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Mainzer Journal. Nr. 106. Mainz, 7. Oktober 1848.

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[Beginn Spaltensatz] Grundsatz geltend: "Was nicht stehen kann auf eignen Füßen,
dem mag sein Schicksal bereit seyn." So sprachen selbst edle Pro-
testanten. Ebenso sehnten die Mennoniten sich nach größerer Frei-
heit. Da luden wir ein zu dem Vereine, den wir gründeten, alle
die kirchliche Freiheit mitanstrebenden Landsleute. Als wir diesen
Aufruf erließen, da war allerdings die Censur schon aufgehoben.
Aber die Redaction des Danziger Wochenblattes, nachdem sie
drei= bis viermal die Arbeit durchgelesen, meinte, das sey denn
doch ein Jesuitisches Machwerk, sie könne das nicht aufnehmen.
Wenn wir keine Druckerei zur Aufnahme bereit gefunden hätten,
wir hätten es müssen austrommeln lassen. Doch ein anderer
Drucker war uns willfährig. Nun gab nur der Name " Pius-
Verein " noch einigen Anstoß. Ein Protestant wollte nicht eintre-
ten, weil der Name des Papstes denn doch auf katholische Be-
strebungen hinweise. Da erklärte ein anderer Protestant: Pius sey
nicht nur ein Mann der Kirche, er sey auch ein Mann der europäi-
schen Freiheit, die er aus dem Schlummer hochherzig geweckt
habe, er würde seinerseits vom Vereine sich zurückziehen, wenn er
anders als Piusverein heißen sollte. Und so ward auch diese
Schwierigkeit beseitigt. Als die Nachricht von dem Anfange, den
wir so gemacht, durch Preußen erscholl, da zeigte sich eine allge-
meine Erhebung des katholischen Gefühles. Schon am ersten Ta-
ge hatten 400 Männer sich verbunden. Die Nachrichten, die ich
seit meiner Abreise von dort empfangen, sind höchst erfreulich.
Ebenso, ja in noch höherem Grade war es uns die von hier er-
gangene Einladung. Jch habe den Auftrag, dieser Versammlung,
diesen Vereinen im Namen des meinigen die Hand zu reichen.
Möchten sie enger und enger sich aneinanderschließen, um her-
vorzubringen, was das ganze deutsche Volk, was wir Alle be-
gehren: größere Einheit, größere Freiheit von Deutschland!

von Bally aus Schlesien: Fromme Versammlung! Mit
diesem Namen glaube ich Sie begrüßen zu dürfen, die Sie vereinigt
sind durch katholische Liebe, so viele Priester unter sich zählen,
und einen hochwürdigsten Bischof; die Sie jetzt, nach so schönen
Vorschlägen christlicher Liebe, durch Jhre Stimmung [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]gewiß auch
zur Wahl dieses Namens berechtigen. Jch muß um Nachsicht bit-
ten; ich will nur ein Bild Eines meiner Vorredner aus Schle-
sien vervollständigen. Ein dortiger, armer Dorfpfarrer ist erwähnt
worden. Jch will seine Wirksamkeit näher darstellen. Es ist Herr
Vickzek von Deutsch=Piekar; durch sein Gebet ist er der Gründer
der dortigen Enthaltsamkeitsvereine geworden. Am zweiten Feb-
ruar war es, an einem Marientage, da war ein Markt[unleserliches Material] zu Deutsch-
Piekar. Der fromme Priester betrübte sich über die geräuschvolle
Entheiligung dieses Festes, er betete und bat dann seine Katholi-
ken, sie möchten wenigstens dadurch den Tag heiligen, daß sie dem
Brantweine entsagten. Und es hat sich ein Mäßigkeitsverein gebil-
det, der heute 200,000 Mitglieder in Schlesien zählt. Da stemm-
ten sich die Bergbeamten entgegen. Sie meinten, die Leute würden
nicht mehr wagen, der Todesgefahr der Grubenfeuer entgegenzu-
gehen, wenn sie nicht mit Branntwein zuvor ihren Muth befeuerten.
Sie bekamen dagegen die Zusage, gewiß würden die Bergleute,
welche dem Mäßigkeitsverein beitraten, sich dem Tode mit
demselben Muthe aussetzen. Und so war es! Mit dem heiligen
Kreuzzeichen fuhren sie hinab in die Grube, Muth aus dem Ver-
trauen auf Gottes Schutz schöpfend. Und das ist Thatsache, daß
sie seitdem von diesen Bränden weniger zu leiden haben.

Es war in Piekar, an der Gränze von Polen, eine kleine Wall-
fahrtskirche, ungenügend für den Zudrang der Wallfahrer und
für die Gemeinde. Da bat der Pfarrer die k. Regierung, denn
diese hatte das Kirchenpatronat, eine Vergrößerung oder einen
Neubau zu bestreiten. Es kam abschlägige Antwort. Der Pfarrer
erklärte, er werde selbst die Kirche erbauen. Die Regierung ver-
langte Plan, Kostenanschlag und Nachweis der Mittel. Sie be-
kam zur Antwort, man werde auf Aktien bauen. Die Aktionäre,
das war eine weitere, abgedrungene Erklärung, die seyen das
gläubige, katholische Volk, eine Aktie kostet 5 Thaler, die Zinsen
vergüte die heilige Mutter Gottes, das Kapital werde im Him-
mel zurückgezahlt. Schlesien ist ein paritätisches Land. Natürlich
fand das Unternehmen bei den protestantischen Landsleuten wenig
Anklang. Diese, die von der Regierung stark bevorzugt sind, sam-
melten nun zu einer protestantischen Kirche. Jn anderthalb Jah-
ren gingen 360 Thaler ein. Aber die Kirche des Pfarrers Vie-
zeck hatte in dieser Zeit an baargezahlten Actienbeiträgen 35,000
Thaler; und jetzt ist das Kapital zu 100,000 Thalern angewach-
sen. Und doch ist kein Beitrag, auch nicht Einer, von mehr als 10
Thalern eingegangen. Es waren auch hier meistens die Schärf-
lein der Armen, der Verlassenen, der Wittwen und Waisen, welche
Gott gesegnet hat. Und es ist Eine Gabe, die des Sieges gewiß
ist, die auch der Allerärmste, der allermindest Befähigte bringen
kann, das Gebet. Wir dürfen vertrauen auf die frommen Gebete
des deutschen Volkes! Und sey die Gabe noch so klein, die wir
[Spaltenumbruch] bringen können, -- das kleinste Körnlein trägt hundertfältige
Früchte. Beten wir, daß unser Deutschland ein Leuchtthurm des
Christenthums wieder werden möge, was es vorher gewesen ist!

( Fortsetzung folgt. )



[ Berichtigung. ] Der Deputirte bei der allgemeinen Versamm-
lung des katholischen Vereins für Deutschland, Herr Ruland von
Berlin, hat uns eine Berichtigung unseres Referates über seine Rede
in Nr. 103. des Journals eingereicht. Es soll nämlich statt "das sind
nicht die blasirten Vornehmen" heißen: "Das ist nicht die vornehme
Blasirtheit, die sich überall so breit macht." Und etwas weiter unten
ist vor "nur von dem Schweißpfennig" das Wörtlein "fast" einzu-
schalten, -- alles dieses darum, weil Herr Ruland auch den Schein
vermeiden möchte, als ob er die katholische Gesinnung und die großen
Verdienste nicht im vollsten Umfange anerkenne, welche einer Zahl aus-
gezeichneter, muthiger und aufopferungswilliger Katholiken aus den
höchsten Ständen in Berlin eigen sind.



Deutschland.

Frankfurt 7. October. Erlaß des Reichsverwesers
an sämmtliche deutsche Regierungen.
Jn dem Rund-
schreiben vom 22. September 1848 hat die provisorische Central-
gewalt sich bereits ausgesprochen, daß sie Hand in Hand mit
den deutschen Regierungen Maßregeln treffen werde, damit dem
Gesetze, dessen Vollzug in manchen Theilen Deutschland stille
steht, wieder Geltung und kräftige Wirksamkeit werde. Sie hat
an diese Erklärung die Aufforderung geknüpft, alle Behörden
und Beamten, so wie jene Jnstitute, die zur Vertheidigung der
Ordnung und der Gesetze bestehen, zur eifrigen Pflichterfüllung
ernstlich zu ermahnen.

Nun ist es aber wohlbekannt, daß die Beamten häufig Be-
drohungen, selbst Mißhandlungen, sich ausgesetzt sahen, wenn
sie pflichtgemäß vorgegangen sind, und daß die gewöhnlichen
Kräfte oft nicht ausreichen, der eingerissenen Zügellosigkeit zu
steuern. Jn diesen Verhältnissen liegt die Aufforderung für die
provisorische Centralgewalt, Sorge zu tragen, daß diesen Uebel-
ständen sofort abgeholfen werde. Als eine dazu geeignete Maß-
regel wurde die Aufstellung bedeutenderer militärischer Streitkräfte
an verschiedenen Punkten Deutschlands erkannt, -- bei Frank-
furt, Kreuznach, Freiburg, an der Jller und in Thüringen, --
nicht minder die Absendung eigener Reichscommissäre mit aus-
gedehnten Vollmachten in jene Gegenden, wo bereits auffallende
Ruhestörungen vorgefallen oder zu besorgen sind. Die Aufgabe
dieser Reichscommissäre wird dahin gerichtet seyn, durch das
Ansehen der Centralgewalt und durch die ihr zu Gebote stehenden
umfassenden materiellen Mittel die thätigen Bemühungen der ein-
zelnen Regierungen, die Herrschaft der Gesetze durchzuführen,
kräftig zu unterstützen, und die Reichstruppen sind nur dazu be-
stimmt, zu dieser Unterstützung mitzuwirken und die Versuche
Jener zu bekämpfen, die einen gewaltsamen Umsturz der bestehen-
den Verhältnisse ( deren gesetzliche und friedliche Umgestaltung
überall eingeleitet ist ) beabsichtigen, die die persönliche Sicherheit
einzelner deutschen Bürger oder ihr Eigenthum angreifen, oder
bedrohen, und die damit Zustände der Gesetzlosigkeit herbeizu-
führen bemüht sind, die nie und nimmer geduldet werden dürfen.
Die entgegenkommende Bereitwilligkeit, mit der bisher ergange-
nen Anordnungen entsprochen wurde, die musterhafte Haltung der
deutschen Reichstruppen, der herzliche Empfang, den sie bei der Be-
völkerung aller Gegenden fanden, und der ungetrübt freundliche Ver-
kehr, der zwischen den Bürgern und den Kriegern herrscht, bethä-
tigt, daß das deutsche Volk und die deutschen Regierungen über die
Richtung der getroffenen Maßregeln nicht irre sind, daß sie darin eine
Bürgschaft für die Bewahrung ihrer Freiheit erkennen, die nur un-
ter dem Schutze der Ordnung und Gesetzlichkeit gedeiht, und daß sie
in einer einheitlichen und kräftigen Durchführung jener Verfüg-
ungen, welche die Wohlfahrt Deutschlands betreffen, nur be-
ruhigende Gewähr einer erfreulichen Zukunft und einer Durch-
bildung aller staatlichen Verhältnisse erblicken. Die provisorische
Centralgewalt wird daher, sicher der Zustimmung aller wahren
Vaterlandsfreunde, die getroffenen Maßregeln so lange bestehen
lassen, bis der theilweise unterbrochene innere Friede befestigt,
der Sinn für Ordnung vollständig wiedergekehrt ist, und bis
die vollständige Beruhigung gewonnen seyn wird, daß die Ge-
setze und ihre Durchführung überall vollständige Geltung finden.
Ein Theil jener Reichstruppen, die im südwestlichen Deutschland
aufgestellt sind, soll aber überdieß auch dazu dienen, um den
gerechten und dringenden Forderungen Deutschlands nöthigen
Falls die erforderliche Unterstützung zu gewähren, Forderungen,
die von der provisorischen Centralgewalt gegen einen Nachbar-
staat bereits erhoben sind, der schon zweimal in diesem Jahr es
geduldet, daß räuberische Schaaren auf seinem Gebiete sich sam-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Grundsatz geltend: „Was nicht stehen kann auf eignen Füßen,
dem mag sein Schicksal bereit seyn.“ So sprachen selbst edle Pro-
testanten. Ebenso sehnten die Mennoniten sich nach größerer Frei-
heit. Da luden wir ein zu dem Vereine, den wir gründeten, alle
die kirchliche Freiheit mitanstrebenden Landsleute. Als wir diesen
Aufruf erließen, da war allerdings die Censur schon aufgehoben.
Aber die Redaction des Danziger Wochenblattes, nachdem sie
drei= bis viermal die Arbeit durchgelesen, meinte, das sey denn
doch ein Jesuitisches Machwerk, sie könne das nicht aufnehmen.
Wenn wir keine Druckerei zur Aufnahme bereit gefunden hätten,
wir hätten es müssen austrommeln lassen. Doch ein anderer
Drucker war uns willfährig. Nun gab nur der Name „ Pius-
Verein “ noch einigen Anstoß. Ein Protestant wollte nicht eintre-
ten, weil der Name des Papstes denn doch auf katholische Be-
strebungen hinweise. Da erklärte ein anderer Protestant: Pius sey
nicht nur ein Mann der Kirche, er sey auch ein Mann der europäi-
schen Freiheit, die er aus dem Schlummer hochherzig geweckt
habe, er würde seinerseits vom Vereine sich zurückziehen, wenn er
anders als Piusverein heißen sollte. Und so ward auch diese
Schwierigkeit beseitigt. Als die Nachricht von dem Anfange, den
wir so gemacht, durch Preußen erscholl, da zeigte sich eine allge-
meine Erhebung des katholischen Gefühles. Schon am ersten Ta-
ge hatten 400 Männer sich verbunden. Die Nachrichten, die ich
seit meiner Abreise von dort empfangen, sind höchst erfreulich.
Ebenso, ja in noch höherem Grade war es uns die von hier er-
gangene Einladung. Jch habe den Auftrag, dieser Versammlung,
diesen Vereinen im Namen des meinigen die Hand zu reichen.
Möchten sie enger und enger sich aneinanderschließen, um her-
vorzubringen, was das ganze deutsche Volk, was wir Alle be-
gehren: größere Einheit, größere Freiheit von Deutschland!

von Bally aus Schlesien: Fromme Versammlung! Mit
diesem Namen glaube ich Sie begrüßen zu dürfen, die Sie vereinigt
sind durch katholische Liebe, so viele Priester unter sich zählen,
und einen hochwürdigsten Bischof; die Sie jetzt, nach so schönen
Vorschlägen christlicher Liebe, durch Jhre Stimmung [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]gewiß auch
zur Wahl dieses Namens berechtigen. Jch muß um Nachsicht bit-
ten; ich will nur ein Bild Eines meiner Vorredner aus Schle-
sien vervollständigen. Ein dortiger, armer Dorfpfarrer ist erwähnt
worden. Jch will seine Wirksamkeit näher darstellen. Es ist Herr
Vickzek von Deutsch=Piekar; durch sein Gebet ist er der Gründer
der dortigen Enthaltsamkeitsvereine geworden. Am zweiten Feb-
ruar war es, an einem Marientage, da war ein Markt[unleserliches Material] zu Deutsch-
Piekar. Der fromme Priester betrübte sich über die geräuschvolle
Entheiligung dieses Festes, er betete und bat dann seine Katholi-
ken, sie möchten wenigstens dadurch den Tag heiligen, daß sie dem
Brantweine entsagten. Und es hat sich ein Mäßigkeitsverein gebil-
det, der heute 200,000 Mitglieder in Schlesien zählt. Da stemm-
ten sich die Bergbeamten entgegen. Sie meinten, die Leute würden
nicht mehr wagen, der Todesgefahr der Grubenfeuer entgegenzu-
gehen, wenn sie nicht mit Branntwein zuvor ihren Muth befeuerten.
Sie bekamen dagegen die Zusage, gewiß würden die Bergleute,
welche dem Mäßigkeitsverein beitraten, sich dem Tode mit
demselben Muthe aussetzen. Und so war es! Mit dem heiligen
Kreuzzeichen fuhren sie hinab in die Grube, Muth aus dem Ver-
trauen auf Gottes Schutz schöpfend. Und das ist Thatsache, daß
sie seitdem von diesen Bränden weniger zu leiden haben.

Es war in Piekar, an der Gränze von Polen, eine kleine Wall-
fahrtskirche, ungenügend für den Zudrang der Wallfahrer und
für die Gemeinde. Da bat der Pfarrer die k. Regierung, denn
diese hatte das Kirchenpatronat, eine Vergrößerung oder einen
Neubau zu bestreiten. Es kam abschlägige Antwort. Der Pfarrer
erklärte, er werde selbst die Kirche erbauen. Die Regierung ver-
langte Plan, Kostenanschlag und Nachweis der Mittel. Sie be-
kam zur Antwort, man werde auf Aktien bauen. Die Aktionäre,
das war eine weitere, abgedrungene Erklärung, die seyen das
gläubige, katholische Volk, eine Aktie kostet 5 Thaler, die Zinsen
vergüte die heilige Mutter Gottes, das Kapital werde im Him-
mel zurückgezahlt. Schlesien ist ein paritätisches Land. Natürlich
fand das Unternehmen bei den protestantischen Landsleuten wenig
Anklang. Diese, die von der Regierung stark bevorzugt sind, sam-
melten nun zu einer protestantischen Kirche. Jn anderthalb Jah-
ren gingen 360 Thaler ein. Aber die Kirche des Pfarrers Vie-
zeck hatte in dieser Zeit an baargezahlten Actienbeiträgen 35,000
Thaler; und jetzt ist das Kapital zu 100,000 Thalern angewach-
sen. Und doch ist kein Beitrag, auch nicht Einer, von mehr als 10
Thalern eingegangen. Es waren auch hier meistens die Schärf-
lein der Armen, der Verlassenen, der Wittwen und Waisen, welche
Gott gesegnet hat. Und es ist Eine Gabe, die des Sieges gewiß
ist, die auch der Allerärmste, der allermindest Befähigte bringen
kann, das Gebet. Wir dürfen vertrauen auf die frommen Gebete
des deutschen Volkes! Und sey die Gabe noch so klein, die wir
[Spaltenumbruch] bringen können, — das kleinste Körnlein trägt hundertfältige
Früchte. Beten wir, daß unser Deutschland ein Leuchtthurm des
Christenthums wieder werden möge, was es vorher gewesen ist!

( Fortsetzung folgt. )



[ Berichtigung. ] Der Deputirte bei der allgemeinen Versamm-
lung des katholischen Vereins für Deutschland, Herr Ruland von
Berlin, hat uns eine Berichtigung unseres Referates über seine Rede
in Nr. 103. des Journals eingereicht. Es soll nämlich statt „das sind
nicht die blasirten Vornehmen“ heißen: „Das ist nicht die vornehme
Blasirtheit, die sich überall so breit macht.“ Und etwas weiter unten
ist vor „nur von dem Schweißpfennig“ das Wörtlein „fast“ einzu-
schalten, — alles dieses darum, weil Herr Ruland auch den Schein
vermeiden möchte, als ob er die katholische Gesinnung und die großen
Verdienste nicht im vollsten Umfange anerkenne, welche einer Zahl aus-
gezeichneter, muthiger und aufopferungswilliger Katholiken aus den
höchsten Ständen in Berlin eigen sind.



Deutschland.

Frankfurt 7. October. Erlaß des Reichsverwesers
an sämmtliche deutsche Regierungen.
Jn dem Rund-
schreiben vom 22. September 1848 hat die provisorische Central-
gewalt sich bereits ausgesprochen, daß sie Hand in Hand mit
den deutschen Regierungen Maßregeln treffen werde, damit dem
Gesetze, dessen Vollzug in manchen Theilen Deutschland stille
steht, wieder Geltung und kräftige Wirksamkeit werde. Sie hat
an diese Erklärung die Aufforderung geknüpft, alle Behörden
und Beamten, so wie jene Jnstitute, die zur Vertheidigung der
Ordnung und der Gesetze bestehen, zur eifrigen Pflichterfüllung
ernstlich zu ermahnen.

Nun ist es aber wohlbekannt, daß die Beamten häufig Be-
drohungen, selbst Mißhandlungen, sich ausgesetzt sahen, wenn
sie pflichtgemäß vorgegangen sind, und daß die gewöhnlichen
Kräfte oft nicht ausreichen, der eingerissenen Zügellosigkeit zu
steuern. Jn diesen Verhältnissen liegt die Aufforderung für die
provisorische Centralgewalt, Sorge zu tragen, daß diesen Uebel-
ständen sofort abgeholfen werde. Als eine dazu geeignete Maß-
regel wurde die Aufstellung bedeutenderer militärischer Streitkräfte
an verschiedenen Punkten Deutschlands erkannt, — bei Frank-
furt, Kreuznach, Freiburg, an der Jller und in Thüringen, —
nicht minder die Absendung eigener Reichscommissäre mit aus-
gedehnten Vollmachten in jene Gegenden, wo bereits auffallende
Ruhestörungen vorgefallen oder zu besorgen sind. Die Aufgabe
dieser Reichscommissäre wird dahin gerichtet seyn, durch das
Ansehen der Centralgewalt und durch die ihr zu Gebote stehenden
umfassenden materiellen Mittel die thätigen Bemühungen der ein-
zelnen Regierungen, die Herrschaft der Gesetze durchzuführen,
kräftig zu unterstützen, und die Reichstruppen sind nur dazu be-
stimmt, zu dieser Unterstützung mitzuwirken und die Versuche
Jener zu bekämpfen, die einen gewaltsamen Umsturz der bestehen-
den Verhältnisse ( deren gesetzliche und friedliche Umgestaltung
überall eingeleitet ist ) beabsichtigen, die die persönliche Sicherheit
einzelner deutschen Bürger oder ihr Eigenthum angreifen, oder
bedrohen, und die damit Zustände der Gesetzlosigkeit herbeizu-
führen bemüht sind, die nie und nimmer geduldet werden dürfen.
Die entgegenkommende Bereitwilligkeit, mit der bisher ergange-
nen Anordnungen entsprochen wurde, die musterhafte Haltung der
deutschen Reichstruppen, der herzliche Empfang, den sie bei der Be-
völkerung aller Gegenden fanden, und der ungetrübt freundliche Ver-
kehr, der zwischen den Bürgern und den Kriegern herrscht, bethä-
tigt, daß das deutsche Volk und die deutschen Regierungen über die
Richtung der getroffenen Maßregeln nicht irre sind, daß sie darin eine
Bürgschaft für die Bewahrung ihrer Freiheit erkennen, die nur un-
ter dem Schutze der Ordnung und Gesetzlichkeit gedeiht, und daß sie
in einer einheitlichen und kräftigen Durchführung jener Verfüg-
ungen, welche die Wohlfahrt Deutschlands betreffen, nur be-
ruhigende Gewähr einer erfreulichen Zukunft und einer Durch-
bildung aller staatlichen Verhältnisse erblicken. Die provisorische
Centralgewalt wird daher, sicher der Zustimmung aller wahren
Vaterlandsfreunde, die getroffenen Maßregeln so lange bestehen
lassen, bis der theilweise unterbrochene innere Friede befestigt,
der Sinn für Ordnung vollständig wiedergekehrt ist, und bis
die vollständige Beruhigung gewonnen seyn wird, daß die Ge-
setze und ihre Durchführung überall vollständige Geltung finden.
Ein Theil jener Reichstruppen, die im südwestlichen Deutschland
aufgestellt sind, soll aber überdieß auch dazu dienen, um den
gerechten und dringenden Forderungen Deutschlands nöthigen
Falls die erforderliche Unterstützung zu gewähren, Forderungen,
die von der provisorischen Centralgewalt gegen einen Nachbar-
staat bereits erhoben sind, der schon zweimal in diesem Jahr es
geduldet, daß räuberische Schaaren auf seinem Gebiete sich sam-
[Ende Spaltensatz]

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[0002] Grundsatz geltend: „Was nicht stehen kann auf eignen Füßen, dem mag sein Schicksal bereit seyn.“ So sprachen selbst edle Pro- testanten. Ebenso sehnten die Mennoniten sich nach größerer Frei- heit. Da luden wir ein zu dem Vereine, den wir gründeten, alle die kirchliche Freiheit mitanstrebenden Landsleute. Als wir diesen Aufruf erließen, da war allerdings die Censur schon aufgehoben. Aber die Redaction des Danziger Wochenblattes, nachdem sie drei= bis viermal die Arbeit durchgelesen, meinte, das sey denn doch ein Jesuitisches Machwerk, sie könne das nicht aufnehmen. Wenn wir keine Druckerei zur Aufnahme bereit gefunden hätten, wir hätten es müssen austrommeln lassen. Doch ein anderer Drucker war uns willfährig. Nun gab nur der Name „ Pius- Verein “ noch einigen Anstoß. Ein Protestant wollte nicht eintre- ten, weil der Name des Papstes denn doch auf katholische Be- strebungen hinweise. Da erklärte ein anderer Protestant: Pius sey nicht nur ein Mann der Kirche, er sey auch ein Mann der europäi- schen Freiheit, die er aus dem Schlummer hochherzig geweckt habe, er würde seinerseits vom Vereine sich zurückziehen, wenn er anders als Piusverein heißen sollte. Und so ward auch diese Schwierigkeit beseitigt. Als die Nachricht von dem Anfange, den wir so gemacht, durch Preußen erscholl, da zeigte sich eine allge- meine Erhebung des katholischen Gefühles. Schon am ersten Ta- ge hatten 400 Männer sich verbunden. Die Nachrichten, die ich seit meiner Abreise von dort empfangen, sind höchst erfreulich. Ebenso, ja in noch höherem Grade war es uns die von hier er- gangene Einladung. Jch habe den Auftrag, dieser Versammlung, diesen Vereinen im Namen des meinigen die Hand zu reichen. Möchten sie enger und enger sich aneinanderschließen, um her- vorzubringen, was das ganze deutsche Volk, was wir Alle be- gehren: größere Einheit, größere Freiheit von Deutschland! von Bally aus Schlesien: Fromme Versammlung! Mit diesem Namen glaube ich Sie begrüßen zu dürfen, die Sie vereinigt sind durch katholische Liebe, so viele Priester unter sich zählen, und einen hochwürdigsten Bischof; die Sie jetzt, nach so schönen Vorschlägen christlicher Liebe, durch Jhre Stimmung _____gewiß auch zur Wahl dieses Namens berechtigen. Jch muß um Nachsicht bit- ten; ich will nur ein Bild Eines meiner Vorredner aus Schle- sien vervollständigen. Ein dortiger, armer Dorfpfarrer ist erwähnt worden. Jch will seine Wirksamkeit näher darstellen. Es ist Herr Vickzek von Deutsch=Piekar; durch sein Gebet ist er der Gründer der dortigen Enthaltsamkeitsvereine geworden. Am zweiten Feb- ruar war es, an einem Marientage, da war ein Markt_ zu Deutsch- Piekar. Der fromme Priester betrübte sich über die geräuschvolle Entheiligung dieses Festes, er betete und bat dann seine Katholi- ken, sie möchten wenigstens dadurch den Tag heiligen, daß sie dem Brantweine entsagten. Und es hat sich ein Mäßigkeitsverein gebil- det, der heute 200,000 Mitglieder in Schlesien zählt. Da stemm- ten sich die Bergbeamten entgegen. Sie meinten, die Leute würden nicht mehr wagen, der Todesgefahr der Grubenfeuer entgegenzu- gehen, wenn sie nicht mit Branntwein zuvor ihren Muth befeuerten. Sie bekamen dagegen die Zusage, gewiß würden die Bergleute, welche dem Mäßigkeitsverein beitraten, sich dem Tode mit demselben Muthe aussetzen. Und so war es! Mit dem heiligen Kreuzzeichen fuhren sie hinab in die Grube, Muth aus dem Ver- trauen auf Gottes Schutz schöpfend. Und das ist Thatsache, daß sie seitdem von diesen Bränden weniger zu leiden haben. Es war in Piekar, an der Gränze von Polen, eine kleine Wall- fahrtskirche, ungenügend für den Zudrang der Wallfahrer und für die Gemeinde. Da bat der Pfarrer die k. Regierung, denn diese hatte das Kirchenpatronat, eine Vergrößerung oder einen Neubau zu bestreiten. Es kam abschlägige Antwort. Der Pfarrer erklärte, er werde selbst die Kirche erbauen. Die Regierung ver- langte Plan, Kostenanschlag und Nachweis der Mittel. Sie be- kam zur Antwort, man werde auf Aktien bauen. Die Aktionäre, das war eine weitere, abgedrungene Erklärung, die seyen das gläubige, katholische Volk, eine Aktie kostet 5 Thaler, die Zinsen vergüte die heilige Mutter Gottes, das Kapital werde im Him- mel zurückgezahlt. Schlesien ist ein paritätisches Land. Natürlich fand das Unternehmen bei den protestantischen Landsleuten wenig Anklang. Diese, die von der Regierung stark bevorzugt sind, sam- melten nun zu einer protestantischen Kirche. Jn anderthalb Jah- ren gingen 360 Thaler ein. Aber die Kirche des Pfarrers Vie- zeck hatte in dieser Zeit an baargezahlten Actienbeiträgen 35,000 Thaler; und jetzt ist das Kapital zu 100,000 Thalern angewach- sen. Und doch ist kein Beitrag, auch nicht Einer, von mehr als 10 Thalern eingegangen. Es waren auch hier meistens die Schärf- lein der Armen, der Verlassenen, der Wittwen und Waisen, welche Gott gesegnet hat. Und es ist Eine Gabe, die des Sieges gewiß ist, die auch der Allerärmste, der allermindest Befähigte bringen kann, das Gebet. Wir dürfen vertrauen auf die frommen Gebete des deutschen Volkes! Und sey die Gabe noch so klein, die wir bringen können, — das kleinste Körnlein trägt hundertfältige Früchte. Beten wir, daß unser Deutschland ein Leuchtthurm des Christenthums wieder werden möge, was es vorher gewesen ist! ( Fortsetzung folgt. ) [ Berichtigung. ] Der Deputirte bei der allgemeinen Versamm- lung des katholischen Vereins für Deutschland, Herr Ruland von Berlin, hat uns eine Berichtigung unseres Referates über seine Rede in Nr. 103. des Journals eingereicht. Es soll nämlich statt „das sind nicht die blasirten Vornehmen“ heißen: „Das ist nicht die vornehme Blasirtheit, die sich überall so breit macht.“ Und etwas weiter unten ist vor „nur von dem Schweißpfennig“ das Wörtlein „fast“ einzu- schalten, — alles dieses darum, weil Herr Ruland auch den Schein vermeiden möchte, als ob er die katholische Gesinnung und die großen Verdienste nicht im vollsten Umfange anerkenne, welche einer Zahl aus- gezeichneter, muthiger und aufopferungswilliger Katholiken aus den höchsten Ständen in Berlin eigen sind. Deutschland. Frankfurt 7. October. Erlaß des Reichsverwesers an sämmtliche deutsche Regierungen. Jn dem Rund- schreiben vom 22. September 1848 hat die provisorische Central- gewalt sich bereits ausgesprochen, daß sie Hand in Hand mit den deutschen Regierungen Maßregeln treffen werde, damit dem Gesetze, dessen Vollzug in manchen Theilen Deutschland stille steht, wieder Geltung und kräftige Wirksamkeit werde. Sie hat an diese Erklärung die Aufforderung geknüpft, alle Behörden und Beamten, so wie jene Jnstitute, die zur Vertheidigung der Ordnung und der Gesetze bestehen, zur eifrigen Pflichterfüllung ernstlich zu ermahnen. Nun ist es aber wohlbekannt, daß die Beamten häufig Be- drohungen, selbst Mißhandlungen, sich ausgesetzt sahen, wenn sie pflichtgemäß vorgegangen sind, und daß die gewöhnlichen Kräfte oft nicht ausreichen, der eingerissenen Zügellosigkeit zu steuern. Jn diesen Verhältnissen liegt die Aufforderung für die provisorische Centralgewalt, Sorge zu tragen, daß diesen Uebel- ständen sofort abgeholfen werde. Als eine dazu geeignete Maß- regel wurde die Aufstellung bedeutenderer militärischer Streitkräfte an verschiedenen Punkten Deutschlands erkannt, — bei Frank- furt, Kreuznach, Freiburg, an der Jller und in Thüringen, — nicht minder die Absendung eigener Reichscommissäre mit aus- gedehnten Vollmachten in jene Gegenden, wo bereits auffallende Ruhestörungen vorgefallen oder zu besorgen sind. Die Aufgabe dieser Reichscommissäre wird dahin gerichtet seyn, durch das Ansehen der Centralgewalt und durch die ihr zu Gebote stehenden umfassenden materiellen Mittel die thätigen Bemühungen der ein- zelnen Regierungen, die Herrschaft der Gesetze durchzuführen, kräftig zu unterstützen, und die Reichstruppen sind nur dazu be- stimmt, zu dieser Unterstützung mitzuwirken und die Versuche Jener zu bekämpfen, die einen gewaltsamen Umsturz der bestehen- den Verhältnisse ( deren gesetzliche und friedliche Umgestaltung überall eingeleitet ist ) beabsichtigen, die die persönliche Sicherheit einzelner deutschen Bürger oder ihr Eigenthum angreifen, oder bedrohen, und die damit Zustände der Gesetzlosigkeit herbeizu- führen bemüht sind, die nie und nimmer geduldet werden dürfen. Die entgegenkommende Bereitwilligkeit, mit der bisher ergange- nen Anordnungen entsprochen wurde, die musterhafte Haltung der deutschen Reichstruppen, der herzliche Empfang, den sie bei der Be- völkerung aller Gegenden fanden, und der ungetrübt freundliche Ver- kehr, der zwischen den Bürgern und den Kriegern herrscht, bethä- tigt, daß das deutsche Volk und die deutschen Regierungen über die Richtung der getroffenen Maßregeln nicht irre sind, daß sie darin eine Bürgschaft für die Bewahrung ihrer Freiheit erkennen, die nur un- ter dem Schutze der Ordnung und Gesetzlichkeit gedeiht, und daß sie in einer einheitlichen und kräftigen Durchführung jener Verfüg- ungen, welche die Wohlfahrt Deutschlands betreffen, nur be- ruhigende Gewähr einer erfreulichen Zukunft und einer Durch- bildung aller staatlichen Verhältnisse erblicken. Die provisorische Centralgewalt wird daher, sicher der Zustimmung aller wahren Vaterlandsfreunde, die getroffenen Maßregeln so lange bestehen lassen, bis der theilweise unterbrochene innere Friede befestigt, der Sinn für Ordnung vollständig wiedergekehrt ist, und bis die vollständige Beruhigung gewonnen seyn wird, daß die Ge- setze und ihre Durchführung überall vollständige Geltung finden. Ein Theil jener Reichstruppen, die im südwestlichen Deutschland aufgestellt sind, soll aber überdieß auch dazu dienen, um den gerechten und dringenden Forderungen Deutschlands nöthigen Falls die erforderliche Unterstützung zu gewähren, Forderungen, die von der provisorischen Centralgewalt gegen einen Nachbar- staat bereits erhoben sind, der schon zweimal in diesem Jahr es geduldet, daß räuberische Schaaren auf seinem Gebiete sich sam-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 106. Mainz, 7. Oktober 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal106_1848/2>, abgerufen am 24.11.2024.