Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Märkische Blätter. Nr. 36. Hattingen, 3. Mai 1851.

Bild:
erste Seite
Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 36.Hattingen, Sonnabend, den 3. Mai 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Johannes Gutenberg.
Der größte Feldherr aller Zeiten,
Das ist Johannes Gutenberg;
Ein Cäsar wußte gut zu streiten,
Doch gegen ihn ist er ein Zwerg.
Er hat nur wenig, wenig Krieger,
Doch trotzen sie Gefahr und Tod;
Es steh'n dem kühnen Weltbesieger
Nur fünf und zwanzig zu Gebot.
Und diese kann er drehn und wenden,
Wohin er will, wie's ihm beliebt,
Und siegreich muß die Schlacht stets enden,
Denn seine Truppen sind geübt.
Sie brauchen auch nichts, um zu leben,
Sie stammen nicht von unserm Stern;
Der Himmel hat sie ihm gegeben,
Sie dienen ihrem Meister gern
Als noch die Welt von Nacht umflossen,
Die Menschenbrust noch öde lag,
Da rang Johannes unverdrossen
Durch Nacht zum Licht bis an den Tag,
Ließ seine Truppen aufmarschiren,
Hat sie in Schlachtordnung gestellt:
Und es gelang ihm, einzuführen
Die Geistesfreiheit in die Welt.
Und mancher Goliat des Dunkels, --
Der noch nicht überwunden war --
Erblich ob seines Zorngefunkels,
Und bebte vor der kleinen Schaar.
Sie schlagen tödlich tiefe Wunden
Dem Geiste, doch dem Körper nicht,
Und nimmermehr wird der gefunden,
Der Hohn den kleinen Helden spricht.
Der große Feldherr ist gestorben,
Allein sein großer Name nicht;
Er hat sich ew'gen Ruhm erworben,
So lang sein kleines Häuflein ficht.
Doch dieses ist nicht aufzureiben,
Es stammt ja aus der Himmelshöh':
Die fünf und zwanzig werden bleiben;
Man nennt sie nur -- das A=B=C!


Politische Rundschau.
Deutschland.

Berlin, 28. April. Die Mittheilung aus Frankfurt an
die "A. A. Ztg.," Oesterreich halte den Gesammt=Eintritt fest
und gewähre Preußen die Theilung des geschäftlichen Präsi-
diums, ist sehr überraschend. Eine Nachricht der "N. Pr. Ztg."
so wie alle anderen Berliner Notizen stimmten damit nicht
überein. Sie dürfte jedoch ihre Erklärung haben. Jch hoffe
das Nähere zu erfahren.

-- Der bekannte tragische Conflict zwischen den zehn aus
Rußland auf preußisches Gebiet übergegangenen Tscherkessen und
den Militär=Behörden zu Bromberg soll nun auch bei den
Kammern zur Verhandlung kommen. Bekanntlich wurde bei
jenem Kampfe ein Vorwerk, in welches sich die Tscherkessen
geflüchtet hatten, in Brand gesteckt. Der Besitzer des letzteren
ist nun mit der Entschädigungssumme, welche ihm die Regie-
rung zu Bromberg vor einiger Zeit auf einer Höhe von
7660 Thlrn. bewilligt hat, zwar zufrieden, aber das Mi-
nisterium erklärt jene Bewilligung für eine nicht autorisirte.
Der Buchstabe des Gesetzes steht dieser Ansicht zur Seite.
[Spaltenumbruch] Das Verfahren des Rittmeisters, welches den Schaden veran-
laßt hat, wird nämlich von dem Ministerium für ungerechtfer-
tigt erklärt und der Beschädigte deswegen an diesen Offizier
mit seinem Anspruche verwiesen. Ein Gnadengeschenk aus dem
königlichen Depositions=Fonds von 2000 Thlrn. genügt dem
Beschädigten nicht, und er hat sich deshalb an die Kammern
gewendet.

Kassel, 27. April. Die Freisprechung der Herren Hen-
kel und Hornstein hat in unsern höhern und höchsten Regio-
nen die größte Wuth erregt. Man spricht sogar von einer
Minister=Krisis, die dadurch veranlaßt worden sei. Gewiß ist,
daß es sich um eine gänzliche Neubesetzung des General=Audi-
toriats handelt. Oberst=Lieutenant und Flügel=Adjutant von
Kaltenborn, vielleicht der treueste und conservativste Monarchist
in Kurhessen, aber auch ein durchaus rechtlicher und ehrenwer-
ther Mann, ist bereits von der Stelle eines Mitgliedes des
General=Auditoriats entbunden worden. Auch wird er wohl
nicht lange mehr Flügel=Adjntant bleiben.

Schleswig-Holstein.

Kiel, 25. April. Es wird Jhnen Folgendes von hier
geschrieben, daß die Civil=Behörde den Grundsatz habe, daß
vertriebene Schleswiger in Holstein von ihr nicht angestellt
werden. Nach eingegangenen Erkundigungen authentischer
Quellen kann ich Jhnen versichern, daß jene Nachricht durch-
aus unbegründet ist.

Frankreich.

Paris, 28. April. Das Fest vom 4. Mai giebt zu
einer Menge beunruhigender Gerüchte Veranlassung, die indessen
weit mehr in den aufgeregten Zeiten im Allgemeinen, als in
besonderen und bestimmten Thatsachen ihre Begründung zu
haben scheinen. Diese Gerüchte malen jedoch die Zustände
und wir geben sie deshalb als einen Beitrag zur Tagesgeschichte.
Die demokratischen Bevölkerungen der Vorstädte von Paris
werden in den Werkstätten und des Abends in den Wirths-
häusern vor den Barrieren durch die Agenten der geheimen
Gesellschaften thätig bearbeitet, um sie zu einer massenhaften
Kundgebung für die Aufrechterhaltung der Republik und zu-
nächst der Verfassung zu bewegen, die eine Wiederholung des
letzten 24. Febr. vorstellen und bei den bevorstehenden Revisions-
Debatten ein moralisches Gewicht in die Wagschale werfen
soll. Von den bekannten Ruhestörungen wird dagegen, wie
uns wenigstens berichtet wird, eifrigst abgemahnt, und wider-
sprechende Gerüchte, selbst das von der Verhaftung einiger
zwanzig Jndividuen vor den Barrieren, müssen wir daher da-
hingestellt sein lassen. Nichts desto weniger herrschen unter der
republikanischen Partei selbst Zweifel, ob der 4. Mai ganz
ruhig vorübergehen wird, ob nicht unberufene Aufwiegler von
Profession oder fasche Freunde, begünstigt vom Zufall oder
durch verrätherische Machinationen, die versammelten Massen
zu irgend einem unklugen Erceß verleiten werden. Die Be-
hörden treffen ihrerseits die nöthigen und vielleicht sogar un-
nöthige Vorsichts=Anstalten. Bedeutende Munitions=Sendun-
gen sind dieser Tage aus Vincennes eingetroffen und die in
der Umgegend von Paris garnisonirenden Truppen haben An-
weisung erhalten, sich unter der Hand für alle Fälle in Be-
reitschaft zu setzen. Gleichzeitig ist das Gerücht verbreitet, daß
[Ende Spaltensatz]

Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 36.Hattingen, Sonnabend, den 3. Mai 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Johannes Gutenberg.
Der größte Feldherr aller Zeiten,
Das ist Johannes Gutenberg;
Ein Cäsar wußte gut zu streiten,
Doch gegen ihn ist er ein Zwerg.
Er hat nur wenig, wenig Krieger,
Doch trotzen sie Gefahr und Tod;
Es steh'n dem kühnen Weltbesieger
Nur fünf und zwanzig zu Gebot.
Und diese kann er drehn und wenden,
Wohin er will, wie's ihm beliebt,
Und siegreich muß die Schlacht stets enden,
Denn seine Truppen sind geübt.
Sie brauchen auch nichts, um zu leben,
Sie stammen nicht von unserm Stern;
Der Himmel hat sie ihm gegeben,
Sie dienen ihrem Meister gern
Als noch die Welt von Nacht umflossen,
Die Menschenbrust noch öde lag,
Da rang Johannes unverdrossen
Durch Nacht zum Licht bis an den Tag,
Ließ seine Truppen aufmarschiren,
Hat sie in Schlachtordnung gestellt:
Und es gelang ihm, einzuführen
Die Geistesfreiheit in die Welt.
Und mancher Goliat des Dunkels, —
Der noch nicht überwunden war —
Erblich ob seines Zorngefunkels,
Und bebte vor der kleinen Schaar.
Sie schlagen tödlich tiefe Wunden
Dem Geiste, doch dem Körper nicht,
Und nimmermehr wird der gefunden,
Der Hohn den kleinen Helden spricht.
Der große Feldherr ist gestorben,
Allein sein großer Name nicht;
Er hat sich ew'gen Ruhm erworben,
So lang sein kleines Häuflein ficht.
Doch dieses ist nicht aufzureiben,
Es stammt ja aus der Himmelshöh':
Die fünf und zwanzig werden bleiben;
Man nennt sie nur — das A=B=C!


Politische Rundschau.
Deutschland.

Berlin, 28. April. Die Mittheilung aus Frankfurt an
die „A. A. Ztg.,“ Oesterreich halte den Gesammt=Eintritt fest
und gewähre Preußen die Theilung des geschäftlichen Präsi-
diums, ist sehr überraschend. Eine Nachricht der „N. Pr. Ztg.“
so wie alle anderen Berliner Notizen stimmten damit nicht
überein. Sie dürfte jedoch ihre Erklärung haben. Jch hoffe
das Nähere zu erfahren.

— Der bekannte tragische Conflict zwischen den zehn aus
Rußland auf preußisches Gebiet übergegangenen Tscherkessen und
den Militär=Behörden zu Bromberg soll nun auch bei den
Kammern zur Verhandlung kommen. Bekanntlich wurde bei
jenem Kampfe ein Vorwerk, in welches sich die Tscherkessen
geflüchtet hatten, in Brand gesteckt. Der Besitzer des letzteren
ist nun mit der Entschädigungssumme, welche ihm die Regie-
rung zu Bromberg vor einiger Zeit auf einer Höhe von
7660 Thlrn. bewilligt hat, zwar zufrieden, aber das Mi-
nisterium erklärt jene Bewilligung für eine nicht autorisirte.
Der Buchstabe des Gesetzes steht dieser Ansicht zur Seite.
[Spaltenumbruch] Das Verfahren des Rittmeisters, welches den Schaden veran-
laßt hat, wird nämlich von dem Ministerium für ungerechtfer-
tigt erklärt und der Beschädigte deswegen an diesen Offizier
mit seinem Anspruche verwiesen. Ein Gnadengeschenk aus dem
königlichen Depositions=Fonds von 2000 Thlrn. genügt dem
Beschädigten nicht, und er hat sich deshalb an die Kammern
gewendet.

Kassel, 27. April. Die Freisprechung der Herren Hen-
kel und Hornstein hat in unsern höhern und höchsten Regio-
nen die größte Wuth erregt. Man spricht sogar von einer
Minister=Krisis, die dadurch veranlaßt worden sei. Gewiß ist,
daß es sich um eine gänzliche Neubesetzung des General=Audi-
toriats handelt. Oberst=Lieutenant und Flügel=Adjutant von
Kaltenborn, vielleicht der treueste und conservativste Monarchist
in Kurhessen, aber auch ein durchaus rechtlicher und ehrenwer-
ther Mann, ist bereits von der Stelle eines Mitgliedes des
General=Auditoriats entbunden worden. Auch wird er wohl
nicht lange mehr Flügel=Adjntant bleiben.

Schleswig-Holstein.

Kiel, 25. April. Es wird Jhnen Folgendes von hier
geschrieben, daß die Civil=Behörde den Grundsatz habe, daß
vertriebene Schleswiger in Holstein von ihr nicht angestellt
werden. Nach eingegangenen Erkundigungen authentischer
Quellen kann ich Jhnen versichern, daß jene Nachricht durch-
aus unbegründet ist.

Frankreich.

Paris, 28. April. Das Fest vom 4. Mai giebt zu
einer Menge beunruhigender Gerüchte Veranlassung, die indessen
weit mehr in den aufgeregten Zeiten im Allgemeinen, als in
besonderen und bestimmten Thatsachen ihre Begründung zu
haben scheinen. Diese Gerüchte malen jedoch die Zustände
und wir geben sie deshalb als einen Beitrag zur Tagesgeschichte.
Die demokratischen Bevölkerungen der Vorstädte von Paris
werden in den Werkstätten und des Abends in den Wirths-
häusern vor den Barrieren durch die Agenten der geheimen
Gesellschaften thätig bearbeitet, um sie zu einer massenhaften
Kundgebung für die Aufrechterhaltung der Republik und zu-
nächst der Verfassung zu bewegen, die eine Wiederholung des
letzten 24. Febr. vorstellen und bei den bevorstehenden Revisions-
Debatten ein moralisches Gewicht in die Wagschale werfen
soll. Von den bekannten Ruhestörungen wird dagegen, wie
uns wenigstens berichtet wird, eifrigst abgemahnt, und wider-
sprechende Gerüchte, selbst das von der Verhaftung einiger
zwanzig Jndividuen vor den Barrieren, müssen wir daher da-
hingestellt sein lassen. Nichts desto weniger herrschen unter der
republikanischen Partei selbst Zweifel, ob der 4. Mai ganz
ruhig vorübergehen wird, ob nicht unberufene Aufwiegler von
Profession oder fasche Freunde, begünstigt vom Zufall oder
durch verrätherische Machinationen, die versammelten Massen
zu irgend einem unklugen Erceß verleiten werden. Die Be-
hörden treffen ihrerseits die nöthigen und vielleicht sogar un-
nöthige Vorsichts=Anstalten. Bedeutende Munitions=Sendun-
gen sind dieser Tage aus Vincennes eingetroffen und die in
der Umgegend von Paris garnisonirenden Truppen haben An-
weisung erhalten, sich unter der Hand für alle Fälle in Be-
reitschaft zu setzen. Gleichzeitig ist das Gerücht verbreitet, daß
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001"/>
      <titlePage xml:id="tb01" type="heading" next="#tb02">
        <docTitle>
          <titlePart type="main"> <hi rendition="#b #c #fr">Märkische Blätter.</hi> </titlePart><lb/>
        </docTitle>
      </titlePage><lb/>
      <div type="jExpedition">
        <p>Erscheinen <hi rendition="#g">Mittwoch</hi> und <hi rendition="#g">Sonnabend.</hi> Preis vierteljährlich 9 Sgr. <hi rendition="#g">Anzeigen</hi> per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.</p>
      </div>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <titlePage xml:id="tb02" prev="#tb01" type="heading">
        <docImprint> <hi rendition="#b"><hi rendition="#sup">ro</hi> 36.</hi> <pubPlace> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Hattingen,</hi> </hi> </pubPlace>
          <docDate> Sonnabend, den 3. Mai <hi rendition="#b #fr #right">1851.</hi></docDate>
        </docImprint>
      </titlePage><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </front>
    <body>
      <cb type="start"/>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <head>Johannes Gutenberg.</head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>er größte Feldherr aller Zeiten,</l><lb/>
            <l>Das ist <hi rendition="#g">Johannes Gutenberg;</hi></l><lb/>
            <l>Ein Cäsar wußte gut zu streiten,</l><lb/>
            <l>Doch gegen <hi rendition="#g">ihn</hi> ist er ein Zwerg.</l><lb/>
            <l>Er hat nur wenig, wenig Krieger,</l><lb/>
            <l>Doch trotzen sie Gefahr und Tod;</l><lb/>
            <l>Es steh'n dem kühnen Weltbesieger</l><lb/>
            <l>Nur <hi rendition="#g">fünf und zwanzig</hi> zu Gebot.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Und diese kann er drehn und wenden,</l><lb/>
            <l>Wohin er will, wie's ihm beliebt,</l><lb/>
            <l>Und siegreich muß die Schlacht stets enden,</l><lb/>
            <l>Denn seine Truppen sind geübt.</l><lb/>
            <l>Sie brauchen auch nichts, um zu leben,</l><lb/>
            <l>Sie stammen nicht von unserm Stern;</l><lb/>
            <l>Der Himmel hat sie ihm gegeben,</l><lb/>
            <l>Sie dienen ihrem Meister gern</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Als noch die Welt von Nacht umflossen,</l><lb/>
            <l>Die Menschenbrust noch öde lag,</l><lb/>
            <l>Da rang <hi rendition="#g">Johannes</hi> unverdrossen</l><lb/>
            <l>Durch Nacht zum Licht bis an den Tag,</l><lb/>
            <l>Ließ seine Truppen aufmarschiren,</l><lb/>
            <l>Hat sie in Schlachtordnung gestellt:</l><lb/>
            <l>Und es gelang ihm, einzuführen</l><lb/>
            <l>Die Geistesfreiheit in die Welt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Und mancher Goliat des Dunkels, &#x2014;</l><lb/>
            <l>Der noch nicht überwunden war &#x2014;</l><lb/>
            <l>Erblich ob seines Zorngefunkels,</l><lb/>
            <l>Und bebte vor der kleinen Schaar.</l><lb/>
            <l>Sie schlagen tödlich tiefe Wunden</l><lb/>
            <l>Dem Geiste, doch dem Körper nicht,</l><lb/>
            <l>Und nimmermehr wird der gefunden,</l><lb/>
            <l>Der Hohn den kleinen Helden spricht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Der große Feldherr ist gestorben,</l><lb/>
            <l>Allein sein großer Name nicht;</l><lb/>
            <l>Er hat sich ew'gen Ruhm erworben,</l><lb/>
            <l>So lang sein kleines Häuflein ficht.</l><lb/>
            <l>Doch dieses ist nicht aufzureiben,</l><lb/>
            <l>Es stammt ja aus der Himmelshöh':</l><lb/>
            <l>Die <hi rendition="#g">fünf und zwanzig</hi> werden bleiben;</l><lb/>
            <l>Man nennt sie nur &#x2014; das A=B=C!</l>
          </lg>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Politische Rundschau.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head>Deutschland.</head><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <p>Berlin, 28. April. Die Mittheilung aus Frankfurt an<lb/>
die &#x201E;A. A. Ztg.,&#x201C; Oesterreich halte den Gesammt=Eintritt fest<lb/>
und gewähre Preußen die Theilung des geschäftlichen Präsi-<lb/>
diums, ist sehr überraschend. Eine Nachricht der &#x201E;N. Pr. Ztg.&#x201C;<lb/>
so wie alle anderen Berliner Notizen stimmten damit nicht<lb/>
überein. Sie dürfte jedoch ihre Erklärung haben. Jch hoffe<lb/>
das Nähere zu erfahren.</p><lb/>
            <p>&#x2014; Der bekannte tragische Conflict zwischen den zehn aus<lb/>
Rußland auf preußisches Gebiet übergegangenen Tscherkessen und<lb/>
den Militär=Behörden zu Bromberg soll nun auch bei den<lb/>
Kammern zur Verhandlung kommen. Bekanntlich wurde bei<lb/>
jenem Kampfe ein Vorwerk, in welches sich die Tscherkessen<lb/>
geflüchtet hatten, in Brand gesteckt. Der Besitzer des letzteren<lb/>
ist nun mit der Entschädigungssumme, welche ihm die Regie-<lb/>
rung zu Bromberg vor einiger Zeit auf einer Höhe von<lb/>
7660 Thlrn. bewilligt hat, zwar zufrieden, aber das Mi-<lb/>
nisterium erklärt jene Bewilligung für eine nicht autorisirte.<lb/>
Der Buchstabe des Gesetzes steht dieser Ansicht zur Seite.<lb/><cb n="2"/>
Das Verfahren des Rittmeisters, welches den Schaden veran-<lb/>
laßt hat, wird nämlich von dem Ministerium für ungerechtfer-<lb/>
tigt erklärt und der Beschädigte deswegen an diesen Offizier<lb/>
mit seinem Anspruche verwiesen. Ein Gnadengeschenk aus dem<lb/>
königlichen Depositions=Fonds von 2000 Thlrn. genügt dem<lb/>
Beschädigten nicht, und er hat sich deshalb an die Kammern<lb/>
gewendet.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <p>Kassel, 27. April. Die Freisprechung der Herren Hen-<lb/>
kel und Hornstein hat in unsern höhern und höchsten Regio-<lb/>
nen die größte Wuth erregt. Man spricht sogar von einer<lb/>
Minister=Krisis, die dadurch veranlaßt worden sei. Gewiß ist,<lb/>
daß es sich um eine gänzliche Neubesetzung des General=Audi-<lb/>
toriats handelt. Oberst=Lieutenant und Flügel=Adjutant von<lb/>
Kaltenborn, vielleicht der treueste und conservativste Monarchist<lb/>
in Kurhessen, aber auch ein durchaus rechtlicher und ehrenwer-<lb/>
ther Mann, ist bereits von der Stelle eines Mitgliedes des<lb/>
General=Auditoriats entbunden worden. Auch wird er wohl<lb/>
nicht lange mehr Flügel=Adjntant bleiben.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Schleswig-Holstein.</head><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <p>Kiel, 25. April. Es wird Jhnen Folgendes von hier<lb/>
geschrieben, daß die Civil=Behörde den Grundsatz habe, daß<lb/>
vertriebene Schleswiger in Holstein von ihr nicht angestellt<lb/>
werden. Nach eingegangenen Erkundigungen authentischer<lb/>
Quellen kann ich Jhnen versichern, daß jene Nachricht durch-<lb/>
aus unbegründet ist.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Frankreich.</head><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <p>Paris, 28. April. Das Fest vom 4. Mai giebt zu<lb/>
einer Menge beunruhigender Gerüchte Veranlassung, die indessen<lb/>
weit mehr in den aufgeregten Zeiten im Allgemeinen, als in<lb/>
besonderen und bestimmten Thatsachen ihre Begründung zu<lb/>
haben scheinen. Diese Gerüchte malen jedoch die Zustände<lb/>
und wir geben sie deshalb als einen Beitrag zur Tagesgeschichte.<lb/>
Die demokratischen Bevölkerungen der Vorstädte von Paris<lb/>
werden in den Werkstätten und des Abends in den Wirths-<lb/>
häusern vor den Barrieren durch die Agenten der geheimen<lb/>
Gesellschaften thätig bearbeitet, um sie zu einer massenhaften<lb/>
Kundgebung für die Aufrechterhaltung der Republik und zu-<lb/>
nächst der Verfassung zu bewegen, die eine Wiederholung des<lb/>
letzten 24. Febr. vorstellen und bei den bevorstehenden Revisions-<lb/>
Debatten ein moralisches Gewicht in die Wagschale werfen<lb/>
soll. Von den bekannten Ruhestörungen wird dagegen, wie<lb/>
uns wenigstens berichtet wird, eifrigst abgemahnt, und wider-<lb/>
sprechende Gerüchte, selbst das von der Verhaftung einiger<lb/>
zwanzig Jndividuen vor den Barrieren, müssen wir daher da-<lb/>
hingestellt sein lassen. Nichts desto weniger herrschen unter der<lb/>
republikanischen Partei selbst Zweifel, ob der 4. Mai ganz<lb/>
ruhig vorübergehen wird, ob nicht unberufene Aufwiegler von<lb/>
Profession oder fasche Freunde, begünstigt vom Zufall oder<lb/>
durch verrätherische Machinationen, die versammelten Massen<lb/>
zu irgend einem unklugen Erceß verleiten werden. Die Be-<lb/>
hörden treffen ihrerseits die nöthigen und vielleicht sogar un-<lb/>
nöthige Vorsichts=Anstalten. Bedeutende Munitions=Sendun-<lb/>
gen sind dieser Tage aus Vincennes eingetroffen und die in<lb/>
der Umgegend von Paris garnisonirenden Truppen haben An-<lb/>
weisung erhalten, sich unter der Hand für alle Fälle in Be-<lb/>
reitschaft zu setzen. Gleichzeitig ist das Gerücht verbreitet, daß<lb/><cb type="end"/>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0001] Märkische Blätter. Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten. ro 36.Hattingen, Sonnabend, den 3. Mai 1851. Johannes Gutenberg. Der größte Feldherr aller Zeiten, Das ist Johannes Gutenberg; Ein Cäsar wußte gut zu streiten, Doch gegen ihn ist er ein Zwerg. Er hat nur wenig, wenig Krieger, Doch trotzen sie Gefahr und Tod; Es steh'n dem kühnen Weltbesieger Nur fünf und zwanzig zu Gebot. Und diese kann er drehn und wenden, Wohin er will, wie's ihm beliebt, Und siegreich muß die Schlacht stets enden, Denn seine Truppen sind geübt. Sie brauchen auch nichts, um zu leben, Sie stammen nicht von unserm Stern; Der Himmel hat sie ihm gegeben, Sie dienen ihrem Meister gern Als noch die Welt von Nacht umflossen, Die Menschenbrust noch öde lag, Da rang Johannes unverdrossen Durch Nacht zum Licht bis an den Tag, Ließ seine Truppen aufmarschiren, Hat sie in Schlachtordnung gestellt: Und es gelang ihm, einzuführen Die Geistesfreiheit in die Welt. Und mancher Goliat des Dunkels, — Der noch nicht überwunden war — Erblich ob seines Zorngefunkels, Und bebte vor der kleinen Schaar. Sie schlagen tödlich tiefe Wunden Dem Geiste, doch dem Körper nicht, Und nimmermehr wird der gefunden, Der Hohn den kleinen Helden spricht. Der große Feldherr ist gestorben, Allein sein großer Name nicht; Er hat sich ew'gen Ruhm erworben, So lang sein kleines Häuflein ficht. Doch dieses ist nicht aufzureiben, Es stammt ja aus der Himmelshöh': Die fünf und zwanzig werden bleiben; Man nennt sie nur — das A=B=C! Politische Rundschau. Deutschland. Berlin, 28. April. Die Mittheilung aus Frankfurt an die „A. A. Ztg.,“ Oesterreich halte den Gesammt=Eintritt fest und gewähre Preußen die Theilung des geschäftlichen Präsi- diums, ist sehr überraschend. Eine Nachricht der „N. Pr. Ztg.“ so wie alle anderen Berliner Notizen stimmten damit nicht überein. Sie dürfte jedoch ihre Erklärung haben. Jch hoffe das Nähere zu erfahren. — Der bekannte tragische Conflict zwischen den zehn aus Rußland auf preußisches Gebiet übergegangenen Tscherkessen und den Militär=Behörden zu Bromberg soll nun auch bei den Kammern zur Verhandlung kommen. Bekanntlich wurde bei jenem Kampfe ein Vorwerk, in welches sich die Tscherkessen geflüchtet hatten, in Brand gesteckt. Der Besitzer des letzteren ist nun mit der Entschädigungssumme, welche ihm die Regie- rung zu Bromberg vor einiger Zeit auf einer Höhe von 7660 Thlrn. bewilligt hat, zwar zufrieden, aber das Mi- nisterium erklärt jene Bewilligung für eine nicht autorisirte. Der Buchstabe des Gesetzes steht dieser Ansicht zur Seite. Das Verfahren des Rittmeisters, welches den Schaden veran- laßt hat, wird nämlich von dem Ministerium für ungerechtfer- tigt erklärt und der Beschädigte deswegen an diesen Offizier mit seinem Anspruche verwiesen. Ein Gnadengeschenk aus dem königlichen Depositions=Fonds von 2000 Thlrn. genügt dem Beschädigten nicht, und er hat sich deshalb an die Kammern gewendet. Kassel, 27. April. Die Freisprechung der Herren Hen- kel und Hornstein hat in unsern höhern und höchsten Regio- nen die größte Wuth erregt. Man spricht sogar von einer Minister=Krisis, die dadurch veranlaßt worden sei. Gewiß ist, daß es sich um eine gänzliche Neubesetzung des General=Audi- toriats handelt. Oberst=Lieutenant und Flügel=Adjutant von Kaltenborn, vielleicht der treueste und conservativste Monarchist in Kurhessen, aber auch ein durchaus rechtlicher und ehrenwer- ther Mann, ist bereits von der Stelle eines Mitgliedes des General=Auditoriats entbunden worden. Auch wird er wohl nicht lange mehr Flügel=Adjntant bleiben. Schleswig-Holstein. Kiel, 25. April. Es wird Jhnen Folgendes von hier geschrieben, daß die Civil=Behörde den Grundsatz habe, daß vertriebene Schleswiger in Holstein von ihr nicht angestellt werden. Nach eingegangenen Erkundigungen authentischer Quellen kann ich Jhnen versichern, daß jene Nachricht durch- aus unbegründet ist. Frankreich. Paris, 28. April. Das Fest vom 4. Mai giebt zu einer Menge beunruhigender Gerüchte Veranlassung, die indessen weit mehr in den aufgeregten Zeiten im Allgemeinen, als in besonderen und bestimmten Thatsachen ihre Begründung zu haben scheinen. Diese Gerüchte malen jedoch die Zustände und wir geben sie deshalb als einen Beitrag zur Tagesgeschichte. Die demokratischen Bevölkerungen der Vorstädte von Paris werden in den Werkstätten und des Abends in den Wirths- häusern vor den Barrieren durch die Agenten der geheimen Gesellschaften thätig bearbeitet, um sie zu einer massenhaften Kundgebung für die Aufrechterhaltung der Republik und zu- nächst der Verfassung zu bewegen, die eine Wiederholung des letzten 24. Febr. vorstellen und bei den bevorstehenden Revisions- Debatten ein moralisches Gewicht in die Wagschale werfen soll. Von den bekannten Ruhestörungen wird dagegen, wie uns wenigstens berichtet wird, eifrigst abgemahnt, und wider- sprechende Gerüchte, selbst das von der Verhaftung einiger zwanzig Jndividuen vor den Barrieren, müssen wir daher da- hingestellt sein lassen. Nichts desto weniger herrschen unter der republikanischen Partei selbst Zweifel, ob der 4. Mai ganz ruhig vorübergehen wird, ob nicht unberufene Aufwiegler von Profession oder fasche Freunde, begünstigt vom Zufall oder durch verrätherische Machinationen, die versammelten Massen zu irgend einem unklugen Erceß verleiten werden. Die Be- hörden treffen ihrerseits die nöthigen und vielleicht sogar un- nöthige Vorsichts=Anstalten. Bedeutende Munitions=Sendun- gen sind dieser Tage aus Vincennes eingetroffen und die in der Umgegend von Paris garnisonirenden Truppen haben An- weisung erhalten, sich unter der Hand für alle Fälle in Be- reitschaft zu setzen. Gleichzeitig ist das Gerücht verbreitet, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz, Benjamin Fiechter: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische036_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische036_1851/1
Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 36. Hattingen, 3. Mai 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische036_1851/1>, abgerufen am 21.11.2024.