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Mährisches Tagblatt. Nr. 40, Olmütz, 18.02.1889.

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[Spaltenumbruch]
(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums ist folgende: Bericht
der 2. Section über die Verwendung der im
Jahre 1888 eingegangenen Heimatrechtstaxen. --
Bericht der 2. Section über die Verwendung des
Erlöses für Hundemarken im Jahre 1888. --
Bericht der 3. Section über das Gesuch des städt.
Chorcapellmeisters Herrn. W. Labler um Rege-
lung seiner Bezüge. -- Bericht der 3. Section
über das Gesuch der Theater-Direction um Sub-
vention in Folge der erlittenen Einbußen durch
die stattgefundene Unterbrechung. -- Bericht der
3. Section über den Rechnungsabschluß der städt.
Pfandleihanstalt. -- Bericht der 3. Section über
den Entwurf von Statuten für den Pensions-
fond der städt. Beamten. -- Bericht der 3. Sec-
tion über die von dem verstorbenen hies. Bürger
Herrn Franz Reimer angeordneten Bürgerstiftung.
-- Bericht der 1. Section über die Verwendung
des Auslagen-Pauschales für den Stadtpark im
Jahre 1888, und über den Pflanzen- und Sa-
menbedarf des Jahres 1889. -- Bericht der 3.
Section über das Gesuch des Johann Starosta,
Schuldieners der k. k. Oberrealschule, um die
2. Quinquennalze.

(Trauung.)

Wir erhalten folgende Trauungs-
Anzeige: "Fanny Preßl, Josef Böcker, Beamte
der k. k. Bosnabahn und Lieutenant-Rechnungs-
führer in der Reserve, beehren sich hiemit ihre
am 23. Februar 1889 um 5 Uhr Nachmittags
in der Garnisonskirche zu Maria Schnee in
Olmütz stattfindende Trauung höflichst anzuzeigen."

(Vom Beamtenverein.)

Gestern fand die
8. Local- und Consortialversammlung der Olmützer
Mitgliedergruppe des Beamtenvereins statt, welcher
die satzungsgemäße Anzahl von 30 Mitgliedern
mit 65 Stimmen anwohnten. Den Vorsitz führte
der Obmann, Herr Prof. Jos. Thannabaur.
Nachdem die Beschlußfähigkeit nachgewiesen und
ein sehr herzlicher Drahtgruß des Verwaltungs-
rathes verlesen worden war, wurde zur Abwick-
lung der Tagesordnung geschritten. Der in
Druck vorliegende Geschäftsbericht wurde genehmigt
und über Antrag des Aufsichtsrathes, berichtet
durch den Obmann Herrn Prof. Dr. Frieß, dem
Ausschusse Entlastung ertheilt und der Dank aus-
gesprochen, sodann wurde bestimmt: vom Rein-
gewinn des Jahres 1888 mit 3712 fl. 51 kr.
dem allgemeinen Sicherstellungsfonde 71 fl. 90 kr.
dem Fondes-Sicherstellungsfonde 179 fl. 75 kr.
zuzuwenden, 5% Dividende zu vertheilen, 350 fl.
auf Remunerationen zu verwenden und den Rest
von 77 fl. 42 kr. auf neue Rechnung vorzutragen.
Sodann fanden die Wahlen in den Vorstand und
Aufsichtsrath statt. Sämmtliche Ausgelosten wur-
den wiedergewählt und zwar: Für den Aufsichts-
rath als Mitglieder die Herren: Prof. Dr. Frieß,
Prof. E. Plöckinger, als Ersatzmänner die Herren:
Lehrer F. Martinek und Lehrer F. Mayer; für
[Spaltenumbruch] den Vorstand als Mitglieder die Herren: Fach-
lehrer J. Blaschke, Director W. Dörrich, Prof.
J. Jahn, Oberlehrer J. Manda und Director
R. Zwirner; als Ersatzmänner die Herren: Fach-
lehrer Alois Manda, Obercommissär Pernikarz,
Handelskammerofficial H. Peschel. Die Bestimmun-
gen betreffs Verzinsung der Vorschüsse und Sparein-
lagen, der Kündigungsfrist u. s. w. wurden wie bisher
beibehalten. Während des Scrutiniums wurde der
Obmann ersucht, abzutreten, und es übernahm der
Obmannstellvertreter, Herr Director Zwirner den
Vorsitz. Derselbe stellte namens des Ausschusses
den Antrag: es sei dem Consortial-
Obmanne, Herrn Prof. Josef Thanna-
baur mit Rücksicht auf seine vieljäh-
rige, aufopfernde und selbstlose
Thätigkeit an der Spitze des Vereins,
dann seine ganz besondere mit großem
Zeitopfer verbundene Mühewaltung
in der Bauaction des Vereins der
Dank des Letzteren durch ein Ehren-
geschenk, dessen Auswahl dem Ver-
einsausschusse über lassen bleibt,
zum Ausdruck zu bringen.
Dieser Antrag
wurde einstimmig unter lebhaftem Beilfall angenom-
men. Wir sind vollkommen überzeugt, daß alle Mit-
glieder, welche die hingebende Arbeit des Herrn
Professor Thannabaur im Beamteninteresse
kennen gelernt haben, diesen Beschluß freudig be-
grüßen werden in Anerkennung des Grundsatzes:
Dem Verdienste seine Krone. Es wäre nur zu wün-
schen, daß der Genannte, der die Leitung des Vereins
seit 15 Jahren in der musterhaftesten Weise führt,
dem Consortium noch lange erhalten bleiben und
seine Kraft demselben widmen würde. Vor Schluß
der Sitzung dankte Herr Dr. Lewin unter leb-
haftem Beifalle dem Gesammtvo[r]stande und dem
Aufsichtsrathe für die ersprießliche Thätigkeit,
ebenso dem Herrn Director Adolf Thanna-
baur für die Ueberlassung des Sitzungszimmers.

(Vom Männergelangverein.)

Unser
Männergesangverein bereitet für sein nächstes
Concert das großartige Mendelssohn'sche Ton-
werk: "Oedipus auf Kolonos" vor,
welches vor neun Jahren mit großem Beifalle
aufgenommen wurde. Wir werden seinerzeit über
diese Sophokleische Tragödie ausführlicher be-
richten. Die Doppelchöre, welche darin vorkommen,
machen eine starke Besetzung nothwendig; es er-
geht demnach an alle ausübenden Mitglieder das
Ersuchen, von morgen ab den regelmäßigen Proben
vollzählig beizuwohnen.

(Zweites Costümfest des Olmützer Eis-
laufvereines.)

Unser Eislaufverein ist vom
Glücke begünstigt. Samstag und Sonntag Vor-
mittags herrschte mildes Wetter, der in den letzten
Tagen gefallene Schne verwandelte sich in Wasser
aber Sonntag Abends war trotzdem die Eisfläche
des Eislaufplatzes spiegelglatt und das Costüm-
fest, für welches das rührige Comite bereits seit
[Spaltenumbruch] längerer Zeit seine Vorbereitungen getroffen hatte,
konnte stattfinden. Dasselbe war auch diesmal von
einem ganzen Erfolge begleitet. Lange vor Be-
ginn des Festes sah man bereits zahlreiche Schaaren
den Weg zum electrisch beleuchteten Eislaufplatze
einschlagen, woselbst sich alsbald ein fröhlich be-
wegtes Treiben entfaltete. Unsere Nachbar-Eis-
laufvereine: Stefanau, Sternberg, Proßnitz, etc.
entsandten zahlreiche, wackere Vertreter, darunter
auch viele, reizend costümirte Damen. Auf der
Eisfläche, deren Beschaffenheit, wie schon erwähnt,
allen Anforderungen entsprach, die ein Schlitt-
schuhläufer an dieselbe stellen kann, wurde von
hunderten costümirter Eisläufer dem Eissporte
mit wahrem Feuereifer gehuldigt. Dabei spielte
die treffliche Musilcapelle unseres Hausregimentes
ihre bestrickendsten Weisen; es war daher nicht Wun-
der zu nehmen, daß bei diesen Klängen die Schlitt-
schuhläufer in eine ganz vergnügte Stimmung ge-
riethen. Unter den Costümirten hatten sich mehrere
Gruppen eingefunden, welche schon beim ersten Co-
stümfeste berechtigtes Aufsehen gemacht hatten,
wie die "Hannerl-Gruppe" aus der Operette:
"Die sieben Schwaben", die "Häschen", die "Pie-
retten" u. s. w. Man sah aber außerdem noch
zahlreiche neue Erscheinungen; die Damenwelt
hatte ihre reizendsten Vertreterinnen entsendet,
deren liebliche Gestalten durch die prächtigen Co-
stüme noch gehoben wurden. Für den Berichter-
statter ist es eine wol kaum zu lösende Aufgabe
die einzelnen Gruppen und Persönlichkeiten auf-
zuzählen, welche das Costümfest durch ihre Ge-
genwart verherrlichten. Besondere Erwähnung
verdient u. A. eine reizende Teufelin, eine un-
gemein nette Norwegerin, zwei liebliche weibliche
Landsknechte, mehrere nette Polinen und Hana-
kinen; unter den Herren sah man einige recht
groteske, komische Gestalten, welche allgemeine
Heiterkeit erweckten. Um 8 Uhr fand ein Umzug
sämmtlicher Costümirten statt, dem eine Riesen-
Quadrille folgte. Ein gelungenes Feuerwerk bil-
dete den officiellen Schluß des prächtigen Festes, doch
erst in der eilf en Stunde verließen die letzten
Gruppen den Festplatz mit dem Wunsche eines
fröhlichen Wiedersehens im nächsten Jahre.

(Auerkennung.)

Der hohe mähr. Landes-
Ausschuß hat den bisherigen Obmann des Hohen-
städter Bezirksstraßen-Ausschußes Herrn Gutsver-
walter Rudolf Greiner für seine ersprießliche
Thätigkeit, insbesondere aber für seine verdienst-
lichen Leistungen bei Förderung des Communi-
cationswesens im Hohenstädter Bezirke seine volle
Anerkennung schriftlich bekanntgegeben.

(Vom deutschen Casino.)

Wie wir ver-
nehmen soll das hiesige deutsche Casino den heu-
rigen Carneval doch nicht vorübergehen lasse[n],
ohne eine Faschingsunterhaltung zu veranstalten.
Diese Unterhaltung, welche in einem Kränzchen
besteht, findet am Faschingsdienstag statt, nach-
dem die tiefe Hoftrauer für weiland Seine




[Spaltenumbruch]

"Unmöglich!" rief sie.

Der Richter zögerte.

"Die Baronin gab den Schmuck niemals
in andere Hände," berichtete sie dann. "Er lag
stets im Geldschrank, und den Schlüssel hierzu
vertraute Frau v. Wildenau, soviel ich mich er-
innere, niemals einer anderen Person an. Sie
trug ihn bei sich."

"Immer?"

"Unausgesetzt."

"Auch wenn sie Feste besuchte?"

"Auch dann. Nur in ganz außerordentlichen
Fällen gab sie ihn einmal Raoul oder Elly;
eine fremde Person hat ihn, soviel ich weiß,
niemals in Händen gehabt."

Es lag ein seltsamer Ton in den schlichten
Worten, die Marion sprach; der Richter konnte
nicht umhin, ihrer Aussage unbedingt Glauben
zu schenken.

Also ist es wahrscheinlich, daß Frau v. Wil-
denau selbst die Steine austauschen ließ", warf
er fragend hin. Er wußte nicht, einen wie em-
pfindlichen Punkt er bei dem jungen Wesen be-
rührte.

Marion, deren Wangen sich gefärbt hatten,
hielt einen Augenblick an.

"Nein," sagte sie dann ruhig, "die Annahme
ist falsch." Frau v. Wildenau würde sich niemals
zu einer Aussage herbeilassen, die unwahr ist,
auch unter den mißlichsten Verhältnissen nicht."

"Ruhig und fest hielt sie das Auge auf den
Richter gewandt. Es war unmöglich, gegen ihre
[Spaltenumbruch] Worte einen Zweifel zu hege[n]. Herr de. St.
Grillac, der unverkennbares Wohlwollen an ihrem
Gebahren -- vielleicht auch an ihrer blassen Schön-
heit -- hatte, ließ Minute um Minute vorüber-
gehen, während er sie betrachtete, ohne weiter
zu fragen; es schien, daß die Hoffnung, die er
als Jurist auf diese Inquisition gesetzt hatte, bis
auf den letzten Schimmer erloschen war.

"Fräulein Delorme," sagte er endlich mit
einer Artigkeit, als befinde er sich einer Dame
im Salon gegenüber, "hatten Sie jemals den
Schmuck der Baronin in Händen?"

"Nein," erwiderte Marion.

"Wußten Sie um den Umtausch der Steine?"

"Nein."

"Haben Sie eine Muthmaßung?"

Marion schüttelte mit dem Kopf.

"Sie können sich gar keine Vorstellung machen,
auf welche Weise der Betrug verübt worden sein
kann?" fragte Herr de St. Grillac, immer mit
derselben Artigkeit. "Sie waren doch fast immer
zu Hause. Denken Sie einmal zurück, ob Ihnen
nichts in die Erinnerung fällt, was für die Auf-
klärung des Thatbestandes einen Anhalt bieten
könnte."

Marion machte wieder eine abwehrende Be-
wegung.

"Ich weiß nichts, was mit dem vermeint-
lichen Betrug in Verbindung gebracht werden
könnte," entgegnete sie ruhig; "nicht das Ge-
ringste."

Herr de St. Grillac zögerte einen Moment.


[Spaltenumbruch]

"Sie verkauften bei dem Juwelier Farman
Schmuckgegenstände --"

"Waren diese Ihr Eigenthum, und zu wel-
chem Zwecke verkauften Sie die Steine, da doch
Ihre Stellung im von Wildenau'schen Hause nach
jeder Richtung hin Ihren Bedürfnissen Rechnung
trug?"

Marion, obgleich ihr Auge funkelte, hielt den
Blick unausgesetzt auf den Richter gewandt.

"Die Steine, die ich Herrn Farman gab,
gehörten mir; die Baronin selbst schenkte sie mir
vor Jahren --"

"Und weshalb verkauften Sie dieselben?"

Es war eine stumme Bitte, die aus den
glühenden Augen des jungen Wesens zu dem
Richter hinübersprach.

"Ich möchte dies nicht sagen, wenn es nicht
sein muß", erwiderte sie langsam.

Herr de St. Grillac sah sie an.

"Die Antwort dieser Frage wäre zu um-
gehen," meinte er, "wenn Sie sich entschließen
wollten, mir die Details der Brandlegung mit
möglicher Genauigkeit zu erzählen. Nachdem es
durch die sämmtlichen Aussagen, wie auch durch
Ihre eigene, festgestellt worden, daß nur Sie
im oberen Hause zurückgeblieben, nachdem die
Baronin fort war, ist es ihre unumgängliche
Pflicht gegenüber dem Gesetze, gar nichts zu ver-
hehlen, was bis zu dem Augenblick, da Sie
Ihre Besinnung verloren, im Hause passirte."

(Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]
(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Bericht
der 2. Section über die Verwendung der im
Jahre 1888 eingegangenen Heimatrechtstaxen. —
Bericht der 2. Section über die Verwendung des
Erlöſes für Hundemarken im Jahre 1888. —
Bericht der 3. Section über das Geſuch des ſtädt.
Chorcapellmeiſters Herrn. W. Labler um Rege-
lung ſeiner Bezüge. — Bericht der 3. Section
über das Geſuch der Theater-Direction um Sub-
vention in Folge der erlittenen Einbußen durch
die ſtattgefundene Unterbrechung. — Bericht der
3. Section über den Rechnungsabſchluß der ſtädt.
Pfandleihanſtalt. — Bericht der 3. Section über
den Entwurf von Statuten für den Penſions-
fond der ſtädt. Beamten. — Bericht der 3. Sec-
tion über die von dem verſtorbenen hieſ. Bürger
Herrn Franz Reimer angeordneten Bürgerſtiftung.
— Bericht der 1. Section über die Verwendung
des Auslagen-Pauſchales für den Stadtpark im
Jahre 1888, und über den Pflanzen- und Sa-
menbedarf des Jahres 1889. — Bericht der 3.
Section über das Geſuch des Johann Staroſta,
Schuldieners der k. k. Oberrealſchule, um die
2. Quinquennalze.

(Trauung.)

Wir erhalten folgende Trauungs-
Anzeige: „Fanny Preßl, Joſef Böcker, Beamte
der k. k. Bosnabahn und Lieutenant-Rechnungs-
führer in der Reſerve, beehren ſich hiemit ihre
am 23. Februar 1889 um 5 Uhr Nachmittags
in der Garniſonskirche zu Maria Schnee in
Olmütz ſtattfindende Trauung höflichſt anzuzeigen.“

(Vom Beamtenverein.)

Geſtern fand die
8. Local- und Conſortialverſammlung der Olmützer
Mitgliedergruppe des Beamtenvereins ſtatt, welcher
die ſatzungsgemäße Anzahl von 30 Mitgliedern
mit 65 Stimmen anwohnten. Den Vorſitz führte
der Obmann, Herr Prof. Joſ. Thannabaur.
Nachdem die Beſchlußfähigkeit nachgewieſen und
ein ſehr herzlicher Drahtgruß des Verwaltungs-
rathes verleſen worden war, wurde zur Abwick-
lung der Tagesordnung geſchritten. Der in
Druck vorliegende Geſchäftsbericht wurde genehmigt
und über Antrag des Aufſichtsrathes, berichtet
durch den Obmann Herrn Prof. Dr. Frieß, dem
Ausſchuſſe Entlaſtung ertheilt und der Dank aus-
geſprochen, ſodann wurde beſtimmt: vom Rein-
gewinn des Jahres 1888 mit 3712 fl. 51 kr.
dem allgemeinen Sicherſtellungsfonde 71 fl. 90 kr.
dem Fondes-Sicherſtellungsfonde 179 fl. 75 kr.
zuzuwenden, 5% Dividende zu vertheilen, 350 fl.
auf Remunerationen zu verwenden und den Reſt
von 77 fl. 42 kr. auf neue Rechnung vorzutragen.
Sodann fanden die Wahlen in den Vorſtand und
Aufſichtsrath ſtatt. Sämmtliche Ausgeloſten wur-
den wiedergewählt und zwar: Für den Aufſichts-
rath als Mitglieder die Herren: Prof. Dr. Frieß,
Prof. E. Plöckinger, als Erſatzmänner die Herren:
Lehrer F. Martinek und Lehrer F. Mayer; für
[Spaltenumbruch] den Vorſtand als Mitglieder die Herren: Fach-
lehrer J. Blaſchke, Director W. Dörrich, Prof.
J. Jahn, Oberlehrer J. Manda und Director
R. Zwirner; als Erſatzmänner die Herren: Fach-
lehrer Alois Manda, Obercommiſſär Pernikarz,
Handelskammerofficial H. Peſchel. Die Beſtimmun-
gen betreffs Verzinſung der Vorſchüſſe und Sparein-
lagen, der Kündigungsfriſt u. ſ. w. wurden wie bisher
beibehalten. Während des Scrutiniums wurde der
Obmann erſucht, abzutreten, und es übernahm der
Obmannſtellvertreter, Herr Director Zwirner den
Vorſitz. Derſelbe ſtellte namens des Ausſchuſſes
den Antrag: es ſei dem Conſortial-
Obmanne, Herrn Prof. Joſef Thanna-
baur mit Rückſicht auf ſeine vieljäh-
rige, aufopfernde und ſelbſtloſe
Thätigkeit an der Spitze des Vereins,
dann ſeine ganz beſondere mit großem
Zeitopfer verbundene Mühewaltung
in der Bauaction des Vereins der
Dank des Letzteren durch ein Ehren-
geſchenk, deſſen Auswahl dem Ver-
einsausſchuſſe über laſſen bleibt,
zum Ausdruck zu bringen.
Dieſer Antrag
wurde einſtimmig unter lebhaftem Beilfall angenom-
men. Wir ſind vollkommen überzeugt, daß alle Mit-
glieder, welche die hingebende Arbeit des Herrn
Profeſſor Thannabaur im Beamtenintereſſe
kennen gelernt haben, dieſen Beſchluß freudig be-
grüßen werden in Anerkennung des Grundſatzes:
Dem Verdienſte ſeine Krone. Es wäre nur zu wün-
ſchen, daß der Genannte, der die Leitung des Vereins
ſeit 15 Jahren in der muſterhafteſten Weiſe führt,
dem Conſortium noch lange erhalten bleiben und
ſeine Kraft demſelben widmen würde. Vor Schluß
der Sitzung dankte Herr Dr. Lewin unter leb-
haftem Beifalle dem Geſammtvo[r]ſtande und dem
Aufſichtsrathe für die erſprießliche Thätigkeit,
ebenſo dem Herrn Director Adolf Thanna-
baur für die Ueberlaſſung des Sitzungszimmers.

(Vom Männergelangverein.)

Unſer
Männergeſangverein bereitet für ſein nächſtes
Concert das großartige Mendelsſohn’ſche Ton-
werk: „Oedipus auf Kolonos“ vor,
welches vor neun Jahren mit großem Beifalle
aufgenommen wurde. Wir werden ſeinerzeit über
dieſe Sophokleiſche Tragödie ausführlicher be-
richten. Die Doppelchöre, welche darin vorkommen,
machen eine ſtarke Beſetzung nothwendig; es er-
geht demnach an alle ausübenden Mitglieder das
Erſuchen, von morgen ab den regelmäßigen Proben
vollzählig beizuwohnen.

(Zweites Coſtümfeſt des Olmützer Eis-
laufvereines.)

Unſer Eislaufverein iſt vom
Glücke begünſtigt. Samſtag und Sonntag Vor-
mittags herrſchte mildes Wetter, der in den letzten
Tagen gefallene Schne verwandelte ſich in Waſſer
aber Sonntag Abends war trotzdem die Eisfläche
des Eislaufplatzes ſpiegelglatt und das Coſtüm-
feſt, für welches das rührige Comité bereits ſeit
[Spaltenumbruch] längerer Zeit ſeine Vorbereitungen getroffen hatte,
konnte ſtattfinden. Dasſelbe war auch diesmal von
einem ganzen Erfolge begleitet. Lange vor Be-
ginn des Feſtes ſah man bereits zahlreiche Schaaren
den Weg zum electriſch beleuchteten Eislaufplatze
einſchlagen, woſelbſt ſich alsbald ein fröhlich be-
wegtes Treiben entfaltete. Unſere Nachbar-Eis-
laufvereine: Stefanau, Sternberg, Proßnitz, ꝛc.
entſandten zahlreiche, wackere Vertreter, darunter
auch viele, reizend coſtümirte Damen. Auf der
Eisfläche, deren Beſchaffenheit, wie ſchon erwähnt,
allen Anforderungen entſprach, die ein Schlitt-
ſchuhläufer an dieſelbe ſtellen kann, wurde von
hunderten coſtümirter Eisläufer dem Eisſporte
mit wahrem Feuereifer gehuldigt. Dabei ſpielte
die treffliche Muſilcapelle unſeres Hausregimentes
ihre beſtrickendſten Weiſen; es war daher nicht Wun-
der zu nehmen, daß bei dieſen Klängen die Schlitt-
ſchuhläufer in eine ganz vergnügte Stimmung ge-
riethen. Unter den Coſtümirten hatten ſich mehrere
Gruppen eingefunden, welche ſchon beim erſten Co-
ſtümfeſte berechtigtes Aufſehen gemacht hatten,
wie die „Hannerl-Gruppe“ aus der Operette:
„Die ſieben Schwaben“, die „Häschen“, die „Pie-
retten“ u. ſ. w. Man ſah aber außerdem noch
zahlreiche neue Erſcheinungen; die Damenwelt
hatte ihre reizendſten Vertreterinnen entſendet,
deren liebliche Geſtalten durch die prächtigen Co-
ſtüme noch gehoben wurden. Für den Berichter-
ſtatter iſt es eine wol kaum zu löſende Aufgabe
die einzelnen Gruppen und Perſönlichkeiten auf-
zuzählen, welche das Coſtümfeſt durch ihre Ge-
genwart verherrlichten. Beſondere Erwähnung
verdient u. A. eine reizende Teufelin, eine un-
gemein nette Norwegerin, zwei liebliche weibliche
Landsknechte, mehrere nette Polinen und Hana-
kinen; unter den Herren ſah man einige recht
groteske, komiſche Geſtalten, welche allgemeine
Heiterkeit erweckten. Um 8 Uhr fand ein Umzug
ſämmtlicher Coſtümirten ſtatt, dem eine Rieſen-
Quadrille folgte. Ein gelungenes Feuerwerk bil-
dete den officiellen Schluß des prächtigen Feſtes, doch
erſt in der eilf en Stunde verließen die letzten
Gruppen den Feſtplatz mit dem Wunſche eines
fröhlichen Wiederſehens im nächſten Jahre.

(Auerkennung.)

Der hohe mähr. Landes-
Ausſchuß hat den bisherigen Obmann des Hohen-
ſtädter Bezirksſtraßen-Ausſchußes Herrn Gutsver-
walter Rudolf Greiner für ſeine erſprießliche
Thätigkeit, insbeſondere aber für ſeine verdienſt-
lichen Leiſtungen bei Förderung des Communi-
cationsweſens im Hohenſtädter Bezirke ſeine volle
Anerkennung ſchriftlich bekanntgegeben.

(Vom deutſchen Caſino.)

Wie wir ver-
nehmen ſoll das hieſige deutſche Caſino den heu-
rigen Carneval doch nicht vorübergehen laſſe[n],
ohne eine Faſchingsunterhaltung zu veranſtalten.
Dieſe Unterhaltung, welche in einem Kränzchen
beſteht, findet am Faſchingsdienſtag ſtatt, nach-
dem die tiefe Hoftrauer für weiland Seine




[Spaltenumbruch]

„Unmöglich!“ rief ſie.

Der Richter zögerte.

„Die Baronin gab den Schmuck niemals
in andere Hände,“ berichtete ſie dann. „Er lag
ſtets im Geldſchrank, und den Schlüſſel hierzu
vertraute Frau v. Wildenau, ſoviel ich mich er-
innere, niemals einer anderen Perſon an. Sie
trug ihn bei ſich.“

„Immer?“

„Unausgeſetzt.“

„Auch wenn ſie Feſte beſuchte?“

„Auch dann. Nur in ganz außerordentlichen
Fällen gab ſie ihn einmal Raoul oder Elly;
eine fremde Perſon hat ihn, ſoviel ich weiß,
niemals in Händen gehabt.“

Es lag ein ſeltſamer Ton in den ſchlichten
Worten, die Marion ſprach; der Richter konnte
nicht umhin, ihrer Ausſage unbedingt Glauben
zu ſchenken.

Alſo iſt es wahrſcheinlich, daß Frau v. Wil-
denau ſelbſt die Steine austauſchen ließ“, warf
er fragend hin. Er wußte nicht, einen wie em-
pfindlichen Punkt er bei dem jungen Weſen be-
rührte.

Marion, deren Wangen ſich gefärbt hatten,
hielt einen Augenblick an.

„Nein,“ ſagte ſie dann ruhig, „die Annahme
iſt falſch.“ Frau v. Wildenau würde ſich niemals
zu einer Ausſage herbeilaſſen, die unwahr iſt,
auch unter den mißlichſten Verhältniſſen nicht.“

„Ruhig und feſt hielt ſie das Auge auf den
Richter gewandt. Es war unmöglich, gegen ihre
[Spaltenumbruch] Worte einen Zweifel zu hege[n]. Herr de. St.
Grillac, der unverkennbares Wohlwollen an ihrem
Gebahren — vielleicht auch an ihrer blaſſen Schön-
heit — hatte, ließ Minute um Minute vorüber-
gehen, während er ſie betrachtete, ohne weiter
zu fragen; es ſchien, daß die Hoffnung, die er
als Juriſt auf dieſe Inquiſition geſetzt hatte, bis
auf den letzten Schimmer erloſchen war.

„Fräulein Delorme,“ ſagte er endlich mit
einer Artigkeit, als befinde er ſich einer Dame
im Salon gegenüber, „hatten Sie jemals den
Schmuck der Baronin in Händen?“

„Nein,“ erwiderte Marion.

„Wußten Sie um den Umtauſch der Steine?“

„Nein.“

„Haben Sie eine Muthmaßung?“

Marion ſchüttelte mit dem Kopf.

„Sie können ſich gar keine Vorſtellung machen,
auf welche Weiſe der Betrug verübt worden ſein
kann?“ fragte Herr de St. Grillac, immer mit
derſelben Artigkeit. „Sie waren doch faſt immer
zu Hauſe. Denken Sie einmal zurück, ob Ihnen
nichts in die Erinnerung fällt, was für die Auf-
klärung des Thatbeſtandes einen Anhalt bieten
könnte.“

Marion machte wieder eine abwehrende Be-
wegung.

„Ich weiß nichts, was mit dem vermeint-
lichen Betrug in Verbindung gebracht werden
könnte,“ entgegnete ſie ruhig; „nicht das Ge-
ringſte.“

Herr de St. Grillac zögerte einen Moment.


[Spaltenumbruch]

„Sie verkauften bei dem Juwelier Farman
Schmuckgegenſtände —“

„Waren dieſe Ihr Eigenthum, und zu wel-
chem Zwecke verkauften Sie die Steine, da doch
Ihre Stellung im von Wildenau’ſchen Hauſe nach
jeder Richtung hin Ihren Bedürfniſſen Rechnung
trug?“

Marion, obgleich ihr Auge funkelte, hielt den
Blick unausgeſetzt auf den Richter gewandt.

„Die Steine, die ich Herrn Farman gab,
gehörten mir; die Baronin ſelbſt ſchenkte ſie mir
vor Jahren —“

„Und weshalb verkauften Sie dieſelben?“

Es war eine ſtumme Bitte, die aus den
glühenden Augen des jungen Weſens zu dem
Richter hinüberſprach.

„Ich möchte dies nicht ſagen, wenn es nicht
ſein muß“, erwiderte ſie langſam.

Herr de St. Grillac ſah ſie an.

„Die Antwort dieſer Frage wäre zu um-
gehen,“ meinte er, „wenn Sie ſich entſchließen
wollten, mir die Details der Brandlegung mit
möglicher Genauigkeit zu erzählen. Nachdem es
durch die ſämmtlichen Ausſagen, wie auch durch
Ihre eigene, feſtgeſtellt worden, daß nur Sie
im oberen Hauſe zurückgeblieben, nachdem die
Baronin fort war, iſt es ihre unumgängliche
Pflicht gegenüber dem Geſetze, gar nichts zu ver-
hehlen, was bis zu dem Augenblick, da Sie
Ihre Beſinnung verloren, im Hauſe paſſirte.“

(Fortſetzung folgt.)


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</TEI>
[[6]/0006] (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Bericht der 2. Section über die Verwendung der im Jahre 1888 eingegangenen Heimatrechtstaxen. — Bericht der 2. Section über die Verwendung des Erlöſes für Hundemarken im Jahre 1888. — Bericht der 3. Section über das Geſuch des ſtädt. Chorcapellmeiſters Herrn. W. Labler um Rege- lung ſeiner Bezüge. — Bericht der 3. Section über das Geſuch der Theater-Direction um Sub- vention in Folge der erlittenen Einbußen durch die ſtattgefundene Unterbrechung. — Bericht der 3. Section über den Rechnungsabſchluß der ſtädt. Pfandleihanſtalt. — Bericht der 3. Section über den Entwurf von Statuten für den Penſions- fond der ſtädt. Beamten. — Bericht der 3. Sec- tion über die von dem verſtorbenen hieſ. Bürger Herrn Franz Reimer angeordneten Bürgerſtiftung. — Bericht der 1. Section über die Verwendung des Auslagen-Pauſchales für den Stadtpark im Jahre 1888, und über den Pflanzen- und Sa- menbedarf des Jahres 1889. — Bericht der 3. Section über das Geſuch des Johann Staroſta, Schuldieners der k. k. Oberrealſchule, um die 2. Quinquennalze. (Trauung.) Wir erhalten folgende Trauungs- Anzeige: „Fanny Preßl, Joſef Böcker, Beamte der k. k. Bosnabahn und Lieutenant-Rechnungs- führer in der Reſerve, beehren ſich hiemit ihre am 23. Februar 1889 um 5 Uhr Nachmittags in der Garniſonskirche zu Maria Schnee in Olmütz ſtattfindende Trauung höflichſt anzuzeigen.“ (Vom Beamtenverein.) Geſtern fand die 8. Local- und Conſortialverſammlung der Olmützer Mitgliedergruppe des Beamtenvereins ſtatt, welcher die ſatzungsgemäße Anzahl von 30 Mitgliedern mit 65 Stimmen anwohnten. Den Vorſitz führte der Obmann, Herr Prof. Joſ. Thannabaur. Nachdem die Beſchlußfähigkeit nachgewieſen und ein ſehr herzlicher Drahtgruß des Verwaltungs- rathes verleſen worden war, wurde zur Abwick- lung der Tagesordnung geſchritten. Der in Druck vorliegende Geſchäftsbericht wurde genehmigt und über Antrag des Aufſichtsrathes, berichtet durch den Obmann Herrn Prof. Dr. Frieß, dem Ausſchuſſe Entlaſtung ertheilt und der Dank aus- geſprochen, ſodann wurde beſtimmt: vom Rein- gewinn des Jahres 1888 mit 3712 fl. 51 kr. dem allgemeinen Sicherſtellungsfonde 71 fl. 90 kr. dem Fondes-Sicherſtellungsfonde 179 fl. 75 kr. zuzuwenden, 5% Dividende zu vertheilen, 350 fl. auf Remunerationen zu verwenden und den Reſt von 77 fl. 42 kr. auf neue Rechnung vorzutragen. Sodann fanden die Wahlen in den Vorſtand und Aufſichtsrath ſtatt. Sämmtliche Ausgeloſten wur- den wiedergewählt und zwar: Für den Aufſichts- rath als Mitglieder die Herren: Prof. Dr. Frieß, Prof. E. Plöckinger, als Erſatzmänner die Herren: Lehrer F. Martinek und Lehrer F. Mayer; für den Vorſtand als Mitglieder die Herren: Fach- lehrer J. Blaſchke, Director W. Dörrich, Prof. J. Jahn, Oberlehrer J. Manda und Director R. Zwirner; als Erſatzmänner die Herren: Fach- lehrer Alois Manda, Obercommiſſär Pernikarz, Handelskammerofficial H. Peſchel. Die Beſtimmun- gen betreffs Verzinſung der Vorſchüſſe und Sparein- lagen, der Kündigungsfriſt u. ſ. w. wurden wie bisher beibehalten. Während des Scrutiniums wurde der Obmann erſucht, abzutreten, und es übernahm der Obmannſtellvertreter, Herr Director Zwirner den Vorſitz. Derſelbe ſtellte namens des Ausſchuſſes den Antrag: es ſei dem Conſortial- Obmanne, Herrn Prof. Joſef Thanna- baur mit Rückſicht auf ſeine vieljäh- rige, aufopfernde und ſelbſtloſe Thätigkeit an der Spitze des Vereins, dann ſeine ganz beſondere mit großem Zeitopfer verbundene Mühewaltung in der Bauaction des Vereins der Dank des Letzteren durch ein Ehren- geſchenk, deſſen Auswahl dem Ver- einsausſchuſſe über laſſen bleibt, zum Ausdruck zu bringen. Dieſer Antrag wurde einſtimmig unter lebhaftem Beilfall angenom- men. Wir ſind vollkommen überzeugt, daß alle Mit- glieder, welche die hingebende Arbeit des Herrn Profeſſor Thannabaur im Beamtenintereſſe kennen gelernt haben, dieſen Beſchluß freudig be- grüßen werden in Anerkennung des Grundſatzes: Dem Verdienſte ſeine Krone. Es wäre nur zu wün- ſchen, daß der Genannte, der die Leitung des Vereins ſeit 15 Jahren in der muſterhafteſten Weiſe führt, dem Conſortium noch lange erhalten bleiben und ſeine Kraft demſelben widmen würde. Vor Schluß der Sitzung dankte Herr Dr. Lewin unter leb- haftem Beifalle dem Geſammtvorſtande und dem Aufſichtsrathe für die erſprießliche Thätigkeit, ebenſo dem Herrn Director Adolf Thanna- baur für die Ueberlaſſung des Sitzungszimmers. (Vom Männergelangverein.) Unſer Männergeſangverein bereitet für ſein nächſtes Concert das großartige Mendelsſohn’ſche Ton- werk: „Oedipus auf Kolonos“ vor, welches vor neun Jahren mit großem Beifalle aufgenommen wurde. Wir werden ſeinerzeit über dieſe Sophokleiſche Tragödie ausführlicher be- richten. Die Doppelchöre, welche darin vorkommen, machen eine ſtarke Beſetzung nothwendig; es er- geht demnach an alle ausübenden Mitglieder das Erſuchen, von morgen ab den regelmäßigen Proben vollzählig beizuwohnen. (Zweites Coſtümfeſt des Olmützer Eis- laufvereines.) Unſer Eislaufverein iſt vom Glücke begünſtigt. Samſtag und Sonntag Vor- mittags herrſchte mildes Wetter, der in den letzten Tagen gefallene Schne verwandelte ſich in Waſſer aber Sonntag Abends war trotzdem die Eisfläche des Eislaufplatzes ſpiegelglatt und das Coſtüm- feſt, für welches das rührige Comité bereits ſeit längerer Zeit ſeine Vorbereitungen getroffen hatte, konnte ſtattfinden. Dasſelbe war auch diesmal von einem ganzen Erfolge begleitet. Lange vor Be- ginn des Feſtes ſah man bereits zahlreiche Schaaren den Weg zum electriſch beleuchteten Eislaufplatze einſchlagen, woſelbſt ſich alsbald ein fröhlich be- wegtes Treiben entfaltete. Unſere Nachbar-Eis- laufvereine: Stefanau, Sternberg, Proßnitz, ꝛc. entſandten zahlreiche, wackere Vertreter, darunter auch viele, reizend coſtümirte Damen. Auf der Eisfläche, deren Beſchaffenheit, wie ſchon erwähnt, allen Anforderungen entſprach, die ein Schlitt- ſchuhläufer an dieſelbe ſtellen kann, wurde von hunderten coſtümirter Eisläufer dem Eisſporte mit wahrem Feuereifer gehuldigt. Dabei ſpielte die treffliche Muſilcapelle unſeres Hausregimentes ihre beſtrickendſten Weiſen; es war daher nicht Wun- der zu nehmen, daß bei dieſen Klängen die Schlitt- ſchuhläufer in eine ganz vergnügte Stimmung ge- riethen. Unter den Coſtümirten hatten ſich mehrere Gruppen eingefunden, welche ſchon beim erſten Co- ſtümfeſte berechtigtes Aufſehen gemacht hatten, wie die „Hannerl-Gruppe“ aus der Operette: „Die ſieben Schwaben“, die „Häschen“, die „Pie- retten“ u. ſ. w. Man ſah aber außerdem noch zahlreiche neue Erſcheinungen; die Damenwelt hatte ihre reizendſten Vertreterinnen entſendet, deren liebliche Geſtalten durch die prächtigen Co- ſtüme noch gehoben wurden. Für den Berichter- ſtatter iſt es eine wol kaum zu löſende Aufgabe die einzelnen Gruppen und Perſönlichkeiten auf- zuzählen, welche das Coſtümfeſt durch ihre Ge- genwart verherrlichten. Beſondere Erwähnung verdient u. A. eine reizende Teufelin, eine un- gemein nette Norwegerin, zwei liebliche weibliche Landsknechte, mehrere nette Polinen und Hana- kinen; unter den Herren ſah man einige recht groteske, komiſche Geſtalten, welche allgemeine Heiterkeit erweckten. Um 8 Uhr fand ein Umzug ſämmtlicher Coſtümirten ſtatt, dem eine Rieſen- Quadrille folgte. Ein gelungenes Feuerwerk bil- dete den officiellen Schluß des prächtigen Feſtes, doch erſt in der eilf en Stunde verließen die letzten Gruppen den Feſtplatz mit dem Wunſche eines fröhlichen Wiederſehens im nächſten Jahre. (Auerkennung.) Der hohe mähr. Landes- Ausſchuß hat den bisherigen Obmann des Hohen- ſtädter Bezirksſtraßen-Ausſchußes Herrn Gutsver- walter Rudolf Greiner für ſeine erſprießliche Thätigkeit, insbeſondere aber für ſeine verdienſt- lichen Leiſtungen bei Förderung des Communi- cationsweſens im Hohenſtädter Bezirke ſeine volle Anerkennung ſchriftlich bekanntgegeben. (Vom deutſchen Caſino.) Wie wir ver- nehmen ſoll das hieſige deutſche Caſino den heu- rigen Carneval doch nicht vorübergehen laſſen, ohne eine Faſchingsunterhaltung zu veranſtalten. Dieſe Unterhaltung, welche in einem Kränzchen beſteht, findet am Faſchingsdienſtag ſtatt, nach- dem die tiefe Hoftrauer für weiland Seine „Unmöglich!“ rief ſie. Der Richter zögerte. „Die Baronin gab den Schmuck niemals in andere Hände,“ berichtete ſie dann. „Er lag ſtets im Geldſchrank, und den Schlüſſel hierzu vertraute Frau v. Wildenau, ſoviel ich mich er- innere, niemals einer anderen Perſon an. Sie trug ihn bei ſich.“ „Immer?“ „Unausgeſetzt.“ „Auch wenn ſie Feſte beſuchte?“ „Auch dann. Nur in ganz außerordentlichen Fällen gab ſie ihn einmal Raoul oder Elly; eine fremde Perſon hat ihn, ſoviel ich weiß, niemals in Händen gehabt.“ Es lag ein ſeltſamer Ton in den ſchlichten Worten, die Marion ſprach; der Richter konnte nicht umhin, ihrer Ausſage unbedingt Glauben zu ſchenken. Alſo iſt es wahrſcheinlich, daß Frau v. Wil- denau ſelbſt die Steine austauſchen ließ“, warf er fragend hin. Er wußte nicht, einen wie em- pfindlichen Punkt er bei dem jungen Weſen be- rührte. Marion, deren Wangen ſich gefärbt hatten, hielt einen Augenblick an. „Nein,“ ſagte ſie dann ruhig, „die Annahme iſt falſch.“ Frau v. Wildenau würde ſich niemals zu einer Ausſage herbeilaſſen, die unwahr iſt, auch unter den mißlichſten Verhältniſſen nicht.“ „Ruhig und feſt hielt ſie das Auge auf den Richter gewandt. Es war unmöglich, gegen ihre Worte einen Zweifel zu hegen. Herr de. St. Grillac, der unverkennbares Wohlwollen an ihrem Gebahren — vielleicht auch an ihrer blaſſen Schön- heit — hatte, ließ Minute um Minute vorüber- gehen, während er ſie betrachtete, ohne weiter zu fragen; es ſchien, daß die Hoffnung, die er als Juriſt auf dieſe Inquiſition geſetzt hatte, bis auf den letzten Schimmer erloſchen war. „Fräulein Delorme,“ ſagte er endlich mit einer Artigkeit, als befinde er ſich einer Dame im Salon gegenüber, „hatten Sie jemals den Schmuck der Baronin in Händen?“ „Nein,“ erwiderte Marion. „Wußten Sie um den Umtauſch der Steine?“ „Nein.“ „Haben Sie eine Muthmaßung?“ Marion ſchüttelte mit dem Kopf. „Sie können ſich gar keine Vorſtellung machen, auf welche Weiſe der Betrug verübt worden ſein kann?“ fragte Herr de St. Grillac, immer mit derſelben Artigkeit. „Sie waren doch faſt immer zu Hauſe. Denken Sie einmal zurück, ob Ihnen nichts in die Erinnerung fällt, was für die Auf- klärung des Thatbeſtandes einen Anhalt bieten könnte.“ Marion machte wieder eine abwehrende Be- wegung. „Ich weiß nichts, was mit dem vermeint- lichen Betrug in Verbindung gebracht werden könnte,“ entgegnete ſie ruhig; „nicht das Ge- ringſte.“ Herr de St. Grillac zögerte einen Moment. „Sie verkauften bei dem Juwelier Farman Schmuckgegenſtände —“ „Waren dieſe Ihr Eigenthum, und zu wel- chem Zwecke verkauften Sie die Steine, da doch Ihre Stellung im von Wildenau’ſchen Hauſe nach jeder Richtung hin Ihren Bedürfniſſen Rechnung trug?“ Marion, obgleich ihr Auge funkelte, hielt den Blick unausgeſetzt auf den Richter gewandt. „Die Steine, die ich Herrn Farman gab, gehörten mir; die Baronin ſelbſt ſchenkte ſie mir vor Jahren —“ „Und weshalb verkauften Sie dieſelben?“ Es war eine ſtumme Bitte, die aus den glühenden Augen des jungen Weſens zu dem Richter hinüberſprach. „Ich möchte dies nicht ſagen, wenn es nicht ſein muß“, erwiderte ſie langſam. Herr de St. Grillac ſah ſie an. „Die Antwort dieſer Frage wäre zu um- gehen,“ meinte er, „wenn Sie ſich entſchließen wollten, mir die Details der Brandlegung mit möglicher Genauigkeit zu erzählen. Nachdem es durch die ſämmtlichen Ausſagen, wie auch durch Ihre eigene, feſtgeſtellt worden, daß nur Sie im oberen Hauſe zurückgeblieben, nachdem die Baronin fort war, iſt es ihre unumgängliche Pflicht gegenüber dem Geſetze, gar nichts zu ver- hehlen, was bis zu dem Augenblick, da Sie Ihre Beſinnung verloren, im Hauſe paſſirte.“ (Fortſetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 40, Olmütz, 18.02.1889, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches40_1889/6>, abgerufen am 11.12.2024.