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Mainzer Journal. Nr. 29. Mainz, 14. Juli 1848.

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[Beginn Spaltensatz] in Gemäßheit des Art. 91. al. 1. der peinlichen Proceßordnung
erlassenen Vorführungsbefehl verhaftet und in das Arresthaus ab-
geführt.

Schleswig-Holstein 9. Juli. ( W. Z. ) Die Debatten über
den schleswig=holsteinischen Wahlgesetzentwurf sind, nachdem sie
fast eine ganze Woche lang sich hingezogen hatten, vorgestern im
Sinne der Regierung beendigt worden. Das Gutachten der
Stände geht dahin, daß eine constituirende Versamm-
lung
zur Feststellung einer constitutionel=monarchischen Ver-
fassung ( diese Beschränkung der Aufgabe einer constituirenden
Versammlung, zumal von Seiten einer berathenden, ist ein Un-
sinn und moralisch wie rechtlich gleich unverbindlich ) berufen
werden und bis dahin der jetzige berathende schleswig=holstein.
Landtag rechtlich fortbestehen solle. Wähler ist jeder unbescholtene
Schleswig=Holsteiner mit 21, wählbar jeder unbescholtene Schles-
wig=Holsteiner mit 25 Jahren, und beides ohne Rücksicht auf
Stand, Vermögen, Geburt und Religion. Die neue Versamm-
lung soll aus 120 Mitgliedern bestehen. Wir wünschten recht
sehr, daß die Regierung die Wahl zur constituirenden Versamm-
lung möglichst beschleunige, einmal, damit ein etwaiger Frie-
densabschluß die schleswig=holsteinische Verfassung als ein fait
accompli
vorfinde, dann aber auch, damit die Dänen möglichst
bald auf die einfachste Weise den Beweis erhalten, daß die Ma-
jorität in Schleswig und selbst in Nordschleswig keine dänischen
Sympathien hegt. Gerade das allgemeine Wahlrecht gibt den
besten Maßstab für die Bewahrheitung der vielfach bestrittenen
Behauptung, daß zwar eine Anzahl fanatisirter Bauern, ein
Häuflein Flensburger Verräther und eine größere Masse po-
litisch indifferenter, jedes Opfer scheuender und allein ihren au-
genblicklichen materiellen Vortheil im Auge habender Schleswiger
( vielleicht sogar auch manche ähnlich geartete Holsteiner ) die Ver-
bindung mit dem dänischen Lande aufrecht erhalten wollen und
darum einen Frieden um jeden Preis geschlossen sehen möchten,
daß aber auch diese nicht einmal mit dänischem Gelde, dänischem
Commando, dänischen Beamten, dänischem Kriegsrechte, däni-
scher Flagge und dänischem Königsgesetze beglückt, am wenigsten
vollends vom dänischen Volke bevormundet, verhöhnt und in
Sprache und Nationalität gekränkt seyn wollen.

Oesterreichische Monarchie.

Wir haben unsern Lesern schon mehrere Artikel aus Pesth
mitgetheilt, in welchen sich der ganze Jngrimm der Magyaren
gegen die croatisch=illyrische Bewegung ausspricht, in ähnlicher
Weise äußert sich die Thronrede, womit der Erzherzog Stephan
dieser Tage den ungarischen Reichstag eröffnet hat. Dagegen
spricht nun die Agramer Zeitung mit einer Heftigkeit gegen die
Unterwerfung unter die Magyaren, welche eine friedliche Aus-
gleichung nicht erwarten läßt. Besonders stark wird gegen die
Magyarenherrschaft in einem "aus der slavonischen Militär-
gränze " datirten Aufsatz protestirt, aus welchem wir nur folgende
Stellen zur Probe hervorheben: "Kaiser! wenn Du unsere Bitte
nicht erhören willst, so werden wir unsere Freiheit selbst zu er-
fechten trachten, und wollen lieber als ein slavisches Heldenvolk
sterben, als uns je mehr unterjochen lassen, und am wenigsten
von der asiatischen Horde, von welcher wir nie etwas Gutes
erhalten, noch gelernt haben. Kaiser! wisse, daß uns die russi-
sche Knute lieber ist, als der magyarische Uebermuth. Kaiser!
wir bitten Dich nochmalen, behalte Uns für Dich und Deine ge-
sammte Monarchie; Du würdest den schönsten Diamant aus
Deiner Krone muthwillig wegwerfen, wenn Du uns dahin gibst
-- denn magyarisch wollen Wir durchaus nicht seyn! -- Kaiser!
bedenke, daß unsere Gränze nur den 35. Theil Deiner Monarchie
ausmacht, und dennoch ein Drittel Deines Fußvolkes herstellt."
Was bei einer solchen Stimmung der Gemüther aus der beab-
sichtigten Friedensstiftung werden soll weiß der Himmel!

Schweiz.

Aus dem nördlichen Jura 11. Juli. ( Karls. Z. ) Deutsch-
land wird wohl der Grenzbesetzung nicht bedürfen, um die Schweiz
zur Erfüllung ihrer völkerrechtlichen Obliegenheiten zu bestimmen.
Wenn auch zugegeben werden muß, daß dem Treiben deutscher
Flüchtlinge in der Schweiz früher schon eine Gränze hätte gesetzt
und namentlich nicht hätte geduldet werden sollen, daß hart an
der Gränze des badischen Landes Leute wie Hecker ihren Aufent-
halt nahmen, so wird der billige Beurtheiler auch die eigenthüm-
liche Lage berücksichtigen, in welcher sich so manche Regierungen
unseres Landes befinden: in einer Lage nämlich, die es ihnen oft
[Spaltenumbruch] sehr schwer macht, Dasjenige zu thun, was sie für angemessen
erachten 1). Wie viele andere, nicht schweizerische Regierungen
sind jetzt in einer solchen Stellung! Nun aber ist die Zeit ge-
kommen, wo Dasjenige geschehen kann und wird, was die Pflicht
und Umstände erheischen. Die Regierungen einiger Gränzkantone
haben vorige Woche schon Maßregeln gegen die Umtriebe der
deutschen Flüchtlinge getroffen, und heute kann ich Jhnen melden,
daß auch die Berner Regierung diesem Beispiel in so weit gefolgt
ist, als sie Becker, in Biel wohnhaft und wohl bekannt durch
seine frühere Theilnahme an deutsch=republikanischen Bestre-
bungen, seiner neuesten Betheiligung an derartigen Umtrieben
halber vor die Gerichte hat stellen lassen; ein Schritt,
der natürlich gewissen Leuten nichts weniger als gefällt.

Jtalien.

Nach dem Bülletin der provisorischen Regierung der Lom-
bardei vom 7. hat die Versammlung der venetianischen Abgeord-
neten am 4. mit 127 gegen 6 Stimmen die Verbindung von
Stadt und Provinz Venedig mit den Vereinigten Staaten des
Königreichs Oberitalien beschlossen. Die Republik Frankreich ist
also vorläufig als beseitigt zu betrachten.

Polen.

Warschau 8. Juli. ( Z. H. ) Die russische Verschwörung,
welche allerdings besteht und ihren Hauptsitz in Petersburg und
Moskau haben soll, verzweigt sich bis ins Königreich Polen. Jn
Warschau sind zwei Familien, die des Fürsten Lubowidzki und
die des Grafen Lubienski, unter strenge Bewachung gestellt wor-
den; Niemand wird aus dem Hause oder in das Haus eingelassen.
-- Jn Warschau ist des Kaisers Geburtstag mit großem officiel-
lem Spectakel gefeiert worden.

1) Weil sie früher selbst unter der Decke mitgespielt!


Geld-und Wechselcourse.
Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 13. Juli 1848. Papier Geld.
Oestr. Met. Oblg. 5% 67 3 / 4 67 1 / 4 Amsterdam fl. 100 k. S. -- 101
" " " 4% 57 --     ditto " 2 M. -- 100 3 / 8
" " "2 1 / 2 % 34 7 / 8 34 3 / 8 Augsburg fl. 100 k. S. 119 3 / 4 --
" Bankactien 1210 1200     ditto " 2 M. -- --
" 250 fl. L. b. Roths. 74 1 / 2 73 1 / 2 Berlin Thlr. 60 k. S. -- 105
" 500 fl. " " 111 110     ditto " 2 M. -- --
"4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 64 1 / 2 63 1 / 2 Bremen 50 Th. Ls. k. S. -- 99 1 / 8
" 4% " " 57 56     ditto " 2 M. -- --
Preuss.3 1 / 2 % Schulds. 77 75 Hamburg Mb. 100. k. S. -- 88
" Prämienscheine. 88 1 / 2 87 1 / 2     ditto " 2 M. -- 87 3 / 8
Bair.3 1 / 2 Obligation. 76 1 / 2 75 1 / 2 Leipzig Thlr. 60 k. S. -- 104 3 / 4
Hessen 50 fl. Loose. 64 1 / 2 64     ditto in der Messe -- --
" 25 fl. " 21 1 / 4 20 3 / 4 London Lst. 10 k. S. 120 7 / 8 --
"3 1 / 2 % Obl. -- 78     ditto " 3 M. 119 7 / 8 --
" 4% " 88 1 / 2 87 1 / 2 Lyon Frs. 200 k. S. 94 7 / 8 --
Baden Obligat.3 1 / 2 % 77 1 / 4 76 1 / 4     ditto " 2 M. -- --
" 50 fl. Loose 48 47 Mailand Lr. 250 k. S. -- 101 1 / 4
" 35 fl. " 26 3 / 4 26 1 / 4     ditto " 2 M. -- --
Würtemb.3 1 / 2 % Obl. 79 3 / 4 78 3 / 4 Paris Frs. 200 k. S. 94 3 / 4 --
" Neue4 1 / 2 % " 93 3 / 4 92 3 / 4     ditto " 3 M. -- --
Nassau3 1 / 2 % Obl. b. R. 82 81 Wien fl. 100 C. k. S. 107 --
" 25 fl. Loose. 21 1 / 4 20 3 / 4     ditto " 3 M. -- --
Frankfrt. Obligat. 3% 82 1 / 2 82 Disconto -- 2
    ditto v. 1839.3 1 / 2 % 95 94
    ditto v. 1846.3 1 / 2 %90 1 / 4 89 1 / 4 fl. kr.
Frankf, Taunusbahn 285 281 Pistolen 9 55
Holland.2 1 / 2 Integral. 46 45 1 / 2 Preus. Friedrichsd'or. 9 56
" Holländische 4% -- 70 Holl. fl. 10 Stücke 10 5
" Syndicats3 1 / 2 % -- 69 Rand-Ducaten 5 36
Spanien 5% Active -- -- 20 Franken-Stücke 9 40
" 3% Innere 17 5 / 8 17 1 / 8 Engl. Sovereigns 12 2
Portgl. Cons. a 12 fl. 3% -- -- Gold al Marco 382 --
Polen fl. 500 Lot. L. Rth. 89 -- Laubth., ganze 2 43 1 / 4
" Obl. de fl. 500 4% 64 1 / 2 63 1 / 2 Preussische Thaler 1 45
Russland i. R. 3 fl. 4% -- 76 5 Frankenthlr -- --
" b. Stieglitz 4% -- 75 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.
2418
Diverse Actien und Loo se.
Brief. Geld. Brief. Geld.
Kurhess. Loose. 25 1 / 2 25 Cöln-Minden 73 1 / 2 72 1 / 2
Sardinische Loose. 25 1 / 2 24 1 / 2 Ludwigsh.-Bexb. 66 1 / 4 65 3 / 4
Cöln-Aachen. -- -- Fr. W. Nordbahn 37 3 / 8 36 7 / 8
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] in Gemäßheit des Art. 91. al. 1. der peinlichen Proceßordnung
erlassenen Vorführungsbefehl verhaftet und in das Arresthaus ab-
geführt.

Schleswig-Holstein 9. Juli. ( W. Z. ) Die Debatten über
den schleswig=holsteinischen Wahlgesetzentwurf sind, nachdem sie
fast eine ganze Woche lang sich hingezogen hatten, vorgestern im
Sinne der Regierung beendigt worden. Das Gutachten der
Stände geht dahin, daß eine constituirende Versamm-
lung
zur Feststellung einer constitutionel=monarchischen Ver-
fassung ( diese Beschränkung der Aufgabe einer constituirenden
Versammlung, zumal von Seiten einer berathenden, ist ein Un-
sinn und moralisch wie rechtlich gleich unverbindlich ) berufen
werden und bis dahin der jetzige berathende schleswig=holstein.
Landtag rechtlich fortbestehen solle. Wähler ist jeder unbescholtene
Schleswig=Holsteiner mit 21, wählbar jeder unbescholtene Schles-
wig=Holsteiner mit 25 Jahren, und beides ohne Rücksicht auf
Stand, Vermögen, Geburt und Religion. Die neue Versamm-
lung soll aus 120 Mitgliedern bestehen. Wir wünschten recht
sehr, daß die Regierung die Wahl zur constituirenden Versamm-
lung möglichst beschleunige, einmal, damit ein etwaiger Frie-
densabschluß die schleswig=holsteinische Verfassung als ein fait
accompli
vorfinde, dann aber auch, damit die Dänen möglichst
bald auf die einfachste Weise den Beweis erhalten, daß die Ma-
jorität in Schleswig und selbst in Nordschleswig keine dänischen
Sympathien hegt. Gerade das allgemeine Wahlrecht gibt den
besten Maßstab für die Bewahrheitung der vielfach bestrittenen
Behauptung, daß zwar eine Anzahl fanatisirter Bauern, ein
Häuflein Flensburger Verräther und eine größere Masse po-
litisch indifferenter, jedes Opfer scheuender und allein ihren au-
genblicklichen materiellen Vortheil im Auge habender Schleswiger
( vielleicht sogar auch manche ähnlich geartete Holsteiner ) die Ver-
bindung mit dem dänischen Lande aufrecht erhalten wollen und
darum einen Frieden um jeden Preis geschlossen sehen möchten,
daß aber auch diese nicht einmal mit dänischem Gelde, dänischem
Commando, dänischen Beamten, dänischem Kriegsrechte, däni-
scher Flagge und dänischem Königsgesetze beglückt, am wenigsten
vollends vom dänischen Volke bevormundet, verhöhnt und in
Sprache und Nationalität gekränkt seyn wollen.

Oesterreichische Monarchie.

Wir haben unsern Lesern schon mehrere Artikel aus Pesth
mitgetheilt, in welchen sich der ganze Jngrimm der Magyaren
gegen die croatisch=illyrische Bewegung ausspricht, in ähnlicher
Weise äußert sich die Thronrede, womit der Erzherzog Stephan
dieser Tage den ungarischen Reichstag eröffnet hat. Dagegen
spricht nun die Agramer Zeitung mit einer Heftigkeit gegen die
Unterwerfung unter die Magyaren, welche eine friedliche Aus-
gleichung nicht erwarten läßt. Besonders stark wird gegen die
Magyarenherrschaft in einem „aus der slavonischen Militär-
gränze “ datirten Aufsatz protestirt, aus welchem wir nur folgende
Stellen zur Probe hervorheben: „Kaiser! wenn Du unsere Bitte
nicht erhören willst, so werden wir unsere Freiheit selbst zu er-
fechten trachten, und wollen lieber als ein slavisches Heldenvolk
sterben, als uns je mehr unterjochen lassen, und am wenigsten
von der asiatischen Horde, von welcher wir nie etwas Gutes
erhalten, noch gelernt haben. Kaiser! wisse, daß uns die russi-
sche Knute lieber ist, als der magyarische Uebermuth. Kaiser!
wir bitten Dich nochmalen, behalte Uns für Dich und Deine ge-
sammte Monarchie; Du würdest den schönsten Diamant aus
Deiner Krone muthwillig wegwerfen, wenn Du uns dahin gibst
— denn magyarisch wollen Wir durchaus nicht seyn! — Kaiser!
bedenke, daß unsere Gränze nur den 35. Theil Deiner Monarchie
ausmacht, und dennoch ein Drittel Deines Fußvolkes herstellt.“
Was bei einer solchen Stimmung der Gemüther aus der beab-
sichtigten Friedensstiftung werden soll weiß der Himmel!

Schweiz.

Aus dem nördlichen Jura 11. Juli. ( Karls. Z. ) Deutsch-
land wird wohl der Grenzbesetzung nicht bedürfen, um die Schweiz
zur Erfüllung ihrer völkerrechtlichen Obliegenheiten zu bestimmen.
Wenn auch zugegeben werden muß, daß dem Treiben deutscher
Flüchtlinge in der Schweiz früher schon eine Gränze hätte gesetzt
und namentlich nicht hätte geduldet werden sollen, daß hart an
der Gränze des badischen Landes Leute wie Hecker ihren Aufent-
halt nahmen, so wird der billige Beurtheiler auch die eigenthüm-
liche Lage berücksichtigen, in welcher sich so manche Regierungen
unseres Landes befinden: in einer Lage nämlich, die es ihnen oft
[Spaltenumbruch] sehr schwer macht, Dasjenige zu thun, was sie für angemessen
erachten 1). Wie viele andere, nicht schweizerische Regierungen
sind jetzt in einer solchen Stellung! Nun aber ist die Zeit ge-
kommen, wo Dasjenige geschehen kann und wird, was die Pflicht
und Umstände erheischen. Die Regierungen einiger Gränzkantone
haben vorige Woche schon Maßregeln gegen die Umtriebe der
deutschen Flüchtlinge getroffen, und heute kann ich Jhnen melden,
daß auch die Berner Regierung diesem Beispiel in so weit gefolgt
ist, als sie Becker, in Biel wohnhaft und wohl bekannt durch
seine frühere Theilnahme an deutsch=republikanischen Bestre-
bungen, seiner neuesten Betheiligung an derartigen Umtrieben
halber vor die Gerichte hat stellen lassen; ein Schritt,
der natürlich gewissen Leuten nichts weniger als gefällt.

Jtalien.

Nach dem Bülletin der provisorischen Regierung der Lom-
bardei vom 7. hat die Versammlung der venetianischen Abgeord-
neten am 4. mit 127 gegen 6 Stimmen die Verbindung von
Stadt und Provinz Venedig mit den Vereinigten Staaten des
Königreichs Oberitalien beschlossen. Die Republik Frankreich ist
also vorläufig als beseitigt zu betrachten.

Polen.

Warschau 8. Juli. ( Z. H. ) Die russische Verschwörung,
welche allerdings besteht und ihren Hauptsitz in Petersburg und
Moskau haben soll, verzweigt sich bis ins Königreich Polen. Jn
Warschau sind zwei Familien, die des Fürsten Lubowidzki und
die des Grafen Lubienski, unter strenge Bewachung gestellt wor-
den; Niemand wird aus dem Hause oder in das Haus eingelassen.
— Jn Warschau ist des Kaisers Geburtstag mit großem officiel-
lem Spectakel gefeiert worden.

1) Weil sie früher selbst unter der Decke mitgespielt!


Geld-und Wechselcourse.
Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 13. Juli 1848. Papier Geld.
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Frankfrt. Obligat. 3% 82 1 / 2 82 Disconto 2
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„ b. Stieglitz 4% 75 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.
2418
Diverse Actien und Loo se.
Brief. Geld. Brief. Geld.
Kurhess. Loose. 25 1 / 2 25 Cöln-Minden 73 1 / 2 72 1 / 2
Sardinische Loose. 25 1 / 2 24 1 / 2 Ludwigsh.-Bexb. 66 1 / 4 65 3 / 4
Cöln-Aachen. Fr. W. Nordbahn 37 3 / 8 36 7 / 8
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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              <p>Redacteur: Franz Sausen. &#x2014; Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. &#x2014; Druck von Florian Kupferberg.</p>
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[0006] in Gemäßheit des Art. 91. al. 1. der peinlichen Proceßordnung erlassenen Vorführungsbefehl verhaftet und in das Arresthaus ab- geführt. Schleswig-Holstein 9. Juli. ( W. Z. ) Die Debatten über den schleswig=holsteinischen Wahlgesetzentwurf sind, nachdem sie fast eine ganze Woche lang sich hingezogen hatten, vorgestern im Sinne der Regierung beendigt worden. Das Gutachten der Stände geht dahin, daß eine constituirende Versamm- lung zur Feststellung einer constitutionel=monarchischen Ver- fassung ( diese Beschränkung der Aufgabe einer constituirenden Versammlung, zumal von Seiten einer berathenden, ist ein Un- sinn und moralisch wie rechtlich gleich unverbindlich ) berufen werden und bis dahin der jetzige berathende schleswig=holstein. Landtag rechtlich fortbestehen solle. Wähler ist jeder unbescholtene Schleswig=Holsteiner mit 21, wählbar jeder unbescholtene Schles- wig=Holsteiner mit 25 Jahren, und beides ohne Rücksicht auf Stand, Vermögen, Geburt und Religion. Die neue Versamm- lung soll aus 120 Mitgliedern bestehen. Wir wünschten recht sehr, daß die Regierung die Wahl zur constituirenden Versamm- lung möglichst beschleunige, einmal, damit ein etwaiger Frie- densabschluß die schleswig=holsteinische Verfassung als ein fait accompli vorfinde, dann aber auch, damit die Dänen möglichst bald auf die einfachste Weise den Beweis erhalten, daß die Ma- jorität in Schleswig und selbst in Nordschleswig keine dänischen Sympathien hegt. Gerade das allgemeine Wahlrecht gibt den besten Maßstab für die Bewahrheitung der vielfach bestrittenen Behauptung, daß zwar eine Anzahl fanatisirter Bauern, ein Häuflein Flensburger Verräther und eine größere Masse po- litisch indifferenter, jedes Opfer scheuender und allein ihren au- genblicklichen materiellen Vortheil im Auge habender Schleswiger ( vielleicht sogar auch manche ähnlich geartete Holsteiner ) die Ver- bindung mit dem dänischen Lande aufrecht erhalten wollen und darum einen Frieden um jeden Preis geschlossen sehen möchten, daß aber auch diese nicht einmal mit dänischem Gelde, dänischem Commando, dänischen Beamten, dänischem Kriegsrechte, däni- scher Flagge und dänischem Königsgesetze beglückt, am wenigsten vollends vom dänischen Volke bevormundet, verhöhnt und in Sprache und Nationalität gekränkt seyn wollen. Oesterreichische Monarchie. Wir haben unsern Lesern schon mehrere Artikel aus Pesth mitgetheilt, in welchen sich der ganze Jngrimm der Magyaren gegen die croatisch=illyrische Bewegung ausspricht, in ähnlicher Weise äußert sich die Thronrede, womit der Erzherzog Stephan dieser Tage den ungarischen Reichstag eröffnet hat. Dagegen spricht nun die Agramer Zeitung mit einer Heftigkeit gegen die Unterwerfung unter die Magyaren, welche eine friedliche Aus- gleichung nicht erwarten läßt. Besonders stark wird gegen die Magyarenherrschaft in einem „aus der slavonischen Militär- gränze “ datirten Aufsatz protestirt, aus welchem wir nur folgende Stellen zur Probe hervorheben: „Kaiser! wenn Du unsere Bitte nicht erhören willst, so werden wir unsere Freiheit selbst zu er- fechten trachten, und wollen lieber als ein slavisches Heldenvolk sterben, als uns je mehr unterjochen lassen, und am wenigsten von der asiatischen Horde, von welcher wir nie etwas Gutes erhalten, noch gelernt haben. Kaiser! wisse, daß uns die russi- sche Knute lieber ist, als der magyarische Uebermuth. Kaiser! wir bitten Dich nochmalen, behalte Uns für Dich und Deine ge- sammte Monarchie; Du würdest den schönsten Diamant aus Deiner Krone muthwillig wegwerfen, wenn Du uns dahin gibst — denn magyarisch wollen Wir durchaus nicht seyn! — Kaiser! bedenke, daß unsere Gränze nur den 35. Theil Deiner Monarchie ausmacht, und dennoch ein Drittel Deines Fußvolkes herstellt.“ Was bei einer solchen Stimmung der Gemüther aus der beab- sichtigten Friedensstiftung werden soll weiß der Himmel! Schweiz. Aus dem nördlichen Jura 11. Juli. ( Karls. Z. ) Deutsch- land wird wohl der Grenzbesetzung nicht bedürfen, um die Schweiz zur Erfüllung ihrer völkerrechtlichen Obliegenheiten zu bestimmen. Wenn auch zugegeben werden muß, daß dem Treiben deutscher Flüchtlinge in der Schweiz früher schon eine Gränze hätte gesetzt und namentlich nicht hätte geduldet werden sollen, daß hart an der Gränze des badischen Landes Leute wie Hecker ihren Aufent- halt nahmen, so wird der billige Beurtheiler auch die eigenthüm- liche Lage berücksichtigen, in welcher sich so manche Regierungen unseres Landes befinden: in einer Lage nämlich, die es ihnen oft sehr schwer macht, Dasjenige zu thun, was sie für angemessen erachten ¹⁾ . Wie viele andere, nicht schweizerische Regierungen sind jetzt in einer solchen Stellung! Nun aber ist die Zeit ge- kommen, wo Dasjenige geschehen kann und wird, was die Pflicht und Umstände erheischen. Die Regierungen einiger Gränzkantone haben vorige Woche schon Maßregeln gegen die Umtriebe der deutschen Flüchtlinge getroffen, und heute kann ich Jhnen melden, daß auch die Berner Regierung diesem Beispiel in so weit gefolgt ist, als sie Becker, in Biel wohnhaft und wohl bekannt durch seine frühere Theilnahme an deutsch=republikanischen Bestre- bungen, seiner neuesten Betheiligung an derartigen Umtrieben halber vor die Gerichte hat stellen lassen; ein Schritt, der natürlich gewissen Leuten nichts weniger als gefällt. Jtalien. Nach dem Bülletin der provisorischen Regierung der Lom- bardei vom 7. hat die Versammlung der venetianischen Abgeord- neten am 4. mit 127 gegen 6 Stimmen die Verbindung von Stadt und Provinz Venedig mit den Vereinigten Staaten des Königreichs Oberitalien beschlossen. Die Republik Frankreich ist also vorläufig als beseitigt zu betrachten. Polen. Warschau 8. Juli. ( Z. H. ) Die russische Verschwörung, welche allerdings besteht und ihren Hauptsitz in Petersburg und Moskau haben soll, verzweigt sich bis ins Königreich Polen. Jn Warschau sind zwei Familien, die des Fürsten Lubowidzki und die des Grafen Lubienski, unter strenge Bewachung gestellt wor- den; Niemand wird aus dem Hause oder in das Haus eingelassen. — Jn Warschau ist des Kaisers Geburtstag mit großem officiel- lem Spectakel gefeiert worden. ¹⁾ Weil sie früher selbst unter der Decke mitgespielt! Geld-und Wechselcourse. Frankfurter Börse. Papier. Geld. am 13. Juli 1848. Papier Geld. Oestr. Met. Oblg. 5% 67 3 / 4 67 1 / 4 Amsterdam fl. 100 k. S. — 101 „ „ „ 4% 57 — ditto „ 2 M. — 100 3 / 8 „ „ „2 1 / 2 % 34 7 / 8 34 3 / 8 Augsburg fl. 100 k. S. 119 3 / 4 — „ Bankactien 1210 1200 ditto „ 2 M. — — „ 250 fl. L. b. Roths. 74 1 / 2 73 1 / 2 Berlin Thlr. 60 k. S. — 105 „ 500 fl. „ „ 111 110 ditto „ 2 M. — — „4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 64 1 / 2 63 1 / 2 Bremen 50 Th. Ls. k. S. — 99 1 / 8 „ 4% „ „ 57 56 ditto „ 2 M. — — Preuss.3 1 / 2 % Schulds. 77 75 Hamburg Mb. 100. k. S. — 88 „ Prämienscheine. 88 1 / 2 87 1 / 2 ditto „ 2 M. — 87 3 / 8 Bair.3 1 / 2 Obligation. 76 1 / 2 75 1 / 2 Leipzig Thlr. 60 k. S. — 104 3 / 4 Hessen 50 fl. Loose. 64 1 / 2 64 ditto in der Messe — — „ 25 fl. „ 21 1 / 4 20 3 / 4 London Lst. 10 k. S. 120 7 / 8 — „3 1 / 2 % Obl. — 78 ditto „ 3 M. 119 7 / 8 — „ 4% „ 88 1 / 2 87 1 / 2 Lyon Frs. 200 k. S. 94 7 / 8 — Baden Obligat.3 1 / 2 % 77 1 / 4 76 1 / 4 ditto „ 2 M. — — „ 50 fl. Loose 48 47 Mailand Lr. 250 k. S. — 101 1 / 4 „ 35 fl. „ 26 3 / 4 26 1 / 4 ditto „ 2 M. — — Würtemb.3 1 / 2 % Obl. 79 3 / 4 78 3 / 4 Paris Frs. 200 k. S. 94 3 / 4 — „ Neue4 1 / 2 % „ 93 3 / 4 92 3 / 4 ditto „ 3 M. — — Nassau3 1 / 2 % Obl. b. R. 82 81 Wien fl. 100 C. k. S. 107 — „ 25 fl. Loose. 21 1 / 4 20 3 / 4 ditto „ 3 M. — — Frankfrt. Obligat. 3% 82 1 / 2 82 Disconto — 2 ditto v. 1839.3 1 / 2 % 95 94 ditto v. 1846.3 1 / 2 % 90 1 / 4 89 1 / 4 fl. kr. Frankf, Taunusbahn 285 281 Pistolen 9 55 Holland.2 1 / 2 Integral. 46 45 1 / 2 Preus. Friedrichsd'or. 9 56 „ Holländische 4% — 70 Holl. fl. 10 Stücke 10 5 „ Syndicats3 1 / 2 % — 69 Rand-Ducaten 5 36 Spanien 5% Active — — 20 Franken-Stücke 9 40 „ 3% Innere 17 5 / 8 17 1 / 8 Engl. Sovereigns 12 2 Portgl. Cons. à 12 fl. 3% — — Gold al Marco 382 — Polen fl. 500 Lot. L. Rth. 89 — Laubth., ganze 2 43 1 / 4 „ Obl. de fl. 500 4% 64 1 / 2 63 1 / 2 Preussische Thaler 1 45 Russland i. R. 3 fl. 4% — 76 5 Frankenthlr — — „ b. Stieglitz 4% — 75 Hochhaltig Silber 24 24 Gering u. mittelh. 24 18 Diverse Actien und Loo se. Brief. Geld. Brief. Geld. Kurhess. Loose. 25 1 / 2 25 Cöln-Minden 73 1 / 2 72 1 / 2 Sardinische Loose. 25 1 / 2 24 1 / 2 Ludwigsh.-Bexb. 66 1 / 4 65 3 / 4 Cöln-Aachen. — — Fr. W. Nordbahn 37 3 / 8 36 7 / 8 Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 29. Mainz, 14. Juli 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal029_1848/6>, abgerufen am 24.11.2024.