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Mährisches Tagblatt. Nr. 89, Olmütz, 19.04.1886.

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[Spaltenumbruch] von gibt die Thatsache Kunde, daß schon jetzt
eine sehr starke Nachfrage nach Logen und Sperr-
sitzen stattfindet.

(Ernennung.)

Das k. k. mähr.-schl. Ober-
landesgericht hat den Bezirksgerichtsdiener in
Kremsier Josef Kolarik zum Kanzlisten des
Bezirksgerichtes in P[l]umenau ernannt.

(Die abgelaufene Theatersaison)

brachte
160 Abonnementsvorstellungen und 51 Suspen-
duvorstellungen, darunter 32 Opernvorstellungen.
Die Operette beanspruchte 64 Abende für sich, also
nahezu den 3. Theil der ganzen Saison. Ope-
rettennovitäten wurden 5 gegeben: "Gilette de
Narbonne" "Rip-Rip", "Don Cesar", "Der Zi-
geunerbaron", welcher innerhalb 7 Wochen 14
Aufführungen erlebte und "Der Polizeispion".
Von den aufgeführten Opern erfuhren Bizets
"Carmen" eine viermalige, Kreuzers "Nachtlager"
ebenfalls eine viermalige, die übrigen Opern aber
meist nur eine zweimalige Wiederholung. Wag-
ner hörten wir an 2 Abenden, an denen sein
"Lohengrin" gegeben wurde. Dem Lustspiele waren
43 Abende, dem Schau- und Trauerspiele 39
Abende gewidmet, wobei wir die Comödien, wie
ein "Tropfen Gift" etc. unter das Schauspiel
einreihen. Die übrigen Abende waren von der
Posse, dem Volksstücke und kleinen Einoctern be-
herrscht. Im recitirenden Drama wurde auch dem
classischen Stücke gebührende Aufmerksamkeit ge-
schenkt. Schiller war durch "Don Carlos" "Cabale und
Liebe" "Die Jungfrau von Orleans" und "Die Räu-
der", Goethe durch seinen "Egmont" und "Cla-
vigo", Lessing durch seine "Minna von Barn-
helm", Shakespeare durch den "Sommernachts-
traum", "Othello", und "Der Widerspänstigen
Zähmung" in unserem Repertoire vertreten. An
Schauspielnovitäten wurden neun aufgeführt, dar-
unter Blumenthals "Ein Tropfen Gift" und
Anzengrubers "Trutzige". Gäste traten auf an
19 Abenden, darunter Herr Girardi, Herr Jauner,
und Frl. Albrecht. An Abwechslung hat es sonach
dem Repertoire nicht gefehlt. Nur die übermäßige
Pflege der Operette, die wie die mitgetheilten
Ziffern darthun, offenbar auf Kosten der Oper
erfolgte, wäre zu rügen. Diese Rüge trifft jedoch
kaum die Direction, welche nur dem Geschmacke
des Publicums entgegenkam, indem sie der Ope-
rette so ganz übermäßigen Raum gönnte. Die Opern-
vorstellungen waren meist schwach besucht, wäh-
rend man sich zu den Operettenvorstellungen
drängte, die, wie sich freilich nicht leugnen läßt,
auch ungleich bessere Aufführung erfuhren. Einen
Rückblick auf die verflossene Saison, in welchem
wir die Ergebnisse der Saison beleuchten, werden
wir den hier mitgethetlten statistischen Daten noch
folgen lassen.

(Theater-Subvention.)

Wie wir verneh-
men hat das Theater-Comite nicht darauf einge-
rathen, Herrn Dir. Robert Müller eine Subven-
tion für das heurige Jahr zu ertheilen. Dagegen
soll der Antrag gestellt werden, während der
Sommerszeit einige Renovirungen des Zuschauer-
raumes im Theater vornehmen zu lassen.

(Theaternachrichten.)

Der früher an der
Olmützer Bühne engagirt gewesene Bonvivant
Herr Czagell ist derzeit am Temesvarer Theater
engagirt. -- Fräulein Barsescu wird im Lause
der nächsten Woche von Paris nach Wien zurück-
kehren und ihre Thätigleit im Burgtheater wieder
aufnehmen. Sie wird am 30. d. M. die Rolle
der Hero in "Des Meeres und der Liebe Wellen"
spielen. Die Mutter der Hero wird Frau Schön-
feld darstellen. -- Die erste Aufführung der
Strauß'schen Operette "Der Zigeunerbaron" ist
in Brünn für Ostersonntag in Aussicht genom-
men und soll ein neuer Operettentenor Herr
Amenth -- gegenwärtig am Nationaltheater in
Innsbruck thätig -- in der Titelrolle debutiren.

(Die Sterblichkeit in Olmütz im Mo-
nate April 1886.)

Im Monate März l. J.
sind in Olmütz 37 Personen, 17 männlichen und
20 weiblichen Geschlechtes verstorben. Hievon
waren ledig 24 Personen; ein Kind wurde todt-
geboren. Dem Alter nach starben: von der Ge-
burt bis zum 1. Lebensjahre 11 Kinder, vom
1. bis zum 6. Jahre 8 Kinder; vom 6. bis zum
20. Jahre 1 Person vom 20. bis zum 40. Jahre
6 Personen, vom 40. bis zum 65. Jahre 4 Per-
sonen und vom 65. bis zum 76. Jahre 7 Per-
sonen. Als Todesursachen wurden angegeben:
An Fraisen 11 Kinder, an Lungentuberculose
7 Personen, an Altersschwäche 4 Pers., an Schlag-
fluß 3 Pers., an Lungenentzündung 3 Pers., an
Bräune 2 Pers., je eine Person starb an Typhus
[Spaltenumbruch] abdom., Leberentartung, Stimmritzenkrampf,
Bronchitis, Herzlähmung. Gehirnentzündung. Eine
Person verübte einen Selbstmord durch Erschießen.

(Verstorbene in Olmütz i. d. Zeit vom
12. bis 17. April.)

Am 12. Leopold Wagner,
9 Monate alt, Schriftsetzerskind. 12. Anna Sedlacek,
68 Jahre alt, Bürgerswitwe. 13. Franziska Smekal,
10 Monate alt, Schaeidermeisterskind. 14. Anton
J[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]rabek, 15 Jahre alt, Gefangenaussehrssoha, 15.
Johann Laimgruber, 81/2 Monate alt, Hauptmanns-
kind. 15 August Heintze, 74 Jahre alt, Bürger
und Hausbesitzer.

(Vergnügungszug zu den Osterfeier-
tagen.)

Allenthalben werden zu den bevorstehen-
den Osterfeiertagen Ausflüge geplant. Auch die
Bevölkerung unserer Stadt sehnt sich nach einigen
Athemzügen der so lange entbehrten frischen, ge-
sunden Gebirgsluft und dürfte hiezu der Oster-
montag die erste willkommene Gelegenheit bieten,
da wie wir soeben erfahren an diesem Tage ein
vom Stationsvorstande in Groß-Wasser arran-
girter Vergnügungszug von Olmütz nach Groß-
Wasser verkehren wird. Zu diesem Zuge, welcher
um 1 Uhr 30 Min. Nachmittags von Olmütz
abgehen wird, werden äußerst ermäßigte Tour-
und Retourkarten
zu dem Preise von 40 kr.
für die III. Classe und 60 kr. für die II. Classe
ausgegeben. Am Vergnügungsplatze, welcher aber-
mals eine vortreffliche Aenderung erfuhr, findet
ein von der Kapelle des k. k. 100. Inf.-Regts.
ausgeführtes Concert statt.

(Anglücksfall.)

Freitag Nachts ereignete
sich in der Station Böhmisch-Trübau ein gräß-
licher Unglücksfall. Der mit dem von Olmütz
kommenden Personenzuge angelangte diensthabende
Conducteur Herr J. Hübschmann traf um
1/212 Uhr in der Station Böhm.-Trübau ein,
und wollte eben das Geleise rasch überschreiten,
als im selben Augenblicke der von Prag kommende
Schnellzug eintraf. Hübschmann wurde von der
Locomotive erfaßt und sofort getödtet. Der Körper
des Getödteten war ganz verstümmelt. Von dem
Unglücksfalle wurde sofort die Gattin des Ver-
unglückten, welche in Hodolein bei Olmütz lebt,
verständigt; Hübschmann hinterläßt außer der
Witwe einen minderjährigen Sohn. Gestern
Abends halb 6 Uhr fand in Böhm.-Trübau das
Leichenbegängniß des Verunglückten statt. Das
hiesige dienstfreie Personale der Staatsbahn nahm
an dem Begräbnisse theil und wurde von dem-
selben auch ein Kranz auf den Sarg des Ver-
blichenen niedergelegt.

(Zum Sternberger Sängerfeste.)

Das
Festcomite des am 7., 8. und 9. August d. J.
in Sternberg aus Anlaß der Feier des 40jähri-
gen Bestandes des dortigen Gesangvereines statt-
findenden Sängerfestes versendet an sammtliche
mährische und schlesische Gesangvereine ein Rund-
schreiben, in welchem das Comite die Haupt-
punkte des Festprogrammes mittheilt. Darnach
gelangt am ersten Tage in der eigens dazu er-
bauten, mit electrischem Lichte beleuchteten Fest-
halle Conradin Kreuzer's Oper: "Das Nachtla-
ger in Granada" unter Leitung des Hofopern-
directors Wilhelm Jahn, unter Mitwirkung her-
vorragender Kräfte der Wiener Hofoper, des Män-
nergesangvereines und des Damensingchores von
Sternberg und der Musikkapelle des 54. Inf.-
Regts. zur Aufführung; am zweiten Tage findet
die Weihe einer neuen Fahne und der Festzug,
ein großes Festconcert und der Festcommers statt.
Bei dem Festconcert wird das Ehrenmitglied des
Gesangvereines, die Hofopernsängerin Frau Kupfer-
Berger, welche bekanntlich gegenwärtig in Madrid
weilt, einige Lieder singen. Für den dritten Tag
wird ein Waldfest geplant.

(Verluche mit einem neuen Spreng-
stoffe.)

Am 16. d. Mts. wurden auf dem Wil-
helm-Schachte der Kaiser Ferdinands-Nordbahn-
Bergbaues in Zarubek Versuche mit einem neuen
Sprengstoffe, des nach seinem Erfinder, dem
preußischen Hauptmann a. D. Hellhof, den
Namen Hellhofit trägt, vorgenommen. Dem-
selben wohnten in Vertretung des Ackerbau-Mini-
sterium der k. k. Berghauptmann, Oberberg-
rath Fleischha[u]s aus Wien,
k. k. Bergrath
Tuskany aus Olmütz, die Gewerken Won-
draczek sen. und jun., R. von Gutmann jun.,
die k. k. Bergräthe Fiedler und Jicinsky, die
Berg-Directoren Stieber, Horowsky, R. von
Wurzian, sowie nahezu sämmtliche Oberbeamte
der Betriebe des Ostrau-Karwiner Revieres bei.
Die Versuche, wurden von dem Erfinder Herrn
Hauptmann Hellhof durch einen theoretischen Vor-
[Spaltenumbruch] trag eingeleitet und von ihm selbst, sowie dem
Patent-Inhaber Herrn Halbmayr persönlich ge-
leitet; dieselben nahmen die Zeit von 9 Uhr
Morgens bis 7 Uhr Abends in Anspruch und
erstreckten sich vorerst auf die Unempfindlichkeit
gegen Schlag, Stoß, Reibung und Entzündung
an freier Luft, womit die vollkommene Gefahr-
losigkeit des Sprengstoffs beim Transport und
bei der Aufbewahrung glänzend dargethan wurde.
Sodann wurden in einem besonders hergerichteten
obertägigen Versuchsstollen Patronen dieses Spreag-
stoffs entzündet, und zwar in schlagenden Wettern
verschiedenen Procentgehalts (7--10%) auch unter
Beimengung von Kohlenstaub, welche Gasgemische
durch das Abfeuern der Schüsse nicht zur Explo-
sion gebraucht wurden. In der Grube selbst wurde
durch Sprengungen im harten Gestein die vor-
zügliche Wirkung dieses Sprengstoffs erprobt,
indem mittels der Hälfte an Gewicht gegenüber
den üblichen Dynamitladungen größere Spreng-
wirkungen erzielt wurden. Die auwesenden Fach-
männer sprachen sich über die vorläufigen Versuche,
welche von einem besonderen Comite fortgesetzt
werden, sehr anerkennend aus. Jedenfalls dürfte
dieser neue Sprengstoff, welcher aus einer Lösung
eines Nitroderivats des leichten Theeröles in sehr
concentrirter Salpetersäure besteht, berufen sein,
eine hervorragende Rolle in der Sprengtechnik
speciell im Bergwesen zu spielen, nachdem er viel
billiger als Dynamit, von stärkerer Wirkung und
für den Transport in seinen beiden Bestandtheilen
ganz gefahrlos ist. Wir werden über diese Ver-
suche noch ausführlicher berichten.

(Verhängung der Hunde-Contumaz.)

Der Gemeinderath der königl. Hauptstadt Olmütz
findet aus Anlaß der constatirten Wuthkrankheit
bei einem von dem Eigenthümer in Beobachtung
übergebenen und kurz darauf umgestandenen und
secirten Hunde, den gesetzlichen Anordnungen ge-
mäß die Contumaz der Hunde vom heutigen Tage
begonnen bis 29. Mai 1886 inclusive anzuord-
nen. Dem zufolge werden die Besitzer von Hun-
den aufgefordert, die Letzteren während der be-
zeichneten Contumazzeit bei Hause zu halten, die-
selben besonders, wenn sie gebissen wurden, sorg-
fältig zu beobachten und bei Wahrnehmung einer
Krankheit sogleich dem städtischen Wasenmeister zu
übergeben. Das Ausführen der Hunde ist nur an
einer kurzen Handleine oder wenn der Hund mit
einem entsprechenden Maulkorbe versehen ist, ge-
stattet. Alle dieser Bestimmung zuwider frei her-
umlaufenden Hunde, wenn sie auch mit ihren
Eigenthümern gehen, werden von den Knechten
des Wasenmeisters eingefangen und sofort er-
schlagen; gegen die schuldtragenden Besitzer wird
gesetzlich Amt gehandelt werden. Zum Schluße
findet der Gemeinderath die politische Anor[d]nung
wornach das Mitnehmen der Hunde in Gast-
und Kaffeehäuser oder sonstige öffentliche Locali-
täten verboten ist, mit dem Beifügen, zu repu-
bliciren, daß die Nichtbefolgung sowohl an den
Geschäftsinhaber als auch an dem Hundebesitzer
mit einer Geldstrafe von 3 fl. geahndet werden
würde.

(Schadenfeuer.)

Gestern Nachmittags 2 Uhr
signalisirte der Thürmer ein Schadenfeuer in
Majetein.

(Selbstmord eines Gymnasiasten.)

Aus
Iglau vom 16. d. wird geschrieben: Heute Vor-
mittags hat sich Otto Bauer aus Humpoletz.
Schüler der siebenten Classe am hiesigen Ober-
gymnasium, aus dem dritten Stockwerke des Schul-
gebäudes in den Hofraum herabgestürzt, wo er
mit gebrochenen Füßen besinnungslos aufgefunden
wurde. Er ist in das städtische Spital gebracht
worden; an seinem Aufkommen wird gezweifelt.
Bauer, der 17 Jahre alt und der Sohn einer
wohlhabenden Familie ist, hat das hiesige Gym-
nasium seit 61/2 Jahren besucht und war stets
der Erste in seiner Classe; er ist sehr talentirt,
aber auch sehr ehrgeizig und hat die unglückselige
That, wie aus einem zurückgelassenen Briefe zu
ersehen ist, aus dem Grunde begangen, weil er
am Tage vorher eine schlechte Note erhalten hatte.

(Raubanfall.)

Der in Bleich bedienstete
und in Hodolein wohnhafte Bindergehilfe Franz
Kasicka aus Troppau wurde am 3. d. M. um
11 Uhr Nachts, in Bleich von zwei Männern
überfallen und mißhandelt. Dieselben raubten ihm
4 fl. 50 kr. nebst einem rothbraunen Filzhut. Dem
Gendarmerieposten in Olmütz gelang es, die
Thäter zu eruiren und festzunehmen.




[Spaltenumbruch] von gibt die Thatſache Kunde, daß ſchon jetzt
eine ſehr ſtarke Nachfrage nach Logen und Sperr-
ſitzen ſtattfindet.

(Ernennung.)

Das k. k. mähr.-ſchl. Ober-
landesgericht hat den Bezirksgerichtsdiener in
Kremſier Joſef Kolarik zum Kanzliſten des
Bezirksgerichtes in P[l]umenau ernannt.

(Die abgelaufene Theaterſaiſon)

brachte
160 Abonnementsvorſtellungen und 51 Suspen-
duvorſtellungen, darunter 32 Opernvorſtellungen.
Die Operette beanſpruchte 64 Abende für ſich, alſo
nahezu den 3. Theil der ganzen Saiſon. Ope-
rettennovitäten wurden 5 gegeben: „Gilette de
Narbonne“ „Rip-Rip“, „Don Ceſar“, „Der Zi-
geunerbaron“, welcher innerhalb 7 Wochen 14
Aufführungen erlebte und „Der Polizeiſpion“.
Von den aufgeführten Opern erfuhren Bizets
„Carmen“ eine viermalige, Kreuzers „Nachtlager“
ebenfalls eine viermalige, die übrigen Opern aber
meiſt nur eine zweimalige Wiederholung. Wag-
ner hörten wir an 2 Abenden, an denen ſein
„Lohengrin“ gegeben wurde. Dem Luſtſpiele waren
43 Abende, dem Schau- und Trauerſpiele 39
Abende gewidmet, wobei wir die Comödien, wie
ein „Tropfen Gift“ etc. unter das Schauſpiel
einreihen. Die übrigen Abende waren von der
Poſſe, dem Volksſtücke und kleinen Einoctern be-
herrſcht. Im recitirenden Drama wurde auch dem
claſſiſchen Stücke gebührende Aufmerkſamkeit ge-
ſchenkt. Schiller war durch „Don Carlos“ „Cabale und
Liebe“ „Die Jungfrau von Orleans“ und „Die Räu-
der“, Goethe durch ſeinen „Egmont“ und „Cla-
vigo“, Leſſing durch ſeine „Minna von Barn-
helm“, Shakespeare durch den „Sommernachts-
traum“, „Othello“, und „Der Widerſpänſtigen
Zähmung“ in unſerem Repertoire vertreten. An
Schauſpielnovitäten wurden neun aufgeführt, dar-
unter Blumenthals „Ein Tropfen Gift“ und
Anzengrubers „Trutzige“. Gäſte traten auf an
19 Abenden, darunter Herr Girardi, Herr Jauner,
und Frl. Albrecht. An Abwechslung hat es ſonach
dem Repertoire nicht gefehlt. Nur die übermäßige
Pflege der Operette, die wie die mitgetheilten
Ziffern darthun, offenbar auf Koſten der Oper
erfolgte, wäre zu rügen. Dieſe Rüge trifft jedoch
kaum die Direction, welche nur dem Geſchmacke
des Publicums entgegenkam, indem ſie der Ope-
rette ſo ganz übermäßigen Raum gönnte. Die Opern-
vorſtellungen waren meiſt ſchwach beſucht, wäh-
rend man ſich zu den Operettenvorſtellungen
drängte, die, wie ſich freilich nicht leugnen läßt,
auch ungleich beſſere Aufführung erfuhren. Einen
Rückblick auf die verfloſſene Saiſon, in welchem
wir die Ergebniſſe der Saiſon beleuchten, werden
wir den hier mitgethetlten ſtatiſtiſchen Daten noch
folgen laſſen.

(Theater-Subvention.)

Wie wir verneh-
men hat das Theater-Comité nicht darauf einge-
rathen, Herrn Dir. Robert Müller eine Subven-
tion für das heurige Jahr zu ertheilen. Dagegen
ſoll der Antrag geſtellt werden, während der
Sommerszeit einige Renovirungen des Zuſchauer-
raumes im Theater vornehmen zu laſſen.

(Theaternachrichten.)

Der früher an der
Olmützer Bühne engagirt geweſene Bonvivant
Herr Czagell iſt derzeit am Temesvarer Theater
engagirt. — Fräulein Barſescu wird im Lauſe
der nächſten Woche von Paris nach Wien zurück-
kehren und ihre Thätigleit im Burgtheater wieder
aufnehmen. Sie wird am 30. d. M. die Rolle
der Hero in „Des Meeres und der Liebe Wellen“
ſpielen. Die Mutter der Hero wird Frau Schön-
feld darſtellen. — Die erſte Aufführung der
Strauß’ſchen Operette „Der Zigeunerbaron“ iſt
in Brünn für Oſterſonntag in Ausſicht genom-
men und ſoll ein neuer Operettentenor Herr
Amenth — gegenwärtig am Nationaltheater in
Innsbruck thätig — in der Titelrolle debutiren.

(Die Sterblichkeit in Olmütz im Mo-
nate April 1886.)

Im Monate März l. J.
ſind in Olmütz 37 Perſonen, 17 männlichen und
20 weiblichen Geſchlechtes verſtorben. Hievon
waren ledig 24 Perſonen; ein Kind wurde todt-
geboren. Dem Alter nach ſtarben: von der Ge-
burt bis zum 1. Lebensjahre 11 Kinder, vom
1. bis zum 6. Jahre 8 Kinder; vom 6. bis zum
20. Jahre 1 Perſon vom 20. bis zum 40. Jahre
6 Perſonen, vom 40. bis zum 65. Jahre 4 Per-
ſonen und vom 65. bis zum 76. Jahre 7 Per-
ſonen. Als Todesurſachen wurden angegeben:
An Fraiſen 11 Kinder, an Lungentuberculoſe
7 Perſonen, an Altersſchwäche 4 Perſ., an Schlag-
fluß 3 Perſ., an Lungenentzündung 3 Perſ., an
Bräune 2 Perſ., je eine Perſon ſtarb an Typhus
[Spaltenumbruch] abdom., Leberentartung, Stimmritzenkrampf,
Bronchitis, Herzlähmung. Gehirnentzündung. Eine
Perſon verübte einen Selbſtmord durch Erſchießen.

(Verſtorbene in Olmütz i. d. Zeit vom
12. bis 17. April.)

Am 12. Leopold Wagner,
9 Monate alt, Schriftſetzerskind. 12. Anna Sedlaček,
68 Jahre alt, Bürgerswitwe. 13. Franziska Smekal,
10 Monate alt, Schaeidermeiſterskind. 14. Anton
J[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]řabek, 15 Jahre alt, Gefangenauſſehrsſoha, 15.
Johann Laimgruber, 8½ Monate alt, Hauptmanns-
kind. 15 Auguſt Heintze, 74 Jahre alt, Bürger
und Hausbeſitzer.

(Vergnügungszug zu den Oſterfeier-
tagen.)

Allenthalben werden zu den bevorſtehen-
den Oſterfeiertagen Ausflüge geplant. Auch die
Bevölkerung unſerer Stadt ſehnt ſich nach einigen
Athemzügen der ſo lange entbehrten friſchen, ge-
ſunden Gebirgsluft und dürfte hiezu der Oſter-
montag die erſte willkommene Gelegenheit bieten,
da wie wir ſoeben erfahren an dieſem Tage ein
vom Stationsvorſtande in Groß-Waſſer arran-
girter Vergnügungszug von Olmütz nach Groß-
Waſſer verkehren wird. Zu dieſem Zuge, welcher
um 1 Uhr 30 Min. Nachmittags von Olmütz
abgehen wird, werden äußerſt ermäßigte Tour-
und Retourkarten
zu dem Preiſe von 40 kr.
für die III. Claſſe und 60 kr. für die II. Claſſe
ausgegeben. Am Vergnügungsplatze, welcher aber-
mals eine vortreffliche Aenderung erfuhr, findet
ein von der Kapelle des k. k. 100. Inf.-Regts.
ausgeführtes Concert ſtatt.

(Anglücksfall.)

Freitag Nachts ereignete
ſich in der Station Böhmiſch-Trübau ein gräß-
licher Unglücksfall. Der mit dem von Olmütz
kommenden Perſonenzuge angelangte dienſthabende
Conducteur Herr J. Hübſchmann traf um
½12 Uhr in der Station Böhm.-Trübau ein,
und wollte eben das Geleiſe raſch überſchreiten,
als im ſelben Augenblicke der von Prag kommende
Schnellzug eintraf. Hübſchmann wurde von der
Locomotive erfaßt und ſofort getödtet. Der Körper
des Getödteten war ganz verſtümmelt. Von dem
Unglücksfalle wurde ſofort die Gattin des Ver-
unglückten, welche in Hodolein bei Olmütz lebt,
verſtändigt; Hübſchmann hinterläßt außer der
Witwe einen minderjährigen Sohn. Geſtern
Abends halb 6 Uhr fand in Böhm.-Trübau das
Leichenbegängniß des Verunglückten ſtatt. Das
hieſige dienſtfreie Perſonale der Staatsbahn nahm
an dem Begräbniſſe theil und wurde von dem-
ſelben auch ein Kranz auf den Sarg des Ver-
blichenen niedergelegt.

(Zum Sternberger Sängerfeſte.)

Das
Feſtcomité des am 7., 8. und 9. Auguſt d. J.
in Sternberg aus Anlaß der Feier des 40jähri-
gen Beſtandes des dortigen Geſangvereines ſtatt-
findenden Sängerfeſtes verſendet an ſammtliche
mähriſche und ſchleſiſche Geſangvereine ein Rund-
ſchreiben, in welchem das Comite die Haupt-
punkte des Feſtprogrammes mittheilt. Darnach
gelangt am erſten Tage in der eigens dazu er-
bauten, mit electriſchem Lichte beleuchteten Feſt-
halle Conradin Kreuzer’s Oper: „Das Nachtla-
ger in Granada“ unter Leitung des Hofopern-
directors Wilhelm Jahn, unter Mitwirkung her-
vorragender Kräfte der Wiener Hofoper, des Män-
nergeſangvereines und des Damenſingchores von
Sternberg und der Muſikkapelle des 54. Inf.-
Regts. zur Aufführung; am zweiten Tage findet
die Weihe einer neuen Fahne und der Feſtzug,
ein großes Feſtconcert und der Feſtcommers ſtatt.
Bei dem Feſtconcert wird das Ehrenmitglied des
Geſangvereines, die Hofopernſängerin Frau Kupfer-
Berger, welche bekanntlich gegenwärtig in Madrid
weilt, einige Lieder ſingen. Für den dritten Tag
wird ein Waldfeſt geplant.

(Verluche mit einem neuen Spreng-
ſtoffe.)

Am 16. d. Mts. wurden auf dem Wil-
helm-Schachte der Kaiſer Ferdinands-Nordbahn-
Bergbaues in Zarubek Verſuche mit einem neuen
Sprengſtoffe, des nach ſeinem Erfinder, dem
preußiſchen Hauptmann a. D. Hellhof, den
Namen Hellhofit trägt, vorgenommen. Dem-
ſelben wohnten in Vertretung des Ackerbau-Mini-
ſterium der k. k. Berghauptmann, Oberberg-
rath Fleiſchha[u]s aus Wien,
k. k. Bergrath
Tuskany aus Olmütz, die Gewerken Won-
draczek sen. und jun., R. von Gutmann jun.,
die k. k. Bergräthe Fiedler und Jičinsky, die
Berg-Directoren Stieber, Hořowsky, R. von
Wurzian, ſowie nahezu ſämmtliche Oberbeamte
der Betriebe des Oſtrau-Karwiner Revieres bei.
Die Verſuche, wurden von dem Erfinder Herrn
Hauptmann Hellhof durch einen theoretiſchen Vor-
[Spaltenumbruch] trag eingeleitet und von ihm ſelbſt, ſowie dem
Patent-Inhaber Herrn Halbmayr perſönlich ge-
leitet; dieſelben nahmen die Zeit von 9 Uhr
Morgens bis 7 Uhr Abends in Anſpruch und
erſtreckten ſich vorerſt auf die Unempfindlichkeit
gegen Schlag, Stoß, Reibung und Entzündung
an freier Luft, womit die vollkommene Gefahr-
loſigkeit des Sprengſtoffs beim Transport und
bei der Aufbewahrung glänzend dargethan wurde.
Sodann wurden in einem beſonders hergerichteten
obertägigen Verſuchsſtollen Patronen dieſes Spreag-
ſtoffs entzündet, und zwar in ſchlagenden Wettern
verſchiedenen Procentgehalts (7—10%) auch unter
Beimengung von Kohlenſtaub, welche Gasgemiſche
durch das Abfeuern der Schüſſe nicht zur Explo-
ſion gebraucht wurden. In der Grube ſelbſt wurde
durch Sprengungen im harten Geſtein die vor-
zügliche Wirkung dieſes Sprengſtoffs erprobt,
indem mittels der Hälfte an Gewicht gegenüber
den üblichen Dynamitladungen größere Spreng-
wirkungen erzielt wurden. Die auweſenden Fach-
männer ſprachen ſich über die vorläufigen Verſuche,
welche von einem beſonderen Comité fortgeſetzt
werden, ſehr anerkennend aus. Jedenfalls dürfte
dieſer neue Sprengſtoff, welcher aus einer Löſung
eines Nitroderivats des leichten Theeröles in ſehr
concentrirter Salpeterſäure beſteht, berufen ſein,
eine hervorragende Rolle in der Sprengtechnik
ſpeciell im Bergweſen zu ſpielen, nachdem er viel
billiger als Dynamit, von ſtärkerer Wirkung und
für den Transport in ſeinen beiden Beſtandtheilen
ganz gefahrlos iſt. Wir werden über dieſe Ver-
ſuche noch ausführlicher berichten.

(Verhängung der Hunde-Contumaz.)

Der Gemeinderath der königl. Hauptſtadt Olmütz
findet aus Anlaß der conſtatirten Wuthkrankheit
bei einem von dem Eigenthümer in Beobachtung
übergebenen und kurz darauf umgeſtandenen und
ſecirten Hunde, den geſetzlichen Anordnungen ge-
mäß die Contumaz der Hunde vom heutigen Tage
begonnen bis 29. Mai 1886 incluſive anzuord-
nen. Dem zufolge werden die Beſitzer von Hun-
den aufgefordert, die Letzteren während der be-
zeichneten Contumazzeit bei Hauſe zu halten, die-
ſelben beſonders, wenn ſie gebiſſen wurden, ſorg-
fältig zu beobachten und bei Wahrnehmung einer
Krankheit ſogleich dem ſtädtiſchen Waſenmeiſter zu
übergeben. Das Ausführen der Hunde iſt nur an
einer kurzen Handleine oder wenn der Hund mit
einem entſprechenden Maulkorbe verſehen iſt, ge-
ſtattet. Alle dieſer Beſtimmung zuwider frei her-
umlaufenden Hunde, wenn ſie auch mit ihren
Eigenthümern gehen, werden von den Knechten
des Waſenmeiſters eingefangen und ſofort er-
ſchlagen; gegen die ſchuldtragenden Beſitzer wird
geſetzlich Amt gehandelt werden. Zum Schluße
findet der Gemeinderath die politiſche Anor[d]nung
wornach das Mitnehmen der Hunde in Gaſt-
und Kaffeehäuſer oder ſonſtige öffentliche Locali-
täten verboten iſt, mit dem Beifügen, zu repu-
bliciren, daß die Nichtbefolgung ſowohl an den
Geſchäftsinhaber als auch an dem Hundebeſitzer
mit einer Geldſtrafe von 3 fl. geahndet werden
würde.

(Schadenfeuer.)

Geſtern Nachmittags 2 Uhr
ſignaliſirte der Thürmer ein Schadenfeuer in
Majetein.

(Selbſtmord eines Gymnaſiaſten.)

Aus
Iglau vom 16. d. wird geſchrieben: Heute Vor-
mittags hat ſich Otto Bauer aus Humpoletz.
Schüler der ſiebenten Claſſe am hieſigen Ober-
gymnaſium, aus dem dritten Stockwerke des Schul-
gebäudes in den Hofraum herabgeſtürzt, wo er
mit gebrochenen Füßen beſinnungslos aufgefunden
wurde. Er iſt in das ſtädtiſche Spital gebracht
worden; an ſeinem Aufkommen wird gezweifelt.
Bauer, der 17 Jahre alt und der Sohn einer
wohlhabenden Familie iſt, hat das hieſige Gym-
naſium ſeit 6½ Jahren beſucht und war ſtets
der Erſte in ſeiner Claſſe; er iſt ſehr talentirt,
aber auch ſehr ehrgeizig und hat die unglückſelige
That, wie aus einem zurückgelaſſenen Briefe zu
erſehen iſt, aus dem Grunde begangen, weil er
am Tage vorher eine ſchlechte Note erhalten hatte.

(Raubanfall.)

Der in Bleich bedienſtete
und in Hodolein wohnhafte Bindergehilfe Franz
Kašička aus Troppau wurde am 3. d. M. um
11 Uhr Nachts, in Bleich von zwei Männern
überfallen und mißhandelt. Dieſelben raubten ihm
4 fl. 50 kr. nebſt einem rothbraunen Filzhut. Dem
Gendarmeriepoſten in Olmütz gelang es, die
Thäter zu eruiren und feſtzunehmen.




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[[5]/0005] von gibt die Thatſache Kunde, daß ſchon jetzt eine ſehr ſtarke Nachfrage nach Logen und Sperr- ſitzen ſtattfindet. (Ernennung.) Das k. k. mähr.-ſchl. Ober- landesgericht hat den Bezirksgerichtsdiener in Kremſier Joſef Kolarik zum Kanzliſten des Bezirksgerichtes in Plumenau ernannt. (Die abgelaufene Theaterſaiſon) brachte 160 Abonnementsvorſtellungen und 51 Suspen- duvorſtellungen, darunter 32 Opernvorſtellungen. Die Operette beanſpruchte 64 Abende für ſich, alſo nahezu den 3. Theil der ganzen Saiſon. Ope- rettennovitäten wurden 5 gegeben: „Gilette de Narbonne“ „Rip-Rip“, „Don Ceſar“, „Der Zi- geunerbaron“, welcher innerhalb 7 Wochen 14 Aufführungen erlebte und „Der Polizeiſpion“. Von den aufgeführten Opern erfuhren Bizets „Carmen“ eine viermalige, Kreuzers „Nachtlager“ ebenfalls eine viermalige, die übrigen Opern aber meiſt nur eine zweimalige Wiederholung. Wag- ner hörten wir an 2 Abenden, an denen ſein „Lohengrin“ gegeben wurde. Dem Luſtſpiele waren 43 Abende, dem Schau- und Trauerſpiele 39 Abende gewidmet, wobei wir die Comödien, wie ein „Tropfen Gift“ etc. unter das Schauſpiel einreihen. Die übrigen Abende waren von der Poſſe, dem Volksſtücke und kleinen Einoctern be- herrſcht. Im recitirenden Drama wurde auch dem claſſiſchen Stücke gebührende Aufmerkſamkeit ge- ſchenkt. Schiller war durch „Don Carlos“ „Cabale und Liebe“ „Die Jungfrau von Orleans“ und „Die Räu- der“, Goethe durch ſeinen „Egmont“ und „Cla- vigo“, Leſſing durch ſeine „Minna von Barn- helm“, Shakespeare durch den „Sommernachts- traum“, „Othello“, und „Der Widerſpänſtigen Zähmung“ in unſerem Repertoire vertreten. An Schauſpielnovitäten wurden neun aufgeführt, dar- unter Blumenthals „Ein Tropfen Gift“ und Anzengrubers „Trutzige“. Gäſte traten auf an 19 Abenden, darunter Herr Girardi, Herr Jauner, und Frl. Albrecht. An Abwechslung hat es ſonach dem Repertoire nicht gefehlt. Nur die übermäßige Pflege der Operette, die wie die mitgetheilten Ziffern darthun, offenbar auf Koſten der Oper erfolgte, wäre zu rügen. Dieſe Rüge trifft jedoch kaum die Direction, welche nur dem Geſchmacke des Publicums entgegenkam, indem ſie der Ope- rette ſo ganz übermäßigen Raum gönnte. Die Opern- vorſtellungen waren meiſt ſchwach beſucht, wäh- rend man ſich zu den Operettenvorſtellungen drängte, die, wie ſich freilich nicht leugnen läßt, auch ungleich beſſere Aufführung erfuhren. Einen Rückblick auf die verfloſſene Saiſon, in welchem wir die Ergebniſſe der Saiſon beleuchten, werden wir den hier mitgethetlten ſtatiſtiſchen Daten noch folgen laſſen. (Theater-Subvention.) Wie wir verneh- men hat das Theater-Comité nicht darauf einge- rathen, Herrn Dir. Robert Müller eine Subven- tion für das heurige Jahr zu ertheilen. Dagegen ſoll der Antrag geſtellt werden, während der Sommerszeit einige Renovirungen des Zuſchauer- raumes im Theater vornehmen zu laſſen. (Theaternachrichten.) Der früher an der Olmützer Bühne engagirt geweſene Bonvivant Herr Czagell iſt derzeit am Temesvarer Theater engagirt. — Fräulein Barſescu wird im Lauſe der nächſten Woche von Paris nach Wien zurück- kehren und ihre Thätigleit im Burgtheater wieder aufnehmen. Sie wird am 30. d. M. die Rolle der Hero in „Des Meeres und der Liebe Wellen“ ſpielen. Die Mutter der Hero wird Frau Schön- feld darſtellen. — Die erſte Aufführung der Strauß’ſchen Operette „Der Zigeunerbaron“ iſt in Brünn für Oſterſonntag in Ausſicht genom- men und ſoll ein neuer Operettentenor Herr Amenth — gegenwärtig am Nationaltheater in Innsbruck thätig — in der Titelrolle debutiren. (Die Sterblichkeit in Olmütz im Mo- nate April 1886.) Im Monate März l. J. ſind in Olmütz 37 Perſonen, 17 männlichen und 20 weiblichen Geſchlechtes verſtorben. Hievon waren ledig 24 Perſonen; ein Kind wurde todt- geboren. Dem Alter nach ſtarben: von der Ge- burt bis zum 1. Lebensjahre 11 Kinder, vom 1. bis zum 6. Jahre 8 Kinder; vom 6. bis zum 20. Jahre 1 Perſon vom 20. bis zum 40. Jahre 6 Perſonen, vom 40. bis zum 65. Jahre 4 Per- ſonen und vom 65. bis zum 76. Jahre 7 Per- ſonen. Als Todesurſachen wurden angegeben: An Fraiſen 11 Kinder, an Lungentuberculoſe 7 Perſonen, an Altersſchwäche 4 Perſ., an Schlag- fluß 3 Perſ., an Lungenentzündung 3 Perſ., an Bräune 2 Perſ., je eine Perſon ſtarb an Typhus abdom., Leberentartung, Stimmritzenkrampf, Bronchitis, Herzlähmung. Gehirnentzündung. Eine Perſon verübte einen Selbſtmord durch Erſchießen. (Verſtorbene in Olmütz i. d. Zeit vom 12. bis 17. April.) Am 12. Leopold Wagner, 9 Monate alt, Schriftſetzerskind. 12. Anna Sedlaček, 68 Jahre alt, Bürgerswitwe. 13. Franziska Smekal, 10 Monate alt, Schaeidermeiſterskind. 14. Anton J_řabek, 15 Jahre alt, Gefangenauſſehrsſoha, 15. Johann Laimgruber, 8½ Monate alt, Hauptmanns- kind. 15 Auguſt Heintze, 74 Jahre alt, Bürger und Hausbeſitzer. (Vergnügungszug zu den Oſterfeier- tagen.) Allenthalben werden zu den bevorſtehen- den Oſterfeiertagen Ausflüge geplant. Auch die Bevölkerung unſerer Stadt ſehnt ſich nach einigen Athemzügen der ſo lange entbehrten friſchen, ge- ſunden Gebirgsluft und dürfte hiezu der Oſter- montag die erſte willkommene Gelegenheit bieten, da wie wir ſoeben erfahren an dieſem Tage ein vom Stationsvorſtande in Groß-Waſſer arran- girter Vergnügungszug von Olmütz nach Groß- Waſſer verkehren wird. Zu dieſem Zuge, welcher um 1 Uhr 30 Min. Nachmittags von Olmütz abgehen wird, werden äußerſt ermäßigte Tour- und Retourkarten zu dem Preiſe von 40 kr. für die III. Claſſe und 60 kr. für die II. Claſſe ausgegeben. Am Vergnügungsplatze, welcher aber- mals eine vortreffliche Aenderung erfuhr, findet ein von der Kapelle des k. k. 100. Inf.-Regts. ausgeführtes Concert ſtatt. (Anglücksfall.) Freitag Nachts ereignete ſich in der Station Böhmiſch-Trübau ein gräß- licher Unglücksfall. Der mit dem von Olmütz kommenden Perſonenzuge angelangte dienſthabende Conducteur Herr J. Hübſchmann traf um ½12 Uhr in der Station Böhm.-Trübau ein, und wollte eben das Geleiſe raſch überſchreiten, als im ſelben Augenblicke der von Prag kommende Schnellzug eintraf. Hübſchmann wurde von der Locomotive erfaßt und ſofort getödtet. Der Körper des Getödteten war ganz verſtümmelt. Von dem Unglücksfalle wurde ſofort die Gattin des Ver- unglückten, welche in Hodolein bei Olmütz lebt, verſtändigt; Hübſchmann hinterläßt außer der Witwe einen minderjährigen Sohn. Geſtern Abends halb 6 Uhr fand in Böhm.-Trübau das Leichenbegängniß des Verunglückten ſtatt. Das hieſige dienſtfreie Perſonale der Staatsbahn nahm an dem Begräbniſſe theil und wurde von dem- ſelben auch ein Kranz auf den Sarg des Ver- blichenen niedergelegt. (Zum Sternberger Sängerfeſte.) Das Feſtcomité des am 7., 8. und 9. Auguſt d. J. in Sternberg aus Anlaß der Feier des 40jähri- gen Beſtandes des dortigen Geſangvereines ſtatt- findenden Sängerfeſtes verſendet an ſammtliche mähriſche und ſchleſiſche Geſangvereine ein Rund- ſchreiben, in welchem das Comite die Haupt- punkte des Feſtprogrammes mittheilt. Darnach gelangt am erſten Tage in der eigens dazu er- bauten, mit electriſchem Lichte beleuchteten Feſt- halle Conradin Kreuzer’s Oper: „Das Nachtla- ger in Granada“ unter Leitung des Hofopern- directors Wilhelm Jahn, unter Mitwirkung her- vorragender Kräfte der Wiener Hofoper, des Män- nergeſangvereines und des Damenſingchores von Sternberg und der Muſikkapelle des 54. Inf.- Regts. zur Aufführung; am zweiten Tage findet die Weihe einer neuen Fahne und der Feſtzug, ein großes Feſtconcert und der Feſtcommers ſtatt. Bei dem Feſtconcert wird das Ehrenmitglied des Geſangvereines, die Hofopernſängerin Frau Kupfer- Berger, welche bekanntlich gegenwärtig in Madrid weilt, einige Lieder ſingen. Für den dritten Tag wird ein Waldfeſt geplant. (Verluche mit einem neuen Spreng- ſtoffe.) Am 16. d. Mts. wurden auf dem Wil- helm-Schachte der Kaiſer Ferdinands-Nordbahn- Bergbaues in Zarubek Verſuche mit einem neuen Sprengſtoffe, des nach ſeinem Erfinder, dem preußiſchen Hauptmann a. D. Hellhof, den Namen Hellhofit trägt, vorgenommen. Dem- ſelben wohnten in Vertretung des Ackerbau-Mini- ſterium der k. k. Berghauptmann, Oberberg- rath Fleiſchhaus aus Wien, k. k. Bergrath Tuskany aus Olmütz, die Gewerken Won- draczek sen. und jun., R. von Gutmann jun., die k. k. Bergräthe Fiedler und Jičinsky, die Berg-Directoren Stieber, Hořowsky, R. von Wurzian, ſowie nahezu ſämmtliche Oberbeamte der Betriebe des Oſtrau-Karwiner Revieres bei. Die Verſuche, wurden von dem Erfinder Herrn Hauptmann Hellhof durch einen theoretiſchen Vor- trag eingeleitet und von ihm ſelbſt, ſowie dem Patent-Inhaber Herrn Halbmayr perſönlich ge- leitet; dieſelben nahmen die Zeit von 9 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends in Anſpruch und erſtreckten ſich vorerſt auf die Unempfindlichkeit gegen Schlag, Stoß, Reibung und Entzündung an freier Luft, womit die vollkommene Gefahr- loſigkeit des Sprengſtoffs beim Transport und bei der Aufbewahrung glänzend dargethan wurde. Sodann wurden in einem beſonders hergerichteten obertägigen Verſuchsſtollen Patronen dieſes Spreag- ſtoffs entzündet, und zwar in ſchlagenden Wettern verſchiedenen Procentgehalts (7—10%) auch unter Beimengung von Kohlenſtaub, welche Gasgemiſche durch das Abfeuern der Schüſſe nicht zur Explo- ſion gebraucht wurden. In der Grube ſelbſt wurde durch Sprengungen im harten Geſtein die vor- zügliche Wirkung dieſes Sprengſtoffs erprobt, indem mittels der Hälfte an Gewicht gegenüber den üblichen Dynamitladungen größere Spreng- wirkungen erzielt wurden. Die auweſenden Fach- männer ſprachen ſich über die vorläufigen Verſuche, welche von einem beſonderen Comité fortgeſetzt werden, ſehr anerkennend aus. Jedenfalls dürfte dieſer neue Sprengſtoff, welcher aus einer Löſung eines Nitroderivats des leichten Theeröles in ſehr concentrirter Salpeterſäure beſteht, berufen ſein, eine hervorragende Rolle in der Sprengtechnik ſpeciell im Bergweſen zu ſpielen, nachdem er viel billiger als Dynamit, von ſtärkerer Wirkung und für den Transport in ſeinen beiden Beſtandtheilen ganz gefahrlos iſt. Wir werden über dieſe Ver- ſuche noch ausführlicher berichten. (Verhängung der Hunde-Contumaz.) Der Gemeinderath der königl. Hauptſtadt Olmütz findet aus Anlaß der conſtatirten Wuthkrankheit bei einem von dem Eigenthümer in Beobachtung übergebenen und kurz darauf umgeſtandenen und ſecirten Hunde, den geſetzlichen Anordnungen ge- mäß die Contumaz der Hunde vom heutigen Tage begonnen bis 29. Mai 1886 incluſive anzuord- nen. Dem zufolge werden die Beſitzer von Hun- den aufgefordert, die Letzteren während der be- zeichneten Contumazzeit bei Hauſe zu halten, die- ſelben beſonders, wenn ſie gebiſſen wurden, ſorg- fältig zu beobachten und bei Wahrnehmung einer Krankheit ſogleich dem ſtädtiſchen Waſenmeiſter zu übergeben. Das Ausführen der Hunde iſt nur an einer kurzen Handleine oder wenn der Hund mit einem entſprechenden Maulkorbe verſehen iſt, ge- ſtattet. Alle dieſer Beſtimmung zuwider frei her- umlaufenden Hunde, wenn ſie auch mit ihren Eigenthümern gehen, werden von den Knechten des Waſenmeiſters eingefangen und ſofort er- ſchlagen; gegen die ſchuldtragenden Beſitzer wird geſetzlich Amt gehandelt werden. Zum Schluße findet der Gemeinderath die politiſche Anordnung wornach das Mitnehmen der Hunde in Gaſt- und Kaffeehäuſer oder ſonſtige öffentliche Locali- täten verboten iſt, mit dem Beifügen, zu repu- bliciren, daß die Nichtbefolgung ſowohl an den Geſchäftsinhaber als auch an dem Hundebeſitzer mit einer Geldſtrafe von 3 fl. geahndet werden würde. (Schadenfeuer.) Geſtern Nachmittags 2 Uhr ſignaliſirte der Thürmer ein Schadenfeuer in Majetein. (Selbſtmord eines Gymnaſiaſten.) Aus Iglau vom 16. d. wird geſchrieben: Heute Vor- mittags hat ſich Otto Bauer aus Humpoletz. Schüler der ſiebenten Claſſe am hieſigen Ober- gymnaſium, aus dem dritten Stockwerke des Schul- gebäudes in den Hofraum herabgeſtürzt, wo er mit gebrochenen Füßen beſinnungslos aufgefunden wurde. Er iſt in das ſtädtiſche Spital gebracht worden; an ſeinem Aufkommen wird gezweifelt. Bauer, der 17 Jahre alt und der Sohn einer wohlhabenden Familie iſt, hat das hieſige Gym- naſium ſeit 6½ Jahren beſucht und war ſtets der Erſte in ſeiner Claſſe; er iſt ſehr talentirt, aber auch ſehr ehrgeizig und hat die unglückſelige That, wie aus einem zurückgelaſſenen Briefe zu erſehen iſt, aus dem Grunde begangen, weil er am Tage vorher eine ſchlechte Note erhalten hatte. (Raubanfall.) Der in Bleich bedienſtete und in Hodolein wohnhafte Bindergehilfe Franz Kašička aus Troppau wurde am 3. d. M. um 11 Uhr Nachts, in Bleich von zwei Männern überfallen und mißhandelt. Dieſelben raubten ihm 4 fl. 50 kr. nebſt einem rothbraunen Filzhut. Dem Gendarmeriepoſten in Olmütz gelang es, die Thäter zu eruiren und feſtzunehmen.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 89, Olmütz, 19.04.1886, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches89_1886/5>, abgerufen am 22.11.2024.