Mährisches Tagblatt. Nr. 71, Olmütz, 29.03.1886.[Spaltenumbruch]
kein Hinderniß in den Weg zu legen. Hunderte Specialreferent Zeithammer bemerkt ge- Der Titel Staatspolizei wird hierauf an- Zu Titel "Politische Verwaltung" sprach Zu Titel "Straßenbau" brachten die Abge- Bei dem nächsten Titel "Wasserbau" befür- Abg. Ritter v. Proskowetz spricht nament- Sämmtliche Posten des Capitels "Ministe- Vor Schluß der Sitzung erhält Abg. Dr. Abg. Heinrich nimmt hierauf das Wort, "Im Falle ein Abgeordneter durch seine Präsident ladet in Folge dessen die Ab- Schließlich interpelliren noch die Abgeord- Nächste Sitzung Montag 10 Uhr Vor- Politische Nachrichten. (Sitzung des Herrenhauses.) In der Nachdem Graf Bloome dem Wunsche Das Gesetz wird hierauf in zweiter und Die Auflösung des Reichstages in Kremsier. (Eine historische Reminiscenz) Freih. v. Helfert schildert im neuesten Bande Am 28. Februar war Legationsrath Hübner [Spaltenumbruch] unser göttlicher Herr und Heiland!" -- Nach- Wir müssen es uns schon mit Rücksicht auf Doch auch für edlere Regungen war Pater Alle diese, freilich nur mit der größten Mühe [Spaltenumbruch]
kein Hinderniß in den Weg zu legen. Hunderte Specialreferent Zeithammer bemerkt ge- Der Titel Staatspolizei wird hierauf an- Zu Titel „Politiſche Verwaltung“ ſprach Zu Titel „Straßenbau“ brachten die Abge- Bei dem nächſten Titel „Waſſerbau“ befür- Abg. Ritter v. Proskowetz ſpricht nament- Sämmtliche Poſten des Capitels „Miniſte- Vor Schluß der Sitzung erhält Abg. Dr. Abg. Heinrich nimmt hierauf das Wort, „Im Falle ein Abgeordneter durch ſeine Präſident ladet in Folge deſſen die Ab- Schließlich interpelliren noch die Abgeord- Nächſte Sitzung Montag 10 Uhr Vor- Politiſche Nachrichten. (Sitzung des Herrenhauſes.) In der Nachdem Graf Bloome dem Wunſche Das Geſetz wird hierauf in zweiter und Die Auflöſung des Reichstages in Kremſier. (Eine hiſtoriſche Reminiscenz) Freih. v. Helfert ſchildert im neueſten Bande Am 28. Februar war Legationsrath Hübner [Spaltenumbruch] unſer göttlicher Herr und Heiland!“ — Nach- Wir müſſen es uns ſchon mit Rückſicht auf Doch auch für edlere Regungen war Pater Alle dieſe, freilich nur mit der größten Mühe <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#original3" xml:id="original2" prev="#original1" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="[3]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="reichsrath3" prev="#reichsrath2" type="jArticle" n="2"> <p>kein Hinderniß in den Weg zu legen. Hunderte<lb/> von Leuten werden morgen dort erſcheinen. Er<lb/> lehne jede Verantwortung für die Zukunft ab,<lb/> wenn ähnliche Fälle vorkommen ſollten, wie in<lb/> Mödling. Will man uns vielleicht — ruft Schö-<lb/> nerer aus — zwingen, mit Stöcken und Revol-<lb/> vern zu Verſammlungen zu gehen? Gut, aber wir<lb/> lehnen jede Verantwortung ab. Wir werden aber<lb/> den Grafen Taaffe zur Rechenſchaft ziehen und<lb/> ich werde dann nicht allein kommen, um dies<lb/> zu thun.</p><lb/> <p>Specialreferent <hi rendition="#g">Zeithammer</hi> bemerkt ge-<lb/> genüber Kronawetter, daß ſich weder die Regie-<lb/> rung noch die Majorität den Gebrechen verſchlie-<lb/> ßen, welche Herr Kronawetter dargelegt hat. Die<lb/> Regierung habe bewieſen, daß ſie den Weg<lb/> der Socialreform betreten hat. Wenn die So-<lb/> cialgeſetze noch nicht fertig geſtellt ſind, ſo tra-<lb/> gen die Mitglieder des Parlaments ſelbſt einen<lb/> großen Theil der Schuld daran. Wenn die Bud-<lb/> getdebatte derartige Dimenſionen annimmt (Wi-<lb/> derſpruch links), dann werden wir kaum dazu<lb/> kommen, dieſe zum Wohle des Arbeiterſtandes<lb/> nothwendigen Geſetze zu berathen. (Abg. 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Der<lb/> bezügliche Punct der Geſchäftsordnung lautet:</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">„Im Falle ein Abgeordneter durch ſeine<lb/> Rede einen zur Theilnahme an der Verhand-<lb/> lung Berechtigten perſönlich beleidigen ſollte,<lb/> ſo ſteht dem Beleidigten das Recht zu, zu ver-<lb/> langen, <hi rendition="#g">daß das Haus ſeine Mißbil-<lb/> ligung hierüber ausſpreche.</hi> In<lb/> dieſem Falle wird ein Ausſchuß aus den Ab-<lb/> theilungen gewählt, welcher hierüber binnen<lb/> 24 Stunden mündlich zu berichten hat.“</hi> </p><lb/> <p><hi rendition="#g">Präſident</hi> ladet in Folge deſſen die Ab-<lb/> theilungen ein, ſich Montag vor der öffentlichen<lb/> Sitzung zu verſammeln und je ein Mitglied in<lb/> den zu wählenden <hi rendition="#g">„Beleidigungs-Aus-<lb/> ſchuß“</hi> zu nominiren.</p><lb/> <p>Schließlich interpelliren noch die Abgeord-<lb/> neten <hi rendition="#g">Derſchatta</hi> und <hi rendition="#g">Wenzlitſchke</hi> den<lb/> Handelsminiſter wegen einer in der „Kölniſchen<lb/> Zeitung“ erſchienenen Correſpondenz in Betreff<lb/> des Vorganges bei der Beurlaubung des Poſt-<lb/> ſparkaſſen-Directors <hi rendition="#g">Coch</hi> </p><lb/> <p>Nächſte Sitzung <hi rendition="#g">Montag</hi> 10 Uhr Vor-<lb/> mittags.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Sitzung des Herrenhauſes.)</hi> </head> <p>In der<lb/> vorgeſtrigen Herrenhaus-Sitzung zeigte Graf<lb/> Taaffe in officieller Weiſe die Enthebung des<lb/> Barons Pino von dem Poſten des Handelsmini-<lb/> ſters an und ſtellte zugleich Baron Pußwald als<lb/> denjenigen vor, welcher mit der einſtweiltgen Lei-<lb/> tung des Handelsminiſteriums betraut wurde. —<lb/> Es folgt nun die zweite Leſung des Geſetzent-<lb/> wurfes, betreffend die Uebernahme der Prag-<lb/> Duxer und Dux-Bodenbacher Bahn durch den<lb/><cb/> Staat. In der Generaldebatte ergreift Graf <hi rendition="#g">Re-<lb/> vertera</hi> das Wort. Redner will nicht gegen<lb/> den Bericht ſich wenden, welcher darthut, daß die<lb/> beiden Linien für das Staatsbahnnetz durchaus<lb/> nöthig ſeien. Er kann aber nicht umhin, dagegen<lb/> einen Vorwurf zu erheben, daß der Staat nicht<lb/> lieber zur Ergänzung der Franz Joſefbahn die<lb/> Nordweſtbahn verſtaatlicht habe, welche eine Con-<lb/> currenzbahn für die Staatsbahnlinien bilde und<lb/> eine Staatsgarantie genieße. Redner bedauert,<lb/> daß das Herrenhaus ſich ſelbſt in eine Zwangs-<lb/> lage gebracht habe, daß es ſo leichten Herzens<lb/> am 26. Oktober v. J. die Erhöhung der Staats-<lb/> garantie der Nordweſtbahn bewilligt habe. Vor-<lb/> theilhafter wäre es geweſen, dieſen Anlaß zu be-<lb/> nützen, um den Staat zur Verſtaatlichung dieſer<lb/> Bahn zu beſtimmen. Gleichwohl werde Redner<lb/> für das Geſetz ſtimmen, weil eine Ablehnung<lb/> derzeit nicht mehr thunlich ſei.</p><lb/> <p>Nachdem Graf <hi rendition="#g">Bloome</hi> dem Wunſche<lb/> Ausdruck gegeben, daß die Regierung öfter dem<lb/> Herrenhauſe die Priorität in den legislativen<lb/> Erörterungen, als dies jetzt geſchieht, einräumen<lb/> möge, präciſirt Sectionschef <hi rendition="#g">Pußwald</hi> die<lb/> Stellung der Regierung in der Angelegenheit<lb/> der Prag-Duxer und Dux-Bodenbacher Bahn.<lb/> Zu günſtigeren Bedingungen wäre die Erwerbung<lb/> dieſer beiden Bahnen nicht zu erreichen geweſen,<lb/> welche für den Betrieb des Staatsbahnnetzes<lb/> unentbehrlich ſei. Beſonders die Prag-Duxer Bahn<lb/> ſei vielleicht diejenige Bahn, welche unter den<lb/> günſtigſten Bedingungen dem Staatsbahnnetze<lb/> einverleibt werden wird. Zu keiner Zeit während<lb/> der Dauer des gegenwärtigen Regimes hätte<lb/> übrigens die Uebernahme der beiden Bahnen<lb/> durch den Staat zu günſtigeren Bedingungen<lb/> erfolgen können.</p><lb/> <p>Das Geſetz wird hierauf in zweiter und<lb/> dritter Leſung angenommen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="kremsier1" next="#kremsier2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Auflöſung des Reichstages<lb/> in Kremſier.</hi><lb/> <hi rendition="#g">(Eine hiſtoriſche Reminiscenz)</hi> </head><lb/> <p>Freih. v. Helfert ſchildert im neueſten Bande<lb/> ſeiner „Geſchichte Oeſterreichs“, auf den wir noch<lb/> zurückkommen, die Vorgänge, die zur Auflöſung<lb/> des Kremſierer Reichstages führten, und veröffent-<lb/> licht bei dieſer Gelegenheit ſo viele neue und in-<lb/> tereſſante Details, die ihm, als einem Einge-<lb/> weihten, bekannt wurden, daß es uns von beſon-<lb/> derem Intereſſe ſcheint, dieſe Darſtellung unſeren<lb/> Leſern zugänglich zu machen. Freiherr v. Helfert<lb/> ſchreibt:</p><lb/> <p>Am 28. Februar war Legationsrath Hübner<lb/> in Wien zurück, wo man ihn mit wachſender<lb/> Ungeduld erwartet hatte. Er brachte die Ergeb-<lb/> niſſe jener Verhandlung mit, die er am erſten<lb/> Schlachttage von Kapolna mit dem Feldmarſchall<lb/> Fürſten Windiſchgrätz gepflogen hatte. Der Wider-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#original4" xml:id="original3" prev="#original2" type="jArticle" n="2"> <p>unſer göttlicher Herr und Heiland!“ — Nach-<lb/> dem ſich unſer Pater gewiſſermaßen verſichert hat,<lb/> geht er direct auf die Sache los; doch ſchon an<lb/> der Ueberſchrift iſt zu erkennen, welches Wohl-<lb/> wollens ſich der Schuldner bei ſeinem Gläubiger<lb/> zu erfreuen hat. Schreibt er, „Schätzbarer Herr“,<lb/> ſo iſt dies wohl der erſte Mahnbrief an einen<lb/> ſonſt pünctlichen Schuldner; das <hi rendition="#aq">„Milá pani<lb/> Anna Hatlapatkowa“</hi> oder „Lieber Herr Leh-<lb/> rer Nowotny“ dürfte wohl als der zweite Grad<lb/> gelten, während die Ueberſchrift „Herr Schmied“,<lb/> „Kantore“, „<hi rendition="#aq">Paprskařu</hi>“ als der Ausdruck des<lb/> Grolles aufzufaſſen ſind.</p><lb/> <p>Wir müſſen es uns ſchon mit Rückſicht auf<lb/> den Raum verſagen, auch nur einen von den<lb/> hunderten von wirklich claſſiſchen Briefen vollin-<lb/> haltlich anzuführen und beſchränken uns darauf<lb/> den Eingang und den Schluß zu characteriſiren.<lb/> So ſchreibt Pater J. einmal: „Schätzbarer Herr<lb/> Jonas! Sind Sie abermals von Ihrer Güte<lb/> und Gefälligkeit und überſchicken ganz beſtimmt<lb/> und zuverläſſig an mich franco durch die Frank-<lb/> ſtädter Poſt am 17. März laufenden Jahres,<lb/> was uns mit Hilfe Gottes in ſieben Wochen<lb/><hi rendition="#g">intereſſiren wird,</hi> Ihre fälligen Zinſen<lb/> per 35 fl. etc. etc. Hierauf bietet er dem Herrn<lb/> Jonas ein abermaliges Darlehen, jedoch nur<lb/> gegen ganz ſichere Hypothek an und ſchließt:<lb/> „Ich küſſe und umarme Sie oftmals in meinem<lb/> Geiſte, und mich Schwachen in Ihr frommes<lb/> Gebet vielmals empfehlend, verbleibe ich, wie<lb/> jederzeit, in aller Achtung und Liebe und zwar<lb/><cb/> auch für die weitere und ſpätere Zukunft Ihr<lb/> aufrichtiger geiſtlicher Gläubiger Pater Franz J.,<lb/> Schloßcaplan in P. am ſüßeſten Namen unſeres<lb/> göttlichen Herrn und Heilands Jeſu Chriſti im<lb/> Jahre der Gnade 1868.“</p><lb/> <p>Doch auch für edlere Regungen war Pater<lb/> J. trotz ſeines wachſenden Geizes und ſeines<lb/> Wucherns nicht unempfänglich; dies beweiſen eine<lb/> Anzahl von Notizen über ausgefertigte Briefe,<lb/> von denen wir die intereſſanteſten mit Inhalts-<lb/> angabe und Ueberſchrift hieher ſetzen: Schreiben<lb/> an Joſef M. (folgt weitſchweifige Adreſſe) von<lb/> Brünn aus infolge einer Recreation geſchrieben.<lb/> Gott zum Gruße! Lieber <hi rendition="#aq">Pepku!</hi>“ Alſo offen-<lb/> bar zur Erquickung ein Brief an einen Freund.<lb/> „Schreiben an die Victoria K., Hebamme in K.,<lb/> aus Recreation geſchrieben. Gott zum Gruße!<lb/> Schätzbare Frau Mutter!“ — Schreiben an die<lb/> Nepomucena K. (Tochter dieſer Frau Mutter),<lb/> Dienſtmagd auſ der Pfarrei in K., zu ihrem<lb/> Namensfeſte mit Ueberſendung eines ſchönen Prä-<lb/> ſentes, nämlich einem eleganten Gebetbuche in<lb/> böhmiſcher Sprache, franco durch die .... Poſt.<lb/><hi rendition="#aq">Pochwalen bud etc. Mila Muczko!“</hi> — Dieſer<lb/> letzte Brief dürfte 8 Octavſeiten umfaßt haben;<lb/> er behandelt intime Angelegenheiten, nebſt dem<lb/> gehörigen Tratſch über die Verhältniſſe auf der<lb/> Pfarre und im Orte; denn Pater J. war hier<lb/> Cooperator geweſen. — Nicht unintereſſant iſt<lb/> auch folgendes: „Schreiben an die Marianna<lb/> W., bemühte Ausgedingerin <hi rendition="#aq">sub.</hi> Nr. conſcr. 48 und<lb/> zugleich auch Poſtbote Wohlgeboren in B., un-<lb/><cb/> weit M. ſituirt, beſchwert mit einem Kopftuche.<lb/><hi rendition="#aq">Pochválen etc. Milá Mařenko!“</hi> —</p><lb/> <p>Alle dieſe, freilich nur mit der größten Mühe<lb/> zu entziffernden Concepte bilden eine Fundgrube<lb/> der originellſten Dinge und geben Aufſchluß über<lb/> die privaten Verhältniſſe des Paters, ſowie über<lb/> die Ausdehnung ſeines Geſchäftes. Dasſelbe war<lb/> ſehr lucrativ. Von einer Nichte, die er immer<lb/> ſeine „liebe Niéce“ nennt, hatte er einige Tau-<lb/> ſend Gulden geerbt; nach mehr als 20jähriger, wie<lb/> er ſelbſt oft ſagt „verdrießlicher Thätigkeit“<lb/> hinterließ er bei ſeinem Tode ein Vermögen von<lb/> über 60.000 fl. — Disponible Gelder beeilte er<lb/> ſich in Baron Sothens Wechſelſtube in Wien<lb/> oder bei einem Bankhauſe in Olmütz zu hinter-<lb/> legen. Dies vollzog er mit großer Höflichkeit und<lb/> Acurateſſe. Auch jene Summen, welche er bei ſich<lb/> hatte, hielt er ſorgſam in Evidenz; entnahm er<lb/> irgend einen Betrag, ſo unterließ er nicht, auf<lb/> einem denkbar kleinen Z<supplied>e</supplied>ttel Zeit und Zweck der<lb/> Entnahme mit rothem und ſchwarzem Stift in<lb/> zierlichen Lettern anzumerken. Faſt jeder dieſer<lb/> Z<supplied>e</supplied>ttel iſt ein köſtlicher Beitrag zur Kennzeichnung<lb/> des originellen Mannes. Eine in früherer<lb/> Zeit vorgefallene Affaire mit einer Bauers-<lb/> frau wurde für ihn eine Quelle von Unannehm-<lb/> lichkeiten, die er bei etwas weniger Geiz bald<lb/> hätte beſeitigen können; doch er ſchrieb lieber zehn<lb/> Briefe, ehe er einen Gulden hergegeben hätte.<lb/> Wiederholt hatte ihn das Weib um Unterſtützung<lb/> angeſucht, welches Verlangen er nur theilweiſe<lb/> oder gar nicht erfüllte, ſo daß ſie gegen ihn end-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
kein Hinderniß in den Weg zu legen. Hunderte
von Leuten werden morgen dort erſcheinen. Er
lehne jede Verantwortung für die Zukunft ab,
wenn ähnliche Fälle vorkommen ſollten, wie in
Mödling. Will man uns vielleicht — ruft Schö-
nerer aus — zwingen, mit Stöcken und Revol-
vern zu Verſammlungen zu gehen? Gut, aber wir
lehnen jede Verantwortung ab. Wir werden aber
den Grafen Taaffe zur Rechenſchaft ziehen und
ich werde dann nicht allein kommen, um dies
zu thun.
Specialreferent Zeithammer bemerkt ge-
genüber Kronawetter, daß ſich weder die Regie-
rung noch die Majorität den Gebrechen verſchlie-
ßen, welche Herr Kronawetter dargelegt hat. Die
Regierung habe bewieſen, daß ſie den Weg
der Socialreform betreten hat. Wenn die So-
cialgeſetze noch nicht fertig geſtellt ſind, ſo tra-
gen die Mitglieder des Parlaments ſelbſt einen
großen Theil der Schuld daran. Wenn die Bud-
getdebatte derartige Dimenſionen annimmt (Wi-
derſpruch links), dann werden wir kaum dazu
kommen, dieſe zum Wohle des Arbeiterſtandes
nothwendigen Geſetze zu berathen. (Abg. Richter
ruft: Am Anfange wurden gar keine Sitzungen
abgehalten.)
Der Titel Staatspolizei wird hierauf an-
genommen.
Zu Titel „Politiſche Verwaltung“ ſprach
Abg. Schuklje, um in überflüſſig breiter Weiſe
eine Vorleſung über politiſche Ueberzeugung zu
halten und mit einem Lobeshymnus auf die Aera
Taaffe zu ſchließen. Der obige Titel wurde
hierauf angenommen.
Zu Titel „Straßenbau“ brachten die Abge-
ordneten Furtmüller, Wilhelm Pfeifer,
Siegl, Proskowetz und Angerer Wünſche
localer Natur vor. Letzterer plaidirte im Inte-
reſſe der Hebung des Fremdenverkeh-
res für die Verbeſſerung des Communications-
weſens in den Alpenländern, damit dieſe mit Er-
folg mit der ſpeculativen Schweiz concurriren
können.
Bei dem nächſten Titel „Waſſerbau“ befür-
worteten die Abgeordneten Vielguth, Pros-
kowetz und Suttner die Durchführung meh-
rerer Flußregulirungen.
Abg. Ritter v. Proskowetz ſpricht nament-
lich über die Waſſerbauten in Mähren, welches Land
in dieſer Beziehung arg vernachläſſigt wurde, trotz
aller ſchon eingebrachten Petitionen, während es
doch ſo viel zu den Staatseinnahmen beitrage.
Die neueſten Nachrichten von dem Austreten der
mähriſchen Flüſſe, der Schwarzawa und der
Thaya, beweiſen, was verſäumt worden ſei. Er
empfiehlt der Regierung in dieſer Hinſicht vor-
zuſorgen. (Beifall links.)
Sämmtliche Poſten des Capitels „Miniſte-
rium des Innern“ wurden hierauf unverändert
genehmigt und ſodann die Debatte abgebrochen.
Vor Schluß der Sitzung erhält Abg. Dr.
Hallwich zum Protocolle das Wort. Derſelbe
proteſtirt gegen die Eingabe des Biſchofs von
Leitmeritz wegen ſeiner (Hallwich) angeblich ver-
letzenden Aeußerungen über die Wirkſamkeit des
katholiſchen Clerus in Böhmen. Dieſe Eingabe
ſei eigentlich nur eine Polemik gegen ſeine Rede.
(Zuſtimmung links.) Keinesfalls aber, wie ſich
der Biſchof ausdrücke, ein öffentliches Zeugniß.
Nachdem es nun nicht angehe, daß ſolche Miß-
fallskundgebungen einer Perſon außer dem Hauſe
gegen ein Mitglied des Hauſes unter der Firma
einer Petition in das ſtenographiſche Protocoll
eingeſchmuggelt werden, ſo erhebe er gegen einen
derartigen Mißbrauch der Geſchäftsordnung Ein-
ſprache. (Beifall links. Rufe: Löſchung aus dem
Protocolle!) Der Präſident erklärt, daß ihm die
betreffende Eingabe als Petition übergeben und
als ſolche geſchäftsordnungsmäßig behandelt wurde.
Abg. Heinrich nimmt hierauf das Wort,
um folgenden Antrag zu ſtellen: „Ich bin
geſtern von Seite eines Abgeordne-
ten (Schönerer) beleidigt worden.
Ich appellire daher an den § 58, Abſatz 3,
der Geſchäftsordnung und bitte daher den Herrn
Präſidenten, das Nöthige zu veranlaſſen. Der
bezügliche Punct der Geſchäftsordnung lautet:
„Im Falle ein Abgeordneter durch ſeine
Rede einen zur Theilnahme an der Verhand-
lung Berechtigten perſönlich beleidigen ſollte,
ſo ſteht dem Beleidigten das Recht zu, zu ver-
langen, daß das Haus ſeine Mißbil-
ligung hierüber ausſpreche. In
dieſem Falle wird ein Ausſchuß aus den Ab-
theilungen gewählt, welcher hierüber binnen
24 Stunden mündlich zu berichten hat.“
Präſident ladet in Folge deſſen die Ab-
theilungen ein, ſich Montag vor der öffentlichen
Sitzung zu verſammeln und je ein Mitglied in
den zu wählenden „Beleidigungs-Aus-
ſchuß“ zu nominiren.
Schließlich interpelliren noch die Abgeord-
neten Derſchatta und Wenzlitſchke den
Handelsminiſter wegen einer in der „Kölniſchen
Zeitung“ erſchienenen Correſpondenz in Betreff
des Vorganges bei der Beurlaubung des Poſt-
ſparkaſſen-Directors Coch
Nächſte Sitzung Montag 10 Uhr Vor-
mittags.
Politiſche Nachrichten.
(Sitzung des Herrenhauſes.) In der
vorgeſtrigen Herrenhaus-Sitzung zeigte Graf
Taaffe in officieller Weiſe die Enthebung des
Barons Pino von dem Poſten des Handelsmini-
ſters an und ſtellte zugleich Baron Pußwald als
denjenigen vor, welcher mit der einſtweiltgen Lei-
tung des Handelsminiſteriums betraut wurde. —
Es folgt nun die zweite Leſung des Geſetzent-
wurfes, betreffend die Uebernahme der Prag-
Duxer und Dux-Bodenbacher Bahn durch den
Staat. In der Generaldebatte ergreift Graf Re-
vertera das Wort. Redner will nicht gegen
den Bericht ſich wenden, welcher darthut, daß die
beiden Linien für das Staatsbahnnetz durchaus
nöthig ſeien. Er kann aber nicht umhin, dagegen
einen Vorwurf zu erheben, daß der Staat nicht
lieber zur Ergänzung der Franz Joſefbahn die
Nordweſtbahn verſtaatlicht habe, welche eine Con-
currenzbahn für die Staatsbahnlinien bilde und
eine Staatsgarantie genieße. Redner bedauert,
daß das Herrenhaus ſich ſelbſt in eine Zwangs-
lage gebracht habe, daß es ſo leichten Herzens
am 26. Oktober v. J. die Erhöhung der Staats-
garantie der Nordweſtbahn bewilligt habe. Vor-
theilhafter wäre es geweſen, dieſen Anlaß zu be-
nützen, um den Staat zur Verſtaatlichung dieſer
Bahn zu beſtimmen. Gleichwohl werde Redner
für das Geſetz ſtimmen, weil eine Ablehnung
derzeit nicht mehr thunlich ſei.
Nachdem Graf Bloome dem Wunſche
Ausdruck gegeben, daß die Regierung öfter dem
Herrenhauſe die Priorität in den legislativen
Erörterungen, als dies jetzt geſchieht, einräumen
möge, präciſirt Sectionschef Pußwald die
Stellung der Regierung in der Angelegenheit
der Prag-Duxer und Dux-Bodenbacher Bahn.
Zu günſtigeren Bedingungen wäre die Erwerbung
dieſer beiden Bahnen nicht zu erreichen geweſen,
welche für den Betrieb des Staatsbahnnetzes
unentbehrlich ſei. Beſonders die Prag-Duxer Bahn
ſei vielleicht diejenige Bahn, welche unter den
günſtigſten Bedingungen dem Staatsbahnnetze
einverleibt werden wird. Zu keiner Zeit während
der Dauer des gegenwärtigen Regimes hätte
übrigens die Uebernahme der beiden Bahnen
durch den Staat zu günſtigeren Bedingungen
erfolgen können.
Das Geſetz wird hierauf in zweiter und
dritter Leſung angenommen.
Die Auflöſung des Reichstages
in Kremſier.
(Eine hiſtoriſche Reminiscenz)
Freih. v. Helfert ſchildert im neueſten Bande
ſeiner „Geſchichte Oeſterreichs“, auf den wir noch
zurückkommen, die Vorgänge, die zur Auflöſung
des Kremſierer Reichstages führten, und veröffent-
licht bei dieſer Gelegenheit ſo viele neue und in-
tereſſante Details, die ihm, als einem Einge-
weihten, bekannt wurden, daß es uns von beſon-
derem Intereſſe ſcheint, dieſe Darſtellung unſeren
Leſern zugänglich zu machen. Freiherr v. Helfert
ſchreibt:
Am 28. Februar war Legationsrath Hübner
in Wien zurück, wo man ihn mit wachſender
Ungeduld erwartet hatte. Er brachte die Ergeb-
niſſe jener Verhandlung mit, die er am erſten
Schlachttage von Kapolna mit dem Feldmarſchall
Fürſten Windiſchgrätz gepflogen hatte. Der Wider-
unſer göttlicher Herr und Heiland!“ — Nach-
dem ſich unſer Pater gewiſſermaßen verſichert hat,
geht er direct auf die Sache los; doch ſchon an
der Ueberſchrift iſt zu erkennen, welches Wohl-
wollens ſich der Schuldner bei ſeinem Gläubiger
zu erfreuen hat. Schreibt er, „Schätzbarer Herr“,
ſo iſt dies wohl der erſte Mahnbrief an einen
ſonſt pünctlichen Schuldner; das „Milá pani
Anna Hatlapatkowa“ oder „Lieber Herr Leh-
rer Nowotny“ dürfte wohl als der zweite Grad
gelten, während die Ueberſchrift „Herr Schmied“,
„Kantore“, „Paprskařu“ als der Ausdruck des
Grolles aufzufaſſen ſind.
Wir müſſen es uns ſchon mit Rückſicht auf
den Raum verſagen, auch nur einen von den
hunderten von wirklich claſſiſchen Briefen vollin-
haltlich anzuführen und beſchränken uns darauf
den Eingang und den Schluß zu characteriſiren.
So ſchreibt Pater J. einmal: „Schätzbarer Herr
Jonas! Sind Sie abermals von Ihrer Güte
und Gefälligkeit und überſchicken ganz beſtimmt
und zuverläſſig an mich franco durch die Frank-
ſtädter Poſt am 17. März laufenden Jahres,
was uns mit Hilfe Gottes in ſieben Wochen
intereſſiren wird, Ihre fälligen Zinſen
per 35 fl. etc. etc. Hierauf bietet er dem Herrn
Jonas ein abermaliges Darlehen, jedoch nur
gegen ganz ſichere Hypothek an und ſchließt:
„Ich küſſe und umarme Sie oftmals in meinem
Geiſte, und mich Schwachen in Ihr frommes
Gebet vielmals empfehlend, verbleibe ich, wie
jederzeit, in aller Achtung und Liebe und zwar
auch für die weitere und ſpätere Zukunft Ihr
aufrichtiger geiſtlicher Gläubiger Pater Franz J.,
Schloßcaplan in P. am ſüßeſten Namen unſeres
göttlichen Herrn und Heilands Jeſu Chriſti im
Jahre der Gnade 1868.“
Doch auch für edlere Regungen war Pater
J. trotz ſeines wachſenden Geizes und ſeines
Wucherns nicht unempfänglich; dies beweiſen eine
Anzahl von Notizen über ausgefertigte Briefe,
von denen wir die intereſſanteſten mit Inhalts-
angabe und Ueberſchrift hieher ſetzen: Schreiben
an Joſef M. (folgt weitſchweifige Adreſſe) von
Brünn aus infolge einer Recreation geſchrieben.
Gott zum Gruße! Lieber Pepku!“ Alſo offen-
bar zur Erquickung ein Brief an einen Freund.
„Schreiben an die Victoria K., Hebamme in K.,
aus Recreation geſchrieben. Gott zum Gruße!
Schätzbare Frau Mutter!“ — Schreiben an die
Nepomucena K. (Tochter dieſer Frau Mutter),
Dienſtmagd auſ der Pfarrei in K., zu ihrem
Namensfeſte mit Ueberſendung eines ſchönen Prä-
ſentes, nämlich einem eleganten Gebetbuche in
böhmiſcher Sprache, franco durch die .... Poſt.
Pochwalen bud etc. Mila Muczko!“ — Dieſer
letzte Brief dürfte 8 Octavſeiten umfaßt haben;
er behandelt intime Angelegenheiten, nebſt dem
gehörigen Tratſch über die Verhältniſſe auf der
Pfarre und im Orte; denn Pater J. war hier
Cooperator geweſen. — Nicht unintereſſant iſt
auch folgendes: „Schreiben an die Marianna
W., bemühte Ausgedingerin sub. Nr. conſcr. 48 und
zugleich auch Poſtbote Wohlgeboren in B., un-
weit M. ſituirt, beſchwert mit einem Kopftuche.
Pochválen etc. Milá Mařenko!“ —
Alle dieſe, freilich nur mit der größten Mühe
zu entziffernden Concepte bilden eine Fundgrube
der originellſten Dinge und geben Aufſchluß über
die privaten Verhältniſſe des Paters, ſowie über
die Ausdehnung ſeines Geſchäftes. Dasſelbe war
ſehr lucrativ. Von einer Nichte, die er immer
ſeine „liebe Niéce“ nennt, hatte er einige Tau-
ſend Gulden geerbt; nach mehr als 20jähriger, wie
er ſelbſt oft ſagt „verdrießlicher Thätigkeit“
hinterließ er bei ſeinem Tode ein Vermögen von
über 60.000 fl. — Disponible Gelder beeilte er
ſich in Baron Sothens Wechſelſtube in Wien
oder bei einem Bankhauſe in Olmütz zu hinter-
legen. Dies vollzog er mit großer Höflichkeit und
Acurateſſe. Auch jene Summen, welche er bei ſich
hatte, hielt er ſorgſam in Evidenz; entnahm er
irgend einen Betrag, ſo unterließ er nicht, auf
einem denkbar kleinen Zettel Zeit und Zweck der
Entnahme mit rothem und ſchwarzem Stift in
zierlichen Lettern anzumerken. Faſt jeder dieſer
Zettel iſt ein köſtlicher Beitrag zur Kennzeichnung
des originellen Mannes. Eine in früherer
Zeit vorgefallene Affaire mit einer Bauers-
frau wurde für ihn eine Quelle von Unannehm-
lichkeiten, die er bei etwas weniger Geiz bald
hätte beſeitigen können; doch er ſchrieb lieber zehn
Briefe, ehe er einen Gulden hergegeben hätte.
Wiederholt hatte ihn das Weib um Unterſtützung
angeſucht, welches Verlangen er nur theilweiſe
oder gar nicht erfüllte, ſo daß ſie gegen ihn end-
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