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Mainzer Journal. Nr. 242. Mainz, 11. Oktober 1849.

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[Beginn Spaltensatz] Legitimationen der Abgeordneten schon in der Vorversammlung
geprüft werden.

Weitere Anträge lagen nicht vor, weshalb zu denen des zwei-
ten Ausschusses übergegangen wurde, welche zusammengenommen
auf die Schulen, auf die Gründung einer katholischen Universität,
auf die Missionen, auf Beförderung der guten und auf Unschäd-
lichmachung der schlechten Presse und auf die Unterstützung der
christlichen Kunst sich bezogen. Was für die Schulen zu thun sey,
um die vorhandenen christlichen zu erhalten und die unchristlichen
zu verdrängen oder durch in besserem Geiste zu gründende unschäd-
lich zu machen, darüber waren auf der zweiten Generalversamm-
lung in Breslau so umfassende und gründliche Verhandlungen
gepflogen worden, daß es genügte, auf dieselben hinzuweisen und
die einzelnen Vereine zur Ausführung der gefaßten Beschlüsse
dringend aufzufordern. Auch wurde in wichtiger Anerkennung,
daß der katholische Verein dem hochwürdigen Episkopate Deutsch-
lands in Angelegenheit der Freiheit der Kirche und des Unterrich-
tes nachzufolgen, nicht aber mit Rathschlägen vor= und an die
Hand zu gehen habe, ein Antrag auf positive Bemühung des
Vereines zur Einführung der Schulbrüder und Schulschwestern
zurückgewiesen, jedoch mit der bestimmtesten Erklärung, daß der
Verein, sobald der Episkopat in dieser Beziehung über ein sol-
ches Bedürfniß sich ausgesprochen, alle Kräfte einsetzen werde zur
Gründung solcher, unter Umständen höchst nützlicher und heil-
samer Jnstitute.

Derselbe Gesichtspunkt leitete die Abgeordneten bei der Ver-
handlung über die wiederholt in Antrag gebrachte Gründung ei-
ner katholischen Universität. Die Erhabenheit dieser Jdee, sowie
die Nothwendigkeit, sie von Zeit zu Zeit durch entsprechende Vor-
träge in den Versammlungen anzuregen und lebendig zu machen,
anerkennend, waren doch Alle der Ansicht, daß von einer positi-
veren Thätigkeit zur Realisirung dieses Zweckes nicht die Rede seyn
könne, ehe und bevor die Hochwürdigsten Bischöfe Deutschlands
darüber sich ausgesprochen und zur Bethätigung aufgefordert hät-
ten. Als einen der wichtigsten und segensreichsten Beschlüsse er-
achte ich den über das Missionswesen gefaßten und unverzüglich,
so viel an der Versammlung lag, im Leben ausgeführten. Jn
Anerkennung des höchst traurigen Looses vieler tausend Katholi-
ken, die in protestantischen Ländern, Provinzen, Städten und
Dörfern zerstreut leben und oft Monate und Jahre lang des
Trostes der Religion entbehren müssen, wurde der Antrag auf
Gründung eines eigenen deutschen Missionsvereines, unbeschadet
des bestehenden allgemeinen, unter dem Namen: " Bonifacius-
Verein " mit unbeschreiblichem Jubel aufgenommen; alsbald fan-
den nicht unbedeutende Einzeichnungen momentaner und jährli-
cher Beiträge statt, Graf Joseph v. Stolberg erklärte sich bereit,
auf den allgemeinen Wunsch der Versammlung, die Leitung die-
ser hochwichtigen Angelegenheit zu übernehmen, und so dürfen
wir mit Zuversicht erwarten, daß der junge Verein, der alsbald
nach dem Beschlusse eine That geworden ist, schon in der aller-
nächsten Zeit die reichlichsten Früchte bringen werde. -- Den
Schlußbericht erhalten Sie mit der Linzer Post; den gegenwärti-
gen habe ich auf dem Dampfschiffe die Donau herab begonnen
und in Passau vollendet.

Mannheim 9. October. ( D. Z. ) Heute Morgen 9 Uhr be-
gann die standgerichtliche Verhandlung über Valentin Streu-
ber,
Gemeinderath, nachher Mehlwagmeister dahier. Amtmann
v. Hiller vertrat die Anklage, welche wegen Anstiftung zum Auf-
ruhre auf Todesstrafe antrug. Amtsverwalter Babo leitete als
Untersuchungsrichter das Zeugenverhör, welches mit Unterbrechung
einer Stunde bis Abend 6 Uhr dauerte. Um diese Zeit erhielt
Advocat Küchler als Vertheidiger das Wort und wandte Alles
auf, was Scharfsinn, Redekunst und persönliche Theilnahme ver-
mochte; allein vergebens. Nach 9 Uhr Abends wurde das Ur-
theil verkündet, es lautet mit vier Stimmen gegen zwei auf Tod.
Da das Urtheil nicht einstimmig gefaßt ist, so wird die Bestäti-
gung des Ministeriums eingeholt werden.

Ein demokratisches Blatt, die "Neue Deutsche Zeitung," kün-
digt das "Herannahen einer neuen badischen Revolution" an.
"Die Wohlgesinnten, heißt es dort, sehen die Revolution unauf-
haltsam wieder herannahen; sie sehen, wie das Volk ihr mit
leuchtenden Augen, mit hochklopfenden Herzen entgegenharrt, wie
es bereit ist, nochmals Gut und Blut an seine Freiheit -- und an
seine Rache zu setzen: -- und sie können nicht helfen!" So spricht
von einer Seite ein Organ der Demokratie, während von der
anderen Seite die Organe der Piepmaierei unermüdlich auf Am-
nestie und dergleichen dringen. Aus dem Zusammenwirken dieser
beiden Jngredienzien ist dreimal eine badische Revolution gebraut
worden; -- und nun verschreibt uns eine "intelligente" Presse
das gleiche Recept zum vierten Male!

Freiburg 7. October. ( S. M. ) Mit der hiesigen Hoch-
[Spaltenumbruch] schule
sieht es immer trüber aus. Wie ich höre, hat nun auch
Professor Madai einen Ruf nach Gießen erhalten und angenom-
men; er wartet nur noch auf die Entlassung aus dem Staats-
dienste. Blos die theologische Facultät ist genügend bestellt; die
anderen alle leiden an sehr großen Lücken. Es ist fast gar nicht ab-
zusehen, wie der sonst so berühmten Universität nur einigermaßen
wieder zu ihrem früheren Glanze verholfen werden könne. Unter
den jetzigen Umständen darf Baden zufrieden seyn, wenn sich nur
Heidelberg in seinem alten Ansehen erhält.

Aus zuverlässigster Quelle wissen wir, daß sich General=Lieu-
tenant v. Hirschfeld dahin geäußert hat, er könne, seitdem ein
Kinkel begnadigt worden, es nicht mehr mit seinem Gewissen
vereinbaren, ein Todesurtheil zu bestätigen.

== Aus Rheinhessen 10. October. Außer den Listen der
Stimmberechtigten bei den Wahlen zur ersten und zweiten Kam-
mer, welche die Steuercommissäre und Bürgermeister unserer
Provinz im Auftrage des Ministeriums eben vorbereiten, so wie
außer der Bestellung der Wahlcommissäre für jene Wahlen ist
bis jetzt bezüglich derselben amtlich nichts weiter geschehen. Unter
diesen Verhältnissen können die Wahlen zur zweiten Kammer
nicht vor Anfang des nächsten Monates stattfinden, da die Forma-
litäten, welche zu ihrer Vorbereitung gesetzlich beobachtet werden
müssen, drei Wochen in Anspruch nehmen. Die liberal=constitu-
tionelle Partei des Landes hat daher noch Zeit genug, in ihrem
Sinne auf die Wahlen zu wirken, theils indem sie die noch nicht
völlig blind und taub gemachten, jetzt vielleicht klarer sehenden
und hörenden Demokraten von den eigentlichen Tendenzen das
Chorführer ihrer Partei, von dem Unheile, welches diese über das
Land und seine Bewohner gebracht, überzeugt, theils indem sie
alle Diejenigen, welche keine utopistischen Weltverbesserungen,
wohl aber ein vernünftiges Fortschreiten auf dem Wege freisinni-
ger [unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]Politik wollen, unter gemeinsamer Fahne sammelt, zu einem
und demselben [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]Feldgesret [unleserliches Material], zur Eintracht und Gesammtbetheili-
gung bei den Wahlen bestimmt. Zur Förderung dieser Bestreb-
ungen sind die Liberal=Constitutionellen der einzelnen Wahlbezirke
übereingekommen nachfolgende Männer als Abgeordnete der
zweiten Kammer
zu wählen:

1 ) Jm Wahlbezirke Mainz Lederfabrikant Karl Denin-
ger
und Weinhändler Clemens Lauteren, beide zu Mainz;

2 ) im Wahlbezirke Oberingelheim Gutsbesitzer Dr.
Langen auf dem Windhäuser Hofe bei Elsheim;

3 ) im Wahlbezirke Oberolm Generalstaatsprocurator
Kilian zu Darmstadt;

4 ) und 5 ) in den Wahlbezirken Bingen und Wöllstein
Gutsbesitzer George, Bürgermeister von Büdesheim;

6 ) im Wahlbezirke Wörrstadt Gutsbesitzer Brand zu
Oberhilbersheim;

7 ) im Wahlbezirke Alzei Gutsbesitzer Best, Bürgermeister
von Wendelsheim;

8 ) 9 ) und 10 ) in den Wahlbezirken Westhofen, Worms
und Osthofen Gutsbesitzer v. Gagern zu Monsheim;

11 ) im Wahlbezirke Odernheim Gutsbesitzer Brand,
Bürgermeister von Biebelnheim;

12 ) im Wahlbezirke Oppenheim Gutsbesitzer Wernher
zu Nierstein.

Darnach werden die Herren von Gagern und George
in mehreren Wahlbezirken zugleich als Candidaten aufgestellt.
Wir sind jedoch weit entfernt, hierin einen Nachtheil für die
Sache selbst zu sehen. Die Männer, welche Herrn von Gagern
zum Deputirten wählen, könnten in der That in der ganzen Pro-
vinz keinen Mann finden, der ihres Vertrauens würdiger wäre,
der den ihm zugedachten Posten besser ausfüllen könnte, als er,
und das ist denn auch der Hauptgrund, weshalb keiner der be-
treffenden Wahlbezirke von ihm, der sich noch für keinen Bezirk
entschieden, lassen will. Jst das aber einmal geschehen, so werden
die Männer, die ihre Stimme einem Gagern gegeben, wahrhaf-
tig keinen Zitz, Schütz, Müller=Melchiors und dergleichen zum
Deputirten wollen. Was Herrn George betrifft, so herrscht
über dessen Charakter und Fähigkeiten nur Eine Stimme und der
Binger Wahlbezirk konnte daher in seiner Candidatur um so we-
niger zweifelhaft seyn, als sich George noch nicht für Wöllstein
erklärt und man, nachdem der frühere constitutionelle Deputirte
Bingens ins demokratische Lager übergegangen, alle Ursache
hatte, sich nach einem charakterfesten, zuverlässigen Manne umzu-
sehen, als welcher Herr George allgemein bekannt ist.

Frankfurt 7. October. ( N. C. ) Bis zum 10. d. werden,
wie man hier als unzweifelhaft annimmt, die Zustimmungen
sämmtlicher deutschen Regierungen zu dem Vertrage über die
Einsetzung einer interimistischen Reichscommis-
sion
eingegangen seyn. Der Reichsverweser hat dem Vernehmen
nach bereits die Erklärung abgegeben, daß er sein Amt in die
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Legitimationen der Abgeordneten schon in der Vorversammlung
geprüft werden.

Weitere Anträge lagen nicht vor, weshalb zu denen des zwei-
ten Ausschusses übergegangen wurde, welche zusammengenommen
auf die Schulen, auf die Gründung einer katholischen Universität,
auf die Missionen, auf Beförderung der guten und auf Unschäd-
lichmachung der schlechten Presse und auf die Unterstützung der
christlichen Kunst sich bezogen. Was für die Schulen zu thun sey,
um die vorhandenen christlichen zu erhalten und die unchristlichen
zu verdrängen oder durch in besserem Geiste zu gründende unschäd-
lich zu machen, darüber waren auf der zweiten Generalversamm-
lung in Breslau so umfassende und gründliche Verhandlungen
gepflogen worden, daß es genügte, auf dieselben hinzuweisen und
die einzelnen Vereine zur Ausführung der gefaßten Beschlüsse
dringend aufzufordern. Auch wurde in wichtiger Anerkennung,
daß der katholische Verein dem hochwürdigen Episkopate Deutsch-
lands in Angelegenheit der Freiheit der Kirche und des Unterrich-
tes nachzufolgen, nicht aber mit Rathschlägen vor= und an die
Hand zu gehen habe, ein Antrag auf positive Bemühung des
Vereines zur Einführung der Schulbrüder und Schulschwestern
zurückgewiesen, jedoch mit der bestimmtesten Erklärung, daß der
Verein, sobald der Episkopat in dieser Beziehung über ein sol-
ches Bedürfniß sich ausgesprochen, alle Kräfte einsetzen werde zur
Gründung solcher, unter Umständen höchst nützlicher und heil-
samer Jnstitute.

Derselbe Gesichtspunkt leitete die Abgeordneten bei der Ver-
handlung über die wiederholt in Antrag gebrachte Gründung ei-
ner katholischen Universität. Die Erhabenheit dieser Jdee, sowie
die Nothwendigkeit, sie von Zeit zu Zeit durch entsprechende Vor-
träge in den Versammlungen anzuregen und lebendig zu machen,
anerkennend, waren doch Alle der Ansicht, daß von einer positi-
veren Thätigkeit zur Realisirung dieses Zweckes nicht die Rede seyn
könne, ehe und bevor die Hochwürdigsten Bischöfe Deutschlands
darüber sich ausgesprochen und zur Bethätigung aufgefordert hät-
ten. Als einen der wichtigsten und segensreichsten Beschlüsse er-
achte ich den über das Missionswesen gefaßten und unverzüglich,
so viel an der Versammlung lag, im Leben ausgeführten. Jn
Anerkennung des höchst traurigen Looses vieler tausend Katholi-
ken, die in protestantischen Ländern, Provinzen, Städten und
Dörfern zerstreut leben und oft Monate und Jahre lang des
Trostes der Religion entbehren müssen, wurde der Antrag auf
Gründung eines eigenen deutschen Missionsvereines, unbeschadet
des bestehenden allgemeinen, unter dem Namen: „ Bonifacius-
Verein “ mit unbeschreiblichem Jubel aufgenommen; alsbald fan-
den nicht unbedeutende Einzeichnungen momentaner und jährli-
cher Beiträge statt, Graf Joseph v. Stolberg erklärte sich bereit,
auf den allgemeinen Wunsch der Versammlung, die Leitung die-
ser hochwichtigen Angelegenheit zu übernehmen, und so dürfen
wir mit Zuversicht erwarten, daß der junge Verein, der alsbald
nach dem Beschlusse eine That geworden ist, schon in der aller-
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Schlußbericht erhalten Sie mit der Linzer Post; den gegenwärti-
gen habe ich auf dem Dampfschiffe die Donau herab begonnen
und in Passau vollendet.

Mannheim 9. October. ( D. Z. ) Heute Morgen 9 Uhr be-
gann die standgerichtliche Verhandlung über Valentin Streu-
ber,
Gemeinderath, nachher Mehlwagmeister dahier. Amtmann
v. Hiller vertrat die Anklage, welche wegen Anstiftung zum Auf-
ruhre auf Todesstrafe antrug. Amtsverwalter Babo leitete als
Untersuchungsrichter das Zeugenverhör, welches mit Unterbrechung
einer Stunde bis Abend 6 Uhr dauerte. Um diese Zeit erhielt
Advocat Küchler als Vertheidiger das Wort und wandte Alles
auf, was Scharfsinn, Redekunst und persönliche Theilnahme ver-
mochte; allein vergebens. Nach 9 Uhr Abends wurde das Ur-
theil verkündet, es lautet mit vier Stimmen gegen zwei auf Tod.
Da das Urtheil nicht einstimmig gefaßt ist, so wird die Bestäti-
gung des Ministeriums eingeholt werden.

Ein demokratisches Blatt, die „Neue Deutsche Zeitung,“ kün-
digt das „Herannahen einer neuen badischen Revolution“ an.
„Die Wohlgesinnten, heißt es dort, sehen die Revolution unauf-
haltsam wieder herannahen; sie sehen, wie das Volk ihr mit
leuchtenden Augen, mit hochklopfenden Herzen entgegenharrt, wie
es bereit ist, nochmals Gut und Blut an seine Freiheit — und an
seine Rache zu setzen: — und sie können nicht helfen!“ So spricht
von einer Seite ein Organ der Demokratie, während von der
anderen Seite die Organe der Piepmaierei unermüdlich auf Am-
nestie und dergleichen dringen. Aus dem Zusammenwirken dieser
beiden Jngredienzien ist dreimal eine badische Revolution gebraut
worden; — und nun verschreibt uns eine „intelligente“ Presse
das gleiche Recept zum vierten Male!

Freiburg 7. October. ( S. M. ) Mit der hiesigen Hoch-
[Spaltenumbruch] schule
sieht es immer trüber aus. Wie ich höre, hat nun auch
Professor Madai einen Ruf nach Gießen erhalten und angenom-
men; er wartet nur noch auf die Entlassung aus dem Staats-
dienste. Blos die theologische Facultät ist genügend bestellt; die
anderen alle leiden an sehr großen Lücken. Es ist fast gar nicht ab-
zusehen, wie der sonst so berühmten Universität nur einigermaßen
wieder zu ihrem früheren Glanze verholfen werden könne. Unter
den jetzigen Umständen darf Baden zufrieden seyn, wenn sich nur
Heidelberg in seinem alten Ansehen erhält.

Aus zuverlässigster Quelle wissen wir, daß sich General=Lieu-
tenant v. Hirschfeld dahin geäußert hat, er könne, seitdem ein
Kinkel begnadigt worden, es nicht mehr mit seinem Gewissen
vereinbaren, ein Todesurtheil zu bestätigen.

== Aus Rheinhessen 10. October. Außer den Listen der
Stimmberechtigten bei den Wahlen zur ersten und zweiten Kam-
mer, welche die Steuercommissäre und Bürgermeister unserer
Provinz im Auftrage des Ministeriums eben vorbereiten, so wie
außer der Bestellung der Wahlcommissäre für jene Wahlen ist
bis jetzt bezüglich derselben amtlich nichts weiter geschehen. Unter
diesen Verhältnissen können die Wahlen zur zweiten Kammer
nicht vor Anfang des nächsten Monates stattfinden, da die Forma-
litäten, welche zu ihrer Vorbereitung gesetzlich beobachtet werden
müssen, drei Wochen in Anspruch nehmen. Die liberal=constitu-
tionelle Partei des Landes hat daher noch Zeit genug, in ihrem
Sinne auf die Wahlen zu wirken, theils indem sie die noch nicht
völlig blind und taub gemachten, jetzt vielleicht klarer sehenden
und hörenden Demokraten von den eigentlichen Tendenzen das
Chorführer ihrer Partei, von dem Unheile, welches diese über das
Land und seine Bewohner gebracht, überzeugt, theils indem sie
alle Diejenigen, welche keine utopistischen Weltverbesserungen,
wohl aber ein vernünftiges Fortschreiten auf dem Wege freisinni-
ger [unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]Politik wollen, unter gemeinsamer Fahne sammelt, zu einem
und demselben [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]Feldgesret [unleserliches Material], zur Eintracht und Gesammtbetheili-
gung bei den Wahlen bestimmt. Zur Förderung dieser Bestreb-
ungen sind die Liberal=Constitutionellen der einzelnen Wahlbezirke
übereingekommen nachfolgende Männer als Abgeordnete der
zweiten Kammer
zu wählen:

1 ) Jm Wahlbezirke Mainz Lederfabrikant Karl Denin-
ger
und Weinhändler Clemens Lauteren, beide zu Mainz;

2 ) im Wahlbezirke Oberingelheim Gutsbesitzer Dr.
Langen auf dem Windhäuser Hofe bei Elsheim;

3 ) im Wahlbezirke Oberolm Generalstaatsprocurator
Kilian zu Darmstadt;

4 ) und 5 ) in den Wahlbezirken Bingen und Wöllstein
Gutsbesitzer George, Bürgermeister von Büdesheim;

6 ) im Wahlbezirke Wörrstadt Gutsbesitzer Brand zu
Oberhilbersheim;

7 ) im Wahlbezirke Alzei Gutsbesitzer Best, Bürgermeister
von Wendelsheim;

8 ) 9 ) und 10 ) in den Wahlbezirken Westhofen, Worms
und Osthofen Gutsbesitzer v. Gagern zu Monsheim;

11 ) im Wahlbezirke Odernheim Gutsbesitzer Brand,
Bürgermeister von Biebelnheim;

12 ) im Wahlbezirke Oppenheim Gutsbesitzer Wernher
zu Nierstein.

Darnach werden die Herren von Gagern und George
in mehreren Wahlbezirken zugleich als Candidaten aufgestellt.
Wir sind jedoch weit entfernt, hierin einen Nachtheil für die
Sache selbst zu sehen. Die Männer, welche Herrn von Gagern
zum Deputirten wählen, könnten in der That in der ganzen Pro-
vinz keinen Mann finden, der ihres Vertrauens würdiger wäre,
der den ihm zugedachten Posten besser ausfüllen könnte, als er,
und das ist denn auch der Hauptgrund, weshalb keiner der be-
treffenden Wahlbezirke von ihm, der sich noch für keinen Bezirk
entschieden, lassen will. Jst das aber einmal geschehen, so werden
die Männer, die ihre Stimme einem Gagern gegeben, wahrhaf-
tig keinen Zitz, Schütz, Müller=Melchiors und dergleichen zum
Deputirten wollen. Was Herrn George betrifft, so herrscht
über dessen Charakter und Fähigkeiten nur Eine Stimme und der
Binger Wahlbezirk konnte daher in seiner Candidatur um so we-
niger zweifelhaft seyn, als sich George noch nicht für Wöllstein
erklärt und man, nachdem der frühere constitutionelle Deputirte
Bingens ins demokratische Lager übergegangen, alle Ursache
hatte, sich nach einem charakterfesten, zuverlässigen Manne umzu-
sehen, als welcher Herr George allgemein bekannt ist.

Frankfurt 7. October. ( N. C. ) Bis zum 10. d. werden,
wie man hier als unzweifelhaft annimmt, die Zustimmungen
sämmtlicher deutschen Regierungen zu dem Vertrage über die
Einsetzung einer interimistischen Reichscommis-
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[0003] Legitimationen der Abgeordneten schon in der Vorversammlung geprüft werden. Weitere Anträge lagen nicht vor, weshalb zu denen des zwei- ten Ausschusses übergegangen wurde, welche zusammengenommen auf die Schulen, auf die Gründung einer katholischen Universität, auf die Missionen, auf Beförderung der guten und auf Unschäd- lichmachung der schlechten Presse und auf die Unterstützung der christlichen Kunst sich bezogen. Was für die Schulen zu thun sey, um die vorhandenen christlichen zu erhalten und die unchristlichen zu verdrängen oder durch in besserem Geiste zu gründende unschäd- lich zu machen, darüber waren auf der zweiten Generalversamm- lung in Breslau so umfassende und gründliche Verhandlungen gepflogen worden, daß es genügte, auf dieselben hinzuweisen und die einzelnen Vereine zur Ausführung der gefaßten Beschlüsse dringend aufzufordern. Auch wurde in wichtiger Anerkennung, daß der katholische Verein dem hochwürdigen Episkopate Deutsch- lands in Angelegenheit der Freiheit der Kirche und des Unterrich- tes nachzufolgen, nicht aber mit Rathschlägen vor= und an die Hand zu gehen habe, ein Antrag auf positive Bemühung des Vereines zur Einführung der Schulbrüder und Schulschwestern zurückgewiesen, jedoch mit der bestimmtesten Erklärung, daß der Verein, sobald der Episkopat in dieser Beziehung über ein sol- ches Bedürfniß sich ausgesprochen, alle Kräfte einsetzen werde zur Gründung solcher, unter Umständen höchst nützlicher und heil- samer Jnstitute. Derselbe Gesichtspunkt leitete die Abgeordneten bei der Ver- handlung über die wiederholt in Antrag gebrachte Gründung ei- ner katholischen Universität. Die Erhabenheit dieser Jdee, sowie die Nothwendigkeit, sie von Zeit zu Zeit durch entsprechende Vor- träge in den Versammlungen anzuregen und lebendig zu machen, anerkennend, waren doch Alle der Ansicht, daß von einer positi- veren Thätigkeit zur Realisirung dieses Zweckes nicht die Rede seyn könne, ehe und bevor die Hochwürdigsten Bischöfe Deutschlands darüber sich ausgesprochen und zur Bethätigung aufgefordert hät- ten. Als einen der wichtigsten und segensreichsten Beschlüsse er- achte ich den über das Missionswesen gefaßten und unverzüglich, so viel an der Versammlung lag, im Leben ausgeführten. Jn Anerkennung des höchst traurigen Looses vieler tausend Katholi- ken, die in protestantischen Ländern, Provinzen, Städten und Dörfern zerstreut leben und oft Monate und Jahre lang des Trostes der Religion entbehren müssen, wurde der Antrag auf Gründung eines eigenen deutschen Missionsvereines, unbeschadet des bestehenden allgemeinen, unter dem Namen: „ Bonifacius- Verein “ mit unbeschreiblichem Jubel aufgenommen; alsbald fan- den nicht unbedeutende Einzeichnungen momentaner und jährli- cher Beiträge statt, Graf Joseph v. Stolberg erklärte sich bereit, auf den allgemeinen Wunsch der Versammlung, die Leitung die- ser hochwichtigen Angelegenheit zu übernehmen, und so dürfen wir mit Zuversicht erwarten, daß der junge Verein, der alsbald nach dem Beschlusse eine That geworden ist, schon in der aller- nächsten Zeit die reichlichsten Früchte bringen werde. — Den Schlußbericht erhalten Sie mit der Linzer Post; den gegenwärti- gen habe ich auf dem Dampfschiffe die Donau herab begonnen und in Passau vollendet. Mannheim 9. October. ( D. Z. ) Heute Morgen 9 Uhr be- gann die standgerichtliche Verhandlung über Valentin Streu- ber, Gemeinderath, nachher Mehlwagmeister dahier. Amtmann v. Hiller vertrat die Anklage, welche wegen Anstiftung zum Auf- ruhre auf Todesstrafe antrug. Amtsverwalter Babo leitete als Untersuchungsrichter das Zeugenverhör, welches mit Unterbrechung einer Stunde bis Abend 6 Uhr dauerte. Um diese Zeit erhielt Advocat Küchler als Vertheidiger das Wort und wandte Alles auf, was Scharfsinn, Redekunst und persönliche Theilnahme ver- mochte; allein vergebens. Nach 9 Uhr Abends wurde das Ur- theil verkündet, es lautet mit vier Stimmen gegen zwei auf Tod. Da das Urtheil nicht einstimmig gefaßt ist, so wird die Bestäti- gung des Ministeriums eingeholt werden. Ein demokratisches Blatt, die „Neue Deutsche Zeitung,“ kün- digt das „Herannahen einer neuen badischen Revolution“ an. „Die Wohlgesinnten, heißt es dort, sehen die Revolution unauf- haltsam wieder herannahen; sie sehen, wie das Volk ihr mit leuchtenden Augen, mit hochklopfenden Herzen entgegenharrt, wie es bereit ist, nochmals Gut und Blut an seine Freiheit — und an seine Rache zu setzen: — und sie können nicht helfen!“ So spricht von einer Seite ein Organ der Demokratie, während von der anderen Seite die Organe der Piepmaierei unermüdlich auf Am- nestie und dergleichen dringen. Aus dem Zusammenwirken dieser beiden Jngredienzien ist dreimal eine badische Revolution gebraut worden; — und nun verschreibt uns eine „intelligente“ Presse das gleiche Recept zum vierten Male! Freiburg 7. October. ( S. M. ) Mit der hiesigen Hoch- schule sieht es immer trüber aus. Wie ich höre, hat nun auch Professor Madai einen Ruf nach Gießen erhalten und angenom- men; er wartet nur noch auf die Entlassung aus dem Staats- dienste. Blos die theologische Facultät ist genügend bestellt; die anderen alle leiden an sehr großen Lücken. Es ist fast gar nicht ab- zusehen, wie der sonst so berühmten Universität nur einigermaßen wieder zu ihrem früheren Glanze verholfen werden könne. Unter den jetzigen Umständen darf Baden zufrieden seyn, wenn sich nur Heidelberg in seinem alten Ansehen erhält. Aus zuverlässigster Quelle wissen wir, daß sich General=Lieu- tenant v. Hirschfeld dahin geäußert hat, er könne, seitdem ein Kinkel begnadigt worden, es nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren, ein Todesurtheil zu bestätigen. == Aus Rheinhessen 10. October. Außer den Listen der Stimmberechtigten bei den Wahlen zur ersten und zweiten Kam- mer, welche die Steuercommissäre und Bürgermeister unserer Provinz im Auftrage des Ministeriums eben vorbereiten, so wie außer der Bestellung der Wahlcommissäre für jene Wahlen ist bis jetzt bezüglich derselben amtlich nichts weiter geschehen. Unter diesen Verhältnissen können die Wahlen zur zweiten Kammer nicht vor Anfang des nächsten Monates stattfinden, da die Forma- litäten, welche zu ihrer Vorbereitung gesetzlich beobachtet werden müssen, drei Wochen in Anspruch nehmen. Die liberal=constitu- tionelle Partei des Landes hat daher noch Zeit genug, in ihrem Sinne auf die Wahlen zu wirken, theils indem sie die noch nicht völlig blind und taub gemachten, jetzt vielleicht klarer sehenden und hörenden Demokraten von den eigentlichen Tendenzen das Chorführer ihrer Partei, von dem Unheile, welches diese über das Land und seine Bewohner gebracht, überzeugt, theils indem sie alle Diejenigen, welche keine utopistischen Weltverbesserungen, wohl aber ein vernünftiges Fortschreiten auf dem Wege freisinni- ger _______Politik wollen, unter gemeinsamer Fahne sammelt, zu einem und demselben __________Feldgesret _ , zur Eintracht und Gesammtbetheili- gung bei den Wahlen bestimmt. Zur Förderung dieser Bestreb- ungen sind die Liberal=Constitutionellen der einzelnen Wahlbezirke übereingekommen nachfolgende Männer als Abgeordnete der zweiten Kammer zu wählen: 1 ) Jm Wahlbezirke Mainz Lederfabrikant Karl Denin- ger und Weinhändler Clemens Lauteren, beide zu Mainz; 2 ) im Wahlbezirke Oberingelheim Gutsbesitzer Dr. Langen auf dem Windhäuser Hofe bei Elsheim; 3 ) im Wahlbezirke Oberolm Generalstaatsprocurator Kilian zu Darmstadt; 4 ) und 5 ) in den Wahlbezirken Bingen und Wöllstein Gutsbesitzer George, Bürgermeister von Büdesheim; 6 ) im Wahlbezirke Wörrstadt Gutsbesitzer Brand zu Oberhilbersheim; 7 ) im Wahlbezirke Alzei Gutsbesitzer Best, Bürgermeister von Wendelsheim; 8 ) 9 ) und 10 ) in den Wahlbezirken Westhofen, Worms und Osthofen Gutsbesitzer v. Gagern zu Monsheim; 11 ) im Wahlbezirke Odernheim Gutsbesitzer Brand, Bürgermeister von Biebelnheim; 12 ) im Wahlbezirke Oppenheim Gutsbesitzer Wernher zu Nierstein. Darnach werden die Herren von Gagern und George in mehreren Wahlbezirken zugleich als Candidaten aufgestellt. Wir sind jedoch weit entfernt, hierin einen Nachtheil für die Sache selbst zu sehen. Die Männer, welche Herrn von Gagern zum Deputirten wählen, könnten in der That in der ganzen Pro- vinz keinen Mann finden, der ihres Vertrauens würdiger wäre, der den ihm zugedachten Posten besser ausfüllen könnte, als er, und das ist denn auch der Hauptgrund, weshalb keiner der be- treffenden Wahlbezirke von ihm, der sich noch für keinen Bezirk entschieden, lassen will. Jst das aber einmal geschehen, so werden die Männer, die ihre Stimme einem Gagern gegeben, wahrhaf- tig keinen Zitz, Schütz, Müller=Melchiors und dergleichen zum Deputirten wollen. Was Herrn George betrifft, so herrscht über dessen Charakter und Fähigkeiten nur Eine Stimme und der Binger Wahlbezirk konnte daher in seiner Candidatur um so we- niger zweifelhaft seyn, als sich George noch nicht für Wöllstein erklärt und man, nachdem der frühere constitutionelle Deputirte Bingens ins demokratische Lager übergegangen, alle Ursache hatte, sich nach einem charakterfesten, zuverlässigen Manne umzu- sehen, als welcher Herr George allgemein bekannt ist. Frankfurt 7. October. ( N. C. ) Bis zum 10. d. werden, wie man hier als unzweifelhaft annimmt, die Zustimmungen sämmtlicher deutschen Regierungen zu dem Vertrage über die Einsetzung einer interimistischen Reichscommis- sion eingegangen seyn. Der Reichsverweser hat dem Vernehmen nach bereits die Erklärung abgegeben, daß er sein Amt in die

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 242. Mainz, 11. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal242_1849/3>, abgerufen am 24.11.2024.