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Mainzer Journal. Nr. 47. Mainz, 1. August 1848.

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[Beginn Spaltensatz] [ Der Mann hat wenigstens das Verdienst, daß er seine Her-
zensmeinung offen heraussagt! ]

Hameln 27. Juli. ( W. Z. ) Daß in unserer Stadt das
Schreiben des Gesammtministerii, welches in der zweiten Kammer
unserer Ständeversammlung über die Errichtung der provisori-
schen Centralgewalt und die Wahl des Erzherzogs Johann zum
Reichsverweser am 8. d. M. mitgetheilt wurde, Bedauern und
Unzufriedenheit sehr allgemein hervorgerufen hat, bedarf wohl
kaum der Bemerkung. Wir vertrauen hier für Deutschlands
bessere Zukunft, in freier Einheit, auf die constituirende Natio-
nalversammlung zu Frankfurt und erkennen deren Be-
schlüsse unbedingt als gesetzlich und bindend an;

mißbilligen deshalb im vollsten Maße solche Richtungen, durch
welche bei Sonderinteressen die alte Zersplitterung und Schwäche
zurückgeführt werden müßte. Erkennten doch erst alle Regierungen
die den Völkern selbst zustehenden Rechte unumwunden und ohne
Rückhalt an! es fielen damit die Besorgnisse vor Anarchie, die
sich leider mit Grund so weit verbreiten mußten, von selbst weg,
denn nur die Befürchtungen der Reaction bilden die
wirklichen oder vorgeschobenen Hebel für republikanisches und
communistisches Treiben, für anarchische Bestrebungen aller Art.
Auch die jüngst von mehreren Seiten zur Vertheidigung der Son-
derinteressen geltend gemachten materiellen Nachtheile, namentlich
unseres Landes, in Beziehung auf Zölle, Steuern haben
um so weniger Anklang finden müssen, als man nicht einen
Augenblick in Zweifel zieht, es werden von der Nationalver-
sammlung in allen Hinsichten begründete Ansprüche der Einzel-
staaten gerechte und billige Berücksichtigung finden.

Heidelberg 31. Juli. Gestern hielt in unserer Stadt die
Frankfurter Linke eine Volksversammlung, die jedoch nur spär-
lich besucht war. Was man eigentlich mit derselben bezweckt hat,
ist nicht recht klar geworden, da nur Reden von Winter, Ha-
gen,
R. Blum, Schlöffel u. s. w. vorgetragen wurden,
ohne daß irgend ein Beschluß stattfand. Die ganze Geschichte hatte
einen höchst flauen Verlauf. Ein junger Mann, der in dieser
Versammlung "freier Männer zur Berathung und gegenseitigem
Gedankenaustausche" Mathy hoch leben ließ, wurde von den
"Gesinnungstüchtigen" und "Gesetzlichen" mit Fahnenstangen
und Stöcken niedergeschlagen. Bis zum nächsten Sonntag wird
das Stück in Worms zum viertenmal gegeben.

Jena 18. Juli. ( D. A. Z. ) Jhre Mittheilung aus Jena
über den Corpsconvent verdient Vervollständigung. Nicht
allein, daß dort Deutschlands Corpsburschen das Duell ausdrück-
lich für die einzige ehrenhafte Genugthuung eines Corpsburschen
erklärt haben; nicht genug, daß ihrem Beschlusse zufolge kein
Corpsbursche sich an einer allgemeinen Studentenschaft betheiligen
darf, ein Beschluß, in Folge dessen die jenaischen Corpsburschen
wieder aus der allgemeinen Studentenschaft austreten müssen,
steht auch an der Spitze der famosen Corpsbeschlüsse die geistreiche
Definition: Ein Corps ist eine Studentenverbindung,
die sich weder mit Politik noch mit Wissenschaft
beschäftigt.

Gera 28. Juli. ( D. A. Z. ) Die Regierung war gestern
zu dem Entschlusse gekommen, den als Vertreter der Land-
schaft längst mißfällig gewordenen Landkammerrath Krause
verhaften zu lassen. Reitende Boten verkündeten dies in
Blitzesschnelle in allen umliegenden Ortschaften, so daß bereits
gegen Mittag die Stadt von einer ziemlichen Anzahl Leute vom
Lande angefüllt war. Um zwei Uhr wurde deßhalb die Stadt
von der Bürgerwehr geschlossen. Nach vier Uhr wurde das Ge-
dränge gegen die Thore so stark, daß Generalmarsch geschlagen
wurde und die Bürgerwehr, Schützen und Turner traten unter
die Waffen, alle Thore wurden besetzt. Um fünf Uhr trafen die
ersten mit Knütteln bewaffneten Züge der Bauern an den Gittern
ein. Alle Unterhandlungen, die wohl eine gute Stunde dauern
mochten, wurden durch den Ungestüm und das verstärkte Herbei-
strömen von Landleuten, Arbeitern unmöglich gemacht. An
dem Schloßgitter hatte sich der größte Haufen versammelt. Von
ihm ward das Thor mit Balken eingerannt und etwa 20--30
von ihnen drängten sich durch und zogen gegen das Landhaus, wo
sich schon große Haufen Tumultuanten aus Stadt und Land
versammelt hatten. Das herbeigerufene Militair ( etwa in
Allem 60 Mann ) schritt zwar ein, mußte aber bald zur
Deckung der Regierung zurückgezogen werden und überließ
bei einbrechender Nacht die Bewachung des offenen Gitters aber-
mals der Bürgerwehr, während ungefähr 30 Mann des bewaff-
neten Turncorps die Bauern bis an das Schauspielhaus zurück-
drängten. Jetzt wurde auf Befehl von der Bürgerwehr scharf
geladen. Es mochte 8 Uhr seyn. Die Zahl der Tumultuanten
wuchs, der Anblick einiger vom Militär Blessirten erregte ihre
[Spaltenumbruch] Wuth im höchsten Grade, während die theils seit 1 Uhr in Staub[unleserliches Material]und Sonnenglut stehende, der Handhabung des schweren Ge-
wehrs zum Theil ungewohnte Bürgerschaft ermattete, an jedem
kräftigen Widerstand zu zweifeln und sich in Haufen zurückzuziehen
begann. Nur der Turnverein hielt trotz vielfältiger Warnungen
und schlimmer Anzeigen den ihm anvertrauten äußersten Posten
besetzt. Da glaubte der Kanzler v. Bretschneider dem Sturm
nicht länger begegnen zu können, er verfügte ( durch das Zurück-
ziehen der Vürgerschaft nothgedrungen ) die Freilassung des Ver-
hafteten. Dieser zog nun an der Spitze des vereinigten Hau-
fens gegen das Thor, und die Aufrührermasse siel über die
Turner her. Das Resultat konnte nicht zweifelhaft seyn.
Verlassen von Jedermann und einzig angewiesen auf Büchsen,
die ohne Boyonnet waren, ging das Niederwerfen und Ent-
waffnen eines Theils vor sich, während Andere, mit Hülfe des
Kolbens Luft bekommend, sich retteten, noch Andere in verzweifelter
Gegenwehr zum Schuß ihre Zuflucht nahmen. Der erste Schuß fiel
indeß beim Ringen um ein Gewehr. Hierauf mochten noch etwa
15 Schüsse von beiden Seiten fallen, wobei ein Schneidergeselle
getödtet wurde. Verwundet wurden auf beiden Seiten 25 -- 30.
Die Turner wurden darauf heftig bis in die Stadt verfolgt.
Ein großer Theil trug Wunden oder wenigstens Steinwürfe da-
von. Die Bürgerwehr hatte sich aufgelöst, die Uebermacht war
zu groß. Die Nacht und den Sieg benutzte die Rotte zur Demo-
lirung der Häuser der Führer des Turnercorps, und einiger
ihr Misliebiger, denn auch die Republikaner standen entschieden
auf Seiten des Gesetzes. Um sechs Uhr Morgens, als sich der
Sturm etwas gelegt hatte, begann man die einzelnen Wohn-
ungen der Turnvereinsmitglieder ausfindig zu machen und demo-
lirte noch zehn Häuser. Den Turnern war vom Volke der Tod
geschworen und es hatten diese sämmtlich die Stadt noch in der
Nacht verlassen. Die Landschaft hat der Stadt ihren Schutz an-
geboten. Bis jetzt, den 28. Juli, ist die Ruhe nicht weiter ge-
stört worden.



Geld-und Wechselcourse.
Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 31. Juli 1848. Papier Geld.
Oestr. Met. Oblg. 5% 61 3 / 4 61 1 / 4 Amsterdam fl. 100 k. S. -- 100 3 / 4
" " " 4% 51 1 / 2 --     ditto " 2 M. -- 100 1 / 4
" " "2 1 / 2 % 32 3 / 4 32 1 / 2 Augsburg fl. 100 k. S. -- 119 1 / 2
" Bankactien 1095 --     ditto " 2 M. -- --
" 250 fl. L. b. Roths. 70 -- Berlin Thlr. 60 k. S. -- 105
" 500 fl. " " 107 1 / 2 --     ditto " 2 M. -- --
"4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 57 -- Bremen 50 Th. Ls. k. S. -- 99 1 / 4
" 4% " " 52 --     ditto " 2 M. -- --
Preuss.3 1 / 2 % Schulds. 74 73 Hamburg Mb. 100 k. S. -- 89
" Prämienscheine. 88 87     ditto " 2 M. -- 88 1 / 8
Bair.3 1 / 2 Obligation. -- 75 Leipzig Thlr. 60 k. S. -- 104 7 / 8
Hessen 50 fl. Loose. 63 62 1 / 2     ditto in der Messe -- --
" 25 fl. " 21 1 / 2 21 London Lst. 10 k. S. -- 121
"3 1 / 2 % Obl. 76 1 / 2 76     ditto " 3 M. -- 120 1 / 8
" 4% " 86 1 / 2 86 Lyon Frs. 200 k. S. -- 95
Baden Obligat.3 1 / 2 % 75 1 / 2 75     ditto " 2 M. -- --
" 50 fl. Loose 47 3 / 4 47 1 / 4 Mailand Lr. 250 k. S. 101 1 / 4 --
" 35 fl. " 26 1 / 2 26     ditto " 2 M. -- --
Würtemb.3 1 / 2 % Obl. 76 -- Paris Frs. 200 k. S. -- 95
" Neue4 1 / 2 % " 92 1 / 2 91 1 / 2     ditto " 3 M. -- --
Nassau3 1 / 2 % Obl. b. R. 81 1 / 2 80 1 / 2 Wien fl. 100 C. k. S. 103 3 / 4 --
" 25 fl. Loose. 21 1 / 2 21     ditto " 3 M. -- --
Frankfrt. Obligat. 3% 81 1 / 2 -- Disconto -- 2
    ditto v. 1839.3 1 / 2 % 93 1 / 4 92 3 / 4
    ditto v. 1846.3 1 / 2 %87 1 / 2 87 fl. kr.
Frankf. Taunusbahn 277 272 Pistolen 9 55
Holland.2 1 / 2 Integral. 43 1 / 2 43 Preus. Friedrichsd'or. 9 56
" Holländische 4% -- 68 Holl. fl. 10 Stücke 10 5
" Syndicats3 1 / 2 % -- 67 Rand-Ducaten 5 36
Spanien 5% Active -- -- 20 Franken-Stücke 9 37
" 3% Innere 17 1 / 8 16 5 / 8 Engl. Sovereigns 12 2
Portgl. Cons. a 12 fl. 3% -- -- Gold al Marco 382 --
Polen fl. 500 Lot. L. Rth. -- 87 Laubth., ganze 2 43 1 / 4
" Obl. de fl. 500 4% 62 3 / 4 62 1 / 4 Preussische Thaler 1 45
Russland i. R. 3 fl. 4% -- 74 5 Frankenthlr -- --
" b. Stieglitz 4% -- 73 1 / 2 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.
2418
Diverse Actien und Loose.

Brief.
Geld. Brief. Geld.
Kurhess. Loose. 25 24 1 / 2 Cöln-Minden 75 1 / 4 [unleserliches Material] / [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen] } }
Sardinische Loose. 24 3 / 4 24 1 / 4 Ludwigsh.-Bexb. 63 1 / 2 [unleserliches Material]
Cöln-Aachen. -- -- Fr. W. Nordbahn 38 1 / 2 [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]38
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] [ Der Mann hat wenigstens das Verdienst, daß er seine Her-
zensmeinung offen heraussagt! ]

Hameln 27. Juli. ( W. Z. ) Daß in unserer Stadt das
Schreiben des Gesammtministerii, welches in der zweiten Kammer
unserer Ständeversammlung über die Errichtung der provisori-
schen Centralgewalt und die Wahl des Erzherzogs Johann zum
Reichsverweser am 8. d. M. mitgetheilt wurde, Bedauern und
Unzufriedenheit sehr allgemein hervorgerufen hat, bedarf wohl
kaum der Bemerkung. Wir vertrauen hier für Deutschlands
bessere Zukunft, in freier Einheit, auf die constituirende Natio-
nalversammlung zu Frankfurt und erkennen deren Be-
schlüsse unbedingt als gesetzlich und bindend an;

mißbilligen deshalb im vollsten Maße solche Richtungen, durch
welche bei Sonderinteressen die alte Zersplitterung und Schwäche
zurückgeführt werden müßte. Erkennten doch erst alle Regierungen
die den Völkern selbst zustehenden Rechte unumwunden und ohne
Rückhalt an! es fielen damit die Besorgnisse vor Anarchie, die
sich leider mit Grund so weit verbreiten mußten, von selbst weg,
denn nur die Befürchtungen der Reaction bilden die
wirklichen oder vorgeschobenen Hebel für republikanisches und
communistisches Treiben, für anarchische Bestrebungen aller Art.
Auch die jüngst von mehreren Seiten zur Vertheidigung der Son-
derinteressen geltend gemachten materiellen Nachtheile, namentlich
unseres Landes, in Beziehung auf Zölle, Steuern haben
um so weniger Anklang finden müssen, als man nicht einen
Augenblick in Zweifel zieht, es werden von der Nationalver-
sammlung in allen Hinsichten begründete Ansprüche der Einzel-
staaten gerechte und billige Berücksichtigung finden.

Heidelberg 31. Juli. Gestern hielt in unserer Stadt die
Frankfurter Linke eine Volksversammlung, die jedoch nur spär-
lich besucht war. Was man eigentlich mit derselben bezweckt hat,
ist nicht recht klar geworden, da nur Reden von Winter, Ha-
gen,
R. Blum, Schlöffel u. s. w. vorgetragen wurden,
ohne daß irgend ein Beschluß stattfand. Die ganze Geschichte hatte
einen höchst flauen Verlauf. Ein junger Mann, der in dieser
Versammlung „freier Männer zur Berathung und gegenseitigem
Gedankenaustausche“ Mathy hoch leben ließ, wurde von den
„Gesinnungstüchtigen“ und „Gesetzlichen“ mit Fahnenstangen
und Stöcken niedergeschlagen. Bis zum nächsten Sonntag wird
das Stück in Worms zum viertenmal gegeben.

Jena 18. Juli. ( D. A. Z. ) Jhre Mittheilung aus Jena
über den Corpsconvent verdient Vervollständigung. Nicht
allein, daß dort Deutschlands Corpsburschen das Duell ausdrück-
lich für die einzige ehrenhafte Genugthuung eines Corpsburschen
erklärt haben; nicht genug, daß ihrem Beschlusse zufolge kein
Corpsbursche sich an einer allgemeinen Studentenschaft betheiligen
darf, ein Beschluß, in Folge dessen die jenaischen Corpsburschen
wieder aus der allgemeinen Studentenschaft austreten müssen,
steht auch an der Spitze der famosen Corpsbeschlüsse die geistreiche
Definition: Ein Corps ist eine Studentenverbindung,
die sich weder mit Politik noch mit Wissenschaft
beschäftigt.

Gera 28. Juli. ( D. A. Z. ) Die Regierung war gestern
zu dem Entschlusse gekommen, den als Vertreter der Land-
schaft längst mißfällig gewordenen Landkammerrath Krause
verhaften zu lassen. Reitende Boten verkündeten dies in
Blitzesschnelle in allen umliegenden Ortschaften, so daß bereits
gegen Mittag die Stadt von einer ziemlichen Anzahl Leute vom
Lande angefüllt war. Um zwei Uhr wurde deßhalb die Stadt
von der Bürgerwehr geschlossen. Nach vier Uhr wurde das Ge-
dränge gegen die Thore so stark, daß Generalmarsch geschlagen
wurde und die Bürgerwehr, Schützen und Turner traten unter
die Waffen, alle Thore wurden besetzt. Um fünf Uhr trafen die
ersten mit Knütteln bewaffneten Züge der Bauern an den Gittern
ein. Alle Unterhandlungen, die wohl eine gute Stunde dauern
mochten, wurden durch den Ungestüm und das verstärkte Herbei-
strömen von Landleuten, Arbeitern unmöglich gemacht. An
dem Schloßgitter hatte sich der größte Haufen versammelt. Von
ihm ward das Thor mit Balken eingerannt und etwa 20—30
von ihnen drängten sich durch und zogen gegen das Landhaus, wo
sich schon große Haufen Tumultuanten aus Stadt und Land
versammelt hatten. Das herbeigerufene Militair ( etwa in
Allem 60 Mann ) schritt zwar ein, mußte aber bald zur
Deckung der Regierung zurückgezogen werden und überließ
bei einbrechender Nacht die Bewachung des offenen Gitters aber-
mals der Bürgerwehr, während ungefähr 30 Mann des bewaff-
neten Turncorps die Bauern bis an das Schauspielhaus zurück-
drängten. Jetzt wurde auf Befehl von der Bürgerwehr scharf
geladen. Es mochte 8 Uhr seyn. Die Zahl der Tumultuanten
wuchs, der Anblick einiger vom Militär Blessirten erregte ihre
[Spaltenumbruch] Wuth im höchsten Grade, während die theils seit 1 Uhr in Staub[unleserliches Material]und Sonnenglut stehende, der Handhabung des schweren Ge-
wehrs zum Theil ungewohnte Bürgerschaft ermattete, an jedem
kräftigen Widerstand zu zweifeln und sich in Haufen zurückzuziehen
begann. Nur der Turnverein hielt trotz vielfältiger Warnungen
und schlimmer Anzeigen den ihm anvertrauten äußersten Posten
besetzt. Da glaubte der Kanzler v. Bretschneider dem Sturm
nicht länger begegnen zu können, er verfügte ( durch das Zurück-
ziehen der Vürgerschaft nothgedrungen ) die Freilassung des Ver-
hafteten. Dieser zog nun an der Spitze des vereinigten Hau-
fens gegen das Thor, und die Aufrührermasse siel über die
Turner her. Das Resultat konnte nicht zweifelhaft seyn.
Verlassen von Jedermann und einzig angewiesen auf Büchsen,
die ohne Boyonnet waren, ging das Niederwerfen und Ent-
waffnen eines Theils vor sich, während Andere, mit Hülfe des
Kolbens Luft bekommend, sich retteten, noch Andere in verzweifelter
Gegenwehr zum Schuß ihre Zuflucht nahmen. Der erste Schuß fiel
indeß beim Ringen um ein Gewehr. Hierauf mochten noch etwa
15 Schüsse von beiden Seiten fallen, wobei ein Schneidergeselle
getödtet wurde. Verwundet wurden auf beiden Seiten 25 — 30.
Die Turner wurden darauf heftig bis in die Stadt verfolgt.
Ein großer Theil trug Wunden oder wenigstens Steinwürfe da-
von. Die Bürgerwehr hatte sich aufgelöst, die Uebermacht war
zu groß. Die Nacht und den Sieg benutzte die Rotte zur Demo-
lirung der Häuser der Führer des Turnercorps, und einiger
ihr Misliebiger, denn auch die Republikaner standen entschieden
auf Seiten des Gesetzes. Um sechs Uhr Morgens, als sich der
Sturm etwas gelegt hatte, begann man die einzelnen Wohn-
ungen der Turnvereinsmitglieder ausfindig zu machen und demo-
lirte noch zehn Häuser. Den Turnern war vom Volke der Tod
geschworen und es hatten diese sämmtlich die Stadt noch in der
Nacht verlassen. Die Landschaft hat der Stadt ihren Schutz an-
geboten. Bis jetzt, den 28. Juli, ist die Ruhe nicht weiter ge-
stört worden.



Geld-und Wechselcourse.
Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 31. Juli 1848. Papier Geld.
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Russland i. R. 3 fl. 4% 74 5 Frankenthlr
„ b. Stieglitz 4% 73 1 / 2 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.
2418
Diverse Actien und Loose.

Brief.
Geld. Brief. Geld.
Kurhess. Loose. 25 24 1 / 2 Cöln-Minden 75 1 / 4 [unleserliches Material] / [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen] } }
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Cöln-Aachen. Fr. W. Nordbahn 38 1 / 2 [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]38
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.
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von der Bürgerwehr geschlossen. Nach vier Uhr wurde das Ge-<lb/>
dränge gegen die Thore so stark, daß Generalmarsch geschlagen<lb/>
wurde und die Bürgerwehr, Schützen und Turner traten unter<lb/>
die Waffen, alle Thore wurden besetzt. Um fünf Uhr trafen die<lb/>
ersten mit Knütteln bewaffneten Züge der Bauern an den Gittern<lb/>
ein. Alle Unterhandlungen, die wohl eine gute Stunde dauern<lb/>
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Allem 60 Mann ) schritt zwar ein, mußte aber bald zur<lb/>
Deckung der Regierung zurückgezogen werden und überließ<lb/>
bei einbrechender Nacht die Bewachung des offenen Gitters aber-<lb/>
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neten Turncorps die Bauern bis an das Schauspielhaus zurück-<lb/>
drängten. Jetzt wurde auf Befehl von der Bürgerwehr scharf<lb/>
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und schlimmer Anzeigen den ihm anvertrauten äußersten Posten<lb/>
besetzt. Da glaubte der Kanzler v. Bretschneider dem Sturm<lb/>
nicht länger begegnen zu können, er verfügte ( durch das Zurück-<lb/>
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Turner her. Das Resultat konnte nicht zweifelhaft seyn.<lb/>
Verlassen von Jedermann und einzig angewiesen auf Büchsen,<lb/>
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Gegenwehr zum Schuß ihre Zuflucht nahmen. Der erste Schuß fiel<lb/>
indeß beim Ringen um ein Gewehr. Hierauf mochten noch etwa<lb/>
15 Schüsse von beiden Seiten fallen, wobei ein Schneidergeselle<lb/>
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Die Turner wurden darauf heftig bis in die Stadt verfolgt.<lb/>
Ein großer Theil trug Wunden oder wenigstens Steinwürfe da-<lb/>
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              <head>Redacteur: Franz Sausen. &#x2014; Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. &#x2014; Druck von Florian Kupferberg.</head>
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[0006] [ Der Mann hat wenigstens das Verdienst, daß er seine Her- zensmeinung offen heraussagt! ] Hameln 27. Juli. ( W. Z. ) Daß in unserer Stadt das Schreiben des Gesammtministerii, welches in der zweiten Kammer unserer Ständeversammlung über die Errichtung der provisori- schen Centralgewalt und die Wahl des Erzherzogs Johann zum Reichsverweser am 8. d. M. mitgetheilt wurde, Bedauern und Unzufriedenheit sehr allgemein hervorgerufen hat, bedarf wohl kaum der Bemerkung. Wir vertrauen hier für Deutschlands bessere Zukunft, in freier Einheit, auf die constituirende Natio- nalversammlung zu Frankfurt und erkennen deren Be- schlüsse unbedingt als gesetzlich und bindend an; mißbilligen deshalb im vollsten Maße solche Richtungen, durch welche bei Sonderinteressen die alte Zersplitterung und Schwäche zurückgeführt werden müßte. Erkennten doch erst alle Regierungen die den Völkern selbst zustehenden Rechte unumwunden und ohne Rückhalt an! es fielen damit die Besorgnisse vor Anarchie, die sich leider mit Grund so weit verbreiten mußten, von selbst weg, denn nur die Befürchtungen der Reaction bilden die wirklichen oder vorgeschobenen Hebel für republikanisches und communistisches Treiben, für anarchische Bestrebungen aller Art. Auch die jüngst von mehreren Seiten zur Vertheidigung der Son- derinteressen geltend gemachten materiellen Nachtheile, namentlich unseres Landes, in Beziehung auf Zölle, Steuern haben um so weniger Anklang finden müssen, als man nicht einen Augenblick in Zweifel zieht, es werden von der Nationalver- sammlung in allen Hinsichten begründete Ansprüche der Einzel- staaten gerechte und billige Berücksichtigung finden. Heidelberg 31. Juli. Gestern hielt in unserer Stadt die Frankfurter Linke eine Volksversammlung, die jedoch nur spär- lich besucht war. Was man eigentlich mit derselben bezweckt hat, ist nicht recht klar geworden, da nur Reden von Winter, Ha- gen, R. Blum, Schlöffel u. s. w. vorgetragen wurden, ohne daß irgend ein Beschluß stattfand. Die ganze Geschichte hatte einen höchst flauen Verlauf. Ein junger Mann, der in dieser Versammlung „freier Männer zur Berathung und gegenseitigem Gedankenaustausche“ Mathy hoch leben ließ, wurde von den „Gesinnungstüchtigen“ und „Gesetzlichen“ mit Fahnenstangen und Stöcken niedergeschlagen. Bis zum nächsten Sonntag wird das Stück in Worms zum viertenmal gegeben. Jena 18. Juli. ( D. A. Z. ) Jhre Mittheilung aus Jena über den Corpsconvent verdient Vervollständigung. Nicht allein, daß dort Deutschlands Corpsburschen das Duell ausdrück- lich für die einzige ehrenhafte Genugthuung eines Corpsburschen erklärt haben; nicht genug, daß ihrem Beschlusse zufolge kein Corpsbursche sich an einer allgemeinen Studentenschaft betheiligen darf, ein Beschluß, in Folge dessen die jenaischen Corpsburschen wieder aus der allgemeinen Studentenschaft austreten müssen, steht auch an der Spitze der famosen Corpsbeschlüsse die geistreiche Definition: Ein Corps ist eine Studentenverbindung, die sich weder mit Politik noch mit Wissenschaft beschäftigt. Gera 28. Juli. ( D. A. Z. ) Die Regierung war gestern zu dem Entschlusse gekommen, den als Vertreter der Land- schaft längst mißfällig gewordenen Landkammerrath Krause verhaften zu lassen. Reitende Boten verkündeten dies in Blitzesschnelle in allen umliegenden Ortschaften, so daß bereits gegen Mittag die Stadt von einer ziemlichen Anzahl Leute vom Lande angefüllt war. Um zwei Uhr wurde deßhalb die Stadt von der Bürgerwehr geschlossen. Nach vier Uhr wurde das Ge- dränge gegen die Thore so stark, daß Generalmarsch geschlagen wurde und die Bürgerwehr, Schützen und Turner traten unter die Waffen, alle Thore wurden besetzt. Um fünf Uhr trafen die ersten mit Knütteln bewaffneten Züge der Bauern an den Gittern ein. Alle Unterhandlungen, die wohl eine gute Stunde dauern mochten, wurden durch den Ungestüm und das verstärkte Herbei- strömen von Landleuten, Arbeitern unmöglich gemacht. An dem Schloßgitter hatte sich der größte Haufen versammelt. Von ihm ward das Thor mit Balken eingerannt und etwa 20—30 von ihnen drängten sich durch und zogen gegen das Landhaus, wo sich schon große Haufen Tumultuanten aus Stadt und Land versammelt hatten. Das herbeigerufene Militair ( etwa in Allem 60 Mann ) schritt zwar ein, mußte aber bald zur Deckung der Regierung zurückgezogen werden und überließ bei einbrechender Nacht die Bewachung des offenen Gitters aber- mals der Bürgerwehr, während ungefähr 30 Mann des bewaff- neten Turncorps die Bauern bis an das Schauspielhaus zurück- drängten. Jetzt wurde auf Befehl von der Bürgerwehr scharf geladen. Es mochte 8 Uhr seyn. Die Zahl der Tumultuanten wuchs, der Anblick einiger vom Militär Blessirten erregte ihre Wuth im höchsten Grade, während die theils seit 1 Uhr in Staub_ und Sonnenglut stehende, der Handhabung des schweren Ge- wehrs zum Theil ungewohnte Bürgerschaft ermattete, an jedem kräftigen Widerstand zu zweifeln und sich in Haufen zurückzuziehen begann. Nur der Turnverein hielt trotz vielfältiger Warnungen und schlimmer Anzeigen den ihm anvertrauten äußersten Posten besetzt. Da glaubte der Kanzler v. Bretschneider dem Sturm nicht länger begegnen zu können, er verfügte ( durch das Zurück- ziehen der Vürgerschaft nothgedrungen ) die Freilassung des Ver- hafteten. Dieser zog nun an der Spitze des vereinigten Hau- fens gegen das Thor, und die Aufrührermasse siel über die Turner her. Das Resultat konnte nicht zweifelhaft seyn. Verlassen von Jedermann und einzig angewiesen auf Büchsen, die ohne Boyonnet waren, ging das Niederwerfen und Ent- waffnen eines Theils vor sich, während Andere, mit Hülfe des Kolbens Luft bekommend, sich retteten, noch Andere in verzweifelter Gegenwehr zum Schuß ihre Zuflucht nahmen. Der erste Schuß fiel indeß beim Ringen um ein Gewehr. Hierauf mochten noch etwa 15 Schüsse von beiden Seiten fallen, wobei ein Schneidergeselle getödtet wurde. Verwundet wurden auf beiden Seiten 25 — 30. Die Turner wurden darauf heftig bis in die Stadt verfolgt. Ein großer Theil trug Wunden oder wenigstens Steinwürfe da- von. Die Bürgerwehr hatte sich aufgelöst, die Uebermacht war zu groß. Die Nacht und den Sieg benutzte die Rotte zur Demo- lirung der Häuser der Führer des Turnercorps, und einiger ihr Misliebiger, denn auch die Republikaner standen entschieden auf Seiten des Gesetzes. Um sechs Uhr Morgens, als sich der Sturm etwas gelegt hatte, begann man die einzelnen Wohn- ungen der Turnvereinsmitglieder ausfindig zu machen und demo- lirte noch zehn Häuser. Den Turnern war vom Volke der Tod geschworen und es hatten diese sämmtlich die Stadt noch in der Nacht verlassen. Die Landschaft hat der Stadt ihren Schutz an- geboten. Bis jetzt, den 28. Juli, ist die Ruhe nicht weiter ge- stört worden. Geld-und Wechselcourse. Frankfurter Börse. Papier. Geld. am 31. Juli 1848. Papier Geld. Oestr. Met. Oblg. 5% 61 3 / 4 61 1 / 4 Amsterdam fl. 100 k. S. — 100 3 / 4 „ „ „ 4% 51 1 / 2 — ditto „ 2 M. — 100 1 / 4 „ „ „2 1 / 2 % 32 3 / 4 32 1 / 2 Augsburg fl. 100 k. S. — 119 1 / 2 „ Bankactien 1095 — ditto „ 2 M. — — „ 250 fl. L. b. Roths. 70 — Berlin Thlr. 60 k. S. — 105 „ 500 fl. „ „ 107 1 / 2 — ditto „ 2 M. — — „4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 57 — Bremen 50 Th. Ls. k. S. — 99 1 / 4 „ 4% „ „ 52 — ditto „ 2 M. — — Preuss.3 1 / 2 % Schulds. 74 73 Hamburg Mb. 100 k. S. — 89 „ Prämienscheine. 88 87 ditto „ 2 M. — 88 1 / 8 Bair.3 1 / 2 Obligation. — 75 Leipzig Thlr. 60 k. S. — 104 7 / 8 Hessen 50 fl. Loose. 63 62 1 / 2 ditto in der Messe — — „ 25 fl. „ 21 1 / 2 21 London Lst. 10 k. S. — 121 „3 1 / 2 % Obl. 76 1 / 2 76 ditto „ 3 M. — 120 1 / 8 „ 4% „ 86 1 / 2 86 Lyon Frs. 200 k. S. — 95 Baden Obligat.3 1 / 2 % 75 1 / 2 75 ditto „ 2 M. — — „ 50 fl. Loose 47 3 / 4 47 1 / 4 Mailand Lr. 250 k. S. 101 1 / 4 — „ 35 fl. „ 26 1 / 2 26 ditto „ 2 M. — — Würtemb.3 1 / 2 % Obl. 76 — Paris Frs. 200 k. S. — 95 „ Neue4 1 / 2 % „ 92 1 / 2 91 1 / 2 ditto „ 3 M. — — Nassau3 1 / 2 % Obl. b. R. 81 1 / 2 80 1 / 2 Wien fl. 100 C. k. S. 103 3 / 4 — „ 25 fl. Loose. 21 1 / 2 21 ditto „ 3 M. — — Frankfrt. Obligat. 3% 81 1 / 2 — Disconto — 2 ditto v. 1839.3 1 / 2 % 93 1 / 4 92 3 / 4 ditto v. 1846.3 1 / 2 % 87 1 / 2 87 fl. kr. Frankf. Taunusbahn 277 272 Pistolen 9 55 Holland.2 1 / 2 Integral. 43 1 / 2 43 Preus. Friedrichsd'or. 9 56 „ Holländische 4% — 68 Holl. fl. 10 Stücke 10 5 „ Syndicats3 1 / 2 % — 67 Rand-Ducaten 5 36 Spanien 5% Active — — 20 Franken-Stücke 9 37 „ 3% Innere 17 1 / 8 16 5 / 8 Engl. Sovereigns 12 2 Portgl. Cons. à 12 fl. 3% — — Gold al Marco 382 — Polen fl. 500 Lot. L. Rth. — 87 Laubth., ganze 2 43 1 / 4 „ Obl. de fl. 500 4% 62 3 / 4 62 1 / 4 Preussische Thaler 1 45 Russland i. R. 3 fl. 4% — 74 5 Frankenthlr — — „ b. Stieglitz 4% — 73 1 / 2 Hochhaltig Silber 24 24 Gering u. mittelh. 24 18 Diverse Actien und Loose. Brief. Geld. Brief. Geld. Kurhess. Loose. 25 24 1 / 2 Cöln-Minden 75 1 / 4 _ / __ } } Sardinische Loose. 24 3 / 4 24 1 / 4 Ludwigsh.-Bexb. 63 1 / 2 _ Cöln-Aachen. — — Fr. W. Nordbahn 38 1 / 2 __38 Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 47. Mainz, 1. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal047_1848/6>, abgerufen am 24.11.2024.