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Mainzer Journal. Nr. 164. Mainz, 14. Dezember 1848.

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Mainzer Journal.


Das Mainzer Journal erscheint täglich ( mit Ausnahme der höchsten Festtage ) und zwar so, daß das Hauptblatt mit den "Rheinischen Unterhaltungs-
blättern " schon am Vorabende, die ständige Beilage am Vormittage des betreffenden Tages selbst ausgegeben wird. Bestellungen nehmen alle Postämter an;
für Mainz und die nächste Umgebung die Buchhandlung von Kirchheim, Schott und Thielmann am Leichhofe. Der Preiß des Blattes ist hier in Mainz
jährlich 8 fl. in vierteljährigen Vorausbezahlungen von 2 fl.; in dem gesammten Gebiete des Fürstlich Thurn= und Taxisschen Postbezirkes jährlich eben-
falls 8 fl. Jnserate aller Art werden aufgenommen und die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 3 kr. berechnet.



Nro 164. Donnerstag, den 14. December. 1848.


[Beginn Spaltensatz] Bestellungen auf das mit dem 1. Januar 1849
beginnende neue Quartal des Mainzer Journals neh-
men alle Postämter an und wir ersuchen die resp.
Abonnenten, dieselben möglichst bald machen zu
wollen, damit wir die Größe der Auflage bestimmen
können. Eben so bitten wir alle Freunde sich nach
Kräften für die Verbreitung unseres Blattes zu in-
teressiren.

Der neue Particularismus.
( Schluß. )

Unsere Sonderbündler wollen das nicht; sie geben den Re-
gierungen das Beispiel eines Widerstandes, der die Hoffnungen
auf eine deutsche Einheit im Keime ersticken muß. Ueberrascht kann
man davon nicht seyn, wenn man sich erinnert, mit welcher Gleich-
giltigkeit mehrere der Führer gleich anfangs die Forderung eines
deutschen Parlamentes aufnahmen, und wie sie im Verlaufe der
Dinge sich nie aus dem engen Kreise einer Factionstactik zu dem
höhern Standpunkte einer nationalen Politik erheben konnten.
Unsere radicalen Doctrinärs setzen die Freiheit über die Einheit,
und wissen nicht, was bis jetzt alle politischen Völker der Welt
instinctmäßig gewußt und befolgt haben, daß die Macht, die in
der Einheit liegt, die Lebensbedingung jeder Freiheit ist. Sie
sind im Momente, wo es galt die Einheit rasch zu begründen, mit
der echt doctrinären Forderung aufgetreten, eine republikanische
Verfassung aufzubauen, d. h. unsere zerklüfteten und zerrissenen
Zustände vollends der Selbstauflösung preiszugeben. Sie haben
damit freilich alle die Leute von nationaler Gesinnung, die viel-
leicht von der theoretischen Republik günstige Vorstellungen heg-
ten, zum Widerstande aufgerufen, und die ganze Frage, ob Repu-
blik, ob Monarchie, gleich anfangs zu einer mehr nationalen als
politischen gemacht. Der Glaube, den wir immer hegten, daß die
Republik für die deutschen Zustände, wie sie sind, nicht etwa die
beste, sondern durchaus die schlechteste Regierungsform sey, hat
seit der Zeit erst recht Boden gewonnen, wo der politische Unver-
stand sie uns als alleinseiligmachende hat aufdringen wollen.

Die neue Tactik würde auch nicht ausreichen, uns die Repu-
blik zu bringen, aber sie könnte doch wenigstens eine kräftige und
starke Monarchie unmöglich machen, sie könnte es doch zu einem
Chaos bringen, das der Welt zum zweiten Male bewiese, wie
Deutschland nicht fähig ist sich eine gesunde und normale Staats-
verfassung zu geben. Die Geschichte der Jahre 1815--1848
würde sich in umgekehrter Weise wiederholen. So wie damals
eine Centralgewalt bestand, der es an den Elementen und an dem
guten Willen fehlte, ein einiges und freies Deutschland zu constituiren
und in dem Kampfe und Zanke darüber eine kostbare Zeit und
kostbare Kräfte sich aufrieben, so würden jetzt zwar bessere Ele-
mente und bessere Jnstitutionen einer centralen Vereinigung be-
gründet, aber zugleich der Hemmschuh des Particularismus so
angelegt werden, daß eine gesunde und freie Thätigkeit unmöglich
wäre. Wie das constitutionelle Leben dreißig Jahee lang am
Bundestage krank war, so würde dreißig weitere Jahre die
deutsche Einheit am constitutionellen Particularismus und der
Kleinstaaterei hinsiechen müssen. Wir zweifeln aber, ob nach
einem Mißlingen dieser Probe wir noch Kräfte genug übrig be-
hielten, es mit neuen politischen Experimenten zu versuchen.

Mit jenem Bestreben, die einzelnen Landstände Deutschlands
[Spaltenumbruch] als Waffen des Widerstandes gegen die Reichsstände und die
Reichsgewalt zu benützen, hängt ein anderes Manöver derselben
politischen Partei eng zusammen: der ungestüme Ruf nach con-
stituirenden Versammlungen in den einzelnen Staaten. Wieder
müssen wir an den Raveaux'schen Antrag erinnern, und an die
Bestimmtheit, womit damals die Linke jede constituirende Ver-
sammlung, die gleichzeitig mit der Frankfurter sich versammele,
von der Hand wies. Es siegte damals der vermittelnde Gedanke,
daß für Preußen und Oesterreich die Berufung solcher Versamm-
lungen im deutschen Jnterresse selbst dringend geboten sey; man
hoffte die ungewissen und gährenden Zustände eines Proviso-
riums damit beendigt zu sehen. Die Erfahrung hat bewiesen,
daß die entgegengesetzte Meinung die richtigere war; die Revo-
lution ist vielmehr durch die unfähigen Versammlungen, die wir
vor unseren Augen sehen, permanent geworden, und in die
deutschen Verhältnisse ist eine Confusion hereingekommen, die
man bätte vermeiden können, wenn nur ein Mittelpunkt der po-
litischen Constituirung vorhanden gewesen wäre. Jndessen machte
man damals in der besten Absicht diese Concession; was freilich
für Oesterreich und Preußen nothwendig schien, war es nicht in
demselben Verhältnisse für die anderen deutschen Staaten. Wenig-
stens würde jeder halbwegs politisch Gebildete den Nonsens ein-
sehen müssen, der darin liegt, daß zugleich in achtunddreißig
Staaten und außerdem noch in einer gemeinsamen Nationalver-
sammlung die Verfassung Deutschlands berathen werden sollte.
Wenn man gar nichts oder etwas recht Schlechtes zu Stande
bringen wollte, so war es schwer einen geeigneteren Weg dazu
zu finden. Während die politischen Völker der alten Welt bei
einer neuen Constituirung ihrer Staatsverfassung alle einzelnen
Gewalten sistirten, alle individuellen und particularen Kräfte
außer Wirksamkeit setzten und dem Gesetzgeber oder den gesetz-
gebenden Körpern eine völlig unbeschränkte, durch kein lästiges
Mittelglied gebundene Thätigkeit anwiesen, während auch die
modernen Staaten, wenn sie irgend politischen Beruf zeigten,
die gesetzgeberische Gewalt in solchen Fällen möglichst verdichteten
und concentrirten, würden wir auch darin unserer politischen
Fähigkeit ein trostloses Zeugniß ausstellen, daß wir die consti-
tuirenden Kräfte so vertheilten und vergeudeten, daß nirgends
Gewicht, Macht und Einheit, überall nur Jmpotenz und Ver-
wirrung herrschen müßte.

Die Einheit würde ganz in die Brüche fallen; ob die Freiheit
dabei gewänne, ist sehr die Frage. Es scheint uns doch, als hätte
die Erfahrung der letzten sechs Monate zur Genüge bewiesen, daß
man nur, wo die Nothwendigkeit es durchaus gebietet, große Ver-
sammlungen berufen sollte, um Verfassungen zu machen. Glück-
lich die einzelnen Länder, die seit zwanzig bis dreißig Jahren Ver-
fassungen hatten und sich aus der Praxis ihre Erfahrungen sam-
meln konnten über Licht= und Schattenseiten ihres politischen
Grundgesetzes. Sie können, wenn die Reichsverfassung beendet
ist, das erprobte Werk revidiren und wie es die neuen Verhält-
nisse gebieten, Modificationen eintreten zu lassen. Sie können das
Gute daran sorgfältig erhalten, das Unbewährte verwerfen; die
unerquickliche Probe doctrinärer Verfassungsexperimente, wie sie
dort gemacht werden, wo nichts Ueberliefertes vorhanden ist, bleibt
ihnen erspart. Wir wüßten keine schlechtere Politik als die,
welche es darauf absähe, jetzt durch raschberufene Versammlungen
politischer Neulinge, in denen die Majoritäten so grundsatzlos
sind, wie z. B. in Berlin und Wien, ein Verfassungsmonstrum
übereilen zu wollen, das bei dem ersten Wechsel des politischen
Windes einem Einflusse des entgegengesetzten Extrems weichen
müßte. Wir haben jene Politik immer für eine macchiavellistische
[Ende Spaltensatz]

Mainzer Journal.


Das Mainzer Journal erscheint täglich ( mit Ausnahme der höchsten Festtage ) und zwar so, daß das Hauptblatt mit den „Rheinischen Unterhaltungs-
blättern “ schon am Vorabende, die ständige Beilage am Vormittage des betreffenden Tages selbst ausgegeben wird. Bestellungen nehmen alle Postämter an;
für Mainz und die nächste Umgebung die Buchhandlung von Kirchheim, Schott und Thielmann am Leichhofe. Der Preiß des Blattes ist hier in Mainz
jährlich 8 fl. in vierteljährigen Vorausbezahlungen von 2 fl.; in dem gesammten Gebiete des Fürstlich Thurn= und Taxisschen Postbezirkes jährlich eben-
falls 8 fl. Jnserate aller Art werden aufgenommen und die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 3 kr. berechnet.



Nro 164. Donnerstag, den 14. December. 1848.


[Beginn Spaltensatz] Bestellungen auf das mit dem 1. Januar 1849
beginnende neue Quartal des Mainzer Journals neh-
men alle Postämter an und wir ersuchen die resp.
Abonnenten, dieselben möglichst bald machen zu
wollen, damit wir die Größe der Auflage bestimmen
können. Eben so bitten wir alle Freunde sich nach
Kräften für die Verbreitung unseres Blattes zu in-
teressiren.

Der neue Particularismus.
( Schluß. )

Unsere Sonderbündler wollen das nicht; sie geben den Re-
gierungen das Beispiel eines Widerstandes, der die Hoffnungen
auf eine deutsche Einheit im Keime ersticken muß. Ueberrascht kann
man davon nicht seyn, wenn man sich erinnert, mit welcher Gleich-
giltigkeit mehrere der Führer gleich anfangs die Forderung eines
deutschen Parlamentes aufnahmen, und wie sie im Verlaufe der
Dinge sich nie aus dem engen Kreise einer Factionstactik zu dem
höhern Standpunkte einer nationalen Politik erheben konnten.
Unsere radicalen Doctrinärs setzen die Freiheit über die Einheit,
und wissen nicht, was bis jetzt alle politischen Völker der Welt
instinctmäßig gewußt und befolgt haben, daß die Macht, die in
der Einheit liegt, die Lebensbedingung jeder Freiheit ist. Sie
sind im Momente, wo es galt die Einheit rasch zu begründen, mit
der echt doctrinären Forderung aufgetreten, eine republikanische
Verfassung aufzubauen, d. h. unsere zerklüfteten und zerrissenen
Zustände vollends der Selbstauflösung preiszugeben. Sie haben
damit freilich alle die Leute von nationaler Gesinnung, die viel-
leicht von der theoretischen Republik günstige Vorstellungen heg-
ten, zum Widerstande aufgerufen, und die ganze Frage, ob Repu-
blik, ob Monarchie, gleich anfangs zu einer mehr nationalen als
politischen gemacht. Der Glaube, den wir immer hegten, daß die
Republik für die deutschen Zustände, wie sie sind, nicht etwa die
beste, sondern durchaus die schlechteste Regierungsform sey, hat
seit der Zeit erst recht Boden gewonnen, wo der politische Unver-
stand sie uns als alleinseiligmachende hat aufdringen wollen.

Die neue Tactik würde auch nicht ausreichen, uns die Repu-
blik zu bringen, aber sie könnte doch wenigstens eine kräftige und
starke Monarchie unmöglich machen, sie könnte es doch zu einem
Chaos bringen, das der Welt zum zweiten Male bewiese, wie
Deutschland nicht fähig ist sich eine gesunde und normale Staats-
verfassung zu geben. Die Geschichte der Jahre 1815—1848
würde sich in umgekehrter Weise wiederholen. So wie damals
eine Centralgewalt bestand, der es an den Elementen und an dem
guten Willen fehlte, ein einiges und freies Deutschland zu constituiren
und in dem Kampfe und Zanke darüber eine kostbare Zeit und
kostbare Kräfte sich aufrieben, so würden jetzt zwar bessere Ele-
mente und bessere Jnstitutionen einer centralen Vereinigung be-
gründet, aber zugleich der Hemmschuh des Particularismus so
angelegt werden, daß eine gesunde und freie Thätigkeit unmöglich
wäre. Wie das constitutionelle Leben dreißig Jahee lang am
Bundestage krank war, so würde dreißig weitere Jahre die
deutsche Einheit am constitutionellen Particularismus und der
Kleinstaaterei hinsiechen müssen. Wir zweifeln aber, ob nach
einem Mißlingen dieser Probe wir noch Kräfte genug übrig be-
hielten, es mit neuen politischen Experimenten zu versuchen.

Mit jenem Bestreben, die einzelnen Landstände Deutschlands
[Spaltenumbruch] als Waffen des Widerstandes gegen die Reichsstände und die
Reichsgewalt zu benützen, hängt ein anderes Manöver derselben
politischen Partei eng zusammen: der ungestüme Ruf nach con-
stituirenden Versammlungen in den einzelnen Staaten. Wieder
müssen wir an den Raveaux'schen Antrag erinnern, und an die
Bestimmtheit, womit damals die Linke jede constituirende Ver-
sammlung, die gleichzeitig mit der Frankfurter sich versammele,
von der Hand wies. Es siegte damals der vermittelnde Gedanke,
daß für Preußen und Oesterreich die Berufung solcher Versamm-
lungen im deutschen Jnterresse selbst dringend geboten sey; man
hoffte die ungewissen und gährenden Zustände eines Proviso-
riums damit beendigt zu sehen. Die Erfahrung hat bewiesen,
daß die entgegengesetzte Meinung die richtigere war; die Revo-
lution ist vielmehr durch die unfähigen Versammlungen, die wir
vor unseren Augen sehen, permanent geworden, und in die
deutschen Verhältnisse ist eine Confusion hereingekommen, die
man bätte vermeiden können, wenn nur ein Mittelpunkt der po-
litischen Constituirung vorhanden gewesen wäre. Jndessen machte
man damals in der besten Absicht diese Concession; was freilich
für Oesterreich und Preußen nothwendig schien, war es nicht in
demselben Verhältnisse für die anderen deutschen Staaten. Wenig-
stens würde jeder halbwegs politisch Gebildete den Nonsens ein-
sehen müssen, der darin liegt, daß zugleich in achtunddreißig
Staaten und außerdem noch in einer gemeinsamen Nationalver-
sammlung die Verfassung Deutschlands berathen werden sollte.
Wenn man gar nichts oder etwas recht Schlechtes zu Stande
bringen wollte, so war es schwer einen geeigneteren Weg dazu
zu finden. Während die politischen Völker der alten Welt bei
einer neuen Constituirung ihrer Staatsverfassung alle einzelnen
Gewalten sistirten, alle individuellen und particularen Kräfte
außer Wirksamkeit setzten und dem Gesetzgeber oder den gesetz-
gebenden Körpern eine völlig unbeschränkte, durch kein lästiges
Mittelglied gebundene Thätigkeit anwiesen, während auch die
modernen Staaten, wenn sie irgend politischen Beruf zeigten,
die gesetzgeberische Gewalt in solchen Fällen möglichst verdichteten
und concentrirten, würden wir auch darin unserer politischen
Fähigkeit ein trostloses Zeugniß ausstellen, daß wir die consti-
tuirenden Kräfte so vertheilten und vergeudeten, daß nirgends
Gewicht, Macht und Einheit, überall nur Jmpotenz und Ver-
wirrung herrschen müßte.

Die Einheit würde ganz in die Brüche fallen; ob die Freiheit
dabei gewänne, ist sehr die Frage. Es scheint uns doch, als hätte
die Erfahrung der letzten sechs Monate zur Genüge bewiesen, daß
man nur, wo die Nothwendigkeit es durchaus gebietet, große Ver-
sammlungen berufen sollte, um Verfassungen zu machen. Glück-
lich die einzelnen Länder, die seit zwanzig bis dreißig Jahren Ver-
fassungen hatten und sich aus der Praxis ihre Erfahrungen sam-
meln konnten über Licht= und Schattenseiten ihres politischen
Grundgesetzes. Sie können, wenn die Reichsverfassung beendet
ist, das erprobte Werk revidiren und wie es die neuen Verhält-
nisse gebieten, Modificationen eintreten zu lassen. Sie können das
Gute daran sorgfältig erhalten, das Unbewährte verwerfen; die
unerquickliche Probe doctrinärer Verfassungsexperimente, wie sie
dort gemacht werden, wo nichts Ueberliefertes vorhanden ist, bleibt
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welche es darauf absähe, jetzt durch raschberufene Versammlungen
politischer Neulinge, in denen die Majoritäten so grundsatzlos
sind, wie z. B. in Berlin und Wien, ein Verfassungsmonstrum
übereilen zu wollen, das bei dem ersten Wechsel des politischen
Windes einem Einflusse des entgegengesetzten Extrems weichen
müßte. Wir haben jene Politik immer für eine macchiavellistische
[Ende Spaltensatz]

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Abonnenten, dieselben möglichst bald machen zu wollen, damit wir die Größe der Auflage bestimmen können. Eben so bitten wir alle Freunde sich nach Kräften für die Verbreitung unseres Blattes zu in- teressiren. Der neue Particularismus. ( Schluß. ) Unsere Sonderbündler wollen das nicht; sie geben den Re- gierungen das Beispiel eines Widerstandes, der die Hoffnungen auf eine deutsche Einheit im Keime ersticken muß. Ueberrascht kann man davon nicht seyn, wenn man sich erinnert, mit welcher Gleich- giltigkeit mehrere der Führer gleich anfangs die Forderung eines deutschen Parlamentes aufnahmen, und wie sie im Verlaufe der Dinge sich nie aus dem engen Kreise einer Factionstactik zu dem höhern Standpunkte einer nationalen Politik erheben konnten. 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Mit jenem Bestreben, die einzelnen Landstände Deutschlands als Waffen des Widerstandes gegen die Reichsstände und die Reichsgewalt zu benützen, hängt ein anderes Manöver derselben politischen Partei eng zusammen: der ungestüme Ruf nach con- stituirenden Versammlungen in den einzelnen Staaten. Wieder müssen wir an den Raveaux'schen Antrag erinnern, und an die Bestimmtheit, womit damals die Linke jede constituirende Ver- sammlung, die gleichzeitig mit der Frankfurter sich versammele, von der Hand wies. Es siegte damals der vermittelnde Gedanke, daß für Preußen und Oesterreich die Berufung solcher Versamm- lungen im deutschen Jnterresse selbst dringend geboten sey; man hoffte die ungewissen und gährenden Zustände eines Proviso- riums damit beendigt zu sehen. Die Erfahrung hat bewiesen, daß die entgegengesetzte Meinung die richtigere war; die Revo- lution ist vielmehr durch die unfähigen Versammlungen, die wir vor unseren Augen sehen, permanent geworden, und in die deutschen Verhältnisse ist eine Confusion hereingekommen, die man bätte vermeiden können, wenn nur ein Mittelpunkt der po- litischen Constituirung vorhanden gewesen wäre. Jndessen machte man damals in der besten Absicht diese Concession; was freilich für Oesterreich und Preußen nothwendig schien, war es nicht in demselben Verhältnisse für die anderen deutschen Staaten. Wenig- stens würde jeder halbwegs politisch Gebildete den Nonsens ein- sehen müssen, der darin liegt, daß zugleich in achtunddreißig Staaten und außerdem noch in einer gemeinsamen Nationalver- sammlung die Verfassung Deutschlands berathen werden sollte. Wenn man gar nichts oder etwas recht Schlechtes zu Stande bringen wollte, so war es schwer einen geeigneteren Weg dazu zu finden. Während die politischen Völker der alten Welt bei einer neuen Constituirung ihrer Staatsverfassung alle einzelnen Gewalten sistirten, alle individuellen und particularen Kräfte außer Wirksamkeit setzten und dem Gesetzgeber oder den gesetz- gebenden Körpern eine völlig unbeschränkte, durch kein lästiges Mittelglied gebundene Thätigkeit anwiesen, während auch die modernen Staaten, wenn sie irgend politischen Beruf zeigten, die gesetzgeberische Gewalt in solchen Fällen möglichst verdichteten und concentrirten, würden wir auch darin unserer politischen Fähigkeit ein trostloses Zeugniß ausstellen, daß wir die consti- tuirenden Kräfte so vertheilten und vergeudeten, daß nirgends Gewicht, Macht und Einheit, überall nur Jmpotenz und Ver- wirrung herrschen müßte. Die Einheit würde ganz in die Brüche fallen; ob die Freiheit dabei gewänne, ist sehr die Frage. Es scheint uns doch, als hätte die Erfahrung der letzten sechs Monate zur Genüge bewiesen, daß man nur, wo die Nothwendigkeit es durchaus gebietet, große Ver- sammlungen berufen sollte, um Verfassungen zu machen. Glück- lich die einzelnen Länder, die seit zwanzig bis dreißig Jahren Ver- fassungen hatten und sich aus der Praxis ihre Erfahrungen sam- meln konnten über Licht= und Schattenseiten ihres politischen Grundgesetzes. Sie können, wenn die Reichsverfassung beendet ist, das erprobte Werk revidiren und wie es die neuen Verhält- nisse gebieten, Modificationen eintreten zu lassen. Sie können das Gute daran sorgfältig erhalten, das Unbewährte verwerfen; die unerquickliche Probe doctrinärer Verfassungsexperimente, wie sie dort gemacht werden, wo nichts Ueberliefertes vorhanden ist, bleibt ihnen erspart. Wir wüßten keine schlechtere Politik als die, welche es darauf absähe, jetzt durch raschberufene Versammlungen politischer Neulinge, in denen die Majoritäten so grundsatzlos sind, wie z. B. in Berlin und Wien, ein Verfassungsmonstrum übereilen zu wollen, das bei dem ersten Wechsel des politischen Windes einem Einflusse des entgegengesetzten Extrems weichen müßte. Wir haben jene Politik immer für eine macchiavellistische

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 164. Mainz, 14. Dezember 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal164_1848/1>, abgerufen am 03.12.2024.