Marburger Zeitung. Nr. 50, Marburg, 05.05.1914.Marburger Zeitung Nr. 50, 5. Mai 1914 [Spaltenumbruch] Politische Umschau. Der Not gehorchend ... Der slowenischklerikale Slowenski Narod brachte Warum man k. u. k. Konsulate meidet. Zwei österreichische Kaufleute, Angehörige "In Erledigung der Eingabe vom 1. d. M. Die so "entgegenkommende" Antwort des öster- "Als Orte, die für Ihre beiden Herren in Moral: Der österreichische Konsul erteilt keine Eigenberichte. Leutschach, 3. Mai. (Schulfreundliches.) Durch die Intervention des Bezirksschulratsmit- Windisch-Feistritz, 3. Mai. (Brandleger und Brandlegerin.) Am 28. April nachts Mahrenberg, 3. Mai. (Verhaftung.) Der Cilli, 3. Mai. (Eine Brillantenlieb- haberin.) Der Arztensgattin Olga Bergmann Luttenberg, 3. Mai. (Diebstahl.) Dem Unser bedrohter Weinbau. Existenzgefährliche Ministerialverordnung. Marburg, 4. Mai. Eine Ministerialverordnung vom 18. März 1914 Der Obmann der Sektion, Landtagsabgeordneter Das Weingesetz vom 12. April 1907 hat sich, [Spaltenumbruch] staunen, wenn ich Ihnen sage, daß ich, die Fürstin "Gern stehe ich zu Ihren Diensten, gnädige "Meinen Bedienten kann ich natürlich nicht "Nein, gnädige Fürstin, Sie können sich auf "Ja, mein Kind, so heißt er." Fürstin Morrow atmete wie erleichtert auf. "Bringe mir den Pelzmantel mit dem Zobel- Einige Augenblicke später hüllte sich Kara in Zu derselben Zeit hatte Fürstin Alexandra Kara stand vor einer Menge Fragen, die sie Kara stieg aus dem Wagen und wollte den Marburger Zeitung Nr. 50, 5. Mai 1914 [Spaltenumbruch] Politiſche Umſchau. Der Not gehorchend ... Der ſloweniſchklerikale Slowenski Narod brachte Warum man k. u. k. Konſulate meidet. Zwei öſterreichiſche Kaufleute, Angehörige „In Erledigung der Eingabe vom 1. d. M. Die ſo „entgegenkommende“ Antwort des öſter- „Als Orte, die für Ihre beiden Herren in Moral: Der öſterreichiſche Konſul erteilt keine Eigenberichte. Leutſchach, 3. Mai. (Schulfreundliches.) Durch die Intervention des Bezirksſchulratsmit- Windiſch-Feiſtritz, 3. Mai. (Brandleger und Brandlegerin.) Am 28. April nachts Mahrenberg, 3. Mai. (Verhaftung.) Der Cilli, 3. Mai. (Eine Brillantenlieb- haberin.) Der Arztensgattin Olga Bergmann Luttenberg, 3. Mai. (Diebſtahl.) Dem Unſer bedrohter Weinbau. Exiſtenzgefährliche Miniſterialverordnung. Marburg, 4. Mai. Eine Miniſterialverordnung vom 18. März 1914 Der Obmann der Sektion, Landtagsabgeordneter Das Weingeſetz vom 12. April 1907 hat ſich, [Spaltenumbruch] ſtaunen, wenn ich Ihnen ſage, daß ich, die Fürſtin „Gern ſtehe ich zu Ihren Dienſten, gnädige „Meinen Bedienten kann ich natürlich nicht „Nein, gnädige Fürſtin, Sie können ſich auf „Ja, mein Kind, ſo heißt er.“ Fürſtin Morrow atmete wie erleichtert auf. „Bringe mir den Pelzmantel mit dem Zobel- Einige Augenblicke ſpäter hüllte ſich Kara in Zu derſelben Zeit hatte Fürſtin Alexandra Kara ſtand vor einer Menge Fragen, die ſie Kara ſtieg aus dem Wagen und wollte den <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header">Marburger Zeitung Nr. 50, 5. Mai 1914</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Politiſche Umſchau.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Not gehorchend ...</hi> </head><lb/> <p>Der ſloweniſchklerikale Slowenski Narod brachte<lb/> die Nachricht, daß von einer Reihe ſloweniſchkleri-<lb/> kaler Parteigänger eine Eingabe an den krainiſchen<lb/> Landesſchulrat gemacht worden ſei, in der verlangt<lb/> wird, es möge an den <hi rendition="#g">Laibacher ſloweniſchen<lb/> Volksſchulen</hi> mit dem <hi rendition="#g">Unterricht</hi> in der <hi rendition="#g">deut-<lb/> ſchen Sprache</hi> ſchon in der erſten Klaſſe begonnen<lb/> werden; außerdem ſollten einzelne Gegenſtände aus-<lb/> ſchließlich in deutſcher Sprache unterrichtet werden.<lb/> An der Spitze der Aktion ſteht der ſloweniſchklerikale<lb/> Gemeinderat J. Serjak. 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M.<lb/> (welche übrigens laut Tarif-Poſt <hi rendition="#aq">II</hi>/28 des Konſular-<lb/> Gebührentarifes einer Eingabegebühr von 4.50 K.<lb/> und Ptaſ. 50 H. für Porti, zuſammen 5 K. unter-<lb/> liegt), wird eröffnet, daß die k. u. k. Konſulate zur<lb/> Beantwortung derartiger Anfragen rein privaten<lb/> Charakters keineswegs berufen ſind. Es iſt dies<lb/> vielmehr Sache eines Reiſebureaus oder irgendeines<lb/> anderen einſchlägigen Inſtitutes. — Der Gerent<lb/> des k. u. k. Konſulates.“</p><lb/> <p>Die ſo „entgegenkommende“ Antwort des öſter-<lb/> reichiſch-ungariſchen Konſulates veranlaßte nun die<lb/> Herren, durch Vermittlung eines reichsdeutſchen Ge-<lb/> ſchäftsfreundes ſich mit demſelben Anliegen an das<lb/><hi rendition="#g">kaiſerlich deutſche Konſulat</hi> in <hi rendition="#g">Madrid</hi> zu<lb/> wenden und ſie erhilelten darauf folgende Er-<lb/> ledigung:</p><lb/> <p>„Als Orte, die für Ihre beiden Herren in<lb/> Betracht kommen dürften, nenne ich Valencia, Ma-<lb/> laga, Santander und San Sebaſtian. An den beiden<lb/> erſteren Orten iſt das Klima milde, aber auch wärmer<lb/><cb/> und ſie dürften ſich am eheſten zu einem Aufent-<lb/> halt im Mai empfehlen. In Santander und San<lb/> Sebaſtian iſt das Klima kühler und der Wellen-<lb/> ſchlag ſtärker. Die eigentliche Badeſaiſon fängt in<lb/> Spanien im allgemeinen nicht vor Mitte Juni an,<lb/> namentlich gilt dies für die an der nördlichen Küſte<lb/> Spaniens gelegenen Badeorte. Was die Beſchaffung<lb/> eines Lehrers betrifft, ſo wird es zweckmäßig ſein,<lb/> wenn ſich die Herren erſt an Ort und Stelle nach<lb/> einem ſolchen umſehen. Vielleicht können Ihnen<lb/> die kaiſerlichen Konſulate, die an jedem der ge-<lb/> nannten Plätze beſtehen, nähere Auskunft darüber<lb/> erteilen. Ich empfehle übrigens auch, ſich die neueſte<lb/> Auflage von Baedeckers Reiſeführer für Spanien<lb/> und Portugal zu beſchaffen, aus welchem Buche<lb/> Sie ſich über die Verhältniſſe in Spanien näher<lb/> unterrichten können. — Der kaiſerliche Konſul.“</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Moral:</hi> </hi> </p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">öſterreichiſche</hi> Konſul erteilt <hi rendition="#g">keine</hi><lb/> Auskunft, verlangt aber <hi rendition="#g">Gebühren.</hi> Der <hi rendition="#g">reichs-<lb/> deutſche</hi> Konſul fordert <hi rendition="#g">keine Gebühren, gibt<lb/> aber eingehende Auskunft.</hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Eigenberichte.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Leutſchach,</hi> 3. Mai.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Schulfreundliches.)</hi> </head><lb/> <p>Durch die Intervention des Bezirksſchulratsmit-<lb/> gliedes und Gutsbeſitzers Herrn R. v. Seutter wurde<lb/> der hieſigen öffentlichen Schule ein geeigneter Schul-<lb/> garten und Spielplatz erworben. Nunmehr wurde<lb/> auf Koſten des Genannten eine ſolide Einfriedung<lb/> hergeſtellt und mit Zierſträuchern bepflanzt. Der<lb/> Ortsſchulrat ſprach dem Wohltäter für ſein gemein-<lb/> nütziges Wirken den Dank aus.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Windiſch-Feiſtritz,</hi> 3. Mai.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Brandleger<lb/> und Brandlegerin.)</hi> </head> <p>Am 28. April nachts<lb/> brach in der dem Beſitzer Anton Lepej in Strug,<lb/> Gemeinde Stopno, gehörigen, von der Inwohners-<lb/> familie <hi rendition="#g">Brumec</hi> bewohnten Keuſche Feuer aus,<lb/> welches dieſelbe total einäſcherte. Anton Lepej, der<lb/> die kaum 400 Kronen bewertete Keuſche auf 800<lb/> Kronen verſichert hatte, wurde am 30. April von<lb/> der Gendarmerie Maxau unter dem Verdachte der<lb/> Brandlegung dem Bezirksgerichte eingeliefert. —<lb/> Die 39jährige Keuſchlerin Urſula <hi rendition="#g">Dworſchak,</hi><lb/> welche mit Stephan <hi rendition="#g">Kobale</hi> in Zellnitz a. D.<lb/> lebt, wurde am 1. Mai von der Gendarmerie in<lb/> Windiſch-Feiſtritz unter dem Verdachte, ihr in Neu-<lb/> berg, Bezirk Windiſch-Feiſtritz, gelegenes, ſeit einem<lb/> Jahre unbewohntes, am 22. April abgebranntes<lb/> Winzerhaus in Brand geſteckt zu haben, um die<lb/> Verſicherungsſumme zu erhalten, dem Bezirksge-<lb/> richte eingeliefert. Die Dworſchak, welche ſich in<lb/> ſchlechten Vermögensverhältniſſen befindet, hatte<lb/> das Winzerhaus auf 3000 Kr. verſichert, während<lb/> der Schaden nur etwa 1800 betragen dürfte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Mahrenberg,</hi> 3. Mai.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Verhaftung.)</hi> </head> <p>Der<lb/> im Jahre 1874 in Lembach geborene, nach Ziegel-<lb/> ſtatt zuſtändige Knecht Alois <hi rendition="#g">Heß</hi> in Unter-Feiſing,<lb/> der verdächtig erſcheint, am 26. April nachts im<lb/> Gaſthauſe des Heinrich Deutſchmann in Mahrenberg<lb/><cb/> dem Keuſchler Blaſius <hi rendition="#g">Pogelnik</hi> drei Uhrketten<lb/> im Werte von 53 Kronen aus der Rocktaſche ge-<lb/> ſtohlen zu haben, wurde von der Gendarmerie ver-<lb/> haftet und dem Bezirksgerichte eingeliefert,</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Cilli,</hi> 3. Mai.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Eine Brillantenlieb-<lb/> haberin.)</hi> </head> <p>Der Arztensgattin Olga <hi rendition="#g">Bergmann</hi><lb/> in Sachſenfeld wurde ein goldener Ring, mit einem<lb/> großen und elf kleinen Brillanten beſetzt, im Werte<lb/> von 570 Kronen kürzlich geſtohlen. Den eifrigen<lb/> Nachforſchungen der Gendarmerie gelang es, als<lb/> Diebin das bei der genannten Arztensgattin im<lb/> Dienſte ſtehende Mädchen für alles Maria <hi rendition="#g">Kaeur</hi><lb/> ausfindig zu machen. Sie leugnete anfangs den<lb/> Diebſtahl und ſimulierte bei ihrer Einvernahme<lb/> Ohnmachtsanfälle, geſtand aber ſchließlich die Tat<lb/> und wurde dann dem hieſigen Kreisgerichte ein-<lb/> geliefert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Luttenberg,</hi> 3. Mai.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Diebſtahl.)</hi> </head> <p>Dem<lb/> Kaufmann Michael <hi rendition="#g">Zimmermann</hi> wurden aus<lb/> einer im Hofe befindlichen Kiſte nach Aufreißen des<lb/> Deckels zwei Ballen Damenſtoffe im Werte von<lb/> 65 K. entwendet. Vom Täter fehlt jede Spur.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="a1a" next="#a1b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Unſer bedrohter Weinbau.<lb/> Exiſtenzgefährliche Miniſterialverordnung.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Marburg,</hi> 4. Mai.</dateline><lb/> <p>Eine Miniſterialverordnung vom 18. März 1914<lb/> droht unſerem Weinbau mit einer ſchweren Gefahr,<lb/> die in allen führenden Weinbau- und Weinhändler-<lb/> kreiſen die lebhafteſte Bewegung auslöſt. Heute vor-<lb/> mittags fand in Marburg Hotel Erzherzog Johann<lb/> eine Verſammlung der Weinbauſektion der k. k. Land-<lb/> wirtſchaftsgeſellſchaft ſtatt, die ſich hauptſächlich mit<lb/> dieſer Angelegenheit befaßte. Die Verſammlung nahm<lb/> folgenden Verlauf.</p><lb/> <p>Der Obmann der Sektion, Landtagsabgeordneter<lb/><hi rendition="#g">Reitter,</hi> eröffnete die Verſammlung und be-<lb/> grüßte insbeſonders die Gäſte, unter welchen ſich<lb/> der aus Wien erſchienene Vertreter des Ackerbau-<lb/> miniſteriums, k. k. Oberinſpektor <hi rendition="#g">Schuch,</hi> die<lb/> Kellereiinſpektoren <hi rendition="#g">Petrovan</hi> und Dr. <hi rendition="#g">Reiſch,</hi><lb/> ferner die Herren Luis und Fritz <hi rendition="#g">Kleinoſchegg,</hi><lb/> Julius <hi rendition="#g">Pfrimer</hi> u. a. befanden. Den 1. Gegen-<lb/> ſtand der Tagesordnung bildete die Neuwahl des<lb/> Obmannes; obwohl Abg. Reitter darauf ver-<lb/> wies, daß er nicht mehr dem Zentralausſchuſſe an-<lb/> gehöre, wurde er dennoch einſtimmig unter leb-<lb/> haftem Beifall wiedergewählt. Dann erſtattete Herr<lb/> Julius <hi rendition="#g">Pfrimer,</hi> der dazu gebeten worden war,<lb/> das Referat über die<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">neueſte Bedrohung unſeres Weinbaues</hi></hi><lb/> und des Weinhandels. Der Redner führte unter<lb/> allgemeinſter Aufmerkſamkeit und oft durch Beifall<lb/> unterbrochen, u. a. folgendes aus.</p><lb/> <p>Das Weingeſetz vom 12. April 1907 hat ſich,<lb/> wie die mehrjährige Praxis zeigt, im allgemeinen<lb/> gut bewährt. Es wurden durch dasſelbe ſowohl die<lb/> Intereſſen des Weinbaues als auch des Wein-<lb/> handels, nicht minder auch die Intereſſen der<lb/> Weinkonſumenten nach beſter Tunlichkeit gewahrt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#f1c" xml:id="f1b" prev="#f1a" type="jArticle" n="2"> <p>ſtaunen, wenn ich Ihnen ſage, daß ich, die Fürſtin<lb/> Alexandra Morrow, außer Ihnen keinen Menſchen<lb/> auf der weiten Welt kenne, den ich ſo ins Ver-<lb/> trauen ziehen könnte, wie gerade Sie. Es iſt aber<lb/> leider ſo, liebe Kara. Bekannte habe ich unzählige,<lb/> aber nicht eine wirklich Vertraute darunter.<lb/> Später einmal, wenn wir mehr Zeit haben, werde<lb/> ich Ihnen weiteres hierüber erzählen. Es iſt<lb/> ein dunkles Thema aus unſerm nach außen ſo<lb/> glänzenden Geſellſchaftsleben.“</p><lb/> <p>„Gern ſtehe ich zu Ihren Dienſten, gnädige<lb/> Fürſtin, was in meinen ſchwachen Kräften ſteht,<lb/> ſoll geſchehen.“</p><lb/> <p>„Meinen Bedienten kann ich natürlich nicht<lb/> mehr Vertrauen ſchenken, als meinen ſonſtigen<lb/> Freunden und Freundinnen“, fuhr die Fürſtin in<lb/> höchſter Erregung fort. „Ein Geheimnis oder auch<lb/> nur der Schein eines ſolchen würden ſie am nächſten<lb/> Tage ſchon in ganz Petersburg auspoſaunen. Ich<lb/> würde Sie auch nicht bemühen, liebes Kind, und<lb/> ſelbſt gehen, aber auch dieſes iſt unmöglich, wenn<lb/> ich mein Geheimnis, deſſen Mitwiſſerin Sie werden<lb/> ſollen, gewahrt wiſſen will, und von dem mein<lb/> Lebensglück abhängt. Ich ſegne jetzt die Stunde,<lb/> die Sie in mein Haus geführt hat. Sehen Sie,<lb/> hier iſt ein Portefeuille, es enthält Wertpapiere<lb/> und einen verſiegelten Brief. Neben dem Eingang<lb/> unten auf der Straße hält ein Mietwagen. Be-<lb/> ſteigen Sie dieſen und fahren Sie nach dem Stadt-<lb/> teil, der der Narwaſche heißt. Dort liegt an der<lb/> Gorohawajaſtraße ein kleines Häuschen, kenntlich<lb/><cb/> an dem ſchwarzen Holzgitter, das einen kleinen<lb/> Vorgarten abſchließt, den einzigen auf der ganzen<lb/> Straße. In dieſem Häuschen hat ein Jude einen<lb/> Kleiderladen. Betreten Sie das Geſchäftchen und<lb/> fragen Sie dort nach Peter Gatſchef. Wenn man<lb/> Sie zu ihm geführt hat, geben Sie ihm dieſes<lb/> Portefeuille. Peter iſt ein alter Mann, der eine<lb/> breite Narbe quer über ſeiner Stirn trägt. Daran<lb/> können Sie leicht erkennen, ob es der Mann iſt,<lb/> den ich meine. Sollte er vielleicht irgend eine<lb/> Frage an Sie richten, ſo beantworten Sie ihm<lb/> dieſelbe nicht, ſondern entfernen Sie ſich möglichſt<lb/> ſchnell. Nach hier brauchen Sie nicht zurückkehren,<lb/> ich erwarte Sie erſt morgen kurz nach Mittag, um<lb/> Ihnen das Geld für das Armband auszuhändigen.<lb/> Laſſen Sie ſich alſo von der Gorohawajaſtraße aus<lb/> gleich nachhauſe fahren. Habe ich eine Fehlbitte<lb/> getan, liebes Kind?“</p><lb/> <p>„Nein, gnädige Fürſtin, Sie können ſich auf<lb/> mich verlaſſen. Ich werde den Auftrag ſofort aus-<lb/> führen. Wie war doch der Name des Mannes, dem<lb/> ich das Portefeuille übergeben ſoll, Peter Gatſchef?“</p><lb/> <p>„Ja, mein Kind, ſo heißt er.“</p><lb/> <p>Fürſtin Morrow atmete wie erleichtert auf.<lb/> Dann zog ſie an einer Klingelſchnur. Eine Dienerin<lb/> trat ein.</p><lb/> <p>„Bringe mir den Pelzmantel mit dem Zobel-<lb/> beſatz“, befahl die Fürſtin. „Er wird in der Garde-<lb/> robe oben noch hängen.“</p><lb/> <p>Einige Augenblicke ſpäter hüllte ſich Kara in<lb/> einen koſtbaren großen Pelzmantel, ſetzte ihre Kapuze<lb/><cb/> auf, die die Dienerin brachte und wurde dann<lb/> auf einer Seitentreppe zum Portal geleitet, wo<lb/> der oben erwähnte Wagen wartete. Der Kutſcher,<lb/> der ſchon Weiſung erhalten haben mochte, fuhr in<lb/> leichtem Trabe davon.</p><lb/> <p>Zu derſelben Zeit hatte Fürſtin Alexandra<lb/> Morrow äußerlich wenigſtens ihre Ruhe wieder-<lb/> gefunden und trat mit lächelnder Miene in das<lb/> Zimmer zu dem Grafen, der ſofort ſein Spiel<lb/> abbrach — — —</p><lb/> <p>Kara ſtand vor einer Menge Fragen, die ſie<lb/> ſich ſelbſt nicht beantworten konnte. Warum geriet<lb/> die Fürſtin beim Leſen des überbrachten Briefes in<lb/> ſolche Aufregung? Warum wird die Antwort darauf<lb/> ſo ſchnell und ſo geheimnisvoll gegeben? Warum<lb/> nicht durch einen einfachen Boten oder langjährigen<lb/> Diener? Und wenn, wie die Fürſtin ſagte, das Glück<lb/> ihres Lebens davon abhing, warum fuhr ſie nicht<lb/> ſelbſt? Und warum mußte der Mantel der Fürſtin<lb/> umgelegt werden, da der eigene doch vollſtändig<lb/> genügte? Faſt bereute Kara, den ſo ſeltſamen, in<lb/> geheimnisvolles Dunkel gehüllten Auftrag ange-<lb/> nommen zu haben. Jetzt aber mußte ſie ihn auch<lb/> ausführen, obwohl ein ängſtliches Gefühl ſie um<lb/> ſo mehr beſchlich, je näher ſie ihrem Ziele kam.<lb/> Endlich hielt der Wagen in dem bezeichneten Stadt-<lb/> teil, wo meiſt nur arme Leute wohnten.</p><lb/> <p>Kara ſtieg aus dem Wagen und wollte den<lb/> Kutſcher gerade fragen, als ſie zu ihrer Ver-<lb/> wunderung merkte, daß ſie ſich vor dem bezeichneten<lb/> Hauſe befand. Sie trat in dasſelbe.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Marburger Zeitung Nr. 50, 5. Mai 1914
Politiſche Umſchau.
Der Not gehorchend ...
Der ſloweniſchklerikale Slowenski Narod brachte
die Nachricht, daß von einer Reihe ſloweniſchkleri-
kaler Parteigänger eine Eingabe an den krainiſchen
Landesſchulrat gemacht worden ſei, in der verlangt
wird, es möge an den Laibacher ſloweniſchen
Volksſchulen mit dem Unterricht in der deut-
ſchen Sprache ſchon in der erſten Klaſſe begonnen
werden; außerdem ſollten einzelne Gegenſtände aus-
ſchließlich in deutſcher Sprache unterrichtet werden.
An der Spitze der Aktion ſteht der ſloweniſchklerikale
Gemeinderat J. Serjak. Intereſſant ſind auch die
Äußerungen des ſloweniſchklerikalen Inſpektors der
ſtädtiſchen Schulen über die Einführung des Deut-
ſchen als der zweiten Unterrichtsſprache. Dieſer
ſchreibt in ſeiner Eingabe wörtlich folgendes: „Der
Einwand, es könnte die Einführung des Deutſchen
eine Schwächung des Nationalbewußtſeins zur Folge
haben, iſt nicht ſtichhältig. Das beweiſen alle unſere
Größen, Sprachgelehrte, Dichter und Schriftſteller;
alle dieſe ſind aus utraquiſtiſchen Schulen
hervorgegangen und haben beide Landesſprachen
gründlich erlernt. Es iſt notwendig, das Deutſche
als Unterrichtsſprache wenigſtens in einem oder in
zwei Gegenſtänden einzuführen. Geeignet wären
dafür beſonders Geſchichte und Geographie ....“
Alſo nicht einmal in Krain kommen die Slowenen
ohne das Deutſche aus!
Warum man k. u. k. Konſulate meidet.
Zwei öſterreichiſche Kaufleute, Angehörige
derſelben Firma, die ſich zu kommerziellen Zwecken
in der ſpaniſchen Sprache vervollkommnen und
hiezu die Zeit eines Erholungsurlaubes an der
ſpaniſchen Küſte benützen wollten, wandten ſich mit
einer diesbezüglichen Anfrage an das öſter-
reichiſch-ungariſche Konſulat in Madrid
und erhielten darauf folgende Antwort:
„In Erledigung der Eingabe vom 1. d. M.
(welche übrigens laut Tarif-Poſt II/28 des Konſular-
Gebührentarifes einer Eingabegebühr von 4.50 K.
und Ptaſ. 50 H. für Porti, zuſammen 5 K. unter-
liegt), wird eröffnet, daß die k. u. k. Konſulate zur
Beantwortung derartiger Anfragen rein privaten
Charakters keineswegs berufen ſind. Es iſt dies
vielmehr Sache eines Reiſebureaus oder irgendeines
anderen einſchlägigen Inſtitutes. — Der Gerent
des k. u. k. Konſulates.“
Die ſo „entgegenkommende“ Antwort des öſter-
reichiſch-ungariſchen Konſulates veranlaßte nun die
Herren, durch Vermittlung eines reichsdeutſchen Ge-
ſchäftsfreundes ſich mit demſelben Anliegen an das
kaiſerlich deutſche Konſulat in Madrid zu
wenden und ſie erhilelten darauf folgende Er-
ledigung:
„Als Orte, die für Ihre beiden Herren in
Betracht kommen dürften, nenne ich Valencia, Ma-
laga, Santander und San Sebaſtian. An den beiden
erſteren Orten iſt das Klima milde, aber auch wärmer
und ſie dürften ſich am eheſten zu einem Aufent-
halt im Mai empfehlen. In Santander und San
Sebaſtian iſt das Klima kühler und der Wellen-
ſchlag ſtärker. Die eigentliche Badeſaiſon fängt in
Spanien im allgemeinen nicht vor Mitte Juni an,
namentlich gilt dies für die an der nördlichen Küſte
Spaniens gelegenen Badeorte. Was die Beſchaffung
eines Lehrers betrifft, ſo wird es zweckmäßig ſein,
wenn ſich die Herren erſt an Ort und Stelle nach
einem ſolchen umſehen. Vielleicht können Ihnen
die kaiſerlichen Konſulate, die an jedem der ge-
nannten Plätze beſtehen, nähere Auskunft darüber
erteilen. Ich empfehle übrigens auch, ſich die neueſte
Auflage von Baedeckers Reiſeführer für Spanien
und Portugal zu beſchaffen, aus welchem Buche
Sie ſich über die Verhältniſſe in Spanien näher
unterrichten können. — Der kaiſerliche Konſul.“
Moral:
Der öſterreichiſche Konſul erteilt keine
Auskunft, verlangt aber Gebühren. Der reichs-
deutſche Konſul fordert keine Gebühren, gibt
aber eingehende Auskunft.
Eigenberichte.
Leutſchach, 3. Mai. (Schulfreundliches.)
Durch die Intervention des Bezirksſchulratsmit-
gliedes und Gutsbeſitzers Herrn R. v. Seutter wurde
der hieſigen öffentlichen Schule ein geeigneter Schul-
garten und Spielplatz erworben. Nunmehr wurde
auf Koſten des Genannten eine ſolide Einfriedung
hergeſtellt und mit Zierſträuchern bepflanzt. Der
Ortsſchulrat ſprach dem Wohltäter für ſein gemein-
nütziges Wirken den Dank aus.
Windiſch-Feiſtritz, 3. Mai. (Brandleger
und Brandlegerin.) Am 28. April nachts
brach in der dem Beſitzer Anton Lepej in Strug,
Gemeinde Stopno, gehörigen, von der Inwohners-
familie Brumec bewohnten Keuſche Feuer aus,
welches dieſelbe total einäſcherte. Anton Lepej, der
die kaum 400 Kronen bewertete Keuſche auf 800
Kronen verſichert hatte, wurde am 30. April von
der Gendarmerie Maxau unter dem Verdachte der
Brandlegung dem Bezirksgerichte eingeliefert. —
Die 39jährige Keuſchlerin Urſula Dworſchak,
welche mit Stephan Kobale in Zellnitz a. D.
lebt, wurde am 1. Mai von der Gendarmerie in
Windiſch-Feiſtritz unter dem Verdachte, ihr in Neu-
berg, Bezirk Windiſch-Feiſtritz, gelegenes, ſeit einem
Jahre unbewohntes, am 22. April abgebranntes
Winzerhaus in Brand geſteckt zu haben, um die
Verſicherungsſumme zu erhalten, dem Bezirksge-
richte eingeliefert. Die Dworſchak, welche ſich in
ſchlechten Vermögensverhältniſſen befindet, hatte
das Winzerhaus auf 3000 Kr. verſichert, während
der Schaden nur etwa 1800 betragen dürfte.
Mahrenberg, 3. Mai. (Verhaftung.) Der
im Jahre 1874 in Lembach geborene, nach Ziegel-
ſtatt zuſtändige Knecht Alois Heß in Unter-Feiſing,
der verdächtig erſcheint, am 26. April nachts im
Gaſthauſe des Heinrich Deutſchmann in Mahrenberg
dem Keuſchler Blaſius Pogelnik drei Uhrketten
im Werte von 53 Kronen aus der Rocktaſche ge-
ſtohlen zu haben, wurde von der Gendarmerie ver-
haftet und dem Bezirksgerichte eingeliefert,
Cilli, 3. Mai. (Eine Brillantenlieb-
haberin.) Der Arztensgattin Olga Bergmann
in Sachſenfeld wurde ein goldener Ring, mit einem
großen und elf kleinen Brillanten beſetzt, im Werte
von 570 Kronen kürzlich geſtohlen. Den eifrigen
Nachforſchungen der Gendarmerie gelang es, als
Diebin das bei der genannten Arztensgattin im
Dienſte ſtehende Mädchen für alles Maria Kaeur
ausfindig zu machen. Sie leugnete anfangs den
Diebſtahl und ſimulierte bei ihrer Einvernahme
Ohnmachtsanfälle, geſtand aber ſchließlich die Tat
und wurde dann dem hieſigen Kreisgerichte ein-
geliefert.
Luttenberg, 3. Mai. (Diebſtahl.) Dem
Kaufmann Michael Zimmermann wurden aus
einer im Hofe befindlichen Kiſte nach Aufreißen des
Deckels zwei Ballen Damenſtoffe im Werte von
65 K. entwendet. Vom Täter fehlt jede Spur.
Unſer bedrohter Weinbau.
Exiſtenzgefährliche Miniſterialverordnung.
Marburg, 4. Mai.
Eine Miniſterialverordnung vom 18. März 1914
droht unſerem Weinbau mit einer ſchweren Gefahr,
die in allen führenden Weinbau- und Weinhändler-
kreiſen die lebhafteſte Bewegung auslöſt. Heute vor-
mittags fand in Marburg Hotel Erzherzog Johann
eine Verſammlung der Weinbauſektion der k. k. Land-
wirtſchaftsgeſellſchaft ſtatt, die ſich hauptſächlich mit
dieſer Angelegenheit befaßte. Die Verſammlung nahm
folgenden Verlauf.
Der Obmann der Sektion, Landtagsabgeordneter
Reitter, eröffnete die Verſammlung und be-
grüßte insbeſonders die Gäſte, unter welchen ſich
der aus Wien erſchienene Vertreter des Ackerbau-
miniſteriums, k. k. Oberinſpektor Schuch, die
Kellereiinſpektoren Petrovan und Dr. Reiſch,
ferner die Herren Luis und Fritz Kleinoſchegg,
Julius Pfrimer u. a. befanden. Den 1. Gegen-
ſtand der Tagesordnung bildete die Neuwahl des
Obmannes; obwohl Abg. Reitter darauf ver-
wies, daß er nicht mehr dem Zentralausſchuſſe an-
gehöre, wurde er dennoch einſtimmig unter leb-
haftem Beifall wiedergewählt. Dann erſtattete Herr
Julius Pfrimer, der dazu gebeten worden war,
das Referat über die
neueſte Bedrohung unſeres Weinbaues
und des Weinhandels. Der Redner führte unter
allgemeinſter Aufmerkſamkeit und oft durch Beifall
unterbrochen, u. a. folgendes aus.
Das Weingeſetz vom 12. April 1907 hat ſich,
wie die mehrjährige Praxis zeigt, im allgemeinen
gut bewährt. Es wurden durch dasſelbe ſowohl die
Intereſſen des Weinbaues als auch des Wein-
handels, nicht minder auch die Intereſſen der
Weinkonſumenten nach beſter Tunlichkeit gewahrt.
ſtaunen, wenn ich Ihnen ſage, daß ich, die Fürſtin
Alexandra Morrow, außer Ihnen keinen Menſchen
auf der weiten Welt kenne, den ich ſo ins Ver-
trauen ziehen könnte, wie gerade Sie. Es iſt aber
leider ſo, liebe Kara. Bekannte habe ich unzählige,
aber nicht eine wirklich Vertraute darunter.
Später einmal, wenn wir mehr Zeit haben, werde
ich Ihnen weiteres hierüber erzählen. Es iſt
ein dunkles Thema aus unſerm nach außen ſo
glänzenden Geſellſchaftsleben.“
„Gern ſtehe ich zu Ihren Dienſten, gnädige
Fürſtin, was in meinen ſchwachen Kräften ſteht,
ſoll geſchehen.“
„Meinen Bedienten kann ich natürlich nicht
mehr Vertrauen ſchenken, als meinen ſonſtigen
Freunden und Freundinnen“, fuhr die Fürſtin in
höchſter Erregung fort. „Ein Geheimnis oder auch
nur der Schein eines ſolchen würden ſie am nächſten
Tage ſchon in ganz Petersburg auspoſaunen. Ich
würde Sie auch nicht bemühen, liebes Kind, und
ſelbſt gehen, aber auch dieſes iſt unmöglich, wenn
ich mein Geheimnis, deſſen Mitwiſſerin Sie werden
ſollen, gewahrt wiſſen will, und von dem mein
Lebensglück abhängt. Ich ſegne jetzt die Stunde,
die Sie in mein Haus geführt hat. Sehen Sie,
hier iſt ein Portefeuille, es enthält Wertpapiere
und einen verſiegelten Brief. Neben dem Eingang
unten auf der Straße hält ein Mietwagen. Be-
ſteigen Sie dieſen und fahren Sie nach dem Stadt-
teil, der der Narwaſche heißt. Dort liegt an der
Gorohawajaſtraße ein kleines Häuschen, kenntlich
an dem ſchwarzen Holzgitter, das einen kleinen
Vorgarten abſchließt, den einzigen auf der ganzen
Straße. In dieſem Häuschen hat ein Jude einen
Kleiderladen. Betreten Sie das Geſchäftchen und
fragen Sie dort nach Peter Gatſchef. Wenn man
Sie zu ihm geführt hat, geben Sie ihm dieſes
Portefeuille. Peter iſt ein alter Mann, der eine
breite Narbe quer über ſeiner Stirn trägt. Daran
können Sie leicht erkennen, ob es der Mann iſt,
den ich meine. Sollte er vielleicht irgend eine
Frage an Sie richten, ſo beantworten Sie ihm
dieſelbe nicht, ſondern entfernen Sie ſich möglichſt
ſchnell. Nach hier brauchen Sie nicht zurückkehren,
ich erwarte Sie erſt morgen kurz nach Mittag, um
Ihnen das Geld für das Armband auszuhändigen.
Laſſen Sie ſich alſo von der Gorohawajaſtraße aus
gleich nachhauſe fahren. Habe ich eine Fehlbitte
getan, liebes Kind?“
„Nein, gnädige Fürſtin, Sie können ſich auf
mich verlaſſen. Ich werde den Auftrag ſofort aus-
führen. Wie war doch der Name des Mannes, dem
ich das Portefeuille übergeben ſoll, Peter Gatſchef?“
„Ja, mein Kind, ſo heißt er.“
Fürſtin Morrow atmete wie erleichtert auf.
Dann zog ſie an einer Klingelſchnur. Eine Dienerin
trat ein.
„Bringe mir den Pelzmantel mit dem Zobel-
beſatz“, befahl die Fürſtin. „Er wird in der Garde-
robe oben noch hängen.“
Einige Augenblicke ſpäter hüllte ſich Kara in
einen koſtbaren großen Pelzmantel, ſetzte ihre Kapuze
auf, die die Dienerin brachte und wurde dann
auf einer Seitentreppe zum Portal geleitet, wo
der oben erwähnte Wagen wartete. Der Kutſcher,
der ſchon Weiſung erhalten haben mochte, fuhr in
leichtem Trabe davon.
Zu derſelben Zeit hatte Fürſtin Alexandra
Morrow äußerlich wenigſtens ihre Ruhe wieder-
gefunden und trat mit lächelnder Miene in das
Zimmer zu dem Grafen, der ſofort ſein Spiel
abbrach — — —
Kara ſtand vor einer Menge Fragen, die ſie
ſich ſelbſt nicht beantworten konnte. Warum geriet
die Fürſtin beim Leſen des überbrachten Briefes in
ſolche Aufregung? Warum wird die Antwort darauf
ſo ſchnell und ſo geheimnisvoll gegeben? Warum
nicht durch einen einfachen Boten oder langjährigen
Diener? Und wenn, wie die Fürſtin ſagte, das Glück
ihres Lebens davon abhing, warum fuhr ſie nicht
ſelbſt? Und warum mußte der Mantel der Fürſtin
umgelegt werden, da der eigene doch vollſtändig
genügte? Faſt bereute Kara, den ſo ſeltſamen, in
geheimnisvolles Dunkel gehüllten Auftrag ange-
nommen zu haben. Jetzt aber mußte ſie ihn auch
ausführen, obwohl ein ängſtliches Gefühl ſie um
ſo mehr beſchlich, je näher ſie ihrem Ziele kam.
Endlich hielt der Wagen in dem bezeichneten Stadt-
teil, wo meiſt nur arme Leute wohnten.
Kara ſtieg aus dem Wagen und wollte den
Kutſcher gerade fragen, als ſie zu ihrer Ver-
wunderung merkte, daß ſie ſich vor dem bezeichneten
Hauſe befand. Sie trat in dasſelbe.
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