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Mainzer Journal. Nr. 98. Mainz, 28. September 1848.

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Mainzer Journal.


Das Mainzer Journal erscheint täglich ( mit Ausnahme der höchsten Festtage ) und zwar so, daß das Hauptblatt mit den "Rheinischen Unterhaltungs-
blättern " schon am Vorabende, die ständige Beilage am Vormittage des betreffenden Tages selbst ausgegeben wird. Bestellungen nehmen alle Postämter an;
für Mainz und die nächste Umgebung die Buchhandlung von Kirchheim, Schott und Thielmann am Leichhofe. Der Preiß des Blattes ist hier in Mainz
jährlich 8 fl. in vierteljährigen Vorausbezahlungen von 2 fl.; in dem gesammten Gebiete des Fürstlich Thurn= und Taxisschen Postbezirkes jährlich eben-
falls 8 fl. Jnserate aller Art werden aufgenommen und die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 3 kr. berechnet.



Nro 98. Donnerstag, den 28. September. 1848.


[Beginn Spaltensatz] Bestellungen auf das mit dem 1. October begin-
nende neue Quartal des Mainzer Journals nehmen
alle Postämter an und wir ersuchen die resp. Abon-
nenten, dieselben möglichst bald machen zu wollen,
damit wir die Größe der Auflage bestimmen können.
Eben so bitten wir alle Freunde sich nach Kräften für
die Verbreitung unseres Blattes zu interessiren.


Wo hinaus? Wo hinaus?

# # Zur Freiheit, zur Freiheit! ruf't ihr. Was ist denn
Freiheit? -- Freiheit -- mein' ich -- besteht vor Allem darin,
daß jeder ehrliche Mann seines Lebens, seiner Ehre und seines
Eigenthums sicher leben, in Sachen der Religion seiner Ueber-
zeugung folgen, seines Herzens Meinung ohne Furcht vor Ge-
walt offen in Schrift und Rede äußern, und, so viel er mag,
Gutes im öffentlichen und Privatleben wirken kann, und selbst
die Schurken und Bösewichter sollen nichts zu fürchten haben, als
die Gerechtigkeit, die den Frevel und das Unrecht straft. Geht's
nun zu dieser Freiheit, dann Glück auf!

Wo hinaus? Wo hinaus? Zur Einheit und Größe Deutsch-
lands! -- Ja wohl das ist etwas Großes und ein so hohes Gut
fast, als die Freiheit! -- Und schwer hat sich die Politik versün-
digt, als sie 1814 und 15 statt ein einiges Reich, wie es in
einer besseren Vorzeit bestanden, wieder herzustellen, im deutschen
Bund einen diplomatischen Nothbehelf zusammengeleimt hat.
Nun, geht es einer besseren Einheit Deutschlands und der wahren
Größe unseres Vaterlandes entgegen -- dann nochmals Glück
auf!

Aber -- und könnt' ich doch dieses Aber so recht scharf und
gellend in eueren Wahn hineinschreien -- aber, wenn die Sachen
so fort gehen, wie sie den Anlauf genommen, so geht es nicht
zur Freiheit, nicht zur Einheit! Wo dann hinaus?

Wo hinaus ihr Bürger allzumal? -- Zur terroristischen
Herrschaft von Faktionen und Parteien. Ein Paar ehrgeizige,
oder eigennützige, oder leidenschaftliche, oder schwärmerische Men-
schen, denen Druckerpressen und ein Haufen zu Allem entschlosse-
ner Leute mit starken Kehlen und starken Fäusten zu Gebote stehen,
werden nicht blos die öffentliche Gewalt ausüben, sondern sogar
die Seelen einer zahlreichen, aber von Schwäche und Feigheit ge-
lähmten Bürgerschaft unumschränkt beherrschen -- und eine Ty-
rannei, vor der auch der Gedanke nicht sicher ist, wird das Ende
seyn: denn wie es mitunter Despoten gegeben hat, bei denen
schon ein mißliebiger Blick zum Hochverrath gestempelt wurde, so
haben von jeher revolutionäre Parteien Jeden als einen Verrä-
ther des Volkes und der Freiheit geächtet, der nicht jeglichem toll-
kühnen Vorschlage blindlings seinen Beifall zujubelte und sich er-
laubte, anderer Ansicht zu seyn, als die herrschende Partei.

Wohin ihr Liberalen? Wenn es so fortgeht, werdet ihr, die
ihr heute auf dem Throne der öffentlichen Gunst sitzet, morgen
oder übermorgen schon als abgestanden und retrograd zur
Seite geworfen und zertreten werden, wie es bereits eueren Vor-
gängern geschehen ist.

Wohin ihr Kaufleute und Fabrikanten? Wenn es so fortgeht,
zum Bankrutt, zum Bankrutt. Wohl mögen dann später Andere
wieder den Reichthum sich erraffen, wie ein Theil von euch auch
in Zeiten des Umsturzes und des Krieges ihr Glück gemacht ha-
ben, ihr selbst aber seyd verloren!

Wohin ihr Gewerbsleute und Handwerker? Zur Stockung
[Spaltenumbruch] der Geschäfte, zur Nahrungslosigkeit, zur Verarmung. Wohin
ihr Landleute? Zu Kriegsunruhen und Verwüstungen. Wohin
ihr Reichen, ihr Gutsbesitzer, ihr Wohlhabenden? Zur Plünder-
ung, zur Beraubung! Wißt ihr nicht, daß die neuen Revolutio-
nen nicht wie die alten gegen die Könige und die Adeligen, son-
dern gegen euch gerichtet sind? denn mehr als alle Privilegien der
adeligen Stände erweckt euer Reichthum Haß und Neid bei jenen
Tausenden, die -- Dank der Aufklärung -- sich nicht mehr mit
dem Himmelreich trösten, sondern auf Erden genießen wollen,
wie ihr, und die bald so wenig euere leeren Reden von Gesetz
und Eigenthumsrecht scheuen werden, als euch die Majestät der
Könige seiner Zeit Achtung geboten hat. Meinet ihr, ihr könntet
diese Proletarier, die bereits stolz sind auf ihren Namen, der vor
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wie die Erfahrung zeigt -- dreist nach der höchsten Macht und
Herrschaft greifen und der ganzen Welt zeigen wollen, daß nichts
mächtiger sey, als ihre Faust; meinet ihr, diese könnte man mit
vor Kurzem noch hochgepriesenen ständischen Freiheiten und Libe-
ralitäten abspeisen, mit Proclamationen und Zeitungspapier sät-
tigen? Nein, was brauchen sie Preßfreiheit und Redefreiheit? sie
wollen Brod und Geld, sie wollen auch einmal gute Tage haben;
nicht mehr harte Arbeit und schmale Bissen, und wenn ihr ihnen
nicht gebet, was sie verlangen, wollen sie es mit Gewalt nehmen.
Freilich werden sie sich täuschen, die Unglückseligen -- sie werden
ein paar Tage wüthen und ein paar Tage genießen -- und dann
wieder ärmer und elender seyn als sie zuvor waren.

Also da hinaus kann es gehen, da hinaus wird es gehen,
-- und solltet ihr auch so ungläubig und frivol dazu lächeln, wie
ehemals die Höflinge Ludwigs XVI. zu den Prophezeiungen der
Revolution, -- ja so gewiß, als die Flüsse von den Bergen
niederfließen, und auf den Winter der Frühling folgt, und so ge-
wiß ihr einmal sterben müsset, wird das Alles so kommen, wenn
ihr nicht, ihr Alle, sofern es noch möglich und ihr noch so viel
Kraft, Muth und Tugend besitzet, eine große und entschlossene
Umkehr machet auf der abschüssigen Bahn, die ihr betreten habet.

Wie eine Umkehr? einen Rückschritt, einen Rückschritt in das
alte, leidige Wesen? -- rufet ihr aus! -- Einen Rückschritt in das
alte Wesen! wer hat das gesagt? Nimmermehr! Das ist
auch nicht einmal mehr möglich. Aber Beamtendespotie und poli-
zeiliche Allregiererei, und Partei= und Pöbelherrschaft ist eines so
schlecht wie das andere, -- nur das Letztere viel gefährlicher, ge-
fährlich für Gewissen und Ehre, für Hab und Gut, für Leib und
Leben. Also eine einige und kräftige Umkehr muß geschehen, nicht
zurück zu dem alten Polizeistaat, dem wir entronnen sind, aber
zurück aus dem Wege der Anarchie und wilder Aufregung, auf
dem wir dem Abgrund entgegen gehen. Erbaut soll werden ein
neues Reich der Freiheit und deutscher Einheit, ein Reich, das
Jahrhunderte überdauern möge.

Das Reich der Freiheit ist aber vor Allem ein Reich des
Rechtes und der Sicherheit.
Diese zwei Grundpfeiler der
Freiheit sind aber nicht blos erschüttert, sondern drohen demnächst
ganz über den Haufen geworfen zu werden, wie bereits in man-
chen deutschen Gauen das offene Faustrecht herrscht.

Das Erste also, was Noth thut, ist: daß alle Bürger zu-
sammenstehen, nicht um die Macht und Autorität des Reiches
und des Staates noch mehr zu schwächen, sondern um sie zu
stärken und unüberwindlich zu machen allen Ungesetzlichkeiten ge-
genüber.

Und das Reich der Freiheit ist zweitens ein Reich der ge-
setzlichen Ordnung.
Gesetzliche Ordnung kann aber nur
bestehen dadurch, daß alle öffentliche Gewalt einzig und kräftig
[Ende Spaltensatz]

Mainzer Journal.


Das Mainzer Journal erscheint täglich ( mit Ausnahme der höchsten Festtage ) und zwar so, daß das Hauptblatt mit den „Rheinischen Unterhaltungs-
blättern “ schon am Vorabende, die ständige Beilage am Vormittage des betreffenden Tages selbst ausgegeben wird. Bestellungen nehmen alle Postämter an;
für Mainz und die nächste Umgebung die Buchhandlung von Kirchheim, Schott und Thielmann am Leichhofe. Der Preiß des Blattes ist hier in Mainz
jährlich 8 fl. in vierteljährigen Vorausbezahlungen von 2 fl.; in dem gesammten Gebiete des Fürstlich Thurn= und Taxisschen Postbezirkes jährlich eben-
falls 8 fl. Jnserate aller Art werden aufgenommen und die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 3 kr. berechnet.



Nro 98. Donnerstag, den 28. September. 1848.


[Beginn Spaltensatz] Bestellungen auf das mit dem 1. October begin-
nende neue Quartal des Mainzer Journals nehmen
alle Postämter an und wir ersuchen die resp. Abon-
nenten, dieselben möglichst bald machen zu wollen,
damit wir die Größe der Auflage bestimmen können.
Eben so bitten wir alle Freunde sich nach Kräften für
die Verbreitung unseres Blattes zu interessiren.


Wo hinaus? Wo hinaus?

# # Zur Freiheit, zur Freiheit! ruf't ihr. Was ist denn
Freiheit? — Freiheit — mein' ich — besteht vor Allem darin,
daß jeder ehrliche Mann seines Lebens, seiner Ehre und seines
Eigenthums sicher leben, in Sachen der Religion seiner Ueber-
zeugung folgen, seines Herzens Meinung ohne Furcht vor Ge-
walt offen in Schrift und Rede äußern, und, so viel er mag,
Gutes im öffentlichen und Privatleben wirken kann, und selbst
die Schurken und Bösewichter sollen nichts zu fürchten haben, als
die Gerechtigkeit, die den Frevel und das Unrecht straft. Geht's
nun zu dieser Freiheit, dann Glück auf!

Wo hinaus? Wo hinaus? Zur Einheit und Größe Deutsch-
lands! — Ja wohl das ist etwas Großes und ein so hohes Gut
fast, als die Freiheit! — Und schwer hat sich die Politik versün-
digt, als sie 1814 und 15 statt ein einiges Reich, wie es in
einer besseren Vorzeit bestanden, wieder herzustellen, im deutschen
Bund einen diplomatischen Nothbehelf zusammengeleimt hat.
Nun, geht es einer besseren Einheit Deutschlands und der wahren
Größe unseres Vaterlandes entgegen — dann nochmals Glück
auf!

Aber — und könnt' ich doch dieses Aber so recht scharf und
gellend in eueren Wahn hineinschreien — aber, wenn die Sachen
so fort gehen, wie sie den Anlauf genommen, so geht es nicht
zur Freiheit, nicht zur Einheit! Wo dann hinaus?

Wo hinaus ihr Bürger allzumal? — Zur terroristischen
Herrschaft von Faktionen und Parteien. Ein Paar ehrgeizige,
oder eigennützige, oder leidenschaftliche, oder schwärmerische Men-
schen, denen Druckerpressen und ein Haufen zu Allem entschlosse-
ner Leute mit starken Kehlen und starken Fäusten zu Gebote stehen,
werden nicht blos die öffentliche Gewalt ausüben, sondern sogar
die Seelen einer zahlreichen, aber von Schwäche und Feigheit ge-
lähmten Bürgerschaft unumschränkt beherrschen — und eine Ty-
rannei, vor der auch der Gedanke nicht sicher ist, wird das Ende
seyn: denn wie es mitunter Despoten gegeben hat, bei denen
schon ein mißliebiger Blick zum Hochverrath gestempelt wurde, so
haben von jeher revolutionäre Parteien Jeden als einen Verrä-
ther des Volkes und der Freiheit geächtet, der nicht jeglichem toll-
kühnen Vorschlage blindlings seinen Beifall zujubelte und sich er-
laubte, anderer Ansicht zu seyn, als die herrschende Partei.

Wohin ihr Liberalen? Wenn es so fortgeht, werdet ihr, die
ihr heute auf dem Throne der öffentlichen Gunst sitzet, morgen
oder übermorgen schon als abgestanden und retrograd zur
Seite geworfen und zertreten werden, wie es bereits eueren Vor-
gängern geschehen ist.

Wohin ihr Kaufleute und Fabrikanten? Wenn es so fortgeht,
zum Bankrutt, zum Bankrutt. Wohl mögen dann später Andere
wieder den Reichthum sich erraffen, wie ein Theil von euch auch
in Zeiten des Umsturzes und des Krieges ihr Glück gemacht ha-
ben, ihr selbst aber seyd verloren!

Wohin ihr Gewerbsleute und Handwerker? Zur Stockung
[Spaltenumbruch] der Geschäfte, zur Nahrungslosigkeit, zur Verarmung. Wohin
ihr Landleute? Zu Kriegsunruhen und Verwüstungen. Wohin
ihr Reichen, ihr Gutsbesitzer, ihr Wohlhabenden? Zur Plünder-
ung, zur Beraubung! Wißt ihr nicht, daß die neuen Revolutio-
nen nicht wie die alten gegen die Könige und die Adeligen, son-
dern gegen euch gerichtet sind? denn mehr als alle Privilegien der
adeligen Stände erweckt euer Reichthum Haß und Neid bei jenen
Tausenden, die — Dank der Aufklärung — sich nicht mehr mit
dem Himmelreich trösten, sondern auf Erden genießen wollen,
wie ihr, und die bald so wenig euere leeren Reden von Gesetz
und Eigenthumsrecht scheuen werden, als euch die Majestät der
Könige seiner Zeit Achtung geboten hat. Meinet ihr, ihr könntet
diese Proletarier, die bereits stolz sind auf ihren Namen, der vor
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wie die Erfahrung zeigt — dreist nach der höchsten Macht und
Herrschaft greifen und der ganzen Welt zeigen wollen, daß nichts
mächtiger sey, als ihre Faust; meinet ihr, diese könnte man mit
vor Kurzem noch hochgepriesenen ständischen Freiheiten und Libe-
ralitäten abspeisen, mit Proclamationen und Zeitungspapier sät-
tigen? Nein, was brauchen sie Preßfreiheit und Redefreiheit? sie
wollen Brod und Geld, sie wollen auch einmal gute Tage haben;
nicht mehr harte Arbeit und schmale Bissen, und wenn ihr ihnen
nicht gebet, was sie verlangen, wollen sie es mit Gewalt nehmen.
Freilich werden sie sich täuschen, die Unglückseligen — sie werden
ein paar Tage wüthen und ein paar Tage genießen — und dann
wieder ärmer und elender seyn als sie zuvor waren.

Also da hinaus kann es gehen, da hinaus wird es gehen,
— und solltet ihr auch so ungläubig und frivol dazu lächeln, wie
ehemals die Höflinge Ludwigs XVI. zu den Prophezeiungen der
Revolution, — ja so gewiß, als die Flüsse von den Bergen
niederfließen, und auf den Winter der Frühling folgt, und so ge-
wiß ihr einmal sterben müsset, wird das Alles so kommen, wenn
ihr nicht, ihr Alle, sofern es noch möglich und ihr noch so viel
Kraft, Muth und Tugend besitzet, eine große und entschlossene
Umkehr machet auf der abschüssigen Bahn, die ihr betreten habet.

Wie eine Umkehr? einen Rückschritt, einen Rückschritt in das
alte, leidige Wesen? — rufet ihr aus! — Einen Rückschritt in das
alte Wesen! wer hat das gesagt? Nimmermehr! Das ist
auch nicht einmal mehr möglich. Aber Beamtendespotie und poli-
zeiliche Allregiererei, und Partei= und Pöbelherrschaft ist eines so
schlecht wie das andere, — nur das Letztere viel gefährlicher, ge-
fährlich für Gewissen und Ehre, für Hab und Gut, für Leib und
Leben. Also eine einige und kräftige Umkehr muß geschehen, nicht
zurück zu dem alten Polizeistaat, dem wir entronnen sind, aber
zurück aus dem Wege der Anarchie und wilder Aufregung, auf
dem wir dem Abgrund entgegen gehen. Erbaut soll werden ein
neues Reich der Freiheit und deutscher Einheit, ein Reich, das
Jahrhunderte überdauern möge.

Das Reich der Freiheit ist aber vor Allem ein Reich des
Rechtes und der Sicherheit.
Diese zwei Grundpfeiler der
Freiheit sind aber nicht blos erschüttert, sondern drohen demnächst
ganz über den Haufen geworfen zu werden, wie bereits in man-
chen deutschen Gauen das offene Faustrecht herrscht.

Das Erste also, was Noth thut, ist: daß alle Bürger zu-
sammenstehen, nicht um die Macht und Autorität des Reiches
und des Staates noch mehr zu schwächen, sondern um sie zu
stärken und unüberwindlich zu machen allen Ungesetzlichkeiten ge-
genüber.

Und das Reich der Freiheit ist zweitens ein Reich der ge-
setzlichen Ordnung.
Gesetzliche Ordnung kann aber nur
bestehen dadurch, daß alle öffentliche Gewalt einzig und kräftig
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Abon- nenten, dieselben möglichst bald machen zu wollen, damit wir die Größe der Auflage bestimmen können. Eben so bitten wir alle Freunde sich nach Kräften für die Verbreitung unseres Blattes zu interessiren. Wo hinaus? Wo hinaus? # # Zur Freiheit, zur Freiheit! ruf't ihr. Was ist denn Freiheit? — Freiheit — mein' ich — besteht vor Allem darin, daß jeder ehrliche Mann seines Lebens, seiner Ehre und seines Eigenthums sicher leben, in Sachen der Religion seiner Ueber- zeugung folgen, seines Herzens Meinung ohne Furcht vor Ge- walt offen in Schrift und Rede äußern, und, so viel er mag, Gutes im öffentlichen und Privatleben wirken kann, und selbst die Schurken und Bösewichter sollen nichts zu fürchten haben, als die Gerechtigkeit, die den Frevel und das Unrecht straft. Geht's nun zu dieser Freiheit, dann Glück auf! Wo hinaus? Wo hinaus? Zur Einheit und Größe Deutsch- lands! — Ja wohl das ist etwas Großes und ein so hohes Gut fast, als die Freiheit! — Und schwer hat sich die Politik versün- digt, als sie 1814 und 15 statt ein einiges Reich, wie es in einer besseren Vorzeit bestanden, wieder herzustellen, im deutschen Bund einen diplomatischen Nothbehelf zusammengeleimt hat. Nun, geht es einer besseren Einheit Deutschlands und der wahren Größe unseres Vaterlandes entgegen — dann nochmals Glück auf! Aber — und könnt' ich doch dieses Aber so recht scharf und gellend in eueren Wahn hineinschreien — aber, wenn die Sachen so fort gehen, wie sie den Anlauf genommen, so geht es nicht zur Freiheit, nicht zur Einheit! Wo dann hinaus? Wo hinaus ihr Bürger allzumal? — Zur terroristischen Herrschaft von Faktionen und Parteien. Ein Paar ehrgeizige, oder eigennützige, oder leidenschaftliche, oder schwärmerische Men- schen, denen Druckerpressen und ein Haufen zu Allem entschlosse- ner Leute mit starken Kehlen und starken Fäusten zu Gebote stehen, werden nicht blos die öffentliche Gewalt ausüben, sondern sogar die Seelen einer zahlreichen, aber von Schwäche und Feigheit ge- lähmten Bürgerschaft unumschränkt beherrschen — und eine Ty- rannei, vor der auch der Gedanke nicht sicher ist, wird das Ende seyn: denn wie es mitunter Despoten gegeben hat, bei denen schon ein mißliebiger Blick zum Hochverrath gestempelt wurde, so haben von jeher revolutionäre Parteien Jeden als einen Verrä- ther des Volkes und der Freiheit geächtet, der nicht jeglichem toll- kühnen Vorschlage blindlings seinen Beifall zujubelte und sich er- laubte, anderer Ansicht zu seyn, als die herrschende Partei. Wohin ihr Liberalen? Wenn es so fortgeht, werdet ihr, die ihr heute auf dem Throne der öffentlichen Gunst sitzet, morgen oder übermorgen schon als abgestanden und retrograd zur Seite geworfen und zertreten werden, wie es bereits eueren Vor- gängern geschehen ist. Wohin ihr Kaufleute und Fabrikanten? Wenn es so fortgeht, zum Bankrutt, zum Bankrutt. Wohl mögen dann später Andere wieder den Reichthum sich erraffen, wie ein Theil von euch auch in Zeiten des Umsturzes und des Krieges ihr Glück gemacht ha- ben, ihr selbst aber seyd verloren! Wohin ihr Gewerbsleute und Handwerker? Zur Stockung der Geschäfte, zur Nahrungslosigkeit, zur Verarmung. Wohin ihr Landleute? Zu Kriegsunruhen und Verwüstungen. Wohin ihr Reichen, ihr Gutsbesitzer, ihr Wohlhabenden? Zur Plünder- ung, zur Beraubung! Wißt ihr nicht, daß die neuen Revolutio- nen nicht wie die alten gegen die Könige und die Adeligen, son- dern gegen euch gerichtet sind? denn mehr als alle Privilegien der adeligen Stände erweckt euer Reichthum Haß und Neid bei jenen Tausenden, die — Dank der Aufklärung — sich nicht mehr mit dem Himmelreich trösten, sondern auf Erden genießen wollen, wie ihr, und die bald so wenig euere leeren Reden von Gesetz und Eigenthumsrecht scheuen werden, als euch die Majestät der Könige seiner Zeit Achtung geboten hat. Meinet ihr, ihr könntet diese Proletarier, die bereits stolz sind auf ihren Namen, der vor wenigen Jahren noch nicht genannt wurde, und die jetzt schon — wie die Erfahrung zeigt — dreist nach der höchsten Macht und Herrschaft greifen und der ganzen Welt zeigen wollen, daß nichts mächtiger sey, als ihre Faust; meinet ihr, diese könnte man mit vor Kurzem noch hochgepriesenen ständischen Freiheiten und Libe- ralitäten abspeisen, mit Proclamationen und Zeitungspapier sät- tigen? Nein, was brauchen sie Preßfreiheit und Redefreiheit? sie wollen Brod und Geld, sie wollen auch einmal gute Tage haben; nicht mehr harte Arbeit und schmale Bissen, und wenn ihr ihnen nicht gebet, was sie verlangen, wollen sie es mit Gewalt nehmen. Freilich werden sie sich täuschen, die Unglückseligen — sie werden ein paar Tage wüthen und ein paar Tage genießen — und dann wieder ärmer und elender seyn als sie zuvor waren. Also da hinaus kann es gehen, da hinaus wird es gehen, — und solltet ihr auch so ungläubig und frivol dazu lächeln, wie ehemals die Höflinge Ludwigs XVI. zu den Prophezeiungen der Revolution, — ja so gewiß, als die Flüsse von den Bergen niederfließen, und auf den Winter der Frühling folgt, und so ge- wiß ihr einmal sterben müsset, wird das Alles so kommen, wenn ihr nicht, ihr Alle, sofern es noch möglich und ihr noch so viel Kraft, Muth und Tugend besitzet, eine große und entschlossene Umkehr machet auf der abschüssigen Bahn, die ihr betreten habet. Wie eine Umkehr? einen Rückschritt, einen Rückschritt in das alte, leidige Wesen? — rufet ihr aus! — Einen Rückschritt in das alte Wesen! wer hat das gesagt? Nimmermehr! Das ist auch nicht einmal mehr möglich. Aber Beamtendespotie und poli- zeiliche Allregiererei, und Partei= und Pöbelherrschaft ist eines so schlecht wie das andere, — nur das Letztere viel gefährlicher, ge- fährlich für Gewissen und Ehre, für Hab und Gut, für Leib und Leben. Also eine einige und kräftige Umkehr muß geschehen, nicht zurück zu dem alten Polizeistaat, dem wir entronnen sind, aber zurück aus dem Wege der Anarchie und wilder Aufregung, auf dem wir dem Abgrund entgegen gehen. Erbaut soll werden ein neues Reich der Freiheit und deutscher Einheit, ein Reich, das Jahrhunderte überdauern möge. Das Reich der Freiheit ist aber vor Allem ein Reich des Rechtes und der Sicherheit. Diese zwei Grundpfeiler der Freiheit sind aber nicht blos erschüttert, sondern drohen demnächst ganz über den Haufen geworfen zu werden, wie bereits in man- chen deutschen Gauen das offene Faustrecht herrscht. Das Erste also, was Noth thut, ist: daß alle Bürger zu- sammenstehen, nicht um die Macht und Autorität des Reiches und des Staates noch mehr zu schwächen, sondern um sie zu stärken und unüberwindlich zu machen allen Ungesetzlichkeiten ge- genüber. Und das Reich der Freiheit ist zweitens ein Reich der ge- setzlichen Ordnung. Gesetzliche Ordnung kann aber nur bestehen dadurch, daß alle öffentliche Gewalt einzig und kräftig

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Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 98. Mainz, 28. September 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal098_1848/1>, abgerufen am 21.12.2024.