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Mainzer Journal. Nr. 253. Mainz, 24. Oktober 1849.

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Odilon=Barrot zu veröffentlichen. Die Rechte wird nach dem
glänzenden Siege, den sie bei der römischen Frage erfochten hat,
jetzt bald wieder begehren, was sie so lange wünscht: den Rück-
tritt Dufaure's oder wenigstens sein Nachgeben in der Frage der
Beamtenanstellungen. Die vor Kurzem angekündigten Jnterpella-
tionen an ihn über diesen Gegenstand werden nicht lange mehr
ausbleiben.

Börse vom 22. October 5% 88. 15. -- 3% 55. 90. --
Bankactien 2332. 50.

Dänemark.

Die preußische Politik, über welche die Geschichte einst
ein schweres Urtheil fällen wird, fängt an, selbst bei den Verbün-
deten des Berliner Cabinets, den Dänen, Mißtrauen zu erwecken.
Die jüngsten Blätter aus Kopenhagen fordern zu directen
Unterhandlungen mit Schleswig=Holstein auf,

weil sie fürchten, Preußen wolle Holstein zur preußischen Provinz
machen. "Kjöbenhavnspost" sagt: "Jm März v. J. mochte es
nothwendig seyn, Holstein die Aufnahme in das deutsche Reich zu
gestatten, jetzt handelt es sich um den "engern Bund," der viel-
leicht Preußen allein umfassen wird; der Anschluß Holsteins an
diesen engern Bund würde Holstein zu einer preußischen Provinz
machen; darauf strebt Preußen hin, während in Holstein wenig-
stens eine Partei dagegen ist, welche wahrscheinlich das Ueberge-
wicht erlangen würde, wenn man sich in Unterhandlung mit der-
selben einließe; Preußen verfolgt nur das eigene Jnteresse, weder
das Holsteins, noch das Dänemarks."

Türkei.

Jm Widerspruche mit den englischen Berichten, welche die
türkische Nation als erfüllt von den Gefühlen der Gastfreundschaft
und Humanität für die ungarischen Flüchtlinge schildern, ver-
sichern Briefe der A. Z. von dort, daß sich mehr und mehr die
Abneigung kundgebe sich um um dieser "Ungläubigen" willen
in Krieg treiben zu lassen. Eben erhalten wir von sicherer Hand
ein Schreiben aus Belgrad vom 12. October, das die Lage
der Geflüchteten als die unglücklichste bezeichnet, die sich denken
lasse. Die anfangs milden Bekehrungsversuche schlugen bald in
wilden Fanatismus um: wer sich weigerte den Glauben der Vä-
ter abzuschwören, ward mit den scheußlichsten Schimpfwörtern,
ja mit Faustschlägen, Steinwürfen und Bajonnetstichen verfolgt.
Noch wurden alle Flüchtlinge in strenger Gefangenschaft gehalten.
Nur zwei Engländer unter ihnen -- General Guyon und Oberst
Longworth -- erhielten auf Verwendung des englischen Consuls
in Bucharest die Freiheit. Man glaubte in Widdin und Belgrad
nicht an einen Krieg.

Vermischtes.

*** Das Erfurter Schiedsgericht gibt in diesem Au-
genblicke in Hannover vielen Stoff zur Unterhaltung. Es ver-
lautet nämlich, daß das Königreich Hannover bei demselben, und
zwar von Oldenburg und Mecklenburg verklagt worden sey.
Diese Staaten hätten Hannover bei dem Erfurter Schiedsgerichte
wegen einer Summe von 20 Mill. Rthlr. in Anspruch genom-
men. Die oldenburg=mecklenburgische Forderung rühre aus dem
30jährigen Kriege her. Das Genauere über diese Sache hat
man noch nicht erfahren, allein das wird mit Entschiedenheit be-
hauptet, daß Hannover die oldenburg=mecklenburgische Klage be-
reits zur Vernehmlassung mitgetheilt worden sey. Wahrscheinlich
wird nun das Erfurter Schiedsgericht mit Nächsten die Processe
in Angriff nehmen, welche noch von den Zeiten Hermanns des
Cheruskers her in der Schwebe sind. -- Jn Karlsruhe wollen
sie, um die der Stadt geschlagenen Wunden zu heilen, ein neues
Theater bauen. -- Jn Mannheim hat sich die Cholera, welche
man gänzlich verschwunden glaubte, zum Schrecken der Bewohner
am 20. wieder eingestellt. Eine Folge der zu früh außer Acht ge-
lassenen diätetischen Vorsichtsmaßregeln. Sie ist jedoch jetzt wie-
der weg. -- Gagern ist dermalen in Hamburg. Es soll ihm dort
ein goldener Becher verehrt werden. -- Wie sich jetzt amtlich heraus-
stellt, hat Louis Philipp kein anderes Vermögen im Auslande,
als 500,000 Fr. bei Goldsmith in London, wovon er bei dem
Besuche bei der Königin Victoria 300,000 Fr. erhob und das
übrige in seinem jetzigen Aufenthalte für seinen und seiner Familie
Unterhalt bezog. -- Jn St. Goarshausen beabsichtigen mehrere,
größtentheils protestantische Einwohner eine freichristliche Gemeinde
zu bilden. Moutard apres diner! -- Jn Königsberg hielt auf Kö-
nigs Geburtstag der professor eloquentiae Lobeck eine Rede
über die Misanthropie der Gelehrten. Jn der deutschen Gesell-
schaft,
deren monatliche Versammlungen bereits seit lange auf-
gehört haben, hielt Professor Nesselmann einen Vortrag über
den Zusammenhang der altpreußischen Sprache mit dem Sanskrit.
[Spaltenumbruch] Jn welchem Zusammenhange diese Reden mit dem Geburtstage
des Königs stehen, müssen wir den gelehrten Herren zu entwickeln
überlassen. Vielleicht benutzen sie eines ihrer nächsten Programme
zu dieser dankenswerthen Arbeit. -- Die Ulmer Chronik bemerkt:
"Was dem Einen recht ist, ist dem Andern billig. Bekanntlich
laboriren unsere Demagogen an dem Unternehmen, die Regie-
rung zu nöthigen, daß sie ihre freischärlerischen Gutedel von
Baden reclamire. Was würden sie nun aber sagen, wenn un-
sere Regierung consequenter Weise die Gutedel fremder Länder,
z. B. den Fickler und den Reichscanarienvogel, an
ihre resp. Regierungen auslieferte? O, da würden sie schimpfen,
wie die Sperlinge! Nur gut, daß das Pfeifen der Spatzen Nichts
gilt." -- Jn Paris haben am 14 d. M. die Schwalben einen
Congreß gehalten und zwar zu Hunderttausenden auf den Dä-
chern des Louvre und der Tuilerien. Sie schienen sich daselbst
wegen ihrer bevorstehenden Abreise nach wärmeren Gegenden zu
berathschlagen. Nach 1 Uhr Nachmittags zog das ganze Völk-
chen gen Süden ab. Es ward ordentlich düster, wo sie vorüber-
zogen.



Anzeigen.
Große Ausstellung
von
malerischen Ansichten der Schweiz
optisch dargestellt
im Foyer des hiesigen Stadttheaters,
decorirt mit Wappen der europäischen souveränen Staaten
( en Transparent )
von
J. H. Uster,
Maler aus Feuerthal in der Schweiz.

Programm.

1 ) Panorama vom Rigi und Faulhorn, die Hauptansichten von der
Jungfrau, Jnterlaken, Rheinfall bei Schaffhausen, Meiringen= oder
Oberhasli=Thal, Unterseen, Thun und der Brienzer=See.

2 ) Panorama von Luzern, mit den Hauptansichten von dem Rosen-
laui=Gletscher, der Staubbach, der Gießbach, das Grindelwald=Thal,
die Städte Zürich und Bern.

Diese Ausstellung ist täglich zu sehen von Morgens 9 bis Abends
9 Uhr. Des Abends bei magischer Beleuchtung. An den
Theatertagen jedoch nur bis 5 Uhr Abends.

Personelle Abonnementskarten für die ganze Dauer der Ausstellung
sind an der Casse a 30 Kreuzer zu haben. -- Eintrittspreis: 12 Kreuzer,
Kinder die Hälfte; Militär ohne Rang 6 Kreuzer.

Da diese Ausstellung das erste Mal so umfangreich mit großen Ko-
sten verbunden exponirt wurde, nehme ich Veranlassung ein hochgeehrtes
Publicum hiermit ergebenst zu zahlreichem Besuche einzuladen.

    J. H. Uster.



Am Heutigen habe ich meinen Wohnort Mainz verlassen
und als praktischer Arzt in Niederolm die seitherige Woh-
nung des Herrn Dr. Pies bezogen.

Niederolm den 22. October 1849.

    L. Siebert,
    Dr. der Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe.



Die Versteigerung der Wagen, Pferde, Geschirre, Sättel,
Leiterwagen und Stallrequisiten im königl. preußischen
Gouvernementsgebäude dahier findet morgen Don-
nerstag Nachmittags 3 Uhr statt.



Capitalien auf solide Anlagen liegen fortwährend zum Ausleihen
bereit bei

    Max Hirsch, Klaragasse.



Mainzer Stadttheater.

Donnerstag den 25. October 1849:
Stradella.
Komische Oper in 3 Acten von Flotow.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

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Odilon=Barrot zu veröffentlichen. Die Rechte wird nach dem
glänzenden Siege, den sie bei der römischen Frage erfochten hat,
jetzt bald wieder begehren, was sie so lange wünscht: den Rück-
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Beamtenanstellungen. Die vor Kurzem angekündigten Jnterpella-
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ausbleiben.

Börse vom 22. October 5% 88. 15. — 3% 55. 90. —
Bankactien 2332. 50.

Dänemark.

Die preußische Politik, über welche die Geschichte einst
ein schweres Urtheil fällen wird, fängt an, selbst bei den Verbün-
deten des Berliner Cabinets, den Dänen, Mißtrauen zu erwecken.
Die jüngsten Blätter aus Kopenhagen fordern zu directen
Unterhandlungen mit Schleswig=Holstein auf,

weil sie fürchten, Preußen wolle Holstein zur preußischen Provinz
machen. „Kjöbenhavnspost“ sagt: „Jm März v. J. mochte es
nothwendig seyn, Holstein die Aufnahme in das deutsche Reich zu
gestatten, jetzt handelt es sich um den „engern Bund,“ der viel-
leicht Preußen allein umfassen wird; der Anschluß Holsteins an
diesen engern Bund würde Holstein zu einer preußischen Provinz
machen; darauf strebt Preußen hin, während in Holstein wenig-
stens eine Partei dagegen ist, welche wahrscheinlich das Ueberge-
wicht erlangen würde, wenn man sich in Unterhandlung mit der-
selben einließe; Preußen verfolgt nur das eigene Jnteresse, weder
das Holsteins, noch das Dänemarks.“

Türkei.

Jm Widerspruche mit den englischen Berichten, welche die
türkische Nation als erfüllt von den Gefühlen der Gastfreundschaft
und Humanität für die ungarischen Flüchtlinge schildern, ver-
sichern Briefe der A. Z. von dort, daß sich mehr und mehr die
Abneigung kundgebe sich um um dieser „Ungläubigen“ willen
in Krieg treiben zu lassen. Eben erhalten wir von sicherer Hand
ein Schreiben aus Belgrad vom 12. October, das die Lage
der Geflüchteten als die unglücklichste bezeichnet, die sich denken
lasse. Die anfangs milden Bekehrungsversuche schlugen bald in
wilden Fanatismus um: wer sich weigerte den Glauben der Vä-
ter abzuschwören, ward mit den scheußlichsten Schimpfwörtern,
ja mit Faustschlägen, Steinwürfen und Bajonnetstichen verfolgt.
Noch wurden alle Flüchtlinge in strenger Gefangenschaft gehalten.
Nur zwei Engländer unter ihnen — General Guyon und Oberst
Longworth — erhielten auf Verwendung des englischen Consuls
in Bucharest die Freiheit. Man glaubte in Widdin und Belgrad
nicht an einen Krieg.

Vermischtes.

*** Das Erfurter Schiedsgericht gibt in diesem Au-
genblicke in Hannover vielen Stoff zur Unterhaltung. Es ver-
lautet nämlich, daß das Königreich Hannover bei demselben, und
zwar von Oldenburg und Mecklenburg verklagt worden sey.
Diese Staaten hätten Hannover bei dem Erfurter Schiedsgerichte
wegen einer Summe von 20 Mill. Rthlr. in Anspruch genom-
men. Die oldenburg=mecklenburgische Forderung rühre aus dem
30jährigen Kriege her. Das Genauere über diese Sache hat
man noch nicht erfahren, allein das wird mit Entschiedenheit be-
hauptet, daß Hannover die oldenburg=mecklenburgische Klage be-
reits zur Vernehmlassung mitgetheilt worden sey. Wahrscheinlich
wird nun das Erfurter Schiedsgericht mit Nächsten die Processe
in Angriff nehmen, welche noch von den Zeiten Hermanns des
Cheruskers her in der Schwebe sind. — Jn Karlsruhe wollen
sie, um die der Stadt geschlagenen Wunden zu heilen, ein neues
Theater bauen. — Jn Mannheim hat sich die Cholera, welche
man gänzlich verschwunden glaubte, zum Schrecken der Bewohner
am 20. wieder eingestellt. Eine Folge der zu früh außer Acht ge-
lassenen diätetischen Vorsichtsmaßregeln. Sie ist jedoch jetzt wie-
der weg. — Gagern ist dermalen in Hamburg. Es soll ihm dort
ein goldener Becher verehrt werden. — Wie sich jetzt amtlich heraus-
stellt, hat Louis Philipp kein anderes Vermögen im Auslande,
als 500,000 Fr. bei Goldsmith in London, wovon er bei dem
Besuche bei der Königin Victoria 300,000 Fr. erhob und das
übrige in seinem jetzigen Aufenthalte für seinen und seiner Familie
Unterhalt bezog. — Jn St. Goarshausen beabsichtigen mehrere,
größtentheils protestantische Einwohner eine freichristliche Gemeinde
zu bilden. Moutard après diner! — Jn Königsberg hielt auf Kö-
nigs Geburtstag der professor eloquentiae Lobeck eine Rede
über die Misanthropie der Gelehrten. Jn der deutschen Gesell-
schaft,
deren monatliche Versammlungen bereits seit lange auf-
gehört haben, hielt Professor Nesselmann einen Vortrag über
den Zusammenhang der altpreußischen Sprache mit dem Sanskrit.
[Spaltenumbruch] Jn welchem Zusammenhange diese Reden mit dem Geburtstage
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überlassen. Vielleicht benutzen sie eines ihrer nächsten Programme
zu dieser dankenswerthen Arbeit. — Die Ulmer Chronik bemerkt:
„Was dem Einen recht ist, ist dem Andern billig. Bekanntlich
laboriren unsere Demagogen an dem Unternehmen, die Regie-
rung zu nöthigen, daß sie ihre freischärlerischen Gutedel von
Baden reclamire. Was würden sie nun aber sagen, wenn un-
sere Regierung consequenter Weise die Gutedel fremder Länder,
z. B. den Fickler und den Reichscanarienvogel, an
ihre resp. Regierungen auslieferte? O, da würden sie schimpfen,
wie die Sperlinge! Nur gut, daß das Pfeifen der Spatzen Nichts
gilt.“ — Jn Paris haben am 14 d. M. die Schwalben einen
Congreß gehalten und zwar zu Hunderttausenden auf den Dä-
chern des Louvre und der Tuilerien. Sie schienen sich daselbst
wegen ihrer bevorstehenden Abreise nach wärmeren Gegenden zu
berathschlagen. Nach 1 Uhr Nachmittags zog das ganze Völk-
chen gen Süden ab. Es ward ordentlich düster, wo sie vorüber-
zogen.



Anzeigen.
Große Ausstellung
von
malerischen Ansichten der Schweiz
optisch dargestellt
im Foyer des hiesigen Stadttheaters,
decorirt mit Wappen der europäischen souveränen Staaten
( en Transparent )
von
J. H. Uster,
Maler aus Feuerthal in der Schweiz.

Programm.

1 ) Panorama vom Rigi und Faulhorn, die Hauptansichten von der
Jungfrau, Jnterlaken, Rheinfall bei Schaffhausen, Meiringen= oder
Oberhasli=Thal, Unterseen, Thun und der Brienzer=See.

2 ) Panorama von Luzern, mit den Hauptansichten von dem Rosen-
laui=Gletscher, der Staubbach, der Gießbach, das Grindelwald=Thal,
die Städte Zürich und Bern.

Diese Ausstellung ist täglich zu sehen von Morgens 9 bis Abends
9 Uhr. Des Abends bei magischer Beleuchtung. An den
Theatertagen jedoch nur bis 5 Uhr Abends.

Personelle Abonnementskarten für die ganze Dauer der Ausstellung
sind an der Casse à 30 Kreuzer zu haben. — Eintrittspreis: 12 Kreuzer,
Kinder die Hälfte; Militär ohne Rang 6 Kreuzer.

Da diese Ausstellung das erste Mal so umfangreich mit großen Ko-
sten verbunden exponirt wurde, nehme ich Veranlassung ein hochgeehrtes
Publicum hiermit ergebenst zu zahlreichem Besuche einzuladen.

    J. H. Uster.



Am Heutigen habe ich meinen Wohnort Mainz verlassen
und als praktischer Arzt in Niederolm die seitherige Woh-
nung des Herrn Dr. Pies bezogen.

Niederolm den 22. October 1849.

    L. Siebert,
    Dr. der Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe.



Die Versteigerung der Wagen, Pferde, Geschirre, Sättel,
Leiterwagen und Stallrequisiten im königl. preußischen
Gouvernementsgebäude dahier findet morgen Don-
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Capitalien auf solide Anlagen liegen fortwährend zum Ausleihen
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Donnerstag den 25. October 1849:
Stradella.
Komische Oper in 3 Acten von Flotow.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0004] derstehen können, sein neues Manifest in Form eines Briefes an Odilon=Barrot zu veröffentlichen. Die Rechte wird nach dem glänzenden Siege, den sie bei der römischen Frage erfochten hat, jetzt bald wieder begehren, was sie so lange wünscht: den Rück- tritt Dufaure's oder wenigstens sein Nachgeben in der Frage der Beamtenanstellungen. Die vor Kurzem angekündigten Jnterpella- tionen an ihn über diesen Gegenstand werden nicht lange mehr ausbleiben. Börse vom 22. October 5% 88. 15. — 3% 55. 90. — Bankactien 2332. 50. Dänemark. Die preußische Politik, über welche die Geschichte einst ein schweres Urtheil fällen wird, fängt an, selbst bei den Verbün- deten des Berliner Cabinets, den Dänen, Mißtrauen zu erwecken. Die jüngsten Blätter aus Kopenhagen fordern zu directen Unterhandlungen mit Schleswig=Holstein auf, weil sie fürchten, Preußen wolle Holstein zur preußischen Provinz machen. „Kjöbenhavnspost“ sagt: „Jm März v. J. mochte es nothwendig seyn, Holstein die Aufnahme in das deutsche Reich zu gestatten, jetzt handelt es sich um den „engern Bund,“ der viel- leicht Preußen allein umfassen wird; der Anschluß Holsteins an diesen engern Bund würde Holstein zu einer preußischen Provinz machen; darauf strebt Preußen hin, während in Holstein wenig- stens eine Partei dagegen ist, welche wahrscheinlich das Ueberge- wicht erlangen würde, wenn man sich in Unterhandlung mit der- selben einließe; Preußen verfolgt nur das eigene Jnteresse, weder das Holsteins, noch das Dänemarks.“ Türkei. Jm Widerspruche mit den englischen Berichten, welche die türkische Nation als erfüllt von den Gefühlen der Gastfreundschaft und Humanität für die ungarischen Flüchtlinge schildern, ver- sichern Briefe der A. Z. von dort, daß sich mehr und mehr die Abneigung kundgebe sich um um dieser „Ungläubigen“ willen in Krieg treiben zu lassen. Eben erhalten wir von sicherer Hand ein Schreiben aus Belgrad vom 12. October, das die Lage der Geflüchteten als die unglücklichste bezeichnet, die sich denken lasse. Die anfangs milden Bekehrungsversuche schlugen bald in wilden Fanatismus um: wer sich weigerte den Glauben der Vä- ter abzuschwören, ward mit den scheußlichsten Schimpfwörtern, ja mit Faustschlägen, Steinwürfen und Bajonnetstichen verfolgt. Noch wurden alle Flüchtlinge in strenger Gefangenschaft gehalten. Nur zwei Engländer unter ihnen — General Guyon und Oberst Longworth — erhielten auf Verwendung des englischen Consuls in Bucharest die Freiheit. Man glaubte in Widdin und Belgrad nicht an einen Krieg. Vermischtes. *** Das Erfurter Schiedsgericht gibt in diesem Au- genblicke in Hannover vielen Stoff zur Unterhaltung. Es ver- lautet nämlich, daß das Königreich Hannover bei demselben, und zwar von Oldenburg und Mecklenburg verklagt worden sey. Diese Staaten hätten Hannover bei dem Erfurter Schiedsgerichte wegen einer Summe von 20 Mill. Rthlr. in Anspruch genom- men. Die oldenburg=mecklenburgische Forderung rühre aus dem 30jährigen Kriege her. Das Genauere über diese Sache hat man noch nicht erfahren, allein das wird mit Entschiedenheit be- hauptet, daß Hannover die oldenburg=mecklenburgische Klage be- reits zur Vernehmlassung mitgetheilt worden sey. Wahrscheinlich wird nun das Erfurter Schiedsgericht mit Nächsten die Processe in Angriff nehmen, welche noch von den Zeiten Hermanns des Cheruskers her in der Schwebe sind. — Jn Karlsruhe wollen sie, um die der Stadt geschlagenen Wunden zu heilen, ein neues Theater bauen. — Jn Mannheim hat sich die Cholera, welche man gänzlich verschwunden glaubte, zum Schrecken der Bewohner am 20. wieder eingestellt. Eine Folge der zu früh außer Acht ge- lassenen diätetischen Vorsichtsmaßregeln. Sie ist jedoch jetzt wie- der weg. — Gagern ist dermalen in Hamburg. Es soll ihm dort ein goldener Becher verehrt werden. — Wie sich jetzt amtlich heraus- stellt, hat Louis Philipp kein anderes Vermögen im Auslande, als 500,000 Fr. bei Goldsmith in London, wovon er bei dem Besuche bei der Königin Victoria 300,000 Fr. erhob und das übrige in seinem jetzigen Aufenthalte für seinen und seiner Familie Unterhalt bezog. — Jn St. Goarshausen beabsichtigen mehrere, größtentheils protestantische Einwohner eine freichristliche Gemeinde zu bilden. Moutard après diner! — Jn Königsberg hielt auf Kö- nigs Geburtstag der professor eloquentiae Lobeck eine Rede über die Misanthropie der Gelehrten. Jn der deutschen Gesell- schaft, deren monatliche Versammlungen bereits seit lange auf- gehört haben, hielt Professor Nesselmann einen Vortrag über den Zusammenhang der altpreußischen Sprache mit dem Sanskrit. Jn welchem Zusammenhange diese Reden mit dem Geburtstage des Königs stehen, müssen wir den gelehrten Herren zu entwickeln überlassen. Vielleicht benutzen sie eines ihrer nächsten Programme zu dieser dankenswerthen Arbeit. — Die Ulmer Chronik bemerkt: „Was dem Einen recht ist, ist dem Andern billig. Bekanntlich laboriren unsere Demagogen an dem Unternehmen, die Regie- rung zu nöthigen, daß sie ihre freischärlerischen Gutedel von Baden reclamire. Was würden sie nun aber sagen, wenn un- sere Regierung consequenter Weise die Gutedel fremder Länder, z. B. den Fickler und den Reichscanarienvogel, an ihre resp. Regierungen auslieferte? O, da würden sie schimpfen, wie die Sperlinge! Nur gut, daß das Pfeifen der Spatzen Nichts gilt.“ — Jn Paris haben am 14 d. M. die Schwalben einen Congreß gehalten und zwar zu Hunderttausenden auf den Dä- chern des Louvre und der Tuilerien. Sie schienen sich daselbst wegen ihrer bevorstehenden Abreise nach wärmeren Gegenden zu berathschlagen. Nach 1 Uhr Nachmittags zog das ganze Völk- chen gen Süden ab. Es ward ordentlich düster, wo sie vorüber- zogen. Anzeigen. Große Ausstellung von malerischen Ansichten der Schweiz optisch dargestellt im Foyer des hiesigen Stadttheaters, decorirt mit Wappen der europäischen souveränen Staaten ( en Transparent ) von J. H. Uster, Maler aus Feuerthal in der Schweiz. Programm. 1 ) Panorama vom Rigi und Faulhorn, die Hauptansichten von der Jungfrau, Jnterlaken, Rheinfall bei Schaffhausen, Meiringen= oder Oberhasli=Thal, Unterseen, Thun und der Brienzer=See. 2 ) Panorama von Luzern, mit den Hauptansichten von dem Rosen- laui=Gletscher, der Staubbach, der Gießbach, das Grindelwald=Thal, die Städte Zürich und Bern. Diese Ausstellung ist täglich zu sehen von Morgens 9 bis Abends 9 Uhr. Des Abends bei magischer Beleuchtung. An den Theatertagen jedoch nur bis 5 Uhr Abends. Personelle Abonnementskarten für die ganze Dauer der Ausstellung sind an der Casse à 30 Kreuzer zu haben. — Eintrittspreis: 12 Kreuzer, Kinder die Hälfte; Militär ohne Rang 6 Kreuzer. Da diese Ausstellung das erste Mal so umfangreich mit großen Ko- sten verbunden exponirt wurde, nehme ich Veranlassung ein hochgeehrtes Publicum hiermit ergebenst zu zahlreichem Besuche einzuladen. J. H. Uster. Am Heutigen habe ich meinen Wohnort Mainz verlassen und als praktischer Arzt in Niederolm die seitherige Woh- nung des Herrn Dr. Pies bezogen. Niederolm den 22. October 1849. L. Siebert, Dr. der Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe. Die Versteigerung der Wagen, Pferde, Geschirre, Sättel, Leiterwagen und Stallrequisiten im königl. preußischen Gouvernementsgebäude dahier findet morgen Don- nerstag Nachmittags 3 Uhr statt. Capitalien auf solide Anlagen liegen fortwährend zum Ausleihen bereit bei Max Hirsch, Klaragasse. Mainzer Stadttheater. Donnerstag den 25. October 1849: Stradella. Komische Oper in 3 Acten von Flotow. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 253. Mainz, 24. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal253_1849/4>, abgerufen am 21.11.2024.