Marburger Zeitung. Nr. 148, Marburg, 10.12.1907.Nr. 148, 10. Dezember 1907 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] -- Diese Entschließung wurde unter lebhaftem Bei- Wegelagerer in der Triesterstraße. Über einen unglaublich frechen, gewalttätigen Über- Das Zigeunermädel im Blnmenge- schäft. Am Sonntag mittags kam in das Blumen- Warum lernen wir fremde Sprachen? Soll diese Frage für die lebenden Sprachen Beant- Aus dem Gerichtssaale. Betrugsprozeß Wilhelm Stark. Marburg, 7. Dezember. Die Verhandlung endete erst in später Abend- Kindesmord. Die 21jährige, beim Gastwirte Hufnagel in Der Vater von seinem 14jährigen Sohne mit der Hacke erschlagen. Ein düsteres Familienbild. Marburg, 9. Dezember. Die "Marburger Zeitung" hat seinerzeit dar- Am Nachmittage des 6. Oktober 1907 erschien Im Zuge der Voruntersuchung wurde fest- Der Rausch nach dem Gottesdienste. Am 6. Oktober l. J. einem Sonntage, hatte Schilderung der Bluttat. Johann Kranjc gibt an, er sei durch das Sämtliche vier Wunden waren tötliche; der Die Marburger Lehrerbildungsanstalt. Geöffnet und wieder -- gesperrt. Gestern vollzog sich in der Lehrerbildungsan- Nr. 148, 10. Dezember 1907 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] — Dieſe Entſchließung wurde unter lebhaftem Bei- Wegelagerer in der Trieſterſtraße. Über einen unglaublich frechen, gewalttätigen Über- Das Zigeunermädel im Blnmenge- ſchäft. Am Sonntag mittags kam in das Blumen- Warum lernen wir fremde Sprachen? Soll dieſe Frage für die lebenden Sprachen Beant- Aus dem Gerichtsſaale. Betrugsprozeß Wilhelm Stark. Marburg, 7. Dezember. Die Verhandlung endete erſt in ſpäter Abend- Kindesmord. Die 21jährige, beim Gaſtwirte Hufnagel in Der Vater von ſeinem 14jährigen Sohne mit der Hacke erſchlagen. Ein düſteres Familienbild. Marburg, 9. Dezember. Die „Marburger Zeitung“ hat ſeinerzeit dar- Am Nachmittage des 6. Oktober 1907 erſchien Im Zuge der Vorunterſuchung wurde feſt- Der Rauſch nach dem Gottesdienſte. Am 6. Oktober l. J. einem Sonntage, hatte Schilderung der Bluttat. Johann Kranjc gibt an, er ſei durch das Sämtliche vier Wunden waren tötliche; der Die Marburger Lehrerbildungsanſtalt. Geöffnet und wieder — geſperrt. Geſtern vollzog ſich in der Lehrerbildungsan- <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0005" n="5"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Nr. 148, 10. Dezember 1907 Marburger Zeitung</hi> </fw><lb/> <cb/> <p>— Dieſe Entſchließung wurde unter lebhaftem Bei-<lb/> falle <hi rendition="#g">einſtimmig</hi> angenommen. Bürgermeiſter<lb/> Pucher verlas ſodann die eingelangten Entſchuldi-<lb/> gungs- und Begrüßungsdrahtungen und -Schreiben.<lb/> Profeſſor Aurelius <hi rendition="#g">Polzer</hi> in Graz ſandte fol-<lb/> genden Drahtgruß: „Wohl helfen Lied und Wort<lb/> und Rat, — doch <hi rendition="#g">helfen</hi> kann allein die <hi rendition="#g">Tat!</hi>“<lb/> (Lebhafter Beifall.) Dr. <hi rendition="#g">Schormann</hi> aus Mureck<lb/> entſchuldigte ſein Fernbleiben mit ſeiner Anweſenheit<lb/> beim Leichenbegängniſſe des Altbürgermeiſters von<lb/> Mureck; Herr Joſef <hi rendition="#g">Schober</hi> aus Mahrenberg<lb/> mit Geſundheitsrückſichten. Als die Verſammlung<lb/> geſchloſſen wurde, erbrauſte ſpontan die „Wacht<lb/> am Rhein“. — Der am ſpäten Nachmittag begon-<lb/> nenen Verſammlung, die um 7 Uhr abends endete<lb/> und einen eindrucksvollen Verlauf bot, war vor-<lb/> mittags im Hofſalon der „Altdeutſchen Weinſtube“<lb/> eine unterſteiriſche Vertrauensmännerverſammlung<lb/> vorangegangen, deren Beſuch unter dem momentan<lb/> notwendig gewordenen Lokalwechſel — der ange-<lb/> ſagte Kaſinoraum war zufällig nicht benützbar —<lb/> von welchem Wechſel viele Vertrauensmänner nichts<lb/> mehr erfuhren, einigermaßen litt. Auch die Ver-<lb/> trauensmännerverſammlung, die unter dem Vorſitze<lb/> des Obmannes des Leibnitzer Gewerbevereines, des<lb/> Herrn Karl <hi rendition="#g">Feßler,</hi> ſtattfand, verlief in vollſter<lb/> Einmütigkeit.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wegelagerer in der Trieſterſtraße.</hi> </head><lb/> <p>Über einen unglaublich frechen, gewalttätigen Über-<lb/> fall, der ſich vorgeſtern abends in der Trieſterſtraße<lb/> ereignete, erhalten wir folgende Mitteilung: Vor-<lb/> geſtern (Sonntag) um 9 Uhr abends wurde der<lb/> Oberlehrer Herr Franz <hi rendition="#g">Atzler</hi> aus Roßwein in der<lb/> Trieſterſtraße von drei Individuen überfallen.<lb/> Während ſich der Oberlehrer gegen die zwei ihm<lb/> den Weg vertretenden Wegelagerer zur Wehr ſetzte,<lb/> ſchlug der dritte, ein Militäriſt, von der Seite her<lb/> mit einem großen <hi rendition="#g">Stein</hi> nach dem Kopfe des<lb/> Oberlehrers, daß das <hi rendition="#g">rechte Auge</hi> in der Seh-<lb/> kraft gefährdet erſcheint. Dadurch kampfunfähig<lb/> gemacht, konnte ſich der Oberlehrer kaum bis zum<lb/> Gaſthofe „Trieſterhof“ ſchleppen, wo ihm ſofort<lb/> kalte Umſchläge aufgelegt wurden. Der dienſthabende<lb/> Wachmann lief den drei Wegelagerern wohl nach,<lb/> aber weder ihm noch der ſofort ausgerückten<lb/> Militär-Bereitſchaft der Infanteriekaſerne gelang es,<lb/> der drei Wegelagerer habhaft zu werden. Der<lb/> Oberlehrer wurde mittels Fiaker nach Hauſe geführt<lb/> und der dienſthabende Inſpektionsoffizier gab ihm<lb/> zum Schutze einen bewaffneten Soldaten bis Roß-<lb/> wein mit. An dieſem Abende ſoll auch Herr Doktor<lb/><hi rendition="#g">Baumgartner</hi> faſt an derſelben Stelle etwas<lb/> vorher auf ſeinem Heimwege nach der Stadt von<lb/> denſelben Wegelagerern überfallen worden ſein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Zigeunermädel im Blnmenge-<lb/> ſchäft.</hi> </head> <p>Am Sonntag mittags kam in das Blumen-<lb/> geſchäft der Frau Franziska <hi rendition="#g">Turk</hi> in der Herren-<lb/> gaſſe die 15 Jahre alte Zigeunerin Anna <hi rendition="#g">Seger,</hi><lb/> kaufte ſich dort eine Roſe und erſuchte die Frau<lb/> Turk, ſie möge ihr ungariſche Hellerſtücke um-<lb/> tauſchen. Kaum hatte Frau Turk die Geldlade geöffnet,<lb/> war auch ſchon die Zigeunerin mit ihren Händen<lb/> darin. Nachdem die Zigeunerin das Geſchäft ver-<lb/> laſſen hatte, entdeckte Frau Turk den Abgang von<lb/> vier Kronen. Die Seger wurde von der Sicherheits-<lb/> wache aufgegriffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Warum lernen wir fremde Sprachen?</hi> </head><lb/> <p>Soll dieſe Frage für die lebenden Sprachen Beant-<lb/> wortung finden, ſo kann der Zweck ein mannig-<lb/> faltiger ſein. Insbeſondere für das moderne Leben<lb/> iſt die Kenntnis von Sprachen notwendig, ſei es<lb/> im perſönlichen oder ſchriftlichen Geſchäftsverkehr,<lb/> ſei es in der Geſellſchaft, ſei es bei Reiſen im Aus-<lb/> land ꝛc. Aber in noch höherem Maße als die prak-<lb/> tiſchen Momente ſind es die ethiſchen, welche beim<lb/> Sprachſtudium in Betracht zu ziehen ſind. Es iſt<lb/> eine alte Wahrheit, daß die Erlernung fremder<lb/> Sprachen das Gedächtnis ſtärkt und den Scharf-<lb/> ſinn hebt. Wer nun mit dem Selbſtunterricht be-<lb/> ginnen will, benötigt dazu einer gediegenen An-<lb/> leitung, und eine ſolche geradezu ideal angelegte iſt<lb/> im Buchhandel ſeit vielen Jahren unter dem Titel<lb/> „Original-Methode Touſſaint-Langenſcheidt“ zu<lb/> haben. Dieſe Unterrichtsbriefe, welche bisher für die<lb/> engliſche, franzöſiſche, ruſſiſche, ſpaniſche, italieniſche<lb/> und ſchwediſche Sprache erſchienen ſind, leiſten wohl<lb/> alles, was nur irgend verlangt werden kann, ſowohl<lb/> in bezug auf Grammatik, Methodik und Ausſprache-<lb/> bezeichnung, als auch mit Rückſicht auf die praktiſche<lb/> und dabei anregende Durchführung des ganzen<lb/> Lehrganges und nicht zum letzten im Hinblick auf<lb/> die typographiſche Ausſtattung. Der Verleger hat<lb/> den Einzelpreis der Unterrichtsbriefe bei Bezug aller<lb/><cb/> auf einmal herabgeſetzt, wodurch eine einmalige<lb/> größere Geldausgabe erforderlich wäre, hätte nicht<lb/> die bekannte Verſandbuchhandlung Schallehn & Woll-<lb/> brück in Wien 14/2, Schwendergaſſe 59, die Ein-<lb/> richtung getroffen, das geſamte Werk trotz Berechnung<lb/> des ermäßigten Preiſes gegen kleine monatliche Teil-<lb/> zahlung ſogleich zu liefern, worüber der von eben<lb/> genannter Firma unſerer heutigen Nummer beigelegte<lb/> Proſpekt das Nähere angibt, ebenſo auch über die<lb/> dort angezeigten Wörter- und Nachſchlagebücher.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Aus dem Gerichtsſaale.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Betrugsprozeß Wilhelm Stark.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Marburg,</hi> 7. Dezember.</dateline><lb/> <p>Die Verhandlung endete erſt in ſpäter Abend-<lb/> ſtunde. Der Verteidiger, Dr. <hi rendition="#g">Uranitſch,</hi> bemühte<lb/> ſich nachzuweiſen, daß hier kein Betrug, ſondern<lb/> Krida vorliege, (wegen welchem Delikt Wilh. Stark<lb/> nach dem ſchweizeriſchen Auslieferungsvertrag<lb/> aber nicht belangt werden konnte). Die Geſchworenen<lb/> ſchloſſen ſich augenſcheinlich dieſer Argumentation<lb/> des Verteidigers an und verneinten die Schädigungs-<lb/> abſicht, worauf Wilhelm Stark <hi rendition="#g">freigeſprochen</hi><lb/> werden mußte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kindesmord.</hi> </head><lb/> <p>Die 21jährige, beim Gaſtwirte Hufnagel in<lb/> Maria-Neuſtift bedienſtete Magd Maria <hi rendition="#g">Jeza</hi><lb/> brachte am 17. Dezember d. J. ein Kind zur Welt,<lb/> verſtopfte dem Kinde den Mund mit einem feſten<lb/> Knebel, ſchnürte Kopf, Mund und Naſe des Kindes<lb/> mit einer Schürze feſt zu, verſteckte die Kindesleiche<lb/> durch zwei Tage in ihrem Strohſacke, weitere zwei<lb/> Tage am Dachboden, gab ſie dann in eine Kiſte<lb/> und warf dieſe ſamt der Kindesleiche in die Senk-<lb/> grube. Am 6. November wurde die Kiſte mit der<lb/> Leiche bei der Entleerung der Senkgrube gefunden.<lb/> Die Geſchworenen bejahten die Schuldfrage, worauf<lb/> die Maria Jeza zu <hi rendition="#g">drei Jahren</hi> ſchweren<lb/> Kerker verurteilt wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Vater von ſeinem 14jährigen Sohne<lb/> mit der Hacke erſchlagen.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Ein düſteres Familienbild.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Marburg,</hi> 9. Dezember.</dateline><lb/> <p>Die „Marburger Zeitung“ hat ſeinerzeit dar-<lb/> über berichtet, daß in Klein-Okitſch, nahe der<lb/> kroatiſchen Grenze, ein Vater von ſeinem eigenen,<lb/> einige Monate über 14 Jahre alten Sohn mit einer<lb/> Hacke in beſtialiſcher Weiſe erſchlagen wurde. Heute<lb/> ſtand der jugendliche Täter, der am 25. Dezember<lb/> 1892 geborene Keuſchlersſohn Johann <hi rendition="#g">Kranjc</hi><lb/> wegen des Verbrechens des Totſchlages, begangen<lb/> an ſeinem eigenen Vater, vor den Geſchworenen.<lb/> Der Sachverhalt iſt folgender:</p><lb/> <p>Am Nachmittage des 6. Oktober 1907 erſchien<lb/> der Beſchuldigte beim Nachbar Georg <hi rendition="#g">Herceg</hi> mit<lb/> der Aufſorderung, ſchnell ins Kranjce’ſche Haus zu<lb/> kommen, da ſein Vater gleich <hi rendition="#g">„weg“</hi> ſein werde.<lb/> Herceg und nach ihm auch andere Perſonen begaben<lb/> ſich ſofort zu Kranjc. Auf dem Wege erzählte der<lb/> Beſchuldigte dem Herceg, daß ſein Vater blute, weil<lb/> eine Hacke auf ihn gefallen ſei. Als Herceg und<lb/> andere Nachbaren das Zimmer im Kranjc’ſchen<lb/> Hauſe betraten, fanden ſie den Vater des Be-<lb/> ſchuldigten, Michael Kranjc, aus einer großen<lb/> Schädelwunde und mehreren Rückenverletzungen,<lb/> blutend am Boden liegen, am Fußboden des Vor-<lb/> hauſes aber lagen drei blutige Hacken. Den Er-<lb/> ſchienenen war ſofort klar, daß Michael Kranjc, der<lb/> alsbald <hi rendition="#g">verſchied,</hi> einer Gewalttat zum Opfer<lb/> gefallen ſei und daß die Tat im Zimmer verübt<lb/> worden ſein müſſe, weil ſich im Vorhauſe, außer<lb/> an den drei Hacken, keine Blutſpuren vorfanden.<lb/> Einer der Nachbaren ſchickte den Beſchuldigten zur<lb/> Gendarmerie nach Leskowetz, wo Johann Kranjc<lb/> ebenfalls angab, daß ſein Vater dadurch verunglückt<lb/> ſei, daß ihm eine Hacke auf den Kopf gefallen ſei.<lb/> Erſt bei einem eingehenden Verhöre an Ort und<lb/> Stelle <hi rendition="#g">geſtand</hi> er der Gendarmerie, daß er ſelbſt<lb/> ſeinem Vater mehrere Axthiebe verſetzt habe, weil<lb/> der Vater die Mutter mißhandelt habe. Während<lb/> der weiteren Erhebungen verſchwand Johann Kranjc,<lb/> ſtellte ſich aber noch am 7. Oktober ſelbſt dem k. k.<lb/> Bezirkgerichte Pettau. Einige Stunden ſpäter wurde<lb/> auch die Witwe des getöteten-Michael Kranjc und<lb/> Mutter des Beſchuldigten, Maria Kranjc unter dem<lb/> Verdachte, am Tode ihres Gatten gleichfalls ſchuld-<lb/> tragend zu ſein, von der Gendarmerie dem be-<lb/> zeichneten Gerichte eingeliefert. Dieſer Verdacht<lb/> gründete ſich einerſeits auf die Tatſache, daß am<lb/> Tatorte drei blutige Hacken gefunden wurden und<lb/><cb/> Maria Kranjc unmittelbar vor der Tat mit ihrem<lb/> Gatten Streit gehabt hatte, anderſeits auf den er-<lb/> hobenen Umſtand, daß ſich Maria Kraujc ſchon ſeit<lb/> zwei Jahren wiederholt geäußert hatte, daß ihr<lb/><hi rendition="#g">Sohn</hi> Johann, wenn er einmal herangewachſen ſein<lb/> werde, mit dem rohen <hi rendition="#g">Vater</hi> ſchon <hi rendition="#g">Ordnung</hi><lb/> machen werde.</p><lb/> <p>Im Zuge der Vorunterſuchung wurde feſt-<lb/> geſtellt, daß die Familie Kranjc keinen guten Leu-<lb/> mund genießt und daß Michael Kranjc, der auch<lb/> dem Trunke ergeben war, ſeine Kinder und ſeine<lb/> Gattin, die wenig wirtſchaftlich war und ihrem<lb/> Gatten auch Urſache gegeben haben ſoll, an ihrer<lb/> ehelichen Treue zu zweifeln, roh behandelte.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Der Rauſch nach dem Gottesdienſte.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Am 6. Oktober l. J. einem Sonntage, hatte<lb/> ſich Michael Kranjc mit ſeiner Gattin und ſeiner<lb/> 12jährigen Tochter Maria über die nahe kroatiſche<lb/> Grenze nach Visnica zum Gottesdienſt begeben.<lb/> Nach dieſem begann er zu trinken, gab für ſeine<lb/> Verhältniſſe viel Geld aus und machte ſich in<lb/> den erſten Nachmittagsſtunden mit Gattin und<lb/> Tochter auf den Heimweg. Unterwegs fiel er infolge<lb/> ſeiner Trunkenheit in einen Bach, wobei er ganz<lb/> naß wurde, begann ſeine Gattin zu beſchimpfen und<lb/> ſuchte ſie auch zu mißhandeln, weshalb ſie nicht an<lb/> ſeiner Seite blieb, ſondern etwas vorausging. In<lb/> der Nähe ihrer Behauſung angelangt, rief ſie ihren<lb/> daheim gebliebenen Sohn Johann herbei, damit<lb/> dieſer dem nachkommenden Vater die Anhöhe hin-<lb/> aufhelfe. Johann Kranjc brachte dann den Vater<lb/> tatſächlich ins Haus und half ihm beim Anziehen<lb/> eines friſchen Hemdes und einer Unterhoſe. Dann<lb/> rief er auf Geheiß des Vaters die außer dem Hauſe<lb/> gebliebene Mutter herbei. Dieſe begab ſich mit ihrem<lb/> Sohne ins Zimmer. Dort hat, nach Angabe der<lb/> Maria und des Johann Kranjc, Michael Kranjc<lb/> ſeiner Gattin aufgetragen, das Nachtmahl zu bereiten,<lb/> gleich darauf aber ſprang er vom Bette, auf dem<lb/> er gelegen war, auf, verſetzte ſeiner Gattin einige<lb/> Schläge und begann ſie zu würgen. Maria Kranjc<lb/> gibt nun an, ihr gleichfalls im Zimmer geweſener<lb/> Sohn habe, während ihr Gatte ſie feſthielt, dieſem<lb/> von rückwärts mit einem von ihr nicht wahr-<lb/> genommen Gegenſtande einen Schlag verſetzt, ihr<lb/> Gatte habe ſie daraufhin losgelaſſen, ſie ſei mit<lb/> dem Rufe: „Jeſus, Maria, was haſt du getan!“<lb/> aus dem Hauſe geeilt, habe gleich darauf im Zimmer<lb/> ihren Gatten „Jeſus“ rufen gehört und alsbald ſei<lb/> ihr Sohn aus dem Hauſe gekommen.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Schilderung der Bluttat.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Johann Kranjc gibt an, er ſei durch das<lb/> Auftreten des Vaters gegen die Mutter in Auf-<lb/> regung geraten, ins Vorhaus geeilt, habe dort eine<lb/> Hacke ergriffen, ſei ins Zimmer zurück und habe<lb/> mit der Hacke, ſoweit er ſich erinnere, zwei <hi rendition="#g">ſcharfe<lb/> Hiebe</hi> gegen die linke Seite und den <hi rendition="#g">Rücken</hi><lb/> des Vaters geführt. Der Vater ſei zu Boden geſtürzt<lb/> und er habe ihm dann noch mit dem Öhre der um-<lb/> gekehrten Hacke einen Schlag auf den Kopf verſetzt,<lb/> habe dann noch zwei im Vorhauſe hängende Hacken<lb/> in das Blut des Vaters getaucht und alle drei<lb/> blutigen Hacken ins Vorhaus gelegt, um Glauben<lb/> zu machen, der Vater ſei durch die herunter-<lb/> fallenden Hacken unglücklich getroffen worden.</p><lb/> <p>Sämtliche vier Wunden waren tötliche; der<lb/> letzte, mit der ſtumpfen Seite der Hacke geführte<lb/> Hieb auf den Kopf des am Boden liegenden Vaters<lb/> zertrümmerte die Schädelbaſis und führte unmittel-<lb/> bar den Tod herbei. Der Verteidiger Dr. Roſina<lb/> trat dafür ein, daß nur Notwehr vorliege. Die Ge-<lb/> ſchworenen bejahten mit 11 Stimmen die Frage<lb/> auf Totſchlag. Der Staatsanwalt Dr. Tſchech bat<lb/> den Gerichtshof, mit Rückſicht auf die vorhergegangene<lb/> Erziehung des Knaben, ſein Geſtändnis ꝛc., vom<lb/> außerordentlichen Milderungsrechte ausgiebig Ge-<lb/> brauch zu machen. Der Gerichtshof entſprach dieſem<lb/> Antrage und verurteilte den entarteten Sohn nur<lb/> zu <hi rendition="#g">drei Jahren</hi> ſchweren Kerker, während der<lb/> Strafſatz in dieſem Falle 10 bis 20 Jahre be-<lb/> trägt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Die Marburger Lehrerbildungsanſtalt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">Geöffnet und wieder — geſperrt.</hi> </head><lb/> <p>Geſtern vollzog ſich in der Lehrerbildungsan-<lb/> ſtalt ein ſonderbares Ereignis: der vierte Jahrgang<lb/> wurde vom Landesſchulinſpektor wieder eröffnet,<lb/> um gleich darauf neuerdings geſperrt zu werden.<lb/> Der vierte Jahrgang hatte an das Unterrichts-<lb/> miniſterium, an die Statthalterei und an den Lan-<lb/> desſchulinſpektor gleichlautende Telegramme gerichtet,<lb/> in welcher ſie um die Rückkehr der Ordnung er-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 148, 10. Dezember 1907 Marburger Zeitung
— Dieſe Entſchließung wurde unter lebhaftem Bei-
falle einſtimmig angenommen. Bürgermeiſter
Pucher verlas ſodann die eingelangten Entſchuldi-
gungs- und Begrüßungsdrahtungen und -Schreiben.
Profeſſor Aurelius Polzer in Graz ſandte fol-
genden Drahtgruß: „Wohl helfen Lied und Wort
und Rat, — doch helfen kann allein die Tat!“
(Lebhafter Beifall.) Dr. Schormann aus Mureck
entſchuldigte ſein Fernbleiben mit ſeiner Anweſenheit
beim Leichenbegängniſſe des Altbürgermeiſters von
Mureck; Herr Joſef Schober aus Mahrenberg
mit Geſundheitsrückſichten. Als die Verſammlung
geſchloſſen wurde, erbrauſte ſpontan die „Wacht
am Rhein“. — Der am ſpäten Nachmittag begon-
nenen Verſammlung, die um 7 Uhr abends endete
und einen eindrucksvollen Verlauf bot, war vor-
mittags im Hofſalon der „Altdeutſchen Weinſtube“
eine unterſteiriſche Vertrauensmännerverſammlung
vorangegangen, deren Beſuch unter dem momentan
notwendig gewordenen Lokalwechſel — der ange-
ſagte Kaſinoraum war zufällig nicht benützbar —
von welchem Wechſel viele Vertrauensmänner nichts
mehr erfuhren, einigermaßen litt. Auch die Ver-
trauensmännerverſammlung, die unter dem Vorſitze
des Obmannes des Leibnitzer Gewerbevereines, des
Herrn Karl Feßler, ſtattfand, verlief in vollſter
Einmütigkeit.
Wegelagerer in der Trieſterſtraße.
Über einen unglaublich frechen, gewalttätigen Über-
fall, der ſich vorgeſtern abends in der Trieſterſtraße
ereignete, erhalten wir folgende Mitteilung: Vor-
geſtern (Sonntag) um 9 Uhr abends wurde der
Oberlehrer Herr Franz Atzler aus Roßwein in der
Trieſterſtraße von drei Individuen überfallen.
Während ſich der Oberlehrer gegen die zwei ihm
den Weg vertretenden Wegelagerer zur Wehr ſetzte,
ſchlug der dritte, ein Militäriſt, von der Seite her
mit einem großen Stein nach dem Kopfe des
Oberlehrers, daß das rechte Auge in der Seh-
kraft gefährdet erſcheint. Dadurch kampfunfähig
gemacht, konnte ſich der Oberlehrer kaum bis zum
Gaſthofe „Trieſterhof“ ſchleppen, wo ihm ſofort
kalte Umſchläge aufgelegt wurden. Der dienſthabende
Wachmann lief den drei Wegelagerern wohl nach,
aber weder ihm noch der ſofort ausgerückten
Militär-Bereitſchaft der Infanteriekaſerne gelang es,
der drei Wegelagerer habhaft zu werden. Der
Oberlehrer wurde mittels Fiaker nach Hauſe geführt
und der dienſthabende Inſpektionsoffizier gab ihm
zum Schutze einen bewaffneten Soldaten bis Roß-
wein mit. An dieſem Abende ſoll auch Herr Doktor
Baumgartner faſt an derſelben Stelle etwas
vorher auf ſeinem Heimwege nach der Stadt von
denſelben Wegelagerern überfallen worden ſein.
Das Zigeunermädel im Blnmenge-
ſchäft. Am Sonntag mittags kam in das Blumen-
geſchäft der Frau Franziska Turk in der Herren-
gaſſe die 15 Jahre alte Zigeunerin Anna Seger,
kaufte ſich dort eine Roſe und erſuchte die Frau
Turk, ſie möge ihr ungariſche Hellerſtücke um-
tauſchen. Kaum hatte Frau Turk die Geldlade geöffnet,
war auch ſchon die Zigeunerin mit ihren Händen
darin. Nachdem die Zigeunerin das Geſchäft ver-
laſſen hatte, entdeckte Frau Turk den Abgang von
vier Kronen. Die Seger wurde von der Sicherheits-
wache aufgegriffen.
Warum lernen wir fremde Sprachen?
Soll dieſe Frage für die lebenden Sprachen Beant-
wortung finden, ſo kann der Zweck ein mannig-
faltiger ſein. Insbeſondere für das moderne Leben
iſt die Kenntnis von Sprachen notwendig, ſei es
im perſönlichen oder ſchriftlichen Geſchäftsverkehr,
ſei es in der Geſellſchaft, ſei es bei Reiſen im Aus-
land ꝛc. Aber in noch höherem Maße als die prak-
tiſchen Momente ſind es die ethiſchen, welche beim
Sprachſtudium in Betracht zu ziehen ſind. Es iſt
eine alte Wahrheit, daß die Erlernung fremder
Sprachen das Gedächtnis ſtärkt und den Scharf-
ſinn hebt. Wer nun mit dem Selbſtunterricht be-
ginnen will, benötigt dazu einer gediegenen An-
leitung, und eine ſolche geradezu ideal angelegte iſt
im Buchhandel ſeit vielen Jahren unter dem Titel
„Original-Methode Touſſaint-Langenſcheidt“ zu
haben. Dieſe Unterrichtsbriefe, welche bisher für die
engliſche, franzöſiſche, ruſſiſche, ſpaniſche, italieniſche
und ſchwediſche Sprache erſchienen ſind, leiſten wohl
alles, was nur irgend verlangt werden kann, ſowohl
in bezug auf Grammatik, Methodik und Ausſprache-
bezeichnung, als auch mit Rückſicht auf die praktiſche
und dabei anregende Durchführung des ganzen
Lehrganges und nicht zum letzten im Hinblick auf
die typographiſche Ausſtattung. Der Verleger hat
den Einzelpreis der Unterrichtsbriefe bei Bezug aller
auf einmal herabgeſetzt, wodurch eine einmalige
größere Geldausgabe erforderlich wäre, hätte nicht
die bekannte Verſandbuchhandlung Schallehn & Woll-
brück in Wien 14/2, Schwendergaſſe 59, die Ein-
richtung getroffen, das geſamte Werk trotz Berechnung
des ermäßigten Preiſes gegen kleine monatliche Teil-
zahlung ſogleich zu liefern, worüber der von eben
genannter Firma unſerer heutigen Nummer beigelegte
Proſpekt das Nähere angibt, ebenſo auch über die
dort angezeigten Wörter- und Nachſchlagebücher.
Aus dem Gerichtsſaale.
Betrugsprozeß Wilhelm Stark.
Marburg, 7. Dezember.
Die Verhandlung endete erſt in ſpäter Abend-
ſtunde. Der Verteidiger, Dr. Uranitſch, bemühte
ſich nachzuweiſen, daß hier kein Betrug, ſondern
Krida vorliege, (wegen welchem Delikt Wilh. Stark
nach dem ſchweizeriſchen Auslieferungsvertrag
aber nicht belangt werden konnte). Die Geſchworenen
ſchloſſen ſich augenſcheinlich dieſer Argumentation
des Verteidigers an und verneinten die Schädigungs-
abſicht, worauf Wilhelm Stark freigeſprochen
werden mußte.
Kindesmord.
Die 21jährige, beim Gaſtwirte Hufnagel in
Maria-Neuſtift bedienſtete Magd Maria Jeza
brachte am 17. Dezember d. J. ein Kind zur Welt,
verſtopfte dem Kinde den Mund mit einem feſten
Knebel, ſchnürte Kopf, Mund und Naſe des Kindes
mit einer Schürze feſt zu, verſteckte die Kindesleiche
durch zwei Tage in ihrem Strohſacke, weitere zwei
Tage am Dachboden, gab ſie dann in eine Kiſte
und warf dieſe ſamt der Kindesleiche in die Senk-
grube. Am 6. November wurde die Kiſte mit der
Leiche bei der Entleerung der Senkgrube gefunden.
Die Geſchworenen bejahten die Schuldfrage, worauf
die Maria Jeza zu drei Jahren ſchweren
Kerker verurteilt wurde.
Der Vater von ſeinem 14jährigen Sohne
mit der Hacke erſchlagen.
Ein düſteres Familienbild.
Marburg, 9. Dezember.
Die „Marburger Zeitung“ hat ſeinerzeit dar-
über berichtet, daß in Klein-Okitſch, nahe der
kroatiſchen Grenze, ein Vater von ſeinem eigenen,
einige Monate über 14 Jahre alten Sohn mit einer
Hacke in beſtialiſcher Weiſe erſchlagen wurde. Heute
ſtand der jugendliche Täter, der am 25. Dezember
1892 geborene Keuſchlersſohn Johann Kranjc
wegen des Verbrechens des Totſchlages, begangen
an ſeinem eigenen Vater, vor den Geſchworenen.
Der Sachverhalt iſt folgender:
Am Nachmittage des 6. Oktober 1907 erſchien
der Beſchuldigte beim Nachbar Georg Herceg mit
der Aufſorderung, ſchnell ins Kranjce’ſche Haus zu
kommen, da ſein Vater gleich „weg“ ſein werde.
Herceg und nach ihm auch andere Perſonen begaben
ſich ſofort zu Kranjc. Auf dem Wege erzählte der
Beſchuldigte dem Herceg, daß ſein Vater blute, weil
eine Hacke auf ihn gefallen ſei. Als Herceg und
andere Nachbaren das Zimmer im Kranjc’ſchen
Hauſe betraten, fanden ſie den Vater des Be-
ſchuldigten, Michael Kranjc, aus einer großen
Schädelwunde und mehreren Rückenverletzungen,
blutend am Boden liegen, am Fußboden des Vor-
hauſes aber lagen drei blutige Hacken. Den Er-
ſchienenen war ſofort klar, daß Michael Kranjc, der
alsbald verſchied, einer Gewalttat zum Opfer
gefallen ſei und daß die Tat im Zimmer verübt
worden ſein müſſe, weil ſich im Vorhauſe, außer
an den drei Hacken, keine Blutſpuren vorfanden.
Einer der Nachbaren ſchickte den Beſchuldigten zur
Gendarmerie nach Leskowetz, wo Johann Kranjc
ebenfalls angab, daß ſein Vater dadurch verunglückt
ſei, daß ihm eine Hacke auf den Kopf gefallen ſei.
Erſt bei einem eingehenden Verhöre an Ort und
Stelle geſtand er der Gendarmerie, daß er ſelbſt
ſeinem Vater mehrere Axthiebe verſetzt habe, weil
der Vater die Mutter mißhandelt habe. Während
der weiteren Erhebungen verſchwand Johann Kranjc,
ſtellte ſich aber noch am 7. Oktober ſelbſt dem k. k.
Bezirkgerichte Pettau. Einige Stunden ſpäter wurde
auch die Witwe des getöteten-Michael Kranjc und
Mutter des Beſchuldigten, Maria Kranjc unter dem
Verdachte, am Tode ihres Gatten gleichfalls ſchuld-
tragend zu ſein, von der Gendarmerie dem be-
zeichneten Gerichte eingeliefert. Dieſer Verdacht
gründete ſich einerſeits auf die Tatſache, daß am
Tatorte drei blutige Hacken gefunden wurden und
Maria Kranjc unmittelbar vor der Tat mit ihrem
Gatten Streit gehabt hatte, anderſeits auf den er-
hobenen Umſtand, daß ſich Maria Kraujc ſchon ſeit
zwei Jahren wiederholt geäußert hatte, daß ihr
Sohn Johann, wenn er einmal herangewachſen ſein
werde, mit dem rohen Vater ſchon Ordnung
machen werde.
Im Zuge der Vorunterſuchung wurde feſt-
geſtellt, daß die Familie Kranjc keinen guten Leu-
mund genießt und daß Michael Kranjc, der auch
dem Trunke ergeben war, ſeine Kinder und ſeine
Gattin, die wenig wirtſchaftlich war und ihrem
Gatten auch Urſache gegeben haben ſoll, an ihrer
ehelichen Treue zu zweifeln, roh behandelte.
Der Rauſch nach dem Gottesdienſte.
Am 6. Oktober l. J. einem Sonntage, hatte
ſich Michael Kranjc mit ſeiner Gattin und ſeiner
12jährigen Tochter Maria über die nahe kroatiſche
Grenze nach Visnica zum Gottesdienſt begeben.
Nach dieſem begann er zu trinken, gab für ſeine
Verhältniſſe viel Geld aus und machte ſich in
den erſten Nachmittagsſtunden mit Gattin und
Tochter auf den Heimweg. Unterwegs fiel er infolge
ſeiner Trunkenheit in einen Bach, wobei er ganz
naß wurde, begann ſeine Gattin zu beſchimpfen und
ſuchte ſie auch zu mißhandeln, weshalb ſie nicht an
ſeiner Seite blieb, ſondern etwas vorausging. In
der Nähe ihrer Behauſung angelangt, rief ſie ihren
daheim gebliebenen Sohn Johann herbei, damit
dieſer dem nachkommenden Vater die Anhöhe hin-
aufhelfe. Johann Kranjc brachte dann den Vater
tatſächlich ins Haus und half ihm beim Anziehen
eines friſchen Hemdes und einer Unterhoſe. Dann
rief er auf Geheiß des Vaters die außer dem Hauſe
gebliebene Mutter herbei. Dieſe begab ſich mit ihrem
Sohne ins Zimmer. Dort hat, nach Angabe der
Maria und des Johann Kranjc, Michael Kranjc
ſeiner Gattin aufgetragen, das Nachtmahl zu bereiten,
gleich darauf aber ſprang er vom Bette, auf dem
er gelegen war, auf, verſetzte ſeiner Gattin einige
Schläge und begann ſie zu würgen. Maria Kranjc
gibt nun an, ihr gleichfalls im Zimmer geweſener
Sohn habe, während ihr Gatte ſie feſthielt, dieſem
von rückwärts mit einem von ihr nicht wahr-
genommen Gegenſtande einen Schlag verſetzt, ihr
Gatte habe ſie daraufhin losgelaſſen, ſie ſei mit
dem Rufe: „Jeſus, Maria, was haſt du getan!“
aus dem Hauſe geeilt, habe gleich darauf im Zimmer
ihren Gatten „Jeſus“ rufen gehört und alsbald ſei
ihr Sohn aus dem Hauſe gekommen.
Schilderung der Bluttat.
Johann Kranjc gibt an, er ſei durch das
Auftreten des Vaters gegen die Mutter in Auf-
regung geraten, ins Vorhaus geeilt, habe dort eine
Hacke ergriffen, ſei ins Zimmer zurück und habe
mit der Hacke, ſoweit er ſich erinnere, zwei ſcharfe
Hiebe gegen die linke Seite und den Rücken
des Vaters geführt. Der Vater ſei zu Boden geſtürzt
und er habe ihm dann noch mit dem Öhre der um-
gekehrten Hacke einen Schlag auf den Kopf verſetzt,
habe dann noch zwei im Vorhauſe hängende Hacken
in das Blut des Vaters getaucht und alle drei
blutigen Hacken ins Vorhaus gelegt, um Glauben
zu machen, der Vater ſei durch die herunter-
fallenden Hacken unglücklich getroffen worden.
Sämtliche vier Wunden waren tötliche; der
letzte, mit der ſtumpfen Seite der Hacke geführte
Hieb auf den Kopf des am Boden liegenden Vaters
zertrümmerte die Schädelbaſis und führte unmittel-
bar den Tod herbei. Der Verteidiger Dr. Roſina
trat dafür ein, daß nur Notwehr vorliege. Die Ge-
ſchworenen bejahten mit 11 Stimmen die Frage
auf Totſchlag. Der Staatsanwalt Dr. Tſchech bat
den Gerichtshof, mit Rückſicht auf die vorhergegangene
Erziehung des Knaben, ſein Geſtändnis ꝛc., vom
außerordentlichen Milderungsrechte ausgiebig Ge-
brauch zu machen. Der Gerichtshof entſprach dieſem
Antrage und verurteilte den entarteten Sohn nur
zu drei Jahren ſchweren Kerker, während der
Strafſatz in dieſem Falle 10 bis 20 Jahre be-
trägt.
Die Marburger Lehrerbildungsanſtalt.
Geöffnet und wieder — geſperrt.
Geſtern vollzog ſich in der Lehrerbildungsan-
ſtalt ein ſonderbares Ereignis: der vierte Jahrgang
wurde vom Landesſchulinſpektor wieder eröffnet,
um gleich darauf neuerdings geſperrt zu werden.
Der vierte Jahrgang hatte an das Unterrichts-
miniſterium, an die Statthalterei und an den Lan-
desſchulinſpektor gleichlautende Telegramme gerichtet,
in welcher ſie um die Rückkehr der Ordnung er-
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