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Mährisches Tagblatt. Nr. 6, Olmütz, 10.01.1887.

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[Spaltenumbruch]
Locales und Provinzielles.


(Eine Bankettrede des Abgeordneten
Ritter v. Chlumetzky.)

Bei dem nach Schluß
der deutschen Parteimännerversammlung gestern
im maurischen Saale des "Grand Hotel" zu
Brünn abgehaltenen Festbankette, bei welchem
Bürgermeister Brantner von Znaim, Abgeordne-
ter Dr. Sturm, Dr. Merores, Bürgermeister
Josef v. Engel Toaste ausbrachten, ergriff Se.
Exzellenz Abgeordneter Ritter v. Chlumetzky das
Wort zu einer ganz bedeutenden Bankettrede.

In der Versammlung habe er unterlassen
zu sprechen, weil er den nicht parlamen-
tarisch thätigen Parteifreunden die Gelegenheit
zur Meinungsäußerung hätte lassen wollen, doch
jetzt benütze er den Anlaß, seine Anschauungen
zum Ausdrucke zu bringen. Er begreife, daß be-
sonders die jüngere Generation, augesichts der
unerhörten Angriffe und der Verdrängung der
Deutschen aus einer Position nach der andern,
jenes deutschen Volkes, welches Oesterreich geschaf-
fen und allein dauernd zu erhalten im Stande
ist, für die rücksichtslose Bethätigung der Natio-
nalität eintritt. Doch müsse auch dem politischen
Gedanken Raum gegeben werden. Eine politische
Idee muß aber auch die Macht haben, zum Aus-
druck zu gelangen, deshalb begreife er nicht, daß
man glaube, je weniger man sei, desto besser.
Wir müssen trachten, wo wir die Mehrheit haben,
sie zu erhalten und wo wir sie nicht besitzen, sie
zu erlangen. Dies sei die Aufgabe der politischen
Führer und wenn sie diese vernachlässigen, dann
würden sie nicht verdienen, Führer zu sein. Bei
uns Aelteren ist die Sehnsucht nach Ruhe sehr
vorhanden, aber wir glauben, daß wir auf dem
Platze, wohin wir gestellt sind, ausharren müssen.
Dazu sei aber die Manifestation des Vertrauens
seitens des Volkes nothwendig, wie sie heute von
seinen besten Vertretern bethätigt wurde. In
Mähren handle es sich nicht um Principe und
deshalb glaube er, daß die im kleinen K[r]eise vor-
handene Differenz bald schwinden werde. Vor
allem müsse man sich den Führern unterordnen
und die Deutschmährer können dies umsomehr als
sie insbesonders in Dr. Sturm, sowie in Dr.
Promber und Dr. Weeber Führer besitzen,
um welche sie jede Partei beneiden könne. Er
bringt auf Dr. Sturm ein dreifaches Hoch aus,
in welches die Versammlung begeistert einstimmt.
Der Toast Se. Exzellenz des Abgeordneten Rit-
ter v. Chlumetzky fand stürmischen, nicht enden-
wollenden Beifall. Wir werden übrigens den
Wortlaut dieses Toastes noch nachtragen.

(Vom "Bunde der Deutschen Nordmäh-
rens".)

Die über Auftrag der Bundesleitung ver-
faßte Flugschrift "Sechsunddreißig Fragen und Ant-
worten über den Bund der Deutschen Nordmährens"
zur Beherzigung für unsere Volksgenossen in Stadt
und Land" ist nunmehr beendet und wird der Sonn-
tagsnummer des "M. Tagblatt", des "Sternber-
ger Volksblatt", des "M. Grenzboten in Schön-
berg", des "Wochenblattes" in M.-Trübau, des
"Wochenblattes" in Neuti[t]schein, der "Deutschen
Stimmen" in Proßnitz beigelegt und auch außerdem
in viele deutsche Orte versendet werden.

(Tranung.)

Samstag Nachmittag um halb
4 Uhr fand in der Garnisonskirche zu "Maria Schnee"
die Trauung des k. k. Hanptmannes im 100 Inft.
Regimente, Herrn Velimir Goikovic mit Fräulein
Hunar statt. Der hochw. Militär-Curat Dr.
Hrbaty vollzog den Trauungsact. Zahlreiche Offi-
ziere des 100. Infanterie-Regimentes wohnten der
Ceremonie bei.

(Trauergottesdienst.)

In der Pfarrkirche zu
Neustift findet Freitag den 15. Jänner l. J. ein
Requiem für den in der Neujahrsnacht ermordeten
Commis, Herrn Emanuel Strava statt. Der hochw.
Pfarrer von Nenstift wird dasselbe unter geistlicher
Assistenz celebriren.

(Leichenbegängniß.)

Vom Trauerhause, Sar-
kandergasse Nr. 3 aus fand Samstag Nachmittag
3 Uhr das Leichenbegängniss des plötzlich verstorbenen
städt. Kanzelisten Herrn Stefan Wolfenstein statt.
An dem Leichenbegängnisse betheiligten sich die städt.
Beamtenschaft und Bekannte der Familie.

(Stadtverordneten-Collegium.)

Heute
findet keine Sitzung des Stadtverordneten-Col-
legiums statt.

(Wilitärisches.)

Der Kaiser geruhte die
Uebernahme des überzählig mit Wartegebühr be-
[Spaltenumbruch] urlaubten FZM. Franz Grafen Thun-Hohen-
stein
auf sein Ansuchen in den wohlverdienten
Ruhestand anzuordnen.

(Der Landsturm -- uniformirt.)

Am
15. d. Mts. erscheinen, wie wir bereits meldeten,
die Durchführungs-Vorschriften für den Landsturm,
worin die Organisation in weiten Umrissen, die
Bestimmungen über die Besetzung von Officiers- und
Unterofficiers-Stellen, über die Ausrüstung und so
weiter präcisirt werden. Der Kaiser genehmigte die
einheitliche Adjustirung der gesammten Landwehr-Fuß-
truppen nach dem Muster der Landwehrschützen mit
hechtgrauer Blouse. Die Adjustirung tritt successive
ein. Die Bezeichnung der Truppen als Landwehr-
schützen und Landwehr-Infanterie bleibt vorläufig
noch bestehen, wird aber ebenfalls aufgehobeu.

(Die Jahresversammlung des Sternberger
National-Vereines.)

Am 16. d. M. findet im
Saale der Schießstätte zu Sternberg die Jahres-
Versammlung des National-Vereines deutscher
Bürger und Bauern für die politischen Bezirke
Sternberg und Römerstadt statt, bei welcher der
Reichsrathsabgeordnete Herr Dr. Knotz einen
Vortrag über die politische Lage halten wird.
Es ist angesichts der herrschenden Zustände zu
erwarten, daß die Theilnahme an dieser Ver-
sammlung eine zahlreiche sein wird.

(Vom Wilitär-Casino.)

Prinz Carneval
hielt am Samstag in die prächtigen Räume des
Militär- und wissenschaftlichen Casinos seinen Ein-
zug. Ein äußerst distinguirtes Publicum hatte
sich daselbst eingefunden, und da es auch an rei-
zenden Tänzerinnen und flotten Tänzern nicht
fehlte, so wurde bei den Klängen der Musikcapelle
des 54. Inft.-Rgts. dem Tanzvergnügen im reich-
sten Maße gehuldigt. Die hohe Generalität, die
Herren Oberste und Stabsofficiere der Garnison
wohnten dem Kränzchen bei Herr Oberst Freiherr
v. Komers machte die Honneurs. Das Arrange-
ment dieses Kränzchens muß als ein äußerst ge-
lungenes bezeichnet werden.

(Kränzchen des Paulowitzer Lese- und
Fortbildungs-Vereines.)

Das am Samstag
in den Localitäten des "Hotel Spitz" abgehaltene
Tanzkränzchen des Paulowitzer Lese- und Fortbil-
dungsvereines war sehr gut besucht und verlief
äußerst aunimirt. Einen Bericht über diese in allen
Detaills gelungene Unterhaltung werden wir noch
nachtragen.

(Die erste Wasken-Redoute)

hat gestern
stattgefunden. Anfänglich schien es, daß dieselbe
das Schicksal aller ersten Redouten seit vielen
Jahren theilen werde, denn der Besuch war bis
gegen 10 Uhr ziemlich schwach. Dann aber füllten
sich die Räume des Saales ganz ansehnlich.
Masken sah man diesmal noch wenige. Bei den
Klängen der Musikcapelle unseres Hausregimentes
wurde bis zum hellen Morgen getanzt.

(Vom Theater.)

Eines der Erstlingswerke
Millöckers, seine Operette "Gräfin Dubarry" wurde
gestern und vorgestern auf unserer Bühne zur Auf-
führung gebracht. Das Sujet der Operette ist, wie
der Titel verräth der liederlichen Zeit des fünfzehn-
ten Ludwig entnommen und behandelt eine vom Her-
zog von Choiseul eingefädelte Intrigue, deren Zweck
darin besteht, die allmächtige Maitresse Louis XIV.
durch eine Nachfolgerin zu ersetzen. Als solche ist
Lisette, die Gattin des eingebildeten Friseurs Leo-
nard ausersehen. Der Zufall vereitelt jedoch die
Absicht, die Dubarry bleibt Siegerin und Choiseul
wird durch den Liebhaber der Dubarry, den Herzog
D'Aiguillon ersetzt. Der Friseur Leonard ist die
einzige komische Figur der Operette, deren vielfach
der Jägersprache entnommener Dialog stark "wildelt"
und an die stärksten, uns von Offenbach gebotenen
Dinge reicht. Millöcker hat die Operette mit einer
Fülle melodiöser Musik ausgestattet, ohne jedoch im
Effecte seine späteren Werke zu erreichen. Nament-
lich mangeln wirkungsvolle große Ensembles. Das
Ganze zerflattert in eine Anzahl leichter Arietten
und Couplets, von welchen jene Lisettes mit dem
Refrain "Charmant" im ersten Acte und Leonards
"Liebe fordert Studium" sehr hübsch ersonnen sind.
Dagegen ist das Couplet des Oberstjägermeisters
matt, und auch die Arien der Dubarry entbehren
des prickelnden Characters, durch den die Operette
wirken soll. Von den Ensemblenummern ist das
Quintett "Alles ist complett" und das Finale des
ersten Actes hervorzuheben, die frische und heitere
Wirkung erzielen. Dagegen ist der Jägerchor schal
und erinnert lebhaft an den Ausspruch in der Prin-
zessin von Trapezunt, daß Jäger in einer Operette
keinen anderen Zweck haben, als einen Chor zu sin-
[Spaltenumbruch] gen. Derselbe bliebe besser weg, umsomehr, da die
Operette ohnehin über die übliche Theaterzeit dauert.
Daß die Operette hier überhaupt Erfolg hatte, dankt
sie in erster Linie Herrn Bauer, der den Leonard
brillant sang und spielte. Seine Leistung allein
verdient, daß man die Operette hört -- der Rath
gilt natürlich nur für Erwachsene. -- Er ist von
queksilberner Beweglichkeit und spricht und singt
mit gleicher Vollendung. Das Geheimniß seiner
Kunst besteht in der außerordentlichen Sorgfalt, mit
der er jede Partie behandelt. Es ist Alles fertig,
und kein falscher Zug stört die Gesammtwirkung.
Das Publicum überschüttete ihn mit Beifall. Auch
die Herren Romani (Oberstjägermeister) und
Dworski (D'Aiquillon) waren vortrefflich. Erste-
rer brachte sogar das matte Conplet im zweiten
Acte durch guten Vortrag zur Geltung und fand
hiefür stürmischen Beifall. Herr Dworski glänzte
durch guten Gesangsvortrag. Von den Damen ver-
diente Frl. Stöger als Titelheldin durch ihre
hübsche Erscheinung wie ihren trefflichen Gesang --
nur in der Entreescene distonirte sie einmal -- reich-
lich den ihr gespendeten Beifall. Ihre freigebig in
die Ensemblestellen eingestreuten hohen Töne waren
von Effect. Frl. Delma suchte die stimmlichen
Mängel, die ihr anhaften, möglichst zu decken und
brachte durch munteres Spiel die Lisette zur Gel-
tung. Wir können uns diese Partie freilich noch
weil reizvoller dargestellt denken, als Frl. Delma
dieß that. In kleineren Partieen wirkten bestens
die Herren Straschitz und Pleuß. Chöre
und Orchester unter Herrn Capellmeister Andrene
ließen nichts zu wänschen übrig. Die Scenirung
war eine sorgfältige, wofür Herrn Director Müller
volles Lob gebührt. Nur dagegen möchten wir
Verwahrung einlegen, daß man die "Gräfin Du-
barry" als "komische Oper" bezeichnet, wie dieß der
Theaterzettel thut. Will man uns damit etwa glau-
ben machen, daß unsere Bühnenleitung sich zu besse-
rer Pflege der Oper aufschwingen wolle? Nur kein
Humbug!!

(Theater-Repertoire.)

Montag 10. "Kranke
Familie", Dienstag 11. "Richelieu" Benefice Knorr,
Mittwoch 12 "Ein deutscher Krieger" (auf Ver-
langen), Donnerstag 13 "Rigoletto", Freitag 14.
"Gräfin Dubarry", Samstag 15. "Alfred's Briefe"
Novität, Sonntag 16. "Zigeunerbaron."

(Theaternachricht.)

Frl. Köchel eines der
anmuthigsten Mitglieder unserer Bühne wurde an
das deutsche Theater in Buda-Pest und für den
Sommer an die Marienbader Bühue engagirt.

(Vom Carneval.)

Die Unterofficiere des
100 Inf. Rgts. veranstalten auch im heurigen
Carneval einen Ball, der am 1. Februar l. J. im
städt. Redoutensaale abgehalten werden wird. Das
Comite wird bestrebt sein diesen Ball so glänzend
als möglich zu gestalten. Die Ball nasik besorgt die
eigene Regiments-Capelle.

(Singprobe.)

Den P. T. Mitgliedern des
Damensingvereines diene zur Kenntniß, daß
heute zur gewöhnlichen Stunde eine Singprobe
abgehalten wird, bei welcher die Damen recht
zahlreich erscheinen mögen.

(Zum Raubmorde in der Neujahrs-
nacht.)

Acht Tage des Harrens und Bangens
sind vorüber, ohne daß es gelungen ist von dem
Mörder Strawas eine Spur zu entdecken. Es ist
begreiflich, daß darüber große Aufregung in der
Bevölkerung herrscht, deren Vertrauen in die
öffentliche Sicherheit erst wieder gefestigt werden
wird, wenn es gelingt des Mörders habhaft zu
werden. An Gerüchten über denselben und an
allerlei fabulirenden Leuten fehlt es dabei nicht.

(Vom Wännergesaagverein.)

Der Min-
nergesangverein hält morgen Dienstag den 11. Jän-
ner anläßlich der B[e]neficevorstellung des Herrn
Knorr, dessen verdienstliche Mitwirkung in der "Wüste"
noch gut erinnerlich ist, keine Gesangsprobe ab, und
es wird die nächste Probe daher erst Dienstag den
19. Jänner stattfinden. Mittwoch Abends findet
eine Sitzung der Vereinsleitung, Samstag den 15.
Abends die Jahresversammlung statt. Die Tages-
ordnung der Letzteren werden wir später veröffentlichen.

(Der Schwurgerichtsproceß gegen die
"Deutschen Stimmen aus Währen").

Die
in der letzten Schwurgerichtssession vertagte Ver-
handlung gegen die Herren Ignaz Rottberger,
Buchdrucker und Johann Keller, Redakteur der
"Deutschen Stimmen aus Mähren" wegen Vergehens
gegen die Sicherheit der Ehre begangen durch die
Presse wurde heute fortgesetzt. Unseren Lesern ist der
Sachverhalt dieser Angelegenheit bekannt wir
haben daher nur in Kürze zu wiederholen, daß

[Spaltenumbruch]
Locales und Provinzielles.


(Eine Bankettrede des Abgeordneten
Ritter v. Chlumetzky.)

Bei dem nach Schluß
der deutſchen Parteimännerverſammlung geſtern
im mauriſchen Saale des „Grand Hotel“ zu
Brünn abgehaltenen Feſtbankette, bei welchem
Bürgermeiſter Brantner von Znaim, Abgeordne-
ter Dr. Sturm, Dr. Merores, Bürgermeiſter
Joſef v. Engel Toaſte ausbrachten, ergriff Se.
Exzellenz Abgeordneter Ritter v. Chlumetzky das
Wort zu einer ganz bedeutenden Bankettrede.

In der Verſammlung habe er unterlaſſen
zu ſprechen, weil er den nicht parlamen-
tariſch thätigen Parteifreunden die Gelegenheit
zur Meinungsäußerung hätte laſſen wollen, doch
jetzt benütze er den Anlaß, ſeine Anſchauungen
zum Ausdrucke zu bringen. Er begreife, daß be-
ſonders die jüngere Generation, augeſichts der
unerhörten Angriffe und der Verdrängung der
Deutſchen aus einer Poſition nach der andern,
jenes deutſchen Volkes, welches Oeſterreich geſchaf-
fen und allein dauernd zu erhalten im Stande
iſt, für die rückſichtsloſe Bethätigung der Natio-
nalität eintritt. Doch müſſe auch dem politiſchen
Gedanken Raum gegeben werden. Eine politiſche
Idee muß aber auch die Macht haben, zum Aus-
druck zu gelangen, deshalb begreife er nicht, daß
man glaube, je weniger man ſei, deſto beſſer.
Wir müſſen trachten, wo wir die Mehrheit haben,
ſie zu erhalten und wo wir ſie nicht beſitzen, ſie
zu erlangen. Dies ſei die Aufgabe der politiſchen
Führer und wenn ſie dieſe vernachläſſigen, dann
würden ſie nicht verdienen, Führer zu ſein. Bei
uns Aelteren iſt die Sehnſucht nach Ruhe ſehr
vorhanden, aber wir glauben, daß wir auf dem
Platze, wohin wir geſtellt ſind, ausharren müſſen.
Dazu ſei aber die Manifeſtation des Vertrauens
ſeitens des Volkes nothwendig, wie ſie heute von
ſeinen beſten Vertretern bethätigt wurde. In
Mähren handle es ſich nicht um Principe und
deshalb glaube er, daß die im kleinen K[r]eiſe vor-
handene Differenz bald ſchwinden werde. Vor
allem müſſe man ſich den Führern unterordnen
und die Deutſchmährer können dies umſomehr als
ſie insbeſonders in Dr. Sturm, ſowie in Dr.
Promber und Dr. Weeber Führer beſitzen,
um welche ſie jede Partei beneiden könne. Er
bringt auf Dr. Sturm ein dreifaches Hoch aus,
in welches die Verſammlung begeiſtert einſtimmt.
Der Toaſt Se. Exzellenz des Abgeordneten Rit-
ter v. Chlumetzky fand ſtürmiſchen, nicht enden-
wollenden Beifall. Wir werden übrigens den
Wortlaut dieſes Toaſtes noch nachtragen.

(Vom „Bunde der Deutſchen Nordmäh-
rens“.)

Die über Auftrag der Bundesleitung ver-
faßte Flugſchrift „Sechsunddreißig Fragen und Ant-
worten über den Bund der Deutſchen Nordmährens“
zur Beherzigung für unſere Volksgenoſſen in Stadt
und Land“ iſt nunmehr beendet und wird der Sonn-
tagsnummer des „M. Tagblatt“, des „Sternber-
ger Volksblatt“, des „M. Grenzboten in Schön-
berg“, des „Wochenblattes“ in M.-Trübau, des
„Wochenblattes“ in Neuti[t]ſchein, der „Deutſchen
Stimmen“ in Proßnitz beigelegt und auch außerdem
in viele deutſche Orte verſendet werden.

(Tranung.)

Samſtag Nachmittag um halb
4 Uhr fand in der Garniſonskirche zu „Maria Schnee“
die Trauung des k. k. Hanptmannes im 100 Inft.
Regimente, Herrn Velimir Goikovic mit Fräulein
Hunar ſtatt. Der hochw. Militär-Curat Dr.
Hrbaty vollzog den Trauungsact. Zahlreiche Offi-
ziere des 100. Infanterie-Regimentes wohnten der
Ceremonie bei.

(Trauergottesdienſt.)

In der Pfarrkirche zu
Neuſtift findet Freitag den 15. Jänner l. J. ein
Requiem für den in der Neujahrsnacht ermordeten
Commis, Herrn Emanuel Strava ſtatt. Der hochw.
Pfarrer von Nenſtift wird dasſelbe unter geiſtlicher
Aſſiſtenz celebriren.

(Leichenbegängniß.)

Vom Trauerhauſe, Sar-
kandergaſſe Nr. 3 aus fand Samſtag Nachmittag
3 Uhr das Leichenbegängniſs des plötzlich verſtorbenen
ſtädt. Kanzeliſten Herrn Stefan Wolfenſtein ſtatt.
An dem Leichenbegängniſſe betheiligten ſich die ſtädt.
Beamtenſchaft und Bekannte der Familie.

(Stadtverordneten-Collegium.)

Heute
findet keine Sitzung des Stadtverordneten-Col-
legiums ſtatt.

(Wilitäriſches.)

Der Kaiſer geruhte die
Uebernahme des überzählig mit Wartegebühr be-
[Spaltenumbruch] urlaubten FZM. Franz Grafen Thun-Hohen-
ſtein
auf ſein Anſuchen in den wohlverdienten
Ruheſtand anzuordnen.

(Der Landſturm — uniformirt.)

Am
15. d. Mts. erſcheinen, wie wir bereits meldeten,
die Durchführungs-Vorſchriften für den Landſturm,
worin die Organiſation in weiten Umriſſen, die
Beſtimmungen über die Beſetzung von Officiers- und
Unterofficiers-Stellen, über die Ausrüſtung und ſo
weiter präciſirt werden. Der Kaiſer genehmigte die
einheitliche Adjuſtirung der geſammten Landwehr-Fuß-
truppen nach dem Muſter der Landwehrſchützen mit
hechtgrauer Blouſe. Die Adjuſtirung tritt ſucceſſive
ein. Die Bezeichnung der Truppen als Landwehr-
ſchützen und Landwehr-Infanterie bleibt vorläufig
noch beſtehen, wird aber ebenfalls aufgehobeu.

(Die Jahresverſammlung des Sternberger
National-Vereines.)

Am 16. d. M. findet im
Saale der Schießſtätte zu Sternberg die Jahres-
Verſammlung des National-Vereines deutſcher
Bürger und Bauern für die politiſchen Bezirke
Sternberg und Römerſtadt ſtatt, bei welcher der
Reichsrathsabgeordnete Herr Dr. Knotz einen
Vortrag über die politiſche Lage halten wird.
Es iſt angeſichts der herrſchenden Zuſtände zu
erwarten, daß die Theilnahme an dieſer Ver-
ſammlung eine zahlreiche ſein wird.

(Vom Wilitär-Caſino.)

Prinz Carneval
hielt am Samſtag in die prächtigen Räume des
Militär- und wiſſenſchaftlichen Caſinos ſeinen Ein-
zug. Ein äußerſt diſtinguirtes Publicum hatte
ſich daſelbſt eingefunden, und da es auch an rei-
zenden Tänzerinnen und flotten Tänzern nicht
fehlte, ſo wurde bei den Klängen der Muſikcapelle
des 54. Inft.-Rgts. dem Tanzvergnügen im reich-
ſten Maße gehuldigt. Die hohe Generalität, die
Herren Oberſte und Stabsofficiere der Garniſon
wohnten dem Kränzchen bei Herr Oberſt Freiherr
v. Komers machte die Honneurs. Das Arrange-
ment dieſes Kränzchens muß als ein äußerſt ge-
lungenes bezeichnet werden.

(Kränzchen des Paulowitzer Leſe- und
Fortbildungs-Vereines.)

Das am Samſtag
in den Localitäten des „Hotel Spitz“ abgehaltene
Tanzkränzchen des Paulowitzer Leſe- und Fortbil-
dungsvereines war ſehr gut beſucht und verlief
äußerſt aunimirt. Einen Bericht über dieſe in allen
Detaills gelungene Unterhaltung werden wir noch
nachtragen.

(Die erſte Wasken-Redoute)

hat geſtern
ſtattgefunden. Anfänglich ſchien es, daß dieſelbe
das Schickſal aller erſten Redouten ſeit vielen
Jahren theilen werde, denn der Beſuch war bis
gegen 10 Uhr ziemlich ſchwach. Dann aber füllten
ſich die Räume des Saales ganz anſehnlich.
Masken ſah man diesmal noch wenige. Bei den
Klängen der Muſikcapelle unſeres Hausregimentes
wurde bis zum hellen Morgen getanzt.

(Vom Theater.)

Eines der Erſtlingswerke
Millöckers, ſeine Operette „Gräfin Dubarry“ wurde
geſtern und vorgeſtern auf unſerer Bühne zur Auf-
führung gebracht. Das Sujet der Operette iſt, wie
der Titel verräth der liederlichen Zeit des fünfzehn-
ten Ludwig entnommen und behandelt eine vom Her-
zog von Choiſeul eingefädelte Intrigue, deren Zweck
darin beſteht, die allmächtige Maitreſſe Louis XIV.
durch eine Nachfolgerin zu erſetzen. Als ſolche iſt
Liſette, die Gattin des eingebildeten Friſeurs Leo-
nard auserſehen. Der Zufall vereitelt jedoch die
Abſicht, die Dubarry bleibt Siegerin und Choiſeul
wird durch den Liebhaber der Dubarry, den Herzog
D’Aiguillon erſetzt. Der Friſeur Leonard iſt die
einzige komiſche Figur der Operette, deren vielfach
der Jägerſprache entnommener Dialog ſtark „wildelt“
und an die ſtärkſten, uns von Offenbach gebotenen
Dinge reicht. Millöcker hat die Operette mit einer
Fülle melodiöſer Muſik ausgeſtattet, ohne jedoch im
Effecte ſeine ſpäteren Werke zu erreichen. Nament-
lich mangeln wirkungsvolle große Enſembles. Das
Ganze zerflattert in eine Anzahl leichter Arietten
und Couplets, von welchen jene Liſettes mit dem
Refrain „Charmant“ im erſten Acte und Leonards
„Liebe fordert Studium“ ſehr hübſch erſonnen ſind.
Dagegen iſt das Couplet des Oberſtjägermeiſters
matt, und auch die Arien der Dubarry entbehren
des prickelnden Characters, durch den die Operette
wirken ſoll. Von den Enſemblenummern iſt das
Quintett „Alles iſt complett“ und das Finale des
erſten Actes hervorzuheben, die friſche und heitere
Wirkung erzielen. Dagegen iſt der Jägerchor ſchal
und erinnert lebhaft an den Ausſpruch in der Prin-
zeſſin von Trapezunt, daß Jäger in einer Operette
keinen anderen Zweck haben, als einen Chor zu ſin-
[Spaltenumbruch] gen. Derſelbe bliebe beſſer weg, umſomehr, da die
Operette ohnehin über die übliche Theaterzeit dauert.
Daß die Operette hier überhaupt Erfolg hatte, dankt
ſie in erſter Linie Herrn Bauer, der den Leonard
brillant ſang und ſpielte. Seine Leiſtung allein
verdient, daß man die Operette hört — der Rath
gilt natürlich nur für Erwachſene. — Er iſt von
quekſilberner Beweglichkeit und ſpricht und ſingt
mit gleicher Vollendung. Das Geheimniß ſeiner
Kunſt beſteht in der außerordentlichen Sorgfalt, mit
der er jede Partie behandelt. Es iſt Alles fertig,
und kein falſcher Zug ſtört die Geſammtwirkung.
Das Publicum überſchüttete ihn mit Beifall. Auch
die Herren Romani (Oberſtjägermeiſter) und
Dworski (D’Aiquillon) waren vortrefflich. Erſte-
rer brachte ſogar das matte Conplet im zweiten
Acte durch guten Vortrag zur Geltung und fand
hiefür ſtürmiſchen Beifall. Herr Dworski glänzte
durch guten Geſangsvortrag. Von den Damen ver-
diente Frl. Stöger als Titelheldin durch ihre
hübſche Erſcheinung wie ihren trefflichen Geſang —
nur in der Entreeſcene diſtonirte ſie einmal — reich-
lich den ihr geſpendeten Beifall. Ihre freigebig in
die Enſembleſtellen eingeſtreuten hohen Töne waren
von Effect. Frl. Delma ſuchte die ſtimmlichen
Mängel, die ihr anhaften, möglichſt zu decken und
brachte durch munteres Spiel die Liſette zur Gel-
tung. Wir können uns dieſe Partie freilich noch
weil reizvoller dargeſtellt denken, als Frl. Delma
dieß that. In kleineren Partieen wirkten beſtens
die Herren Straſchitz und Pleuß. Chöre
und Orcheſter unter Herrn Capellmeiſter Andrene
ließen nichts zu wänſchen übrig. Die Scenirung
war eine ſorgfältige, wofür Herrn Director Müller
volles Lob gebührt. Nur dagegen möchten wir
Verwahrung einlegen, daß man die „Gräfin Du-
barry“ als „komiſche Oper“ bezeichnet, wie dieß der
Theaterzettel thut. Will man uns damit etwa glau-
ben machen, daß unſere Bühnenleitung ſich zu beſſe-
rer Pflege der Oper aufſchwingen wolle? Nur kein
Humbug!!

(Theater-Repertoire.)

Montag 10. „Kranke
Familie“, Dienſtag 11. „Richelieu“ Benefice Knorr,
Mittwoch 12 „Ein deutſcher Krieger“ (auf Ver-
langen), Donnerſtag 13 „Rigoletto“, Freitag 14.
„Gräfin Dubarry“, Samſtag 15. „Alfred’s Briefe“
Novität, Sonntag 16. „Zigeunerbaron.“

(Theaternachricht.)

Frl. Köchel eines der
anmuthigſten Mitglieder unſerer Bühne wurde an
das deutſche Theater in Buda-Peſt und für den
Sommer an die Marienbader Bühue engagirt.

(Vom Carneval.)

Die Unterofficiere des
100 Inf. Rgts. veranſtalten auch im heurigen
Carneval einen Ball, der am 1. Februar l. J. im
ſtädt. Redoutenſaale abgehalten werden wird. Das
Comité wird beſtrebt ſein dieſen Ball ſo glänzend
als möglich zu geſtalten. Die Ball naſik beſorgt die
eigene Regiments-Capelle.

(Singprobe.)

Den P. T. Mitgliedern des
Damenſingvereines diene zur Kenntniß, daß
heute zur gewöhnlichen Stunde eine Singprobe
abgehalten wird, bei welcher die Damen recht
zahlreich erſcheinen mögen.

(Zum Raubmorde in der Neujahrs-
nacht.)

Acht Tage des Harrens und Bangens
ſind vorüber, ohne daß es gelungen iſt von dem
Mörder Strawas eine Spur zu entdecken. Es iſt
begreiflich, daß darüber große Aufregung in der
Bevölkerung herrſcht, deren Vertrauen in die
öffentliche Sicherheit erſt wieder gefeſtigt werden
wird, wenn es gelingt des Mörders habhaft zu
werden. An Gerüchten über denſelben und an
allerlei fabulirenden Leuten fehlt es dabei nicht.

(Vom Wännergeſaagverein.)

Der Min-
nergeſangverein hält morgen Dienſtag den 11. Jän-
ner anläßlich der B[e]neficevorſtellung des Herrn
Knorr, deſſen verdienſtliche Mitwirkung in der „Wüſte“
noch gut erinnerlich iſt, keine Geſangsprobe ab, und
es wird die nächſte Probe daher erſt Dienſtag den
19. Jänner ſtattfinden. Mittwoch Abends findet
eine Sitzung der Vereinsleitung, Samſtag den 15.
Abends die Jahresverſammlung ſtatt. Die Tages-
ordnung der Letzteren werden wir ſpäter veröffentlichen.

(Der Schwurgerichtsproceß gegen die
„Deutſchen Stimmen aus Währen“).

Die
in der letzten Schwurgerichtsſeſſion vertagte Ver-
handlung gegen die Herren Ignaz Rottberger,
Buchdrucker und Johann Keller, Redakteur der
„Deutſchen Stimmen aus Mähren“ wegen Vergehens
gegen die Sicherheit der Ehre begangen durch die
Preſſe wurde heute fortgeſetzt. Unſeren Leſern iſt der
Sachverhalt dieſer Angelegenheit bekannt wir
haben daher nur in Kürze zu wiederholen, daß

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[[5]/0005] Locales und Provinzielles. Olmütz, 10. Jänner. (Eine Bankettrede des Abgeordneten Ritter v. Chlumetzky.) Bei dem nach Schluß der deutſchen Parteimännerverſammlung geſtern im mauriſchen Saale des „Grand Hotel“ zu Brünn abgehaltenen Feſtbankette, bei welchem Bürgermeiſter Brantner von Znaim, Abgeordne- ter Dr. Sturm, Dr. Merores, Bürgermeiſter Joſef v. Engel Toaſte ausbrachten, ergriff Se. Exzellenz Abgeordneter Ritter v. Chlumetzky das Wort zu einer ganz bedeutenden Bankettrede. In der Verſammlung habe er unterlaſſen zu ſprechen, weil er den nicht parlamen- tariſch thätigen Parteifreunden die Gelegenheit zur Meinungsäußerung hätte laſſen wollen, doch jetzt benütze er den Anlaß, ſeine Anſchauungen zum Ausdrucke zu bringen. Er begreife, daß be- ſonders die jüngere Generation, augeſichts der unerhörten Angriffe und der Verdrängung der Deutſchen aus einer Poſition nach der andern, jenes deutſchen Volkes, welches Oeſterreich geſchaf- fen und allein dauernd zu erhalten im Stande iſt, für die rückſichtsloſe Bethätigung der Natio- nalität eintritt. Doch müſſe auch dem politiſchen Gedanken Raum gegeben werden. Eine politiſche Idee muß aber auch die Macht haben, zum Aus- druck zu gelangen, deshalb begreife er nicht, daß man glaube, je weniger man ſei, deſto beſſer. Wir müſſen trachten, wo wir die Mehrheit haben, ſie zu erhalten und wo wir ſie nicht beſitzen, ſie zu erlangen. Dies ſei die Aufgabe der politiſchen Führer und wenn ſie dieſe vernachläſſigen, dann würden ſie nicht verdienen, Führer zu ſein. Bei uns Aelteren iſt die Sehnſucht nach Ruhe ſehr vorhanden, aber wir glauben, daß wir auf dem Platze, wohin wir geſtellt ſind, ausharren müſſen. Dazu ſei aber die Manifeſtation des Vertrauens ſeitens des Volkes nothwendig, wie ſie heute von ſeinen beſten Vertretern bethätigt wurde. In Mähren handle es ſich nicht um Principe und deshalb glaube er, daß die im kleinen Kreiſe vor- handene Differenz bald ſchwinden werde. Vor allem müſſe man ſich den Führern unterordnen und die Deutſchmährer können dies umſomehr als ſie insbeſonders in Dr. Sturm, ſowie in Dr. Promber und Dr. Weeber Führer beſitzen, um welche ſie jede Partei beneiden könne. Er bringt auf Dr. Sturm ein dreifaches Hoch aus, in welches die Verſammlung begeiſtert einſtimmt. Der Toaſt Se. Exzellenz des Abgeordneten Rit- ter v. Chlumetzky fand ſtürmiſchen, nicht enden- wollenden Beifall. Wir werden übrigens den Wortlaut dieſes Toaſtes noch nachtragen. (Vom „Bunde der Deutſchen Nordmäh- rens“.) Die über Auftrag der Bundesleitung ver- faßte Flugſchrift „Sechsunddreißig Fragen und Ant- worten über den Bund der Deutſchen Nordmährens“ zur Beherzigung für unſere Volksgenoſſen in Stadt und Land“ iſt nunmehr beendet und wird der Sonn- tagsnummer des „M. Tagblatt“, des „Sternber- ger Volksblatt“, des „M. Grenzboten in Schön- berg“, des „Wochenblattes“ in M.-Trübau, des „Wochenblattes“ in Neutitſchein, der „Deutſchen Stimmen“ in Proßnitz beigelegt und auch außerdem in viele deutſche Orte verſendet werden. (Tranung.) Samſtag Nachmittag um halb 4 Uhr fand in der Garniſonskirche zu „Maria Schnee“ die Trauung des k. k. Hanptmannes im 100 Inft. Regimente, Herrn Velimir Goikovic mit Fräulein Hunar ſtatt. Der hochw. Militär-Curat Dr. Hrbaty vollzog den Trauungsact. Zahlreiche Offi- ziere des 100. Infanterie-Regimentes wohnten der Ceremonie bei. (Trauergottesdienſt.) In der Pfarrkirche zu Neuſtift findet Freitag den 15. Jänner l. J. ein Requiem für den in der Neujahrsnacht ermordeten Commis, Herrn Emanuel Strava ſtatt. Der hochw. Pfarrer von Nenſtift wird dasſelbe unter geiſtlicher Aſſiſtenz celebriren. (Leichenbegängniß.) Vom Trauerhauſe, Sar- kandergaſſe Nr. 3 aus fand Samſtag Nachmittag 3 Uhr das Leichenbegängniſs des plötzlich verſtorbenen ſtädt. Kanzeliſten Herrn Stefan Wolfenſtein ſtatt. An dem Leichenbegängniſſe betheiligten ſich die ſtädt. Beamtenſchaft und Bekannte der Familie. (Stadtverordneten-Collegium.) Heute findet keine Sitzung des Stadtverordneten-Col- legiums ſtatt. (Wilitäriſches.) Der Kaiſer geruhte die Uebernahme des überzählig mit Wartegebühr be- urlaubten FZM. Franz Grafen Thun-Hohen- ſtein auf ſein Anſuchen in den wohlverdienten Ruheſtand anzuordnen. (Der Landſturm — uniformirt.) Am 15. d. Mts. erſcheinen, wie wir bereits meldeten, die Durchführungs-Vorſchriften für den Landſturm, worin die Organiſation in weiten Umriſſen, die Beſtimmungen über die Beſetzung von Officiers- und Unterofficiers-Stellen, über die Ausrüſtung und ſo weiter präciſirt werden. Der Kaiſer genehmigte die einheitliche Adjuſtirung der geſammten Landwehr-Fuß- truppen nach dem Muſter der Landwehrſchützen mit hechtgrauer Blouſe. Die Adjuſtirung tritt ſucceſſive ein. Die Bezeichnung der Truppen als Landwehr- ſchützen und Landwehr-Infanterie bleibt vorläufig noch beſtehen, wird aber ebenfalls aufgehobeu. (Die Jahresverſammlung des Sternberger National-Vereines.) Am 16. d. M. findet im Saale der Schießſtätte zu Sternberg die Jahres- Verſammlung des National-Vereines deutſcher Bürger und Bauern für die politiſchen Bezirke Sternberg und Römerſtadt ſtatt, bei welcher der Reichsrathsabgeordnete Herr Dr. Knotz einen Vortrag über die politiſche Lage halten wird. Es iſt angeſichts der herrſchenden Zuſtände zu erwarten, daß die Theilnahme an dieſer Ver- ſammlung eine zahlreiche ſein wird. (Vom Wilitär-Caſino.) Prinz Carneval hielt am Samſtag in die prächtigen Räume des Militär- und wiſſenſchaftlichen Caſinos ſeinen Ein- zug. Ein äußerſt diſtinguirtes Publicum hatte ſich daſelbſt eingefunden, und da es auch an rei- zenden Tänzerinnen und flotten Tänzern nicht fehlte, ſo wurde bei den Klängen der Muſikcapelle des 54. Inft.-Rgts. dem Tanzvergnügen im reich- ſten Maße gehuldigt. Die hohe Generalität, die Herren Oberſte und Stabsofficiere der Garniſon wohnten dem Kränzchen bei Herr Oberſt Freiherr v. Komers machte die Honneurs. Das Arrange- ment dieſes Kränzchens muß als ein äußerſt ge- lungenes bezeichnet werden. (Kränzchen des Paulowitzer Leſe- und Fortbildungs-Vereines.) Das am Samſtag in den Localitäten des „Hotel Spitz“ abgehaltene Tanzkränzchen des Paulowitzer Leſe- und Fortbil- dungsvereines war ſehr gut beſucht und verlief äußerſt aunimirt. Einen Bericht über dieſe in allen Detaills gelungene Unterhaltung werden wir noch nachtragen. (Die erſte Wasken-Redoute) hat geſtern ſtattgefunden. Anfänglich ſchien es, daß dieſelbe das Schickſal aller erſten Redouten ſeit vielen Jahren theilen werde, denn der Beſuch war bis gegen 10 Uhr ziemlich ſchwach. Dann aber füllten ſich die Räume des Saales ganz anſehnlich. Masken ſah man diesmal noch wenige. Bei den Klängen der Muſikcapelle unſeres Hausregimentes wurde bis zum hellen Morgen getanzt. (Vom Theater.) Eines der Erſtlingswerke Millöckers, ſeine Operette „Gräfin Dubarry“ wurde geſtern und vorgeſtern auf unſerer Bühne zur Auf- führung gebracht. Das Sujet der Operette iſt, wie der Titel verräth der liederlichen Zeit des fünfzehn- ten Ludwig entnommen und behandelt eine vom Her- zog von Choiſeul eingefädelte Intrigue, deren Zweck darin beſteht, die allmächtige Maitreſſe Louis XIV. durch eine Nachfolgerin zu erſetzen. Als ſolche iſt Liſette, die Gattin des eingebildeten Friſeurs Leo- nard auserſehen. Der Zufall vereitelt jedoch die Abſicht, die Dubarry bleibt Siegerin und Choiſeul wird durch den Liebhaber der Dubarry, den Herzog D’Aiguillon erſetzt. Der Friſeur Leonard iſt die einzige komiſche Figur der Operette, deren vielfach der Jägerſprache entnommener Dialog ſtark „wildelt“ und an die ſtärkſten, uns von Offenbach gebotenen Dinge reicht. Millöcker hat die Operette mit einer Fülle melodiöſer Muſik ausgeſtattet, ohne jedoch im Effecte ſeine ſpäteren Werke zu erreichen. Nament- lich mangeln wirkungsvolle große Enſembles. Das Ganze zerflattert in eine Anzahl leichter Arietten und Couplets, von welchen jene Liſettes mit dem Refrain „Charmant“ im erſten Acte und Leonards „Liebe fordert Studium“ ſehr hübſch erſonnen ſind. Dagegen iſt das Couplet des Oberſtjägermeiſters matt, und auch die Arien der Dubarry entbehren des prickelnden Characters, durch den die Operette wirken ſoll. Von den Enſemblenummern iſt das Quintett „Alles iſt complett“ und das Finale des erſten Actes hervorzuheben, die friſche und heitere Wirkung erzielen. Dagegen iſt der Jägerchor ſchal und erinnert lebhaft an den Ausſpruch in der Prin- zeſſin von Trapezunt, daß Jäger in einer Operette keinen anderen Zweck haben, als einen Chor zu ſin- gen. Derſelbe bliebe beſſer weg, umſomehr, da die Operette ohnehin über die übliche Theaterzeit dauert. Daß die Operette hier überhaupt Erfolg hatte, dankt ſie in erſter Linie Herrn Bauer, der den Leonard brillant ſang und ſpielte. Seine Leiſtung allein verdient, daß man die Operette hört — der Rath gilt natürlich nur für Erwachſene. — Er iſt von quekſilberner Beweglichkeit und ſpricht und ſingt mit gleicher Vollendung. Das Geheimniß ſeiner Kunſt beſteht in der außerordentlichen Sorgfalt, mit der er jede Partie behandelt. Es iſt Alles fertig, und kein falſcher Zug ſtört die Geſammtwirkung. Das Publicum überſchüttete ihn mit Beifall. Auch die Herren Romani (Oberſtjägermeiſter) und Dworski (D’Aiquillon) waren vortrefflich. Erſte- rer brachte ſogar das matte Conplet im zweiten Acte durch guten Vortrag zur Geltung und fand hiefür ſtürmiſchen Beifall. Herr Dworski glänzte durch guten Geſangsvortrag. Von den Damen ver- diente Frl. Stöger als Titelheldin durch ihre hübſche Erſcheinung wie ihren trefflichen Geſang — nur in der Entreeſcene diſtonirte ſie einmal — reich- lich den ihr geſpendeten Beifall. Ihre freigebig in die Enſembleſtellen eingeſtreuten hohen Töne waren von Effect. Frl. Delma ſuchte die ſtimmlichen Mängel, die ihr anhaften, möglichſt zu decken und brachte durch munteres Spiel die Liſette zur Gel- tung. Wir können uns dieſe Partie freilich noch weil reizvoller dargeſtellt denken, als Frl. Delma dieß that. In kleineren Partieen wirkten beſtens die Herren Straſchitz und Pleuß. Chöre und Orcheſter unter Herrn Capellmeiſter Andrene ließen nichts zu wänſchen übrig. Die Scenirung war eine ſorgfältige, wofür Herrn Director Müller volles Lob gebührt. Nur dagegen möchten wir Verwahrung einlegen, daß man die „Gräfin Du- barry“ als „komiſche Oper“ bezeichnet, wie dieß der Theaterzettel thut. Will man uns damit etwa glau- ben machen, daß unſere Bühnenleitung ſich zu beſſe- rer Pflege der Oper aufſchwingen wolle? Nur kein Humbug!! (Theater-Repertoire.) Montag 10. „Kranke Familie“, Dienſtag 11. „Richelieu“ Benefice Knorr, Mittwoch 12 „Ein deutſcher Krieger“ (auf Ver- langen), Donnerſtag 13 „Rigoletto“, Freitag 14. „Gräfin Dubarry“, Samſtag 15. „Alfred’s Briefe“ Novität, Sonntag 16. „Zigeunerbaron.“ (Theaternachricht.) Frl. Köchel eines der anmuthigſten Mitglieder unſerer Bühne wurde an das deutſche Theater in Buda-Peſt und für den Sommer an die Marienbader Bühue engagirt. (Vom Carneval.) Die Unterofficiere des 100 Inf. Rgts. veranſtalten auch im heurigen Carneval einen Ball, der am 1. Februar l. J. im ſtädt. Redoutenſaale abgehalten werden wird. Das Comité wird beſtrebt ſein dieſen Ball ſo glänzend als möglich zu geſtalten. Die Ball naſik beſorgt die eigene Regiments-Capelle. (Singprobe.) Den P. T. Mitgliedern des Damenſingvereines diene zur Kenntniß, daß heute zur gewöhnlichen Stunde eine Singprobe abgehalten wird, bei welcher die Damen recht zahlreich erſcheinen mögen. (Zum Raubmorde in der Neujahrs- nacht.) Acht Tage des Harrens und Bangens ſind vorüber, ohne daß es gelungen iſt von dem Mörder Strawas eine Spur zu entdecken. Es iſt begreiflich, daß darüber große Aufregung in der Bevölkerung herrſcht, deren Vertrauen in die öffentliche Sicherheit erſt wieder gefeſtigt werden wird, wenn es gelingt des Mörders habhaft zu werden. An Gerüchten über denſelben und an allerlei fabulirenden Leuten fehlt es dabei nicht. (Vom Wännergeſaagverein.) Der Min- nergeſangverein hält morgen Dienſtag den 11. Jän- ner anläßlich der Beneficevorſtellung des Herrn Knorr, deſſen verdienſtliche Mitwirkung in der „Wüſte“ noch gut erinnerlich iſt, keine Geſangsprobe ab, und es wird die nächſte Probe daher erſt Dienſtag den 19. Jänner ſtattfinden. Mittwoch Abends findet eine Sitzung der Vereinsleitung, Samſtag den 15. Abends die Jahresverſammlung ſtatt. Die Tages- ordnung der Letzteren werden wir ſpäter veröffentlichen. (Der Schwurgerichtsproceß gegen die „Deutſchen Stimmen aus Währen“). Die in der letzten Schwurgerichtsſeſſion vertagte Ver- handlung gegen die Herren Ignaz Rottberger, Buchdrucker und Johann Keller, Redakteur der „Deutſchen Stimmen aus Mähren“ wegen Vergehens gegen die Sicherheit der Ehre begangen durch die Preſſe wurde heute fortgeſetzt. Unſeren Leſern iſt der Sachverhalt dieſer Angelegenheit bekannt wir haben daher nur in Kürze zu wiederholen, daß

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 6, Olmütz, 10.01.1887, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches6_1887/5>, abgerufen am 21.11.2024.