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Mainzer Journal. Nr. 19. Mainz, 4. Juli 1848.

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[Beginn Spaltensatz] wir eben waren, haben es vor den Augen der Welt bewiesen,
was lange Zeit von vielen geläugnet wurde, daß auch in Böhmen
eine gewaltige Revolution beabsichtigt und durch weit ausgedehnte
Verbindung vorbereitet war. Ohne daß irgend eine ungerechte
Verfügung der Regierung dazu Veranlassung gegeben, oder eine
allgemein gefühlte Beschwerde zum Vorwande gedient hätte, ist
plötzlich die Hauptstadt Prag in Aufruhr versetzt worden. Jn
allen Theilen der Stadt wurden die Gassen durch Barrikaden ge-
sperrt und zwar gleichzeitig, wie es ohne Plan und Verabredung
gar nicht möglich ist; mit Drohung und Gewalt wurden ruhige
Bürger gezwungen mitzukämpfen gegen die Soldaten unseres
Kaisers und Königs, und als es sich zeigte, daß der meuchlerische
Straßenkampf gegen die Tapferkeit und Treue der Truppen nichts
auszurichten vermöge, wurde die Aufwieglung des Landvolkes
versucht. Alle Mittel der Gewalt und der schändlichsten Lüge
wurden von den Aufwieglern aufgeboten, und zu einem jeden so
gesprochen, wie es nach seinem Stande und Verhältnisse am besten
dazu dienen mochte, ihn fortzureißen zu leidenschaftlichem Kampfe
gegen die bestehende Ordnung. Wenn auch den eigentlichen Plan,
den Zusammenhang und das Ziel dieses schmachvollen Treibens
erst die gerichtliche Untersuchung ins Klare setzen wird, so ist es
doch schon ohne diese offenbar, daß es sich um nichts weniger
handelte, als um Revolution gegen die rechtmäßige Regierung,
Proscription derjenigen, die sich ihr muthig entgegenstellten, Bür-
gerkrieg im ganzen Lande mit allen seinen fürchterlichen Fol-
gen. Die Revolution ist besiegt

Ein außerordentliches Bülletin der "Allg. Oesterr. Ztg." vom
28. Juni gibt folgende Nachrichten aus London, vom 23. Juni:
1 ) Jn Folge ernstlicher Vorstellungen des englischen Ministeriums
hat der sardinische Gesandte in London sein Wort gegeben, daß
Triest weder beschossen noch durch Landungs-
truppen heimgesucht werden solle;
die Aufhebung der
Blocade glaubte das englische Ministerium nicht mit gleichen Nach-
drucke fordern zu können. 2 ) Am 20. Juni ist eine energische Note Pal-
merstons nach St. Petersburg abgegangen, um gegen jede Ein-
mischung Rußlands in die dänisch=deutschen Ange-
legenheiten zu protestiren.
3 ) Jn Folge eines von Herrn
Hübner ausgegangenen Antrages, auch den Dänen die
Waffenausfuhr aus England zu verbieten,
ist dem
preußischen Gesandten angedeutet worden, daß man die Ausfuhr
nach Deutschland nur formell diplomatisch als unerlaubt erklärt,
den Zollbeamten aber keinerlei Auftrag ertheilt habe, solche Sen-
dungen aufzuhalten.

== Aus dem Westrich 1. Juli. Wenn in unserer Pfalz, wie
neulich ein Correspondent Jhrer Zeitung berichtete, zu vieler Leute
Verwunderung Ruhe und Ordnung herrscht, und unser sonst so
äusterst lebhaftes und erregbares Volk gegen alle frühere Erfah-
rung dießmal den wühlerischen Versuchen großen Ernst entgegen-
setzt, so ist diese Thatsache wohl richtig und gereicht unserem Volke
zu aller Ehre; wollte man aber daraus einen Schluß ziehen auf
die Weisheit und Kraft unserer Regierung, so würde man sich
höchlich irren. Bei uns wird gegenwärtig gar nicht regiert; denn
den Wühlern ist von Seite der Regierung ganz offenes Spiel ge-
lassen, und nachdem der Unfug an der Haardt, das Herabreißen
der bayerischen Wappen u. dgl. mehr so schön von Statten ge-
gangen, ist es nur der besonderen Gnade dieser Herren -- und
der Gesinnung des Volkes, aber keineswegs den Beamten zuzu-
schreiben, daß nicht das Unterste zu oberst gekehrt wird. Jedoch An-
gewöhnungen verlieren sich nicht so leicht; und so übt denn unsere
bayerische Regierung in Speier ihre Gewalt im Ausspähen re-
ligiöser Vereine und in mancherlei Chikanen der kirchlichen Be-
hörden. So hören wir, daß abermals das Ansinnen gestellt
worden ist, an den Pfarrkonkursen einen weltlichen könig-
lichen Commissarius Antheil nehmen zu lassen, wahrscheinlich,
um sich zu überzeugen, daß, wie noch unter weiland dem Lola-
Regimente es für nöthig erachtet ward, kein Ultramontane be-
fördert werde. Sollte man es für möglich halten; Alles wankt
und droht zusammenzustürzen, alle Staatsmänner sinnen auf
Rath, wie sie dem drohenden Untergange etwa noch vorbeugen
können, und unterdessen fahndet unsere liberale Regierung auf
mißliebige religiöse Richtungen! Das ist der unverbesserliche Geist
des Schreiberregiments.

== Freiburg im Breisgan 1. Juli. Jch übersende Jhnen
hier die Statuten unseres immer mehr Consistenz gewinnenden
katholischen Vereins. Sie stimmen im Wesentlichen mit
denen des Mainzer Piusvereines überein und §. 2. besagt ausdrück-
lich: "Durch den katholischen Verein sollen die Rechte anderer
Confessionen nicht verletzt werden." Daß derselbe die Probe eines
doppelten Feuers wird zu bestehen haben, glaube ich deswe-
gen, weil er zwischen der Staatsomnipotenz der Regierungs-
männer und der Berserkerwuth der Republikaner hindurch gehen
[Spaltenumbruch] muß. Daher thut Umsicht und Besonnenheit noth, und wir ehren
das Schweigen, das die Süddeutsche seit geraumer Zeit hierüber
beobachtet. Ohne Zweifel wird sie, wenn die Sache gehörig er-
starkt ist, desto kräftiger hervortreten; denn man merkt ihr, wie
auch andern katholischen Blättern, noch nicht allzuviel von der
Preßfreiheit an. -- Unser Großherzog bekömmt für abgetretene
Krondomänen von zwei Millionen jährlichen Ertrag eine Civil-
liste von 600,000 fl. Das wissen die Heckerlinge, und doch
verbreiten sie die Lüge, der Großherzog koste das Volk jährlich
800,000 fl. Was halten Sie von solchen Republikanern?

** Mainz 3. Juli. Gestern waren hier und auch in der Um-
gegend Gerüchte verbreitet, als sollte es am Abende zwischen
österreichischen und preußischen Militärs zu Störungen kommen;
jedoch ohne allen Grund, denn es herrschte die vollkommenste
Ruhe.

Kiel 27. Juni. Aus ganz zuverlässiger Quelle können wir
berichten, daß die Friedensunterhandlungen mit Dä-
nemark
jetzt definitiv abgebrochen sind. Hoffentlich wird jetzt
endlich der Krieg mit der Energie geführt werden, mit welcher
man ihn gleich anfangs hätte führen müssen, um ihn jetzt glück-
lich beendigt zu sehen. ( D. A. Z. )

Nenstadt an der Orla 28. Juni. Eine Partei, lediglich be-
stehend aus Proletariern, sucht hier die Ruhe und Ordnung lie-
benden Bewohner durch Demonstrationen aller Art, namentlich
durch Fenstereinwerfen und Katzenmusiken, einzuschüchtern und
zu ängstigen, was ihr auch so ziemlich gelungen ist. Republik ist
das Losungswort dieser Partei; da es aber derselben an jeder
Capacität fehlt, so hat sie sich schon genöthigt gesehen, geistige
Kräfte von auswärts zu verschreiben, und zwar in der Person
des vielgenannten Republikaners Dr. Douai aus Altenburg. Bei
einer vor kurzem hier abgehaltenen Volksversammlung unternahm
es Dr. Douai, das Wesen der republikanischen Verfassung zu er-
klären, deren Vorzüge vor der constitutionell=monarchischen
Staatsform anschaulich zu machen. Pfarrer Liebe aus Ober-
pöllnitz trat ihm aber entgegen, verwies auf die Constituirende
Versammlung und warnte vor den Gefahren, welche gegenwärtig
mit Einführung einer republikanischen Verfassung verbunden seyn
würden. Die Versammlung lief auch ohne alle Störung ab,
aber das Curiosum war dabei, daß Dr. Douai, kaum zu Hause
angelangt, eine Liquidation von 17 Thlr. und einigen Groschen
für seine Bemühungen einschickte. Die hiesigen Republikaner
werden sich wohl keinen altenburgischen Republikaner wieder be-
stellen, sondern sich bemühen, in der Nähe einen wohlfeilern
Redner aufzutreiben. ( D. A. Z. )

Frankfurt 30. Juni. Wenn Jhnen auch das Ergebniß der
Wahl des Reichsverwesers schon gestern wird bekannt worden
seyn, so erlauben Sie mir doch nachträglich einige Zeilen über
diesen weltgeschichtlichen Vorgang. Es ist ein Ereigniß von un-
ermeßlicher Wichtigkeit. Deutschland hat wieder ein Oberhaupt,
ein Oberhaupt nicht durch das Recht weder des Schwertes, noch
der Verträge und Unterhandlungen, nicht durch den Ausspruch
eines Diplomatencongresses, nein durch die freie Wahl der Na-
tion, welcher die Zustimmung der deutschen Fürsten nicht entgeht.
Nun ist der feste Punkt geschaffen, um den sich alles Neuzuge-
staltende sammelt, nun ist dem Jnlande ein Zeichen gegeben,
welches besonnene Ziel die Nation der großen Bewegung gesteckt
hat, und dem Auslande stellt sich jetzt das deutsche Reich als
Achtung gebietende Einheit dar. Diese Wahl, wenn nicht Alles
trügt, verbürgt uns den Weltfrieden. Wer den Charakter dieser
Wahlhandlung näher ins Auge faßt, muß über die Umwand-
lung, die mit uns Deutschen vorgegangen, erstaunen, muß aber
auch bewundern das völlige Verschwinden der alten eingewur-
zelten Stammeseifersuchten. Jst es nicht großartig, daß für
diese Wahl weder ein preußischer Candidat, noch ein bayrischer
vorgeschlagen worden? 164 Preußen stimmten für einen öster-
reichischen Fürsten. Ehre und Preis dieser edeln Selbstverläug-
nung! Wo so die Einheit in den Herzen lebt, da ist sie dem
Vaterlande gesichert. Die Stimmen, welche nicht auf Erzherzog
Johann fielen, bezeichnen nur eine politische Meinungs=, keine
Stammesverschiedenheit. Darum aber auch war die Wahlhand-
lung so alle Herzen ergreifend. Meisterhaft wurde sie von Ga-
gern geleitet. Unvergeßlich wird mir der Augenblick seyn, als
er vor dem Momente der Wahl mit dem feierlichsten Ernste die
Worte sprach: "wer auch aus dieser Wahl hervorgehen wird,
lassen Sie uns geloben, daß wir ihn unterstützen wollen in seiner
schweren Aufgabe mit allen unseren Kräften." Nur Wenige
der Linken vermochten sitzen zu bleiben, die ganze übrige Ver-
sammlung, das ganze anwesende versammelte Volk erhob sich,
und die aufgehobenen Hände bezeugten das Gelöbniß. Als nach
der Wahl Gagern den Erzherzog zum Reichsverweser Deutsch-
lands proklamirte, als Glockengetön und Kanonendonner sich
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] wir eben waren, haben es vor den Augen der Welt bewiesen,
was lange Zeit von vielen geläugnet wurde, daß auch in Böhmen
eine gewaltige Revolution beabsichtigt und durch weit ausgedehnte
Verbindung vorbereitet war. Ohne daß irgend eine ungerechte
Verfügung der Regierung dazu Veranlassung gegeben, oder eine
allgemein gefühlte Beschwerde zum Vorwande gedient hätte, ist
plötzlich die Hauptstadt Prag in Aufruhr versetzt worden. Jn
allen Theilen der Stadt wurden die Gassen durch Barrikaden ge-
sperrt und zwar gleichzeitig, wie es ohne Plan und Verabredung
gar nicht möglich ist; mit Drohung und Gewalt wurden ruhige
Bürger gezwungen mitzukämpfen gegen die Soldaten unseres
Kaisers und Königs, und als es sich zeigte, daß der meuchlerische
Straßenkampf gegen die Tapferkeit und Treue der Truppen nichts
auszurichten vermöge, wurde die Aufwieglung des Landvolkes
versucht. Alle Mittel der Gewalt und der schändlichsten Lüge
wurden von den Aufwieglern aufgeboten, und zu einem jeden so
gesprochen, wie es nach seinem Stande und Verhältnisse am besten
dazu dienen mochte, ihn fortzureißen zu leidenschaftlichem Kampfe
gegen die bestehende Ordnung. Wenn auch den eigentlichen Plan,
den Zusammenhang und das Ziel dieses schmachvollen Treibens
erst die gerichtliche Untersuchung ins Klare setzen wird, so ist es
doch schon ohne diese offenbar, daß es sich um nichts weniger
handelte, als um Revolution gegen die rechtmäßige Regierung,
Proscription derjenigen, die sich ihr muthig entgegenstellten, Bür-
gerkrieg im ganzen Lande mit allen seinen fürchterlichen Fol-
gen. Die Revolution ist besiegt

Ein außerordentliches Bülletin der „Allg. Oesterr. Ztg.“ vom
28. Juni gibt folgende Nachrichten aus London, vom 23. Juni:
1 ) Jn Folge ernstlicher Vorstellungen des englischen Ministeriums
hat der sardinische Gesandte in London sein Wort gegeben, daß
Triest weder beschossen noch durch Landungs-
truppen heimgesucht werden solle;
die Aufhebung der
Blocade glaubte das englische Ministerium nicht mit gleichen Nach-
drucke fordern zu können. 2 ) Am 20. Juni ist eine energische Note Pal-
merstons nach St. Petersburg abgegangen, um gegen jede Ein-
mischung Rußlands in die dänisch=deutschen Ange-
legenheiten zu protestiren.
3 ) Jn Folge eines von Herrn
Hübner ausgegangenen Antrages, auch den Dänen die
Waffenausfuhr aus England zu verbieten,
ist dem
preußischen Gesandten angedeutet worden, daß man die Ausfuhr
nach Deutschland nur formell diplomatisch als unerlaubt erklärt,
den Zollbeamten aber keinerlei Auftrag ertheilt habe, solche Sen-
dungen aufzuhalten.

== Aus dem Westrich 1. Juli. Wenn in unserer Pfalz, wie
neulich ein Correspondent Jhrer Zeitung berichtete, zu vieler Leute
Verwunderung Ruhe und Ordnung herrscht, und unser sonst so
äusterst lebhaftes und erregbares Volk gegen alle frühere Erfah-
rung dießmal den wühlerischen Versuchen großen Ernst entgegen-
setzt, so ist diese Thatsache wohl richtig und gereicht unserem Volke
zu aller Ehre; wollte man aber daraus einen Schluß ziehen auf
die Weisheit und Kraft unserer Regierung, so würde man sich
höchlich irren. Bei uns wird gegenwärtig gar nicht regiert; denn
den Wühlern ist von Seite der Regierung ganz offenes Spiel ge-
lassen, und nachdem der Unfug an der Haardt, das Herabreißen
der bayerischen Wappen u. dgl. mehr so schön von Statten ge-
gangen, ist es nur der besonderen Gnade dieser Herren — und
der Gesinnung des Volkes, aber keineswegs den Beamten zuzu-
schreiben, daß nicht das Unterste zu oberst gekehrt wird. Jedoch An-
gewöhnungen verlieren sich nicht so leicht; und so übt denn unsere
bayerische Regierung in Speier ihre Gewalt im Ausspähen re-
ligiöser Vereine und in mancherlei Chikanen der kirchlichen Be-
hörden. So hören wir, daß abermals das Ansinnen gestellt
worden ist, an den Pfarrkonkursen einen weltlichen könig-
lichen Commissarius Antheil nehmen zu lassen, wahrscheinlich,
um sich zu überzeugen, daß, wie noch unter weiland dem Lola-
Regimente es für nöthig erachtet ward, kein Ultramontane be-
fördert werde. Sollte man es für möglich halten; Alles wankt
und droht zusammenzustürzen, alle Staatsmänner sinnen auf
Rath, wie sie dem drohenden Untergange etwa noch vorbeugen
können, und unterdessen fahndet unsere liberale Regierung auf
mißliebige religiöse Richtungen! Das ist der unverbesserliche Geist
des Schreiberregiments.

== Freiburg im Breisgan 1. Juli. Jch übersende Jhnen
hier die Statuten unseres immer mehr Consistenz gewinnenden
katholischen Vereins. Sie stimmen im Wesentlichen mit
denen des Mainzer Piusvereines überein und §. 2. besagt ausdrück-
lich: „Durch den katholischen Verein sollen die Rechte anderer
Confessionen nicht verletzt werden.“ Daß derselbe die Probe eines
doppelten Feuers wird zu bestehen haben, glaube ich deswe-
gen, weil er zwischen der Staatsomnipotenz der Regierungs-
männer und der Berserkerwuth der Republikaner hindurch gehen
[Spaltenumbruch] muß. Daher thut Umsicht und Besonnenheit noth, und wir ehren
das Schweigen, das die Süddeutsche seit geraumer Zeit hierüber
beobachtet. Ohne Zweifel wird sie, wenn die Sache gehörig er-
starkt ist, desto kräftiger hervortreten; denn man merkt ihr, wie
auch andern katholischen Blättern, noch nicht allzuviel von der
Preßfreiheit an. — Unser Großherzog bekömmt für abgetretene
Krondomänen von zwei Millionen jährlichen Ertrag eine Civil-
liste von 600,000 fl. Das wissen die Heckerlinge, und doch
verbreiten sie die Lüge, der Großherzog koste das Volk jährlich
800,000 fl. Was halten Sie von solchen Republikanern?

** Mainz 3. Juli. Gestern waren hier und auch in der Um-
gegend Gerüchte verbreitet, als sollte es am Abende zwischen
österreichischen und preußischen Militärs zu Störungen kommen;
jedoch ohne allen Grund, denn es herrschte die vollkommenste
Ruhe.

Kiel 27. Juni. Aus ganz zuverlässiger Quelle können wir
berichten, daß die Friedensunterhandlungen mit Dä-
nemark
jetzt definitiv abgebrochen sind. Hoffentlich wird jetzt
endlich der Krieg mit der Energie geführt werden, mit welcher
man ihn gleich anfangs hätte führen müssen, um ihn jetzt glück-
lich beendigt zu sehen. ( D. A. Z. )

Nenstadt an der Orla 28. Juni. Eine Partei, lediglich be-
stehend aus Proletariern, sucht hier die Ruhe und Ordnung lie-
benden Bewohner durch Demonstrationen aller Art, namentlich
durch Fenstereinwerfen und Katzenmusiken, einzuschüchtern und
zu ängstigen, was ihr auch so ziemlich gelungen ist. Republik ist
das Losungswort dieser Partei; da es aber derselben an jeder
Capacität fehlt, so hat sie sich schon genöthigt gesehen, geistige
Kräfte von auswärts zu verschreiben, und zwar in der Person
des vielgenannten Republikaners Dr. Douai aus Altenburg. Bei
einer vor kurzem hier abgehaltenen Volksversammlung unternahm
es Dr. Douai, das Wesen der republikanischen Verfassung zu er-
klären, deren Vorzüge vor der constitutionell=monarchischen
Staatsform anschaulich zu machen. Pfarrer Liebe aus Ober-
pöllnitz trat ihm aber entgegen, verwies auf die Constituirende
Versammlung und warnte vor den Gefahren, welche gegenwärtig
mit Einführung einer republikanischen Verfassung verbunden seyn
würden. Die Versammlung lief auch ohne alle Störung ab,
aber das Curiosum war dabei, daß Dr. Douai, kaum zu Hause
angelangt, eine Liquidation von 17 Thlr. und einigen Groschen
für seine Bemühungen einschickte. Die hiesigen Republikaner
werden sich wohl keinen altenburgischen Republikaner wieder be-
stellen, sondern sich bemühen, in der Nähe einen wohlfeilern
Redner aufzutreiben. ( D. A. Z. )

Frankfurt 30. Juni. Wenn Jhnen auch das Ergebniß der
Wahl des Reichsverwesers schon gestern wird bekannt worden
seyn, so erlauben Sie mir doch nachträglich einige Zeilen über
diesen weltgeschichtlichen Vorgang. Es ist ein Ereigniß von un-
ermeßlicher Wichtigkeit. Deutschland hat wieder ein Oberhaupt,
ein Oberhaupt nicht durch das Recht weder des Schwertes, noch
der Verträge und Unterhandlungen, nicht durch den Ausspruch
eines Diplomatencongresses, nein durch die freie Wahl der Na-
tion, welcher die Zustimmung der deutschen Fürsten nicht entgeht.
Nun ist der feste Punkt geschaffen, um den sich alles Neuzuge-
staltende sammelt, nun ist dem Jnlande ein Zeichen gegeben,
welches besonnene Ziel die Nation der großen Bewegung gesteckt
hat, und dem Auslande stellt sich jetzt das deutsche Reich als
Achtung gebietende Einheit dar. Diese Wahl, wenn nicht Alles
trügt, verbürgt uns den Weltfrieden. Wer den Charakter dieser
Wahlhandlung näher ins Auge faßt, muß über die Umwand-
lung, die mit uns Deutschen vorgegangen, erstaunen, muß aber
auch bewundern das völlige Verschwinden der alten eingewur-
zelten Stammeseifersuchten. Jst es nicht großartig, daß für
diese Wahl weder ein preußischer Candidat, noch ein bayrischer
vorgeschlagen worden? 164 Preußen stimmten für einen öster-
reichischen Fürsten. Ehre und Preis dieser edeln Selbstverläug-
nung! Wo so die Einheit in den Herzen lebt, da ist sie dem
Vaterlande gesichert. Die Stimmen, welche nicht auf Erzherzog
Johann fielen, bezeichnen nur eine politische Meinungs=, keine
Stammesverschiedenheit. Darum aber auch war die Wahlhand-
lung so alle Herzen ergreifend. Meisterhaft wurde sie von Ga-
gern geleitet. Unvergeßlich wird mir der Augenblick seyn, als
er vor dem Momente der Wahl mit dem feierlichsten Ernste die
Worte sprach: „wer auch aus dieser Wahl hervorgehen wird,
lassen Sie uns geloben, daß wir ihn unterstützen wollen in seiner
schweren Aufgabe mit allen unseren Kräften.“ Nur Wenige
der Linken vermochten sitzen zu bleiben, die ganze übrige Ver-
sammlung, das ganze anwesende versammelte Volk erhob sich,
und die aufgehobenen Hände bezeugten das Gelöbniß. Als nach
der Wahl Gagern den Erzherzog zum Reichsverweser Deutsch-
lands proklamirte, als Glockengetön und Kanonendonner sich
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[0002] wir eben waren, haben es vor den Augen der Welt bewiesen, was lange Zeit von vielen geläugnet wurde, daß auch in Böhmen eine gewaltige Revolution beabsichtigt und durch weit ausgedehnte Verbindung vorbereitet war. Ohne daß irgend eine ungerechte Verfügung der Regierung dazu Veranlassung gegeben, oder eine allgemein gefühlte Beschwerde zum Vorwande gedient hätte, ist plötzlich die Hauptstadt Prag in Aufruhr versetzt worden. Jn allen Theilen der Stadt wurden die Gassen durch Barrikaden ge- sperrt und zwar gleichzeitig, wie es ohne Plan und Verabredung gar nicht möglich ist; mit Drohung und Gewalt wurden ruhige Bürger gezwungen mitzukämpfen gegen die Soldaten unseres Kaisers und Königs, und als es sich zeigte, daß der meuchlerische Straßenkampf gegen die Tapferkeit und Treue der Truppen nichts auszurichten vermöge, wurde die Aufwieglung des Landvolkes versucht. Alle Mittel der Gewalt und der schändlichsten Lüge wurden von den Aufwieglern aufgeboten, und zu einem jeden so gesprochen, wie es nach seinem Stande und Verhältnisse am besten dazu dienen mochte, ihn fortzureißen zu leidenschaftlichem Kampfe gegen die bestehende Ordnung. Wenn auch den eigentlichen Plan, den Zusammenhang und das Ziel dieses schmachvollen Treibens erst die gerichtliche Untersuchung ins Klare setzen wird, so ist es doch schon ohne diese offenbar, daß es sich um nichts weniger handelte, als um Revolution gegen die rechtmäßige Regierung, Proscription derjenigen, die sich ihr muthig entgegenstellten, Bür- gerkrieg im ganzen Lande mit allen seinen fürchterlichen Fol- gen. Die Revolution ist besiegt Ein außerordentliches Bülletin der „Allg. Oesterr. Ztg.“ vom 28. Juni gibt folgende Nachrichten aus London, vom 23. Juni: 1 ) Jn Folge ernstlicher Vorstellungen des englischen Ministeriums hat der sardinische Gesandte in London sein Wort gegeben, daß Triest weder beschossen noch durch Landungs- truppen heimgesucht werden solle; die Aufhebung der Blocade glaubte das englische Ministerium nicht mit gleichen Nach- drucke fordern zu können. 2 ) Am 20. Juni ist eine energische Note Pal- merstons nach St. Petersburg abgegangen, um gegen jede Ein- mischung Rußlands in die dänisch=deutschen Ange- legenheiten zu protestiren. 3 ) Jn Folge eines von Herrn Hübner ausgegangenen Antrages, auch den Dänen die Waffenausfuhr aus England zu verbieten, ist dem preußischen Gesandten angedeutet worden, daß man die Ausfuhr nach Deutschland nur formell diplomatisch als unerlaubt erklärt, den Zollbeamten aber keinerlei Auftrag ertheilt habe, solche Sen- dungen aufzuhalten. == Aus dem Westrich 1. Juli. Wenn in unserer Pfalz, wie neulich ein Correspondent Jhrer Zeitung berichtete, zu vieler Leute Verwunderung Ruhe und Ordnung herrscht, und unser sonst so äusterst lebhaftes und erregbares Volk gegen alle frühere Erfah- rung dießmal den wühlerischen Versuchen großen Ernst entgegen- setzt, so ist diese Thatsache wohl richtig und gereicht unserem Volke zu aller Ehre; wollte man aber daraus einen Schluß ziehen auf die Weisheit und Kraft unserer Regierung, so würde man sich höchlich irren. Bei uns wird gegenwärtig gar nicht regiert; denn den Wühlern ist von Seite der Regierung ganz offenes Spiel ge- lassen, und nachdem der Unfug an der Haardt, das Herabreißen der bayerischen Wappen u. dgl. mehr so schön von Statten ge- gangen, ist es nur der besonderen Gnade dieser Herren — und der Gesinnung des Volkes, aber keineswegs den Beamten zuzu- schreiben, daß nicht das Unterste zu oberst gekehrt wird. Jedoch An- gewöhnungen verlieren sich nicht so leicht; und so übt denn unsere bayerische Regierung in Speier ihre Gewalt im Ausspähen re- ligiöser Vereine und in mancherlei Chikanen der kirchlichen Be- hörden. So hören wir, daß abermals das Ansinnen gestellt worden ist, an den Pfarrkonkursen einen weltlichen könig- lichen Commissarius Antheil nehmen zu lassen, wahrscheinlich, um sich zu überzeugen, daß, wie noch unter weiland dem Lola- Regimente es für nöthig erachtet ward, kein Ultramontane be- fördert werde. Sollte man es für möglich halten; Alles wankt und droht zusammenzustürzen, alle Staatsmänner sinnen auf Rath, wie sie dem drohenden Untergange etwa noch vorbeugen können, und unterdessen fahndet unsere liberale Regierung auf mißliebige religiöse Richtungen! Das ist der unverbesserliche Geist des Schreiberregiments. == Freiburg im Breisgan 1. Juli. Jch übersende Jhnen hier die Statuten unseres immer mehr Consistenz gewinnenden katholischen Vereins. Sie stimmen im Wesentlichen mit denen des Mainzer Piusvereines überein und §. 2. besagt ausdrück- lich: „Durch den katholischen Verein sollen die Rechte anderer Confessionen nicht verletzt werden.“ Daß derselbe die Probe eines doppelten Feuers wird zu bestehen haben, glaube ich deswe- gen, weil er zwischen der Staatsomnipotenz der Regierungs- männer und der Berserkerwuth der Republikaner hindurch gehen muß. Daher thut Umsicht und Besonnenheit noth, und wir ehren das Schweigen, das die Süddeutsche seit geraumer Zeit hierüber beobachtet. Ohne Zweifel wird sie, wenn die Sache gehörig er- starkt ist, desto kräftiger hervortreten; denn man merkt ihr, wie auch andern katholischen Blättern, noch nicht allzuviel von der Preßfreiheit an. — Unser Großherzog bekömmt für abgetretene Krondomänen von zwei Millionen jährlichen Ertrag eine Civil- liste von 600,000 fl. Das wissen die Heckerlinge, und doch verbreiten sie die Lüge, der Großherzog koste das Volk jährlich 800,000 fl. Was halten Sie von solchen Republikanern? ** Mainz 3. Juli. Gestern waren hier und auch in der Um- gegend Gerüchte verbreitet, als sollte es am Abende zwischen österreichischen und preußischen Militärs zu Störungen kommen; jedoch ohne allen Grund, denn es herrschte die vollkommenste Ruhe. Kiel 27. Juni. Aus ganz zuverlässiger Quelle können wir berichten, daß die Friedensunterhandlungen mit Dä- nemark jetzt definitiv abgebrochen sind. Hoffentlich wird jetzt endlich der Krieg mit der Energie geführt werden, mit welcher man ihn gleich anfangs hätte führen müssen, um ihn jetzt glück- lich beendigt zu sehen. ( D. A. Z. ) Nenstadt an der Orla 28. Juni. Eine Partei, lediglich be- stehend aus Proletariern, sucht hier die Ruhe und Ordnung lie- benden Bewohner durch Demonstrationen aller Art, namentlich durch Fenstereinwerfen und Katzenmusiken, einzuschüchtern und zu ängstigen, was ihr auch so ziemlich gelungen ist. Republik ist das Losungswort dieser Partei; da es aber derselben an jeder Capacität fehlt, so hat sie sich schon genöthigt gesehen, geistige Kräfte von auswärts zu verschreiben, und zwar in der Person des vielgenannten Republikaners Dr. Douai aus Altenburg. Bei einer vor kurzem hier abgehaltenen Volksversammlung unternahm es Dr. Douai, das Wesen der republikanischen Verfassung zu er- klären, deren Vorzüge vor der constitutionell=monarchischen Staatsform anschaulich zu machen. Pfarrer Liebe aus Ober- pöllnitz trat ihm aber entgegen, verwies auf die Constituirende Versammlung und warnte vor den Gefahren, welche gegenwärtig mit Einführung einer republikanischen Verfassung verbunden seyn würden. Die Versammlung lief auch ohne alle Störung ab, aber das Curiosum war dabei, daß Dr. Douai, kaum zu Hause angelangt, eine Liquidation von 17 Thlr. und einigen Groschen für seine Bemühungen einschickte. Die hiesigen Republikaner werden sich wohl keinen altenburgischen Republikaner wieder be- stellen, sondern sich bemühen, in der Nähe einen wohlfeilern Redner aufzutreiben. ( D. A. Z. ) Frankfurt 30. Juni. Wenn Jhnen auch das Ergebniß der Wahl des Reichsverwesers schon gestern wird bekannt worden seyn, so erlauben Sie mir doch nachträglich einige Zeilen über diesen weltgeschichtlichen Vorgang. Es ist ein Ereigniß von un- ermeßlicher Wichtigkeit. Deutschland hat wieder ein Oberhaupt, ein Oberhaupt nicht durch das Recht weder des Schwertes, noch der Verträge und Unterhandlungen, nicht durch den Ausspruch eines Diplomatencongresses, nein durch die freie Wahl der Na- tion, welcher die Zustimmung der deutschen Fürsten nicht entgeht. Nun ist der feste Punkt geschaffen, um den sich alles Neuzuge- staltende sammelt, nun ist dem Jnlande ein Zeichen gegeben, welches besonnene Ziel die Nation der großen Bewegung gesteckt hat, und dem Auslande stellt sich jetzt das deutsche Reich als Achtung gebietende Einheit dar. Diese Wahl, wenn nicht Alles trügt, verbürgt uns den Weltfrieden. Wer den Charakter dieser Wahlhandlung näher ins Auge faßt, muß über die Umwand- lung, die mit uns Deutschen vorgegangen, erstaunen, muß aber auch bewundern das völlige Verschwinden der alten eingewur- zelten Stammeseifersuchten. Jst es nicht großartig, daß für diese Wahl weder ein preußischer Candidat, noch ein bayrischer vorgeschlagen worden? 164 Preußen stimmten für einen öster- reichischen Fürsten. Ehre und Preis dieser edeln Selbstverläug- nung! Wo so die Einheit in den Herzen lebt, da ist sie dem Vaterlande gesichert. Die Stimmen, welche nicht auf Erzherzog Johann fielen, bezeichnen nur eine politische Meinungs=, keine Stammesverschiedenheit. Darum aber auch war die Wahlhand- lung so alle Herzen ergreifend. Meisterhaft wurde sie von Ga- gern geleitet. Unvergeßlich wird mir der Augenblick seyn, als er vor dem Momente der Wahl mit dem feierlichsten Ernste die Worte sprach: „wer auch aus dieser Wahl hervorgehen wird, lassen Sie uns geloben, daß wir ihn unterstützen wollen in seiner schweren Aufgabe mit allen unseren Kräften.“ Nur Wenige der Linken vermochten sitzen zu bleiben, die ganze übrige Ver- sammlung, das ganze anwesende versammelte Volk erhob sich, und die aufgehobenen Hände bezeugten das Gelöbniß. Als nach der Wahl Gagern den Erzherzog zum Reichsverweser Deutsch- lands proklamirte, als Glockengetön und Kanonendonner sich

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 19. Mainz, 4. Juli 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal019_1848/2>, abgerufen am 21.12.2024.