Marburger Zeitung. Nr. 41, Marburg, 05.04.1910.Nr. 41, 5. April 1910. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] punkt sei der: Soviele Grazer Herbstmessen, soviele Schädigungen des Handelsstandes und der Geschäfts- welt in ganz Steiermark, abgesehen von einigen Grazer Interessenten. Ob wir etwas noch so drin- gend brauchen, darauf nehme man in Graz nie eine Rücksicht; es werde der Kundenkreis der Provinz geschröpft, so intensiv dies geschehen könne. Redner beklagt insbesondere die Schädigung in der Manu- fakturwarenbranche; in ganz Steiermark fühle gewiß niemand, der einen selbständigen Erwerb betreibt, nur die geringste Sympathie für die Grazer Herbst- messe, bei welcher Ramschware und Ladenhüter an den Mann oder an die Frau gebracht werden, die aus der Provinz zur Herbmesse fahren. Der Redner be- sprach dann auch mit wirkungsvollen Worten die nationalen Gefahren, die sich aus der Grazer Herbstmesse ergeben. Von Graz aus werde immer auf die nationalen Pflichten verwiesen und der na- tionale Gedanke gepredigt; durch die Grazer Herbst- messe aber schwäche und schädige man die deutschen Erwerbstätigen an der Sprachgrenze, Handel- und Gewerbetreibende und alle Geschäftsleute in der empfindlichsten Weise. Mit der wirtschaftlichen Schwächung unserer deutschen Bevölkerung gehe aber deren nationale Schwächung Hand in Hand. Einer- seits sammelt man Gelder für die nationalen Schutz- vereine, damit diese das bedrohte Deutschtum an der Sprachgrenze stärken und schützen, anderseits beutet man dieses selbe Deutschtum durch Raubzüge aus. Redner verlangt ein einiges Vorgehen; wir können diesem Beutezug nicht mehr länger zusehen, wenn wir nicht zugrunde gehen wollen. Rücksichten auf gewisse Umstände brauchen wir bei unserer Ab- wehr nicht zu nehmen, denn von den Grazer Macht- habern wird in den betreffenden Vertretungskörpern uns ohnehin nur das bewilligt, was eben bewilligt werden muß. (Großer Beifall.) Vorsitzender Gemeinderat Havlicek führte Es sprachen noch die Herren Gemeinde- und 1. Abhaltung von Besprechungen in Pettau, [Spaltenumbruch] Marburger Nachrichten. Franz Frangesch +. Letzten Samstag um Marburger Schützenverein. Auch die Evangelische Abendgottesdienste über die Unterscheidungslehren. Die Abendgottes- Farbenabend der konservativen Stu- denten Marburgs. Am 1. April fand in Reichsverband "Anker". Donnerstag Panorama International. Seit Montag Einführung der evangelischen Ge- meindeschwester. In der schön geschmückten Grand Elektro-Bioskop. Durch den Reichsbund deutscher Eisenbahner. Die Marburger Ortsgruppenleitung macht die Mit- Falsche Feuermeldungen. Sowohl gestern Todesfall. In Retschach bei Gonobitz Von der Marburger Kadettenschule. Zum Nachfolger des im Sommer abzulösenden Eine mysteriöse große Diebstahlsge- schichte. Wie bereits berichtet, wurde am Oster- Eine begrüßenswerte Entschließung. In der Stadttheater-Gastwirtschaft in Graz wurde Nr. 41, 5. April 1910. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] punkt ſei der: Soviele Grazer Herbſtmeſſen, ſoviele Schädigungen des Handelsſtandes und der Geſchäfts- welt in ganz Steiermark, abgeſehen von einigen Grazer Intereſſenten. Ob wir etwas noch ſo drin- gend brauchen, darauf nehme man in Graz nie eine Rückſicht; es werde der Kundenkreis der Provinz geſchröpft, ſo intenſiv dies geſchehen könne. Redner beklagt insbeſondere die Schädigung in der Manu- fakturwarenbranche; in ganz Steiermark fühle gewiß niemand, der einen ſelbſtändigen Erwerb betreibt, nur die geringſte Sympathie für die Grazer Herbſt- meſſe, bei welcher Ramſchware und Ladenhüter an den Mann oder an die Frau gebracht werden, die aus der Provinz zur Herbmeſſe fahren. Der Redner be- ſprach dann auch mit wirkungsvollen Worten die nationalen Gefahren, die ſich aus der Grazer Herbſtmeſſe ergeben. Von Graz aus werde immer auf die nationalen Pflichten verwieſen und der na- tionale Gedanke gepredigt; durch die Grazer Herbſt- meſſe aber ſchwäche und ſchädige man die deutſchen Erwerbstätigen an der Sprachgrenze, Handel- und Gewerbetreibende und alle Geſchäftsleute in der empfindlichſten Weiſe. Mit der wirtſchaftlichen Schwächung unſerer deutſchen Bevölkerung gehe aber deren nationale Schwächung Hand in Hand. Einer- ſeits ſammelt man Gelder für die nationalen Schutz- vereine, damit dieſe das bedrohte Deutſchtum an der Sprachgrenze ſtärken und ſchützen, anderſeits beutet man dieſes ſelbe Deutſchtum durch Raubzüge aus. Redner verlangt ein einiges Vorgehen; wir können dieſem Beutezug nicht mehr länger zuſehen, wenn wir nicht zugrunde gehen wollen. Rückſichten auf gewiſſe Umſtände brauchen wir bei unſerer Ab- wehr nicht zu nehmen, denn von den Grazer Macht- habern wird in den betreffenden Vertretungskörpern uns ohnehin nur das bewilligt, was eben bewilligt werden muß. (Großer Beifall.) Vorſitzender Gemeinderat Havliček führte Es ſprachen noch die Herren Gemeinde- und 1. Abhaltung von Beſprechungen in Pettau, [Spaltenumbruch] Marburger Nachrichten. Franz Frangeſch †. Letzten Samstag um Marburger Schützenverein. Auch die Evangeliſche Abendgottesdienſte über die Unterſcheidungslehren. Die Abendgottes- Farbenabend der konſervativen Stu- denten Marburgs. Am 1. April fand in Reichsverband „Anker“. Donnerstag Panorama International. Seit Montag Einführung der evangeliſchen Ge- meindeſchweſter. In der ſchön geſchmückten Grand Elektro-Bioſkop. Durch den Reichsbund deutſcher Eiſenbahner. Die Marburger Ortsgruppenleitung macht die Mit- Falſche Feuermeldungen. Sowohl geſtern Todesfall. In Retſchach bei Gonobitz Von der Marburger Kadettenſchule. Zum Nachfolger des im Sommer abzulöſenden Eine myſteriöſe große Diebſtahlsge- ſchichte. Wie bereits berichtet, wurde am Oſter- Eine begrüßenswerte Entſchließung. In der Stadttheater-Gaſtwirtſchaft in Graz wurde <TEI> <text> <body> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div xml:id="herbstmesse2" prev="#herbstmesse1" type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="3"/><fw place="top" type="header">Nr. 41, 5. April 1910. Marburger Zeitung</fw><lb/><cb/> punkt ſei der: Soviele Grazer Herbſtmeſſen, ſoviele<lb/> Schädigungen des Handelsſtandes und der Geſchäfts-<lb/> welt in ganz Steiermark, abgeſehen von einigen<lb/> Grazer Intereſſenten. Ob wir etwas noch ſo drin-<lb/> gend brauchen, darauf nehme man in Graz nie eine<lb/> Rückſicht; es werde der Kundenkreis der Provinz<lb/> geſchröpft, ſo intenſiv dies geſchehen könne. 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Einer-<lb/> ſeits ſammelt man Gelder für die nationalen Schutz-<lb/> vereine, damit dieſe das bedrohte Deutſchtum an<lb/> der Sprachgrenze ſtärken und ſchützen, anderſeits<lb/> beutet man dieſes ſelbe Deutſchtum durch Raubzüge<lb/> aus. Redner verlangt ein einiges Vorgehen; wir<lb/> können dieſem Beutezug nicht mehr länger zuſehen,<lb/> wenn wir nicht zugrunde gehen wollen. Rückſichten<lb/> auf gewiſſe Umſtände brauchen wir bei unſerer Ab-<lb/> wehr nicht zu nehmen, denn von den Grazer Macht-<lb/> habern wird in den betreffenden Vertretungskörpern<lb/> uns ohnehin nur das bewilligt, was eben bewilligt<lb/> werden muß. (Großer Beifall.)</p><lb/> <p>Vorſitzender Gemeinderat <hi rendition="#g">Havli<hi rendition="#aq">č</hi>ek</hi> führte<lb/> noch aus, daß die Grazer Herbſtmeſſe immer aktiv<lb/> geweſen ſei; trotzdem komme man immer um Sub-<lb/> ventionen zur Handels- und Gewerbekammer, zum<lb/> Landtage, zum Miniſterium und immer heiße es:<lb/> Nur für diesmal! Als Miniſter nach Graz zur<lb/> Herbſtmeſſe kamen, habe die Kammer ein Bankett<lb/> gegeben, welches über 12.000 K. koſtete, damit den<lb/> Miniſtern beim Champagner gezeigt werden könne<lb/> (Zwiſchenruf: Von Herrn Einſpinner!), wie ſchlecht<lb/> es den Gewerbetreibenden geht. Selbſtredend müſſen<lb/> wir dann das mit unſeren Umlagen, die durch<lb/> ſolche Umſtände zur Erhöhung getrieben werden,<lb/> bezahlen. Redner verwies noch auf die Millionen-<lb/> überſchreitungen beim neuen Krankenhausbaue in<lb/> Graz, beſprach noch andere Umſtände und ſchloß<lb/> mit den Worten: Ich liebe mein Marburg. ich liebe<lb/> mein ſteiriſches Unterland! Seien wir alle einig in<lb/> dieſer Liebe, einig bei der Löſung dieſer bedeutſamen<lb/> wirtſchaftlichen Frage, einig zum Wohle der Ge-<lb/> ſamtheit und unſerer Kinder. (Stürmiſcher Beifall.)</p><lb/> <p>Es ſprachen noch die Herren Gemeinde- und<lb/> Handelskammerat Franz <hi rendition="#g">Kral</hi> (namens des deut-<lb/> ſchen Handwerkervereines und des Genoſſenſchafts-<lb/> verbandes), <hi rendition="#g">Worſche,</hi> Obmannſtellvertreter des<lb/> Marburger Handesgremiums, <hi rendition="#g">Rabitſch</hi> d. J. und<lb/> andere, worauf der Vorſitzende die im Laufe der<lb/> Wechſelrede geſtellten Anträge zur Abſtimmung brachte.<lb/> Dieſe gingen dahin:</p><lb/> <p>1. Abhaltung von Beſprechungen in Pettau,<lb/> Cilli und Leibnitz zwecks Vereinbarung über die<lb/> zu unternehmenden Schritte; 2. Aufforderung an<lb/> alle Handelsgremien und gewerblichen Körperſchaften<lb/> im Lande, ſich dieſer Aktion anzuſchließen; 3. Aus-<lb/> arbeitung eines Elaborates hinſichtlich der Erzielung<lb/> einer einheitlichen Marſchroute und Ausarbeitung<lb/> einer an die Kammer, drn Landtag und das Mini-<lb/> ſterium zu richtenden Eingabe, in welcher gegen den<lb/> Titel „Herbſtmeſſe“ und gegen die Gewährung von<lb/> Subventionen aus öffentlichen Geldern proteſtiert<lb/> wird; 4. Intervention bei allen Handelsgremien,<lb/> gewerblichen Vereinigungen, Genoſſenſchaftsver-<lb/> bänden ꝛc.: in dem Sinne, daß dieſe unter Dar-<lb/> legung der Schäden der Grazer Herbſtmeſſe auf<lb/> ihre Mitglieder und Angehörige im ganzen Lande<lb/> im Sinne der Nichtbeſchickung und des Nichtbe-<lb/> ſuches der Grazer Herbſtmeſſe einwirken. Sämtliche<lb/> Anträge wurden angenommen. Nach der Beſprechung<lb/> anderer Gegenſtände, insbeſondere der Kammer-<lb/> wahlen, wobei an dem Verhalten des Abg. Ein-<lb/> ſpinner ſcharfe Kritik geübt wurde, feierte Landtags-<lb/> abgeordneter <hi rendition="#g">Neger</hi> die organiſatoriſche Tätigkeit<lb/> des Gewerbevereinsobmannes Herrn <hi rendition="#g">Havli<hi rendition="#aq">č</hi>ek,</hi><lb/> was dieſer mit dem Hinweiſe darauf erwiderte, daß<lb/> Landtagsabgeordneter Neger ſich bei jeder Gelegen-<lb/> heit als Freund und Anwalt des Gewerbevereines<lb/> zeige. Hierauf ſchloß der Vorſitzende die Verſammlung.</p> </div> </div><lb/> <cb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Marburger Nachrichten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Franz Frangeſch †.</hi> </head> <p>Letzten Samstag um<lb/> ¼9 Uhr abends ſtarb im 55. Lebensjahre der<lb/> hieſige Kaufmann Herr Franz <hi rendition="#g">Frangeſch,</hi> der in<lb/> der Herrengaſſe ſein Geſchäft hatte. Der Verſchiedene,<lb/> der ein tüchtiger Kaufmann und liebevoller Gatte<lb/> und Vater war, erfreute ſich überall der größten<lb/> Wertſchätzung. Außer ſeiner trauernden Gattin<lb/> hinterließ er noch drei Kinder. Heute um 4 Uhr<lb/> nachmittags faud unter großer Beteiligung, ins-<lb/> beſondere aus den Kreiſen der Marburger Handels-<lb/> welt, das Leichenbegängnis ſtatt; in der Familien-<lb/> gruft im Stadtfriedhofe wurde Franz Frangeſch zur<lb/> letzten Ruhe beſtattet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Marburger Schützenverein.</hi> </head> <p>Auch die<lb/> Frauen und Mädchen unſerer Stadt ſpenden dem<lb/> Schützenvereine zu ſeinem Freiſchießen anläßlich des<lb/> 80. Geburtstages des Kaiſers eine Ehrengabe auf<lb/> der Feſtſcheibe und haben die Damen Berner, Bern-<lb/> hard jun., Dolamitſch, König, Michelitſch und<lb/> Rupprich die Liebenswürdigkeit, Spenden für dieſes<lb/> Ehrenbeſt entgegenzunehmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Evangeliſche Abendgottesdienſte über<lb/> die Unterſcheidungslehren.</hi> </head> <p>Die Abendgottes-<lb/> dienſte, die an jedem Donnerstag abgehalten werden,<lb/> beginnen nicht mehr um 7, ſondern um halb 8 Uhr<lb/> und in ihnen wird Herr Pfarrer Mahnert über die<lb/> Unterſcheidungslehren der evangeliſchen und römiſchen<lb/> Kirche ſprechen. Der nächſte wird übermorgen ab-<lb/> gehalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Farbenabend der konſervativen Stu-<lb/> denten Marburgs.</hi> </head> <p>Am 1. April fand in<lb/> Schneiders Pilsnerkeller der erſte Farbenabend der<lb/> konſervativen Studentenſchaft Marburgs ſtatt. Ver-<lb/> treten waren die Burſchenſchaften: Albia-Wien,<lb/> Allemannia-Gießen, Allemannia-Graz, Bruna Sudetia-<lb/> Wien, Cheruscia-, Frankonia-, Germania-. Räto-<lb/> germania und Styria-Graz, ſowie die konſervative<lb/> Verbindung Carniola-Wien. Der rege Beſuch und<lb/> der fröhliche Verlauf dieſes Abendes laſſen die Ver-<lb/> anſtalter hoffen, daß die Farbenabende, die in Hin-<lb/> kunft während der Ferienmonate regelmäßig ſtatt-<lb/> finden ſollen, ſich ſtets eines zahlreichen Beſuches<lb/> erfreuen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Reichsverband „Anker“.</hi> </head> <p>Donnerstag<lb/> findet, wie gewöhnlich, der Verbandsabend ſtatt, bei<lb/> welcher Gelegenheit über die Hauptverſammlung in<lb/> Wien und über die öffentliche Vereinsverſammlung<lb/> in Cilli am 3. April berichtet wird; außerdem<lb/> werden noch einzelne wichtige Angelegenheiten er-<lb/> örtert und iſt es geboten, daß die Mitglieder pünkt-<lb/> lich erſcheinen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Panorama International.</hi> </head> <p>Seit Montag<lb/> früh beſichtigen wir den herrlich ſchönen Zyklus<lb/> „Die neueſten Aufnahmen von Venedig“. Die be-<lb/> kannte ſehenswerte Lagunenſtadt mit ihren male-<lb/> riſchen Kanalſzenerien, die entzückend ſchönen Brücken,<lb/> Stege und Hafenpartien zeigen uns eine eine Fülle<lb/> des Schönen. Weiters müſſen die großartigen, herr-<lb/> lichen Palais, die ſchönen Kirchen, einzig in ihrer<lb/> Art, die Fahrt zum Lido und das Badeetabliſſement<lb/> am Lido jeden Beſchauer entzücken. Dieſe Serie<lb/> wäre jedem anzuempfehlen, ſelbe zu beſichtigen, da<lb/> die Bilder durchwegs herrliche, reine Aufnahmen,<lb/> erſtklaſſig zu nennen ſind.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Einführung der evangeliſchen Ge-<lb/> meindeſchweſter.</hi> </head> <p>In der ſchön geſchmückten<lb/> Chriſtuskirche wurde am letzten Sonntag in einem<lb/> Feſtgottesdienſt die neue Gemeindeſchweſter Charlotte<lb/> von Borcke in ihr Amt eingeführt. Der Kirchenchor<lb/> ſang den 23. Pſalm: „Der Herr iſt mein Hirt,<lb/> mir wird nichts mangeln.“ Pfarrer Mahnert<lb/> predigte über Apoſtelgeſchichte 26, 16: „Dazu bin<lb/> ich dir erſchienen, daß ich dich ordne zum Diener<lb/> und Zeugen des, das du geſehen haſt“ und begrüßte<lb/> die neue Mitarbeiterin als Dienerin und Zeugin<lb/> des Heilands. Darauf führte er ſie in ihr Amt ein<lb/> und die drei Vikare Müller, Doktor der katholiſchen<lb/> Theologie Krug und Stahl ſprachen ihre Wünſche<lb/> aus. Frau Pfarrer Mahnert ſang das Hitterſche<lb/> Gebet: „Herr, den ich tief im Herzen trage, ſei du<lb/> mit mir.“ — Mit viel Liebe und Vertrauen iſt die<lb/> neue Gemeindeſchweſter empfangen worden: möge<lb/> ſie bald einwurzeln in der evangeliſchen Gemeinde<lb/> Marburg und ihr Wirken an den Armen und Kranken,<lb/> an groß und klein und arm und reich immer ge-<lb/> ſegnet ſein!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Grand Elektro-Bioſkop.</hi> </head> <p>Durch den<lb/> Kinematographen iſt es möglich geworden, uns<lb/> lebende Bilder von Ereigniſſen, von Naturſchön-<lb/> heiten getreu vorzuführen; aber auch ganze Theater-<lb/><cb/> ſtücke zu bringen, die eigens für die kinemato-<lb/> graphiſchen Aufnahmen geſpielt werden. So ſehen<lb/> wir ohne Zeit- und Geldaufwendung vieles wie in<lb/> der Wirklichkeit. Jetzt wird im Hofſalon „Zur<lb/> Stadt Wien“ Dr. Luegers Leichenbegängnis vor-<lb/> geführt und können wir ohne ins Gedränge zu<lb/> kommen, den ganzen großartigen Zug vorüberziehen<lb/> laſſen. Die Aktualität dieſes Filmes beweiſt ſich am<lb/> beſten, daß derſelbe gegenwärtig in Wien ſelbſt in<lb/> 30 Kinematographen-Theatern dem Publikum vor-<lb/> geführt wird. Wie immer ſind auch die übrigen<lb/> Nummern prachtvolle Ausleſen, ſo daß höchſt ge-<lb/> nußreiche Vorſtellungen gewährleiſtet ſind. Die<lb/> humoriſtiſchen Bilder zum Beiſpiel ſind erſtklaſſige<lb/> Schlager, welche bisher wahre Heiterkeitsſtürme bei<lb/> den vielen Beſuchern hervorriefen. Die Vorſtellungen<lb/> ſind täglich um 8 Uhr; morgen Mittwoch iſt um<lb/> 4 Uhr auch Kinder- und Schülervorſtellung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Reichsbund deutſcher Eiſenbahner.</hi> </head><lb/> <p>Die Marburger Ortsgruppenleitung macht die Mit-<lb/> glieder darauf aufmerkſam, daß trotz dem am 9. d.<lb/> ſtattfindenden Ehrenabend für die in Penſion ge-<lb/> gangenen Mitglieder die Monatsverſammlung be-<lb/> ſchlußgemäß Mittwoch den 6. April im Vereins-<lb/> heime mit dem Beginne um halb 8 Uhr abends<lb/> ſtattfindet. In Anbetracht des Umſtandes, daß außer<lb/> anderen ſehr wichtigen Fragen auch der Bericht des<lb/> Vertreters bei der Hauptverſammlung zur Sprache<lb/> kommt, iſt zahlreiche Beteiligung der Mitglieder<lb/> dringend geboten. Mitgliederkarten mitbringen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Falſche Feuermeldungen.</hi> </head> <p>Sowohl geſtern<lb/> nachmittags als auch heute vormittags ſignaliſierte<lb/> der Turmwächter vom Domturme Feuer in Poberſch.<lb/> In beiden Fällen fuhr die Freiwillige Feuerwehr<lb/> von Marburg aus. Geſtern konnte ſie gar kein<lb/> Feuer finden, während die Feuerwehe heute erfuhr,<lb/> daß auf einem Felde vor der Grenzgaſſe ein kleiner<lb/> Haufen von Maisſtroh angezündet wurde, was<lb/> etwas Rauch entwickelte und von Hausbeſitzern ſo-<lb/> gleich gelöſcht werden konnte. Seit 1. April iſt ein<lb/> neuer Turmwächter, welcher etwas gar zu pflicht-<lb/> eifrig zu ſein ſcheint.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Todesfall.</hi> </head> <p>In <hi rendition="#g">Retſchach</hi> bei Gonobitz<lb/> ſtarb Sonntag der Realitätenbeſitzer und Kaufmann<lb/> Herr Heinrich <hi rendition="#g">Dobnik</hi> im 39. Lebensjahre.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von der Marburger Kadettenſchule.</hi> </head><lb/> <p>Zum Nachfolger des im Sommer abzulöſenden<lb/> Kommandanten der Infanteriekadettenſchule in Mar-<lb/> burg iſt der Oberſtleutnant Adalbert Ritter von<lb/><hi rendition="#g">Spanyik,</hi> geweſener Flügeladjutant des Kaiſers<lb/> beſtimmt; er weilt ſeit Mitte März zur Einführung<lb/> in Marburg.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine myſteriöſe große Diebſtahlsge-<lb/> ſchichte.</hi> </head> <p>Wie bereits berichtet, wurde am Oſter-<lb/> montag zwiſchen 12 und 1 Uhr mittags der Pri-<lb/> vaten Fräulein Maria <hi rendition="#g">Verth</hi> in der Gartengaſſe<lb/> Nr. 12 aus ihrer Wohnung eine eiſerne Kaſſette,<lb/> worin ſich Kreditpapiere und Sparkaſſeneinlagen-<lb/> bücher in der Geſamthöhe von zirka 30.000 K.<lb/> und 190 K. Bargeld befanden, entwendet. Wegen<lb/> des dringenden Verdachtes, dieſen Diebſtahl verübt<lb/> zu haben, wurde der Huſar Johann <hi rendition="#g">Drenovsky,</hi><lb/> der Offiziersburſche beim Militäroberarzt Herrn<lb/> Dr. Karl <hi rendition="#g">Viſy</hi> (letzterer iſt der Schwager der Be-<lb/> ſtohlenen), in Haft genommen. Geſtern erhielt Dr.<lb/> Viſy eine anonyme Korreſpondenzkarte des Inhaltes,<lb/> daß der Huſar Drenovsky unſchuldig ſei und man<lb/> in dem Schreiber der Karte den Täter zu ſuchen<lb/> habe. Weiters wurde noch mitgeteilt, daß die ent-<lb/> wendete Kaſſette in einer Holzlage im Kelleraume<lb/> unter Brettern verſteckt zu finden ſei. Auch hat der<lb/> Schreiber auf der ungariſch geſchriebenen Poſtkarte<lb/> die Drohung ausgeſprochen, daß, wenn Drenovsky<lb/> nicht ſofort aus der Haft entlaſſen werde, es dem<lb/> Herrn Oberazt des Nachts einmal ſchlecht gehen<lb/> werde. Beim Durchſuchen des Kellerraumes wurde<lb/> die geſtohlene Kaſſette tatſächlich unter Brettern<lb/> verborgen aufgefunden. Die Kaſſette war erbrochen<lb/> und fehlten daraus nur die 190 K., während die<lb/> Sparkaſſebücher und Stammaktien vollzählig vor-<lb/> handen waren. Die weitere Unterſuchung wird<lb/> hoffentlich Klarheit in die Sache bringen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine begrüßenswerte Entſchließung.</hi> </head><lb/> <p>In der Stadttheater-Gaſtwirtſchaft in Graz wurde<lb/> vorgeſtern nachmittags der erſte Gautag der Süd-<lb/> markortsgruppen des Südmarkgaues Graz unter dem<lb/> Vorſitze des Gauobmannes Herrn Rechnungsrates<lb/> Prechtl abgehalten. Über Antrag des Herrn Prechtl<lb/> als Obmann der Männerortsgruppe Graz wurde<lb/> folgende Entſchließung einſtimmig angenommen:<lb/> „Die Hauptverſammlung des Südmarkgaues Graz<lb/> verurteilt das Heranziehen nichtpolitiſcher Schutz-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 41, 5. April 1910. Marburger Zeitung
punkt ſei der: Soviele Grazer Herbſtmeſſen, ſoviele
Schädigungen des Handelsſtandes und der Geſchäfts-
welt in ganz Steiermark, abgeſehen von einigen
Grazer Intereſſenten. Ob wir etwas noch ſo drin-
gend brauchen, darauf nehme man in Graz nie eine
Rückſicht; es werde der Kundenkreis der Provinz
geſchröpft, ſo intenſiv dies geſchehen könne. Redner
beklagt insbeſondere die Schädigung in der Manu-
fakturwarenbranche; in ganz Steiermark fühle gewiß
niemand, der einen ſelbſtändigen Erwerb betreibt,
nur die geringſte Sympathie für die Grazer Herbſt-
meſſe, bei welcher Ramſchware und Ladenhüter an den
Mann oder an die Frau gebracht werden, die aus
der Provinz zur Herbmeſſe fahren. Der Redner be-
ſprach dann auch mit wirkungsvollen Worten die
nationalen Gefahren, die ſich aus der Grazer
Herbſtmeſſe ergeben. Von Graz aus werde immer
auf die nationalen Pflichten verwieſen und der na-
tionale Gedanke gepredigt; durch die Grazer Herbſt-
meſſe aber ſchwäche und ſchädige man die deutſchen
Erwerbstätigen an der Sprachgrenze, Handel- und
Gewerbetreibende und alle Geſchäftsleute in der
empfindlichſten Weiſe. Mit der wirtſchaftlichen
Schwächung unſerer deutſchen Bevölkerung gehe aber
deren nationale Schwächung Hand in Hand. Einer-
ſeits ſammelt man Gelder für die nationalen Schutz-
vereine, damit dieſe das bedrohte Deutſchtum an
der Sprachgrenze ſtärken und ſchützen, anderſeits
beutet man dieſes ſelbe Deutſchtum durch Raubzüge
aus. Redner verlangt ein einiges Vorgehen; wir
können dieſem Beutezug nicht mehr länger zuſehen,
wenn wir nicht zugrunde gehen wollen. Rückſichten
auf gewiſſe Umſtände brauchen wir bei unſerer Ab-
wehr nicht zu nehmen, denn von den Grazer Macht-
habern wird in den betreffenden Vertretungskörpern
uns ohnehin nur das bewilligt, was eben bewilligt
werden muß. (Großer Beifall.)
Vorſitzender Gemeinderat Havliček führte
noch aus, daß die Grazer Herbſtmeſſe immer aktiv
geweſen ſei; trotzdem komme man immer um Sub-
ventionen zur Handels- und Gewerbekammer, zum
Landtage, zum Miniſterium und immer heiße es:
Nur für diesmal! Als Miniſter nach Graz zur
Herbſtmeſſe kamen, habe die Kammer ein Bankett
gegeben, welches über 12.000 K. koſtete, damit den
Miniſtern beim Champagner gezeigt werden könne
(Zwiſchenruf: Von Herrn Einſpinner!), wie ſchlecht
es den Gewerbetreibenden geht. Selbſtredend müſſen
wir dann das mit unſeren Umlagen, die durch
ſolche Umſtände zur Erhöhung getrieben werden,
bezahlen. Redner verwies noch auf die Millionen-
überſchreitungen beim neuen Krankenhausbaue in
Graz, beſprach noch andere Umſtände und ſchloß
mit den Worten: Ich liebe mein Marburg. ich liebe
mein ſteiriſches Unterland! Seien wir alle einig in
dieſer Liebe, einig bei der Löſung dieſer bedeutſamen
wirtſchaftlichen Frage, einig zum Wohle der Ge-
ſamtheit und unſerer Kinder. (Stürmiſcher Beifall.)
Es ſprachen noch die Herren Gemeinde- und
Handelskammerat Franz Kral (namens des deut-
ſchen Handwerkervereines und des Genoſſenſchafts-
verbandes), Worſche, Obmannſtellvertreter des
Marburger Handesgremiums, Rabitſch d. J. und
andere, worauf der Vorſitzende die im Laufe der
Wechſelrede geſtellten Anträge zur Abſtimmung brachte.
Dieſe gingen dahin:
1. Abhaltung von Beſprechungen in Pettau,
Cilli und Leibnitz zwecks Vereinbarung über die
zu unternehmenden Schritte; 2. Aufforderung an
alle Handelsgremien und gewerblichen Körperſchaften
im Lande, ſich dieſer Aktion anzuſchließen; 3. Aus-
arbeitung eines Elaborates hinſichtlich der Erzielung
einer einheitlichen Marſchroute und Ausarbeitung
einer an die Kammer, drn Landtag und das Mini-
ſterium zu richtenden Eingabe, in welcher gegen den
Titel „Herbſtmeſſe“ und gegen die Gewährung von
Subventionen aus öffentlichen Geldern proteſtiert
wird; 4. Intervention bei allen Handelsgremien,
gewerblichen Vereinigungen, Genoſſenſchaftsver-
bänden ꝛc.: in dem Sinne, daß dieſe unter Dar-
legung der Schäden der Grazer Herbſtmeſſe auf
ihre Mitglieder und Angehörige im ganzen Lande
im Sinne der Nichtbeſchickung und des Nichtbe-
ſuches der Grazer Herbſtmeſſe einwirken. Sämtliche
Anträge wurden angenommen. Nach der Beſprechung
anderer Gegenſtände, insbeſondere der Kammer-
wahlen, wobei an dem Verhalten des Abg. Ein-
ſpinner ſcharfe Kritik geübt wurde, feierte Landtags-
abgeordneter Neger die organiſatoriſche Tätigkeit
des Gewerbevereinsobmannes Herrn Havliček,
was dieſer mit dem Hinweiſe darauf erwiderte, daß
Landtagsabgeordneter Neger ſich bei jeder Gelegen-
heit als Freund und Anwalt des Gewerbevereines
zeige. Hierauf ſchloß der Vorſitzende die Verſammlung.
Marburger Nachrichten.
Franz Frangeſch †. Letzten Samstag um
¼9 Uhr abends ſtarb im 55. Lebensjahre der
hieſige Kaufmann Herr Franz Frangeſch, der in
der Herrengaſſe ſein Geſchäft hatte. Der Verſchiedene,
der ein tüchtiger Kaufmann und liebevoller Gatte
und Vater war, erfreute ſich überall der größten
Wertſchätzung. Außer ſeiner trauernden Gattin
hinterließ er noch drei Kinder. Heute um 4 Uhr
nachmittags faud unter großer Beteiligung, ins-
beſondere aus den Kreiſen der Marburger Handels-
welt, das Leichenbegängnis ſtatt; in der Familien-
gruft im Stadtfriedhofe wurde Franz Frangeſch zur
letzten Ruhe beſtattet.
Marburger Schützenverein. Auch die
Frauen und Mädchen unſerer Stadt ſpenden dem
Schützenvereine zu ſeinem Freiſchießen anläßlich des
80. Geburtstages des Kaiſers eine Ehrengabe auf
der Feſtſcheibe und haben die Damen Berner, Bern-
hard jun., Dolamitſch, König, Michelitſch und
Rupprich die Liebenswürdigkeit, Spenden für dieſes
Ehrenbeſt entgegenzunehmen.
Evangeliſche Abendgottesdienſte über
die Unterſcheidungslehren. Die Abendgottes-
dienſte, die an jedem Donnerstag abgehalten werden,
beginnen nicht mehr um 7, ſondern um halb 8 Uhr
und in ihnen wird Herr Pfarrer Mahnert über die
Unterſcheidungslehren der evangeliſchen und römiſchen
Kirche ſprechen. Der nächſte wird übermorgen ab-
gehalten.
Farbenabend der konſervativen Stu-
denten Marburgs. Am 1. April fand in
Schneiders Pilsnerkeller der erſte Farbenabend der
konſervativen Studentenſchaft Marburgs ſtatt. Ver-
treten waren die Burſchenſchaften: Albia-Wien,
Allemannia-Gießen, Allemannia-Graz, Bruna Sudetia-
Wien, Cheruscia-, Frankonia-, Germania-. Räto-
germania und Styria-Graz, ſowie die konſervative
Verbindung Carniola-Wien. Der rege Beſuch und
der fröhliche Verlauf dieſes Abendes laſſen die Ver-
anſtalter hoffen, daß die Farbenabende, die in Hin-
kunft während der Ferienmonate regelmäßig ſtatt-
finden ſollen, ſich ſtets eines zahlreichen Beſuches
erfreuen werden.
Reichsverband „Anker“. Donnerstag
findet, wie gewöhnlich, der Verbandsabend ſtatt, bei
welcher Gelegenheit über die Hauptverſammlung in
Wien und über die öffentliche Vereinsverſammlung
in Cilli am 3. April berichtet wird; außerdem
werden noch einzelne wichtige Angelegenheiten er-
örtert und iſt es geboten, daß die Mitglieder pünkt-
lich erſcheinen.
Panorama International. Seit Montag
früh beſichtigen wir den herrlich ſchönen Zyklus
„Die neueſten Aufnahmen von Venedig“. Die be-
kannte ſehenswerte Lagunenſtadt mit ihren male-
riſchen Kanalſzenerien, die entzückend ſchönen Brücken,
Stege und Hafenpartien zeigen uns eine eine Fülle
des Schönen. Weiters müſſen die großartigen, herr-
lichen Palais, die ſchönen Kirchen, einzig in ihrer
Art, die Fahrt zum Lido und das Badeetabliſſement
am Lido jeden Beſchauer entzücken. Dieſe Serie
wäre jedem anzuempfehlen, ſelbe zu beſichtigen, da
die Bilder durchwegs herrliche, reine Aufnahmen,
erſtklaſſig zu nennen ſind.
Einführung der evangeliſchen Ge-
meindeſchweſter. In der ſchön geſchmückten
Chriſtuskirche wurde am letzten Sonntag in einem
Feſtgottesdienſt die neue Gemeindeſchweſter Charlotte
von Borcke in ihr Amt eingeführt. Der Kirchenchor
ſang den 23. Pſalm: „Der Herr iſt mein Hirt,
mir wird nichts mangeln.“ Pfarrer Mahnert
predigte über Apoſtelgeſchichte 26, 16: „Dazu bin
ich dir erſchienen, daß ich dich ordne zum Diener
und Zeugen des, das du geſehen haſt“ und begrüßte
die neue Mitarbeiterin als Dienerin und Zeugin
des Heilands. Darauf führte er ſie in ihr Amt ein
und die drei Vikare Müller, Doktor der katholiſchen
Theologie Krug und Stahl ſprachen ihre Wünſche
aus. Frau Pfarrer Mahnert ſang das Hitterſche
Gebet: „Herr, den ich tief im Herzen trage, ſei du
mit mir.“ — Mit viel Liebe und Vertrauen iſt die
neue Gemeindeſchweſter empfangen worden: möge
ſie bald einwurzeln in der evangeliſchen Gemeinde
Marburg und ihr Wirken an den Armen und Kranken,
an groß und klein und arm und reich immer ge-
ſegnet ſein!
Grand Elektro-Bioſkop. Durch den
Kinematographen iſt es möglich geworden, uns
lebende Bilder von Ereigniſſen, von Naturſchön-
heiten getreu vorzuführen; aber auch ganze Theater-
ſtücke zu bringen, die eigens für die kinemato-
graphiſchen Aufnahmen geſpielt werden. So ſehen
wir ohne Zeit- und Geldaufwendung vieles wie in
der Wirklichkeit. Jetzt wird im Hofſalon „Zur
Stadt Wien“ Dr. Luegers Leichenbegängnis vor-
geführt und können wir ohne ins Gedränge zu
kommen, den ganzen großartigen Zug vorüberziehen
laſſen. Die Aktualität dieſes Filmes beweiſt ſich am
beſten, daß derſelbe gegenwärtig in Wien ſelbſt in
30 Kinematographen-Theatern dem Publikum vor-
geführt wird. Wie immer ſind auch die übrigen
Nummern prachtvolle Ausleſen, ſo daß höchſt ge-
nußreiche Vorſtellungen gewährleiſtet ſind. Die
humoriſtiſchen Bilder zum Beiſpiel ſind erſtklaſſige
Schlager, welche bisher wahre Heiterkeitsſtürme bei
den vielen Beſuchern hervorriefen. Die Vorſtellungen
ſind täglich um 8 Uhr; morgen Mittwoch iſt um
4 Uhr auch Kinder- und Schülervorſtellung.
Reichsbund deutſcher Eiſenbahner.
Die Marburger Ortsgruppenleitung macht die Mit-
glieder darauf aufmerkſam, daß trotz dem am 9. d.
ſtattfindenden Ehrenabend für die in Penſion ge-
gangenen Mitglieder die Monatsverſammlung be-
ſchlußgemäß Mittwoch den 6. April im Vereins-
heime mit dem Beginne um halb 8 Uhr abends
ſtattfindet. In Anbetracht des Umſtandes, daß außer
anderen ſehr wichtigen Fragen auch der Bericht des
Vertreters bei der Hauptverſammlung zur Sprache
kommt, iſt zahlreiche Beteiligung der Mitglieder
dringend geboten. Mitgliederkarten mitbringen.
Falſche Feuermeldungen. Sowohl geſtern
nachmittags als auch heute vormittags ſignaliſierte
der Turmwächter vom Domturme Feuer in Poberſch.
In beiden Fällen fuhr die Freiwillige Feuerwehr
von Marburg aus. Geſtern konnte ſie gar kein
Feuer finden, während die Feuerwehe heute erfuhr,
daß auf einem Felde vor der Grenzgaſſe ein kleiner
Haufen von Maisſtroh angezündet wurde, was
etwas Rauch entwickelte und von Hausbeſitzern ſo-
gleich gelöſcht werden konnte. Seit 1. April iſt ein
neuer Turmwächter, welcher etwas gar zu pflicht-
eifrig zu ſein ſcheint.
Todesfall. In Retſchach bei Gonobitz
ſtarb Sonntag der Realitätenbeſitzer und Kaufmann
Herr Heinrich Dobnik im 39. Lebensjahre.
Von der Marburger Kadettenſchule.
Zum Nachfolger des im Sommer abzulöſenden
Kommandanten der Infanteriekadettenſchule in Mar-
burg iſt der Oberſtleutnant Adalbert Ritter von
Spanyik, geweſener Flügeladjutant des Kaiſers
beſtimmt; er weilt ſeit Mitte März zur Einführung
in Marburg.
Eine myſteriöſe große Diebſtahlsge-
ſchichte. Wie bereits berichtet, wurde am Oſter-
montag zwiſchen 12 und 1 Uhr mittags der Pri-
vaten Fräulein Maria Verth in der Gartengaſſe
Nr. 12 aus ihrer Wohnung eine eiſerne Kaſſette,
worin ſich Kreditpapiere und Sparkaſſeneinlagen-
bücher in der Geſamthöhe von zirka 30.000 K.
und 190 K. Bargeld befanden, entwendet. Wegen
des dringenden Verdachtes, dieſen Diebſtahl verübt
zu haben, wurde der Huſar Johann Drenovsky,
der Offiziersburſche beim Militäroberarzt Herrn
Dr. Karl Viſy (letzterer iſt der Schwager der Be-
ſtohlenen), in Haft genommen. Geſtern erhielt Dr.
Viſy eine anonyme Korreſpondenzkarte des Inhaltes,
daß der Huſar Drenovsky unſchuldig ſei und man
in dem Schreiber der Karte den Täter zu ſuchen
habe. Weiters wurde noch mitgeteilt, daß die ent-
wendete Kaſſette in einer Holzlage im Kelleraume
unter Brettern verſteckt zu finden ſei. Auch hat der
Schreiber auf der ungariſch geſchriebenen Poſtkarte
die Drohung ausgeſprochen, daß, wenn Drenovsky
nicht ſofort aus der Haft entlaſſen werde, es dem
Herrn Oberazt des Nachts einmal ſchlecht gehen
werde. Beim Durchſuchen des Kellerraumes wurde
die geſtohlene Kaſſette tatſächlich unter Brettern
verborgen aufgefunden. Die Kaſſette war erbrochen
und fehlten daraus nur die 190 K., während die
Sparkaſſebücher und Stammaktien vollzählig vor-
handen waren. Die weitere Unterſuchung wird
hoffentlich Klarheit in die Sache bringen.
Eine begrüßenswerte Entſchließung.
In der Stadttheater-Gaſtwirtſchaft in Graz wurde
vorgeſtern nachmittags der erſte Gautag der Süd-
markortsgruppen des Südmarkgaues Graz unter dem
Vorſitze des Gauobmannes Herrn Rechnungsrates
Prechtl abgehalten. Über Antrag des Herrn Prechtl
als Obmann der Männerortsgruppe Graz wurde
folgende Entſchließung einſtimmig angenommen:
„Die Hauptverſammlung des Südmarkgaues Graz
verurteilt das Heranziehen nichtpolitiſcher Schutz-
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