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Marburger Zeitung. Nr. 19, Marburg, 11.02.1905.

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Nr. 19, 11. Feber 1905. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]
Marburg im -- Parlamente.

In der
gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wütete
der Schriftleiter des "Slov. Narod" in Laibach,
der Abg. Tavcar, wie ein Besinnungsloser gegen
den Oberlandesgerichtspräsidenten in Graz, den
Grafen Gleispach, gegen das Bezirksgericht in
Pettau und gegen das Geschworenengericht in
Marburg. Der Grund davon ist der, daß
Tavcar hier einer Verhandlung wegen Ehrenbelei-
gung entgegensieht. Wir werden in der nächsten
Nummer die Bocksprünge dieses haßerfüllten Mannes
beleuchten.

Der Marbnrger Radfahrerklub "Edel-
weiß"

hielt am 6. Februar d. J. im Klubheim
(Weilandits' Gasthaus) seine. 5. ordentliche Voll-
versammlung ab. Aus dem Tätigkeitsberichte des
Obmannes Herrn Adolf Reisp geht hervor, daß
der Klub dem Steirischen Radfahrer-Gauverbande
als Verbandsverein beigetreten ist und als solcher
auch am 18. Hauptgautage desselben mitgewirkt hat.
Am 16. Dezember v. J. fand eine Weihnachtsfeier
statt, welche einen erhebenden Verlauf nahm; zu dieser
Feier war auch unser Bruderklub, der "Marburger
Radfahrerklub 1887" in stattlicher Anzahl mit seinem
Obmann Herrn Franz Neger erschienen. Nach dem
Berichte des Säckelwartes Josef Schmiderer wurde
über Antrag des Rechnungsprüfers Anton Solar
demselben der Dank und die Entlastung erteilt.
Der zweite Fahrwart Anton Fabian erstattete wegen
Verhinderung des erste Fahrwartes F. Kaufmann
den Bericht, daß im abgelaufenen Klubjahre 15
Klubpartien gemacht wurden und der erste Fahr-
wart F. Kaufmann den Preis für die meisten Klub-
partien und Kilometer errang. In die Klubleitung
wurden folgende Herren gewählt: Adolf Reisp, Ob-
mann; Robert Krauth, Obmann-Stellvertreter;
Josef Schmiderer, Säckelwart; Anton Fabian,
Schriftwart; Moriz Dadieu, Zeugwart; Ferdinand
Kaufmann, erster Fahrwart; Anton Solar, zweiter
Fahrwart; Nikolaus Horwath, Franz Wolf, Seb.
Scherrer, Poldl Tramschek (letzterer wurde auch
zum Hornfuchs gewählt), Beisitzer und Alois
Tschernoschek und Kristian zu Rechnungsprüfern.
Mit dem Danke für das Erscheinen und der Bitte,
die Sportskollegen mögen auch in diesem Jahre
die Interessen des Klubs vor Augen halten und
dem Sporte huldigen, schloß der Obmann mit einem
kräftigen All Heil um 121/4 Uhr nachts die Ver-
sammlung.

Dr. Mohoritsch in -- Mahrenberg.

Wie uns mitgeteilt wird, wurde der Dr. Mohoritsch
vom Friedauer Bezirksgerichte nach Mahrenberg
versetzt. Dr. Mohoritsch, ein bekannter slovenischer
Parteimann, wurde in der letzten Zeit sehr oft
genannt u. zw. wegen dem eigentümlichen Ende,
welches sein gegen den Rechtsanwalt Dr. Delpin
in Friedau angestrengter Ehrenbeleidigungsprozeß
fand. Dr. Delpin hatte dem Dr. Mohoritsch
Parteilichkeit in seinem Richteramte vorgeworfen.
Dr. Mohoritsch brachte die Klage ein. Vor der
Verhandlung, als Dr. Delpin beiläufig 30 Punkte
in das Beweisverfahren eingestellt hatte, zog Dr.
Mohoritsch die Klage zurück. Dieser Umstand
erregte natürlich ungemeines Aufsehen. Nunmehr
ist die Versetzung des Dr. Mohoritsch nach Mahren-
berg erfolgt. Sämtliche Deutsche des Gerichts-
sprengels Friedau sowie auch die von der windischen
Hetzpresse nicht parteimäßig prononzierten Slovenen
werden darüber gewiß nicht ungehalten sein. Im
Markt Mahrenberg wird man darüber freilich
anders denken.

Der Hausball im Gasthause Tscher-
novscheg,

der am vergangenen Dienstag stattfand,
erfreute sich eines zahlreichen Besuches und der
besten Stimmung. Bei den Klängen der Musikkapelle
des Inf.-Reg. Khevenhüller drehten sich die Paare
unermüdlich im Kreise, während eine zweite Musik
in einem anderen Lokale die nicht tanzenden oder
ausruhenden Gäste unterhielt. Besonders der Tanz-
saal war außerordentlich hübsch geschmückt. Außer
vielen Geschäftsleuten waren auch zahlreiche sonstige
Gäste und Freunde des beliebten Gasthofbesitzers
erschienen, von denen gar viele bis zum grauenden
Morgen bei der Musik, den trefflichen Getränken
und Speisen in fröhlichster Laune die Räume
besetzt hielten.

Augenuntersuchung.

Im Hotel "Erzherzog
Johann" übt Herr Oskar Hitschmann seit
einigen Tagen eine kostenlose Augenuntersuchung
aus, die mit einem patentierten amerikanischen
Apparate erfolgt. Der Apparat ist verblüffend ein-
fach und stellt in wenigen Augenblicken mit unüber-
trefflicher Genauigkeit die Sehstärke bezw.-Schwäche
[Spaltenumbruch] des Auges fest. Durch diesen Apparat wird es
ermöglicht, für jedes Auge das passendste Glas in
wenigen Augenblicken zu finden.

Kapokmatratzen und seine Verwen-
dung.

Kapok oder Pflanzendaunen genannt, wird
aus den Früchten des Kapokstrauches, welcher in
den Tropen (Java) wächst, gewonnen. Kapok besitzt
eine übergroße Elastizität und bietet Roßhaaren
und anderen Polstermaterialien gegenüber bedeutende
Vorteile. In erster Linie ist seine Reinlichkeit her-
vorzuheben, denn Kapok ist frei von jeglichem
Schmutz und Staub (das lästige Ausklopfen der
Matratzen fällt gänzlich weg), ferner hält es Motten
und sonstiges Ungeziefer fern, es ist auch ein sehr
gesundes Polstermaterial, so daß Kapokmatratzen in
Krankenhäusern und anderen Anstalten allen anderen
vorgezogen werden. Ein weiterer Vorteil ist seine
Billigkeit gegenüber den so teueren Roßhaarmatratzen.
Weiterhin ist zu erwähnen seine Haltbarkeit. Eine
Kapokmatratze hält viele Jahre ohne umgearbeitet
zu werden; legt man eine solche von Zeit zu Zeit
an die Sonne, so geht sie durch die Wärme der
Sonnenstrahlen hoch auseinander. Die Verwendungs-
weise ist noch eine sehr vielseitige, außer Matratzen
wird Kapok auch zum Füttern von Betten, Kissen,
Plumeaus usw. verwendet. Kapok nimmt niemals
Wasser an, auch wenn es tagelang darin liegt.
K. Wesiak, Tapezierer und Dekorateur.

Mechaniker-Werkstätte.

Im Ankündi-
gungsteile unserer heutigen Nummer empfehlen die
Herren Masten & Ambros in Marburg ihre
Mechaniker-Werkstätte für Fahrräder, Automobile
und Rähmaschinen. Das Geschäft befindet sich
Tegetthoffstraße Nr. 44.




Aus dem Gerichtslaale.
Guardian Heritsch und die "Mar-
burger Zeitung".

Der Grazer klerikale Rechts-
anwalt Dr. Nestor belästigte uns schon zu wieder-
holtenmalen im Namen und Auftrage hochwürdiger
Herren mit "Berichtigungen", die wir jedesmal un-
beachtet ließen, weil sie niemals dem Preßgesetze
entsprachen. Dies war auch der Fall bei einer Be-
richtigung, welche uns Herr Dr. Nestor im Auftrage des
hies. Franziskaner-Guardians Herrn Heritsch sandte.
Diesesmal brachte Herr Dr. Nestor endlich einmal
gegen den Schriftleiter der "Marburger Zeitung",
Herrn Norbert Jahn, beim hiesigen Bezirksgerichte
die Klage wegen Nichtaufnahme einer Berichtigung
ein. (Es handelte sich um die Notiz, welche das
"Lotteriewunder" in der Franziskanerkirche betraf.)
Herr Dr. Bratkowitsch vertrat für Herrn Dr.
Haas den Dr. Nestor, bezw. den Herrn Guardian
Heritsch. Die Staunen erregenden preßgesetzlichen
Ausführungen des genannten Konzipienten haben
wir seinerzeit angedeutet. Herr Norbert Jahn war
ohne Verteidiger erschienen und verwies auf die
Fehler und Gebrechen der Berichtigung, welche die
Verweigerung der Aufnahme rechtfertigen. Sonder-
barerweise verurteilte der Bezirksrichter Herr Dr.
Stergar Herrn Norbert Jahn zur Aufnahme der
Berichtigung und zu einer Strafe von 40 K.,
wovon ein hiesiges windisches Blatt, welches allge-
meine Preßfragen wohl anders als jedes anständige
Blatt beurteilt, mit Vergnügen Kenntnis nahm.
Der verurteilte Schriftleiter meldete gegen dieses
Urteil natürlich sofort die Berufung an. Heute vor-
mittags fand vor dem Berufungsgerichte unter
dem Vorsitze des LGR. Morocutti die
Berufungsverhandlung statt. Mit dem Berufungs-
werber war Herr Dr. Mravlag erschienen, den
Guardian Herrn Heritsch bezw. den Dr. Nestor
vertrat Herr Dr. Haas. Herr Dr. Mravlag legte
die Gründe dar, aus denen das erste Urteil ein
Fehlurteil war und ersuchte um Freispruch. Herr
Dr. Haas legte das Hauptgewicht auf die Erwä-
gung, daß der "Wunderglaube" geschützt werden
müsse. Nach einer längeren Beratung erschien der
Gerichtshof und verkündete das Urteil, nach
welchem das erstrichterliche Urteil aufgehoben
und Herr Norbert Jahn, freigesprochen
erschien. Die Urteilsgründe stützten sich
auf die früher von dem angeklagten Schrift-
leiter und auf die heute vom Herrn
Dr. Mravlag angeführten Argumente. Der Fran-
ziskaner-Guardian Heritsch hat sämliche Kosten beider
Verhandlungen zu tragen. -- Der Freispruch war
angesichts der unglaublichen Mängel und Gebrechen
der Berichtigung voraussichtlich.

Als Schulfeind von Fresen

wurde
kürzlich der Leiter des windischen Konsumvereines
von Fresen, Matthias Wisiag, vom Bezirksgerichte
[Spaltenumbruch] Mahrenberg zu 14 Tagen Arrest verurteilt. Dagegen
brachte Wisiag die Berufung ein, über welche von
dem hiesigen Berufungsgerichte verhandelt wurde.
Der Sachverhalt war folgender: Im Hoinig'schen
Gasthause in Fresen gab es kürzlich eine etwas
lebhafte Auseinandersetzung. Insbesonders der
Grundbesitzer Woch und Antonia Lenz gerieten
hart aneinander. Woch gab der Antonia Lenz einen
diffamierenden Titel, der sich auf die sittlichen
Qualitäten der Lenz bezieht und außerdem versetzte
er ihr einige Ohrfeigen. Der windisch-klerikale "Kon-
snma" Matthias Wisiag soll nun (slovenisch)
eine abfällige Äußerung über die Schule in Fresen
gemacht haben, welche die Antonia Lenz seinerzeit
besuchte. Über eine vom Oberlehrer der Schule des-
wegen eingebrachte Klage wurde Wisiag, wie
oben bemerkt, zu 14 Tagen Arrest verurteilt.
Dagegen erhob Wisiag, welcher leugnete, daß er die
deutsche Schule in Fresen gemeint oder beleidigt
habe, die Berufung an das Marburger Berufungs-
gericht. Vom Mahrenberger Bezirksgerichte wurden
mittlerweile die Zeugen neuerdings einvernommen
und zwar von dem bekannten Dr. Mohoritsch,
der von Friedau nach Mahrenberg versetzt wurde.
Die protokollierten Zeugenaussagen lauteten nun
wesentlich anders als früher, sie widersprachen sich.
Auf Grund dieser nunmehr anders lautenden
Zeugenaussagen, welche den Angeklagten entlasteten,
sah sich das Berufungsgericht veranlaßt, den Ange-
klagten freizusprechen. Dagegen gab das Berufungs-
gericht dem Antrage des öffentlichen Anklägers,
welcher die Fresener Schule vertrat, auf Abtre-
tung der Akten
an die Staatsanwalt-
schaft
behufs Einleitung der Untersuchung darüber,
ob nicht falsche Zeugenaussagen vorliegen,
Folge. Diese Angelegenheit dürfte also das Gericht
noch weiter beschäftigen.

Nach fünf Jahren.

Im Jahre 1900
wurden in der Schule zu Leskovec, Bezirk Pettau,
mehrere Unterrichtsgegenstände und zwar beiläufig
300 Blätter Zeichenpapier und mehrere Bücher
aus einem versperrten Gewahrsam im Gesamtwerte
von K. 20.20 entwendet. Nach 5 Jahren schenkte
der Besitzerssohn Andreas Skok aus Gradische
dem Schüler Anton Tagolovec ein Blatt Papier,
von welchem festgestellt wurde, daß es von den
gestohlenen Blättern herrührt. Bei der hierauf vor-
genommenen Durchsuchung von Skoks Koffer
wurden noch mehrere der entwendeten Blätter
Zeichenpapier vorgefunden. Skok befindet sich nun
unter der Anklage des Diebstahles. Er leugnet dem
genannten Schüler ein Blatt gegeben zu haben;
betreffs der im Koffer gefundenen Papiere erklärt
der Angeklagte, er wisse nicht, wie sie da hinein-
gekommen seien. Wegen Mangel an Beweisgründen
wird Skok freigesprochen.

Mit dem Messer.

Am 25. Dezember 1904
entstand auf der Straße in Verovec zwischen dem
Franz Lah, Besitzerssohn und Franz Zamuda,
beide aus Verovec, einerseits und dem Martin
Zagorsek und Ignaz Golob anderseits eine
Rauferei, bei welcher wieder das Messer die Haupt-
rolle spielte. Hiebei erlitten Zagorsek und Golob
je eine schwere Verletzung; Golob verlor überdies
die Fähigkeit, seinen Beruf auszuüben. Nach den
Aussagen der Beschädigten und der Täter durch-
schnitt Franz Lah dem Zagorsek die Wange; be-
züglich der Beschädigung des Golob weiß letzterer
selbst nicht, welcher von den beiden der richtige
Täter ist, wogegen Franz Lah und Franz Zamuda
die Schuld einer auf den anderen schieben. Da die
Rauferei eine allgemeine war, ist es anzunehmen,
daß beide Messerhelden dem Golob die Verletzung
beibrachten. Beide Angeklagte werden auch gemein-
sam zu je 4 Monaten Kerker verurteilt.

Eine blutige Hochzeitsfeier

fand am
9. November v. J. in Windisch-Radersdorf statt.
Das Nachspiel fand vor dem Marburger Erkenntnis-
gerichte statt, vor welchem der 17 Jahre (!) alte,
in Negauberg geborene und nach Negau (Bez. Ober-
radkersburg) zuständige Keuschlerssohn Franz
Wreca in Windisch-Radersdorf als Angeklagter
steht. Der Sachverhalt ist folgender: Am 9. No-
vember v. J. befanden sich Wreca, der ebenfalls
17jährige Keuschlerssohn Johann Horvat und
noch andere Burschen anläßlich einer Hochzeitsfeier
bei dem Besitzer Peter Jautschar in Windisch-
Radersdorf. Einer der Burschen namens Anton
Stütz nahm im Scherze dem Franz Wreca
dessen Tabakpfeife aus der Rocktasche und gab sie
den anderen Burschen, von denen sie Rudolf
Kementschitsch dem Franz Wreca wieder
zurückgab. Trotzdem forderte Wreca vom Horvat

Nr. 19, 11. Feber 1905. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]
Marburg im — Parlamente.

In der
geſtrigen Sitzung des Abgeordnetenhauſes wütete
der Schriftleiter des „Slov. Narod“ in Laibach,
der Abg. Tavcar, wie ein Beſinnungsloſer gegen
den Oberlandesgerichtspräſidenten in Graz, den
Grafen Gleispach, gegen das Bezirksgericht in
Pettau und gegen das Geſchworenengericht in
Marburg. Der Grund davon iſt der, daß
Tavcar hier einer Verhandlung wegen Ehrenbelei-
gung entgegenſieht. Wir werden in der nächſten
Nummer die Bockſprünge dieſes haßerfüllten Mannes
beleuchten.

Der Marbnrger Radfahrerklub „Edel-
weiß“

hielt am 6. Februar d. J. im Klubheim
(Weilandits’ Gaſthaus) ſeine. 5. ordentliche Voll-
verſammlung ab. Aus dem Tätigkeitsberichte des
Obmannes Herrn Adolf Reiſp geht hervor, daß
der Klub dem Steiriſchen Radfahrer-Gauverbande
als Verbandsverein beigetreten iſt und als ſolcher
auch am 18. Hauptgautage desſelben mitgewirkt hat.
Am 16. Dezember v. J. fand eine Weihnachtsfeier
ſtatt, welche einen erhebenden Verlauf nahm; zu dieſer
Feier war auch unſer Bruderklub, der „Marburger
Radfahrerklub 1887“ in ſtattlicher Anzahl mit ſeinem
Obmann Herrn Franz Neger erſchienen. Nach dem
Berichte des Säckelwartes Joſef Schmiderer wurde
über Antrag des Rechnungsprüfers Anton Solar
demſelben der Dank und die Entlaſtung erteilt.
Der zweite Fahrwart Anton Fabian erſtattete wegen
Verhinderung des erſte Fahrwartes F. Kaufmann
den Bericht, daß im abgelaufenen Klubjahre 15
Klubpartien gemacht wurden und der erſte Fahr-
wart F. Kaufmann den Preis für die meiſten Klub-
partien und Kilometer errang. In die Klubleitung
wurden folgende Herren gewählt: Adolf Reiſp, Ob-
mann; Robert Krauth, Obmann-Stellvertreter;
Joſef Schmiderer, Säckelwart; Anton Fabian,
Schriftwart; Moriz Dadieu, Zeugwart; Ferdinand
Kaufmann, erſter Fahrwart; Anton Solar, zweiter
Fahrwart; Nikolaus Horwath, Franz Wolf, Seb.
Scherrer, Poldl Tramſchek (letzterer wurde auch
zum Hornfuchs gewählt), Beiſitzer und Alois
Tſchernoſchek und Kriſtian zu Rechnungsprüfern.
Mit dem Danke für das Erſcheinen und der Bitte,
die Sportskollegen mögen auch in dieſem Jahre
die Intereſſen des Klubs vor Augen halten und
dem Sporte huldigen, ſchloß der Obmann mit einem
kräftigen All Heil um 12¼ Uhr nachts die Ver-
ſammlung.

Dr. Mohoritſch in — Mahrenberg.

Wie uns mitgeteilt wird, wurde der Dr. Mohoritſch
vom Friedauer Bezirksgerichte nach Mahrenberg
verſetzt. Dr. Mohoritſch, ein bekannter ſloveniſcher
Parteimann, wurde in der letzten Zeit ſehr oft
genannt u. zw. wegen dem eigentümlichen Ende,
welches ſein gegen den Rechtsanwalt Dr. Delpin
in Friedau angeſtrengter Ehrenbeleidigungsprozeß
fand. Dr. Delpin hatte dem Dr. Mohoritſch
Parteilichkeit in ſeinem Richteramte vorgeworfen.
Dr. Mohoritſch brachte die Klage ein. Vor der
Verhandlung, als Dr. Delpin beiläufig 30 Punkte
in das Beweisverfahren eingeſtellt hatte, zog Dr.
Mohoritſch die Klage zurück. Dieſer Umſtand
erregte natürlich ungemeines Aufſehen. Nunmehr
iſt die Verſetzung des Dr. Mohoritſch nach Mahren-
berg erfolgt. Sämtliche Deutſche des Gerichts-
ſprengels Friedau ſowie auch die von der windiſchen
Hetzpreſſe nicht parteimäßig prononzierten Slovenen
werden darüber gewiß nicht ungehalten ſein. Im
Markt Mahrenberg wird man darüber freilich
anders denken.

Der Hausball im Gaſthauſe Tſcher-
novſcheg,

der am vergangenen Dienstag ſtattfand,
erfreute ſich eines zahlreichen Beſuches und der
beſten Stimmung. Bei den Klängen der Muſikkapelle
des Inf.-Reg. Khevenhüller drehten ſich die Paare
unermüdlich im Kreiſe, während eine zweite Muſik
in einem anderen Lokale die nicht tanzenden oder
ausruhenden Gäſte unterhielt. Beſonders der Tanz-
ſaal war außerordentlich hübſch geſchmückt. Außer
vielen Geſchäftsleuten waren auch zahlreiche ſonſtige
Gäſte und Freunde des beliebten Gaſthofbeſitzers
erſchienen, von denen gar viele bis zum grauenden
Morgen bei der Muſik, den trefflichen Getränken
und Speiſen in fröhlichſter Laune die Räume
beſetzt hielten.

Augenunterſuchung.

Im Hotel „Erzherzog
Johann“ übt Herr Oskar Hitſchmann ſeit
einigen Tagen eine koſtenloſe Augenunterſuchung
aus, die mit einem patentierten amerikaniſchen
Apparate erfolgt. Der Apparat iſt verblüffend ein-
fach und ſtellt in wenigen Augenblicken mit unüber-
trefflicher Genauigkeit die Sehſtärke bezw.-Schwäche
[Spaltenumbruch] des Auges feſt. Durch dieſen Apparat wird es
ermöglicht, für jedes Auge das paſſendſte Glas in
wenigen Augenblicken zu finden.

Kapokmatratzen und ſeine Verwen-
dung.

Kapok oder Pflanzendaunen genannt, wird
aus den Früchten des Kapokſtrauches, welcher in
den Tropen (Java) wächſt, gewonnen. Kapok beſitzt
eine übergroße Elaſtizität und bietet Roßhaaren
und anderen Polſtermaterialien gegenüber bedeutende
Vorteile. In erſter Linie iſt ſeine Reinlichkeit her-
vorzuheben, denn Kapok iſt frei von jeglichem
Schmutz und Staub (das läſtige Ausklopfen der
Matratzen fällt gänzlich weg), ferner hält es Motten
und ſonſtiges Ungeziefer fern, es iſt auch ein ſehr
geſundes Polſtermaterial, ſo daß Kapokmatratzen in
Krankenhäuſern und anderen Anſtalten allen anderen
vorgezogen werden. Ein weiterer Vorteil iſt ſeine
Billigkeit gegenüber den ſo teueren Roßhaarmatratzen.
Weiterhin iſt zu erwähnen ſeine Haltbarkeit. Eine
Kapokmatratze hält viele Jahre ohne umgearbeitet
zu werden; legt man eine ſolche von Zeit zu Zeit
an die Sonne, ſo geht ſie durch die Wärme der
Sonnenſtrahlen hoch auseinander. Die Verwendungs-
weiſe iſt noch eine ſehr vielſeitige, außer Matratzen
wird Kapok auch zum Füttern von Betten, Kiſſen,
Plumeaus uſw. verwendet. Kapok nimmt niemals
Waſſer an, auch wenn es tagelang darin liegt.
K. Weſiak, Tapezierer und Dekorateur.

Mechaniker-Werkſtätte.

Im Ankündi-
gungsteile unſerer heutigen Nummer empfehlen die
Herren Maſten & Ambros in Marburg ihre
Mechaniker-Werkſtätte für Fahrräder, Automobile
und Rähmaſchinen. Das Geſchäft befindet ſich
Tegetthoffſtraße Nr. 44.




Aus dem Gerichtslaale.
Guardian Heritſch und die „Mar-
burger Zeitung“.

Der Grazer klerikale Rechts-
anwalt Dr. Neſtor beläſtigte uns ſchon zu wieder-
holtenmalen im Namen und Auftrage hochwürdiger
Herren mit „Berichtigungen“, die wir jedesmal un-
beachtet ließen, weil ſie niemals dem Preßgeſetze
entſprachen. Dies war auch der Fall bei einer Be-
richtigung, welche uns Herr Dr. Neſtor im Auftrage des
hieſ. Franziskaner-Guardians Herrn Heritſch ſandte.
Dieſesmal brachte Herr Dr. Neſtor endlich einmal
gegen den Schriftleiter der „Marburger Zeitung“,
Herrn Norbert Jahn, beim hieſigen Bezirksgerichte
die Klage wegen Nichtaufnahme einer Berichtigung
ein. (Es handelte ſich um die Notiz, welche das
„Lotteriewunder“ in der Franziskanerkirche betraf.)
Herr Dr. Bratkowitſch vertrat für Herrn Dr.
Haas den Dr. Neſtor, bezw. den Herrn Guardian
Heritſch. Die Staunen erregenden preßgeſetzlichen
Ausführungen des genannten Konzipienten haben
wir ſeinerzeit angedeutet. Herr Norbert Jahn war
ohne Verteidiger erſchienen und verwies auf die
Fehler und Gebrechen der Berichtigung, welche die
Verweigerung der Aufnahme rechtfertigen. Sonder-
barerweiſe verurteilte der Bezirksrichter Herr Dr.
Stergar Herrn Norbert Jahn zur Aufnahme der
Berichtigung und zu einer Strafe von 40 K.,
wovon ein hieſiges windiſches Blatt, welches allge-
meine Preßfragen wohl anders als jedes anſtändige
Blatt beurteilt, mit Vergnügen Kenntnis nahm.
Der verurteilte Schriftleiter meldete gegen dieſes
Urteil natürlich ſofort die Berufung an. Heute vor-
mittags fand vor dem Berufungsgerichte unter
dem Vorſitze des LGR. Morocutti die
Berufungsverhandlung ſtatt. Mit dem Berufungs-
werber war Herr Dr. Mravlag erſchienen, den
Guardian Herrn Heritſch bezw. den Dr. Neſtor
vertrat Herr Dr. Haas. Herr Dr. Mravlag legte
die Gründe dar, aus denen das erſte Urteil ein
Fehlurteil war und erſuchte um Freiſpruch. Herr
Dr. Haas legte das Hauptgewicht auf die Erwä-
gung, daß der „Wunderglaube“ geſchützt werden
müſſe. Nach einer längeren Beratung erſchien der
Gerichtshof und verkündete das Urteil, nach
welchem das erſtrichterliche Urteil aufgehoben
und Herr Norbert Jahn, freigeſprochen
erſchien. Die Urteilsgründe ſtützten ſich
auf die früher von dem angeklagten Schrift-
leiter und auf die heute vom Herrn
Dr. Mravlag angeführten Argumente. Der Fran-
ziskaner-Guardian Heritſch hat ſämliche Koſten beider
Verhandlungen zu tragen. — Der Freiſpruch war
angeſichts der unglaublichen Mängel und Gebrechen
der Berichtigung vorausſichtlich.

Als Schulfeind von Freſen

wurde
kürzlich der Leiter des windiſchen Konſumvereines
von Freſen, Matthias Wiſiag, vom Bezirksgerichte
[Spaltenumbruch] Mahrenberg zu 14 Tagen Arreſt verurteilt. Dagegen
brachte Wiſiag die Berufung ein, über welche von
dem hieſigen Berufungsgerichte verhandelt wurde.
Der Sachverhalt war folgender: Im Hoinig’ſchen
Gaſthauſe in Freſen gab es kürzlich eine etwas
lebhafte Auseinanderſetzung. Insbeſonders der
Grundbeſitzer Woch und Antonia Lenz gerieten
hart aneinander. Woch gab der Antonia Lenz einen
diffamierenden Titel, der ſich auf die ſittlichen
Qualitäten der Lenz bezieht und außerdem verſetzte
er ihr einige Ohrfeigen. Der windiſch-klerikale „Kon-
ſnma“ Matthias Wiſiag ſoll nun (ſloveniſch)
eine abfällige Äußerung über die Schule in Freſen
gemacht haben, welche die Antonia Lenz ſeinerzeit
beſuchte. Über eine vom Oberlehrer der Schule des-
wegen eingebrachte Klage wurde Wiſiag, wie
oben bemerkt, zu 14 Tagen Arreſt verurteilt.
Dagegen erhob Wiſiag, welcher leugnete, daß er die
deutſche Schule in Freſen gemeint oder beleidigt
habe, die Berufung an das Marburger Berufungs-
gericht. Vom Mahrenberger Bezirksgerichte wurden
mittlerweile die Zeugen neuerdings einvernommen
und zwar von dem bekannten Dr. Mohoritſch,
der von Friedau nach Mahrenberg verſetzt wurde.
Die protokollierten Zeugenausſagen lauteten nun
weſentlich anders als früher, ſie widerſprachen ſich.
Auf Grund dieſer nunmehr anders lautenden
Zeugenausſagen, welche den Angeklagten entlaſteten,
ſah ſich das Berufungsgericht veranlaßt, den Ange-
klagten freizuſprechen. Dagegen gab das Berufungs-
gericht dem Antrage des öffentlichen Anklägers,
welcher die Freſener Schule vertrat, auf Abtre-
tung der Akten
an die Staatsanwalt-
ſchaft
behufs Einleitung der Unterſuchung darüber,
ob nicht falſche Zeugenausſagen vorliegen,
Folge. Dieſe Angelegenheit dürfte alſo das Gericht
noch weiter beſchäftigen.

Nach fünf Jahren.

Im Jahre 1900
wurden in der Schule zu Leskovec, Bezirk Pettau,
mehrere Unterrichtsgegenſtände und zwar beiläufig
300 Blätter Zeichenpapier und mehrere Bücher
aus einem verſperrten Gewahrſam im Geſamtwerte
von K. 20.20 entwendet. Nach 5 Jahren ſchenkte
der Beſitzersſohn Andreas Skok aus Gradiſche
dem Schüler Anton Tagolovec ein Blatt Papier,
von welchem feſtgeſtellt wurde, daß es von den
geſtohlenen Blättern herrührt. Bei der hierauf vor-
genommenen Durchſuchung von Skoks Koffer
wurden noch mehrere der entwendeten Blätter
Zeichenpapier vorgefunden. Skok befindet ſich nun
unter der Anklage des Diebſtahles. Er leugnet dem
genannten Schüler ein Blatt gegeben zu haben;
betreffs der im Koffer gefundenen Papiere erklärt
der Angeklagte, er wiſſe nicht, wie ſie da hinein-
gekommen ſeien. Wegen Mangel an Beweisgründen
wird Skok freigeſprochen.

Mit dem Meſſer.

Am 25. Dezember 1904
entſtand auf der Straße in Verovec zwiſchen dem
Franz Lah, Beſitzersſohn und Franz Zamuda,
beide aus Verovec, einerſeits und dem Martin
Zagoršek und Ignaz Golob anderſeits eine
Rauferei, bei welcher wieder das Meſſer die Haupt-
rolle ſpielte. Hiebei erlitten Zagoršek und Golob
je eine ſchwere Verletzung; Golob verlor überdies
die Fähigkeit, ſeinen Beruf auszuüben. Nach den
Ausſagen der Beſchädigten und der Täter durch-
ſchnitt Franz Lah dem Zagoršek die Wange; be-
züglich der Beſchädigung des Golob weiß letzterer
ſelbſt nicht, welcher von den beiden der richtige
Täter iſt, wogegen Franz Lah und Franz Zamuda
die Schuld einer auf den anderen ſchieben. Da die
Rauferei eine allgemeine war, iſt es anzunehmen,
daß beide Meſſerhelden dem Golob die Verletzung
beibrachten. Beide Angeklagte werden auch gemein-
ſam zu je 4 Monaten Kerker verurteilt.

Eine blutige Hochzeitsfeier

fand am
9. November v. J. in Windiſch-Radersdorf ſtatt.
Das Nachſpiel fand vor dem Marburger Erkenntnis-
gerichte ſtatt, vor welchem der 17 Jahre (!) alte,
in Negauberg geborene und nach Negau (Bez. Ober-
radkersburg) zuſtändige Keuſchlersſohn Franz
Wreča in Windiſch-Radersdorf als Angeklagter
ſteht. Der Sachverhalt iſt folgender: Am 9. No-
vember v. J. befanden ſich Wreča, der ebenfalls
17jährige Keuſchlersſohn Johann Horvat und
noch andere Burſchen anläßlich einer Hochzeitsfeier
bei dem Beſitzer Peter Jautſchar in Windiſch-
Radersdorf. Einer der Burſchen namens Anton
Stütz nahm im Scherze dem Franz Wreča
deſſen Tabakpfeife aus der Rocktaſche und gab ſie
den anderen Burſchen, von denen ſie Rudolf
Kementſchitſch dem Franz Wreča wieder
zurückgab. Trotzdem forderte Wreča vom Horvat

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[5/0005] Nr. 19, 11. Feber 1905. Marburger Zeitung Marburg im — Parlamente. In der geſtrigen Sitzung des Abgeordnetenhauſes wütete der Schriftleiter des „Slov. Narod“ in Laibach, der Abg. Tavcar, wie ein Beſinnungsloſer gegen den Oberlandesgerichtspräſidenten in Graz, den Grafen Gleispach, gegen das Bezirksgericht in Pettau und gegen das Geſchworenengericht in Marburg. Der Grund davon iſt der, daß Tavcar hier einer Verhandlung wegen Ehrenbelei- gung entgegenſieht. Wir werden in der nächſten Nummer die Bockſprünge dieſes haßerfüllten Mannes beleuchten. Der Marbnrger Radfahrerklub „Edel- weiß“ hielt am 6. Februar d. J. im Klubheim (Weilandits’ Gaſthaus) ſeine. 5. ordentliche Voll- verſammlung ab. Aus dem Tätigkeitsberichte des Obmannes Herrn Adolf Reiſp geht hervor, daß der Klub dem Steiriſchen Radfahrer-Gauverbande als Verbandsverein beigetreten iſt und als ſolcher auch am 18. Hauptgautage desſelben mitgewirkt hat. Am 16. Dezember v. J. fand eine Weihnachtsfeier ſtatt, welche einen erhebenden Verlauf nahm; zu dieſer Feier war auch unſer Bruderklub, der „Marburger Radfahrerklub 1887“ in ſtattlicher Anzahl mit ſeinem Obmann Herrn Franz Neger erſchienen. Nach dem Berichte des Säckelwartes Joſef Schmiderer wurde über Antrag des Rechnungsprüfers Anton Solar demſelben der Dank und die Entlaſtung erteilt. Der zweite Fahrwart Anton Fabian erſtattete wegen Verhinderung des erſte Fahrwartes F. Kaufmann den Bericht, daß im abgelaufenen Klubjahre 15 Klubpartien gemacht wurden und der erſte Fahr- wart F. Kaufmann den Preis für die meiſten Klub- partien und Kilometer errang. In die Klubleitung wurden folgende Herren gewählt: Adolf Reiſp, Ob- mann; Robert Krauth, Obmann-Stellvertreter; Joſef Schmiderer, Säckelwart; Anton Fabian, Schriftwart; Moriz Dadieu, Zeugwart; Ferdinand Kaufmann, erſter Fahrwart; Anton Solar, zweiter Fahrwart; Nikolaus Horwath, Franz Wolf, Seb. Scherrer, Poldl Tramſchek (letzterer wurde auch zum Hornfuchs gewählt), Beiſitzer und Alois Tſchernoſchek und Kriſtian zu Rechnungsprüfern. Mit dem Danke für das Erſcheinen und der Bitte, die Sportskollegen mögen auch in dieſem Jahre die Intereſſen des Klubs vor Augen halten und dem Sporte huldigen, ſchloß der Obmann mit einem kräftigen All Heil um 12¼ Uhr nachts die Ver- ſammlung. Dr. Mohoritſch in — Mahrenberg. Wie uns mitgeteilt wird, wurde der Dr. Mohoritſch vom Friedauer Bezirksgerichte nach Mahrenberg verſetzt. Dr. Mohoritſch, ein bekannter ſloveniſcher Parteimann, wurde in der letzten Zeit ſehr oft genannt u. zw. wegen dem eigentümlichen Ende, welches ſein gegen den Rechtsanwalt Dr. Delpin in Friedau angeſtrengter Ehrenbeleidigungsprozeß fand. Dr. Delpin hatte dem Dr. Mohoritſch Parteilichkeit in ſeinem Richteramte vorgeworfen. Dr. Mohoritſch brachte die Klage ein. Vor der Verhandlung, als Dr. Delpin beiläufig 30 Punkte in das Beweisverfahren eingeſtellt hatte, zog Dr. Mohoritſch die Klage zurück. Dieſer Umſtand erregte natürlich ungemeines Aufſehen. Nunmehr iſt die Verſetzung des Dr. Mohoritſch nach Mahren- berg erfolgt. Sämtliche Deutſche des Gerichts- ſprengels Friedau ſowie auch die von der windiſchen Hetzpreſſe nicht parteimäßig prononzierten Slovenen werden darüber gewiß nicht ungehalten ſein. Im Markt Mahrenberg wird man darüber freilich anders denken. Der Hausball im Gaſthauſe Tſcher- novſcheg, der am vergangenen Dienstag ſtattfand, erfreute ſich eines zahlreichen Beſuches und der beſten Stimmung. Bei den Klängen der Muſikkapelle des Inf.-Reg. Khevenhüller drehten ſich die Paare unermüdlich im Kreiſe, während eine zweite Muſik in einem anderen Lokale die nicht tanzenden oder ausruhenden Gäſte unterhielt. Beſonders der Tanz- ſaal war außerordentlich hübſch geſchmückt. Außer vielen Geſchäftsleuten waren auch zahlreiche ſonſtige Gäſte und Freunde des beliebten Gaſthofbeſitzers erſchienen, von denen gar viele bis zum grauenden Morgen bei der Muſik, den trefflichen Getränken und Speiſen in fröhlichſter Laune die Räume beſetzt hielten. Augenunterſuchung. Im Hotel „Erzherzog Johann“ übt Herr Oskar Hitſchmann ſeit einigen Tagen eine koſtenloſe Augenunterſuchung aus, die mit einem patentierten amerikaniſchen Apparate erfolgt. Der Apparat iſt verblüffend ein- fach und ſtellt in wenigen Augenblicken mit unüber- trefflicher Genauigkeit die Sehſtärke bezw.-Schwäche des Auges feſt. Durch dieſen Apparat wird es ermöglicht, für jedes Auge das paſſendſte Glas in wenigen Augenblicken zu finden. Kapokmatratzen und ſeine Verwen- dung. Kapok oder Pflanzendaunen genannt, wird aus den Früchten des Kapokſtrauches, welcher in den Tropen (Java) wächſt, gewonnen. Kapok beſitzt eine übergroße Elaſtizität und bietet Roßhaaren und anderen Polſtermaterialien gegenüber bedeutende Vorteile. In erſter Linie iſt ſeine Reinlichkeit her- vorzuheben, denn Kapok iſt frei von jeglichem Schmutz und Staub (das läſtige Ausklopfen der Matratzen fällt gänzlich weg), ferner hält es Motten und ſonſtiges Ungeziefer fern, es iſt auch ein ſehr geſundes Polſtermaterial, ſo daß Kapokmatratzen in Krankenhäuſern und anderen Anſtalten allen anderen vorgezogen werden. Ein weiterer Vorteil iſt ſeine Billigkeit gegenüber den ſo teueren Roßhaarmatratzen. Weiterhin iſt zu erwähnen ſeine Haltbarkeit. Eine Kapokmatratze hält viele Jahre ohne umgearbeitet zu werden; legt man eine ſolche von Zeit zu Zeit an die Sonne, ſo geht ſie durch die Wärme der Sonnenſtrahlen hoch auseinander. Die Verwendungs- weiſe iſt noch eine ſehr vielſeitige, außer Matratzen wird Kapok auch zum Füttern von Betten, Kiſſen, Plumeaus uſw. verwendet. Kapok nimmt niemals Waſſer an, auch wenn es tagelang darin liegt. K. Weſiak, Tapezierer und Dekorateur. Mechaniker-Werkſtätte. Im Ankündi- gungsteile unſerer heutigen Nummer empfehlen die Herren Maſten & Ambros in Marburg ihre Mechaniker-Werkſtätte für Fahrräder, Automobile und Rähmaſchinen. Das Geſchäft befindet ſich Tegetthoffſtraße Nr. 44. Aus dem Gerichtslaale. Guardian Heritſch und die „Mar- burger Zeitung“. Der Grazer klerikale Rechts- anwalt Dr. Neſtor beläſtigte uns ſchon zu wieder- holtenmalen im Namen und Auftrage hochwürdiger Herren mit „Berichtigungen“, die wir jedesmal un- beachtet ließen, weil ſie niemals dem Preßgeſetze entſprachen. Dies war auch der Fall bei einer Be- richtigung, welche uns Herr Dr. Neſtor im Auftrage des hieſ. Franziskaner-Guardians Herrn Heritſch ſandte. Dieſesmal brachte Herr Dr. Neſtor endlich einmal gegen den Schriftleiter der „Marburger Zeitung“, Herrn Norbert Jahn, beim hieſigen Bezirksgerichte die Klage wegen Nichtaufnahme einer Berichtigung ein. (Es handelte ſich um die Notiz, welche das „Lotteriewunder“ in der Franziskanerkirche betraf.) Herr Dr. Bratkowitſch vertrat für Herrn Dr. Haas den Dr. Neſtor, bezw. den Herrn Guardian Heritſch. Die Staunen erregenden preßgeſetzlichen Ausführungen des genannten Konzipienten haben wir ſeinerzeit angedeutet. Herr Norbert Jahn war ohne Verteidiger erſchienen und verwies auf die Fehler und Gebrechen der Berichtigung, welche die Verweigerung der Aufnahme rechtfertigen. Sonder- barerweiſe verurteilte der Bezirksrichter Herr Dr. Stergar Herrn Norbert Jahn zur Aufnahme der Berichtigung und zu einer Strafe von 40 K., wovon ein hieſiges windiſches Blatt, welches allge- meine Preßfragen wohl anders als jedes anſtändige Blatt beurteilt, mit Vergnügen Kenntnis nahm. Der verurteilte Schriftleiter meldete gegen dieſes Urteil natürlich ſofort die Berufung an. Heute vor- mittags fand vor dem Berufungsgerichte unter dem Vorſitze des LGR. Morocutti die Berufungsverhandlung ſtatt. Mit dem Berufungs- werber war Herr Dr. Mravlag erſchienen, den Guardian Herrn Heritſch bezw. den Dr. Neſtor vertrat Herr Dr. Haas. Herr Dr. Mravlag legte die Gründe dar, aus denen das erſte Urteil ein Fehlurteil war und erſuchte um Freiſpruch. Herr Dr. Haas legte das Hauptgewicht auf die Erwä- gung, daß der „Wunderglaube“ geſchützt werden müſſe. Nach einer längeren Beratung erſchien der Gerichtshof und verkündete das Urteil, nach welchem das erſtrichterliche Urteil aufgehoben und Herr Norbert Jahn, freigeſprochen erſchien. Die Urteilsgründe ſtützten ſich auf die früher von dem angeklagten Schrift- leiter und auf die heute vom Herrn Dr. Mravlag angeführten Argumente. Der Fran- ziskaner-Guardian Heritſch hat ſämliche Koſten beider Verhandlungen zu tragen. — Der Freiſpruch war angeſichts der unglaublichen Mängel und Gebrechen der Berichtigung vorausſichtlich. Als Schulfeind von Freſen wurde kürzlich der Leiter des windiſchen Konſumvereines von Freſen, Matthias Wiſiag, vom Bezirksgerichte Mahrenberg zu 14 Tagen Arreſt verurteilt. Dagegen brachte Wiſiag die Berufung ein, über welche von dem hieſigen Berufungsgerichte verhandelt wurde. Der Sachverhalt war folgender: Im Hoinig’ſchen Gaſthauſe in Freſen gab es kürzlich eine etwas lebhafte Auseinanderſetzung. Insbeſonders der Grundbeſitzer Woch und Antonia Lenz gerieten hart aneinander. Woch gab der Antonia Lenz einen diffamierenden Titel, der ſich auf die ſittlichen Qualitäten der Lenz bezieht und außerdem verſetzte er ihr einige Ohrfeigen. Der windiſch-klerikale „Kon- ſnma“ Matthias Wiſiag ſoll nun (ſloveniſch) eine abfällige Äußerung über die Schule in Freſen gemacht haben, welche die Antonia Lenz ſeinerzeit beſuchte. Über eine vom Oberlehrer der Schule des- wegen eingebrachte Klage wurde Wiſiag, wie oben bemerkt, zu 14 Tagen Arreſt verurteilt. Dagegen erhob Wiſiag, welcher leugnete, daß er die deutſche Schule in Freſen gemeint oder beleidigt habe, die Berufung an das Marburger Berufungs- gericht. Vom Mahrenberger Bezirksgerichte wurden mittlerweile die Zeugen neuerdings einvernommen und zwar von dem bekannten Dr. Mohoritſch, der von Friedau nach Mahrenberg verſetzt wurde. Die protokollierten Zeugenausſagen lauteten nun weſentlich anders als früher, ſie widerſprachen ſich. Auf Grund dieſer nunmehr anders lautenden Zeugenausſagen, welche den Angeklagten entlaſteten, ſah ſich das Berufungsgericht veranlaßt, den Ange- klagten freizuſprechen. Dagegen gab das Berufungs- gericht dem Antrage des öffentlichen Anklägers, welcher die Freſener Schule vertrat, auf Abtre- tung der Akten an die Staatsanwalt- ſchaft behufs Einleitung der Unterſuchung darüber, ob nicht falſche Zeugenausſagen vorliegen, Folge. Dieſe Angelegenheit dürfte alſo das Gericht noch weiter beſchäftigen. Nach fünf Jahren. Im Jahre 1900 wurden in der Schule zu Leskovec, Bezirk Pettau, mehrere Unterrichtsgegenſtände und zwar beiläufig 300 Blätter Zeichenpapier und mehrere Bücher aus einem verſperrten Gewahrſam im Geſamtwerte von K. 20.20 entwendet. Nach 5 Jahren ſchenkte der Beſitzersſohn Andreas Skok aus Gradiſche dem Schüler Anton Tagolovec ein Blatt Papier, von welchem feſtgeſtellt wurde, daß es von den geſtohlenen Blättern herrührt. Bei der hierauf vor- genommenen Durchſuchung von Skoks Koffer wurden noch mehrere der entwendeten Blätter Zeichenpapier vorgefunden. Skok befindet ſich nun unter der Anklage des Diebſtahles. Er leugnet dem genannten Schüler ein Blatt gegeben zu haben; betreffs der im Koffer gefundenen Papiere erklärt der Angeklagte, er wiſſe nicht, wie ſie da hinein- gekommen ſeien. Wegen Mangel an Beweisgründen wird Skok freigeſprochen. Mit dem Meſſer. Am 25. Dezember 1904 entſtand auf der Straße in Verovec zwiſchen dem Franz Lah, Beſitzersſohn und Franz Zamuda, beide aus Verovec, einerſeits und dem Martin Zagoršek und Ignaz Golob anderſeits eine Rauferei, bei welcher wieder das Meſſer die Haupt- rolle ſpielte. Hiebei erlitten Zagoršek und Golob je eine ſchwere Verletzung; Golob verlor überdies die Fähigkeit, ſeinen Beruf auszuüben. Nach den Ausſagen der Beſchädigten und der Täter durch- ſchnitt Franz Lah dem Zagoršek die Wange; be- züglich der Beſchädigung des Golob weiß letzterer ſelbſt nicht, welcher von den beiden der richtige Täter iſt, wogegen Franz Lah und Franz Zamuda die Schuld einer auf den anderen ſchieben. Da die Rauferei eine allgemeine war, iſt es anzunehmen, daß beide Meſſerhelden dem Golob die Verletzung beibrachten. Beide Angeklagte werden auch gemein- ſam zu je 4 Monaten Kerker verurteilt. Eine blutige Hochzeitsfeier fand am 9. November v. J. in Windiſch-Radersdorf ſtatt. Das Nachſpiel fand vor dem Marburger Erkenntnis- gerichte ſtatt, vor welchem der 17 Jahre (!) alte, in Negauberg geborene und nach Negau (Bez. Ober- radkersburg) zuſtändige Keuſchlersſohn Franz Wreča in Windiſch-Radersdorf als Angeklagter ſteht. Der Sachverhalt iſt folgender: Am 9. No- vember v. J. befanden ſich Wreča, der ebenfalls 17jährige Keuſchlersſohn Johann Horvat und noch andere Burſchen anläßlich einer Hochzeitsfeier bei dem Beſitzer Peter Jautſchar in Windiſch- Radersdorf. Einer der Burſchen namens Anton Stütz nahm im Scherze dem Franz Wreča deſſen Tabakpfeife aus der Rocktaſche und gab ſie den anderen Burſchen, von denen ſie Rudolf Kementſchitſch dem Franz Wreča wieder zurückgab. Trotzdem forderte Wreča vom Horvat

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 19, Marburg, 11.02.1905, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger19_1905/5>, abgerufen am 24.11.2024.