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Marburger Zeitung. Nr. 153, Marburg, 20.12.1904.

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Nr. 153, 20. Dezember 1904. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] Roheiten, die bei dem Fangen und Töten der Vögel
gebräuchlich sind, auch dann nicht entschuldigt wer-
den, wenn diese "Arbeit" als Erwerbszweig weniger
Menschen angesehen wird. Wir verurteilen auf das
entschiedenste das Blenden der Lockvögel als Bar-
barei ärgster Sorte. Die Art und Weise, wie diese
Opfer menschlicher Selbstsucht im Sommer gehalten
werden, ist abscheulich. Die engen, kleinen Behälter,
mit zwei Sitzstangen versehen, strotzend von Kot
und von allerlei Ungeziefer übervölkert, werden mit
ihrem bedauernswerten Insassen monatelang im
Dunkeln gehalten und sind wahre Folterkammern.
Wer je Gelegenheit hatte, einen Einblick in diese
barbarischen Zustände zu gewinnen, staunt, solche
heute noch in einem Kulturlande zu finden. Wenn
weiters das Preisschießen auf Tauben in dem Jagd-
gesetze nicht verboten erscheint, so müßte dies bei
einem so hochentwickelten Volke wie dem italienischen
als Zeichen des Verfalles angesehen werden. Es
wäre traurig, daß Menschen ein Zeitvertreib, eine
Belustigung geschaffen würde, die bereits alle Ver-
gnügungen, welche ihnen eine überfeine Kultur
bietet, durchgekostet und nur zu sorgen haben, auf
welch ausgesuchte Art sie sich einen Nervenkitzel
verschaffen könnten. Diese Leute sollen den hungri-
gen Vogelsängern anständigen Broterwerb schaffen.
Mit diesem Wunsche, diesen Empfindungen und Ge-
danken stehen wir nicht vereinzelt da und möchten
wir im Interesse des Ansehens der Italiener so-
wie in unserem eigensten Belangen das hohe kgl.
Ackerbauministerium recht eindringlichst bitten, zur
Ehre der leitenden Kreise des schönen Italien un-
serem Wunsche Rechnung tragen zu wollen.

(Gesegnete Mahlzeit.)

Wie der "La-
vanttaler Bote" meldet, hat ein Grundbesitzer im
Gasthaus des Alois Karisch in Jakling (Kärnten)
42 Stück hartgekochte Eier im Zeitraum von einer
halben Stunde verzehrt. Dies geschah in großer
Gesellschaft infolge einer Wette, welche um den
Betrag für die Eier ging. Nach einer Version soll
er hierauf noch 5 Eier verzehrt und sich am
nächsten Tage ganz wohl befunden haben.

(Aus der Zeitungswelt.)

Die Klagen-
furter "Freien Stimmen" (Eigentümer Abg. J. W.
Dobernig) treten mit Neujahr in den 25. Jahrgang.
Aus diesem Anlasse wird die erste Nummer des
Jubiläumsjahres eine Festbeilage mit wertvollen
Aufsätzen der namhaftesten Kärntner Schriftsteller
enthalten.




Eigen-Berichte.

(Silvesterfeier.)

Wie in den Vorjahren ver-
anstaltet der hiesige Lehrkörper auch heuer am
Silvesterabende in Ratteys Gasthauslokalitäten einen
Glückshafen zum Besten der armen Schulkinder
und ladet alle Freunde der Schule und der Schul-
jugend freundlichst ein, diese wahrhaft humane
Veranstaltung durch Verleihung von Besten und
sonstigen Spenden sowie durch rege Teilnahme auf
das kräftigste unterstützen zu wollen.

(Julfeier.)

Der
deutsche Turnverein Mureck (Turnerbund) veran-
staltet Mittwoch, den 21. d. um 8 Uhr abends im
Gasthause des Herrn Felix Jahl seine diesjährige
Julfeier. Volksgenossen sind herzlich willkommen.

(Ernennung.
-- Trachtenkränzchen.)

Herr Johann Mür-
ling,
k. k. Grundbuchsführer i. R. und Hausbe-
sitzer, wurde an Stelle des zurückgetretenen Herrn
Hauptmannes Karl Genotte zum staatsanwaltschaft-
lichen Funktionär beim k. k. Bezirksgerichte Leib-
nitz ernannt. -- Die Jungmannschaft Leibnitz ver-
anstaltet am 14. Jänner k. J., abends 8 Uhr, in
Neuböcks Saale ein Trachtenkränzchen, an dessen
Vorbereitungen bereits eifrigst gearbeitet wird. Für
den musikalischen Teil ist die Kapelle des Infanterie-
Regiments Nr. 7 Graf Khevenhüller gewonnen.




Marburger Nachrichten.
(Todesfall.)

Gestern starb hier der Heiz-
hausbedienstete der Südbahn, Herr Kaspar Katzen-
steiner,
im 72. Lebensjahre. Das Leichenbegängnis
findet morgen um halb 4 Uhr statt.

(Südmark-Kränzchen.)

Ursprünglich
wurde die Absicht gehegt, das Südmark-Kränzchen,
um einen größeren Reinertrag für die deutsche
Studentenküche zu erzielen, in den oberen Kasino-
räumen abzuhalten. Da jedoch die Kosten für die
Beistellung dieser Räume (400 Kronen) sich zu hoch
stellen, so hat der Ortsgruppenausschuß in seiner
[Spaltenumbruch] gestern abends abgehaltenen Sitzung den Beschluß
gefaßt, dieses mit Recht so beliebte und vornehme
Tanzfest in den unteren Kasinoräumen zu veran-
stalten, und der Festausschuß. der in den nächsten
Tagen schon zusammentritt, wird gewiß alles auf-
bieten, um das Fest so glanzvoll auszugestalten,
um es würdig seinen Vorgängern anreihen zu
können.

(Philharmonischer Verein.)

Das
zweite Mitgliederkonzert dieses Vereines wird am
Montag, den 16. Jänner im großen Kasinosaale
abgehalten werden. Zwei Neuheiten für Marburg
gelangen an diesem Konzerte zur Ausführung und
zwar eine reizende Sinfonie des nordischen Ton-
dichters Swendsen und ein Violinkonzert von Mox
Bruch, das der Konzertmeister des steierm. Musik-
vereines, Herr J. Handl, mit Orchesterbegleitung
zum Vortrage bringen wird. Der erste Familien-
abend des Vereines findet am Dreikönigtage im
unteren Kasino-Konzertsaale statt und wird eine
besonders reichhaltige Vortragsordnung bieten.

(Spenden):

für die arme Frau mit 5 un-
versorgten Kindern: B. 2 Kronen, R. V. 2, Unge-
nannt 1,

(Spenden):

für die arme Familie Kovatsch:
B. 2 Kronen, R. V. 3, Ungenannt 1, Mizi
Kocevar 10, K. Sch. 1, Lehrkörper der Knaben-
schule II 5, Tischgesellschaft 5,

(Vom Theater.)

Wie bereits mitgeteilt
wurde, findet heute der Benefizeabend der 1. Ope-
rettensoubrette Frl. Laura Bernauer statt. Zur
Aufführung gelangt die populäre Operette "Das
süße Mädel",
worin die Benefiziantin in der
Titelrolle vor das Publikum tritt. Bei der Beliebt-
heit der jungen sympathischen Künstlerin beim hie-
sigen Publikum ist wohl auf ein ausverkauftes
Haus zu rechnen. Mittwoch, den 21. d. nachmittag
halb 4 Uhr wird bei ermäßigten Preisen das rei-
zende Weihnachtsmärchen "Des armen Kindes
Weihnachtsfest"
für Groß und Klein zum
erstenmale aufgeführt. Das Stück, das so recht
für die Weihnachtszeit paßt, enthält nebst einer
fesselnden Handlung Gesang, Ballett und lebende
Bilder. Für abends halb 8 Uhr wurde das ange-
setzte Stück "Die 300 Tage" verschoben und gelangt
als Klassikervorstellung Goethe's "Egmont" mit
der vollständigen, zur Handlung gehörigen Musik
von Beethoven zur Aufführung. Dieses Meisterwerk
Goethes fand bei der letzten Studentenvorstellung
so viel Beifall, daß die Direktion zahlreichen Wün-
schen entspricht, dieses Stück auch als Abendvor-
stellung zu geben. Donnerstag, den 22. d. geht
in vollständig neuer Ausstattung der größte Wiener
Operettenschlager der Saison "Jung-Heidelberg"
von Karl Millöcker in Szene. Die Proben sind
unter der Leitung des Direktors Karl Richter und
des Kapellmeisters Oskar Seibt in vollem Gange.
Die vorkommenden Tänze werden sämtlich vom
Ballettmeister und Regisseur Herrn Karl Schober
von den vereinigten Theatern in Graz einstudiert.
Sämtliche Rollen des Stückes befinden sich in be-
währten Händen. Interessant ist, daß die beiden
Hauptfiguren aus dem bekannten Studentenstücke
"Alt-Heidelberg", "Prinz Karl Heinrich" und
"Käthi" in dieser Operette "gealtert" vorgeführt
werden. Das Repertoir für die Feiertage wurde
wie folgt zusammengestellt: Sonntag, den 25. d.
nachmittags 3 Uhr "Der Rastelbinder", abends
halb 8 Uhr "Jung-Heidelberg", Montag, 26. d.
nachmittags 3 Uhr "Das süße Mädel", abends
halb 8 Uhr zum erstenmale: "Wolf Bär Pfeffer-
korn auf Reisen".

(Von der Hauptleitung der Süd-
mark.)

Beim Herannahen der Weihnachts- und
Neujahrszeit erlaubt sich die Hauptleitung alle
deutsch gesinnten Kreise an die im Verlage des
Vereines erschienenen Jul- und Neujahrs-Postkarten
zu erinnern, die zum Preise von 10 H. das Stück
gegen Voreinsendung oder Nachnahme des Betrages
durch die Kanzlei bezogen werden können. Wieder-
verkäufer erhalten entsprechenden Nachlaß.

(Der Deusche Lehrerverein Um-
gebung Marburg)

beschloß in der am 15. d.
abgehaltenen Vereinsversammlung einstimmig,
sich der kürzlich vom Leobener Lehrerverein gefaßten
Entschließung, in welcher dieser gegen den nieder-
österreichischen Schulgesetzentwurf in schärfster Weise
Protest erhebt, vollinhaltlich anzuschließen und gibt
der Erwartung Ausdruck, daß sämtliche freiheitlich
gesinnten Volksvertreter, Körperschaften und Stadt-
vertretungen mannhaften und energischen Einspruch
gegen die Sanktionierung dieses Gesetzes erheben
werden. Der Hilfskasse des Verbandes tritt der
[Spaltenumbruch] Verein als Mitglied bei. Der Tätigkeitsbericht des
Obmannes sowie der Kassabericht wurde zur befrie-
digenden Kenntnis genommen und dem Obmanne
für seine eifrige, zielbewnßte Tätigkeit der wärmste
Dank ausgesprochen. Weiters wurde beschlossen,
wegen Abhaltung einer Landeslehrerkonferenz im
Jahre 1905 die nötigen Schritte einzuleiten. Dem
völkischen Schriftsteller Herrn Karl Pröll in
Berlin wird für die den Schulen an der Sprach-
grenze übermittelten Bücherspenden und Geldbeträge,
welch letztere zur Veranstaltung von Weihnachts-
bäumchen bestimmt sind, der tiefgefühlteste Dank
ausgesprochen. In die Vereinsleitung wurden ge-
wählt die Herren Oberlehrer Moge als Obmann,
Oberlehrer Hötschl als dessen Stellvertreter, Lehrer
Schatz als Schriftührer, Lehrer Kankowsky
als Säckelwart und die Oberlehrer Wernitznigg
und Jauk als Mitglieder des Vereinsausschusses.

(Für die deutsche Schule in Brunn-
dorf.)

Zur Anschaffung von Schuleinrichtungs-
gegenständen hat der Volksschule in Brunndorf der
Allgemeine Deutsche Schulverein in Berlin 500 Mk.
und der Verein Südmark in Graz 100 K. gespendet.

(Ja deutscher Michl, das ist ganz
was anderes!)

Man schreibt uns: "Die römisch-
katholische Religion rühmt sich, daß nur sie ein-
heitlich und echt sei. Das dem nicht so ist, zeigen
schon die benachbarten Bistümer Seckau und
Lavant. In der ersteren darf während einer
gesungenen Messe, also Hochamt, niemals vom
Chore aus in deutscher Sprache, nämlich in der
Sprache des anwesenden Volkes, gesungen werden.
An Sonn- und Festtagen hört man nur Lieder
in lateinischer Sprache. Ganz anders wird
es gehalten in den Kirchen der Lavanter Diözese,
welche doch eine und dieselbe Konfession hat, wie
die Seckauer Diözese. Im Lavanter Bistum hört
man an Sonn- und anderen Festtagen anläßlich
gesungener Messen nur Lieder im windischen
Idiom. Also wo ist die Einheitlichkeit der allein
seligmachenden Religion? Sommerfrischler aus der
Seckauer Diözese wundern sich nur, wie es kommt,
daß in ihrer Heimat die Lieder in ihrer Mutter-
sprache nicht gesungen werden dürfen, während
in der Lavanter Diözese dies umgekehrt geschieht.
Was dort verboten ist, wird aber bei uns osten-
tativ geübt! Ja, deutscher Michel, deine Zipfelmütze
sitzt dir noch tief über die Ohren, dir verbietet man
eben den Gesang in deiner Muttersprache in der
Kirche. Du hast eben keine deutschen Priester.
Interessant ist auch folgendes: Vor Jahren wurde
eine päpstliche Verordnung öffentlich von der Kanzel
verlesen, daß die Worte anläßlich der Verabreichung
der Kommunion "O Herr, ich bin nicht würdig ..."
nur in lateinischer Sprache vom Priester gesprochen
werden dürfen, wenn die Kommunion während der
Messe, also gleich nach der Kommunion des messe-
lesenden Priesters, verabreicht wird. Trotz dieser
päpstlichen Verordnung kümmern sich besonders
die jungen Hetzkaplänchen des Lavanter Bistums
nicht, sie sprechen diese Worte trotz päpstlichen Ver-
botes doch im windischen Idiom. Wieder ganz
anders wirds in der Seckauer Diözese gehalten. Also
man sieht, daß unsere Priesterschaft dem Papst als
ihr Oberhaupt nicht folge leistet, wir Laien sollen
aber unseren Hetzkaplänen alles bis aufs J-Tüpfel-
chen folgen. Folget ihr, dann werden auch wir folgen.
Mein Sohn hatte in einer Volksschule der Seckauer
Diözese einen schwarz rot-gelben Bleistift, dies be-
merkte sein Katechet. Er wurde bestraft und durfte
diesen Bleistift nicht mehr gebrauchen, geschweige
denselben in die Schule tragen. Dergleichen geschah
auch in der Stadtschule der Landeshauptstadt Graz.
In Untersteiermark begegnete ich einen Volksschüler,
der einen Bleistift in weiß-blau-rot öffentlich trug.
Der Knabe war von deutschen Eltern. Er sagte
mir auch, daß sein Lehrer und sein Katechet gerne
sehen, wenn er und die übrigen Kinder solche Blei-
stifte haben. -- Dort verboten, hier gerne gesehen.
Die Farben der russischen Seeräuber sind bisher
in Untersteiermark noch nicht verboten!

(Warenverkehr in den Marburger
Lagerhäusern)

vom 1. Dezember bis 16. De-
zember. Lagerstand am 30. November 119.066·84
Meterzentner, Assekuranzwert 2,497.670 K. Ein-
lagerung vom 1. bis 15. Dezember 14.204·35 Meter-
zentner, Assekuranzwert 176.080 K., zusammen
133.271·19 Meterzentner, Assekuranzwert 2,673.750
K.; Auslagerung vom 1. bis 15. Dezember
21.994·98 Meterzentner, Assekuranzwert 316.330 K.,
Lagerstand am 15. Dezember 111.276·21 Meter-
zentner, Assekuranzwert 2,357.420 K.


Nr. 153, 20. Dezember 1904. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] Roheiten, die bei dem Fangen und Töten der Vögel
gebräuchlich ſind, auch dann nicht entſchuldigt wer-
den, wenn dieſe „Arbeit“ als Erwerbszweig weniger
Menſchen angeſehen wird. Wir verurteilen auf das
entſchiedenſte das Blenden der Lockvögel als Bar-
barei ärgſter Sorte. Die Art und Weiſe, wie dieſe
Opfer menſchlicher Selbſtſucht im Sommer gehalten
werden, iſt abſcheulich. Die engen, kleinen Behälter,
mit zwei Sitzſtangen verſehen, ſtrotzend von Kot
und von allerlei Ungeziefer übervölkert, werden mit
ihrem bedauernswerten Inſaſſen monatelang im
Dunkeln gehalten und ſind wahre Folterkammern.
Wer je Gelegenheit hatte, einen Einblick in dieſe
barbariſchen Zuſtände zu gewinnen, ſtaunt, ſolche
heute noch in einem Kulturlande zu finden. Wenn
weiters das Preisſchießen auf Tauben in dem Jagd-
geſetze nicht verboten erſcheint, ſo müßte dies bei
einem ſo hochentwickelten Volke wie dem italieniſchen
als Zeichen des Verfalles angeſehen werden. Es
wäre traurig, daß Menſchen ein Zeitvertreib, eine
Beluſtigung geſchaffen würde, die bereits alle Ver-
gnügungen, welche ihnen eine überfeine Kultur
bietet, durchgekoſtet und nur zu ſorgen haben, auf
welch ausgeſuchte Art ſie ſich einen Nervenkitzel
verſchaffen könnten. Dieſe Leute ſollen den hungri-
gen Vogelſängern anſtändigen Broterwerb ſchaffen.
Mit dieſem Wunſche, dieſen Empfindungen und Ge-
danken ſtehen wir nicht vereinzelt da und möchten
wir im Intereſſe des Anſehens der Italiener ſo-
wie in unſerem eigenſten Belangen das hohe kgl.
Ackerbauminiſterium recht eindringlichſt bitten, zur
Ehre der leitenden Kreiſe des ſchönen Italien un-
ſerem Wunſche Rechnung tragen zu wollen.

(Geſegnete Mahlzeit.)

Wie der „La-
vanttaler Bote“ meldet, hat ein Grundbeſitzer im
Gaſthaus des Alois Kariſch in Jakling (Kärnten)
42 Stück hartgekochte Eier im Zeitraum von einer
halben Stunde verzehrt. Dies geſchah in großer
Geſellſchaft infolge einer Wette, welche um den
Betrag für die Eier ging. Nach einer Verſion ſoll
er hierauf noch 5 Eier verzehrt und ſich am
nächſten Tage ganz wohl befunden haben.

(Aus der Zeitungswelt.)

Die Klagen-
furter „Freien Stimmen“ (Eigentümer Abg. J. W.
Dobernig) treten mit Neujahr in den 25. Jahrgang.
Aus dieſem Anlaſſe wird die erſte Nummer des
Jubiläumsjahres eine Feſtbeilage mit wertvollen
Aufſätzen der namhafteſten Kärntner Schriftſteller
enthalten.




Eigen-Berichte.

(Silveſterfeier.)

Wie in den Vorjahren ver-
anſtaltet der hieſige Lehrkörper auch heuer am
Silveſterabende in Ratteys Gaſthauslokalitäten einen
Glückshafen zum Beſten der armen Schulkinder
und ladet alle Freunde der Schule und der Schul-
jugend freundlichſt ein, dieſe wahrhaft humane
Veranſtaltung durch Verleihung von Beſten und
ſonſtigen Spenden ſowie durch rege Teilnahme auf
das kräftigſte unterſtützen zu wollen.

(Julfeier.)

Der
deutſche Turnverein Mureck (Turnerbund) veran-
ſtaltet Mittwoch, den 21. d. um 8 Uhr abends im
Gaſthauſe des Herrn Felix Jahl ſeine diesjährige
Julfeier. Volksgenoſſen ſind herzlich willkommen.

(Ernennung.
— Trachtenkränzchen.)

Herr Johann Mür-
ling,
k. k. Grundbuchsführer i. R. und Hausbe-
ſitzer, wurde an Stelle des zurückgetretenen Herrn
Hauptmannes Karl Genotte zum ſtaatsanwaltſchaft-
lichen Funktionär beim k. k. Bezirksgerichte Leib-
nitz ernannt. — Die Jungmannſchaft Leibnitz ver-
anſtaltet am 14. Jänner k. J., abends 8 Uhr, in
Neuböcks Saale ein Trachtenkränzchen, an deſſen
Vorbereitungen bereits eifrigſt gearbeitet wird. Für
den muſikaliſchen Teil iſt die Kapelle des Infanterie-
Regiments Nr. 7 Graf Khevenhüller gewonnen.




Marburger Nachrichten.
(Todesfall.)

Geſtern ſtarb hier der Heiz-
hausbedienſtete der Südbahn, Herr Kaſpar Katzen-
ſteiner,
im 72. Lebensjahre. Das Leichenbegängnis
findet morgen um halb 4 Uhr ſtatt.

(Südmark-Kränzchen.)

Urſprünglich
wurde die Abſicht gehegt, das Südmark-Kränzchen,
um einen größeren Reinertrag für die deutſche
Studentenküche zu erzielen, in den oberen Kaſino-
räumen abzuhalten. Da jedoch die Koſten für die
Beiſtellung dieſer Räume (400 Kronen) ſich zu hoch
ſtellen, ſo hat der Ortsgruppenausſchuß in ſeiner
[Spaltenumbruch] geſtern abends abgehaltenen Sitzung den Beſchluß
gefaßt, dieſes mit Recht ſo beliebte und vornehme
Tanzfeſt in den unteren Kaſinoräumen zu veran-
ſtalten, und der Feſtausſchuß. der in den nächſten
Tagen ſchon zuſammentritt, wird gewiß alles auf-
bieten, um das Feſt ſo glanzvoll auszugeſtalten,
um es würdig ſeinen Vorgängern anreihen zu
können.

(Philharmoniſcher Verein.)

Das
zweite Mitgliederkonzert dieſes Vereines wird am
Montag, den 16. Jänner im großen Kaſinoſaale
abgehalten werden. Zwei Neuheiten für Marburg
gelangen an dieſem Konzerte zur Ausführung und
zwar eine reizende Sinfonie des nordiſchen Ton-
dichters Swendſen und ein Violinkonzert von Mox
Bruch, das der Konzertmeiſter des ſteierm. Muſik-
vereines, Herr J. Handl, mit Orcheſterbegleitung
zum Vortrage bringen wird. Der erſte Familien-
abend des Vereines findet am Dreikönigtage im
unteren Kaſino-Konzertſaale ſtatt und wird eine
beſonders reichhaltige Vortragsordnung bieten.

(Spenden):

für die arme Frau mit 5 un-
verſorgten Kindern: B. 2 Kronen, R. V. 2, Unge-
nannt 1,

(Spenden):

für die arme Familie Kovatſch:
B. 2 Kronen, R. V. 3, Ungenannt 1, Mizi
Kočevar 10, K. Sch. 1, Lehrkörper der Knaben-
ſchule II 5, Tiſchgeſellſchaft 5,

(Vom Theater.)

Wie bereits mitgeteilt
wurde, findet heute der Benefizeabend der 1. Ope-
rettenſoubrette Frl. Laura Bernauer ſtatt. Zur
Aufführung gelangt die populäre Operette „Das
ſüße Mädel“,
worin die Benefiziantin in der
Titelrolle vor das Publikum tritt. Bei der Beliebt-
heit der jungen ſympathiſchen Künſtlerin beim hie-
ſigen Publikum iſt wohl auf ein ausverkauftes
Haus zu rechnen. Mittwoch, den 21. d. nachmittag
halb 4 Uhr wird bei ermäßigten Preiſen das rei-
zende Weihnachtsmärchen „Des armen Kindes
Weihnachtsfeſt“
für Groß und Klein zum
erſtenmale aufgeführt. Das Stück, das ſo recht
für die Weihnachtszeit paßt, enthält nebſt einer
feſſelnden Handlung Geſang, Ballett und lebende
Bilder. Für abends halb 8 Uhr wurde das ange-
ſetzte Stück „Die 300 Tage“ verſchoben und gelangt
als Klaſſikervorſtellung Goethe’s „Egmont“ mit
der vollſtändigen, zur Handlung gehörigen Muſik
von Beethoven zur Aufführung. Dieſes Meiſterwerk
Goethes fand bei der letzten Studentenvorſtellung
ſo viel Beifall, daß die Direktion zahlreichen Wün-
ſchen entſpricht, dieſes Stück auch als Abendvor-
ſtellung zu geben. Donnerstag, den 22. d. geht
in vollſtändig neuer Ausſtattung der größte Wiener
Operettenſchlager der Saiſon „Jung-Heidelberg“
von Karl Millöcker in Szene. Die Proben ſind
unter der Leitung des Direktors Karl Richter und
des Kapellmeiſters Oskar Seibt in vollem Gange.
Die vorkommenden Tänze werden ſämtlich vom
Ballettmeiſter und Regiſſeur Herrn Karl Schober
von den vereinigten Theatern in Graz einſtudiert.
Sämtliche Rollen des Stückes befinden ſich in be-
währten Händen. Intereſſant iſt, daß die beiden
Hauptfiguren aus dem bekannten Studentenſtücke
„Alt-Heidelberg“, „Prinz Karl Heinrich“ und
„Käthi“ in dieſer Operette „gealtert“ vorgeführt
werden. Das Repertoir für die Feiertage wurde
wie folgt zuſammengeſtellt: Sonntag, den 25. d.
nachmittags 3 Uhr „Der Raſtelbinder“, abends
halb 8 Uhr „Jung-Heidelberg“, Montag, 26. d.
nachmittags 3 Uhr „Das ſüße Mädel“, abends
halb 8 Uhr zum erſtenmale: „Wolf Bär Pfeffer-
korn auf Reiſen“.

(Von der Hauptleitung der Süd-
mark.)

Beim Herannahen der Weihnachts- und
Neujahrszeit erlaubt ſich die Hauptleitung alle
deutſch geſinnten Kreiſe an die im Verlage des
Vereines erſchienenen Jul- und Neujahrs-Poſtkarten
zu erinnern, die zum Preiſe von 10 H. das Stück
gegen Voreinſendung oder Nachnahme des Betrages
durch die Kanzlei bezogen werden können. Wieder-
verkäufer erhalten entſprechenden Nachlaß.

(Der Deuſche Lehrerverein Um-
gebung Marburg)

beſchloß in der am 15. d.
abgehaltenen Vereinsverſammlung einſtimmig,
ſich der kürzlich vom Leobener Lehrerverein gefaßten
Entſchließung, in welcher dieſer gegen den nieder-
öſterreichiſchen Schulgeſetzentwurf in ſchärfſter Weiſe
Proteſt erhebt, vollinhaltlich anzuſchließen und gibt
der Erwartung Ausdruck, daß ſämtliche freiheitlich
geſinnten Volksvertreter, Körperſchaften und Stadt-
vertretungen mannhaften und energiſchen Einſpruch
gegen die Sanktionierung dieſes Geſetzes erheben
werden. Der Hilfskaſſe des Verbandes tritt der
[Spaltenumbruch] Verein als Mitglied bei. Der Tätigkeitsbericht des
Obmannes ſowie der Kaſſabericht wurde zur befrie-
digenden Kenntnis genommen und dem Obmanne
für ſeine eifrige, zielbewnßte Tätigkeit der wärmſte
Dank ausgeſprochen. Weiters wurde beſchloſſen,
wegen Abhaltung einer Landeslehrerkonferenz im
Jahre 1905 die nötigen Schritte einzuleiten. Dem
völkiſchen Schriftſteller Herrn Karl Pröll in
Berlin wird für die den Schulen an der Sprach-
grenze übermittelten Bücherſpenden und Geldbeträge,
welch letztere zur Veranſtaltung von Weihnachts-
bäumchen beſtimmt ſind, der tiefgefühlteſte Dank
ausgeſprochen. In die Vereinsleitung wurden ge-
wählt die Herren Oberlehrer Moge als Obmann,
Oberlehrer Hötſchl als deſſen Stellvertreter, Lehrer
Schatz als Schriftührer, Lehrer Kankowsky
als Säckelwart und die Oberlehrer Wernitznigg
und Jauk als Mitglieder des Vereinsausſchuſſes.

(Für die deutſche Schule in Brunn-
dorf.)

Zur Anſchaffung von Schuleinrichtungs-
gegenſtänden hat der Volksſchule in Brunndorf der
Allgemeine Deutſche Schulverein in Berlin 500 Mk.
und der Verein Südmark in Graz 100 K. geſpendet.

(Ja deutſcher Michl, das iſt ganz
was anderes!)

Man ſchreibt uns: „Die römiſch-
katholiſche Religion rühmt ſich, daß nur ſie ein-
heitlich und echt ſei. Das dem nicht ſo iſt, zeigen
ſchon die benachbarten Bistümer Seckau und
Lavant. In der erſteren darf während einer
geſungenen Meſſe, alſo Hochamt, niemals vom
Chore aus in deutſcher Sprache, nämlich in der
Sprache des anweſenden Volkes, geſungen werden.
An Sonn- und Feſttagen hört man nur Lieder
in lateiniſcher Sprache. Ganz anders wird
es gehalten in den Kirchen der Lavanter Diözeſe,
welche doch eine und dieſelbe Konfeſſion hat, wie
die Seckauer Diözeſe. Im Lavanter Bistum hört
man an Sonn- und anderen Feſttagen anläßlich
geſungener Meſſen nur Lieder im windiſchen
Idiom. Alſo wo iſt die Einheitlichkeit der allein
ſeligmachenden Religion? Sommerfriſchler aus der
Seckauer Diözeſe wundern ſich nur, wie es kommt,
daß in ihrer Heimat die Lieder in ihrer Mutter-
ſprache nicht geſungen werden dürfen, während
in der Lavanter Diözeſe dies umgekehrt geſchieht.
Was dort verboten iſt, wird aber bei uns oſten-
tativ geübt! Ja, deutſcher Michel, deine Zipfelmütze
ſitzt dir noch tief über die Ohren, dir verbietet man
eben den Geſang in deiner Mutterſprache in der
Kirche. Du haſt eben keine deutſchen Prieſter.
Intereſſant iſt auch folgendes: Vor Jahren wurde
eine päpſtliche Verordnung öffentlich von der Kanzel
verleſen, daß die Worte anläßlich der Verabreichung
der Kommunion „O Herr, ich bin nicht würdig ...“
nur in lateiniſcher Sprache vom Prieſter geſprochen
werden dürfen, wenn die Kommunion während der
Meſſe, alſo gleich nach der Kommunion des meſſe-
leſenden Prieſters, verabreicht wird. Trotz dieſer
päpſtlichen Verordnung kümmern ſich beſonders
die jungen Hetzkaplänchen des Lavanter Bistums
nicht, ſie ſprechen dieſe Worte trotz päpſtlichen Ver-
botes doch im windiſchen Idiom. Wieder ganz
anders wirds in der Seckauer Diözeſe gehalten. Alſo
man ſieht, daß unſere Prieſterſchaft dem Papſt als
ihr Oberhaupt nicht folge leiſtet, wir Laien ſollen
aber unſeren Hetzkaplänen alles bis aufs J-Tüpfel-
chen folgen. Folget ihr, dann werden auch wir folgen.
Mein Sohn hatte in einer Volksſchule der Seckauer
Diözeſe einen ſchwarz rot-gelben Bleiſtift, dies be-
merkte ſein Katechet. Er wurde beſtraft und durfte
dieſen Bleiſtift nicht mehr gebrauchen, geſchweige
denſelben in die Schule tragen. Dergleichen geſchah
auch in der Stadtſchule der Landeshauptſtadt Graz.
In Unterſteiermark begegnete ich einen Volksſchüler,
der einen Bleiſtift in weiß-blau-rot öffentlich trug.
Der Knabe war von deutſchen Eltern. Er ſagte
mir auch, daß ſein Lehrer und ſein Katechet gerne
ſehen, wenn er und die übrigen Kinder ſolche Blei-
ſtifte haben. — Dort verboten, hier gerne geſehen.
Die Farben der ruſſiſchen Seeräuber ſind bisher
in Unterſteiermark noch nicht verboten!

(Warenverkehr in den Marburger
Lagerhäuſern)

vom 1. Dezember bis 16. De-
zember. Lagerſtand am 30. November 119.066·84
Meterzentner, Aſſekuranzwert 2,497.670 K. Ein-
lagerung vom 1. bis 15. Dezember 14.204·35 Meter-
zentner, Aſſekuranzwert 176.080 K., zuſammen
133.271·19 Meterzentner, Aſſekuranzwert 2,673.750
K.; Auslagerung vom 1. bis 15. Dezember
21.994·98 Meterzentner, Aſſekuranzwert 316.330 K.,
Lagerſtand am 15. Dezember 111.276·21 Meter-
zentner, Aſſekuranzwert 2,357.420 K.


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[3/0003] Nr. 153, 20. Dezember 1904. Marburger Zeitung Roheiten, die bei dem Fangen und Töten der Vögel gebräuchlich ſind, auch dann nicht entſchuldigt wer- den, wenn dieſe „Arbeit“ als Erwerbszweig weniger Menſchen angeſehen wird. Wir verurteilen auf das entſchiedenſte das Blenden der Lockvögel als Bar- barei ärgſter Sorte. Die Art und Weiſe, wie dieſe Opfer menſchlicher Selbſtſucht im Sommer gehalten werden, iſt abſcheulich. Die engen, kleinen Behälter, mit zwei Sitzſtangen verſehen, ſtrotzend von Kot und von allerlei Ungeziefer übervölkert, werden mit ihrem bedauernswerten Inſaſſen monatelang im Dunkeln gehalten und ſind wahre Folterkammern. Wer je Gelegenheit hatte, einen Einblick in dieſe barbariſchen Zuſtände zu gewinnen, ſtaunt, ſolche heute noch in einem Kulturlande zu finden. Wenn weiters das Preisſchießen auf Tauben in dem Jagd- geſetze nicht verboten erſcheint, ſo müßte dies bei einem ſo hochentwickelten Volke wie dem italieniſchen als Zeichen des Verfalles angeſehen werden. Es wäre traurig, daß Menſchen ein Zeitvertreib, eine Beluſtigung geſchaffen würde, die bereits alle Ver- gnügungen, welche ihnen eine überfeine Kultur bietet, durchgekoſtet und nur zu ſorgen haben, auf welch ausgeſuchte Art ſie ſich einen Nervenkitzel verſchaffen könnten. Dieſe Leute ſollen den hungri- gen Vogelſängern anſtändigen Broterwerb ſchaffen. Mit dieſem Wunſche, dieſen Empfindungen und Ge- danken ſtehen wir nicht vereinzelt da und möchten wir im Intereſſe des Anſehens der Italiener ſo- wie in unſerem eigenſten Belangen das hohe kgl. Ackerbauminiſterium recht eindringlichſt bitten, zur Ehre der leitenden Kreiſe des ſchönen Italien un- ſerem Wunſche Rechnung tragen zu wollen. (Geſegnete Mahlzeit.) Wie der „La- vanttaler Bote“ meldet, hat ein Grundbeſitzer im Gaſthaus des Alois Kariſch in Jakling (Kärnten) 42 Stück hartgekochte Eier im Zeitraum von einer halben Stunde verzehrt. Dies geſchah in großer Geſellſchaft infolge einer Wette, welche um den Betrag für die Eier ging. Nach einer Verſion ſoll er hierauf noch 5 Eier verzehrt und ſich am nächſten Tage ganz wohl befunden haben. (Aus der Zeitungswelt.) Die Klagen- furter „Freien Stimmen“ (Eigentümer Abg. J. W. Dobernig) treten mit Neujahr in den 25. Jahrgang. Aus dieſem Anlaſſe wird die erſte Nummer des Jubiläumsjahres eine Feſtbeilage mit wertvollen Aufſätzen der namhafteſten Kärntner Schriftſteller enthalten. Eigen-Berichte. St. Lorenzen ob Marburg, 18. Dezember. (Silveſterfeier.) Wie in den Vorjahren ver- anſtaltet der hieſige Lehrkörper auch heuer am Silveſterabende in Ratteys Gaſthauslokalitäten einen Glückshafen zum Beſten der armen Schulkinder und ladet alle Freunde der Schule und der Schul- jugend freundlichſt ein, dieſe wahrhaft humane Veranſtaltung durch Verleihung von Beſten und ſonſtigen Spenden ſowie durch rege Teilnahme auf das kräftigſte unterſtützen zu wollen. Mureck, 18. Dezember. (Julfeier.) Der deutſche Turnverein Mureck (Turnerbund) veran- ſtaltet Mittwoch, den 21. d. um 8 Uhr abends im Gaſthauſe des Herrn Felix Jahl ſeine diesjährige Julfeier. Volksgenoſſen ſind herzlich willkommen. Leibnitz, 17. Dezember. (Ernennung. — Trachtenkränzchen.) Herr Johann Mür- ling, k. k. Grundbuchsführer i. R. und Hausbe- ſitzer, wurde an Stelle des zurückgetretenen Herrn Hauptmannes Karl Genotte zum ſtaatsanwaltſchaft- lichen Funktionär beim k. k. Bezirksgerichte Leib- nitz ernannt. — Die Jungmannſchaft Leibnitz ver- anſtaltet am 14. Jänner k. J., abends 8 Uhr, in Neuböcks Saale ein Trachtenkränzchen, an deſſen Vorbereitungen bereits eifrigſt gearbeitet wird. Für den muſikaliſchen Teil iſt die Kapelle des Infanterie- Regiments Nr. 7 Graf Khevenhüller gewonnen. Marburger Nachrichten. (Todesfall.) Geſtern ſtarb hier der Heiz- hausbedienſtete der Südbahn, Herr Kaſpar Katzen- ſteiner, im 72. Lebensjahre. Das Leichenbegängnis findet morgen um halb 4 Uhr ſtatt. (Südmark-Kränzchen.) Urſprünglich wurde die Abſicht gehegt, das Südmark-Kränzchen, um einen größeren Reinertrag für die deutſche Studentenküche zu erzielen, in den oberen Kaſino- räumen abzuhalten. Da jedoch die Koſten für die Beiſtellung dieſer Räume (400 Kronen) ſich zu hoch ſtellen, ſo hat der Ortsgruppenausſchuß in ſeiner geſtern abends abgehaltenen Sitzung den Beſchluß gefaßt, dieſes mit Recht ſo beliebte und vornehme Tanzfeſt in den unteren Kaſinoräumen zu veran- ſtalten, und der Feſtausſchuß. der in den nächſten Tagen ſchon zuſammentritt, wird gewiß alles auf- bieten, um das Feſt ſo glanzvoll auszugeſtalten, um es würdig ſeinen Vorgängern anreihen zu können. (Philharmoniſcher Verein.) Das zweite Mitgliederkonzert dieſes Vereines wird am Montag, den 16. Jänner im großen Kaſinoſaale abgehalten werden. Zwei Neuheiten für Marburg gelangen an dieſem Konzerte zur Ausführung und zwar eine reizende Sinfonie des nordiſchen Ton- dichters Swendſen und ein Violinkonzert von Mox Bruch, das der Konzertmeiſter des ſteierm. Muſik- vereines, Herr J. Handl, mit Orcheſterbegleitung zum Vortrage bringen wird. Der erſte Familien- abend des Vereines findet am Dreikönigtage im unteren Kaſino-Konzertſaale ſtatt und wird eine beſonders reichhaltige Vortragsordnung bieten. (Spenden): für die arme Frau mit 5 un- verſorgten Kindern: B. 2 Kronen, R. V. 2, Unge- nannt 1, (Spenden): für die arme Familie Kovatſch: B. 2 Kronen, R. V. 3, Ungenannt 1, Mizi Kočevar 10, K. Sch. 1, Lehrkörper der Knaben- ſchule II 5, Tiſchgeſellſchaft 5, (Vom Theater.) Wie bereits mitgeteilt wurde, findet heute der Benefizeabend der 1. Ope- rettenſoubrette Frl. Laura Bernauer ſtatt. Zur Aufführung gelangt die populäre Operette „Das ſüße Mädel“, worin die Benefiziantin in der Titelrolle vor das Publikum tritt. Bei der Beliebt- heit der jungen ſympathiſchen Künſtlerin beim hie- ſigen Publikum iſt wohl auf ein ausverkauftes Haus zu rechnen. Mittwoch, den 21. d. nachmittag halb 4 Uhr wird bei ermäßigten Preiſen das rei- zende Weihnachtsmärchen „Des armen Kindes Weihnachtsfeſt“ für Groß und Klein zum erſtenmale aufgeführt. Das Stück, das ſo recht für die Weihnachtszeit paßt, enthält nebſt einer feſſelnden Handlung Geſang, Ballett und lebende Bilder. Für abends halb 8 Uhr wurde das ange- ſetzte Stück „Die 300 Tage“ verſchoben und gelangt als Klaſſikervorſtellung Goethe’s „Egmont“ mit der vollſtändigen, zur Handlung gehörigen Muſik von Beethoven zur Aufführung. Dieſes Meiſterwerk Goethes fand bei der letzten Studentenvorſtellung ſo viel Beifall, daß die Direktion zahlreichen Wün- ſchen entſpricht, dieſes Stück auch als Abendvor- ſtellung zu geben. Donnerstag, den 22. d. geht in vollſtändig neuer Ausſtattung der größte Wiener Operettenſchlager der Saiſon „Jung-Heidelberg“ von Karl Millöcker in Szene. Die Proben ſind unter der Leitung des Direktors Karl Richter und des Kapellmeiſters Oskar Seibt in vollem Gange. Die vorkommenden Tänze werden ſämtlich vom Ballettmeiſter und Regiſſeur Herrn Karl Schober von den vereinigten Theatern in Graz einſtudiert. Sämtliche Rollen des Stückes befinden ſich in be- währten Händen. Intereſſant iſt, daß die beiden Hauptfiguren aus dem bekannten Studentenſtücke „Alt-Heidelberg“, „Prinz Karl Heinrich“ und „Käthi“ in dieſer Operette „gealtert“ vorgeführt werden. Das Repertoir für die Feiertage wurde wie folgt zuſammengeſtellt: Sonntag, den 25. d. nachmittags 3 Uhr „Der Raſtelbinder“, abends halb 8 Uhr „Jung-Heidelberg“, Montag, 26. d. nachmittags 3 Uhr „Das ſüße Mädel“, abends halb 8 Uhr zum erſtenmale: „Wolf Bär Pfeffer- korn auf Reiſen“. (Von der Hauptleitung der Süd- mark.) Beim Herannahen der Weihnachts- und Neujahrszeit erlaubt ſich die Hauptleitung alle deutſch geſinnten Kreiſe an die im Verlage des Vereines erſchienenen Jul- und Neujahrs-Poſtkarten zu erinnern, die zum Preiſe von 10 H. das Stück gegen Voreinſendung oder Nachnahme des Betrages durch die Kanzlei bezogen werden können. Wieder- verkäufer erhalten entſprechenden Nachlaß. (Der Deuſche Lehrerverein Um- gebung Marburg) beſchloß in der am 15. d. abgehaltenen Vereinsverſammlung einſtimmig, ſich der kürzlich vom Leobener Lehrerverein gefaßten Entſchließung, in welcher dieſer gegen den nieder- öſterreichiſchen Schulgeſetzentwurf in ſchärfſter Weiſe Proteſt erhebt, vollinhaltlich anzuſchließen und gibt der Erwartung Ausdruck, daß ſämtliche freiheitlich geſinnten Volksvertreter, Körperſchaften und Stadt- vertretungen mannhaften und energiſchen Einſpruch gegen die Sanktionierung dieſes Geſetzes erheben werden. Der Hilfskaſſe des Verbandes tritt der Verein als Mitglied bei. Der Tätigkeitsbericht des Obmannes ſowie der Kaſſabericht wurde zur befrie- digenden Kenntnis genommen und dem Obmanne für ſeine eifrige, zielbewnßte Tätigkeit der wärmſte Dank ausgeſprochen. Weiters wurde beſchloſſen, wegen Abhaltung einer Landeslehrerkonferenz im Jahre 1905 die nötigen Schritte einzuleiten. Dem völkiſchen Schriftſteller Herrn Karl Pröll in Berlin wird für die den Schulen an der Sprach- grenze übermittelten Bücherſpenden und Geldbeträge, welch letztere zur Veranſtaltung von Weihnachts- bäumchen beſtimmt ſind, der tiefgefühlteſte Dank ausgeſprochen. In die Vereinsleitung wurden ge- wählt die Herren Oberlehrer Moge als Obmann, Oberlehrer Hötſchl als deſſen Stellvertreter, Lehrer Schatz als Schriftührer, Lehrer Kankowsky als Säckelwart und die Oberlehrer Wernitznigg und Jauk als Mitglieder des Vereinsausſchuſſes. (Für die deutſche Schule in Brunn- dorf.) Zur Anſchaffung von Schuleinrichtungs- gegenſtänden hat der Volksſchule in Brunndorf der Allgemeine Deutſche Schulverein in Berlin 500 Mk. und der Verein Südmark in Graz 100 K. geſpendet. (Ja deutſcher Michl, das iſt ganz was anderes!) Man ſchreibt uns: „Die römiſch- katholiſche Religion rühmt ſich, daß nur ſie ein- heitlich und echt ſei. Das dem nicht ſo iſt, zeigen ſchon die benachbarten Bistümer Seckau und Lavant. In der erſteren darf während einer geſungenen Meſſe, alſo Hochamt, niemals vom Chore aus in deutſcher Sprache, nämlich in der Sprache des anweſenden Volkes, geſungen werden. An Sonn- und Feſttagen hört man nur Lieder in lateiniſcher Sprache. Ganz anders wird es gehalten in den Kirchen der Lavanter Diözeſe, welche doch eine und dieſelbe Konfeſſion hat, wie die Seckauer Diözeſe. Im Lavanter Bistum hört man an Sonn- und anderen Feſttagen anläßlich geſungener Meſſen nur Lieder im windiſchen Idiom. Alſo wo iſt die Einheitlichkeit der allein ſeligmachenden Religion? Sommerfriſchler aus der Seckauer Diözeſe wundern ſich nur, wie es kommt, daß in ihrer Heimat die Lieder in ihrer Mutter- ſprache nicht geſungen werden dürfen, während in der Lavanter Diözeſe dies umgekehrt geſchieht. Was dort verboten iſt, wird aber bei uns oſten- tativ geübt! Ja, deutſcher Michel, deine Zipfelmütze ſitzt dir noch tief über die Ohren, dir verbietet man eben den Geſang in deiner Mutterſprache in der Kirche. Du haſt eben keine deutſchen Prieſter. Intereſſant iſt auch folgendes: Vor Jahren wurde eine päpſtliche Verordnung öffentlich von der Kanzel verleſen, daß die Worte anläßlich der Verabreichung der Kommunion „O Herr, ich bin nicht würdig ...“ nur in lateiniſcher Sprache vom Prieſter geſprochen werden dürfen, wenn die Kommunion während der Meſſe, alſo gleich nach der Kommunion des meſſe- leſenden Prieſters, verabreicht wird. Trotz dieſer päpſtlichen Verordnung kümmern ſich beſonders die jungen Hetzkaplänchen des Lavanter Bistums nicht, ſie ſprechen dieſe Worte trotz päpſtlichen Ver- botes doch im windiſchen Idiom. Wieder ganz anders wirds in der Seckauer Diözeſe gehalten. Alſo man ſieht, daß unſere Prieſterſchaft dem Papſt als ihr Oberhaupt nicht folge leiſtet, wir Laien ſollen aber unſeren Hetzkaplänen alles bis aufs J-Tüpfel- chen folgen. Folget ihr, dann werden auch wir folgen. Mein Sohn hatte in einer Volksſchule der Seckauer Diözeſe einen ſchwarz rot-gelben Bleiſtift, dies be- merkte ſein Katechet. Er wurde beſtraft und durfte dieſen Bleiſtift nicht mehr gebrauchen, geſchweige denſelben in die Schule tragen. Dergleichen geſchah auch in der Stadtſchule der Landeshauptſtadt Graz. In Unterſteiermark begegnete ich einen Volksſchüler, der einen Bleiſtift in weiß-blau-rot öffentlich trug. Der Knabe war von deutſchen Eltern. Er ſagte mir auch, daß ſein Lehrer und ſein Katechet gerne ſehen, wenn er und die übrigen Kinder ſolche Blei- ſtifte haben. — Dort verboten, hier gerne geſehen. Die Farben der ruſſiſchen Seeräuber ſind bisher in Unterſteiermark noch nicht verboten! (Warenverkehr in den Marburger Lagerhäuſern) vom 1. Dezember bis 16. De- zember. Lagerſtand am 30. November 119.066·84 Meterzentner, Aſſekuranzwert 2,497.670 K. Ein- lagerung vom 1. bis 15. Dezember 14.204·35 Meter- zentner, Aſſekuranzwert 176.080 K., zuſammen 133.271·19 Meterzentner, Aſſekuranzwert 2,673.750 K.; Auslagerung vom 1. bis 15. Dezember 21.994·98 Meterzentner, Aſſekuranzwert 316.330 K., Lagerſtand am 15. Dezember 111.276·21 Meter- zentner, Aſſekuranzwert 2,357.420 K.

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 153, Marburg, 20.12.1904, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger153_1904/3>, abgerufen am 24.11.2024.