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Mainzer Journal. Nr. 57. Mainz, 12. August 1848.

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Mainzer Journal.


Das Mainzer Journal erscheint täglich ( mit Ausnahme der höchsten Festtage ) und zwar so, daß das Hauptblatt mit den "Rheinischen Unterhaltungs-
blättern " schon am Vorabende, die ständige Beilage am Vormittage des betreffenden Tages selbst ausgegeben wird. Bestellungen nehmen alle Postämter an;
für Mainz und die nächste Umgebung die Buchhandlung von Kirchheim, Schott und Thielmann am Leichhofe. Der Preiß des Blattes ist hier in Mainz
jährlich 8 fl. in vierteljährigen Vorausbezahlungen von 2 fl.; in dem gesammten Gebiete des Fürstlich Thurn= und Taxisschen Postbezirkes jährlich eben-
falls 8 fl. Jnserate aller Art werden aufgenommen und die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 3 kr. berechnet.



Nro 57. Samstag, den 12. August. 1848.


[Beginn Spaltensatz]
An die Mitglieder des Mainzer Bürgervereins.

* * * Die hiesige Handelskammer hat im Verein mit dem
Gewerbevorstand seit vier Monaten bei unserer Regierung um
Errichtung einer Creditanstalt, und der Verwaltungsrath der
Ludwigseisenbahn seit drei Monaten um den Fortbau der Bahn
auf Staatskosten gebeten. Die Regierung hat seither eine Million
in 5% Obligationen und zwei Millionen in nicht einlösbaren
Grundrenten=Scheinen zu emittiren beschlossen und von beiden
Kammern die Bewilligung dazu erhalten. Nachdem es indessen
bekannt geworden, daß diese drei Millionen zum Fortbau der
hessischen Eisenbahn, zu Ausgaben für's Militär und anderen
Staatsausgaben bestimmt sind, und daß davon zum Fortbau
der Ludwigs=Eisenbahn, zur Errichtung einer Creditanstalt
nichts übrig bleibt, so haben die früher als Deputation in
Darmstadt gewesenen Herren sich abermals dahin verfügt und
dem Ministerium dringende Vorstellungen behufs der Credit=An-
stalt gemacht. Es ist darauf von dem Präsidenten der Handels-
kammer Herrn Heidelberger und den Beisitzern Herren Leis-
ler
und Röder, von dem Vorstand des Gewerbevereins Herrn
C. Deninger und von den Ergänzungsrichtern am Handelsge-
richte Herren Schröder und Henkell, ein Plan zur Errich-
tung einer Landesbank berathen, ausgearbeitet, der Regierung
vorgelegt und dessen Ausführung von unserm Abgeordneten
Dr. Görz nebst fünf anderen Deputirten in der zweiten Kam-
mer beantragt worden.

Da nun ein neuer Minister, Herr Jaup, an die Spitze
der Verwaltung getreten ist, so würde es der guten Sache för-
derlich seyn, wenn der Bürgerverein an Denselben eine eindring-
liche Zuschrift zur Empfehlung einer Landesbank erließe, wobei
die Hauptpunkte des eben erwähnten Planes zwar festzuhalten,
im übrigen aber jede Modification und Verbesserung von Seiten
der zuständigen Behörde und competenter Sachverständigen frei-
zustellen wäre.

Die Hauptpuncte des obenerwähnten Planes aber sind 1 )
Emittirung von einlösbaren Banknoten statt der nicht einlösbaren
Grundrentenscheine, und hätte die Bank kein anderes Verdienst,
als uns vor den nicht zu verwechselnden und folglich auch im
Auslande als Zahlmittel für uns nicht brauchbaren Grundrenten-
scheinen zu bewahren, welche nur geeignet sind dem Handels= und
Gewerbestand Verlegenheit und Verluste zu bereiten, so wird
jedem sachkundigen Geschäftsmann einleuchten, daß schon damit
allein unserem Platze ein sehr wesentlicher Dienst geleistet
wird; und 2 ) Unterstützung der weniger bemittelten Gewerb= und
Kleinhandel=Treibenden, vermittelst der Bank durch Geldvor-
schüsse.

Für alle Mitglieder des Bürgervereines ist der Plan zur
Landesbank, so wie eine am 12. Juli in dieser Angelegenheit
vom Gewerbestand an S. K. H. den Großherzog abgesandte
Adresse einzusehen in der Buchhandlung der Herren Florian
Kupferberg
und Victor von Zabern, da nur noch Fürst Leiningen eine Anrede, die mit großem
Beifall aufgenommen ward. Er sprach: "Vom Reichsverweser
zum Präsidenten des Reichsministeriums ernannt, liegt es mir ob,
[Spaltenumbruch] mit wenigen Worten diese hohe Versammlung zu begrüßen. Jch
beziehe mich zunächst auf dasjenige, was der Reichsminister des
Jnnern früher in dieser wenige
Exemplare disponibel sind.



Deutschland.
Reichstag.

f Frankfurt 11. August. Nach der Eröffnung der gestrigen
Sitzung hielt der Präsident des nun vervollständigten Reichs-
ministeriums, Beziehung bereits dieser hohen Ver-
sammlung vorgetragen hat. Die Richtschnur für unsere Hand-
lungsweise und unser Wirken wird das Gesetz vom 28. Juni seyn,
alle unsere Bestrebungen werden dahin gehen, diesem Gesetze
Geltung zu verschaffen. War schon früher diese Aufgabe als
eine schwierige bezeichnet, so kann ich der hohen Versamm-
lung versichern, daß diese Schwierigkeiten sich nicht vermin-
dert haben; allein, wenn man weiß, daß die deutsche Nation
und die Vertreter derselben, welche in diesem Saale versammelt
sind, als Richter über uns stehen, so werden wir uns angespornt
fühlen, auch mehr zu leisten, als wir sonst vielleicht unseren
Kräften zuzutrauen vermöchten. Es ist unser fester Wille, meine
Herren, die Freiheit und Einheit, den Ruhm und die Ehre Deutsch-
lands fest im Auge zu behalten, gelingt uns dieses, dann können
wir wohl im Einzelnen irren, aber im Ganzen und Großen können
wir nicht fehlen. Sollen jedoch diese Bestrebungen, ich darf es nicht
verhehlen, für uns lohnend werden, so bedürfen wir ausschließlich
des Vertrauens und der Unterstützung dieser hohen Versammlung
dazu. Meine Herren, ich bitte im Namen des Ministeriums darum,
und erlaube mir zu gleicher Zeit es Jhrem Wohlwollen zu em-
pfehlen. Meine Herren, wenn mir erlaubt ist, noch Etwas über
meine eigene Stellung hinzuzufügen, so sey es dies: Jch habe nicht
die Ehre, als Mitglied in dieser hohen Versammlung hier zu sitzen,
ich trete daher als ein Fremder in ihre Mitte, ich fühle wohl, daß
es ein großes, ein sehr großes Wagestück ist, und es kann mir
nur gelingen, wenn diese hohe Versammlung Nachsicht mir
angedeihen läßt. Jch bringe wenig Kräfte und Talente mit,
in Vergleich mit denjenigen, welche so vielfach in dieser hohen
Versammlung glänzen, aber eine Sache bringe ich mit,
meine Herren, eine Sache, und das ist ein deutsches Herz!"
Nach diesem erfreulichen Eingang kam es in Folge der vorgestri-
gen Störung wieder zu einigen unerfreulichen Erscheinungen.
Von der Linken war eine Beschwerdeschrift gegen v. Soiron ein-
gegangen, die nach lebhaften Debatten, ob sie sogleich oder spä-
ter berathen werden solle, endlich dem Ausschuß für Geschäfts-
ordnung übergeben ward. So erst kam es zur Verhandlung der
für den Tag angesetzten Frage: der Wahl Heckers in Thien-
gen.
Diejenigen, welche für Aufrechthaltung der Wahl spra-
chen ( Jtzstein, Wiesner, Vogt ) , machten geltend, daß der
Reichstag nur die formelle Gültigkeit der Wahl zu prüfen habe,
die unbezweifelt fest stehe; daß Hecker, als noch nicht von einem
Gerichte verurtheilt, als wählbar zu betrachten sey; daß das
souveraine Volk ihn gewählt, und endlich, daß er ja auch eigent-
lich fehlerfrei sey! So sprach Jtzstein: Die Wahl ist formell
gültig, und nur darauf hat die Prüfung der Nationalversamm-
lung zu gehen. Noch hat kein Richter ausgesprochen, daß
Hecker gegen Deutschland gefehlt hat. Worin bestünde auch der
Hochverrath von Hecker? Vielleicht darin, daß er in seinem
Eifer für das Volk geglaubt hat, die Republik sey das Beste für
das Volk? Aehnlich Wiesner: Hecker ist freigesprochen in
seinem Lande. Die Wahlmänner von Thiengen haben ihn
gewählt unter der Zustimmung des Volkes in Baden. Jch
zolle den Wahlmännern meine aufrichtige Hochachtung, daß
sie ihn gewählt haben in Gegenwart von 40,000 auswär-
tigen Bajonetten und trotz aller Einwirkung der [unleserliches Material - 9 Zeichen fehlen]Regierung.
Und ganz in demselben Sinne Vogt, der noch wegen des von der
Minorität in Thiengen gewählten Buhl ( der, beiläufig gesagt,
eine vortreffliche Acquisition für den Reichstag wäre ) den Präsi-
denten Gagern, der absichtlich das Präsidium in dieser Angele-
genheit nicht führen wollte und es an Hermann abgegeben
[Ende Spaltensatz]

Mainzer Journal.


Das Mainzer Journal erscheint täglich ( mit Ausnahme der höchsten Festtage ) und zwar so, daß das Hauptblatt mit den „Rheinischen Unterhaltungs-
blättern “ schon am Vorabende, die ständige Beilage am Vormittage des betreffenden Tages selbst ausgegeben wird. Bestellungen nehmen alle Postämter an;
für Mainz und die nächste Umgebung die Buchhandlung von Kirchheim, Schott und Thielmann am Leichhofe. Der Preiß des Blattes ist hier in Mainz
jährlich 8 fl. in vierteljährigen Vorausbezahlungen von 2 fl.; in dem gesammten Gebiete des Fürstlich Thurn= und Taxisschen Postbezirkes jährlich eben-
falls 8 fl. Jnserate aller Art werden aufgenommen und die dreispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 3 kr. berechnet.



Nro 57. Samstag, den 12. August. 1848.


[Beginn Spaltensatz]
An die Mitglieder des Mainzer Bürgervereins.

* * * Die hiesige Handelskammer hat im Verein mit dem
Gewerbevorstand seit vier Monaten bei unserer Regierung um
Errichtung einer Creditanstalt, und der Verwaltungsrath der
Ludwigseisenbahn seit drei Monaten um den Fortbau der Bahn
auf Staatskosten gebeten. Die Regierung hat seither eine Million
in 5% Obligationen und zwei Millionen in nicht einlösbaren
Grundrenten=Scheinen zu emittiren beschlossen und von beiden
Kammern die Bewilligung dazu erhalten. Nachdem es indessen
bekannt geworden, daß diese drei Millionen zum Fortbau der
hessischen Eisenbahn, zu Ausgaben für's Militär und anderen
Staatsausgaben bestimmt sind, und daß davon zum Fortbau
der Ludwigs=Eisenbahn, zur Errichtung einer Creditanstalt
nichts übrig bleibt, so haben die früher als Deputation in
Darmstadt gewesenen Herren sich abermals dahin verfügt und
dem Ministerium dringende Vorstellungen behufs der Credit=An-
stalt gemacht. Es ist darauf von dem Präsidenten der Handels-
kammer Herrn Heidelberger und den Beisitzern Herren Leis-
ler
und Röder, von dem Vorstand des Gewerbevereins Herrn
C. Deninger und von den Ergänzungsrichtern am Handelsge-
richte Herren Schröder und Henkell, ein Plan zur Errich-
tung einer Landesbank berathen, ausgearbeitet, der Regierung
vorgelegt und dessen Ausführung von unserm Abgeordneten
Dr. Görz nebst fünf anderen Deputirten in der zweiten Kam-
mer beantragt worden.

Da nun ein neuer Minister, Herr Jaup, an die Spitze
der Verwaltung getreten ist, so würde es der guten Sache för-
derlich seyn, wenn der Bürgerverein an Denselben eine eindring-
liche Zuschrift zur Empfehlung einer Landesbank erließe, wobei
die Hauptpunkte des eben erwähnten Planes zwar festzuhalten,
im übrigen aber jede Modification und Verbesserung von Seiten
der zuständigen Behörde und competenter Sachverständigen frei-
zustellen wäre.

Die Hauptpuncte des obenerwähnten Planes aber sind 1 )
Emittirung von einlösbaren Banknoten statt der nicht einlösbaren
Grundrentenscheine, und hätte die Bank kein anderes Verdienst,
als uns vor den nicht zu verwechselnden und folglich auch im
Auslande als Zahlmittel für uns nicht brauchbaren Grundrenten-
scheinen zu bewahren, welche nur geeignet sind dem Handels= und
Gewerbestand Verlegenheit und Verluste zu bereiten, so wird
jedem sachkundigen Geschäftsmann einleuchten, daß schon damit
allein unserem Platze ein sehr wesentlicher Dienst geleistet
wird; und 2 ) Unterstützung der weniger bemittelten Gewerb= und
Kleinhandel=Treibenden, vermittelst der Bank durch Geldvor-
schüsse.

Für alle Mitglieder des Bürgervereines ist der Plan zur
Landesbank, so wie eine am 12. Juli in dieser Angelegenheit
vom Gewerbestand an S. K. H. den Großherzog abgesandte
Adresse einzusehen in der Buchhandlung der Herren Florian
Kupferberg
und Victor von Zabern, da nur noch Fürst Leiningen eine Anrede, die mit großem
Beifall aufgenommen ward. Er sprach: „Vom Reichsverweser
zum Präsidenten des Reichsministeriums ernannt, liegt es mir ob,
[Spaltenumbruch] mit wenigen Worten diese hohe Versammlung zu begrüßen. Jch
beziehe mich zunächst auf dasjenige, was der Reichsminister des
Jnnern früher in dieser wenige
Exemplare disponibel sind.



Deutschland.
Reichstag.

f Frankfurt 11. August. Nach der Eröffnung der gestrigen
Sitzung hielt der Präsident des nun vervollständigten Reichs-
ministeriums, Beziehung bereits dieser hohen Ver-
sammlung vorgetragen hat. Die Richtschnur für unsere Hand-
lungsweise und unser Wirken wird das Gesetz vom 28. Juni seyn,
alle unsere Bestrebungen werden dahin gehen, diesem Gesetze
Geltung zu verschaffen. War schon früher diese Aufgabe als
eine schwierige bezeichnet, so kann ich der hohen Versamm-
lung versichern, daß diese Schwierigkeiten sich nicht vermin-
dert haben; allein, wenn man weiß, daß die deutsche Nation
und die Vertreter derselben, welche in diesem Saale versammelt
sind, als Richter über uns stehen, so werden wir uns angespornt
fühlen, auch mehr zu leisten, als wir sonst vielleicht unseren
Kräften zuzutrauen vermöchten. Es ist unser fester Wille, meine
Herren, die Freiheit und Einheit, den Ruhm und die Ehre Deutsch-
lands fest im Auge zu behalten, gelingt uns dieses, dann können
wir wohl im Einzelnen irren, aber im Ganzen und Großen können
wir nicht fehlen. Sollen jedoch diese Bestrebungen, ich darf es nicht
verhehlen, für uns lohnend werden, so bedürfen wir ausschließlich
des Vertrauens und der Unterstützung dieser hohen Versammlung
dazu. Meine Herren, ich bitte im Namen des Ministeriums darum,
und erlaube mir zu gleicher Zeit es Jhrem Wohlwollen zu em-
pfehlen. Meine Herren, wenn mir erlaubt ist, noch Etwas über
meine eigene Stellung hinzuzufügen, so sey es dies: Jch habe nicht
die Ehre, als Mitglied in dieser hohen Versammlung hier zu sitzen,
ich trete daher als ein Fremder in ihre Mitte, ich fühle wohl, daß
es ein großes, ein sehr großes Wagestück ist, und es kann mir
nur gelingen, wenn diese hohe Versammlung Nachsicht mir
angedeihen läßt. Jch bringe wenig Kräfte und Talente mit,
in Vergleich mit denjenigen, welche so vielfach in dieser hohen
Versammlung glänzen, aber eine Sache bringe ich mit,
meine Herren, eine Sache, und das ist ein deutsches Herz!“
Nach diesem erfreulichen Eingang kam es in Folge der vorgestri-
gen Störung wieder zu einigen unerfreulichen Erscheinungen.
Von der Linken war eine Beschwerdeschrift gegen v. Soiron ein-
gegangen, die nach lebhaften Debatten, ob sie sogleich oder spä-
ter berathen werden solle, endlich dem Ausschuß für Geschäfts-
ordnung übergeben ward. So erst kam es zur Verhandlung der
für den Tag angesetzten Frage: der Wahl Heckers in Thien-
gen.
Diejenigen, welche für Aufrechthaltung der Wahl spra-
chen ( Jtzstein, Wiesner, Vogt ) , machten geltend, daß der
Reichstag nur die formelle Gültigkeit der Wahl zu prüfen habe,
die unbezweifelt fest stehe; daß Hecker, als noch nicht von einem
Gerichte verurtheilt, als wählbar zu betrachten sey; daß das
souveraine Volk ihn gewählt, und endlich, daß er ja auch eigent-
lich fehlerfrei sey! So sprach Jtzstein: Die Wahl ist formell
gültig, und nur darauf hat die Prüfung der Nationalversamm-
lung zu gehen. Noch hat kein Richter ausgesprochen, daß
Hecker gegen Deutschland gefehlt hat. Worin bestünde auch der
Hochverrath von Hecker? Vielleicht darin, daß er in seinem
Eifer für das Volk geglaubt hat, die Republik sey das Beste für
das Volk? Aehnlich Wiesner: Hecker ist freigesprochen in
seinem Lande. Die Wahlmänner von Thiengen haben ihn
gewählt unter der Zustimmung des Volkes in Baden. Jch
zolle den Wahlmännern meine aufrichtige Hochachtung, daß
sie ihn gewählt haben in Gegenwart von 40,000 auswär-
tigen Bajonetten und trotz aller Einwirkung der [unleserliches Material – 9 Zeichen fehlen]Regierung.
Und ganz in demselben Sinne Vogt, der noch wegen des von der
Minorität in Thiengen gewählten Buhl ( der, beiläufig gesagt,
eine vortreffliche Acquisition für den Reichstag wäre ) den Präsi-
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An die Mitglieder des Mainzer Bürgervereins. * * * Die hiesige Handelskammer hat im Verein mit dem Gewerbevorstand seit vier Monaten bei unserer Regierung um Errichtung einer Creditanstalt, und der Verwaltungsrath der Ludwigseisenbahn seit drei Monaten um den Fortbau der Bahn auf Staatskosten gebeten. Die Regierung hat seither eine Million in 5% Obligationen und zwei Millionen in nicht einlösbaren Grundrenten=Scheinen zu emittiren beschlossen und von beiden Kammern die Bewilligung dazu erhalten. Nachdem es indessen bekannt geworden, daß diese drei Millionen zum Fortbau der hessischen Eisenbahn, zu Ausgaben für's Militär und anderen Staatsausgaben bestimmt sind, und daß davon zum Fortbau der Ludwigs=Eisenbahn, zur Errichtung einer Creditanstalt nichts übrig bleibt, so haben die früher als Deputation in Darmstadt gewesenen Herren sich abermals dahin verfügt und dem Ministerium dringende Vorstellungen behufs der Credit=An- stalt gemacht. Es ist darauf von dem Präsidenten der Handels- kammer Herrn Heidelberger und den Beisitzern Herren Leis- ler und Röder, von dem Vorstand des Gewerbevereins Herrn C. Deninger und von den Ergänzungsrichtern am Handelsge- richte Herren Schröder und Henkell, ein Plan zur Errich- tung einer Landesbank berathen, ausgearbeitet, der Regierung vorgelegt und dessen Ausführung von unserm Abgeordneten Dr. Görz nebst fünf anderen Deputirten in der zweiten Kam- mer beantragt worden. Da nun ein neuer Minister, Herr Jaup, an die Spitze der Verwaltung getreten ist, so würde es der guten Sache för- derlich seyn, wenn der Bürgerverein an Denselben eine eindring- liche Zuschrift zur Empfehlung einer Landesbank erließe, wobei die Hauptpunkte des eben erwähnten Planes zwar festzuhalten, im übrigen aber jede Modification und Verbesserung von Seiten der zuständigen Behörde und competenter Sachverständigen frei- zustellen wäre. Die Hauptpuncte des obenerwähnten Planes aber sind 1 ) Emittirung von einlösbaren Banknoten statt der nicht einlösbaren Grundrentenscheine, und hätte die Bank kein anderes Verdienst, als uns vor den nicht zu verwechselnden und folglich auch im Auslande als Zahlmittel für uns nicht brauchbaren Grundrenten- scheinen zu bewahren, welche nur geeignet sind dem Handels= und Gewerbestand Verlegenheit und Verluste zu bereiten, so wird jedem sachkundigen Geschäftsmann einleuchten, daß schon damit allein unserem Platze ein sehr wesentlicher Dienst geleistet wird; und 2 ) Unterstützung der weniger bemittelten Gewerb= und Kleinhandel=Treibenden, vermittelst der Bank durch Geldvor- schüsse. Für alle Mitglieder des Bürgervereines ist der Plan zur Landesbank, so wie eine am 12. Juli in dieser Angelegenheit vom Gewerbestand an S. K. H. den Großherzog abgesandte Adresse einzusehen in der Buchhandlung der Herren Florian Kupferberg und Victor von Zabern, da nur noch Fürst Leiningen eine Anrede, die mit großem Beifall aufgenommen ward. Er sprach: „Vom Reichsverweser zum Präsidenten des Reichsministeriums ernannt, liegt es mir ob, mit wenigen Worten diese hohe Versammlung zu begrüßen. Jch beziehe mich zunächst auf dasjenige, was der Reichsminister des Jnnern früher in dieser wenige Exemplare disponibel sind. Deutschland. Reichstag. f Frankfurt 11. August. Nach der Eröffnung der gestrigen Sitzung hielt der Präsident des nun vervollständigten Reichs- ministeriums, Beziehung bereits dieser hohen Ver- sammlung vorgetragen hat. Die Richtschnur für unsere Hand- lungsweise und unser Wirken wird das Gesetz vom 28. Juni seyn, alle unsere Bestrebungen werden dahin gehen, diesem Gesetze Geltung zu verschaffen. War schon früher diese Aufgabe als eine schwierige bezeichnet, so kann ich der hohen Versamm- lung versichern, daß diese Schwierigkeiten sich nicht vermin- dert haben; allein, wenn man weiß, daß die deutsche Nation und die Vertreter derselben, welche in diesem Saale versammelt sind, als Richter über uns stehen, so werden wir uns angespornt fühlen, auch mehr zu leisten, als wir sonst vielleicht unseren Kräften zuzutrauen vermöchten. Es ist unser fester Wille, meine Herren, die Freiheit und Einheit, den Ruhm und die Ehre Deutsch- lands fest im Auge zu behalten, gelingt uns dieses, dann können wir wohl im Einzelnen irren, aber im Ganzen und Großen können wir nicht fehlen. Sollen jedoch diese Bestrebungen, ich darf es nicht verhehlen, für uns lohnend werden, so bedürfen wir ausschließlich des Vertrauens und der Unterstützung dieser hohen Versammlung dazu. Meine Herren, ich bitte im Namen des Ministeriums darum, und erlaube mir zu gleicher Zeit es Jhrem Wohlwollen zu em- pfehlen. Meine Herren, wenn mir erlaubt ist, noch Etwas über meine eigene Stellung hinzuzufügen, so sey es dies: Jch habe nicht die Ehre, als Mitglied in dieser hohen Versammlung hier zu sitzen, ich trete daher als ein Fremder in ihre Mitte, ich fühle wohl, daß es ein großes, ein sehr großes Wagestück ist, und es kann mir nur gelingen, wenn diese hohe Versammlung Nachsicht mir angedeihen läßt. Jch bringe wenig Kräfte und Talente mit, in Vergleich mit denjenigen, welche so vielfach in dieser hohen Versammlung glänzen, aber eine Sache bringe ich mit, meine Herren, eine Sache, und das ist ein deutsches Herz!“ Nach diesem erfreulichen Eingang kam es in Folge der vorgestri- gen Störung wieder zu einigen unerfreulichen Erscheinungen. Von der Linken war eine Beschwerdeschrift gegen v. Soiron ein- gegangen, die nach lebhaften Debatten, ob sie sogleich oder spä- ter berathen werden solle, endlich dem Ausschuß für Geschäfts- ordnung übergeben ward. So erst kam es zur Verhandlung der für den Tag angesetzten Frage: der Wahl Heckers in Thien- gen. Diejenigen, welche für Aufrechthaltung der Wahl spra- chen ( Jtzstein, Wiesner, Vogt ) , machten geltend, daß der Reichstag nur die formelle Gültigkeit der Wahl zu prüfen habe, die unbezweifelt fest stehe; daß Hecker, als noch nicht von einem Gerichte verurtheilt, als wählbar zu betrachten sey; daß das souveraine Volk ihn gewählt, und endlich, daß er ja auch eigent- lich fehlerfrei sey! So sprach Jtzstein: Die Wahl ist formell gültig, und nur darauf hat die Prüfung der Nationalversamm- lung zu gehen. Noch hat kein Richter ausgesprochen, daß Hecker gegen Deutschland gefehlt hat. Worin bestünde auch der Hochverrath von Hecker? Vielleicht darin, daß er in seinem Eifer für das Volk geglaubt hat, die Republik sey das Beste für das Volk? Aehnlich Wiesner: Hecker ist freigesprochen in seinem Lande. Die Wahlmänner von Thiengen haben ihn gewählt unter der Zustimmung des Volkes in Baden. Jch zolle den Wahlmännern meine aufrichtige Hochachtung, daß sie ihn gewählt haben in Gegenwart von 40,000 auswär- tigen Bajonetten und trotz aller Einwirkung der _________Regierung. Und ganz in demselben Sinne Vogt, der noch wegen des von der Minorität in Thiengen gewählten Buhl ( der, beiläufig gesagt, eine vortreffliche Acquisition für den Reichstag wäre ) den Präsi- denten Gagern, der absichtlich das Präsidium in dieser Angele- genheit nicht führen wollte und es an Hermann abgegeben

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 57. Mainz, 12. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal057_1848/1>, abgerufen am 18.12.2024.