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Mainzer Journal. Nr. 58. Mainz, 13. August 1848.

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[Beginn Spaltensatz] gen, gilt das Sprüchwort: Wer A sagt, muß auch B sagen.
Das A ist eben die Berufung der Nationalversammlung, die
Annahme der Centralgewalt. Das B. ist die Aufgabe der unbe-
schränkten Souveränetät. Wird damit gezaudert, so wird bei
der Herausgabe des oder jenes theuern und lieben Kleinods der
Krone Angesichts der Gefahr des Gesammtvaterlandes ge-
mäkelt, -- und so müssen sich Jene, die Solches zu verantwor-
ten haben, gefallen lassen, wenn man von falschem Spiele
spricht. Bei Thon=Dittmar, dem ehemals gefeierten Ab-
geordneten der zweiten Kammer, möchte sich aber insbesondere
der gute lateinische Spruch rechtfertigen: Plures judices, quam
artifices
-- zu deutsch: Es ist viel leichter Oppositionsmann, als
Staatsmann zu seyn!

München 8. August. ( Schw. M. ) Es ist in Bezug auf die
öffentliche Meinung seit vorgestern nicht anders geworden. Ur-
sprüngliche Gerüchte vom Sonntag und gestern über angeblich
bevorstehende Störungen der öffentlichen Ordnung durch Katzen-
musiken haben sich zwar nicht bestätigt; es sind vielmehr alle der-
gleichen Absichten, wenn anders ernstlich gehegt, an dem guten
Takt der überwiegenden Mehrzahl der Bevölkerung gescheitert;
aber die Rückwirkung der principiellen Beeinträchtigung der bil-
ligen Ansprüche des Publikums auf eine unverkümmerte Feier des
6. August auf eben dieselbe überwiegende Mehrheit läßt sich gleich-
wohl nicht verkennen. Daher stammen und sind leicht erklärlich
die offener und lauter denn je hervortretenden Ansichten über die
Unvermeidlichkeit gewisser Veränderungen im Mini-
sterium,
und dahin gehören auch einzelne thatsächliche Vor-
kommnisse. Das Vorhandenseyn reactionärer und anarchistischer
oder republikanischer Bestrebungen wird seit vier oder sechs Wo-
chen in München und in Bayern bekanntlich zum Gegenstand der
lebhaftesten Parteifragen je nach den verschiedenen Stellungen der
Parteien erhoben. Nun trägt leider die offizielle Feier des 6.
August, weil auf dem Grundsatze des staatlichen Particularismus
fußend, zu offenbar den Charakter der reactionären Bestrebung im
Sinne und nach der Auslegung der Mehrheit an sich. Anderer-
seits wurde bei der Nachfeier des Nachmittags vor einem Publi-
kum von vielleicht ein paar Tausend Personen beiderlei Ge-
schlechts, die sämmtlich den gebildeten Classen, die Männer zu-
meist der Landwehr und den Freicorps angehörend, in der feier-
lichen Bestattung eines riesenhaften Zopfes der undeutschen
Vergangenheit öffentlich Valet gesagt und nebenbei ein inmitten
enthusiastischer Toaste für das Gesammtvaterland und den Reichs-
verweser gemachter Versuch, auch ein Vivat in dynastischem
Sinne auszubringen, schreiend und pfeifend scheitern gelassen.
Ein Beweis, daß in München, wie in ganz Bayern die allgemein
deutschen Richtungen weit die vorherrschenden sind. Was eben
nicht am Zopffieber leidet, meint am allerbesten bayerisch gesinnt
zu seyn, wenn es aufrichtig deutsch gesinnt ist.

Kempten 8. August. Der vormalige Minister und jetzige
Gesandte am Turiner Hofe, Hr. v. Abel, tras gestern Abends
mit Familie hier ein, übernachtete auf der Post und setzte heute
Vormittags seine Reise nach München fort.

Hannover 8. August. Die in unseren gestrigen Blättern er-
wähnte Adresse der Bürgerschaft an den König von Hannover
lautet wie folgt:

"Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr!
Als Se. kaiserlich königliche Hoheit, der Erzherzog Johann von
Oesterreich durch die Wahl der Vertreter der deutschen Nation an
die Spitze der provisorischen Reichsregierung berufen ward, da
haben auch wir Hannoveraner den begeisterten Jubel, der durch
ganz Deutschland ertönte, getheilt. Wir sahen in der Begrün-
dung einer Centralgewalt die gewaltige Bewegung des deutschen
Volkes durch die Weisheit der Nationalversammlung ihrem Ziele
nahe geführt; wir fanden die sichere Bürgschaft hierfür nicht
allein in der edlen Persönlichkeit des gewählten Reichsverwesers,
welche jeden Deutschen mit Vertrauen und Liebe erfüllt, sondern
auch, und nicht weniger, in dem Umfange der von der National-
versammlung Jhm zuerkannten Macht. Wir waren und sind der
Ueberzeugung, daß nur mit dieser die Reichsgewalt im Stande
seyn wird, die Feinde unserer Freiheit, kommen sie von Außen
oder seyen sie im Jnnern, mächtig niederzuhalten und so das
schöne Band der Liebe und Treue, welches das deutsche Volk
und seine Regierungen zum Segen der Freiheit bisher verknüpfte,
ungeschwächt zu bewahren. Einen desto schmerzlicheren Ein-
druck mußte aber deshalb die Erklärung der Räthe Ew. Majestät
vom 7. Juli in uns hervorbringen, daß die Attribute der Macht
der Reichsgewalt möglichen Falls die Selbstständigkeit unseres
Landes in gefährlicher Weise beeinträchtigten könnten, eine Er-
klärung, welche ein Mißtrauen von unserer Seite in die Weis-
heit und Gerechtigkeit der Nationalversammlung voraussetzen
ließ und unsere Bereitwilligkeit in Zweifel stellte, der festen
Einheit Deutschlands die nothwendigen Opfer zu bringen.
[Spaltenumbruch] Wenn nun schon jene Erklärung uns mit großer Besorgniß er-
füllt hat, so ist diese durch die Nichtbeachtung der von der Central-
gewalt an die Regierung Ew. Majestät ergangenen Verfügung,
das Militär dem Erzherzog=Reichsverweser am 6. August seine
Huldigung feierlich darbringen zu lassen, auf das Höchste gestei-
gert, indem wir dadurch Ew. Majestät Regierung in einen Con-
flict mit der gesetzlich bestellten und auf die Nationalversammlung
fußenden Reichsgewalt gerathen sehen, ein Conflict, welcher die
Gewissen der Bürger zerrüttet und den Keim der unheilvollsten
Anarchie und des Bürgerkrieges in sich trägt. Wir beschwören
deßhalb Ew. Majestät, die Sich zu Aufopferungen für die Frei-
heit und Einheit Deutschlands so großherzig bereit erklärt haben,
das tief erschütterte Vertrauen auf die gesetzliche Entwickelung un-
serer Zustände wiederherstellen und zu diesem Zwecke Höchstdero
Räthe beauftragen zu wollen, nicht allein die verlangte militäri-
sche Huldigung schleunigst anzuordnen, sondern auch jedes etwa
noch obschwebende Mißverständniß mit der provisorischen Reichs-
regierung gründlich zu beseitigen." Man sagt sich nun, daß der
König das Ansinnen der morgenden Petition, die Truppen un-
aufschieblich huldigen zu lassen, entschieden zu verweigern ent-
schlossen sey, und daß ferner im Laufe des heutigen Tages meh-
rere Offiziere
ihre Entlassung für den Fall erbeten haben
sollen, daß der König in die Huldigung einwilligen würde. Selbst
von einer Zusammenziehung der disponibeln Truppen in die Nähe
der Residenz wird gesprochen.

# Aus Starkenburg 10. August. Die neue Organisation
der Administrativ=Behörden wird nun bald ins Leben treten;
allein das desfalls erschienene Regierungsblatt bezüglich der
Placirung der Beamten hat uns wieder ein recht lebhaftes Bei-
spiel gegeben, wie wenig sich unser hessen darmstädtisches Mini-
sterium von der Protection der alten Beamtenfamilien lossagen
kann, so daß es fast das Beste wäre, das höchstpreisliche Mini-
sterium würde sich in Zukunft nur "darmstädtisches" tituliren, und
ließe das "Hessen" ganz hinweg. Jn jenem Regierungsblatt
wird, um nur Eines zu erwähnen, auch ein junger Mann zum
Regierungs=Secretär befördert, welcher zwar früher den Zu-
tritt bei Großh. Hofgericht in Darmstadt und anderen Staatsbe-
hörden zu seiner practischen Ausbildung hatte, nach zurückgeleg-
ter Staatsprüfung es aber vorzog, den Staatsdienst aufzugeben
und in Fürstl. Jsenburg Büdingen'sche Dienste zu treten, wo er
die Stelle eines Rechtsconsulenten bekleidete. Jn Folge der
neueren politischen Verhältnisse bedarf eines solchen Meublements
der Herr Graf oder Fürst von Jsenburg=Büdingen nicht mehr,
und da hatte denn unser glorreich regierendes Ministerium Nichts
Eiligeres zu thun, als den Fürstl. Jsenburg=Büdingenschen Rechts-
consulenten zum Regierungssecretär zu befördern, weil sein
Vater eine Behörde zu dirigiren hat, die auch bald ihrem Ende
entgensieht. Ueberdies hatte man schon während der Studien-
zeiten dieses jungen Herrn ihm aus Staatsmitteln ein Stipen-
dium gegeben, ungeachtet der Herr Vater einige Tausende bezieht,
Es wäre leicht, andere Fälle aufzuzählen, in welchen sogenannte
mittelbare standesherrliche Beamten, wie Landräthe, Landrichter
u. s. w. nicht mehr trotz allen Bemühens in den Domaniallanden
angestellt wurden, blos, weil sie von Standesherren zu Staats-
ämtern präsentirt worden waren. Also die umgekehrte Maxime
wie oben!

Braunschweig 30. Juli. ( W. Z. ) Jn unserm Lande ist die
Stimmung gut und ächt centraldeutsch; wir hängen fest an der
Reichsgewalt und werden mit äußerster Entschiedenheit gegen alle
Feinde derselben auftreten. Die Sache ist auch ganz einfach. Der
alte Zustand war nicht mehr haltbar und ging unbedauert zu
Grunde; es mußte etwas Neues geschaffen werden, das dem Be-
dürfnissen der deutschen Nation entsprach. Das legitime Organ der
letztern ist die Reichsversammlung; was sie beschließt und was
die Centralgewalt verfügt und vollzieht, kann allein Gesetz für die
Gesammtnation seyn. Auflehnung dagegen ist Hochverrath. Wir
wissen, daß alle Reaction sich jetzt zusammenballt, um die Cen-
tralgewalt nicht nur zu schwächen, sondern wo möglich aus den
Angeln zu heben; eben deshalb halten wir um so fester zur Cen-
tralgewalt.

Altona 8. August. ( B. H. ) Nach einem von gestern da-
tirten und heute an uns gelangten Privatschreiben hat in den ver-
wichenen Tagen eine allgemeinere Dislocation der Truppen im
Schleswigschen stattgefunden. So sind die deutschen Bundes-
truppen weiter nach dem nördlichen, die Schleswig=Holsteiner
dagegen ins südliche Schleswig verlegt; Flensburg war gestern
mit Truppen fast überfüllt.

Jtalien.

Rom 29. Juli. ( N. C. ) [ Demagogische Banditenwirthschaft. ]
Die Kammer der Deputirten hat ihre seit einigen Tagen ausge-
setzten Sitzungen wieder begonnen: man nimmt Dies als ein
sicheres Zeichen an, daß das bisherige Ministerium entweder in
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] gen, gilt das Sprüchwort: Wer A sagt, muß auch B sagen.
Das A ist eben die Berufung der Nationalversammlung, die
Annahme der Centralgewalt. Das B. ist die Aufgabe der unbe-
schränkten Souveränetät. Wird damit gezaudert, so wird bei
der Herausgabe des oder jenes theuern und lieben Kleinods der
Krone Angesichts der Gefahr des Gesammtvaterlandes ge-
mäkelt, — und so müssen sich Jene, die Solches zu verantwor-
ten haben, gefallen lassen, wenn man von falschem Spiele
spricht. Bei Thon=Dittmar, dem ehemals gefeierten Ab-
geordneten der zweiten Kammer, möchte sich aber insbesondere
der gute lateinische Spruch rechtfertigen: Plures judices, quam
artifices
— zu deutsch: Es ist viel leichter Oppositionsmann, als
Staatsmann zu seyn!

München 8. August. ( Schw. M. ) Es ist in Bezug auf die
öffentliche Meinung seit vorgestern nicht anders geworden. Ur-
sprüngliche Gerüchte vom Sonntag und gestern über angeblich
bevorstehende Störungen der öffentlichen Ordnung durch Katzen-
musiken haben sich zwar nicht bestätigt; es sind vielmehr alle der-
gleichen Absichten, wenn anders ernstlich gehegt, an dem guten
Takt der überwiegenden Mehrzahl der Bevölkerung gescheitert;
aber die Rückwirkung der principiellen Beeinträchtigung der bil-
ligen Ansprüche des Publikums auf eine unverkümmerte Feier des
6. August auf eben dieselbe überwiegende Mehrheit läßt sich gleich-
wohl nicht verkennen. Daher stammen und sind leicht erklärlich
die offener und lauter denn je hervortretenden Ansichten über die
Unvermeidlichkeit gewisser Veränderungen im Mini-
sterium,
und dahin gehören auch einzelne thatsächliche Vor-
kommnisse. Das Vorhandenseyn reactionärer und anarchistischer
oder republikanischer Bestrebungen wird seit vier oder sechs Wo-
chen in München und in Bayern bekanntlich zum Gegenstand der
lebhaftesten Parteifragen je nach den verschiedenen Stellungen der
Parteien erhoben. Nun trägt leider die offizielle Feier des 6.
August, weil auf dem Grundsatze des staatlichen Particularismus
fußend, zu offenbar den Charakter der reactionären Bestrebung im
Sinne und nach der Auslegung der Mehrheit an sich. Anderer-
seits wurde bei der Nachfeier des Nachmittags vor einem Publi-
kum von vielleicht ein paar Tausend Personen beiderlei Ge-
schlechts, die sämmtlich den gebildeten Classen, die Männer zu-
meist der Landwehr und den Freicorps angehörend, in der feier-
lichen Bestattung eines riesenhaften Zopfes der undeutschen
Vergangenheit öffentlich Valet gesagt und nebenbei ein inmitten
enthusiastischer Toaste für das Gesammtvaterland und den Reichs-
verweser gemachter Versuch, auch ein Vivat in dynastischem
Sinne auszubringen, schreiend und pfeifend scheitern gelassen.
Ein Beweis, daß in München, wie in ganz Bayern die allgemein
deutschen Richtungen weit die vorherrschenden sind. Was eben
nicht am Zopffieber leidet, meint am allerbesten bayerisch gesinnt
zu seyn, wenn es aufrichtig deutsch gesinnt ist.

Kempten 8. August. Der vormalige Minister und jetzige
Gesandte am Turiner Hofe, Hr. v. Abel, tras gestern Abends
mit Familie hier ein, übernachtete auf der Post und setzte heute
Vormittags seine Reise nach München fort.

Hannover 8. August. Die in unseren gestrigen Blättern er-
wähnte Adresse der Bürgerschaft an den König von Hannover
lautet wie folgt:

„Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr!
Als Se. kaiserlich königliche Hoheit, der Erzherzog Johann von
Oesterreich durch die Wahl der Vertreter der deutschen Nation an
die Spitze der provisorischen Reichsregierung berufen ward, da
haben auch wir Hannoveraner den begeisterten Jubel, der durch
ganz Deutschland ertönte, getheilt. Wir sahen in der Begrün-
dung einer Centralgewalt die gewaltige Bewegung des deutschen
Volkes durch die Weisheit der Nationalversammlung ihrem Ziele
nahe geführt; wir fanden die sichere Bürgschaft hierfür nicht
allein in der edlen Persönlichkeit des gewählten Reichsverwesers,
welche jeden Deutschen mit Vertrauen und Liebe erfüllt, sondern
auch, und nicht weniger, in dem Umfange der von der National-
versammlung Jhm zuerkannten Macht. Wir waren und sind der
Ueberzeugung, daß nur mit dieser die Reichsgewalt im Stande
seyn wird, die Feinde unserer Freiheit, kommen sie von Außen
oder seyen sie im Jnnern, mächtig niederzuhalten und so das
schöne Band der Liebe und Treue, welches das deutsche Volk
und seine Regierungen zum Segen der Freiheit bisher verknüpfte,
ungeschwächt zu bewahren. Einen desto schmerzlicheren Ein-
druck mußte aber deshalb die Erklärung der Räthe Ew. Majestät
vom 7. Juli in uns hervorbringen, daß die Attribute der Macht
der Reichsgewalt möglichen Falls die Selbstständigkeit unseres
Landes in gefährlicher Weise beeinträchtigten könnten, eine Er-
klärung, welche ein Mißtrauen von unserer Seite in die Weis-
heit und Gerechtigkeit der Nationalversammlung voraussetzen
ließ und unsere Bereitwilligkeit in Zweifel stellte, der festen
Einheit Deutschlands die nothwendigen Opfer zu bringen.
[Spaltenumbruch] Wenn nun schon jene Erklärung uns mit großer Besorgniß er-
füllt hat, so ist diese durch die Nichtbeachtung der von der Central-
gewalt an die Regierung Ew. Majestät ergangenen Verfügung,
das Militär dem Erzherzog=Reichsverweser am 6. August seine
Huldigung feierlich darbringen zu lassen, auf das Höchste gestei-
gert, indem wir dadurch Ew. Majestät Regierung in einen Con-
flict mit der gesetzlich bestellten und auf die Nationalversammlung
fußenden Reichsgewalt gerathen sehen, ein Conflict, welcher die
Gewissen der Bürger zerrüttet und den Keim der unheilvollsten
Anarchie und des Bürgerkrieges in sich trägt. Wir beschwören
deßhalb Ew. Majestät, die Sich zu Aufopferungen für die Frei-
heit und Einheit Deutschlands so großherzig bereit erklärt haben,
das tief erschütterte Vertrauen auf die gesetzliche Entwickelung un-
serer Zustände wiederherstellen und zu diesem Zwecke Höchstdero
Räthe beauftragen zu wollen, nicht allein die verlangte militäri-
sche Huldigung schleunigst anzuordnen, sondern auch jedes etwa
noch obschwebende Mißverständniß mit der provisorischen Reichs-
regierung gründlich zu beseitigen.“ Man sagt sich nun, daß der
König das Ansinnen der morgenden Petition, die Truppen un-
aufschieblich huldigen zu lassen, entschieden zu verweigern ent-
schlossen sey, und daß ferner im Laufe des heutigen Tages meh-
rere Offiziere
ihre Entlassung für den Fall erbeten haben
sollen, daß der König in die Huldigung einwilligen würde. Selbst
von einer Zusammenziehung der disponibeln Truppen in die Nähe
der Residenz wird gesprochen.

□ Aus Starkenburg 10. August. Die neue Organisation
der Administrativ=Behörden wird nun bald ins Leben treten;
allein das desfalls erschienene Regierungsblatt bezüglich der
Placirung der Beamten hat uns wieder ein recht lebhaftes Bei-
spiel gegeben, wie wenig sich unser hessen darmstädtisches Mini-
sterium von der Protection der alten Beamtenfamilien lossagen
kann, so daß es fast das Beste wäre, das höchstpreisliche Mini-
sterium würde sich in Zukunft nur „darmstädtisches“ tituliren, und
ließe das „Hessen“ ganz hinweg. Jn jenem Regierungsblatt
wird, um nur Eines zu erwähnen, auch ein junger Mann zum
Regierungs=Secretär befördert, welcher zwar früher den Zu-
tritt bei Großh. Hofgericht in Darmstadt und anderen Staatsbe-
hörden zu seiner practischen Ausbildung hatte, nach zurückgeleg-
ter Staatsprüfung es aber vorzog, den Staatsdienst aufzugeben
und in Fürstl. Jsenburg Büdingen'sche Dienste zu treten, wo er
die Stelle eines Rechtsconsulenten bekleidete. Jn Folge der
neueren politischen Verhältnisse bedarf eines solchen Meublements
der Herr Graf oder Fürst von Jsenburg=Büdingen nicht mehr,
und da hatte denn unser glorreich regierendes Ministerium Nichts
Eiligeres zu thun, als den Fürstl. Jsenburg=Büdingenschen Rechts-
consulenten zum Regierungssecretär zu befördern, weil sein
Vater eine Behörde zu dirigiren hat, die auch bald ihrem Ende
entgensieht. Ueberdies hatte man schon während der Studien-
zeiten dieses jungen Herrn ihm aus Staatsmitteln ein Stipen-
dium gegeben, ungeachtet der Herr Vater einige Tausende bezieht,
Es wäre leicht, andere Fälle aufzuzählen, in welchen sogenannte
mittelbare standesherrliche Beamten, wie Landräthe, Landrichter
u. s. w. nicht mehr trotz allen Bemühens in den Domaniallanden
angestellt wurden, blos, weil sie von Standesherren zu Staats-
ämtern präsentirt worden waren. Also die umgekehrte Maxime
wie oben!

Braunschweig 30. Juli. ( W. Z. ) Jn unserm Lande ist die
Stimmung gut und ächt centraldeutsch; wir hängen fest an der
Reichsgewalt und werden mit äußerster Entschiedenheit gegen alle
Feinde derselben auftreten. Die Sache ist auch ganz einfach. Der
alte Zustand war nicht mehr haltbar und ging unbedauert zu
Grunde; es mußte etwas Neues geschaffen werden, das dem Be-
dürfnissen der deutschen Nation entsprach. Das legitime Organ der
letztern ist die Reichsversammlung; was sie beschließt und was
die Centralgewalt verfügt und vollzieht, kann allein Gesetz für die
Gesammtnation seyn. Auflehnung dagegen ist Hochverrath. Wir
wissen, daß alle Reaction sich jetzt zusammenballt, um die Cen-
tralgewalt nicht nur zu schwächen, sondern wo möglich aus den
Angeln zu heben; eben deshalb halten wir um so fester zur Cen-
tralgewalt.

Altona 8. August. ( B. H. ) Nach einem von gestern da-
tirten und heute an uns gelangten Privatschreiben hat in den ver-
wichenen Tagen eine allgemeinere Dislocation der Truppen im
Schleswigschen stattgefunden. So sind die deutschen Bundes-
truppen weiter nach dem nördlichen, die Schleswig=Holsteiner
dagegen ins südliche Schleswig verlegt; Flensburg war gestern
mit Truppen fast überfüllt.

Jtalien.

Rom 29. Juli. ( N. C. ) [ Demagogische Banditenwirthschaft. ]
Die Kammer der Deputirten hat ihre seit einigen Tagen ausge-
setzten Sitzungen wieder begonnen: man nimmt Dies als ein
sicheres Zeichen an, daß das bisherige Ministerium entweder in
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[0003] gen, gilt das Sprüchwort: Wer A sagt, muß auch B sagen. Das A ist eben die Berufung der Nationalversammlung, die Annahme der Centralgewalt. Das B. ist die Aufgabe der unbe- schränkten Souveränetät. Wird damit gezaudert, so wird bei der Herausgabe des oder jenes theuern und lieben Kleinods der Krone Angesichts der Gefahr des Gesammtvaterlandes ge- mäkelt, — und so müssen sich Jene, die Solches zu verantwor- ten haben, gefallen lassen, wenn man von falschem Spiele spricht. Bei Thon=Dittmar, dem ehemals gefeierten Ab- geordneten der zweiten Kammer, möchte sich aber insbesondere der gute lateinische Spruch rechtfertigen: Plures judices, quam artifices — zu deutsch: Es ist viel leichter Oppositionsmann, als Staatsmann zu seyn! München 8. August. ( Schw. M. ) Es ist in Bezug auf die öffentliche Meinung seit vorgestern nicht anders geworden. Ur- sprüngliche Gerüchte vom Sonntag und gestern über angeblich bevorstehende Störungen der öffentlichen Ordnung durch Katzen- musiken haben sich zwar nicht bestätigt; es sind vielmehr alle der- gleichen Absichten, wenn anders ernstlich gehegt, an dem guten Takt der überwiegenden Mehrzahl der Bevölkerung gescheitert; aber die Rückwirkung der principiellen Beeinträchtigung der bil- ligen Ansprüche des Publikums auf eine unverkümmerte Feier des 6. August auf eben dieselbe überwiegende Mehrheit läßt sich gleich- wohl nicht verkennen. Daher stammen und sind leicht erklärlich die offener und lauter denn je hervortretenden Ansichten über die Unvermeidlichkeit gewisser Veränderungen im Mini- sterium, und dahin gehören auch einzelne thatsächliche Vor- kommnisse. Das Vorhandenseyn reactionärer und anarchistischer oder republikanischer Bestrebungen wird seit vier oder sechs Wo- chen in München und in Bayern bekanntlich zum Gegenstand der lebhaftesten Parteifragen je nach den verschiedenen Stellungen der Parteien erhoben. Nun trägt leider die offizielle Feier des 6. August, weil auf dem Grundsatze des staatlichen Particularismus fußend, zu offenbar den Charakter der reactionären Bestrebung im Sinne und nach der Auslegung der Mehrheit an sich. Anderer- seits wurde bei der Nachfeier des Nachmittags vor einem Publi- kum von vielleicht ein paar Tausend Personen beiderlei Ge- schlechts, die sämmtlich den gebildeten Classen, die Männer zu- meist der Landwehr und den Freicorps angehörend, in der feier- lichen Bestattung eines riesenhaften Zopfes der undeutschen Vergangenheit öffentlich Valet gesagt und nebenbei ein inmitten enthusiastischer Toaste für das Gesammtvaterland und den Reichs- verweser gemachter Versuch, auch ein Vivat in dynastischem Sinne auszubringen, schreiend und pfeifend scheitern gelassen. Ein Beweis, daß in München, wie in ganz Bayern die allgemein deutschen Richtungen weit die vorherrschenden sind. Was eben nicht am Zopffieber leidet, meint am allerbesten bayerisch gesinnt zu seyn, wenn es aufrichtig deutsch gesinnt ist. Kempten 8. August. Der vormalige Minister und jetzige Gesandte am Turiner Hofe, Hr. v. Abel, tras gestern Abends mit Familie hier ein, übernachtete auf der Post und setzte heute Vormittags seine Reise nach München fort. Hannover 8. August. Die in unseren gestrigen Blättern er- wähnte Adresse der Bürgerschaft an den König von Hannover lautet wie folgt: „Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr! Als Se. kaiserlich königliche Hoheit, der Erzherzog Johann von Oesterreich durch die Wahl der Vertreter der deutschen Nation an die Spitze der provisorischen Reichsregierung berufen ward, da haben auch wir Hannoveraner den begeisterten Jubel, der durch ganz Deutschland ertönte, getheilt. Wir sahen in der Begrün- dung einer Centralgewalt die gewaltige Bewegung des deutschen Volkes durch die Weisheit der Nationalversammlung ihrem Ziele nahe geführt; wir fanden die sichere Bürgschaft hierfür nicht allein in der edlen Persönlichkeit des gewählten Reichsverwesers, welche jeden Deutschen mit Vertrauen und Liebe erfüllt, sondern auch, und nicht weniger, in dem Umfange der von der National- versammlung Jhm zuerkannten Macht. Wir waren und sind der Ueberzeugung, daß nur mit dieser die Reichsgewalt im Stande seyn wird, die Feinde unserer Freiheit, kommen sie von Außen oder seyen sie im Jnnern, mächtig niederzuhalten und so das schöne Band der Liebe und Treue, welches das deutsche Volk und seine Regierungen zum Segen der Freiheit bisher verknüpfte, ungeschwächt zu bewahren. Einen desto schmerzlicheren Ein- druck mußte aber deshalb die Erklärung der Räthe Ew. Majestät vom 7. Juli in uns hervorbringen, daß die Attribute der Macht der Reichsgewalt möglichen Falls die Selbstständigkeit unseres Landes in gefährlicher Weise beeinträchtigten könnten, eine Er- klärung, welche ein Mißtrauen von unserer Seite in die Weis- heit und Gerechtigkeit der Nationalversammlung voraussetzen ließ und unsere Bereitwilligkeit in Zweifel stellte, der festen Einheit Deutschlands die nothwendigen Opfer zu bringen. Wenn nun schon jene Erklärung uns mit großer Besorgniß er- füllt hat, so ist diese durch die Nichtbeachtung der von der Central- gewalt an die Regierung Ew. Majestät ergangenen Verfügung, das Militär dem Erzherzog=Reichsverweser am 6. August seine Huldigung feierlich darbringen zu lassen, auf das Höchste gestei- gert, indem wir dadurch Ew. Majestät Regierung in einen Con- flict mit der gesetzlich bestellten und auf die Nationalversammlung fußenden Reichsgewalt gerathen sehen, ein Conflict, welcher die Gewissen der Bürger zerrüttet und den Keim der unheilvollsten Anarchie und des Bürgerkrieges in sich trägt. Wir beschwören deßhalb Ew. Majestät, die Sich zu Aufopferungen für die Frei- heit und Einheit Deutschlands so großherzig bereit erklärt haben, das tief erschütterte Vertrauen auf die gesetzliche Entwickelung un- serer Zustände wiederherstellen und zu diesem Zwecke Höchstdero Räthe beauftragen zu wollen, nicht allein die verlangte militäri- sche Huldigung schleunigst anzuordnen, sondern auch jedes etwa noch obschwebende Mißverständniß mit der provisorischen Reichs- regierung gründlich zu beseitigen.“ Man sagt sich nun, daß der König das Ansinnen der morgenden Petition, die Truppen un- aufschieblich huldigen zu lassen, entschieden zu verweigern ent- schlossen sey, und daß ferner im Laufe des heutigen Tages meh- rere Offiziere ihre Entlassung für den Fall erbeten haben sollen, daß der König in die Huldigung einwilligen würde. Selbst von einer Zusammenziehung der disponibeln Truppen in die Nähe der Residenz wird gesprochen. □ Aus Starkenburg 10. August. Die neue Organisation der Administrativ=Behörden wird nun bald ins Leben treten; allein das desfalls erschienene Regierungsblatt bezüglich der Placirung der Beamten hat uns wieder ein recht lebhaftes Bei- spiel gegeben, wie wenig sich unser hessen darmstädtisches Mini- sterium von der Protection der alten Beamtenfamilien lossagen kann, so daß es fast das Beste wäre, das höchstpreisliche Mini- sterium würde sich in Zukunft nur „darmstädtisches“ tituliren, und ließe das „Hessen“ ganz hinweg. Jn jenem Regierungsblatt wird, um nur Eines zu erwähnen, auch ein junger Mann zum Regierungs=Secretär befördert, welcher zwar früher den Zu- tritt bei Großh. Hofgericht in Darmstadt und anderen Staatsbe- hörden zu seiner practischen Ausbildung hatte, nach zurückgeleg- ter Staatsprüfung es aber vorzog, den Staatsdienst aufzugeben und in Fürstl. Jsenburg Büdingen'sche Dienste zu treten, wo er die Stelle eines Rechtsconsulenten bekleidete. Jn Folge der neueren politischen Verhältnisse bedarf eines solchen Meublements der Herr Graf oder Fürst von Jsenburg=Büdingen nicht mehr, und da hatte denn unser glorreich regierendes Ministerium Nichts Eiligeres zu thun, als den Fürstl. Jsenburg=Büdingenschen Rechts- consulenten zum Regierungssecretär zu befördern, weil sein Vater eine Behörde zu dirigiren hat, die auch bald ihrem Ende entgensieht. Ueberdies hatte man schon während der Studien- zeiten dieses jungen Herrn ihm aus Staatsmitteln ein Stipen- dium gegeben, ungeachtet der Herr Vater einige Tausende bezieht, Es wäre leicht, andere Fälle aufzuzählen, in welchen sogenannte mittelbare standesherrliche Beamten, wie Landräthe, Landrichter u. s. w. nicht mehr trotz allen Bemühens in den Domaniallanden angestellt wurden, blos, weil sie von Standesherren zu Staats- ämtern präsentirt worden waren. Also die umgekehrte Maxime wie oben! Braunschweig 30. Juli. ( W. Z. ) Jn unserm Lande ist die Stimmung gut und ächt centraldeutsch; wir hängen fest an der Reichsgewalt und werden mit äußerster Entschiedenheit gegen alle Feinde derselben auftreten. Die Sache ist auch ganz einfach. Der alte Zustand war nicht mehr haltbar und ging unbedauert zu Grunde; es mußte etwas Neues geschaffen werden, das dem Be- dürfnissen der deutschen Nation entsprach. Das legitime Organ der letztern ist die Reichsversammlung; was sie beschließt und was die Centralgewalt verfügt und vollzieht, kann allein Gesetz für die Gesammtnation seyn. Auflehnung dagegen ist Hochverrath. Wir wissen, daß alle Reaction sich jetzt zusammenballt, um die Cen- tralgewalt nicht nur zu schwächen, sondern wo möglich aus den Angeln zu heben; eben deshalb halten wir um so fester zur Cen- tralgewalt. Altona 8. August. ( B. H. ) Nach einem von gestern da- tirten und heute an uns gelangten Privatschreiben hat in den ver- wichenen Tagen eine allgemeinere Dislocation der Truppen im Schleswigschen stattgefunden. So sind die deutschen Bundes- truppen weiter nach dem nördlichen, die Schleswig=Holsteiner dagegen ins südliche Schleswig verlegt; Flensburg war gestern mit Truppen fast überfüllt. Jtalien. Rom 29. Juli. ( N. C. ) [ Demagogische Banditenwirthschaft. ] Die Kammer der Deputirten hat ihre seit einigen Tagen ausge- setzten Sitzungen wieder begonnen: man nimmt Dies als ein sicheres Zeichen an, daß das bisherige Ministerium entweder in

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 58. Mainz, 13. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal058_1848/3>, abgerufen am 22.11.2024.