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Mainzer Journal. Nr. 256. Mainz, 27. Oktober 1849.

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Mainzer Journal.


Nro 256. Samstag, den 27. October. 1849.


[Beginn Spaltensatz]
Wohin gerathen wir?

# Kriege, blutige Kriege, innerer Zwist, Bürgerkriege,
Parteiungen, Empörungen, Revolutionen sind auch früher in der
Weltgeschichte vorgekommen, hier und dort. Aber ein allgemeiner
Haß gegen Alles, was bestehende Autorität heißt, eine allver-
breitete Verschwörung selbst gegen die Fundamente der menschli-
chen Gesellschaft ist noch nie dagewesen, wie in unserer Zeit. Daß
der Adel gegen das Königthum, daß das Bürgerthum wider die
Aristokratie kämpfte, daß die Unterthanen ihren Herrschern gegen-
über nach größeren Rechten und Freiheiten rangen, ist immer da
gewesen; daß aber Alles, was Obrigkeit, was Vornehm, was
Reich heißt, vernichtet werden und daß die untersten Schichten der
Societät sich erheben und den ganzen Organismus der menschli-
chen Gesellschaft zertrümmern sollen, das ist noch nie angestrebt
worden, wie in unserer Zeit. Was ist die rothe Republik? --
Blutige Vernichtung der Religion, des Staates, des Eigenthumes,
der Familie -- und wer's anders meint, ist ein blinder Selbstbe-
trüger. Und die rothe Republik ist es, die mit Jnbrunst an-
gestrebt wird. -- Aber hat die rothe Republik noch Hoffnungen auf
den Sieg? -- Ja und dreimal ja, die allerkühnsten und auch
die allerzuverlässigsten. -- Aber hat nicht die Macht der Heere sie
bezwungen? Wohl, aber was ist materielle Macht gegen geistige
Kräfte?
und siehe die geistigen Kräfte und Ursachen
des Umsturzes
wirken fort und fort, und die Quellen des
socialen Verderbens
ergießen sich mächtiger und mächtiger!

Von den Knabenschulen an bis hinauf zur Univer-
sität
hat die ganze Jugend, mit wenigen Ausnahmen, die Par-
tei der Revolution, und zwar -- denn es gibt jetzt keine andere --
der socialen Revolution, deren Ziel die rothe Republik ist, er-
griffen. Jst es damit anders geworden, wird es anders? Nein
und dreimal Nein! -- Von der Knabenschule bis zur Universität
hinauf sind die Schulen geblieben und bleiben, wie sie waren, und
von Jahr zu Jahr wird jede folgende Generation, welche die
Volksschulen, die Realschulen, die Gymnasien, die Universitäten
verläßt, -- an Grundsätzen radicaler, an Sitten verderbter, an
Gesinnung hoffärthiger, wüster, wilder.

Der ganze Arbeiterstand, die Gesellen, die Fabrikar-
beiter und die große Menge der Meister, ja selbst die Masse des
Landvolkes, haben auf der Seite der radicalen Partei gestanden.
Hat sich das geändert, wird es sich ändern? Es hat keinen An-
schein dazu. -- Fort und fort steigt beim Volke die Verdunkelung
der nothwendigsten religiösen, sittlichen und bürgerlichen Grund-
begriffe, nimmt überhand die Erbitterung, Entsittlichung, Ver-
wilderung. Und wie intensiv das revolutionäre Gift einfrißt, so
greift um sich massenhaft, ungeheuer die Verarmung, das Pro-
letariat.

Was wollet ihr nun ausrichten, ihr Fürsten und Räthe der
Fürsten? ihr conservativen Majoritäten oder Minoritäten in den
Kammern? ihr Magistrate und Gerichte? ihr Alle, die ihr den
Bestand der Gesellschaft und des Staates retten und sichern mö-
get, wenn diese inneren Ursachen der socialen Revolution fort und
fort wirken? Was wollet ihr mit euren armseligen Nothbehelfen,
Transactionen und eitelen Bemühungen? Was wollet ihr selbst
mit euren Heeren, die ihr aus eben jenem Proletariate recrutiren
müsset? Ja, was vermöget ihr, wenn ihr sogar nicht einmal das
Uebel erkennet und bis zu einem gewissen Punkte fort und fort
den Umsturz selbst befördern helfet?

Was ist geschehen zu einer religiös=sittlichen Regeneration der
Schule? -- Weder in den Personen, noch in der Sache eine
Besserung. Ein paar Phrasen, ein paar Formen -- und Alles
bleibt wie's war, oder vielmehr, da nichts stehen bleibt -- die
innere Fäulniß greift immer weiter.

Was ist geschehen, das Volk zu belehren, zu ver-
söhnen, zu gewinnen, ihm geistig und leiblich zu
helfen?
-- Was ist um großen Uebeln zu begegnen Großes
geschehen? -- Man streitet um des Kaisers Bart, ruft Kammern
ein und löst sie auf, macht Gesetze, revidirt Verfassungen und
[Spaltenumbruch] müht sich ab in allen Eitelkeiten und Nichtigkeiten. Jndessen geht
das Volk sittlich und ökonomisch rettungslos verloren; das Heer
der rothen Republik schwillt mitten im Frieden an von Stunde
zu Stunde -- und da, da allein, woran die Entscheidung der
ganzen Zukunft hängt, zur Steuerung des moralischen und
ökonomischen Verderbens des Volkes
wird nichts
gethan!

Darum kann der Radicalismus getrost weiter wühlen und
auf die Stunde seines Sieges harren. Sie wird nicht lange auf
sich warten lassen, wenn nicht gewaltige religiöse
und moralische Kräfte zu wirken anfangen zur
gänzlichen inneren Umwandlung der Jugend und
des Volkes.
Jst aber dazu bei der gemüth= und herzlosen
Blasirtheit der modernen s. g. Bildung eine Aussicht vorhan-
den? --



Deutschland.

Wien 22. October. Wie es heißt, soll nunmehr in Betreff
der mit der Pforte wegen der Auslieferung der polnisch=magyari-
schen Jnsurgenten eingetretenen Differenz ein Entschluß gefaßt
und mit dem hiesigen türkischen Gesandten eine Conferenz eröffnet
werden, nachdem von Petersburg Mittheilungen in dieser Be-
ziehung eingegangen sind. Aus Konstantinopel schreibt man
über diesen Gegenstand, daß in den Ansichten des dortigen engli-
schen und französischen Repräsentanten eine Meinungsverschieden-
heit eingetreten zu seyn scheint und General Aupick für sich allein
auf eine Freilassung derjenigen Flüchtlinge angetragen habe, die
mit französischen Pässen versehen wären und das französische
Naturalisationsrecht besäßen. Sir Stratford=Canning dagegen
habe Admiral Parker aufgefordert, mit seiner Flotte sich den Dar-
danellen zu nähern und soll die Vorhut derselben bereits bei Te-
nedos gesehen worden seyn. Obgleich der Horizont durch diese
Nachrichten wieder etwas verfinstert wird, so ist an einen ernstli-
chen Bruch zwischen Oesterreich und Rußland auf der einen, Eng-
land, Frankreich und der Pforte auf der anderen Seite, doch nicht
zu denken und wird sich schon ein Ausweg finden, um allerseits
mit Ehren sich aus diesem Dilemma zu ziehen, ohne den europäi-
schen Frieden zu gefährden.

Jn dem Ministerium des Handels wird jetzt sehr fleißig an
der Umgestaltung des Consulatswesens gearbeitet. Die bereits er-
folgten Abänderungen durch Aufhebung der Agentien zu Jassy und
Bukarest und Einsetzung dortiger Generalconsulate, eben so wie
die Verlegung des Consulates zu Tripolis nach Tunis und Er-
hebung desselben zum Generalconsulate finden in der gesammten
Handelswelt, die nach dem Orient ihre Thätigkeit ausdehnt, gro-
ßen Anklang.

F. M. L. Dahlen, der designirte neue Kriegsminister, ist be-
reits hier angekommen, und man erwartet morgen oder übermor-
gen schon die officielle Nachricht, daß er das Kriegsportefeuille
übernommen habe.

Wien 23. October. Die heutige "Wiener Zeitung" enthält die
von Sr. Majestät genehmigten Anträge über die politische Orga-
nisirung der Grafschaften Görz und Gradiska, der Markgraf-
schaft Jstrien und die Stadt Triest. Die Letztere steht mit ihrem
Gebiete in administrativer Beziehung unter einem eigenen Statt-
halter. Görtz und Gradiska mit einem Gebiete von 50 Q. M.
und 193,263 Seelen zerfallen in vier, Jstrien mit 86 Q. M. und
230,000 Einwohnern in sieben Bezirkshauptmannschaften.

Gratz 21. October. ( Gr. Z. ) Heute nach zwei Uhr Nachmit-
tags brachte ein Extratrain den Marschall Grafen v. Radetzky auf
Augenblicke in unsere Mitte. Derselbe verließ den Waggon, mu-
sterte, den Hrn. Feldzeugmeister Baron Haynau und den Hrn.
Jnterims=Commandirenden Prinzen zu Schwarzburg=Rudolstadt
zur Seite, die aufgestellte Mannschaft und stieg nach dankender
Entgegennahme der herzlichen und feierlichen Begrüßung wieder
rüstig die Treppen des Waggons hinan.

[Ende Spaltensatz]
Mainzer Journal.


Nro 256. Samstag, den 27. October. 1849.


[Beginn Spaltensatz]
Wohin gerathen wir?

# Kriege, blutige Kriege, innerer Zwist, Bürgerkriege,
Parteiungen, Empörungen, Revolutionen sind auch früher in der
Weltgeschichte vorgekommen, hier und dort. Aber ein allgemeiner
Haß gegen Alles, was bestehende Autorität heißt, eine allver-
breitete Verschwörung selbst gegen die Fundamente der menschli-
chen Gesellschaft ist noch nie dagewesen, wie in unserer Zeit. Daß
der Adel gegen das Königthum, daß das Bürgerthum wider die
Aristokratie kämpfte, daß die Unterthanen ihren Herrschern gegen-
über nach größeren Rechten und Freiheiten rangen, ist immer da
gewesen; daß aber Alles, was Obrigkeit, was Vornehm, was
Reich heißt, vernichtet werden und daß die untersten Schichten der
Societät sich erheben und den ganzen Organismus der menschli-
chen Gesellschaft zertrümmern sollen, das ist noch nie angestrebt
worden, wie in unserer Zeit. Was ist die rothe Republik?
Blutige Vernichtung der Religion, des Staates, des Eigenthumes,
der Familie — und wer's anders meint, ist ein blinder Selbstbe-
trüger. Und die rothe Republik ist es, die mit Jnbrunst an-
gestrebt wird. — Aber hat die rothe Republik noch Hoffnungen auf
den Sieg? — Ja und dreimal ja, die allerkühnsten und auch
die allerzuverlässigsten. — Aber hat nicht die Macht der Heere sie
bezwungen? Wohl, aber was ist materielle Macht gegen geistige
Kräfte?
und siehe die geistigen Kräfte und Ursachen
des Umsturzes
wirken fort und fort, und die Quellen des
socialen Verderbens
ergießen sich mächtiger und mächtiger!

Von den Knabenschulen an bis hinauf zur Univer-
sität
hat die ganze Jugend, mit wenigen Ausnahmen, die Par-
tei der Revolution, und zwar — denn es gibt jetzt keine andere —
der socialen Revolution, deren Ziel die rothe Republik ist, er-
griffen. Jst es damit anders geworden, wird es anders? Nein
und dreimal Nein! — Von der Knabenschule bis zur Universität
hinauf sind die Schulen geblieben und bleiben, wie sie waren, und
von Jahr zu Jahr wird jede folgende Generation, welche die
Volksschulen, die Realschulen, die Gymnasien, die Universitäten
verläßt, — an Grundsätzen radicaler, an Sitten verderbter, an
Gesinnung hoffärthiger, wüster, wilder.

Der ganze Arbeiterstand, die Gesellen, die Fabrikar-
beiter und die große Menge der Meister, ja selbst die Masse des
Landvolkes, haben auf der Seite der radicalen Partei gestanden.
Hat sich das geändert, wird es sich ändern? Es hat keinen An-
schein dazu. — Fort und fort steigt beim Volke die Verdunkelung
der nothwendigsten religiösen, sittlichen und bürgerlichen Grund-
begriffe, nimmt überhand die Erbitterung, Entsittlichung, Ver-
wilderung. Und wie intensiv das revolutionäre Gift einfrißt, so
greift um sich massenhaft, ungeheuer die Verarmung, das Pro-
letariat.

Was wollet ihr nun ausrichten, ihr Fürsten und Räthe der
Fürsten? ihr conservativen Majoritäten oder Minoritäten in den
Kammern? ihr Magistrate und Gerichte? ihr Alle, die ihr den
Bestand der Gesellschaft und des Staates retten und sichern mö-
get, wenn diese inneren Ursachen der socialen Revolution fort und
fort wirken? Was wollet ihr mit euren armseligen Nothbehelfen,
Transactionen und eitelen Bemühungen? Was wollet ihr selbst
mit euren Heeren, die ihr aus eben jenem Proletariate recrutiren
müsset? Ja, was vermöget ihr, wenn ihr sogar nicht einmal das
Uebel erkennet und bis zu einem gewissen Punkte fort und fort
den Umsturz selbst befördern helfet?

Was ist geschehen zu einer religiös=sittlichen Regeneration der
Schule? — Weder in den Personen, noch in der Sache eine
Besserung. Ein paar Phrasen, ein paar Formen — und Alles
bleibt wie's war, oder vielmehr, da nichts stehen bleibt — die
innere Fäulniß greift immer weiter.

Was ist geschehen, das Volk zu belehren, zu ver-
söhnen, zu gewinnen, ihm geistig und leiblich zu
helfen?
— Was ist um großen Uebeln zu begegnen Großes
geschehen? — Man streitet um des Kaisers Bart, ruft Kammern
ein und löst sie auf, macht Gesetze, revidirt Verfassungen und
[Spaltenumbruch] müht sich ab in allen Eitelkeiten und Nichtigkeiten. Jndessen geht
das Volk sittlich und ökonomisch rettungslos verloren; das Heer
der rothen Republik schwillt mitten im Frieden an von Stunde
zu Stunde — und da, da allein, woran die Entscheidung der
ganzen Zukunft hängt, zur Steuerung des moralischen und
ökonomischen Verderbens des Volkes
wird nichts
gethan!

Darum kann der Radicalismus getrost weiter wühlen und
auf die Stunde seines Sieges harren. Sie wird nicht lange auf
sich warten lassen, wenn nicht gewaltige religiöse
und moralische Kräfte zu wirken anfangen zur
gänzlichen inneren Umwandlung der Jugend und
des Volkes.
Jst aber dazu bei der gemüth= und herzlosen
Blasirtheit der modernen s. g. Bildung eine Aussicht vorhan-
den? —



Deutschland.

Wien 22. October. Wie es heißt, soll nunmehr in Betreff
der mit der Pforte wegen der Auslieferung der polnisch=magyari-
schen Jnsurgenten eingetretenen Differenz ein Entschluß gefaßt
und mit dem hiesigen türkischen Gesandten eine Conferenz eröffnet
werden, nachdem von Petersburg Mittheilungen in dieser Be-
ziehung eingegangen sind. Aus Konstantinopel schreibt man
über diesen Gegenstand, daß in den Ansichten des dortigen engli-
schen und französischen Repräsentanten eine Meinungsverschieden-
heit eingetreten zu seyn scheint und General Aupick für sich allein
auf eine Freilassung derjenigen Flüchtlinge angetragen habe, die
mit französischen Pässen versehen wären und das französische
Naturalisationsrecht besäßen. Sir Stratford=Canning dagegen
habe Admiral Parker aufgefordert, mit seiner Flotte sich den Dar-
danellen zu nähern und soll die Vorhut derselben bereits bei Te-
nedos gesehen worden seyn. Obgleich der Horizont durch diese
Nachrichten wieder etwas verfinstert wird, so ist an einen ernstli-
chen Bruch zwischen Oesterreich und Rußland auf der einen, Eng-
land, Frankreich und der Pforte auf der anderen Seite, doch nicht
zu denken und wird sich schon ein Ausweg finden, um allerseits
mit Ehren sich aus diesem Dilemma zu ziehen, ohne den europäi-
schen Frieden zu gefährden.

Jn dem Ministerium des Handels wird jetzt sehr fleißig an
der Umgestaltung des Consulatswesens gearbeitet. Die bereits er-
folgten Abänderungen durch Aufhebung der Agentien zu Jassy und
Bukarest und Einsetzung dortiger Generalconsulate, eben so wie
die Verlegung des Consulates zu Tripolis nach Tunis und Er-
hebung desselben zum Generalconsulate finden in der gesammten
Handelswelt, die nach dem Orient ihre Thätigkeit ausdehnt, gro-
ßen Anklang.

F. M. L. Dahlen, der designirte neue Kriegsminister, ist be-
reits hier angekommen, und man erwartet morgen oder übermor-
gen schon die officielle Nachricht, daß er das Kriegsportefeuille
übernommen habe.

Wien 23. October. Die heutige „Wiener Zeitung“ enthält die
von Sr. Majestät genehmigten Anträge über die politische Orga-
nisirung der Grafschaften Görz und Gradiska, der Markgraf-
schaft Jstrien und die Stadt Triest. Die Letztere steht mit ihrem
Gebiete in administrativer Beziehung unter einem eigenen Statt-
halter. Görtz und Gradiska mit einem Gebiete von 50 Q. M.
und 193,263 Seelen zerfallen in vier, Jstrien mit 86 Q. M. und
230,000 Einwohnern in sieben Bezirkshauptmannschaften.

Gratz 21. October. ( Gr. Z. ) Heute nach zwei Uhr Nachmit-
tags brachte ein Extratrain den Marschall Grafen v. Radetzky auf
Augenblicke in unsere Mitte. Derselbe verließ den Waggon, mu-
sterte, den Hrn. Feldzeugmeister Baron Haynau und den Hrn.
Jnterims=Commandirenden Prinzen zu Schwarzburg=Rudolstadt
zur Seite, die aufgestellte Mannschaft und stieg nach dankender
Entgegennahme der herzlichen und feierlichen Begrüßung wieder
rüstig die Treppen des Waggons hinan.

[Ende Spaltensatz]
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[0001] Mainzer Journal. Nro 256. Samstag, den 27. October. 1849. Wohin gerathen wir? # Kriege, blutige Kriege, innerer Zwist, Bürgerkriege, Parteiungen, Empörungen, Revolutionen sind auch früher in der Weltgeschichte vorgekommen, hier und dort. Aber ein allgemeiner Haß gegen Alles, was bestehende Autorität heißt, eine allver- breitete Verschwörung selbst gegen die Fundamente der menschli- chen Gesellschaft ist noch nie dagewesen, wie in unserer Zeit. Daß der Adel gegen das Königthum, daß das Bürgerthum wider die Aristokratie kämpfte, daß die Unterthanen ihren Herrschern gegen- über nach größeren Rechten und Freiheiten rangen, ist immer da gewesen; daß aber Alles, was Obrigkeit, was Vornehm, was Reich heißt, vernichtet werden und daß die untersten Schichten der Societät sich erheben und den ganzen Organismus der menschli- chen Gesellschaft zertrümmern sollen, das ist noch nie angestrebt worden, wie in unserer Zeit. Was ist die rothe Republik? — Blutige Vernichtung der Religion, des Staates, des Eigenthumes, der Familie — und wer's anders meint, ist ein blinder Selbstbe- trüger. Und die rothe Republik ist es, die mit Jnbrunst an- gestrebt wird. — Aber hat die rothe Republik noch Hoffnungen auf den Sieg? — Ja und dreimal ja, die allerkühnsten und auch die allerzuverlässigsten. — Aber hat nicht die Macht der Heere sie bezwungen? Wohl, aber was ist materielle Macht gegen geistige Kräfte? und siehe die geistigen Kräfte und Ursachen des Umsturzes wirken fort und fort, und die Quellen des socialen Verderbens ergießen sich mächtiger und mächtiger! Von den Knabenschulen an bis hinauf zur Univer- sität hat die ganze Jugend, mit wenigen Ausnahmen, die Par- tei der Revolution, und zwar — denn es gibt jetzt keine andere — der socialen Revolution, deren Ziel die rothe Republik ist, er- griffen. Jst es damit anders geworden, wird es anders? Nein und dreimal Nein! — Von der Knabenschule bis zur Universität hinauf sind die Schulen geblieben und bleiben, wie sie waren, und von Jahr zu Jahr wird jede folgende Generation, welche die Volksschulen, die Realschulen, die Gymnasien, die Universitäten verläßt, — an Grundsätzen radicaler, an Sitten verderbter, an Gesinnung hoffärthiger, wüster, wilder. Der ganze Arbeiterstand, die Gesellen, die Fabrikar- beiter und die große Menge der Meister, ja selbst die Masse des Landvolkes, haben auf der Seite der radicalen Partei gestanden. Hat sich das geändert, wird es sich ändern? Es hat keinen An- schein dazu. — Fort und fort steigt beim Volke die Verdunkelung der nothwendigsten religiösen, sittlichen und bürgerlichen Grund- begriffe, nimmt überhand die Erbitterung, Entsittlichung, Ver- wilderung. Und wie intensiv das revolutionäre Gift einfrißt, so greift um sich massenhaft, ungeheuer die Verarmung, das Pro- letariat. Was wollet ihr nun ausrichten, ihr Fürsten und Räthe der Fürsten? ihr conservativen Majoritäten oder Minoritäten in den Kammern? ihr Magistrate und Gerichte? ihr Alle, die ihr den Bestand der Gesellschaft und des Staates retten und sichern mö- get, wenn diese inneren Ursachen der socialen Revolution fort und fort wirken? Was wollet ihr mit euren armseligen Nothbehelfen, Transactionen und eitelen Bemühungen? Was wollet ihr selbst mit euren Heeren, die ihr aus eben jenem Proletariate recrutiren müsset? Ja, was vermöget ihr, wenn ihr sogar nicht einmal das Uebel erkennet und bis zu einem gewissen Punkte fort und fort den Umsturz selbst befördern helfet? Was ist geschehen zu einer religiös=sittlichen Regeneration der Schule? — Weder in den Personen, noch in der Sache eine Besserung. Ein paar Phrasen, ein paar Formen — und Alles bleibt wie's war, oder vielmehr, da nichts stehen bleibt — die innere Fäulniß greift immer weiter. Was ist geschehen, das Volk zu belehren, zu ver- söhnen, zu gewinnen, ihm geistig und leiblich zu helfen? — Was ist um großen Uebeln zu begegnen Großes geschehen? — Man streitet um des Kaisers Bart, ruft Kammern ein und löst sie auf, macht Gesetze, revidirt Verfassungen und müht sich ab in allen Eitelkeiten und Nichtigkeiten. Jndessen geht das Volk sittlich und ökonomisch rettungslos verloren; das Heer der rothen Republik schwillt mitten im Frieden an von Stunde zu Stunde — und da, da allein, woran die Entscheidung der ganzen Zukunft hängt, zur Steuerung des moralischen und ökonomischen Verderbens des Volkes wird nichts gethan! Darum kann der Radicalismus getrost weiter wühlen und auf die Stunde seines Sieges harren. Sie wird nicht lange auf sich warten lassen, wenn nicht gewaltige religiöse und moralische Kräfte zu wirken anfangen zur gänzlichen inneren Umwandlung der Jugend und des Volkes. Jst aber dazu bei der gemüth= und herzlosen Blasirtheit der modernen s. g. Bildung eine Aussicht vorhan- den? — Deutschland. Wien 22. October. Wie es heißt, soll nunmehr in Betreff der mit der Pforte wegen der Auslieferung der polnisch=magyari- schen Jnsurgenten eingetretenen Differenz ein Entschluß gefaßt und mit dem hiesigen türkischen Gesandten eine Conferenz eröffnet werden, nachdem von Petersburg Mittheilungen in dieser Be- ziehung eingegangen sind. Aus Konstantinopel schreibt man über diesen Gegenstand, daß in den Ansichten des dortigen engli- schen und französischen Repräsentanten eine Meinungsverschieden- heit eingetreten zu seyn scheint und General Aupick für sich allein auf eine Freilassung derjenigen Flüchtlinge angetragen habe, die mit französischen Pässen versehen wären und das französische Naturalisationsrecht besäßen. Sir Stratford=Canning dagegen habe Admiral Parker aufgefordert, mit seiner Flotte sich den Dar- danellen zu nähern und soll die Vorhut derselben bereits bei Te- nedos gesehen worden seyn. Obgleich der Horizont durch diese Nachrichten wieder etwas verfinstert wird, so ist an einen ernstli- chen Bruch zwischen Oesterreich und Rußland auf der einen, Eng- land, Frankreich und der Pforte auf der anderen Seite, doch nicht zu denken und wird sich schon ein Ausweg finden, um allerseits mit Ehren sich aus diesem Dilemma zu ziehen, ohne den europäi- schen Frieden zu gefährden. Jn dem Ministerium des Handels wird jetzt sehr fleißig an der Umgestaltung des Consulatswesens gearbeitet. Die bereits er- folgten Abänderungen durch Aufhebung der Agentien zu Jassy und Bukarest und Einsetzung dortiger Generalconsulate, eben so wie die Verlegung des Consulates zu Tripolis nach Tunis und Er- hebung desselben zum Generalconsulate finden in der gesammten Handelswelt, die nach dem Orient ihre Thätigkeit ausdehnt, gro- ßen Anklang. F. M. L. Dahlen, der designirte neue Kriegsminister, ist be- reits hier angekommen, und man erwartet morgen oder übermor- gen schon die officielle Nachricht, daß er das Kriegsportefeuille übernommen habe. Wien 23. October. Die heutige „Wiener Zeitung“ enthält die von Sr. Majestät genehmigten Anträge über die politische Orga- nisirung der Grafschaften Görz und Gradiska, der Markgraf- schaft Jstrien und die Stadt Triest. Die Letztere steht mit ihrem Gebiete in administrativer Beziehung unter einem eigenen Statt- halter. Görtz und Gradiska mit einem Gebiete von 50 Q. M. und 193,263 Seelen zerfallen in vier, Jstrien mit 86 Q. M. und 230,000 Einwohnern in sieben Bezirkshauptmannschaften. Gratz 21. October. ( Gr. Z. ) Heute nach zwei Uhr Nachmit- tags brachte ein Extratrain den Marschall Grafen v. Radetzky auf Augenblicke in unsere Mitte. Derselbe verließ den Waggon, mu- sterte, den Hrn. Feldzeugmeister Baron Haynau und den Hrn. Jnterims=Commandirenden Prinzen zu Schwarzburg=Rudolstadt zur Seite, die aufgestellte Mannschaft und stieg nach dankender Entgegennahme der herzlichen und feierlichen Begrüßung wieder rüstig die Treppen des Waggons hinan.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 256. Mainz, 27. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal256_1849/1>, abgerufen am 21.11.2024.