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Märkische Blätter. Nr. 15. Hattingen, 19. Februar 1851.

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Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 15.Hattingen, Mittwoch, den 19. Februar 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Lübeck, 11. Febr. Endlich haben sich die Dänen bequemt,
die schleswig=holsteinischen Kriegsgefangenen auszuliefern. Heute
Morgens nach 9 Uhr liefen 2 dänische Dampfschiffe in Tra-
vemünde ein, die zusammen 1000 Kriegsgefangene an Bord
hatten. -- Ueber unsere österr. Gäste können wir nicht klagen,
eines nur will unserem Volke nicht behagen, nämlich die vie-
len und harten Prügelstrafen, die jetzt bereits fast täglich vor-
kommen. Man versichert uns nun zwar, daß bloß wegen Die-
bereien auf Stockprügel erkannt werde, allein es will uns bis-
weilen doch scheinen, als wendete man sie auch bei ganz ein-
fachen Disciplinar=Vergehen an. Genug es wird tüchtig ge-
prügelt.

Schleswig=Holstein.

Rendsburg, 13. Febr. Eine Probe, wie die Dänen
es treiben werden, wenn sie einmal wieder zum Regiment hier
in Rendsburg kommen, haben wir gestern erlebt. Jch schrieb
Jhnen vor einigen Tagen, daß die dänischen Offiziere Visiten
bei den österr. Offizieren gemacht haben und daß diese erwi-
dert wurden. Gestern hatten nun einige österr. Offiziere die
dänischen Offiziere nach Müllers Hotel eingeladen. Auf der
Diele in der Einfahrt steht ein hamburgischer Reisender, seine
Cigarre rauchend. Ein dänischer Offizier redete ihn an: "Sind
Sie auch wohl einer von den schleswig=holsteinischen Wühlern?"
Der Betreffende erwiderte, daß er ihm nächstens die Antwort
auf diese Frage geben werde. "Sie scheinen nicht zu wissen,
daß man nicht rauchen darf, wenn man mit einem dänischen
Offizier spricht!" entgegnet der Däne und mit diesen Worten
zugleich erhält jener einen Schlag, der die Cigarre fortschleu-
dert. Das Dazwischentreten der österr. Offiziere, die diesem
Skandal beiwohnte, verhinderten den Beleidigten, sich auf der
Stelle Genugthuung zu verschaffen. Haben Sie einen Begriff
von solchem Betragen! Hoffentlich wird der General Signo-
rini Leuten, die Polizeiskandal veranlassen, fernerhin den Zutritt
in die Stadt verwehren. ( Ruhr=Z. )

Jtalien.

Aus der italiänischen Schweiz, 8. Febr. Bekannt
ist, daß sich ein starkes österr. Armeecorps an der Grenze Pie-
monts zusammenzieht. Nach sehr zuverlässigen Nachrichten aus
Mailand ist dasselbe in folgender Weise vertheilt: 40,000 Mann
mit 60 Kanonen stehen zu Pavia, 15,000 Mann mit 30 K.
lagern zu Magenta, 40,000 M. mit 80 Geschützen stehen zu
Mailand und in der Umgegend; bei Como stehen 10,000 M.
mit angemessenem Geschütz. ( Köln. Z. )

Rom, 3. Febr. Gesiern ward von der Polizei ein gewis-
ser Sartori, Bruder eines geachteten Geistlichen verhaftet. --
Man hat in seiner Wohnung eine Menge mit Ziffern geschrie-
bener Papiere in Beschlag genommen, unter welchen man die
Namensverzeichnisse einer geheimen Gesellschaft, deren Geschäfts-
führer er zu sein scheint, vermuthet. Nur ein Verzeichniß, die
Namen der von der Gesellschaft dem Meucheltod geweihten
Opfer enthaltend, deren Anzahl sich auf einige Hunderte be-
laufen soll, will man in lesbarer Schrift vorgefunden haben.
Wie diesem Letztern auch immer sein möge, so viel ist wenig-
stens gewiß, daß der Verhaftete, obgleich es Feststag war, ge-
stern einem Verhör unterworfen wurde, das mehre Stunden
dauerte. Das Gestrüpp der geheimen Gesellschaften wuchert
[Spaltenumbruch] noch immer üppig, aller polizeilichen Wachsamkeit ungeachtet,
hier fort, und wartet gewiß nur den geeigneten Zeitpunkt ab,
ein offenes Wagstück zu unternehmen. Jn vergangener Nacht
haben wieder mehre Verhaftungen stattgefunden, die vielleicht
mit der des Satori in Verbindung stehen dürften. ( Allg. Z. )

Telegraphische Depeschen.

Altona, 15. Febr. Jm Rendsburger Kronenwerk sind
dänische Canal=Zollbeamte installirt. ( W. Z. )



Unterhaltendes.
Californisches Glück.
( Schluß. )

Vor kurzem saß der Baron -- es war in den Frühstunden
des Tages -- ganz allein in seinem Zimmer frühstücken. Mit
der einen Hand hielt er die Gabel, mit der andern seine Zei-
tung; da ward ihm ein Besuch angekündigt. Der Name des
Besuchenden war ihm zwar unbekannt, allein er gab doch Be-
fehl, ihn hereinzuführen. Ein elegant gekleideter Herr tritt ein
und der Baron, als er ihn erblickt, stößt einen Ruf der Ver-
wunderung aus.

"Herr Baron!" -- sagte der Eintretende -- "ich komme
wegen Jhres zum Verkauf gestellten Hotels; ich möchte es
kaufen."

Diese Worte[unleserliches Material] hielten auf den Lippen des Herrn v. Saint=G.
die etwas mehr als gezwungene Anrede zurück, mit der er die
Person, die er zu erkennen glaubte, eben begrüßen wollte. Er
stand nämlich im Begriff zu ihm zu sagen: "Du bists infamer
Schlingel?" So aber konnte er doch unmögiich einen Menschen
begrüßen und anreden, der vor ihn hintritt und ein Hotel von
600,000 Fr. zu kaufen Lust zeigt. Der Baron glaubte, er
irre sich in der Person; eine zufällige Aehnlichkeit des vor ihm
Stehenden veranlaßte ihn zu einer Verwechfelung desselben mit
einem wohlbekannten Jndividuum. Er hatte nämlich einst ein
liederliches Subject zum Kammerdiener gehabt, den er vor etwa
drei Jahren zum Henker jagte. Bei Gelegenheit einer Rech-
nungsregnlirung erlaubte sich jener Kammerdiener einige Unge-
zogenheiten, und da Herr von Saint=G. nicht viel vertragen
kann und die nöthige Erwiderung stets schnell bei der Hand
hat, so darf man sich nich wundern, wenn er den unverschäm-
ten Kammerdiener beim Kragen faßte und mit einigen von hin-
ten applicirten Fußtritten zum Hause hinaus warf. Für den
auf diese Weise verabschiedeten Kammerdiener also hatte er den
Hotelkäufer im ersten Augenblicke gehalten, und in der That
war die Aehnlichkeit mit ihm so groß, daß er sich nicht ent-
halten konnte, dem sie Veranlassenden seine staunende Verwun-
derung darüber zu erkennen geben.

"Herr Baron!" entgegnete der Fremde in sehr artiger Weise
"es ist mir außerordentlich schmeichelhaft zu bemerken, daß meine
Person Jhrem Gedächtniß nicht ganz entfallen ist."

"Was, Sie wären --?"

Michel, Jhr vormaliger Kammerdiener; Michel etwas ver-
ändert zwar, obgleich nicht eben dem Aeußern seiner Person
nach, aber doch, was seine Haltung, seine sociale Stellung und
Alles, was daraus folgt, anbetrifft,"

[Ende Spaltensatz]
Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 15.Hattingen, Mittwoch, den 19. Februar 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Lübeck, 11. Febr. Endlich haben sich die Dänen bequemt,
die schleswig=holsteinischen Kriegsgefangenen auszuliefern. Heute
Morgens nach 9 Uhr liefen 2 dänische Dampfschiffe in Tra-
vemünde ein, die zusammen 1000 Kriegsgefangene an Bord
hatten. — Ueber unsere österr. Gäste können wir nicht klagen,
eines nur will unserem Volke nicht behagen, nämlich die vie-
len und harten Prügelstrafen, die jetzt bereits fast täglich vor-
kommen. Man versichert uns nun zwar, daß bloß wegen Die-
bereien auf Stockprügel erkannt werde, allein es will uns bis-
weilen doch scheinen, als wendete man sie auch bei ganz ein-
fachen Disciplinar=Vergehen an. Genug es wird tüchtig ge-
prügelt.

Schleswig=Holstein.

Rendsburg, 13. Febr. Eine Probe, wie die Dänen
es treiben werden, wenn sie einmal wieder zum Regiment hier
in Rendsburg kommen, haben wir gestern erlebt. Jch schrieb
Jhnen vor einigen Tagen, daß die dänischen Offiziere Visiten
bei den österr. Offizieren gemacht haben und daß diese erwi-
dert wurden. Gestern hatten nun einige österr. Offiziere die
dänischen Offiziere nach Müllers Hotel eingeladen. Auf der
Diele in der Einfahrt steht ein hamburgischer Reisender, seine
Cigarre rauchend. Ein dänischer Offizier redete ihn an: „Sind
Sie auch wohl einer von den schleswig=holsteinischen Wühlern?“
Der Betreffende erwiderte, daß er ihm nächstens die Antwort
auf diese Frage geben werde. „Sie scheinen nicht zu wissen,
daß man nicht rauchen darf, wenn man mit einem dänischen
Offizier spricht!“ entgegnet der Däne und mit diesen Worten
zugleich erhält jener einen Schlag, der die Cigarre fortschleu-
dert. Das Dazwischentreten der österr. Offiziere, die diesem
Skandal beiwohnte, verhinderten den Beleidigten, sich auf der
Stelle Genugthuung zu verschaffen. Haben Sie einen Begriff
von solchem Betragen! Hoffentlich wird der General Signo-
rini Leuten, die Polizeiskandal veranlassen, fernerhin den Zutritt
in die Stadt verwehren. ( Ruhr=Z. )

Jtalien.

Aus der italiänischen Schweiz, 8. Febr. Bekannt
ist, daß sich ein starkes österr. Armeecorps an der Grenze Pie-
monts zusammenzieht. Nach sehr zuverlässigen Nachrichten aus
Mailand ist dasselbe in folgender Weise vertheilt: 40,000 Mann
mit 60 Kanonen stehen zu Pavia, 15,000 Mann mit 30 K.
lagern zu Magenta, 40,000 M. mit 80 Geschützen stehen zu
Mailand und in der Umgegend; bei Como stehen 10,000 M.
mit angemessenem Geschütz. ( Köln. Z. )

Rom, 3. Febr. Gesiern ward von der Polizei ein gewis-
ser Sartori, Bruder eines geachteten Geistlichen verhaftet. —
Man hat in seiner Wohnung eine Menge mit Ziffern geschrie-
bener Papiere in Beschlag genommen, unter welchen man die
Namensverzeichnisse einer geheimen Gesellschaft, deren Geschäfts-
führer er zu sein scheint, vermuthet. Nur ein Verzeichniß, die
Namen der von der Gesellschaft dem Meucheltod geweihten
Opfer enthaltend, deren Anzahl sich auf einige Hunderte be-
laufen soll, will man in lesbarer Schrift vorgefunden haben.
Wie diesem Letztern auch immer sein möge, so viel ist wenig-
stens gewiß, daß der Verhaftete, obgleich es Feststag war, ge-
stern einem Verhör unterworfen wurde, das mehre Stunden
dauerte. Das Gestrüpp der geheimen Gesellschaften wuchert
[Spaltenumbruch] noch immer üppig, aller polizeilichen Wachsamkeit ungeachtet,
hier fort, und wartet gewiß nur den geeigneten Zeitpunkt ab,
ein offenes Wagstück zu unternehmen. Jn vergangener Nacht
haben wieder mehre Verhaftungen stattgefunden, die vielleicht
mit der des Satori in Verbindung stehen dürften. ( Allg. Z. )

Telegraphische Depeschen.

Altona, 15. Febr. Jm Rendsburger Kronenwerk sind
dänische Canal=Zollbeamte installirt. ( W. Z. )



Unterhaltendes.
Californisches Glück.
( Schluß. )

Vor kurzem saß der Baron — es war in den Frühstunden
des Tages — ganz allein in seinem Zimmer frühstücken. Mit
der einen Hand hielt er die Gabel, mit der andern seine Zei-
tung; da ward ihm ein Besuch angekündigt. Der Name des
Besuchenden war ihm zwar unbekannt, allein er gab doch Be-
fehl, ihn hereinzuführen. Ein elegant gekleideter Herr tritt ein
und der Baron, als er ihn erblickt, stößt einen Ruf der Ver-
wunderung aus.

„Herr Baron!“ — sagte der Eintretende — „ich komme
wegen Jhres zum Verkauf gestellten Hotels; ich möchte es
kaufen.“

Diese Worte[unleserliches Material] hielten auf den Lippen des Herrn v. Saint=G.
die etwas mehr als gezwungene Anrede zurück, mit der er die
Person, die er zu erkennen glaubte, eben begrüßen wollte. Er
stand nämlich im Begriff zu ihm zu sagen: „Du bists infamer
Schlingel?“ So aber konnte er doch unmögiich einen Menschen
begrüßen und anreden, der vor ihn hintritt und ein Hotel von
600,000 Fr. zu kaufen Lust zeigt. Der Baron glaubte, er
irre sich in der Person; eine zufällige Aehnlichkeit des vor ihm
Stehenden veranlaßte ihn zu einer Verwechfelung desselben mit
einem wohlbekannten Jndividuum. Er hatte nämlich einst ein
liederliches Subject zum Kammerdiener gehabt, den er vor etwa
drei Jahren zum Henker jagte. Bei Gelegenheit einer Rech-
nungsregnlirung erlaubte sich jener Kammerdiener einige Unge-
zogenheiten, und da Herr von Saint=G. nicht viel vertragen
kann und die nöthige Erwiderung stets schnell bei der Hand
hat, so darf man sich nich wundern, wenn er den unverschäm-
ten Kammerdiener beim Kragen faßte und mit einigen von hin-
ten applicirten Fußtritten zum Hause hinaus warf. Für den
auf diese Weise verabschiedeten Kammerdiener also hatte er den
Hotelkäufer im ersten Augenblicke gehalten, und in der That
war die Aehnlichkeit mit ihm so groß, daß er sich nicht ent-
halten konnte, dem sie Veranlassenden seine staunende Verwun-
derung darüber zu erkennen geben.

„Herr Baron!“ entgegnete der Fremde in sehr artiger Weise
„es ist mir außerordentlich schmeichelhaft zu bemerken, daß meine
Person Jhrem Gedächtniß nicht ganz entfallen ist.“

„Was, Sie wären —?“

Michel, Jhr vormaliger Kammerdiener; Michel etwas ver-
ändert zwar, obgleich nicht eben dem Aeußern seiner Person
nach, aber doch, was seine Haltung, seine sociale Stellung und
Alles, was daraus folgt, anbetrifft,“

[Ende Spaltensatz]
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Eine Probe, wie die Dänen es treiben werden, wenn sie einmal wieder zum Regiment hier in Rendsburg kommen, haben wir gestern erlebt. Jch schrieb Jhnen vor einigen Tagen, daß die dänischen Offiziere Visiten bei den österr. Offizieren gemacht haben und daß diese erwi- dert wurden. Gestern hatten nun einige österr. Offiziere die dänischen Offiziere nach Müllers Hotel eingeladen. Auf der Diele in der Einfahrt steht ein hamburgischer Reisender, seine Cigarre rauchend. Ein dänischer Offizier redete ihn an: „Sind Sie auch wohl einer von den schleswig=holsteinischen Wühlern?“ Der Betreffende erwiderte, daß er ihm nächstens die Antwort auf diese Frage geben werde. „Sie scheinen nicht zu wissen, daß man nicht rauchen darf, wenn man mit einem dänischen Offizier spricht!“ entgegnet der Däne und mit diesen Worten zugleich erhält jener einen Schlag, der die Cigarre fortschleu- dert. Das Dazwischentreten der österr. Offiziere, die diesem Skandal beiwohnte, verhinderten den Beleidigten, sich auf der Stelle Genugthuung zu verschaffen. Haben Sie einen Begriff von solchem Betragen! Hoffentlich wird der General Signo- rini Leuten, die Polizeiskandal veranlassen, fernerhin den Zutritt in die Stadt verwehren. ( Ruhr=Z. ) Jtalien. Aus der italiänischen Schweiz, 8. Febr. Bekannt ist, daß sich ein starkes österr. Armeecorps an der Grenze Pie- monts zusammenzieht. Nach sehr zuverlässigen Nachrichten aus Mailand ist dasselbe in folgender Weise vertheilt: 40,000 Mann mit 60 Kanonen stehen zu Pavia, 15,000 Mann mit 30 K. lagern zu Magenta, 40,000 M. mit 80 Geschützen stehen zu Mailand und in der Umgegend; bei Como stehen 10,000 M. mit angemessenem Geschütz. ( Köln. Z. ) Rom, 3. Febr. Gesiern ward von der Polizei ein gewis- ser Sartori, Bruder eines geachteten Geistlichen verhaftet. — Man hat in seiner Wohnung eine Menge mit Ziffern geschrie- bener Papiere in Beschlag genommen, unter welchen man die Namensverzeichnisse einer geheimen Gesellschaft, deren Geschäfts- führer er zu sein scheint, vermuthet. Nur ein Verzeichniß, die Namen der von der Gesellschaft dem Meucheltod geweihten Opfer enthaltend, deren Anzahl sich auf einige Hunderte be- laufen soll, will man in lesbarer Schrift vorgefunden haben. Wie diesem Letztern auch immer sein möge, so viel ist wenig- stens gewiß, daß der Verhaftete, obgleich es Feststag war, ge- stern einem Verhör unterworfen wurde, das mehre Stunden dauerte. Das Gestrüpp der geheimen Gesellschaften wuchert noch immer üppig, aller polizeilichen Wachsamkeit ungeachtet, hier fort, und wartet gewiß nur den geeigneten Zeitpunkt ab, ein offenes Wagstück zu unternehmen. Jn vergangener Nacht haben wieder mehre Verhaftungen stattgefunden, die vielleicht mit der des Satori in Verbindung stehen dürften. ( Allg. Z. ) Telegraphische Depeschen. Altona, 15. Febr. Jm Rendsburger Kronenwerk sind dänische Canal=Zollbeamte installirt. ( W. Z. ) Unterhaltendes. Californisches Glück. ( Schluß. ) Vor kurzem saß der Baron — es war in den Frühstunden des Tages — ganz allein in seinem Zimmer frühstücken. Mit der einen Hand hielt er die Gabel, mit der andern seine Zei- tung; da ward ihm ein Besuch angekündigt. Der Name des Besuchenden war ihm zwar unbekannt, allein er gab doch Be- fehl, ihn hereinzuführen. Ein elegant gekleideter Herr tritt ein und der Baron, als er ihn erblickt, stößt einen Ruf der Ver- wunderung aus. „Herr Baron!“ — sagte der Eintretende — „ich komme wegen Jhres zum Verkauf gestellten Hotels; ich möchte es kaufen.“ Diese Worte_ hielten auf den Lippen des Herrn v. Saint=G. die etwas mehr als gezwungene Anrede zurück, mit der er die Person, die er zu erkennen glaubte, eben begrüßen wollte. Er stand nämlich im Begriff zu ihm zu sagen: „Du bists infamer Schlingel?“ So aber konnte er doch unmögiich einen Menschen begrüßen und anreden, der vor ihn hintritt und ein Hotel von 600,000 Fr. zu kaufen Lust zeigt. Der Baron glaubte, er irre sich in der Person; eine zufällige Aehnlichkeit des vor ihm Stehenden veranlaßte ihn zu einer Verwechfelung desselben mit einem wohlbekannten Jndividuum. Er hatte nämlich einst ein liederliches Subject zum Kammerdiener gehabt, den er vor etwa drei Jahren zum Henker jagte. Bei Gelegenheit einer Rech- nungsregnlirung erlaubte sich jener Kammerdiener einige Unge- zogenheiten, und da Herr von Saint=G. nicht viel vertragen kann und die nöthige Erwiderung stets schnell bei der Hand hat, so darf man sich nich wundern, wenn er den unverschäm- ten Kammerdiener beim Kragen faßte und mit einigen von hin- ten applicirten Fußtritten zum Hause hinaus warf. Für den auf diese Weise verabschiedeten Kammerdiener also hatte er den Hotelkäufer im ersten Augenblicke gehalten, und in der That war die Aehnlichkeit mit ihm so groß, daß er sich nicht ent- halten konnte, dem sie Veranlassenden seine staunende Verwun- derung darüber zu erkennen geben. „Herr Baron!“ entgegnete der Fremde in sehr artiger Weise „es ist mir außerordentlich schmeichelhaft zu bemerken, daß meine Person Jhrem Gedächtniß nicht ganz entfallen ist.“ „Was, Sie wären —?“ Michel, Jhr vormaliger Kammerdiener; Michel etwas ver- ändert zwar, obgleich nicht eben dem Aeußern seiner Person nach, aber doch, was seine Haltung, seine sociale Stellung und Alles, was daraus folgt, anbetrifft,“

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 15. Hattingen, 19. Februar 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische015_1851/1>, abgerufen am 21.11.2024.