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Marburger Zeitung. Nr. 57, Marburg, 11.03.1915.

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Nr. 57 11. März 1915 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] wird jetzt der Anbau sich noch schwieriger gestalten.
In Bezug auf die Arbeiterfrage wurde ein Beschluß
gefaßt, welcher sich ablehnend gegen die Aufnahme
von Flüchtlingen als Arbeitskräfte verhält. Es wäre
zu erwägen, ob es nicht von großem Vorteile für
den Staat wäre, wenn solche Leute, die früher
auf dem Lande waren und nur durch die bekannte
Landflucht in den Städten sich aufhalten und dort
vielfach zu erübrigen wären, jetzt in dieser dringenden
Zeit aufs Land hinaus gehen müßten, da nur
solche die Arbeiten verstehen. Auch wäre es not-
wendig, daß an maßgebenden Stellen darauf Rück-
sicht genommen werde bei der Brotzuweisung, daß
die landwirtschaftbetreibende Bevölkerung mehr
Brot benötigt, als diejenigen, die keine anstren-
genden Arbeiten zu verrichten haben. Desgleichen
sind für ein starkes Zugpferd drei Kilo Hafer zu
wenig, serner möge den anderen Zugtieren auch
eine Haferportion zugewiesen werden, da diese aus
Mangel an Pferden hier sehr stark in Anspruch
genommen werden. Nachdem vom Obmannstellver-
treter, Herrn Dechant, dem Obmanne für seine
besonders eifrige Tätigkeit der Dank ausgesprochen
worden war, schloß dieser mit Dankesworten für
die Unterstützung durch den Hochw. H. Dechant die
Versammlung.

Für die arme Frau mit den 8 Kindern
spendete Graf H. Dunay 20 K.

Ein Marburger Postmarder festge-
nommen.

Der kaum 17 Jahre alte Franz
Pillichar aus Partin, Bezirk Marburg, welcher
sich in Marburg seit längerer Zeit herumtrieb, hat
zum Nachteile des Bioskop-Geschäftsleiters einen
Effekten-Diebstahl verübt und einem Geschäfts-
manne 66 K. veruntreut. Es wurde nun festgestellt.
daß Pillichar im Jänner 1915 am Bahnhofpost-
amte zu Marburg, wo er als Aushilfsdiener tätig
war, eine größere Anzahl von Postsendungen
entwendet
hat. Pillichar hatte es hauptsächlich
auf Eßwaren abgesehen. Im Anstandsorte am
Bahnsteige öffnete er die Pakete und nahm den
Inhalt heraus. Erst heute gelang es der Polizei,
dem Pillichar die Schuld zu beweisen. Er wurde
dem Kreisgerichte eingeliefert.

Die Genossenschaft der Kleidermacher
gibt bekannt, daß die Gesuche zur Gesellenprüfung
spätestens bis Montag den 15. März um 6 Uhr
abends beim Vorstande, Schwarzgasse 5, abzugeben
sind. Später einlangende Gesuche können nicht mehr
berücksichtigt werden.

Der deutsche Bergverein ,Marburger
Hütte'
hält am Samstag den 13. März abends
im Großgasthofe ,Erzherzog Johann' seine Haupt-
versammlung ab. Auf der Tagesordnung stehen die
Bexichte der Ämterführer, die Neuwahl und freie
Anträge.

Namhafte Spende für das ,Rote Kreuz'.

Der patriotische Besitzer Herr Alois Jug in Maria-
Rast hat anläßlich eines Ausgleiches für das Rote
Kreuz den namhaften Betrag von hundert Kronen
gespendet.

Feldpostkarte für die Brunndorfer.

Von
Kämpfern aus unserem 47. Inf.-Reg. erhielten wir
vom nordöstlichen Kriegsschauplatze eine Feldpost-
karte, deren Inhalt sich an die Brunndorfer wendet
und um deren Veröffentlichung wir von den Ab-
sendern ersucht wurden. Der Text lautet: An unser
Brunndorf! -- In weiter Ferne auf Bergeshöhen,
-- In frischgebauten Erdenhöhlen, -- Da liegen
die Söhne Brunndorfs, -- Sie spielen, pfeifen und
singen, -- Sind lustig von früh bis nachts -- Und
warten mit Sehnsucht geduldig, -- Bis die Stunde
der Erlösung naht. -- Sie gedenken der Lieben
daheim -- Und möchten gar gerne in ihrer Mitte
sein. -- Doch erst heißt es den Feind bezwingen, --
Den gewaltigen Russen niederzuringen. -- So klein
unser Dörflein ist, -- So lieb haben es wir, --
Wir senden allen Bewohnern -- Die herzlichsten
Grüße von hier. -- Absender ist Rudolf Pestitschek,
[Spaltenumbruch] Zugsführer im JR. 47, 6. Feldkompagnie, Feldpost
73; ferner sind unterzeichnet: Josef Ferk, Josef
Vollmaier, Gottfried Gornik, Johann Kollar und
Max Ussar.

Reichsbund Deutscher Eisenbahner.

Die
Ortsgruppe 2, Marburg Hauptbahnhof, veranstaltet
ihre diesjahrige Hauptversammlung Montag, den
15. März im Vereinsheime, ,Gasthof zur alten
Bierquelle', Edmund Schmidgasse, Beginn 8 Uhr
abends. Die Tagesordnung wird schriftlich bekannt-
gegeben. Wir richten auch auf diesem Wege an alle
Mitglieder die Bitte, an dieser Versammlung teil-
zunehmen.




Letzte Drahtnachrichten.
Deutscher Kriegsbericht.


#art#Westlicher Kriegsschauplatz.

Ein englischer Flieger warf über Menin
Bomben
ab. Erfolg hatte er nur mit einer
Bombe, mit der er sieben Belgier (!) tötete
und zehn verwundete.

Die Engländer griffen gestern unsere Stel-
lungen bei Neuve Chapelle an. Sie drangen
an einzelnen Stellen in das Dorf ein; der Kampf
ist noch im Gange. Ein englischer Vorstoß bei
Givenchy wurde abgeschlagen.

In der Champagne richteten die Franzosen
zwei Angriffe gegen den Waldzipfel östlich von
Souain, aus dem sie vorgestern geworfen wurden;
beide Angriffe wurden blutig abgewiesen.

Die Kämpfe um den Reichsackerhof in
den Vogesen wurden gestern wieder aufgenom-
men.

#art#Östlicher Kriegsschauplatz.

Westlich von Sereje nahmen wir den Russen
600 Mann, drei Geschütze und zwei Ma-
schinengewehre
ab.

Ein erneuter Durchbruchsversuch der
Russen südlich von Augustow endete mit der
Vernichtung der dort angesetzten russischen
Gruppen.
Im Kampfe nordwestlich von Ostro-
lenka
blieben unsere Truppen siegreich; die
Russen ließen 6 Offiziere, 900 Mann und acht
Maschinengewehre
in unseren Händen.

Unsere Angriffe nördlich und nordwestlich von
Prasznysz machten weiter Fortschritte.

Im Kampfe nordwestlich von Nowe Miasto
machten wir 1660 Gefangene.

Griechenland bleibt neutral.
Wichtige Erklärung der neuen Regierung und
Vernichtung der Hoffnungen des Dreiverbandes.

Die Agence Athene
meldet: Die Presse veröffentlicht folgenden Text
der Regierungserklärung des neuen
Ministeriums:

Nach seinen siegreichen Kriegen hat
Griechenland das gebieterische Be-
dürfnis
nach einer langen Friedensperiode
um an dem Gedeihen des Landes zu arbeiten.
Die Organisation der öffentlichen Verwaltung und jene
der Land- und Seemacht sowie die Entwickelung
des Volksreichtumes hatten Griechenland gegen jeden
Angriff auf seine mit so großen Opfern erworbenen
Güter gesichert und ihm zugleich gestattet, ein den
Interessen des Staates dienliches Programm durch-
zuführen und eine Politik anzunehmen, die den
nationalen Überlieferungen entspricht. Bei dieser
Lage der Dinge war die Neutralität vom An-
beginne der europäischen Krise ein Gebot für
[Spaltenumbruch] Griechenland, aber es hatte auch und hat noch
immer die absolute Pflicht, seine, durch Allianz
eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen und
seine eigenen Interessen zu befriedigen, ohne
indeß zu riskieren, die Integrität seines
Gebietes aufs Spiel zu setzen.
Die Re-
gierung ist sich ihrer Pflicht bewußt, so den Interessen
des Landes zu dienen und ist überzeugt, daß der
Patriotismus des Volkes den vollen Schutz dieser
Interessen sichern wird.




Französische Zeitungsanschauung.

(K.-B.) Der ,Temps'
meldet: Der Überseedampfer ,Rochambon' hat
Havre am 7. März verlassen. An Bord befand
sich eine französische Studienmission,
welche von der französischen Regierung nach den
Unionstaaten geschickt wurde. Auf der 300 Kilo-
meter langen Fahrt durch die Gefahrzone wurde
kein deutsches Unterseeboot gesichtet. (Hat großes
Glück gehabt!) Das Blatt fügt hinzu: Die deutsche
Blockade werde von keinem Kapitän mehr ernst
genommen (??) Es sei beschlossen worden, jedes
Unterseeboot anzugreifen, sobald es gesichtet wird.

Teuerungskrawalle in Portugal.
Mit Schuß und Hieb ,beruhigt'.

(K.-B) [Meldung der
Agence Havas.]: Infolge der Brotverteue-
rung
kam es zu mehreren Zusammenstößen
zwischen den Arbeitern des Marine-Ar-
senals
und der Polizei. Da die Polizei mit
Steinen beworfen wurde, machte sie von der
Schußwaffe Gebrauch, wobei mehrere Personen
verletzt wurden. Nach Arbeitsschluß fanden wieder
einige Zusammenstöße statt. Die Menge mußte mit
Säbelhieben auseinander getrieben werden,
die ,Ruhe' wurde schließlich wieder ,hergestellt'.

Gegen die -- englische Preßzensur.

(K.-B.) Der ,Niewe
Rotterdam'sche Courant' meldet aus London:
,Daily News' veröffentlichen einen energischen
Protest
gegen die obskurante Politik des
Preßbüros, das wichtige Nachrichten
der öffentlichen Erörterung entzieht und
dem Publikum verheimlichen will.

Tote.

(K.-B.) Der gewesene
Oberbürgermeister von Ofenpest, Reichstagsabge-
ordneter Josef Markus ist heute Nacht im Alter
von 62 Jahren gestorben.

(K.-B.) Der frühere
Kultusminister Anton Ritter von Wehner ist
heute Nachmittag gestorben.

"Da werden Weiber ...."
Die blutdürstige Ministersgattin.

(K.-B.) Frau Churchill
hielt in Dundee eine Rede, worin sie sagte, wir
(England) müssen am Ende des Jahres drei
Millionen Mann
unter den Fahnen haben.

Zuckerladung aus Triest verloren.
Der Dampfer gesunken.

Aus Salonichi und
Athen kommt die Nachricht, daß der griechische
Dampfer ,Ecatherine' im griechischen Archipel ge-
sunken ist. Das Schiff hatte eine Ladung von 15.000
Säcken Zucker, in Triest verladen, an Bord und be-
fand sich auf der Reise nach Dedeagatsch. Die ganze
Ladung ist verloren; diese konnte wegen der Kriegs-
gefahr nicht versichert werden. Die Mannschaft hat
sich gerettet.




Spendet Zigaretten!

Für die Reservespitäler Marburg übernimmt
Spenden und weist aus die Verwaltung der Mar-
burger Zeitung. Wir erhielten weiters: von Herrn
Anton Arsenschek namens der Bahnerhaltungssektion
Marburg K.-B. 1000 Stück Zigaretten.

[irrelevantes Material]

Nr. 57 11. März 1915 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] wird jetzt der Anbau ſich noch ſchwieriger geſtalten.
In Bezug auf die Arbeiterfrage wurde ein Beſchluß
gefaßt, welcher ſich ablehnend gegen die Aufnahme
von Flüchtlingen als Arbeitskräfte verhält. Es wäre
zu erwägen, ob es nicht von großem Vorteile für
den Staat wäre, wenn ſolche Leute, die früher
auf dem Lande waren und nur durch die bekannte
Landflucht in den Städten ſich aufhalten und dort
vielfach zu erübrigen wären, jetzt in dieſer dringenden
Zeit aufs Land hinaus gehen müßten, da nur
ſolche die Arbeiten verſtehen. Auch wäre es not-
wendig, daß an maßgebenden Stellen darauf Rück-
ſicht genommen werde bei der Brotzuweiſung, daß
die landwirtſchaftbetreibende Bevölkerung mehr
Brot benötigt, als diejenigen, die keine anſtren-
genden Arbeiten zu verrichten haben. Desgleichen
ſind für ein ſtarkes Zugpferd drei Kilo Hafer zu
wenig, ſerner möge den anderen Zugtieren auch
eine Haferportion zugewieſen werden, da dieſe aus
Mangel an Pferden hier ſehr ſtark in Anſpruch
genommen werden. Nachdem vom Obmannſtellver-
treter, Herrn Dechant, dem Obmanne für ſeine
beſonders eifrige Tätigkeit der Dank ausgeſprochen
worden war, ſchloß dieſer mit Dankesworten für
die Unterſtützung durch den Hochw. H. Dechant die
Verſammlung.

Für die arme Frau mit den 8 Kindern
ſpendete Graf H. Dunay 20 K.

Ein Marburger Poſtmarder feſtge-
nommen.

Der kaum 17 Jahre alte Franz
Pillichar aus Partin, Bezirk Marburg, welcher
ſich in Marburg ſeit längerer Zeit herumtrieb, hat
zum Nachteile des Bioſkop-Geſchäftsleiters einen
Effekten-Diebſtahl verübt und einem Geſchäfts-
manne 66 K. veruntreut. Es wurde nun feſtgeſtellt.
daß Pillichar im Jänner 1915 am Bahnhofpoſt-
amte zu Marburg, wo er als Aushilfsdiener tätig
war, eine größere Anzahl von Poſtſendungen
entwendet
hat. Pillichar hatte es hauptſächlich
auf Eßwaren abgeſehen. Im Anſtandsorte am
Bahnſteige öffnete er die Pakete und nahm den
Inhalt heraus. Erſt heute gelang es der Polizei,
dem Pillichar die Schuld zu beweiſen. Er wurde
dem Kreisgerichte eingeliefert.

Die Genoſſenſchaft der Kleidermacher
gibt bekannt, daß die Geſuche zur Geſellenprüfung
ſpäteſtens bis Montag den 15. März um 6 Uhr
abends beim Vorſtande, Schwarzgaſſe 5, abzugeben
ſind. Später einlangende Geſuche können nicht mehr
berückſichtigt werden.

Der deutſche Bergverein ‚Marburger
Hütte‘
hält am Samstag den 13. März abends
im Großgaſthofe ‚Erzherzog Johann‘ ſeine Haupt-
verſammlung ab. Auf der Tagesordnung ſtehen die
Bexichte der Ämterführer, die Neuwahl und freie
Anträge.

Namhafte Spende für das ‚Rote Kreuz‘.

Der patriotiſche Beſitzer Herr Alois Jug in Maria-
Raſt hat anläßlich eines Ausgleiches für das Rote
Kreuz den namhaften Betrag von hundert Kronen
geſpendet.

Feldpoſtkarte für die Brunndorfer.

Von
Kämpfern aus unſerem 47. Inf.-Reg. erhielten wir
vom nordöſtlichen Kriegsſchauplatze eine Feldpoſt-
karte, deren Inhalt ſich an die Brunndorfer wendet
und um deren Veröffentlichung wir von den Ab-
ſendern erſucht wurden. Der Text lautet: An unſer
Brunndorf! — In weiter Ferne auf Bergeshöhen,
— In friſchgebauten Erdenhöhlen, — Da liegen
die Söhne Brunndorfs, — Sie ſpielen, pfeifen und
ſingen, — Sind luſtig von früh bis nachts — Und
warten mit Sehnſucht geduldig, — Bis die Stunde
der Erlöſung naht. — Sie gedenken der Lieben
daheim — Und möchten gar gerne in ihrer Mitte
ſein. — Doch erſt heißt es den Feind bezwingen, —
Den gewaltigen Ruſſen niederzuringen. — So klein
unſer Dörflein iſt, — So lieb haben es wir, —
Wir ſenden allen Bewohnern — Die herzlichſten
Grüße von hier. — Abſender iſt Rudolf Peſtitſchek,
[Spaltenumbruch] Zugsführer im JR. 47, 6. Feldkompagnie, Feldpoſt
73; ferner ſind unterzeichnet: Joſef Ferk, Joſef
Vollmaier, Gottfried Gornik, Johann Kollar und
Max Uſſar.

Reichsbund Deutſcher Eiſenbahner.

Die
Ortsgruppe 2, Marburg Hauptbahnhof, veranſtaltet
ihre diesjahrige Hauptverſammlung Montag, den
15. März im Vereinsheime, ‚Gaſthof zur alten
Bierquelle‘, Edmund Schmidgaſſe, Beginn 8 Uhr
abends. Die Tagesordnung wird ſchriftlich bekannt-
gegeben. Wir richten auch auf dieſem Wege an alle
Mitglieder die Bitte, an dieſer Verſammlung teil-
zunehmen.




Letzte Drahtnachrichten.
Deutſcher Kriegsbericht.


#art#Weſtlicher Kriegsſchauplatz.

Ein engliſcher Flieger warf über Menin
Bomben
ab. Erfolg hatte er nur mit einer
Bombe, mit der er ſieben Belgier (!) tötete
und zehn verwundete.

Die Engländer griffen geſtern unſere Stel-
lungen bei Neuve Chapelle an. Sie drangen
an einzelnen Stellen in das Dorf ein; der Kampf
iſt noch im Gange. Ein engliſcher Vorſtoß bei
Givenchy wurde abgeſchlagen.

In der Champagne richteten die Franzoſen
zwei Angriffe gegen den Waldzipfel öſtlich von
Souain, aus dem ſie vorgeſtern geworfen wurden;
beide Angriffe wurden blutig abgewieſen.

Die Kämpfe um den Reichsackerhof in
den Vogeſen wurden geſtern wieder aufgenom-
men.

#art#Öſtlicher Kriegsſchauplatz.

Weſtlich von Sereje nahmen wir den Ruſſen
600 Mann, drei Geſchütze und zwei Ma-
ſchinengewehre
ab.

Ein erneuter Durchbruchsverſuch der
Ruſſen ſüdlich von Auguſtow endete mit der
Vernichtung der dort angeſetzten ruſſiſchen
Gruppen.
Im Kampfe nordweſtlich von Oſtro-
lenka
blieben unſere Truppen ſiegreich; die
Ruſſen ließen 6 Offiziere, 900 Mann und acht
Maſchinengewehre
in unſeren Händen.

Unſere Angriffe nördlich und nordweſtlich von
Prasznysz machten weiter Fortſchritte.

Im Kampfe nordweſtlich von Nowe Miaſto
machten wir 1660 Gefangene.

Griechenland bleibt neutral.
Wichtige Erklärung der neuen Regierung und
Vernichtung der Hoffnungen des Dreiverbandes.

Die Agence Athéne
meldet: Die Preſſe veröffentlicht folgenden Text
der Regierungserklärung des neuen
Miniſteriums:

Nach ſeinen ſiegreichen Kriegen hat
Griechenland das gebieteriſche Be-
dürfnis
nach einer langen Friedensperiode
um an dem Gedeihen des Landes zu arbeiten.
Die Organiſation der öffentlichen Verwaltung und jene
der Land- und Seemacht ſowie die Entwickelung
des Volksreichtumes hatten Griechenland gegen jeden
Angriff auf ſeine mit ſo großen Opfern erworbenen
Güter geſichert und ihm zugleich geſtattet, ein den
Intereſſen des Staates dienliches Programm durch-
zuführen und eine Politik anzunehmen, die den
nationalen Überlieferungen entſpricht. Bei dieſer
Lage der Dinge war die Neutralität vom An-
beginne der europäiſchen Kriſe ein Gebot für
[Spaltenumbruch] Griechenland, aber es hatte auch und hat noch
immer die abſolute Pflicht, ſeine, durch Allianz
eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen und
ſeine eigenen Intereſſen zu befriedigen, ohne
indeß zu riskieren, die Integrität ſeines
Gebietes aufs Spiel zu ſetzen.
Die Re-
gierung iſt ſich ihrer Pflicht bewußt, ſo den Intereſſen
des Landes zu dienen und iſt überzeugt, daß der
Patriotismus des Volkes den vollen Schutz dieſer
Intereſſen ſichern wird.




Franzöſiſche Zeitungsanſchauung.

(K.-B.) Der ‚Temps‘
meldet: Der Überſeedampfer ‚Rochambon‘ hat
Havre am 7. März verlaſſen. An Bord befand
ſich eine franzöſiſche Studienmiſſion,
welche von der franzöſiſchen Regierung nach den
Unionſtaaten geſchickt wurde. Auf der 300 Kilo-
meter langen Fahrt durch die Gefahrzone wurde
kein deutſches Unterſeeboot geſichtet. (Hat großes
Glück gehabt!) Das Blatt fügt hinzu: Die deutſche
Blockade werde von keinem Kapitän mehr ernſt
genommen (??) Es ſei beſchloſſen worden, jedes
Unterſeeboot anzugreifen, ſobald es geſichtet wird.

Teuerungskrawalle in Portugal.
Mit Schuß und Hieb ‚beruhigt‘.

(K.-B) [Meldung der
Agence Havas.]: Infolge der Brotverteue-
rung
kam es zu mehreren Zuſammenſtößen
zwiſchen den Arbeitern des Marine-Ar-
ſenals
und der Polizei. Da die Polizei mit
Steinen beworfen wurde, machte ſie von der
Schußwaffe Gebrauch, wobei mehrere Perſonen
verletzt wurden. Nach Arbeitsſchluß fanden wieder
einige Zuſammenſtöße ſtatt. Die Menge mußte mit
Säbelhieben auseinander getrieben werden,
die ‚Ruhe‘ wurde ſchließlich wieder ‚hergeſtellt‘.

Gegen die — engliſche Preßzenſur.

(K.-B.) Der ‚Niewe
Rotterdam’ſche Courant‘ meldet aus London:
‚Daily News‘ veröffentlichen einen energiſchen
Proteſt
gegen die obſkurante Politik des
Preßbüros, das wichtige Nachrichten
der öffentlichen Erörterung entzieht und
dem Publikum verheimlichen will.

Tote.

(K.-B.) Der geweſene
Oberbürgermeiſter von Ofenpeſt, Reichstagsabge-
ordneter Joſef Markus iſt heute Nacht im Alter
von 62 Jahren geſtorben.

(K.-B.) Der frühere
Kultusminiſter Anton Ritter von Wehner iſt
heute Nachmittag geſtorben.

„Da werden Weiber ....“
Die blutdürſtige Miniſtersgattin.

(K.-B.) Frau Churchill
hielt in Dundee eine Rede, worin ſie ſagte, wir
(England) müſſen am Ende des Jahres drei
Millionen Mann
unter den Fahnen haben.

Zuckerladung aus Trieſt verloren.
Der Dampfer geſunken.

Aus Salonichi und
Athen kommt die Nachricht, daß der griechiſche
Dampfer ‚Ecatherine‘ im griechiſchen Archipel ge-
ſunken iſt. Das Schiff hatte eine Ladung von 15.000
Säcken Zucker, in Trieſt verladen, an Bord und be-
fand ſich auf der Reiſe nach Dedeagatſch. Die ganze
Ladung iſt verloren; dieſe konnte wegen der Kriegs-
gefahr nicht verſichert werden. Die Mannſchaft hat
ſich gerettet.




Spendet Zigaretten!

Für die Reſerveſpitäler Marburg übernimmt
Spenden und weiſt aus die Verwaltung der Mar-
burger Zeitung. Wir erhielten weiters: von Herrn
Anton Arſenſchek namens der Bahnerhaltungsſektion
Marburg K.-B. 1000 Stück Zigaretten.

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[3/0003] Nr. 57 11. März 1915 Marburger Zeitung wird jetzt der Anbau ſich noch ſchwieriger geſtalten. In Bezug auf die Arbeiterfrage wurde ein Beſchluß gefaßt, welcher ſich ablehnend gegen die Aufnahme von Flüchtlingen als Arbeitskräfte verhält. Es wäre zu erwägen, ob es nicht von großem Vorteile für den Staat wäre, wenn ſolche Leute, die früher auf dem Lande waren und nur durch die bekannte Landflucht in den Städten ſich aufhalten und dort vielfach zu erübrigen wären, jetzt in dieſer dringenden Zeit aufs Land hinaus gehen müßten, da nur ſolche die Arbeiten verſtehen. Auch wäre es not- wendig, daß an maßgebenden Stellen darauf Rück- ſicht genommen werde bei der Brotzuweiſung, daß die landwirtſchaftbetreibende Bevölkerung mehr Brot benötigt, als diejenigen, die keine anſtren- genden Arbeiten zu verrichten haben. Desgleichen ſind für ein ſtarkes Zugpferd drei Kilo Hafer zu wenig, ſerner möge den anderen Zugtieren auch eine Haferportion zugewieſen werden, da dieſe aus Mangel an Pferden hier ſehr ſtark in Anſpruch genommen werden. Nachdem vom Obmannſtellver- treter, Herrn Dechant, dem Obmanne für ſeine beſonders eifrige Tätigkeit der Dank ausgeſprochen worden war, ſchloß dieſer mit Dankesworten für die Unterſtützung durch den Hochw. H. Dechant die Verſammlung. Für die arme Frau mit den 8 Kindern ſpendete Graf H. Dunay 20 K. Ein Marburger Poſtmarder feſtge- nommen. Der kaum 17 Jahre alte Franz Pillichar aus Partin, Bezirk Marburg, welcher ſich in Marburg ſeit längerer Zeit herumtrieb, hat zum Nachteile des Bioſkop-Geſchäftsleiters einen Effekten-Diebſtahl verübt und einem Geſchäfts- manne 66 K. veruntreut. Es wurde nun feſtgeſtellt. daß Pillichar im Jänner 1915 am Bahnhofpoſt- amte zu Marburg, wo er als Aushilfsdiener tätig war, eine größere Anzahl von Poſtſendungen entwendet hat. Pillichar hatte es hauptſächlich auf Eßwaren abgeſehen. Im Anſtandsorte am Bahnſteige öffnete er die Pakete und nahm den Inhalt heraus. Erſt heute gelang es der Polizei, dem Pillichar die Schuld zu beweiſen. Er wurde dem Kreisgerichte eingeliefert. Die Genoſſenſchaft der Kleidermacher gibt bekannt, daß die Geſuche zur Geſellenprüfung ſpäteſtens bis Montag den 15. März um 6 Uhr abends beim Vorſtande, Schwarzgaſſe 5, abzugeben ſind. Später einlangende Geſuche können nicht mehr berückſichtigt werden. Der deutſche Bergverein ‚Marburger Hütte‘ hält am Samstag den 13. März abends im Großgaſthofe ‚Erzherzog Johann‘ ſeine Haupt- verſammlung ab. Auf der Tagesordnung ſtehen die Bexichte der Ämterführer, die Neuwahl und freie Anträge. Namhafte Spende für das ‚Rote Kreuz‘. Der patriotiſche Beſitzer Herr Alois Jug in Maria- Raſt hat anläßlich eines Ausgleiches für das Rote Kreuz den namhaften Betrag von hundert Kronen geſpendet. Feldpoſtkarte für die Brunndorfer. Von Kämpfern aus unſerem 47. Inf.-Reg. erhielten wir vom nordöſtlichen Kriegsſchauplatze eine Feldpoſt- karte, deren Inhalt ſich an die Brunndorfer wendet und um deren Veröffentlichung wir von den Ab- ſendern erſucht wurden. Der Text lautet: An unſer Brunndorf! — In weiter Ferne auf Bergeshöhen, — In friſchgebauten Erdenhöhlen, — Da liegen die Söhne Brunndorfs, — Sie ſpielen, pfeifen und ſingen, — Sind luſtig von früh bis nachts — Und warten mit Sehnſucht geduldig, — Bis die Stunde der Erlöſung naht. — Sie gedenken der Lieben daheim — Und möchten gar gerne in ihrer Mitte ſein. — Doch erſt heißt es den Feind bezwingen, — Den gewaltigen Ruſſen niederzuringen. — So klein unſer Dörflein iſt, — So lieb haben es wir, — Wir ſenden allen Bewohnern — Die herzlichſten Grüße von hier. — Abſender iſt Rudolf Peſtitſchek, Zugsführer im JR. 47, 6. Feldkompagnie, Feldpoſt 73; ferner ſind unterzeichnet: Joſef Ferk, Joſef Vollmaier, Gottfried Gornik, Johann Kollar und Max Uſſar. Reichsbund Deutſcher Eiſenbahner. Die Ortsgruppe 2, Marburg Hauptbahnhof, veranſtaltet ihre diesjahrige Hauptverſammlung Montag, den 15. März im Vereinsheime, ‚Gaſthof zur alten Bierquelle‘, Edmund Schmidgaſſe, Beginn 8 Uhr abends. Die Tagesordnung wird ſchriftlich bekannt- gegeben. Wir richten auch auf dieſem Wege an alle Mitglieder die Bitte, an dieſer Verſammlung teil- zunehmen. Letzte Drahtnachrichten. Deutſcher Kriegsbericht. Berlin, 11. März. (Wolff-Büro.) Großes Haupt- quartier, 11. März vormittags. #art#Weſtlicher Kriegsſchauplatz. Ein engliſcher Flieger warf über Menin Bomben ab. Erfolg hatte er nur mit einer Bombe, mit der er ſieben Belgier (!) tötete und zehn verwundete. Die Engländer griffen geſtern unſere Stel- lungen bei Neuve Chapelle an. Sie drangen an einzelnen Stellen in das Dorf ein; der Kampf iſt noch im Gange. Ein engliſcher Vorſtoß bei Givenchy wurde abgeſchlagen. In der Champagne richteten die Franzoſen zwei Angriffe gegen den Waldzipfel öſtlich von Souain, aus dem ſie vorgeſtern geworfen wurden; beide Angriffe wurden blutig abgewieſen. Die Kämpfe um den Reichsackerhof in den Vogeſen wurden geſtern wieder aufgenom- men. #art#Öſtlicher Kriegsſchauplatz. Weſtlich von Sereje nahmen wir den Ruſſen 600 Mann, drei Geſchütze und zwei Ma- ſchinengewehre ab. Ein erneuter Durchbruchsverſuch der Ruſſen ſüdlich von Auguſtow endete mit der Vernichtung der dort angeſetzten ruſſiſchen Gruppen. Im Kampfe nordweſtlich von Oſtro- lenka blieben unſere Truppen ſiegreich; die Ruſſen ließen 6 Offiziere, 900 Mann und acht Maſchinengewehre in unſeren Händen. Unſere Angriffe nördlich und nordweſtlich von Prasznysz machten weiter Fortſchritte. Im Kampfe nordweſtlich von Nowe Miaſto machten wir 1660 Gefangene. Oberſte Heeresleitung. Griechenland bleibt neutral. Wichtige Erklärung der neuen Regierung und Vernichtung der Hoffnungen des Dreiverbandes. Athen, 10. März. (K.-B.) Die Agence Athéne meldet: Die Preſſe veröffentlicht folgenden Text der Regierungserklärung des neuen Miniſteriums: Nach ſeinen ſiegreichen Kriegen hat Griechenland das gebieteriſche Be- dürfnis nach einer langen Friedensperiode um an dem Gedeihen des Landes zu arbeiten. Die Organiſation der öffentlichen Verwaltung und jene der Land- und Seemacht ſowie die Entwickelung des Volksreichtumes hatten Griechenland gegen jeden Angriff auf ſeine mit ſo großen Opfern erworbenen Güter geſichert und ihm zugleich geſtattet, ein den Intereſſen des Staates dienliches Programm durch- zuführen und eine Politik anzunehmen, die den nationalen Überlieferungen entſpricht. Bei dieſer Lage der Dinge war die Neutralität vom An- beginne der europäiſchen Kriſe ein Gebot für Griechenland, aber es hatte auch und hat noch immer die abſolute Pflicht, ſeine, durch Allianz eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen und ſeine eigenen Intereſſen zu befriedigen, ohne indeß zu riskieren, die Integrität ſeines Gebietes aufs Spiel zu ſetzen. Die Re- gierung iſt ſich ihrer Pflicht bewußt, ſo den Intereſſen des Landes zu dienen und iſt überzeugt, daß der Patriotismus des Volkes den vollen Schutz dieſer Intereſſen ſichern wird. Franzöſiſche Zeitungsanſchauung. Paris, 11. März. (K.-B.) Der ‚Temps‘ meldet: Der Überſeedampfer ‚Rochambon‘ hat Havre am 7. März verlaſſen. An Bord befand ſich eine franzöſiſche Studienmiſſion, welche von der franzöſiſchen Regierung nach den Unionſtaaten geſchickt wurde. Auf der 300 Kilo- meter langen Fahrt durch die Gefahrzone wurde kein deutſches Unterſeeboot geſichtet. (Hat großes Glück gehabt!) Das Blatt fügt hinzu: Die deutſche Blockade werde von keinem Kapitän mehr ernſt genommen (??) Es ſei beſchloſſen worden, jedes Unterſeeboot anzugreifen, ſobald es geſichtet wird. Teuerungskrawalle in Portugal. Mit Schuß und Hieb ‚beruhigt‘. Liſſabon, 10. März. (K.-B) [Meldung der Agence Havas.]: Infolge der Brotverteue- rung kam es zu mehreren Zuſammenſtößen zwiſchen den Arbeitern des Marine-Ar- ſenals und der Polizei. Da die Polizei mit Steinen beworfen wurde, machte ſie von der Schußwaffe Gebrauch, wobei mehrere Perſonen verletzt wurden. Nach Arbeitsſchluß fanden wieder einige Zuſammenſtöße ſtatt. Die Menge mußte mit Säbelhieben auseinander getrieben werden, die ‚Ruhe‘ wurde ſchließlich wieder ‚hergeſtellt‘. Gegen die — engliſche Preßzenſur. Rotterdam, 11. März. (K.-B.) Der ‚Niewe Rotterdam’ſche Courant‘ meldet aus London: ‚Daily News‘ veröffentlichen einen energiſchen Proteſt gegen die obſkurante Politik des Preßbüros, das wichtige Nachrichten der öffentlichen Erörterung entzieht und dem Publikum verheimlichen will. Tote. Ofenpeſt, 10. März. (K.-B.) Der geweſene Oberbürgermeiſter von Ofenpeſt, Reichstagsabge- ordneter Joſef Markus iſt heute Nacht im Alter von 62 Jahren geſtorben. München, 10. März. (K.-B.) Der frühere Kultusminiſter Anton Ritter von Wehner iſt heute Nachmittag geſtorben. „Da werden Weiber ....“ Die blutdürſtige Miniſtersgattin. London, 10. März. (K.-B.) Frau Churchill hielt in Dundee eine Rede, worin ſie ſagte, wir (England) müſſen am Ende des Jahres drei Millionen Mann unter den Fahnen haben. Zuckerladung aus Trieſt verloren. Der Dampfer geſunken. Trieſt, 11. März. Aus Salonichi und Athen kommt die Nachricht, daß der griechiſche Dampfer ‚Ecatherine‘ im griechiſchen Archipel ge- ſunken iſt. Das Schiff hatte eine Ladung von 15.000 Säcken Zucker, in Trieſt verladen, an Bord und be- fand ſich auf der Reiſe nach Dedeagatſch. Die ganze Ladung iſt verloren; dieſe konnte wegen der Kriegs- gefahr nicht verſichert werden. Die Mannſchaft hat ſich gerettet. Spendet Zigaretten! Für die Reſerveſpitäler Marburg übernimmt Spenden und weiſt aus die Verwaltung der Mar- burger Zeitung. Wir erhielten weiters: von Herrn Anton Arſenſchek namens der Bahnerhaltungsſektion Marburg K.-B. 1000 Stück Zigaretten. _

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 57, Marburg, 11.03.1915, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger57_1915/3>, abgerufen am 24.11.2024.