
milch angewandt werden darf, und dass die Hinzu-
fügung jedes anderen Fettes verboten. -- Glückliches
Kanada!

(Ein Taucherboot für die Tiefsee.)

Ein in Tunis wohnhafter Ingenieur M. Piatti dal
Pozzo hat soeben eine Anzahl von wichtigen Ex-
perimenten in Cherbourg beendet. Es handelt sich
nämlich, wie wir einer Mittheilung des Patentan-
waltes J. Fischer in Wien entnehmen, um ein Tiefboot,
welches den Zweck hat, zerrissene Kabel oder sonstige
Gegenstände vom Meeresboden aufzusuchen. Das
Boot hat sphärische Form und misst im Durchmesser
drei Meter. Es ist mit drei Schrauben versehen und
mit einer Anordnung ausgerüstet, die ein Mittelding
zwischen Bagger und Greifzeug ist. Der Erfinder
hat die Absicht, mit einem Boot zuerst nach dem
Wrack der Alhalama zu suchen, die in der Nähe
Cherbourgs versunken ist.

(Die Trommel in der italienischen
Armee.)

Die italienische Infanterie soll nun zu
ihren flotten Fanfarenbläsern auch einen Tambour
per Compagnie erhalten. Eine Commission von
Generalen hat ein von der Mailänder Firma
Sambruna vorgelegtes Trommelmuster genehmigt
und der Kriegsminister hat 1200 Trommeln bestellt,
die binnen 80 Tagen zu liefern sind.

(Die Hitze)

nimmt von Tag zu Tag zu und
hat nun jene Höhe erreicht, welche man sonst Ende
Juli und im August zu verzeichnen hatte. Uebrigens
geht es uns nicht schlechter, als anderen Städten,
aus welchen folgende Temperaturen von vorgestern
gemeldet werden: Wien 27 Grad, Prag 29 Grad,
Aussig und Trautenau 27 Grad, Budweis 28 Grad,
Deutsch-Brod 30 Grad, Brünn, Krakau und Lemberg
27 Grad, Riva 25 Grad, Bregenz 26 Grad,
Innsbruck, Zell und Salzburg 30 Grad, Ischl
31 Grad, Görz 32 Grad, Triest, Lovrano und Her-
mannstadt 31 Grad, Malta 23 Grad, Neapel
24 Grad, Rom 28 Grad, Paris 27 Grad, Corfu
29 Grad.

(Unwetter.)

Am 2. d. gieng in Karlsbad
ein furchtbares Wetter mit Hagelschlag nieder. Die
Schloßen zertrümmerten viele Fenster und Firmen-
schilder. Das Unwetter tobte fast eine Stunde.

(Idyllische Zustände.)

Das "Waldseer
Wochenblatt" enthält nachstehende Anzeige: "Alt-
thann. Hierorts ist ein Weib abhanden gekommen.
Der gegenwärtige Besitzer möchte die strengste Ver-
schwiegenheit einhalten."

(Rache.)

In der Nähe des Schlachthauses
in Reichenberg fand man am Sonntag früh drei
Leichen. Nach Erhebungen hatte der Infanterist des
94. Infanterie-Regiments, Patzelt, seine Geliebte
und deren Verehrer niedergeschossen und dann durch
Selbstmord geendet.




Eigen-Berichte.
(Unglücksfall --
Entgleisung.)

Am vergangenen Viehmarkttag in
Mahrenberg fiel der in St. Anton a. B. wohnhafte
Besitzer Kersnik, vulgo Hudernik, der wahrscheinlich
etwas angeheitert sein mochte, durch eigenes Ver-
schulden von der Fähre in die Drau und verschwand
spurlos in den Wellen. Der Leichnam konnte noch
nicht geborgen werden. -- Freitag mittags entgleisten
bei dem um 13/4 Uhr nachmittags in Marburg ein-
treffenden Personenzuge auf bisher noch unaufge-
klärte Weise 3 Waggons, wodurch eine einstündige
Verspätung gemacht wurde. Von den Mitreisenden
wurde niemand verletzt.

Ein Fall priester-
licher Unduldsamkeit, welcher auf den Fanatismus
slovenischer Geistlicher ein bezeichnendes Streiflicht
[Spaltenumbruch] wirft, erregt hier die Gemüther auf das lebhafteste
und bildet das Tagesgespräch. In der Nacht vom
Pfingstmontag auf Dienstag starb ein Arbeiter des
hiesigen Lederermeisters R. Hofbauer, Namens Simon
Stozir, plötzlich an Gehirnschlag infolge allzureichen
Alkoholgenusses, als ein Opfer der auch hierorts
leider grassierenden Brantweinpest. Der Verstorbene
war jedoch keineswegs ein Gewohnheitstrinker,
sondern ein stiller, ruhiger und fleißiger Mensch
und nebenbei ein eifriger Kirchenbesucher. Gleich-
wohl verweigerte ihm das hiesige Pfarramt das
christliche Begräbnis, und zwar mit der ausdrück-
lichen Motivierung, dass er die österliche Beichte
nicht abgelegt und keinen Beichtzettel abgegeben
habe. Obgleich der Dienstgeber des Stozir, Herr
Hofbauer, sich persönlich ins Pfarramt begab und
um die Beistellung des Conductes bat, sowie sich
bereit erklärte, die Kosten zu tragen, erfolgte doch
die Bestattung ohne kirchliche Einsegnung auf unge-
weihtem Boden.

(Zur Saison.)

Man weiß, dass Gleichenberg alle Vortheile eines
modernen Bades: schöne, gesunde Lage, entsprechende
Heilmittel, Luxus und Bequemlichkeit, zur Genüge
besitzt, um zu den fashionabelsten Badeorten gezählt
werden zu können. Wir müssen hervorheben, dass
der Hotelier, Herr Josef Hötzl, das Hotel "Mailand"
mit allen modernsten Einrichtungen versehen hat.
Sehr lobend müssen wir uns über die Darbietungen
unseres Curorchesters aussprechen. Der Kapellmeister
Herr Enr[i]c[o] Zanolli setzt sein ganzes bedeutendes
Können ein, einzelne Piecen der umfangreichen
Vortragsordnung künstlerisch auszuführen. Durch
die Veranstaltung von eigenen Symphonie-Concerten
im großen Cursaale dürfte einem mehrjährigen
Wunsche des Curpublicums Rechnung getragen
werden. Es stehen somit den Gästen Gleichenbergs
musikalische Genüsse in dieser Saison bevor; die
Mehrzahl der Musiker ist bereits zusammengespielt
aus dem Wintercurort Arco gekommen. Nachdem
unsere Curkapelle der Mehrzahl nach aus tüchtigen
Fachmusikern besteht, dürften die Leistungen selbst
den Anforderungen der strengsten Kritiker entsprechen,
deren es hier viele gibt. Die Pforten unseres Musen-
tempels wurden heute geöffnet, und wir bemerkten
gleich beim Eintritte ins Theater, dass in der Aus-
schmückung der Bühnenräume dank den rührigen
Bestrebungen des Theaterdirectors Herrn Schmid
etwas unternommen wurde. Wir können zwar nicht
behaupten, dass mit dem neuen Vorhange ein
Kunstwerk ganz besonderer Art geschaffen wurde,
müssen jedoch auch den finanziellen Schwierigkeiten
Rechnung tragen und bemerken, dass für verhält-
nismäßig kleine Kosten doch etwas Respectables
zustande kam, worauf wir schon mehrere Jahre
warten mussten. Ueber die Neuerungen bei Illu-
sionsbehelfen auf theatralischem Gebiete wollen wir
bei einer anderen Gelegenheit sprechen. Als Eröff-
nungsstück wurde die "Die dritte Escadron" auf-
geführt. Im großen und ganzen hat sich das noch
nicht zusammengespielte Ensemble sichtlich Mühe
gegeben, das Stück lebhaft wiederzugeben. Der
Gesammterfolg war ein freundlicher. Wir freuten
uns, die Herren Schönthal und Lee, uns bekannte
Kräfte, abermals begrüßen zu können. Herr Schön-
thal ist ein liebenswürdiger, intelligenter und sehr
tüchtiger Schauspieler, der uns auch heuer genuss-
reiche Partien zeichnen wird. Herr Lee ist sehr ver-
wendbar und bildet eine Stütze der Direction. Auch
Frl. Jäger ist für uns keine Novize. Ein lieblich
freundlicher Zug und ein gewisses Maß von Bühnen-
routine sind einige ihrer Vorzüge; wir constatieren
heute schon, dass sich ihr Spiel seit ihrer Abwesen-
heit von hier bedeutend besserte. Die Direction
Schmid verspricht uns, mehrere Novitäten zu bringen.
Ab 1. Juli wird auch, nach mehrjähriger Pause,
die Operette wieder Einzug in unseren Musentempel
halten. Es ist dies ausschließlich ein Verdienst des
Theaterdirectors, Herrn Leopold Schmid, indem es
ihm gelang, die Curmusik für die Operette wieder
zu gewinnen.

(Ausbau
der Eisenbahn über den Radl.)

Der Aus-
schuss der hiesigen Marktgemeinde hat in der Sitzung
vom 29. April den Beschluss gefasst, an den Be-
zirksausschuss Deutsch Landsberg mit dem Ersuchen
heranzutreten, sich mit den interessierten Bezirken,
Gemeinden und anderen Körperschaften ins Einver-
nehmen zu setzen, damit der Bau der Radlbahn
endlich aus dem Stadium eines langjährigen Wunsches
der Bevölkerung in das der Verwirklichung über-
geführt wird. Durch den Ausbau dieser Bahn wird
eine fruchtbare Gegend, welche jetzt unter einem sehr
[Spaltenumbruch] beschränkten und erschwerten Absatz ihrer Industrie-
und Bodenproducte leidet, dem allgemeinen Verkehr
erschlossen werden. Die Radlbahn ist das einzige
noch fehlende Glied, um eine directe Verbindung
Ungarns über Graz nach Kärnten und an den
Eisenbahn-Knotenpunkt Unter-Drauburg herzustellen.




Marburger Nachrichten.
(Dr. Philipp Forchheimer).

Professor
der technischen Hochschule in Graz, der bekanntlich
das Project der Marburger Wasserleitung im günstigen
Sinne begutachtete, wurde zum correspondierenden
Mitgliede der Akademie der Wissenschaften in Wien
gewählt.

(Preisprüfung.)

Am 2. d. fand in An-
wesenheit mehrerer Ehrengäste und zahlreicher Schü-
ler der Anstalt am Marburger Staatsgymnasium
die Preisprüfung aus der steiermärkischen Geschichte
statt. Von 22 Schülern, die den Unterricht unter
Leitung des Herrn Prof. Miklau besucht hatten,
waren acht zur Ablegung der Prüfung gemeldet,
sieben von ihnen wurden mit Preisen ausgezeichnet.
Der erste Preis wurde dem Schüler Lesnitzar,
der zweite dem Schüler Fritz Karpf zuerkannt.

(Landes-Obst- und Weinbauschule.)

An
der Landes-Obst- und Weinbauschule in Marburg
findet vom 17. bis 22. d. ein Sommercurs für Wein-
und Obstbau und ein Curs für Winzer, Baum- und
Straßenwärter statt; solche, die nicht von Besitzern,
Gemeinden oder anderen Körperschaften geschickt
werden und ihre Dürftigkeit durch ein von der
Gemeinde ausgestelltes Zeugnis nachweisen, erhalten
Unterstützungen. Anmeldungen sind bis zum 10. d.
an die Direction der Anstalt zu richten.

(Lehrerstelle.)

An der dreiclassigen, in
der dritten Ortsclasse stehenden Volksschule in St.
Oswald ist eine Lehrerstelle definitiv zu besetzen.
Gesuche sind bis Ende Juni d. J. an den Orts-
schulrath zu richten.

(Freiwillige Feuerwehr Marburg.)

Unsere freiwillige Feuerwehr, welche im Jahre 1871
durch die Opferwilligkeit der Bürgerschaft gegrün-
det wurde, feiert in Kürze ihr 30jähriges Bestehen.
Es ist in Aussicht genommen, eine einfache, aber
würdige Feier zu veranstalten und soll dieselbe am
23. Juni l. J. abgehalten werden. Gleichzeitig
werden sich auch die Delegierten des Feuerwehr-
bezirkes Marburg, zu welchem die Feuerwehren von
Windisch-Feistritz, Unter-Pulsgau, Kranichsfeld,
Frauheim, Kötsch, Rothwein, Pickern, Maria Rast,
St. Lorenzen ob Marburg, Ober-Feistritz und
Marburg gehören, versammeln. Die Delegierten-
Sitzung findet um 11 Uhr vormittags im Depot
der Feuerwehr in der Kärntnerstraße statt. Nach-
mittag um 3 Uhr wird dortselbst eine Schulübung
abgehalten und hierauf ist die Ausrückung mit
sämmtlichen Geräthen nach dem Sophienplatze, wo
eines der dortigen 2 Stock hohen Häuser bestiegen
werden wird. Bei dieser Gelegenheit wird die von
der Firma Kernreiter in Wien gelieferte neue
Dampfspritze bezüglich der Wasserzubringung und
Wurfweite öffentlich gezeigt werden. Um 6 Uhr
abends versammeln sich die Feuerwehrmänner und
Gäste im Götz'schen Brauhausgarten zu einer ge-
selligen Zusammenkunft. Ein Eintrittsgeld wird
nicht eingehoben. Wie bereits anher mitgetheilt
wurde, werden auswärtige Feuerwehren, der hie-
sigen Wehr zur Ehre, Abordnungen entsenden. Wir
wünschen unserer wackeren Feuerwehr das beste Ge-
lingen ihrer Veranstaltung und die fremden Gäste
mögen versichert sein, dass sie zu Marburg eine
gute Aufnahme finden werden. Gut Heil!

(Frühlings-Liedertafel.)

Der Mar-
burger Männergesang-Verein veranstaltet morgen
Mittwoch um 8 Uhr abends in Th. Götz' Brau-
hausgarten seine diesjährige Frühlingsliedertafel,
welche nicht weniger als 5 neue Lieder bringt.
Auch das sonstige Programm ist sorgfältig gewählt,
enthält folgende Nummern und wird sicherlich in
jeder Beziehung befriedigen: "St. Michel", Voll-
gesang von Karl Lafite, Worte von Kernstock,
"Frühlingszauber", eine neue Tonschöpfung vom
Sangmeister des Vereines R. Wagner, "Alt-
deutsches Liebeslied" von G. Wohlgemuth, "Früh-
lingsbild" von E. S. Engelsberg, "In der Berg-
schenke" von Adolf Kirchl, "Das deutsche Lied in
Oesterreich", Vollgesang mit Orchesterbegleitung
von Max Josef Beer, "Waldabendschein", "Das
Steirerland" von Jakob Ed. Schmölzer und die
Volksweise von Neckheim, "Der traurige Bua".

Marburger Zeitung Nr. 66, 4. Juni 1901

[Spaltenumbruch]

etwa 2 Millionen Mark Butter nach Großbritannien
ausführte, hatte die Butterausfuhr des Jahres 1899
einen Wert von über 25 Millionen Mark. Der
Sachverſtändige weist mit Recht auf die beſonderen
Gründe dieſer Ausfuhrſteigerung hin. Sie ſind vor
allem in der Geſetzgebung zu ſuchen, die dafür Sorge
getragen hat, daſs der Bezieher von kanadiſcher
Butter weiß, was er bezieht. Ein kanadiſches Ge-
ſetz verbietet beiſpielsweiſe rundweg die Herſtellung
und den Verkauf von Oleo-Margarine oder anderen
Buttererſatzmitteln, deren Fette nicht unmittelbar
aus der Milch ſtammen. Die Uebertretung des Ge-
ſetzes wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder
mit Geldſtrafe bis zu 600 Mark belegt. Ein zweites
Geſetz verbietet die Verfälſchung von Milch, die zur
Käſe- und Butterbereitung benützt wird. Ein weiteres
Geſetz ordnet an, daſs zur Käſebereitung nur Mager-
milch angewandt werden darf, und daſs die Hinzu-
fügung jedes anderen Fettes verboten. — Glückliches
Kanada!

(Ein Taucherboot für die Tiefſee.)

Ein in Tunis wohnhafter Ingenieur M. Piatti dal
Pozzo hat ſoeben eine Anzahl von wichtigen Ex-
perimenten in Cherbourg beendet. Es handelt ſich
nämlich, wie wir einer Mittheilung des Patentan-
waltes J. Fiſcher in Wien entnehmen, um ein Tiefboot,
welches den Zweck hat, zerriſſene Kabel oder ſonſtige
Gegenſtände vom Meeresboden aufzuſuchen. Das
Boot hat ſphäriſche Form und miſst im Durchmeſſer
drei Meter. Es iſt mit drei Schrauben verſehen und
mit einer Anordnung ausgerüſtet, die ein Mittelding
zwiſchen Bagger und Greifzeug iſt. Der Erfinder
hat die Abſicht, mit einem Boot zuerſt nach dem
Wrack der Alhalama zu ſuchen, die in der Nähe
Cherbourgs verſunken iſt.

(Die Trommel in der italieniſchen
Armee.)

Die italieniſche Infanterie ſoll nun zu
ihren flotten Fanfarenbläſern auch einen Tambour
per Compagnie erhalten. Eine Commiſſion von
Generalen hat ein von der Mailänder Firma
Sambruna vorgelegtes Trommelmuſter genehmigt
und der Kriegsminiſter hat 1200 Trommeln beſtellt,
die binnen 80 Tagen zu liefern ſind.

(Die Hitze)

nimmt von Tag zu Tag zu und
hat nun jene Höhe erreicht, welche man ſonſt Ende
Juli und im Auguſt zu verzeichnen hatte. Uebrigens
geht es uns nicht ſchlechter, als anderen Städten,
aus welchen folgende Temperaturen von vorgeſtern
gemeldet werden: Wien 27 Grad, Prag 29 Grad,
Auſſig und Trautenau 27 Grad, Budweis 28 Grad,
Deutſch-Brod 30 Grad, Brünn, Krakau und Lemberg
27 Grad, Riva 25 Grad, Bregenz 26 Grad,
Innsbruck, Zell und Salzburg 30 Grad, Iſchl
31 Grad, Görz 32 Grad, Trieſt, Lovrano und Her-
mannſtadt 31 Grad, Malta 23 Grad, Neapel
24 Grad, Rom 28 Grad, Paris 27 Grad, Corfu
29 Grad.

(Unwetter.)

Am 2. d. gieng in Karlsbad
ein furchtbares Wetter mit Hagelſchlag nieder. Die
Schloßen zertrümmerten viele Fenſter und Firmen-
ſchilder. Das Unwetter tobte faſt eine Stunde.

(Idylliſche Zuſtände.)

Das „Waldſeer
Wochenblatt“ enthält nachſtehende Anzeige: „Alt-
thann. Hierorts iſt ein Weib abhanden gekommen.
Der gegenwärtige Beſitzer möchte die ſtrengſte Ver-
ſchwiegenheit einhalten.“

(Rache.)

In der Nähe des Schlachthauſes
in Reichenberg fand man am Sonntag früh drei
Leichen. Nach Erhebungen hatte der Infanteriſt des
94. Infanterie-Regiments, Patzelt, ſeine Geliebte
und deren Verehrer niedergeſchoſſen und dann durch
Selbſtmord geendet.




Eigen-Berichte.
(Unglücksfall —
Entgleiſung.)

Am vergangenen Viehmarkttag in
Mahrenberg fiel der in St. Anton a. B. wohnhafte
Beſitzer Keršnik, vulgo Hudernik, der wahrſcheinlich
etwas angeheitert ſein mochte, durch eigenes Ver-
ſchulden von der Fähre in die Drau und verſchwand
ſpurlos in den Wellen. Der Leichnam konnte noch
nicht geborgen werden. — Freitag mittags entgleisten
bei dem um 1¾ Uhr nachmittags in Marburg ein-
treffenden Perſonenzuge auf bisher noch unaufge-
klärte Weiſe 3 Waggons, wodurch eine einſtündige
Verſpätung gemacht wurde. Von den Mitreiſenden
wurde niemand verletzt.

Ein Fall prieſter-
licher Unduldſamkeit, welcher auf den Fanatismus
ſloveniſcher Geiſtlicher ein bezeichnendes Streiflicht
[Spaltenumbruch] wirft, erregt hier die Gemüther auf das lebhafteſte
und bildet das Tagesgeſpräch. In der Nacht vom
Pfingſtmontag auf Dienstag ſtarb ein Arbeiter des
hieſigen Lederermeiſters R. Hofbauer, Namens Simon
Stozir, plötzlich an Gehirnſchlag infolge allzureichen
Alkoholgenuſſes, als ein Opfer der auch hierorts
leider graſſierenden Brantweinpeſt. Der Verſtorbene
war jedoch keineswegs ein Gewohnheitstrinker,
ſondern ein ſtiller, ruhiger und fleißiger Menſch
und nebenbei ein eifriger Kirchenbeſucher. Gleich-
wohl verweigerte ihm das hieſige Pfarramt das
chriſtliche Begräbnis, und zwar mit der ausdrück-
lichen Motivierung, daſs er die öſterliche Beichte
nicht abgelegt und keinen Beichtzettel abgegeben
habe. Obgleich der Dienſtgeber des Stozir, Herr
Hofbauer, ſich perſönlich ins Pfarramt begab und
um die Beiſtellung des Conductes bat, ſowie ſich
bereit erklärte, die Koſten zu tragen, erfolgte doch
die Beſtattung ohne kirchliche Einſegnung auf unge-
weihtem Boden.

(Zur Saiſon.)

Man weiß, daſs Gleichenberg alle Vortheile eines
modernen Bades: ſchöne, geſunde Lage, entſprechende
Heilmittel, Luxus und Bequemlichkeit, zur Genüge
beſitzt, um zu den faſhionabelſten Badeorten gezählt
werden zu können. Wir müſſen hervorheben, daſs
der Hotelier, Herr Joſef Hötzl, das Hotel „Mailand“
mit allen modernſten Einrichtungen verſehen hat.
Sehr lobend müſſen wir uns über die Darbietungen
unſeres Curorcheſters ausſprechen. Der Kapellmeiſter
Herr Enr[i]c[o] Zanolli ſetzt ſein ganzes bedeutendes
Können ein, einzelne Piècen der umfangreichen
Vortragsordnung künſtleriſch auszuführen. Durch
die Veranſtaltung von eigenen Symphonie-Concerten
im großen Curſaale dürfte einem mehrjährigen
Wunſche des Curpublicums Rechnung getragen
werden. Es ſtehen ſomit den Gäſten Gleichenbergs
muſikaliſche Genüſſe in dieſer Saiſon bevor; die
Mehrzahl der Muſiker iſt bereits zuſammengeſpielt
aus dem Wintercurort Arco gekommen. Nachdem
unſere Curkapelle der Mehrzahl nach aus tüchtigen
Fachmuſikern beſteht, dürften die Leiſtungen ſelbſt
den Anforderungen der ſtrengſten Kritiker entſprechen,
deren es hier viele gibt. Die Pforten unſeres Muſen-
tempels wurden heute geöffnet, und wir bemerkten
gleich beim Eintritte ins Theater, daſs in der Aus-
ſchmückung der Bühnenräume dank den rührigen
Beſtrebungen des Theaterdirectors Herrn Schmid
etwas unternommen wurde. Wir können zwar nicht
behaupten, daſs mit dem neuen Vorhange ein
Kunſtwerk ganz beſonderer Art geſchaffen wurde,
müſſen jedoch auch den finanziellen Schwierigkeiten
Rechnung tragen und bemerken, daſs für verhält-
nismäßig kleine Koſten doch etwas Reſpectables
zuſtande kam, worauf wir ſchon mehrere Jahre
warten muſsten. Ueber die Neuerungen bei Illu-
ſionsbehelfen auf theatraliſchem Gebiete wollen wir
bei einer anderen Gelegenheit ſprechen. Als Eröff-
nungsſtück wurde die „Die dritte Escadron“ auf-
geführt. Im großen und ganzen hat ſich das noch
nicht zuſammengeſpielte Enſemble ſichtlich Mühe
gegeben, das Stück lebhaft wiederzugeben. Der
Geſammterfolg war ein freundlicher. Wir freuten
uns, die Herren Schönthal und Lee, uns bekannte
Kräfte, abermals begrüßen zu können. Herr Schön-
thal iſt ein liebenswürdiger, intelligenter und ſehr
tüchtiger Schauſpieler, der uns auch heuer genuſs-
reiche Partien zeichnen wird. Herr Lee iſt ſehr ver-
wendbar und bildet eine Stütze der Direction. Auch
Frl. Jäger iſt für uns keine Novize. Ein lieblich
freundlicher Zug und ein gewiſſes Maß von Bühnen-
routine ſind einige ihrer Vorzüge; wir conſtatieren
heute ſchon, daſs ſich ihr Spiel ſeit ihrer Abweſen-
heit von hier bedeutend beſſerte. Die Direction
Schmid verſpricht uns, mehrere Novitäten zu bringen.
Ab 1. Juli wird auch, nach mehrjähriger Pauſe,
die Operette wieder Einzug in unſeren Muſentempel
halten. Es iſt dies ausſchließlich ein Verdienſt des
Theaterdirectors, Herrn Leopold Schmid, indem es
ihm gelang, die Curmuſik für die Operette wieder
zu gewinnen.

(Ausbau
der Eiſenbahn über den Radl.)

Der Aus-
ſchuſs der hieſigen Marktgemeinde hat in der Sitzung
vom 29. April den Beſchluſs gefaſst, an den Be-
zirksausſchuſs Deutſch Landsberg mit dem Erſuchen
heranzutreten, ſich mit den intereſſierten Bezirken,
Gemeinden und anderen Körperſchaften ins Einver-
nehmen zu ſetzen, damit der Bau der Radlbahn
endlich aus dem Stadium eines langjährigen Wunſches
der Bevölkerung in das der Verwirklichung über-
geführt wird. Durch den Ausbau dieſer Bahn wird
eine fruchtbare Gegend, welche jetzt unter einem ſehr
[Spaltenumbruch] beſchränkten und erſchwerten Abſatz ihrer Induſtrie-
und Bodenproducte leidet, dem allgemeinen Verkehr
erſchloſſen werden. Die Radlbahn iſt das einzige
noch fehlende Glied, um eine directe Verbindung
Ungarns über Graz nach Kärnten und an den
Eiſenbahn-Knotenpunkt Unter-Drauburg herzuſtellen.




Marburger Nachrichten.
(Dr. Philipp Forchheimer).

Profeſſor
der techniſchen Hochſchule in Graz, der bekanntlich
das Project der Marburger Waſſerleitung im günſtigen
Sinne begutachtete, wurde zum correſpondierenden
Mitgliede der Akademie der Wiſſenſchaften in Wien
gewählt.

(Preisprüfung.)

Am 2. d. fand in An-
weſenheit mehrerer Ehrengäſte und zahlreicher Schü-
ler der Anſtalt am Marburger Staatsgymnaſium
die Preisprüfung aus der ſteiermärkiſchen Geſchichte
ſtatt. Von 22 Schülern, die den Unterricht unter
Leitung des Herrn Prof. Miklau beſucht hatten,
waren acht zur Ablegung der Prüfung gemeldet,
ſieben von ihnen wurden mit Preiſen ausgezeichnet.
Der erſte Preis wurde dem Schüler Leſnitzar,
der zweite dem Schüler Fritz Karpf zuerkannt.

(Landes-Obſt- und Weinbauſchule.)

An
der Landes-Obſt- und Weinbauſchule in Marburg
findet vom 17. bis 22. d. ein Sommercurs für Wein-
und Obſtbau und ein Curs für Winzer, Baum- und
Straßenwärter ſtatt; ſolche, die nicht von Beſitzern,
Gemeinden oder anderen Körperſchaften geſchickt
werden und ihre Dürftigkeit durch ein von der
Gemeinde ausgeſtelltes Zeugnis nachweiſen, erhalten
Unterſtützungen. Anmeldungen ſind bis zum 10. d.
an die Direction der Anſtalt zu richten.

(Lehrerſtelle.)

An der dreiclaſſigen, in
der dritten Ortsclaſſe ſtehenden Volksſchule in St.
Oswald iſt eine Lehrerſtelle definitiv zu beſetzen.
Geſuche ſind bis Ende Juni d. J. an den Orts-
ſchulrath zu richten.

(Freiwillige Feuerwehr Marburg.)

Unſere freiwillige Feuerwehr, welche im Jahre 1871
durch die Opferwilligkeit der Bürgerſchaft gegrün-
det wurde, feiert in Kürze ihr 30jähriges Beſtehen.
Es iſt in Ausſicht genommen, eine einfache, aber
würdige Feier zu veranſtalten und ſoll dieſelbe am
23. Juni l. J. abgehalten werden. Gleichzeitig
werden ſich auch die Delegierten des Feuerwehr-
bezirkes Marburg, zu welchem die Feuerwehren von
Windiſch-Feiſtritz, Unter-Pulsgau, Kranichsfeld,
Frauheim, Kötſch, Rothwein, Pickern, Maria Raſt,
St. Lorenzen ob Marburg, Ober-Feiſtritz und
Marburg gehören, verſammeln. Die Delegierten-
Sitzung findet um 11 Uhr vormittags im Depot
der Feuerwehr in der Kärntnerſtraße ſtatt. Nach-
mittag um 3 Uhr wird dortſelbſt eine Schulübung
abgehalten und hierauf iſt die Ausrückung mit
ſämmtlichen Geräthen nach dem Sophienplatze, wo
eines der dortigen 2 Stock hohen Häuſer beſtiegen
werden wird. Bei dieſer Gelegenheit wird die von
der Firma Kernreiter in Wien gelieferte neue
Dampfſpritze bezüglich der Waſſerzubringung und
Wurfweite öffentlich gezeigt werden. Um 6 Uhr
abends verſammeln ſich die Feuerwehrmänner und
Gäſte im Götz’ſchen Brauhausgarten zu einer ge-
ſelligen Zuſammenkunft. Ein Eintrittsgeld wird
nicht eingehoben. Wie bereits anher mitgetheilt
wurde, werden auswärtige Feuerwehren, der hie-
ſigen Wehr zur Ehre, Abordnungen entſenden. Wir
wünſchen unſerer wackeren Feuerwehr das beſte Ge-
lingen ihrer Veranſtaltung und die fremden Gäſte
mögen verſichert ſein, daſs ſie zu Marburg eine
gute Aufnahme finden werden. Gut Heil!

(Frühlings-Liedertafel.)

Der Mar-
burger Männergeſang-Verein veranſtaltet morgen
Mittwoch um 8 Uhr abends in Th. Götz’ Brau-
hausgarten ſeine diesjährige Frühlingsliedertafel,
welche nicht weniger als 5 neue Lieder bringt.
Auch das ſonſtige Programm iſt ſorgfältig gewählt,
enthält folgende Nummern und wird ſicherlich in
jeder Beziehung befriedigen: „St. Michel“, Voll-
geſang von Karl Lafite, Worte von Kernſtock,
„Frühlingszauber“, eine neue Tonſchöpfung vom
Sangmeiſter des Vereines R. Wagner, „Alt-
deutſches Liebeslied“ von G. Wohlgemuth, „Früh-
lingsbild“ von E. S. Engelsberg, „In der Berg-
ſchenke“ von Adolf Kirchl, „Das deutſche Lied in
Oeſterreich“, Vollgeſang mit Orcheſterbegleitung
von Max Joſef Beer, „Waldabendſchein“, „Das
Steirerland“ von Jakob Ed. Schmölzer und die
Volksweiſe von Neckheim, „Der traurige Bua“.

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Stozir, plötzlich an Gehirn&#x017F;chlag infolge allzureichen<lb/>
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[4/0004] Marburger Zeitung Nr. 66, 4. Juni 1901 etwa 2 Millionen Mark Butter nach Großbritannien ausführte, hatte die Butterausfuhr des Jahres 1899 einen Wert von über 25 Millionen Mark. Der Sachverſtändige weist mit Recht auf die beſonderen Gründe dieſer Ausfuhrſteigerung hin. Sie ſind vor allem in der Geſetzgebung zu ſuchen, die dafür Sorge getragen hat, daſs der Bezieher von kanadiſcher Butter weiß, was er bezieht. Ein kanadiſches Ge- ſetz verbietet beiſpielsweiſe rundweg die Herſtellung und den Verkauf von Oleo-Margarine oder anderen Buttererſatzmitteln, deren Fette nicht unmittelbar aus der Milch ſtammen. Die Uebertretung des Ge- ſetzes wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu 600 Mark belegt. Ein zweites Geſetz verbietet die Verfälſchung von Milch, die zur Käſe- und Butterbereitung benützt wird. Ein weiteres Geſetz ordnet an, daſs zur Käſebereitung nur Mager- milch angewandt werden darf, und daſs die Hinzu- fügung jedes anderen Fettes verboten. — Glückliches Kanada! (Ein Taucherboot für die Tiefſee.) Ein in Tunis wohnhafter Ingenieur M. Piatti dal Pozzo hat ſoeben eine Anzahl von wichtigen Ex- perimenten in Cherbourg beendet. Es handelt ſich nämlich, wie wir einer Mittheilung des Patentan- waltes J. Fiſcher in Wien entnehmen, um ein Tiefboot, welches den Zweck hat, zerriſſene Kabel oder ſonſtige Gegenſtände vom Meeresboden aufzuſuchen. Das Boot hat ſphäriſche Form und miſst im Durchmeſſer drei Meter. Es iſt mit drei Schrauben verſehen und mit einer Anordnung ausgerüſtet, die ein Mittelding zwiſchen Bagger und Greifzeug iſt. Der Erfinder hat die Abſicht, mit einem Boot zuerſt nach dem Wrack der Alhalama zu ſuchen, die in der Nähe Cherbourgs verſunken iſt. (Die Trommel in der italieniſchen Armee.) Die italieniſche Infanterie ſoll nun zu ihren flotten Fanfarenbläſern auch einen Tambour per Compagnie erhalten. Eine Commiſſion von Generalen hat ein von der Mailänder Firma Sambruna vorgelegtes Trommelmuſter genehmigt und der Kriegsminiſter hat 1200 Trommeln beſtellt, die binnen 80 Tagen zu liefern ſind. (Die Hitze) nimmt von Tag zu Tag zu und hat nun jene Höhe erreicht, welche man ſonſt Ende Juli und im Auguſt zu verzeichnen hatte. Uebrigens geht es uns nicht ſchlechter, als anderen Städten, aus welchen folgende Temperaturen von vorgeſtern gemeldet werden: Wien 27 Grad, Prag 29 Grad, Auſſig und Trautenau 27 Grad, Budweis 28 Grad, Deutſch-Brod 30 Grad, Brünn, Krakau und Lemberg 27 Grad, Riva 25 Grad, Bregenz 26 Grad, Innsbruck, Zell und Salzburg 30 Grad, Iſchl 31 Grad, Görz 32 Grad, Trieſt, Lovrano und Her- mannſtadt 31 Grad, Malta 23 Grad, Neapel 24 Grad, Rom 28 Grad, Paris 27 Grad, Corfu 29 Grad. (Unwetter.) Am 2. d. gieng in Karlsbad ein furchtbares Wetter mit Hagelſchlag nieder. Die Schloßen zertrümmerten viele Fenſter und Firmen- ſchilder. Das Unwetter tobte faſt eine Stunde. (Idylliſche Zuſtände.) Das „Waldſeer Wochenblatt“ enthält nachſtehende Anzeige: „Alt- thann. Hierorts iſt ein Weib abhanden gekommen. Der gegenwärtige Beſitzer möchte die ſtrengſte Ver- ſchwiegenheit einhalten.“ (Rache.) In der Nähe des Schlachthauſes in Reichenberg fand man am Sonntag früh drei Leichen. Nach Erhebungen hatte der Infanteriſt des 94. Infanterie-Regiments, Patzelt, ſeine Geliebte und deren Verehrer niedergeſchoſſen und dann durch Selbſtmord geendet. Eigen-Berichte. Wuchern, 4. Juni. (Unglücksfall — Entgleiſung.) Am vergangenen Viehmarkttag in Mahrenberg fiel der in St. Anton a. B. wohnhafte Beſitzer Keršnik, vulgo Hudernik, der wahrſcheinlich etwas angeheitert ſein mochte, durch eigenes Ver- ſchulden von der Fähre in die Drau und verſchwand ſpurlos in den Wellen. Der Leichnam konnte noch nicht geborgen werden. — Freitag mittags entgleisten bei dem um 1¾ Uhr nachmittags in Marburg ein- treffenden Perſonenzuge auf bisher noch unaufge- klärte Weiſe 3 Waggons, wodurch eine einſtündige Verſpätung gemacht wurde. Von den Mitreiſenden wurde niemand verletzt. Weitenſtein, 1. Juni. Ein Fall prieſter- licher Unduldſamkeit, welcher auf den Fanatismus ſloveniſcher Geiſtlicher ein bezeichnendes Streiflicht wirft, erregt hier die Gemüther auf das lebhafteſte und bildet das Tagesgeſpräch. In der Nacht vom Pfingſtmontag auf Dienstag ſtarb ein Arbeiter des hieſigen Lederermeiſters R. Hofbauer, Namens Simon Stozir, plötzlich an Gehirnſchlag infolge allzureichen Alkoholgenuſſes, als ein Opfer der auch hierorts leider graſſierenden Brantweinpeſt. Der Verſtorbene war jedoch keineswegs ein Gewohnheitstrinker, ſondern ein ſtiller, ruhiger und fleißiger Menſch und nebenbei ein eifriger Kirchenbeſucher. Gleich- wohl verweigerte ihm das hieſige Pfarramt das chriſtliche Begräbnis, und zwar mit der ausdrück- lichen Motivierung, daſs er die öſterliche Beichte nicht abgelegt und keinen Beichtzettel abgegeben habe. Obgleich der Dienſtgeber des Stozir, Herr Hofbauer, ſich perſönlich ins Pfarramt begab und um die Beiſtellung des Conductes bat, ſowie ſich bereit erklärte, die Koſten zu tragen, erfolgte doch die Beſtattung ohne kirchliche Einſegnung auf unge- weihtem Boden. Gleichenberg, 1. Juni. (Zur Saiſon.) Man weiß, daſs Gleichenberg alle Vortheile eines modernen Bades: ſchöne, geſunde Lage, entſprechende Heilmittel, Luxus und Bequemlichkeit, zur Genüge beſitzt, um zu den faſhionabelſten Badeorten gezählt werden zu können. Wir müſſen hervorheben, daſs der Hotelier, Herr Joſef Hötzl, das Hotel „Mailand“ mit allen modernſten Einrichtungen verſehen hat. Sehr lobend müſſen wir uns über die Darbietungen unſeres Curorcheſters ausſprechen. Der Kapellmeiſter Herr Enrico Zanolli ſetzt ſein ganzes bedeutendes Können ein, einzelne Piècen der umfangreichen Vortragsordnung künſtleriſch auszuführen. Durch die Veranſtaltung von eigenen Symphonie-Concerten im großen Curſaale dürfte einem mehrjährigen Wunſche des Curpublicums Rechnung getragen werden. Es ſtehen ſomit den Gäſten Gleichenbergs muſikaliſche Genüſſe in dieſer Saiſon bevor; die Mehrzahl der Muſiker iſt bereits zuſammengeſpielt aus dem Wintercurort Arco gekommen. Nachdem unſere Curkapelle der Mehrzahl nach aus tüchtigen Fachmuſikern beſteht, dürften die Leiſtungen ſelbſt den Anforderungen der ſtrengſten Kritiker entſprechen, deren es hier viele gibt. Die Pforten unſeres Muſen- tempels wurden heute geöffnet, und wir bemerkten gleich beim Eintritte ins Theater, daſs in der Aus- ſchmückung der Bühnenräume dank den rührigen Beſtrebungen des Theaterdirectors Herrn Schmid etwas unternommen wurde. Wir können zwar nicht behaupten, daſs mit dem neuen Vorhange ein Kunſtwerk ganz beſonderer Art geſchaffen wurde, müſſen jedoch auch den finanziellen Schwierigkeiten Rechnung tragen und bemerken, daſs für verhält- nismäßig kleine Koſten doch etwas Reſpectables zuſtande kam, worauf wir ſchon mehrere Jahre warten muſsten. Ueber die Neuerungen bei Illu- ſionsbehelfen auf theatraliſchem Gebiete wollen wir bei einer anderen Gelegenheit ſprechen. Als Eröff- nungsſtück wurde die „Die dritte Escadron“ auf- geführt. Im großen und ganzen hat ſich das noch nicht zuſammengeſpielte Enſemble ſichtlich Mühe gegeben, das Stück lebhaft wiederzugeben. Der Geſammterfolg war ein freundlicher. Wir freuten uns, die Herren Schönthal und Lee, uns bekannte Kräfte, abermals begrüßen zu können. Herr Schön- thal iſt ein liebenswürdiger, intelligenter und ſehr tüchtiger Schauſpieler, der uns auch heuer genuſs- reiche Partien zeichnen wird. Herr Lee iſt ſehr ver- wendbar und bildet eine Stütze der Direction. Auch Frl. Jäger iſt für uns keine Novize. Ein lieblich freundlicher Zug und ein gewiſſes Maß von Bühnen- routine ſind einige ihrer Vorzüge; wir conſtatieren heute ſchon, daſs ſich ihr Spiel ſeit ihrer Abweſen- heit von hier bedeutend beſſerte. Die Direction Schmid verſpricht uns, mehrere Novitäten zu bringen. Ab 1. Juli wird auch, nach mehrjähriger Pauſe, die Operette wieder Einzug in unſeren Muſentempel halten. Es iſt dies ausſchließlich ein Verdienſt des Theaterdirectors, Herrn Leopold Schmid, indem es ihm gelang, die Curmuſik für die Operette wieder zu gewinnen. Deutſch-Landsberg, 3. Juni. (Ausbau der Eiſenbahn über den Radl.) Der Aus- ſchuſs der hieſigen Marktgemeinde hat in der Sitzung vom 29. April den Beſchluſs gefaſst, an den Be- zirksausſchuſs Deutſch Landsberg mit dem Erſuchen heranzutreten, ſich mit den intereſſierten Bezirken, Gemeinden und anderen Körperſchaften ins Einver- nehmen zu ſetzen, damit der Bau der Radlbahn endlich aus dem Stadium eines langjährigen Wunſches der Bevölkerung in das der Verwirklichung über- geführt wird. Durch den Ausbau dieſer Bahn wird eine fruchtbare Gegend, welche jetzt unter einem ſehr beſchränkten und erſchwerten Abſatz ihrer Induſtrie- und Bodenproducte leidet, dem allgemeinen Verkehr erſchloſſen werden. Die Radlbahn iſt das einzige noch fehlende Glied, um eine directe Verbindung Ungarns über Graz nach Kärnten und an den Eiſenbahn-Knotenpunkt Unter-Drauburg herzuſtellen. Marburger Nachrichten. (Dr. Philipp Forchheimer). Profeſſor der techniſchen Hochſchule in Graz, der bekanntlich das Project der Marburger Waſſerleitung im günſtigen Sinne begutachtete, wurde zum correſpondierenden Mitgliede der Akademie der Wiſſenſchaften in Wien gewählt. (Preisprüfung.) Am 2. d. fand in An- weſenheit mehrerer Ehrengäſte und zahlreicher Schü- ler der Anſtalt am Marburger Staatsgymnaſium die Preisprüfung aus der ſteiermärkiſchen Geſchichte ſtatt. Von 22 Schülern, die den Unterricht unter Leitung des Herrn Prof. Miklau beſucht hatten, waren acht zur Ablegung der Prüfung gemeldet, ſieben von ihnen wurden mit Preiſen ausgezeichnet. Der erſte Preis wurde dem Schüler Leſnitzar, der zweite dem Schüler Fritz Karpf zuerkannt. (Landes-Obſt- und Weinbauſchule.) An der Landes-Obſt- und Weinbauſchule in Marburg findet vom 17. bis 22. d. ein Sommercurs für Wein- und Obſtbau und ein Curs für Winzer, Baum- und Straßenwärter ſtatt; ſolche, die nicht von Beſitzern, Gemeinden oder anderen Körperſchaften geſchickt werden und ihre Dürftigkeit durch ein von der Gemeinde ausgeſtelltes Zeugnis nachweiſen, erhalten Unterſtützungen. Anmeldungen ſind bis zum 10. d. an die Direction der Anſtalt zu richten. (Lehrerſtelle.) An der dreiclaſſigen, in der dritten Ortsclaſſe ſtehenden Volksſchule in St. Oswald iſt eine Lehrerſtelle definitiv zu beſetzen. Geſuche ſind bis Ende Juni d. J. an den Orts- ſchulrath zu richten. (Freiwillige Feuerwehr Marburg.) Unſere freiwillige Feuerwehr, welche im Jahre 1871 durch die Opferwilligkeit der Bürgerſchaft gegrün- det wurde, feiert in Kürze ihr 30jähriges Beſtehen. Es iſt in Ausſicht genommen, eine einfache, aber würdige Feier zu veranſtalten und ſoll dieſelbe am 23. Juni l. J. abgehalten werden. Gleichzeitig werden ſich auch die Delegierten des Feuerwehr- bezirkes Marburg, zu welchem die Feuerwehren von Windiſch-Feiſtritz, Unter-Pulsgau, Kranichsfeld, Frauheim, Kötſch, Rothwein, Pickern, Maria Raſt, St. Lorenzen ob Marburg, Ober-Feiſtritz und Marburg gehören, verſammeln. Die Delegierten- Sitzung findet um 11 Uhr vormittags im Depot der Feuerwehr in der Kärntnerſtraße ſtatt. Nach- mittag um 3 Uhr wird dortſelbſt eine Schulübung abgehalten und hierauf iſt die Ausrückung mit ſämmtlichen Geräthen nach dem Sophienplatze, wo eines der dortigen 2 Stock hohen Häuſer beſtiegen werden wird. Bei dieſer Gelegenheit wird die von der Firma Kernreiter in Wien gelieferte neue Dampfſpritze bezüglich der Waſſerzubringung und Wurfweite öffentlich gezeigt werden. Um 6 Uhr abends verſammeln ſich die Feuerwehrmänner und Gäſte im Götz’ſchen Brauhausgarten zu einer ge- ſelligen Zuſammenkunft. Ein Eintrittsgeld wird nicht eingehoben. Wie bereits anher mitgetheilt wurde, werden auswärtige Feuerwehren, der hie- ſigen Wehr zur Ehre, Abordnungen entſenden. Wir wünſchen unſerer wackeren Feuerwehr das beſte Ge- lingen ihrer Veranſtaltung und die fremden Gäſte mögen verſichert ſein, daſs ſie zu Marburg eine gute Aufnahme finden werden. Gut Heil! (Frühlings-Liedertafel.) Der Mar- burger Männergeſang-Verein veranſtaltet morgen Mittwoch um 8 Uhr abends in Th. Götz’ Brau- hausgarten ſeine diesjährige Frühlingsliedertafel, welche nicht weniger als 5 neue Lieder bringt. Auch das ſonſtige Programm iſt ſorgfältig gewählt, enthält folgende Nummern und wird ſicherlich in jeder Beziehung befriedigen: „St. Michel“, Voll- geſang von Karl Lafite, Worte von Kernſtock, „Frühlingszauber“, eine neue Tonſchöpfung vom Sangmeiſter des Vereines R. Wagner, „Alt- deutſches Liebeslied“ von G. Wohlgemuth, „Früh- lingsbild“ von E. S. Engelsberg, „In der Berg- ſchenke“ von Adolf Kirchl, „Das deutſche Lied in Oeſterreich“, Vollgeſang mit Orcheſterbegleitung von Max Joſef Beer, „Waldabendſchein“, „Das Steirerland“ von Jakob Ed. Schmölzer und die Volksweiſe von Neckheim, „Der traurige Bua“.

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 66, Marburg, 04.06.1901, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger66_1901/4>, abgerufen am 22.12.2024.