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Mainzer Journal. Nr. 16. Mainz, 7. Juli 1848.

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[Beginn Spaltensatz]

Die Eroberung der Barricade des Pont St. Michel hat die
Truppen und die Nationalgarde 3000 Todte und Verwundete
gekostet. Als dieses furchtbare Werk endlich unter dem Feuer von
vier Sechzehnpfündern zusammenstürzte und die Truppen ein-
drangen, war die Barricade von ihren Vertheidigern verlassen,
und nur der Commandant der Barricade, Kapitän Amyot von
der 12 Legion, war neben der rothen Fahne, die er vertheidigte,
zurückgeblieben; er wurde endlich übermannt und sogleich erschos-
sen. Noch in den letzten Stunden des Kampfes war ein Artillerie-
regiment von La Fere mit 60 Kanonen in Paris angekommen.

Die in den elysäischen Feldern patrouillirenden Kürassiere
wurden durch eine Bande mit Flintenschüssen angegriffen und ein
Wachtmeister getödtet; aber die von allen Seiten herbeieilenden
Truppen schlossen die Bande ein, sie ward niedergeritten und alle
Jndividuen derselben, 33 an der Zahl, wurden in die Seine ge-
worfen.

Graf Narbonne ( aus einer der angesehensten Familien der
Vorstadt St. Germain ) ist, indem er Geld unter die mobile
Garde vertheilte und sie zum Abfall aufforderte, ergriffen, von
der mobilen Garde selbst in den Garten des Luxemburgpallastes
geführt und dort nebst seinem Bedienten erschossen worden.

Die Nationalgarden von Cambray erklärten in Uebereinstim-
mung mit den anderen Departementen, daß sie Paris nicht eher
verlassen würden, als bis Ordnung für immer hergestellt und die
Nationalversammlung gereinigt sey.

Jn der Conciergerie sitzt ein Jnsurgent, der sich laut rühmte,
in der Vorstadt St. Jacques 22 Personen getödtet zu haben. --
Bei dem getödteten Redacteur des Pere Duchene und Clubpräsi-
denten, Laroque, fand man ein Papier, worauf geschrieben stand:
"Plünderung, wenn wir siegen; Brand, wenn wir unterliegen."
Man hatte auch wirklich viele Häuser in der Vorstadt St. Antoine mit
Terpentinessenz besprengt, um sie leichter in Brand stecken zu können.
-- Der "Constitutionell" behauptet, daß auf mehreren Fahnen der
Jnsurgenten die Worte standen: "Plünderung! Schändung!" --
Der Zustand des Generals Damesme ist gefährlich; die Wunde
Duvivier's ist bedeutender, als man anfangs glaubte, bietet jedoch
keine Gefahr. Der umgekommene General Brea wurde von einem
Gefangenen, den er eben vor der Mobilgarde schützte, die ihn
niederhauen wollte, von hinten mit einem Pistol erschossen. Seine
Leiche sollen die Jnsurgenten schrecklich verstümmelt haben. Ge-
neral Bedeau hat am Schenkel amputirt werden müssen.

Ueber den ehrwürdigen Erzbischof von Paris verlau-
tet bis jetzt noch nichts Bestimmtes, obgleich mehrere Blätter den
Tod desselben schon gemeldet haben. Jedenfalls ist sein Zustand,
da eine Operation kaum möglich ist, ein höchst bedenklicher.

Belgien.

Brüssel 26. Juni. Der König hat heute die außerordentliche
Session der Kammer für 1848 mit folgender Thronrede eröffnet:
"Meine Herren! Jch sehe Mich mit Freude wieder in der Mitte
der Vertreter der Nation. Belgien ist ruhig, vertrauensvoll,
stark geblieben Angesichts der Bewegungen, welche Europa so
tief erschütterten. Es drängt Mich, öffentlich den gerechten Stolz
und die Dankbarkeit auszudrücken, welche Mein Herz darüber
empfindet. Die in politischen Zuständen verschiedener Länder
vorgefallenen Umgestaltungen haben keineswegs unsere guten
internationalen Beziehungen verändert. Unsere officiellen Be-
ziehungen zur französischen Republik sind auf gegenseitiges Wohl-
wollen begründet. Wir haben von allen Seiten Beweise der
Sympathie und der Achtung empfangen.

Die vergangene Session ist durch wichtige Gesetze bezeichnet.
Der Kreis der politischen Rechte ist beträchtlich erweitert worden
und die erste Anwendung der Wahlreform hat bewiesen, daß wir
von der Weisheit der Nation nicht zu viel erwartet hatten. Die
Organisation der Bürgewehr wird thätig fortgesetzt. Der vor-
treffliche Geist der Bevölkerung erleichtert und sichert deren Erfolg.
Die Umstände haben dem Lande außerordentliche Lasten auferlegt.
Belgien hat die Nothwendigkeit derselben eingesehen und sie
muthig ertragen. Durch die in der vorigen Session bewilligten
financiellen Maßregeln ist unser vaterlandsliebendes Heer in
einem achtungsgebietenden Zustande erhalten worden; wir haben
der Arbeit Nahrung verschafft; der öffentliche Schatz hat allen
seinen Verpflichtungen treu nachkommen können; die Last der
schwebenden Schuld hat aufgehört, den Credit zu drücken. Die
Zukunft wird die Opfer der Vergangenheit vergüten. Die für
die außerordentlichen Bedürfnisse bestimmten Mittel sind nur bis
zum 1. September bewilligt worden. Allein Dank der weisen
Sparsamkeit, welche wir uns bei den Ausgaben zum Gesetze ge-
macht haben, wird die Auferlegung neuer Lasten nicht nöthig seyn,
und wenn nicht unvorhergesehene Verwickelungen es verhindern,
[Spaltenumbruch] so werden die bewilligten Credite genügen, um das Ende des
Jahres zu erreichen.

Alle unsere Bestrebungen, Meine Herren! müssen dahin ge-
richtet seyn, Belgien in einer günstigen finanziellen Lage zu erhal-
ten. Darauf sind seine Kraft und seine Sicherheit größtentheils
begründet. Das gewöhnliche Ausgabenbudget wird vermindert
werden. Meine Regierung ist entschlossen, allmählich erhebliche
Ersparnisse zu bewerkstelligen. Es werden die Grundlagen meh-
rerer Steuern verändert werden müssen. Wir werden in der Ver-
theilung der Lasten auf Diejenigen, welche allein von ihrer Arbeit
leben, Rücksicht nehmen. Wir werden fortfahren, mit wahrer
Sorgfalt alle Maßregeln zu erforschen, welche geeignet sind, das
Loos der arbeitenden Klassen zu verbessern.

Wir durchschreiten einen Zeitraum voll schwerer Prüfungen
für die europäische Gesellschaft. Belgien wird sich von dem wei-
sen und sicheren Wege nicht ablenken lassen, welchen es eingeschla-
gen hat. Es ist ihm vergönnt worden, durch eine glückliche Ver-
bindung die Beständigkeit mit dem Fortschritte, die Ordnung mit
der Ausübung aller Freiheiten zu paaren. Um auf diesem Wege
zu beharren, um mit Erfolg seine Sendung des Friedens und der
Arbeit zu vollbringen, genügt es, daß die Nation sich selbst ver-
traue und einig bleibe. Und Sie, meine Herren! die Sie der ge-
treue Ausdruck ihrer Gefühle und ihrer Wünsche sind, Sie, denen
das Land seine theuersten Jnteressen anvertraut hat, Sie werden
seiner Erwartung würdig entsprechen. Sie werden der Regierung
die wohlwollende Mitwirkung gewähren, deren sie bedarf, um
ihre schwierige Aufgabe zu erfüllen, und wir werden uns aber-
mals durch unsere gemeinsamen Bestrebungen um das Land ver-
dient machen." Die Worte des Königs wurden mit stürmischem
Beifall aufgenommen. Nicht geringer war die Begeisterung außer-
halb des Saales und bei der Heerschau, zu welcher die Bürger-
wehr sich zahlreicher als je eingefunden hatte.

Nachschrift.

^ Köln 29. Juni. Je stiller der Geschäftsverkehr, um so
mehr stellt sich die Anhäufung mehrerer Geschäfte in einer Hand,
oder deren Besorgung durch Gesellschaften als der Gesammtheit
nachtheilig heraus, und es dürfte der Regierungen Pflicht seyn,
hierauf bald ihr Augenmerk zu richten. Gestern war eine Ver-
sammlung angesagt, um gegen den Plan des "Norddeutschen Eisen-
bahnverbandes " alle Güter ohne Vermittlung von Spediteuren
direct zu besorgen zu protestiren, wobei auch wieder die Differenz
zwischen den Dampfschifffahrtsgesellschaften und Segelschiffern zur
Sprache gebracht wurde. Die Gemüther erhitzten sich, wie Das so
leicht geschieht, sehr, und es kam zu einem Straßenkrawall, wobei
in der Wohnung des abgetretenen Ministers Camphausen die Fen-
ster eingeworfen wurden. Die Bürgerwehr mußte die Haufen mit
Gewalt auseinandertreiben, -- doch war nach Mitternacht die
Ruhe wieder hergestellt.



Durchschnittspreise
der in der Stadt Mainz vom 24. Juni bis zum 30. Juni 1848
verkauften Früchte.
Säcke. Fruchtgattungen. fl. kr.
-- Weißmehl das Malker a 140 Pfund 8 30
-- Roggenmehl ditto 5 15
508 Waizen a 200 938
190Korn " 5 19
86 Gerste " 4 36
79 Hafer " 6 44
-- Spelz " -- --

Hievon in d. Halle am Markttage v. 30. Juni 1848.
416 Waizen a 200 938
171Korn " 5 21
80 Gerste " 4 35
79 Hafer " 6 44
-- Spelz " -- --

Ausserhalb derselben:
92 Waizen a 200 939
19Korn " 5 1
6 Gerste " 5 --
-- Hafer " -- --
-- Spelz "----
Brodtaxe.

Für 4 Pfund Schwarzbrod...................     9 kr.
Preis des gemischten Brodes ( 3 Pfd. ) nach eigener Erklärung
    der Verkäufer.......................     13 "

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz]

Die Eroberung der Barricade des Pont St. Michel hat die
Truppen und die Nationalgarde 3000 Todte und Verwundete
gekostet. Als dieses furchtbare Werk endlich unter dem Feuer von
vier Sechzehnpfündern zusammenstürzte und die Truppen ein-
drangen, war die Barricade von ihren Vertheidigern verlassen,
und nur der Commandant der Barricade, Kapitän Amyot von
der 12 Legion, war neben der rothen Fahne, die er vertheidigte,
zurückgeblieben; er wurde endlich übermannt und sogleich erschos-
sen. Noch in den letzten Stunden des Kampfes war ein Artillerie-
regiment von La Fere mit 60 Kanonen in Paris angekommen.

Die in den elysäischen Feldern patrouillirenden Kürassiere
wurden durch eine Bande mit Flintenschüssen angegriffen und ein
Wachtmeister getödtet; aber die von allen Seiten herbeieilenden
Truppen schlossen die Bande ein, sie ward niedergeritten und alle
Jndividuen derselben, 33 an der Zahl, wurden in die Seine ge-
worfen.

Graf Narbonne ( aus einer der angesehensten Familien der
Vorstadt St. Germain ) ist, indem er Geld unter die mobile
Garde vertheilte und sie zum Abfall aufforderte, ergriffen, von
der mobilen Garde selbst in den Garten des Luxemburgpallastes
geführt und dort nebst seinem Bedienten erschossen worden.

Die Nationalgarden von Cambray erklärten in Uebereinstim-
mung mit den anderen Departementen, daß sie Paris nicht eher
verlassen würden, als bis Ordnung für immer hergestellt und die
Nationalversammlung gereinigt sey.

Jn der Conciergerie sitzt ein Jnsurgent, der sich laut rühmte,
in der Vorstadt St. Jacques 22 Personen getödtet zu haben. —
Bei dem getödteten Redacteur des Père Duchene und Clubpräsi-
denten, Laroque, fand man ein Papier, worauf geschrieben stand:
„Plünderung, wenn wir siegen; Brand, wenn wir unterliegen.“
Man hatte auch wirklich viele Häuser in der Vorstadt St. Antoine mit
Terpentinessenz besprengt, um sie leichter in Brand stecken zu können.
— Der „Constitutionell“ behauptet, daß auf mehreren Fahnen der
Jnsurgenten die Worte standen: „Plünderung! Schändung!“ —
Der Zustand des Generals Damesme ist gefährlich; die Wunde
Duvivier's ist bedeutender, als man anfangs glaubte, bietet jedoch
keine Gefahr. Der umgekommene General Brea wurde von einem
Gefangenen, den er eben vor der Mobilgarde schützte, die ihn
niederhauen wollte, von hinten mit einem Pistol erschossen. Seine
Leiche sollen die Jnsurgenten schrecklich verstümmelt haben. Ge-
neral Bedeau hat am Schenkel amputirt werden müssen.

Ueber den ehrwürdigen Erzbischof von Paris verlau-
tet bis jetzt noch nichts Bestimmtes, obgleich mehrere Blätter den
Tod desselben schon gemeldet haben. Jedenfalls ist sein Zustand,
da eine Operation kaum möglich ist, ein höchst bedenklicher.

Belgien.

Brüssel 26. Juni. Der König hat heute die außerordentliche
Session der Kammer für 1848 mit folgender Thronrede eröffnet:
„Meine Herren! Jch sehe Mich mit Freude wieder in der Mitte
der Vertreter der Nation. Belgien ist ruhig, vertrauensvoll,
stark geblieben Angesichts der Bewegungen, welche Europa so
tief erschütterten. Es drängt Mich, öffentlich den gerechten Stolz
und die Dankbarkeit auszudrücken, welche Mein Herz darüber
empfindet. Die in politischen Zuständen verschiedener Länder
vorgefallenen Umgestaltungen haben keineswegs unsere guten
internationalen Beziehungen verändert. Unsere officiellen Be-
ziehungen zur französischen Republik sind auf gegenseitiges Wohl-
wollen begründet. Wir haben von allen Seiten Beweise der
Sympathie und der Achtung empfangen.

Die vergangene Session ist durch wichtige Gesetze bezeichnet.
Der Kreis der politischen Rechte ist beträchtlich erweitert worden
und die erste Anwendung der Wahlreform hat bewiesen, daß wir
von der Weisheit der Nation nicht zu viel erwartet hatten. Die
Organisation der Bürgewehr wird thätig fortgesetzt. Der vor-
treffliche Geist der Bevölkerung erleichtert und sichert deren Erfolg.
Die Umstände haben dem Lande außerordentliche Lasten auferlegt.
Belgien hat die Nothwendigkeit derselben eingesehen und sie
muthig ertragen. Durch die in der vorigen Session bewilligten
financiellen Maßregeln ist unser vaterlandsliebendes Heer in
einem achtungsgebietenden Zustande erhalten worden; wir haben
der Arbeit Nahrung verschafft; der öffentliche Schatz hat allen
seinen Verpflichtungen treu nachkommen können; die Last der
schwebenden Schuld hat aufgehört, den Credit zu drücken. Die
Zukunft wird die Opfer der Vergangenheit vergüten. Die für
die außerordentlichen Bedürfnisse bestimmten Mittel sind nur bis
zum 1. September bewilligt worden. Allein Dank der weisen
Sparsamkeit, welche wir uns bei den Ausgaben zum Gesetze ge-
macht haben, wird die Auferlegung neuer Lasten nicht nöthig seyn,
und wenn nicht unvorhergesehene Verwickelungen es verhindern,
[Spaltenumbruch] so werden die bewilligten Credite genügen, um das Ende des
Jahres zu erreichen.

Alle unsere Bestrebungen, Meine Herren! müssen dahin ge-
richtet seyn, Belgien in einer günstigen finanziellen Lage zu erhal-
ten. Darauf sind seine Kraft und seine Sicherheit größtentheils
begründet. Das gewöhnliche Ausgabenbudget wird vermindert
werden. Meine Regierung ist entschlossen, allmählich erhebliche
Ersparnisse zu bewerkstelligen. Es werden die Grundlagen meh-
rerer Steuern verändert werden müssen. Wir werden in der Ver-
theilung der Lasten auf Diejenigen, welche allein von ihrer Arbeit
leben, Rücksicht nehmen. Wir werden fortfahren, mit wahrer
Sorgfalt alle Maßregeln zu erforschen, welche geeignet sind, das
Loos der arbeitenden Klassen zu verbessern.

Wir durchschreiten einen Zeitraum voll schwerer Prüfungen
für die europäische Gesellschaft. Belgien wird sich von dem wei-
sen und sicheren Wege nicht ablenken lassen, welchen es eingeschla-
gen hat. Es ist ihm vergönnt worden, durch eine glückliche Ver-
bindung die Beständigkeit mit dem Fortschritte, die Ordnung mit
der Ausübung aller Freiheiten zu paaren. Um auf diesem Wege
zu beharren, um mit Erfolg seine Sendung des Friedens und der
Arbeit zu vollbringen, genügt es, daß die Nation sich selbst ver-
traue und einig bleibe. Und Sie, meine Herren! die Sie der ge-
treue Ausdruck ihrer Gefühle und ihrer Wünsche sind, Sie, denen
das Land seine theuersten Jnteressen anvertraut hat, Sie werden
seiner Erwartung würdig entsprechen. Sie werden der Regierung
die wohlwollende Mitwirkung gewähren, deren sie bedarf, um
ihre schwierige Aufgabe zu erfüllen, und wir werden uns aber-
mals durch unsere gemeinsamen Bestrebungen um das Land ver-
dient machen.“ Die Worte des Königs wurden mit stürmischem
Beifall aufgenommen. Nicht geringer war die Begeisterung außer-
halb des Saales und bei der Heerschau, zu welcher die Bürger-
wehr sich zahlreicher als je eingefunden hatte.

Nachschrift.

△ Köln 29. Juni. Je stiller der Geschäftsverkehr, um so
mehr stellt sich die Anhäufung mehrerer Geschäfte in einer Hand,
oder deren Besorgung durch Gesellschaften als der Gesammtheit
nachtheilig heraus, und es dürfte der Regierungen Pflicht seyn,
hierauf bald ihr Augenmerk zu richten. Gestern war eine Ver-
sammlung angesagt, um gegen den Plan des „Norddeutschen Eisen-
bahnverbandes “ alle Güter ohne Vermittlung von Spediteuren
direct zu besorgen zu protestiren, wobei auch wieder die Differenz
zwischen den Dampfschifffahrtsgesellschaften und Segelschiffern zur
Sprache gebracht wurde. Die Gemüther erhitzten sich, wie Das so
leicht geschieht, sehr, und es kam zu einem Straßenkrawall, wobei
in der Wohnung des abgetretenen Ministers Camphausen die Fen-
ster eingeworfen wurden. Die Bürgerwehr mußte die Haufen mit
Gewalt auseinandertreiben, — doch war nach Mitternacht die
Ruhe wieder hergestellt.



Durchschnittspreise
der in der Stadt Mainz vom 24. Juni bis zum 30. Juni 1848
verkauften Früchte.
Säcke. Fruchtgattungen. fl. kr.
Weißmehl das Malker à 140 Pfund 8 30
Roggenmehl ditto 5 15
508 Waizen à 200 938
190Korn „ 5 19
86 Gerste „ 4 36
79 Hafer „ 6 44
Spelz „

Hievon in d. Halle am Markttage v. 30. Juni 1848.
416 Waizen à 200 938
171Korn „ 5 21
80 Gerste „ 4 35
79 Hafer „ 6 44
Spelz „

Ausserhalb derselben:
92 Waizen à 200 939
19Korn „ 5 1
6 Gerste „ 5
Hafer „
Spelz „
Brodtaxe.

Für 4 Pfund Schwarzbrod...................     9 kr.
Preis des gemischten Brodes ( 3 Pfd. ) nach eigener Erklärung
    der Verkäufer.......................     13 „

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0004] Die Eroberung der Barricade des Pont St. Michel hat die Truppen und die Nationalgarde 3000 Todte und Verwundete gekostet. Als dieses furchtbare Werk endlich unter dem Feuer von vier Sechzehnpfündern zusammenstürzte und die Truppen ein- drangen, war die Barricade von ihren Vertheidigern verlassen, und nur der Commandant der Barricade, Kapitän Amyot von der 12 Legion, war neben der rothen Fahne, die er vertheidigte, zurückgeblieben; er wurde endlich übermannt und sogleich erschos- sen. Noch in den letzten Stunden des Kampfes war ein Artillerie- regiment von La Fere mit 60 Kanonen in Paris angekommen. Die in den elysäischen Feldern patrouillirenden Kürassiere wurden durch eine Bande mit Flintenschüssen angegriffen und ein Wachtmeister getödtet; aber die von allen Seiten herbeieilenden Truppen schlossen die Bande ein, sie ward niedergeritten und alle Jndividuen derselben, 33 an der Zahl, wurden in die Seine ge- worfen. Graf Narbonne ( aus einer der angesehensten Familien der Vorstadt St. Germain ) ist, indem er Geld unter die mobile Garde vertheilte und sie zum Abfall aufforderte, ergriffen, von der mobilen Garde selbst in den Garten des Luxemburgpallastes geführt und dort nebst seinem Bedienten erschossen worden. Die Nationalgarden von Cambray erklärten in Uebereinstim- mung mit den anderen Departementen, daß sie Paris nicht eher verlassen würden, als bis Ordnung für immer hergestellt und die Nationalversammlung gereinigt sey. Jn der Conciergerie sitzt ein Jnsurgent, der sich laut rühmte, in der Vorstadt St. Jacques 22 Personen getödtet zu haben. — Bei dem getödteten Redacteur des Père Duchene und Clubpräsi- denten, Laroque, fand man ein Papier, worauf geschrieben stand: „Plünderung, wenn wir siegen; Brand, wenn wir unterliegen.“ Man hatte auch wirklich viele Häuser in der Vorstadt St. Antoine mit Terpentinessenz besprengt, um sie leichter in Brand stecken zu können. — Der „Constitutionell“ behauptet, daß auf mehreren Fahnen der Jnsurgenten die Worte standen: „Plünderung! Schändung!“ — Der Zustand des Generals Damesme ist gefährlich; die Wunde Duvivier's ist bedeutender, als man anfangs glaubte, bietet jedoch keine Gefahr. Der umgekommene General Brea wurde von einem Gefangenen, den er eben vor der Mobilgarde schützte, die ihn niederhauen wollte, von hinten mit einem Pistol erschossen. Seine Leiche sollen die Jnsurgenten schrecklich verstümmelt haben. Ge- neral Bedeau hat am Schenkel amputirt werden müssen. Ueber den ehrwürdigen Erzbischof von Paris verlau- tet bis jetzt noch nichts Bestimmtes, obgleich mehrere Blätter den Tod desselben schon gemeldet haben. Jedenfalls ist sein Zustand, da eine Operation kaum möglich ist, ein höchst bedenklicher. Belgien. Brüssel 26. Juni. Der König hat heute die außerordentliche Session der Kammer für 1848 mit folgender Thronrede eröffnet: „Meine Herren! Jch sehe Mich mit Freude wieder in der Mitte der Vertreter der Nation. Belgien ist ruhig, vertrauensvoll, stark geblieben Angesichts der Bewegungen, welche Europa so tief erschütterten. Es drängt Mich, öffentlich den gerechten Stolz und die Dankbarkeit auszudrücken, welche Mein Herz darüber empfindet. Die in politischen Zuständen verschiedener Länder vorgefallenen Umgestaltungen haben keineswegs unsere guten internationalen Beziehungen verändert. Unsere officiellen Be- ziehungen zur französischen Republik sind auf gegenseitiges Wohl- wollen begründet. Wir haben von allen Seiten Beweise der Sympathie und der Achtung empfangen. Die vergangene Session ist durch wichtige Gesetze bezeichnet. Der Kreis der politischen Rechte ist beträchtlich erweitert worden und die erste Anwendung der Wahlreform hat bewiesen, daß wir von der Weisheit der Nation nicht zu viel erwartet hatten. Die Organisation der Bürgewehr wird thätig fortgesetzt. Der vor- treffliche Geist der Bevölkerung erleichtert und sichert deren Erfolg. Die Umstände haben dem Lande außerordentliche Lasten auferlegt. Belgien hat die Nothwendigkeit derselben eingesehen und sie muthig ertragen. Durch die in der vorigen Session bewilligten financiellen Maßregeln ist unser vaterlandsliebendes Heer in einem achtungsgebietenden Zustande erhalten worden; wir haben der Arbeit Nahrung verschafft; der öffentliche Schatz hat allen seinen Verpflichtungen treu nachkommen können; die Last der schwebenden Schuld hat aufgehört, den Credit zu drücken. Die Zukunft wird die Opfer der Vergangenheit vergüten. Die für die außerordentlichen Bedürfnisse bestimmten Mittel sind nur bis zum 1. September bewilligt worden. Allein Dank der weisen Sparsamkeit, welche wir uns bei den Ausgaben zum Gesetze ge- macht haben, wird die Auferlegung neuer Lasten nicht nöthig seyn, und wenn nicht unvorhergesehene Verwickelungen es verhindern, so werden die bewilligten Credite genügen, um das Ende des Jahres zu erreichen. Alle unsere Bestrebungen, Meine Herren! müssen dahin ge- richtet seyn, Belgien in einer günstigen finanziellen Lage zu erhal- ten. Darauf sind seine Kraft und seine Sicherheit größtentheils begründet. Das gewöhnliche Ausgabenbudget wird vermindert werden. Meine Regierung ist entschlossen, allmählich erhebliche Ersparnisse zu bewerkstelligen. Es werden die Grundlagen meh- rerer Steuern verändert werden müssen. Wir werden in der Ver- theilung der Lasten auf Diejenigen, welche allein von ihrer Arbeit leben, Rücksicht nehmen. Wir werden fortfahren, mit wahrer Sorgfalt alle Maßregeln zu erforschen, welche geeignet sind, das Loos der arbeitenden Klassen zu verbessern. Wir durchschreiten einen Zeitraum voll schwerer Prüfungen für die europäische Gesellschaft. Belgien wird sich von dem wei- sen und sicheren Wege nicht ablenken lassen, welchen es eingeschla- gen hat. Es ist ihm vergönnt worden, durch eine glückliche Ver- bindung die Beständigkeit mit dem Fortschritte, die Ordnung mit der Ausübung aller Freiheiten zu paaren. Um auf diesem Wege zu beharren, um mit Erfolg seine Sendung des Friedens und der Arbeit zu vollbringen, genügt es, daß die Nation sich selbst ver- traue und einig bleibe. Und Sie, meine Herren! die Sie der ge- treue Ausdruck ihrer Gefühle und ihrer Wünsche sind, Sie, denen das Land seine theuersten Jnteressen anvertraut hat, Sie werden seiner Erwartung würdig entsprechen. Sie werden der Regierung die wohlwollende Mitwirkung gewähren, deren sie bedarf, um ihre schwierige Aufgabe zu erfüllen, und wir werden uns aber- mals durch unsere gemeinsamen Bestrebungen um das Land ver- dient machen.“ Die Worte des Königs wurden mit stürmischem Beifall aufgenommen. Nicht geringer war die Begeisterung außer- halb des Saales und bei der Heerschau, zu welcher die Bürger- wehr sich zahlreicher als je eingefunden hatte. Nachschrift. △ Köln 29. Juni. Je stiller der Geschäftsverkehr, um so mehr stellt sich die Anhäufung mehrerer Geschäfte in einer Hand, oder deren Besorgung durch Gesellschaften als der Gesammtheit nachtheilig heraus, und es dürfte der Regierungen Pflicht seyn, hierauf bald ihr Augenmerk zu richten. Gestern war eine Ver- sammlung angesagt, um gegen den Plan des „Norddeutschen Eisen- bahnverbandes “ alle Güter ohne Vermittlung von Spediteuren direct zu besorgen zu protestiren, wobei auch wieder die Differenz zwischen den Dampfschifffahrtsgesellschaften und Segelschiffern zur Sprache gebracht wurde. Die Gemüther erhitzten sich, wie Das so leicht geschieht, sehr, und es kam zu einem Straßenkrawall, wobei in der Wohnung des abgetretenen Ministers Camphausen die Fen- ster eingeworfen wurden. Die Bürgerwehr mußte die Haufen mit Gewalt auseinandertreiben, — doch war nach Mitternacht die Ruhe wieder hergestellt. Durchschnittspreise der in der Stadt Mainz vom 24. Juni bis zum 30. Juni 1848 verkauften Früchte. Säcke. Fruchtgattungen. fl. kr. — Weißmehl das Malker à 140 Pfund 8 30 — Roggenmehl ditto 5 15 508 Waizen à 200 9 38 190 Korn „ 5 19 86 Gerste „ 4 36 79 Hafer „ 6 44 — Spelz „ — — Hievon in d. Halle am Markttage v. 30. Juni 1848. 416 Waizen à 200 9 38 171 Korn „ 5 21 80 Gerste „ 4 35 79 Hafer „ 6 44 — Spelz „ — — Ausserhalb derselben: 92 Waizen à 200 9 39 19 Korn „ 5 1 6 Gerste „ 5 — — Hafer „ — — — Spelz „ — — Brodtaxe. Für 4 Pfund Schwarzbrod................... 9 kr. Preis des gemischten Brodes ( 3 Pfd. ) nach eigener Erklärung der Verkäufer....................... 13 „ Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 16. Mainz, 7. Juli 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal016_1848/4>, abgerufen am 23.11.2024.