Marburger Zeitung. Nr. 124, Marburg, 16.10.1906.Nr 124 16. Oktober 1906 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] bei Ausübung seines, von wahrer Nächstenliebe ge- Wind.-Feistritz, 15. Oktober. (Trauung. -- Todesfall.) Gestern nachmittags fand in der Windisch-Feistritz, 15. Oktober. (Tod durch Erhängen.) Der wegen Verbrechen der Rann, 14. Oktober. (Selbstmord.) In Voitsberg, 14. Oktober. (Aus ver- schmähter Liebe.) Der 42jährige, beim hiesigen Pettauer Nachrichten. Stadttheater. Die am Montag, den 15. d. Justizskandale. Unter dieser Spitzmarke Marburger Nachrichten. Todesfälle. Am 14. d. M. starb die Haus- Oberlehrerstelle. An der vierklassigen Knaben- Jahresbericht über den Kaiser Franz Josef-Knabenhort in Marburg im Schul- Post-Automobilverkehr Marburg-- St. Leonhard--Pettau. Wir erhielten folgende Nr 124 16. Oktober 1906 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] bei Ausübung ſeines, von wahrer Nächſtenliebe ge- Wind.-Feiſtritz, 15. Oktober. (Trauung. — Todesfall.) Geſtern nachmittags fand in der Windiſch-Feiſtritz, 15. Oktober. (Tod durch Erhängen.) Der wegen Verbrechen der Rann, 14. Oktober. (Selbſtmord.) In Voitsberg, 14. Oktober. (Aus ver- ſchmähter Liebe.) Der 42jährige, beim hieſigen Pettauer Nachrichten. Stadttheater. Die am Montag, den 15. d. Juſtizſkandale. Unter dieſer Spitzmarke Marburger Nachrichten. Todesfälle. Am 14. d. M. ſtarb die Haus- Oberlehrerſtelle. An der vierklaſſigen Knaben- Jahresbericht über den Kaiſer Franz Joſef-Knabenhort in Marburg im Schul- Poſt-Automobilverkehr Marburg— St. Leonhard—Pettau. Wir erhielten folgende <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr 124 16. Oktober 1906 Marburger Zeitung</fw><lb/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <div xml:id="rothwein2" prev="#rothwein1" type="jArticle" n="2"> <p>bei Ausübung ſeines, von wahrer Nächſtenliebe ge-<lb/> leiteten Berufes ereilte, iſt eine allgemeine.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Wind.-Feiſtritz,</hi> 15. Oktober.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Trauung.<lb/> — Todesfall.)</hi> </head> <p>Geſtern nachmittags fand in der<lb/> Kloſterkirche zu Wind.-Feiſtritz die Trauung des<lb/> Fräuleins Fanni <hi rendition="#g">Oſimitſch,</hi> Tochter des Haus-<lb/> und Realitätenbeſitzers Herrn Franz Oſimitſch, mit<lb/> Hrn. Ceslav <hi rendition="#g">Miarzinsky,</hi> k. k. Poſtaſſiſtenten in<lb/> Pontafel ſtatt. 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Geſtern abend<lb/> kam er wieder nach Ober-Söding und brachte dem<lb/> Mädchen mit dem Meſſer Stiche auf den Kopf,<lb/> in die Bruſt und in die Beine bei. Trolb hat das<lb/> Mädchen vor einigen Jahren mit einer Hacke ſchwer<lb/> verletzt, was ihm damals 8 Monate Kerker eintrug.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Pettauer Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stadttheater.</hi> </head> <p>Die am Montag, den 15. d.<lb/> ſtattgefundene Eröffnungsvorſtellung „Der Weg zur<lb/> Hölle“, Schwank von Guſtav Kadelburg fand vor<lb/> ſehr gut beſuchtem Hauſe beifälligſte Aufnahme.<lb/> Freitag, den 19. d. geht als erſtes muſikaliſches<lb/> Werk Karl Zeller’s melodiöſe Operette „Der<lb/> Kellermeiſter“ in Szene, worin ſich das geſamte<lb/> Operetten-Perſonale vorſtellen wird. In Marburg<lb/> hatte dieſe Aufführung ſtürmiſchen Erfolg und<lb/> fanden bereits drei Wiederholungen des Werkes ſtatt.<lb/> In Vorbereitung iſt das Senſationsſchauſpiel „Die<lb/> Sittennote“, die Tragöde eines Schülers in vier<lb/> Akten von Adolf Schwayer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Juſtizſkandale.</hi> </head> <p>Unter dieſer Spitzmarke<lb/> bringt der letzte „Stajerc“ folgende Betrachtung:<lb/> „Unſere Pettauer Pervaken — Gott erbarme ſich<lb/> ihrer — ſind wohl die ärmſten Leute, die auf<lb/> unſerer grünen Erde pilgern. Alles, alle unterdücken<lb/> ſie, dieſe armen Retter und Erlöſer des Volkes,<lb/> dieſe notwendigen Helden und Märtyer, ohne welche<lb/> die Slowenen ſchon längſt Zulukaffer oder Eskimos<lb/> geworden wären. Nichts, aber gar nichts dürfen<lb/> ſie tun, dieſe hohen Herren, deren Herzen für die<lb/> hohe Sache der pervakiſchen Politik ſchlagen. Kaum<lb/> beginnt einer dieſer Ritter von der traurigen Ge-<lb/> ſtalt hinterrücks ein wenig zu verleumden, wird er<lb/> ſchon von den böſen Fortſchrittlern bei den Ohren<lb/> genommen. Kaum beginnt der Pettauer Denunziant<lb/> ein wenig herumzuſchnüffeln, und ſchou pfeifen die<lb/> Pettauer Spatzen ein Lied, das mit „der größte<lb/> Schuft“ beginnt und mit „iſt der Denunziant“<lb/> endet. Nicht einmal lügen, die Wahrheit entſtellen,<lb/> ehrabſchneiden, auf Ehrenmänner ungeſtraft ſpeien<lb/> dürfen dieſe armen, geknechteten Pervaken in Pettau.<lb/> Und das iſt böſe, denn der richtige Pervak lebt<lb/> leichter ohne Luft als ohne Lüge und Denun-<lb/> ziantentum. Darum wundern wir uns nicht, daß<lb/> in Pettau ſo viele Juſtizſkandale und ſogar Juſtiz-<lb/> morde geſchehen. Wer es nicht glaubt, leſe die Per-<lb/> vakenblätter, beſonders jenen „Narod“, deſſen Name<lb/> unwiderſprochen mit Silberlöffeldiebſtählen in Ver-<lb/> bindung ſteht. Dort ſteht es ſchwarz auf weiß, jede<lb/> Woche einmal, daß ſoundſoviel ſolcher „Skandale“<lb/> und „Morde“ der Pettauer Juſtiz geſchehen. Nur<lb/> einige Fälle! Vor Jahren hetzte die pervakiſche<lb/> Wuchergeſellſchaft eine Kellnerin Muſtafa, ſie möge<lb/> den „Stajerc“ und einige andere Blätter klagen.<lb/> Die Kellnerin war ſo dumm, daß ſie wirklich ihre<lb/> blutigen Kreuzer den Hetzern in den Rachen warf;<lb/> die Blätter aber wurden freigeſprochen, weil<lb/><cb/> „G’ſpuſi“ keine Beleidigung iſt. Die Kellnerin hatte<lb/> leere Taſchen, ein paar hundert Kronen ſollte der<lb/> Dr. Zguba (Dr. Verluſt) „verdienen“ und — all<lb/> dies iſt ein „Juſtizſkandal“. Dr. Brumen ſchmähte<lb/> Beamte, Zeugen und Geſchworene auf das uner-<lb/> hörteſte; ſeine in Pettau, Marburg, Cilli, Trieſt,<lb/> Graz und Wien erfolgten Verurteilungen ſind nach<lb/> ſeinen Angaben im „Narod“ Juſtizmorde. Und ſo<lb/> geht es weiter. Wahrlich, wir müſſen der Juſtiz<lb/> die Binde von den Augen nehmen. Brumen<lb/> muß freie Hand haben im Lügen, Verleumden,<lb/> Denunzieren. Brumen muß frei ſein, wenn er anderen<lb/> an die Ehre geht. Und wer ihn verurteilt, macht<lb/> einen „Juſtizmord“. Denn Geſetz, Kerker, Strafen,<lb/> das alles iſt nur für die böſen Fortſchrittler. Die<lb/> Pervaken aber dürfen alles ungeſtraft tun ...<lb/> wenn’es nicht regnen wird!</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Marburger Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Todesfälle.</hi> </head> <p>Am 14. d. M. ſtarb die Haus-<lb/> beſitzerin Frau Marie <hi rendition="#g">Jugg</hi> geb. Schneditz im<lb/> 83. Lebensjahre. Das Leichenbegängnis fand geſtern<lb/> ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oberlehrerſtelle.</hi> </head> <p>An der vierklaſſigen Knaben-<lb/> volksſchule in <hi rendition="#g">Windiſch-Feiſtritz</hi> gelangt bis<lb/> Oſtern 1907 die Oberlehrerſtelle definitiv zur Be-<lb/> ſetzung. Geſuche bis 1. Dezember d. J. an den<lb/> Ortsſchulrat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jahresbericht über den Kaiſer Franz<lb/> Joſef-Knabenhort in Marburg</hi> </head> <p>im Schul-<lb/> jahre 1905/06. Dieſer Tätigkeitsbericht umfaßt die<lb/> Zeit vom 1. September 1905 bis 15. Juli 1906.<lb/> In dieſen 10½ Monaten waren die Zöglinge an<lb/> 251 Tagen im Horte verſorgt. 9893 Vormittags-<lb/> beſuche und die 9897 Nachmittagsbeſuche ergaben<lb/> 19.790 Halbtagsbeſuche und ebenſoviele Mittageſſen<lb/> mit Brot und Jauſenbrot. Im Laufe des Jahres<lb/> waren insgeſamt 46 Zöglinge eingeſchrieben, der<lb/> höchſte Stand des Beſuches war zeitweilig 43,<lb/> zumeiſt aber 42 Knaben, von denen im Durchſchnitt<lb/> täglich 39 anweſend waren. Zu Beginn wurden<lb/> 42 Schüler aufgenommen. 34 davon waren ſchon<lb/> im Vorjahre Zöglinge der Anſtalt, 8 neu und 4 im<lb/> Laufe des Schuljahres als Erſatz für 4 ausgetretene<lb/> eingereiht. Die Knaben ſtehen im Alter zwiſchen<lb/> dem ſiebenten und vierzehten Lebensjahre, die meiſten<lb/> zwiſchen dem zehnten und dreizehnten Jahre und<lb/> beſuchen ordnungsmäßig die Volks- und Bürger-<lb/> ſchulen der Stadt, und zwar die Knabenvolks-<lb/> ſchule <hi rendition="#aq">I</hi> 9, die Kuabenvolksſchule <hi rendition="#aq">II</hi> 23, die Knaben-<lb/> volksſchule <hi rendition="#aq">III</hi> 8 und die Knabenbürgerſchule 6. Der<lb/> Klaſſenbeſuch ſtellt ſich folgendermaßen: 1. Klaſſe<lb/> der Volksſchule 4, 2. Klaſſe 4, 3. Klaſſe 12,<lb/> 4. Klaſſe 8, 5. Klaſſe 10, Abſchlußklaſſe 2, 1. Klaſſe<lb/> der Bürgerſchule 4, 2. Klaſſe 1 und 3. Klaſſe 1.<lb/> 24 Zöglinge hatten Vater und Mutter, 15 keinen<lb/> Vater, 4 keine Mutter mehr und 3 waren Waiſen.<lb/> Von der Zahlung des Wochenbeitrages von 40 H.<lb/> waren mit Berückſichtigung beſonderer Umſtände<lb/> ſechs ganz und einer halb befreit. Für fünf Knaben<lb/> haben edelſinnige Wohltäter die Bezahlung der Bei-<lb/> träge übernommen, und zwar die Herren Richard<lb/> Freiherr Baſſo v. Gödel-Lannoy (für 2), A. Götz<lb/> und G. Scherbaum (für 2). Die Schulnachrichten<lb/> wieſen am Schluße der Schuljahres folgenden Stand<lb/> aus: <hi rendition="#g">Sitten:</hi> vollkommen entſprechend 30, ent-<lb/> ſprechend 12; <hi rendition="#g">Fleiß:</hi> ausdauernd 6, befriedigend 18,<lb/> ungleichmäßig 15, gering 3; <hi rendition="#g">Fortgang:</hi> zum<lb/> Aufſteigen reif 37, nicht reif 5 Schüler. Gegenüber<lb/> den früheren Ausweiſen des Schuljahres zeigten ſich<lb/> in Sitten 12, im Fleiße 14 und im Fortgange 34<lb/> gebeſſert. Im Horte wird verſucht, die Erziehung<lb/> wie in einer großen Familie zu pflegen; jeder<lb/> Knabe ſoll ſich als gleichgehaltenes, vollwertiges<lb/> Glied des Ganzen fühlen. Dem Zwecke der Anſtalt<lb/> entſprechend wurden die Zöglinge zu Gottesfurcht<lb/> und Vaterlandsliebe, zu anſtändiger Lebensführung<lb/> und Fleiß angehalten. Die Tätigkeit der Schule<lb/> wird in allen ihren Lehrfächern durch Wiederholung<lb/> und Einübung unterſtützt. Beſondere Aufmerkſamkeit<lb/> findet der Sprach- und Rechenunterricht. Mit einer<lb/> gewiſſen Selbſtändigkeit kann im Horte das Zeichnen,<lb/> Singen und Turnen gepflegt werden. Der Eigenart<lb/> in der Befähigung der Knaben wird genügender<lb/> Spielraum gelaſſen und einzelne weiſen in den<lb/> Leibesübungen, im Singen, im Zeichnen nach den<lb/> Grundſätzen einer natürlichen Methode und in der<lb/> Knabenhandarbeit ſchöne Anlagen auf. Im Hand-<lb/> fertigkeitsunterrichte, den Herr E. <hi rendition="#g">Vadnou</hi> Mitt-<lb/> woch und Samstag nachmittags erteilte, be-<lb/> ſchäftigten ſich die Knaben mit Modellieren in Ton,<lb/> mit Papparbeiten, einzelne mit Kerbſchnitzen und<lb/><cb/> brachten allerlei Schönes zuſtande. Bei den gemein-<lb/> ſchaſtlichen Ausgängen wurde manches aus der<lb/> Natur- und Heimatkunde beſprochen. Geſunde und<lb/> lehrreiche Beſchäftigung bietet auch der Garten. Dem<lb/> Leſebedürfnis wird die Bücherei gerecht, die 362<lb/> Bücher enthält, welche zum Teil zum Vorleſen von<lb/> allen Knaben gebraucht wurden, wie: Robinſon,<lb/> Anderſen’s Märchen, Roſegger’s „Waldbauernbub’“<lb/> oder in 91 Fällen an einzelne zur häuslichen Be-<lb/> ſchäftigung entliehen wurden. An Lernmitteln wurde<lb/> Papier zum Schreiben und Zeichnen, Bleiſtifte,<lb/> Federn und dergleichen abgegeben. Die Beteilung<lb/> mit Kleidern, Wäſche und Schuhen erfolgte im<lb/> Herbſte. Die Verköſtigung beſteht zu Mittag aus<lb/> Suppe und Brot, zur Jauſe aus letzerem allein.<lb/> Die Koſten der Anſtalt betrugen im Kalenderjahre<lb/> 1905 4915·49 K., davon für Koſt 1390·35 K., für<lb/> Kleidung, Wäſche und Schuhe 823·79 K. und für<lb/> Lernmittel 171·13 K. Ein Zögling kommt beiläufig<lb/> auf 117 K. Die öffentliche Wohltätigkeit hat ſich<lb/> in den Dienſt der guten Sache geſtellt. Die Stadt-<lb/> gemeinde ſpendete 400 K., die Sparkaſſe-Jubi-<lb/> läumsſtiftung 300 K., eine Reihe gutherziger Bürger<lb/> der Stadt 485 K. und mancherlei Gegenſtände,<lb/> wofür hiemit der herzlichſte Dank ausgeſprochen<lb/> wird. Der Verwaltungsrat, der an der Spitze der<lb/> Anſtalt ſteht und deſſen Obmann Herr Richard<lb/> Freiherr Baſſo v. Gödel-Lannoy iſt, erledigte die<lb/> Geſchäfte in zwei Sitzungen. Er nahm Veranlaſſung,<lb/> Herrn Oberlehrer Alfred Berger, der im Vorjahre<lb/> den Leiter im Dienſte vertrat, den Dank und die<lb/> Anerkennung für ſein Wirken auszuſprechen. In<lb/> feſtlicher Weiſe wurden Kaiſers Namenstag am<lb/> 4. Oktober und der Gedenktag für Kaiſerin Eliſabeth<lb/> am 19. November begangen. Die Weihnachtsfeier<lb/> wurde am 21. Dezember mit Vorträgen, Geſang<lb/> und Beſcherung unter Beteiligung vieler Gäſte ab-<lb/> gehalten. Drei Zöglinge traten nach vollendeter<lb/> Schulpflicht in die Lehre. Karl <hi rendition="#g">Gaſſareck,</hi> Leiter<lb/> des Kaiſer Franz Joſef-Knabenhortes.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Poſt-Automobilverkehr Marburg—<lb/> St. Leonhard—Pettau.</hi> </head> <p>Wir erhielten folgende<lb/> Zuſchrift: Als vor einigen Wochen die Zeitungen<lb/> die Nachricht brachten, daß die Staatsverwaltung<lb/> unter gewiſſen Vorausſetzungen bereit ſei, Auto-<lb/> mobillinien für den Poſt-, Perſonen- und (be-<lb/> ſchränkten) Sachenverkehr einzurichten, iſt der gefertigte<lb/> Gerichtsvorſteher im Intereſſe des Bezirksgerichtes<lb/> und über Erſuchen maßgebender Intereſſentenkreiſe<lb/> der Sache nähergetreten und hat an zuſtändigen<lb/> Stellen in Wien und Graz Erkundigungen ein-<lb/> gezogen. Es käme hauptſächlich die Einrichtung des<lb/> Automobilverkehrs zwiſchen <hi rendition="#g">Marburg—Sankt<lb/> Leonhard—Hl. Dreifaltigkeit—Pettau</hi><lb/> in Frage. Diesfalls ſcheinen mir die Voraus-<lb/> ſetzungen zu einer ſolchen Einrichtung ſo günſtig zu<lb/> ſein, wie nicht leicht irgendwo. Denn hier würden<lb/> ſich vorausſichtlich für die Übernahme der von der<lb/> Staatsverwaltung geforderten Garantierung drei<lb/> große Bezirke, zwei große Städte und zwei Märkte<lb/> nach einem zu vereinbarenden Schlüſſel bereit erklären.<lb/> Welche Verbindlichkeiten die Staatsverwaltung<lb/> begehrt und überhaupt die diesbezüglichen näheren<lb/> Anleitungen ſind aus dem Zirkulare der k. k. Poſt-<lb/> und Telegraphendirektion in Graz vom 1. Oktober<lb/> 1906, Z. 55375, erſichtlich. (Wir werden auf dieſes<lb/> Zirkular zurückkommen. Die Schriftleitung.) Um in<lb/> der Sache ſo raſch als möglich zum Ziele zu ge-<lb/> langen, erlaube ich mir eine gemeinſame Beratung<lb/> von Vertretern der Stadtgemeinden Marburg und<lb/> Pettau, der Bezirksvertretungen Marburg, Pettau<lb/> und St. Leonhard und der Marktgemeinden<lb/> St. Leonhard und Hl. Dreifaltigkeit vorzuſchagen.<lb/> Ich geſtatte mir nun die Bitte, es wolle dortamts<lb/> der Gegenſtand einer Vorberatung unterzogen und<lb/> ſodann zur gemeinſchaftlichen Beratung eine Ver-<lb/> tretung entſendet werden. Für dieſe gemeinſchaftliche<lb/> Beratung der beteiligten Kreiſe erlaube ich mir als<lb/> Ort St. Leonhard und als Tag den 11. November<lb/> 1906, nachmittags 2 Uhr (Bezirksgericht, 1. Stock,<lb/> Amtszimmer Nr. 1) vorzuſchlagen. Zur Beratung<lb/> kämen hauptſächlich folgende Punkte: 1. Die Feſt-<lb/> ſtellung des Schlüſſels, nach welchem die beteiligten<lb/> Intereſſentengruppen für die Garantieſumme ein-<lb/> tretendenfalls aufzukommen hätten. 2. Die Ver-<lb/> breiterung der Bezirksſtraße ab Reichsſtraße Leiters-<lb/> berg über St. Leonhard bis Pettau. 3. Die all-<lb/> fällige Umlegung der Bezirksſtraße in Samarko,<lb/> Mutſchen (Schicker). Sollten die hier gemachten<lb/> Vorſchläge in irgend welcher Beziehung nicht genehm<lb/> ſein, ſo erbitte ich Mitteilung bis zum 1. November<lb/> 1906, damit noch Änderungen durchgeführt werden<lb/> können. Sollte von keiner Seite ein gegenteiliger<lb/> Antrag oder Ablehnung einlangen, werde ich die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr 124 16. Oktober 1906 Marburger Zeitung
bei Ausübung ſeines, von wahrer Nächſtenliebe ge-
leiteten Berufes ereilte, iſt eine allgemeine.
Wind.-Feiſtritz, 15. Oktober. (Trauung.
— Todesfall.) Geſtern nachmittags fand in der
Kloſterkirche zu Wind.-Feiſtritz die Trauung des
Fräuleins Fanni Oſimitſch, Tochter des Haus-
und Realitätenbeſitzers Herrn Franz Oſimitſch, mit
Hrn. Ceslav Miarzinsky, k. k. Poſtaſſiſtenten in
Pontafel ſtatt. Als Beiſtände fungierten die Herren
Schulleiter Kolletnig und Herr Poſtaſſiſtent
Finſterwalder. — Heute ſtarb hier die Haus-
beſitzerin Frau Marie Fulla, verwitwete Bratuſcha
im 89. Lebensjahre.
Windiſch-Feiſtritz, 15. Oktober. (Tod
durch Erhängen.) Der wegen Verbrechen der
Notzucht wider die Natur in Verwahrungshaft des
Bezirksgerichtes Wind.-Feiſtritz befindliche Joſef
Leskovar, penſionierter Bahnwächter aus Weideſch,
hat ſich am 14. d. M. in der Früh in ſeiner
Arreſtzelle erhängt. Leskovar galt bis jetzt überall
als fleißiger Arbeiter und ſtand im 60. Lebensjahre.
Er wurde behufs Obduktion in die ſtädtiſche
Totenkammer überführt.
Rann, 14. Oktober. (Selbſtmord.) In
Veternik bei Drachenburg machte Donnerstag
der dortige Beſitzer Georg Kunei ſeinem Leben
durch einen Revolverſchuß ein Ende. Häuslicher
Zwiſt ſoll die Urſache des Selbſtmordes geweſen
ſein. Vier unverſorgte Kinder beweinen ihren Vater.
Voitsberg, 14. Oktober. (Aus ver-
ſchmähter Liebe.) Der 42jährige, beim hieſigen
Bergbau beſchäftigte Jakob Trolb verfolgt ſeit
längerer Zeit eine Bauerntochter in Ober-Söding,
welche von ihm nichts wiſſen will. Geſtern abend
kam er wieder nach Ober-Söding und brachte dem
Mädchen mit dem Meſſer Stiche auf den Kopf,
in die Bruſt und in die Beine bei. Trolb hat das
Mädchen vor einigen Jahren mit einer Hacke ſchwer
verletzt, was ihm damals 8 Monate Kerker eintrug.
Pettauer Nachrichten.
Stadttheater. Die am Montag, den 15. d.
ſtattgefundene Eröffnungsvorſtellung „Der Weg zur
Hölle“, Schwank von Guſtav Kadelburg fand vor
ſehr gut beſuchtem Hauſe beifälligſte Aufnahme.
Freitag, den 19. d. geht als erſtes muſikaliſches
Werk Karl Zeller’s melodiöſe Operette „Der
Kellermeiſter“ in Szene, worin ſich das geſamte
Operetten-Perſonale vorſtellen wird. In Marburg
hatte dieſe Aufführung ſtürmiſchen Erfolg und
fanden bereits drei Wiederholungen des Werkes ſtatt.
In Vorbereitung iſt das Senſationsſchauſpiel „Die
Sittennote“, die Tragöde eines Schülers in vier
Akten von Adolf Schwayer.
Juſtizſkandale. Unter dieſer Spitzmarke
bringt der letzte „Stajerc“ folgende Betrachtung:
„Unſere Pettauer Pervaken — Gott erbarme ſich
ihrer — ſind wohl die ärmſten Leute, die auf
unſerer grünen Erde pilgern. Alles, alle unterdücken
ſie, dieſe armen Retter und Erlöſer des Volkes,
dieſe notwendigen Helden und Märtyer, ohne welche
die Slowenen ſchon längſt Zulukaffer oder Eskimos
geworden wären. Nichts, aber gar nichts dürfen
ſie tun, dieſe hohen Herren, deren Herzen für die
hohe Sache der pervakiſchen Politik ſchlagen. Kaum
beginnt einer dieſer Ritter von der traurigen Ge-
ſtalt hinterrücks ein wenig zu verleumden, wird er
ſchon von den böſen Fortſchrittlern bei den Ohren
genommen. Kaum beginnt der Pettauer Denunziant
ein wenig herumzuſchnüffeln, und ſchou pfeifen die
Pettauer Spatzen ein Lied, das mit „der größte
Schuft“ beginnt und mit „iſt der Denunziant“
endet. Nicht einmal lügen, die Wahrheit entſtellen,
ehrabſchneiden, auf Ehrenmänner ungeſtraft ſpeien
dürfen dieſe armen, geknechteten Pervaken in Pettau.
Und das iſt böſe, denn der richtige Pervak lebt
leichter ohne Luft als ohne Lüge und Denun-
ziantentum. Darum wundern wir uns nicht, daß
in Pettau ſo viele Juſtizſkandale und ſogar Juſtiz-
morde geſchehen. Wer es nicht glaubt, leſe die Per-
vakenblätter, beſonders jenen „Narod“, deſſen Name
unwiderſprochen mit Silberlöffeldiebſtählen in Ver-
bindung ſteht. Dort ſteht es ſchwarz auf weiß, jede
Woche einmal, daß ſoundſoviel ſolcher „Skandale“
und „Morde“ der Pettauer Juſtiz geſchehen. Nur
einige Fälle! Vor Jahren hetzte die pervakiſche
Wuchergeſellſchaft eine Kellnerin Muſtafa, ſie möge
den „Stajerc“ und einige andere Blätter klagen.
Die Kellnerin war ſo dumm, daß ſie wirklich ihre
blutigen Kreuzer den Hetzern in den Rachen warf;
die Blätter aber wurden freigeſprochen, weil
„G’ſpuſi“ keine Beleidigung iſt. Die Kellnerin hatte
leere Taſchen, ein paar hundert Kronen ſollte der
Dr. Zguba (Dr. Verluſt) „verdienen“ und — all
dies iſt ein „Juſtizſkandal“. Dr. Brumen ſchmähte
Beamte, Zeugen und Geſchworene auf das uner-
hörteſte; ſeine in Pettau, Marburg, Cilli, Trieſt,
Graz und Wien erfolgten Verurteilungen ſind nach
ſeinen Angaben im „Narod“ Juſtizmorde. Und ſo
geht es weiter. Wahrlich, wir müſſen der Juſtiz
die Binde von den Augen nehmen. Brumen
muß freie Hand haben im Lügen, Verleumden,
Denunzieren. Brumen muß frei ſein, wenn er anderen
an die Ehre geht. Und wer ihn verurteilt, macht
einen „Juſtizmord“. Denn Geſetz, Kerker, Strafen,
das alles iſt nur für die böſen Fortſchrittler. Die
Pervaken aber dürfen alles ungeſtraft tun ...
wenn’es nicht regnen wird!
Marburger Nachrichten.
Todesfälle. Am 14. d. M. ſtarb die Haus-
beſitzerin Frau Marie Jugg geb. Schneditz im
83. Lebensjahre. Das Leichenbegängnis fand geſtern
ſtatt.
Oberlehrerſtelle. An der vierklaſſigen Knaben-
volksſchule in Windiſch-Feiſtritz gelangt bis
Oſtern 1907 die Oberlehrerſtelle definitiv zur Be-
ſetzung. Geſuche bis 1. Dezember d. J. an den
Ortsſchulrat.
Jahresbericht über den Kaiſer Franz
Joſef-Knabenhort in Marburg im Schul-
jahre 1905/06. Dieſer Tätigkeitsbericht umfaßt die
Zeit vom 1. September 1905 bis 15. Juli 1906.
In dieſen 10½ Monaten waren die Zöglinge an
251 Tagen im Horte verſorgt. 9893 Vormittags-
beſuche und die 9897 Nachmittagsbeſuche ergaben
19.790 Halbtagsbeſuche und ebenſoviele Mittageſſen
mit Brot und Jauſenbrot. Im Laufe des Jahres
waren insgeſamt 46 Zöglinge eingeſchrieben, der
höchſte Stand des Beſuches war zeitweilig 43,
zumeiſt aber 42 Knaben, von denen im Durchſchnitt
täglich 39 anweſend waren. Zu Beginn wurden
42 Schüler aufgenommen. 34 davon waren ſchon
im Vorjahre Zöglinge der Anſtalt, 8 neu und 4 im
Laufe des Schuljahres als Erſatz für 4 ausgetretene
eingereiht. Die Knaben ſtehen im Alter zwiſchen
dem ſiebenten und vierzehten Lebensjahre, die meiſten
zwiſchen dem zehnten und dreizehnten Jahre und
beſuchen ordnungsmäßig die Volks- und Bürger-
ſchulen der Stadt, und zwar die Knabenvolks-
ſchule I 9, die Kuabenvolksſchule II 23, die Knaben-
volksſchule III 8 und die Knabenbürgerſchule 6. Der
Klaſſenbeſuch ſtellt ſich folgendermaßen: 1. Klaſſe
der Volksſchule 4, 2. Klaſſe 4, 3. Klaſſe 12,
4. Klaſſe 8, 5. Klaſſe 10, Abſchlußklaſſe 2, 1. Klaſſe
der Bürgerſchule 4, 2. Klaſſe 1 und 3. Klaſſe 1.
24 Zöglinge hatten Vater und Mutter, 15 keinen
Vater, 4 keine Mutter mehr und 3 waren Waiſen.
Von der Zahlung des Wochenbeitrages von 40 H.
waren mit Berückſichtigung beſonderer Umſtände
ſechs ganz und einer halb befreit. Für fünf Knaben
haben edelſinnige Wohltäter die Bezahlung der Bei-
träge übernommen, und zwar die Herren Richard
Freiherr Baſſo v. Gödel-Lannoy (für 2), A. Götz
und G. Scherbaum (für 2). Die Schulnachrichten
wieſen am Schluße der Schuljahres folgenden Stand
aus: Sitten: vollkommen entſprechend 30, ent-
ſprechend 12; Fleiß: ausdauernd 6, befriedigend 18,
ungleichmäßig 15, gering 3; Fortgang: zum
Aufſteigen reif 37, nicht reif 5 Schüler. Gegenüber
den früheren Ausweiſen des Schuljahres zeigten ſich
in Sitten 12, im Fleiße 14 und im Fortgange 34
gebeſſert. Im Horte wird verſucht, die Erziehung
wie in einer großen Familie zu pflegen; jeder
Knabe ſoll ſich als gleichgehaltenes, vollwertiges
Glied des Ganzen fühlen. Dem Zwecke der Anſtalt
entſprechend wurden die Zöglinge zu Gottesfurcht
und Vaterlandsliebe, zu anſtändiger Lebensführung
und Fleiß angehalten. Die Tätigkeit der Schule
wird in allen ihren Lehrfächern durch Wiederholung
und Einübung unterſtützt. Beſondere Aufmerkſamkeit
findet der Sprach- und Rechenunterricht. Mit einer
gewiſſen Selbſtändigkeit kann im Horte das Zeichnen,
Singen und Turnen gepflegt werden. Der Eigenart
in der Befähigung der Knaben wird genügender
Spielraum gelaſſen und einzelne weiſen in den
Leibesübungen, im Singen, im Zeichnen nach den
Grundſätzen einer natürlichen Methode und in der
Knabenhandarbeit ſchöne Anlagen auf. Im Hand-
fertigkeitsunterrichte, den Herr E. Vadnou Mitt-
woch und Samstag nachmittags erteilte, be-
ſchäftigten ſich die Knaben mit Modellieren in Ton,
mit Papparbeiten, einzelne mit Kerbſchnitzen und
brachten allerlei Schönes zuſtande. Bei den gemein-
ſchaſtlichen Ausgängen wurde manches aus der
Natur- und Heimatkunde beſprochen. Geſunde und
lehrreiche Beſchäftigung bietet auch der Garten. Dem
Leſebedürfnis wird die Bücherei gerecht, die 362
Bücher enthält, welche zum Teil zum Vorleſen von
allen Knaben gebraucht wurden, wie: Robinſon,
Anderſen’s Märchen, Roſegger’s „Waldbauernbub’“
oder in 91 Fällen an einzelne zur häuslichen Be-
ſchäftigung entliehen wurden. An Lernmitteln wurde
Papier zum Schreiben und Zeichnen, Bleiſtifte,
Federn und dergleichen abgegeben. Die Beteilung
mit Kleidern, Wäſche und Schuhen erfolgte im
Herbſte. Die Verköſtigung beſteht zu Mittag aus
Suppe und Brot, zur Jauſe aus letzerem allein.
Die Koſten der Anſtalt betrugen im Kalenderjahre
1905 4915·49 K., davon für Koſt 1390·35 K., für
Kleidung, Wäſche und Schuhe 823·79 K. und für
Lernmittel 171·13 K. Ein Zögling kommt beiläufig
auf 117 K. Die öffentliche Wohltätigkeit hat ſich
in den Dienſt der guten Sache geſtellt. Die Stadt-
gemeinde ſpendete 400 K., die Sparkaſſe-Jubi-
läumsſtiftung 300 K., eine Reihe gutherziger Bürger
der Stadt 485 K. und mancherlei Gegenſtände,
wofür hiemit der herzlichſte Dank ausgeſprochen
wird. Der Verwaltungsrat, der an der Spitze der
Anſtalt ſteht und deſſen Obmann Herr Richard
Freiherr Baſſo v. Gödel-Lannoy iſt, erledigte die
Geſchäfte in zwei Sitzungen. Er nahm Veranlaſſung,
Herrn Oberlehrer Alfred Berger, der im Vorjahre
den Leiter im Dienſte vertrat, den Dank und die
Anerkennung für ſein Wirken auszuſprechen. In
feſtlicher Weiſe wurden Kaiſers Namenstag am
4. Oktober und der Gedenktag für Kaiſerin Eliſabeth
am 19. November begangen. Die Weihnachtsfeier
wurde am 21. Dezember mit Vorträgen, Geſang
und Beſcherung unter Beteiligung vieler Gäſte ab-
gehalten. Drei Zöglinge traten nach vollendeter
Schulpflicht in die Lehre. Karl Gaſſareck, Leiter
des Kaiſer Franz Joſef-Knabenhortes.
Poſt-Automobilverkehr Marburg—
St. Leonhard—Pettau. Wir erhielten folgende
Zuſchrift: Als vor einigen Wochen die Zeitungen
die Nachricht brachten, daß die Staatsverwaltung
unter gewiſſen Vorausſetzungen bereit ſei, Auto-
mobillinien für den Poſt-, Perſonen- und (be-
ſchränkten) Sachenverkehr einzurichten, iſt der gefertigte
Gerichtsvorſteher im Intereſſe des Bezirksgerichtes
und über Erſuchen maßgebender Intereſſentenkreiſe
der Sache nähergetreten und hat an zuſtändigen
Stellen in Wien und Graz Erkundigungen ein-
gezogen. Es käme hauptſächlich die Einrichtung des
Automobilverkehrs zwiſchen Marburg—Sankt
Leonhard—Hl. Dreifaltigkeit—Pettau
in Frage. Diesfalls ſcheinen mir die Voraus-
ſetzungen zu einer ſolchen Einrichtung ſo günſtig zu
ſein, wie nicht leicht irgendwo. Denn hier würden
ſich vorausſichtlich für die Übernahme der von der
Staatsverwaltung geforderten Garantierung drei
große Bezirke, zwei große Städte und zwei Märkte
nach einem zu vereinbarenden Schlüſſel bereit erklären.
Welche Verbindlichkeiten die Staatsverwaltung
begehrt und überhaupt die diesbezüglichen näheren
Anleitungen ſind aus dem Zirkulare der k. k. Poſt-
und Telegraphendirektion in Graz vom 1. Oktober
1906, Z. 55375, erſichtlich. (Wir werden auf dieſes
Zirkular zurückkommen. Die Schriftleitung.) Um in
der Sache ſo raſch als möglich zum Ziele zu ge-
langen, erlaube ich mir eine gemeinſame Beratung
von Vertretern der Stadtgemeinden Marburg und
Pettau, der Bezirksvertretungen Marburg, Pettau
und St. Leonhard und der Marktgemeinden
St. Leonhard und Hl. Dreifaltigkeit vorzuſchagen.
Ich geſtatte mir nun die Bitte, es wolle dortamts
der Gegenſtand einer Vorberatung unterzogen und
ſodann zur gemeinſchaftlichen Beratung eine Ver-
tretung entſendet werden. Für dieſe gemeinſchaftliche
Beratung der beteiligten Kreiſe erlaube ich mir als
Ort St. Leonhard und als Tag den 11. November
1906, nachmittags 2 Uhr (Bezirksgericht, 1. Stock,
Amtszimmer Nr. 1) vorzuſchlagen. Zur Beratung
kämen hauptſächlich folgende Punkte: 1. Die Feſt-
ſtellung des Schlüſſels, nach welchem die beteiligten
Intereſſentengruppen für die Garantieſumme ein-
tretendenfalls aufzukommen hätten. 2. Die Ver-
breiterung der Bezirksſtraße ab Reichsſtraße Leiters-
berg über St. Leonhard bis Pettau. 3. Die all-
fällige Umlegung der Bezirksſtraße in Samarko,
Mutſchen (Schicker). Sollten die hier gemachten
Vorſchläge in irgend welcher Beziehung nicht genehm
ſein, ſo erbitte ich Mitteilung bis zum 1. November
1906, damit noch Änderungen durchgeführt werden
können. Sollte von keiner Seite ein gegenteiliger
Antrag oder Ablehnung einlangen, werde ich die
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grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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