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Mährisches Tagblatt. Nr. 29, Olmütz, 07.02.1887.

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[Spaltenumbruch][u]nsterbliche Verdienste um den österreichischen
Bauernstand hervorhob.

Der nächste Redner, von den Anwesenden
bei seinem Erscheinen auf der Rednertribüne mit
stürmischem Beifall acclamirt, war Herr Knaute,
Bürgerschullehrer aus Olmütz, der in glänzender
Rede die Ziele des neugegründeten "Bundes der
Deutschen in Nordmähren" schilderte.

Herr Knaute sprach zunächst seine Be-
friedigung darüber aus, daß die deutschen Städte
an den deutschen Bauern wackere Bundesgenossen
gefunden haben. Hans Kudlich habe uns zuge-
rufen: "Deutsche, haltet den Nacken steif." So
wollen wir es halten. (Bravo.) Wir müssen den Nacken
steif halten, um uns unserer Gegner zu erwehren.
Redner macht auf den "Bund der Deutschen
Nordmährens" aufmerksam, der trotz der kurzen
Zeit seines Bestandes schon 2000 Mitglieder
zählt. Herr Knaute erläutert die Ziele des "Bun-
des der Deutschen Nordmährens." Es ist noth-
wendig, daß eine große Zahl von Mitgliedern dem
Bunde beitrete, die materiellen Opfer sind so geringe,
daß sie gar nicht der Rede werth sind. Man
möge überall Bundesgruppen bilden, damit das
Deutschthum in Oesterreich nicht noch weiter zu-
rückgehe, als es schon zurückgegangen ist. Redner
schildert die glänzenden Erfolge des deutschen
Böhmerwaldbundes, er bittet um warme that-
kräftige Unterstützung. Stürmischer, nicht enden-
wollender Beifall folgte den zündenden Worten
des Redners.

Der Verein "Cajüte" und die Musikcapelle
des 54. Inf.-Reg. brachten, wie schon erwähnt,
Vorträge, welche sich der beifälligsten Aufnahme
erfreuten. Der Verein "Cajüte" sang als erste
Programmnummer einen exact vorgetragenen
Männerchor, worauf Herr Loch ein Lied für Tenor
vortrefflich zum Vortrag brachte und hiefür reichen
Beifall erntete. Ein von Herrn Roßmanith mit
Verve vorgetragenes Couplet: "Die Geschicht
wird immer schöner" erregte stürmische Heiterkeit und
gefielen namentlich die Localstrophen. Die "beiden
Chinesen" und die drastisch-komische Turnerriege
entfesselte förmliche Lachsalven. Herr Roßmanith
der die Turner des amerikanischen Circus "Leder-
fleck" vorführte, sowie die drei Turner, die unge-
mein exact turnten, fanden reichlichen Appaus.
Eine prächtige Ueberraschung bot den Gästen
der Bauern-Gesangsclub aus Schno-
bolin,
welcher den Chor "Heut ist heut" vor-
trefflich zum Vortrag brachte und Gegenstand
schmeichelhafter Ovationen war. Als der Bauern-
gesangsclub hierauf das "Deutsche Lied" anstimmte
erscholl frenetischer Applaus. Der wackere Ge-
sangsclub von Schnobolin, der gestern seine Feuer-
taufe erhielt, möge auf der betretenen Bahn fort-
fahren, eines durchschlagenden Erfolges kann er
jederzeit sicher sein. In einem Toaste, der stür-
mischen Beifall fand, wurde des wackeren deut-
schen landwirthschaftlichen Lesevereines und der
Frauen und Mädchen von Nebotein gedacht,
welch' letztere den Gästen wahre Berge von
Kugelhupf und Krapfen bescheert hatten. Die ge-
schmackvolle Liebesgabe wurde von den Gästen
dankbarst angenommen. Ein sehr animirtes Tanz-
kränzchen schloß den Abend. Die Tanzmusik be-
sorgte die Militärcapelle des 54. Inf.-Regts.,
welche auch, wie schon erwähnt die Concertmusik
in ausgezeichneter Weise executirt hatte. Allge-
mein wurde der Wunsch laut, daß dem ersten
Bauernabende zu Nebotein, der einen so glänzen-
den Verlauf nahm und sich zu einer echt deutschen
Manifestation gestaltete, bald ein zweiter folgen
möge.

(Von der Masken-Redonte.)

Die gestrige
Masken-Redoute war außerordentlich stark besucht
und fah man manches bübsche Costüme. Großen
Spaß und nicht endenwollende Heiterkeit erregte
das trefflich inscenirte große spanische Stiergefecht
welches stürmischen Beifall fand. Es läßt sich
auch kaum etwas drastisch-komischeres denken, als
diese Picce, deren Acteure, namentlich die vier
Reiter, ihre Aufgabe trefflich lösten. Die Restau-
ration des Herrn Brandl ließ auch gestern nichts
zu wünschen übrig. Der Besuch der Redouten ist
heuer ein so starker, wie dieß seit Jahren nicht
mehr der Fall war.

(Im kunstgewerblichen Atelier im
mährischen Gewerbemusenm)

werden, wie man
uns mittheilt, kunstgewerbliche Zeichnungen jeder
Art (Entwürfe, Werkzeichnungen etc.) für Ge-
werbetreibende und Private nach einem Minimal-
Tarife gefertigt. Wir machen auf dieses durch die
[Spaltenumbruch] Brünner Handels- und Gewerbekammer beim
mährischen Gewerbemuseum ins Leben gerufene
kunstgewerbliche Atelier alle Gewerbetreibenden,
wie auch Lehrer und Lehrerinnen aufmerksam.
Nutzrießende Mitglieder des Museums und als
solche können alle den genannten Ständen Ange-
hörige dem Museum durch die Leistung des
minimalen Jahresbeitrages von 3 fl. beitreten,
genießen außer der Begünstigung, daß sie für
alle im Atelier bestellte Arbeiten nur die ange-
setzen Minimalbeiträge zu entrichten haben, daß
sie die Musealmittheilungen unentgeltlich zugeschickt
erhalten und daß sie Werke und Vorlagen auch
außer Hause bringen dürfen. Für die aus dem
Atelier hervorgehenden Arbeiten sind für obige
Categorien die Minimalkosten angesetzt und zwar
berechnet nach Stunden der Arbeitszeit, die Hono-
rirung der Arbeit variirt jedoch insoferne, nach-
dem es einfach geometrische, ornamentale Zeich-
nungen (Skizzen) 2. Profile [ b ]) Ornamente im
größeren Abschnitte, 3. reichere Zeichnungen in
Grund- und Aufrißen und 4. endlich reiche Zeich-
nungen, Perspectiven, completirte Werkzeichnungen
sammt Details sind. -- Ferner je nachdem es
Pausen nach vorhandenen Mustern, Umarbeitun-
gen von Mustern oder eigene Aufnahmen ausge-
stellter Objecte und neue Entwürfe etc. sind. --
Für Nicht-Gewerbetreibende und Nichtmitglieder
des Museumserhöhen sich die Minimalansätze um
1/2 bis zum Doppelten. Die Differenz zwischen
den wirklichen Anfertigungskosten und den be-
rechneten wird im Interesse der Unterstützung der
Gewerbetreibenden durch die Handelskammer und
durch das Museum getragen.

(Patriotischer Frauenhilfsverein für
Mähren.)

Durch die vereinsfreundlichen Be-
mühungen des k. k. Bezirkshauptmannes Herrn
Eugen Raynoschek hat sich in Mähr.-Kromau eine
Serie patriotischer Frauen zu einem Comite ver-
einigt, um für die Stadt Mähr.-Kromau und
Umgebung einen Zweigverein des patr. Frauen-
hilfsvereines für Mähren zu gründen. -- Die-
ses Unternehmen der edlen Frauen M.-Kromaus
wird in der dortigen sich stets patriotisch opfer-
willigen Bevölkerung und namentlich in der dor-
tigen Frauenwelt ohne Zweifel eine lebhafte
Unterstützung der Bestrebungen der österreichischen
Gesellschaft vom rothen Kreuze zur Folge haben.
Der Zweigverein Ung.-Hradisch hat in Durch-
führung der nach § 2 der Statuten vorgesehenen
Friedensthätigkeit in der dortigen Krankenanstalt
drei Krankenpflegerinen heranbilden lassen. --
Zweigvereine: Groß-Meseritsch hat zur Erhaltung
des Krankenpflegerinnenheims 38 fl., jener von
Olmütz 25 fl,. von Biring 20 fl. gewidmet. Der
Stammverein spricht diesen Vereinen wie auch
dem Stadtphisicus in Ung.-Hradisch Herrn Med.
Dr. Mannaberg, welcher der Mühewaltung an-
läßlich Heranbildung der oberwähnten Kranken-
pflegerinen sich unterzog für die patriotische hoch-
herzige und opferwillige Förderung der Vereins-
bestrebungen den wärmsten Dank. Dem Stamm-
vereine sind neuerdings als unterstützende Mitglieder
beigetreten u. z.: Israelitischer Frauen-Unter-
stützungsverein in Kremsier mit dem Jahresbei-
trage von 4 fl.

(Olmützer Wochenmarkt vom 5. Fe-
bruar.)

Am samstägigen Markttage fand wieder
reichliche Zufuhr von Getreide und für dasselbe recht
gute Nachfrage statt. Neben Gerste, welche die vor-
wöchentlichen Preise erzielte, war Weizen am mei-
sten beachtet und erfuhr dieses Cereale eine Steige-
rung von 10 bis 15 Kreuzer pr. 1/2 Hect. Rog-
gen war wenig ausgeboten und die Nachfrage darin
ziemlich bedeutend, ohne daß jedoch die Zufuhr der-
selben entsprechen konnte. In Kleesaat herrschte
matte Stimmung.

(Eine Arretirung mit Hindernissen.)

Gestern Abends sollte ein bei einem Bäckermeister
in der verlorenen Gasse bediensteter Geselle, Namens
Ignaz Cerhalik, weil er nicht arbeiten wollte, ver-
haftet worden. Bei seiner Arretirung geberdete sich
derselbe wie toll und konnte er nur unter Mithilfe
mehrerer Personen dingfest gemacht werden. Der
Bäckermeister und ein Wachmann, der bei der Arre-
tirung intervenirte, erhielten von dem Excedenten
Bißwunden.

(Raubanfall.)

Der Fleischermeister Theimer
wurde Samstag Morgens, als er auf der Prerauer
Straße nach Olmütz zum Besuche des Wochen-
marktes fuhr, zwischen Krcman und Kokor das
Opfer elnes Raubanfalles. Mehrere bisher unbe-
kannte Individuen raubten nämlich von dessen
[Spaltenumbruch] Wagen ein halbes Schwein. Als sie sich auch der
zweiten Hälfte des Borstenthieres bemächtigen
wollten, wurde Theimer auf die Strolche aufmerk-
sam. Er wollte ursprünglich gegen die Räuber
Front machen, zog es aber vor, da dieselben eine
drohende Haltung annahmen, ihnen die Beute
zu überlassen und davon zu fahren. Mit der
öffentlichen Sicherheit scheint es, wie dieser Vor-
fall neuerlich beweist, noch immer nicht gut bestellt
zu sein.

(Plötzlicher Tod in der Kirche.)

Am 29.
v. Mts. wurde der Pfarrer von Brosdorf
in Oesterreichisch-Schlesien Pater Ignaz Nowarra,
während der Einsegnung einer Leiche in der Pfarr-
kirche plötzlich vom Herzschlage getroffen, worauf er
mit den Worten: "Mir ist schlecht!" auf den Stu-
fen des Altars todt in die Arme des daneben ste-
henden Meßners sank. Alle Wiederbelebungsver-
suche blieben erfolglos und unter allgemeiner Be-
stürzung verließen die Theilnehmer des Leichenbe-
gängnisses die Kirche.

(Speisezettel der Volksküche.)

Morgen
Dienstag: Fastensuppe, Selchfleisch, Erbsen,
Griesauflauf.




Vom Tage.
(Nicht hoffähig)

Aus Lissabon wird der
"W. A. Z." unterm 28. Jänner geschrieben: "Vor
mehreren Monaten heiratete der reiche portugie-
sische Grundbesitzer Juan Menaro ein sehr schönes,
aber armes Mädchen aus einer alten, aristokra-
tischen Familie. Vorige Woche fand ein Ball
bei Hofe statt. Zu demselben erhielt nun Ma-
dame Menaro, geborene Gräfin N., eine Einla-
dung; ihr Gatte, der bürgerliche Herr Menaro,
dagegen blieb gänzlich unberücksichtigt. Juan Me-
naro bat nun seine Frau, am Abende des Hof-
balles zu Hause zu bleiben, da sie ja doch un-
möglich allein den Ball besuchen könne. Aber die
junge Gattin beharrte auf ihrem Wunsche, die
Reichthümer ihres Gatten in Gestalt einer glän-
zenden Toilette und verschiedener Perlen-Colliers
und Diademe bei Hofe zur Schau zu
tragen; sie lehnte daher die Bitte ihres
Gemahls ab und ging allein auf den
Hofball, wo ihre Toilette allgemein bewun-
dert wurden. Gegen Mitternacht kam sie nach
Hause; allein Hausthor und Hausthüre blieben
trotz wiederholten Pochens und Läutens verschlossen.
Frau Menaro fuhr nun zu einer verwan[d]ten
Dame, um nun bei ihr zu übernachten. Diese
empfing sie sofort und überreichte ihr ein Billet
ihres Gatten Menaro, worin dieser schrieb:
"Madame! Ich bin bei unserem König nicht hof-
fähig; in meinem Hause bin ich Herrscher und
bei mir sind Sie nicht hoffähig. Ich vermäche
Ihnen eine Rente von 200,000 Francs jährlich
und sage Ihnen auf ewig Lebewohl!" Am näch-
sten Morgen erfuhr ganz Lissabon, daß die auf
dem Hofballe bewunderte Frau Menaro mit einem
Federstrich -- Ex-Millionnrin geworden sei.

(Das Lied vom braven Mann.)

Aus
Büsum an der Ostsee schreibt man der "Kieler Zei-
tung": Am 30. v. M. waren mehrere Kinder hie-
siger Einwohner in die Watten hinausgegangen, um
auf den treibenden Eisschollen den hier üblichen
Sport des sogenannten "Schipperns" zu betreiben.
Bei dieser Gelegenheit hatte sich eine Eisscholle von
etwa vierzehn Fuß im Quadrat losgelöst und trieb
mit drei auf derselben befindlichen Kindern mit dem
reißenden Mielstrom seewärts. Das Geschrei der
Kinder, die sich in dem Alter von 10 bis 14 Jah-
ren befanden, drang bis in den Ort hinein, und
bald zählte der Strand Hunderte von wehklagenden
Menschen, darunter auch die Eltern der Kinder. Die
Kinder waren in kurzer Zeit den Augen der am
Strande Stehenden entschwunden und man konnte
nur noch mit dem Fernrohr dieselben als kleine
Puncte zwischem dem Treibeis wahrnehmen, als ein
erfahrener, beherzter Schiffer, Namens Hans Rei-
her, hinzukam und mit noch drei Gehilfen mit sei-
nem Boot die gefährliche Fahrt zur Rettung der
Kinder antrat. Nach mehrstündiger schwerer An-
strengung, bald das Boot über die Eisstücke tra-
gend, bald dasselbe schleppen, erreichten die Schiffer
endlich eisfreies Fahrwasser, wo es gelang, den schon
halb erstarrten Kindern nahe zu kommen. Der
Schiffer Reiher sprang ins Wasser, erreichte schwim-
mend die Eisscholle und brachte die drei Kinder ins
Boot. Der Jubel wollte kein Ende nehmen, als
die Schiffer mit den Kindern, die kaum mehr zu
gehen im Stande waren, auf dem Nacken, nach lan-

[Spaltenumbruch][u]nſterbliche Verdienſte um den öſterreichiſchen
Bauernſtand hervorhob.

Der nächſte Redner, von den Anweſenden
bei ſeinem Erſcheinen auf der Rednertribüne mit
ſtürmiſchem Beifall acclamirt, war Herr Knaute,
Bürgerſchullehrer aus Olmütz, der in glänzender
Rede die Ziele des neugegründeten „Bundes der
Deutſchen in Nordmähren“ ſchilderte.

Herr Knaute ſprach zunächſt ſeine Be-
friedigung darüber aus, daß die deutſchen Städte
an den deutſchen Bauern wackere Bundesgenoſſen
gefunden haben. Hans Kudlich habe uns zuge-
rufen: „Deutſche, haltet den Nacken ſteif.“ So
wollen wir es halten. (Bravo.) Wir müſſen den Nacken
ſteif halten, um uns unſerer Gegner zu erwehren.
Redner macht auf den „Bund der Deutſchen
Nordmährens“ aufmerkſam, der trotz der kurzen
Zeit ſeines Beſtandes ſchon 2000 Mitglieder
zählt. Herr Knaute erläutert die Ziele des „Bun-
des der Deutſchen Nordmährens.“ Es iſt noth-
wendig, daß eine große Zahl von Mitgliedern dem
Bunde beitrete, die materiellen Opfer ſind ſo geringe,
daß ſie gar nicht der Rede werth ſind. Man
möge überall Bundesgruppen bilden, damit das
Deutſchthum in Oeſterreich nicht noch weiter zu-
rückgehe, als es ſchon zurückgegangen iſt. Redner
ſchildert die glänzenden Erfolge des deutſchen
Böhmerwaldbundes, er bittet um warme that-
kräftige Unterſtützung. Stürmiſcher, nicht enden-
wollender Beifall folgte den zündenden Worten
des Redners.

Der Verein „Cajüte“ und die Muſikcapelle
des 54. Inf.-Reg. brachten, wie ſchon erwähnt,
Vorträge, welche ſich der beifälligſten Aufnahme
erfreuten. Der Verein „Cajüte“ ſang als erſte
Programmnummer einen exact vorgetragenen
Männerchor, worauf Herr Loch ein Lied für Tenor
vortrefflich zum Vortrag brachte und hiefür reichen
Beifall erntete. Ein von Herrn Roßmanith mit
Verve vorgetragenes Couplet: „Die Geſchicht
wird immer ſchöner“ erregte ſtürmiſche Heiterkeit und
gefielen namentlich die Localſtrophen. Die „beiden
Chineſen“ und die draſtiſch-komiſche Turnerriege
entfeſſelte förmliche Lachſalven. Herr Roßmanith
der die Turner des amerikaniſchen Circus „Leder-
fleck“ vorführte, ſowie die drei Turner, die unge-
mein exact turnten, fanden reichlichen Appaus.
Eine prächtige Ueberraſchung bot den Gäſten
der Bauern-Geſangsclub aus Schno-
bolin,
welcher den Chor „Heut iſt heut“ vor-
trefflich zum Vortrag brachte und Gegenſtand
ſchmeichelhafter Ovationen war. Als der Bauern-
geſangsclub hierauf das „Deutſche Lied“ anſtimmte
erſcholl frenetiſcher Applaus. Der wackere Ge-
ſangsclub von Schnobolin, der geſtern ſeine Feuer-
taufe erhielt, möge auf der betretenen Bahn fort-
fahren, eines durchſchlagenden Erfolges kann er
jederzeit ſicher ſein. In einem Toaſte, der ſtür-
miſchen Beifall fand, wurde des wackeren deut-
ſchen landwirthſchaftlichen Leſevereines und der
Frauen und Mädchen von Nebotein gedacht,
welch’ letztere den Gäſten wahre Berge von
Kugelhupf und Krapfen beſcheert hatten. Die ge-
ſchmackvolle Liebesgabe wurde von den Gäſten
dankbarſt angenommen. Ein ſehr animirtes Tanz-
kränzchen ſchloß den Abend. Die Tanzmuſik be-
ſorgte die Militärcapelle des 54. Inf.-Regts.,
welche auch, wie ſchon erwähnt die Concertmuſik
in ausgezeichneter Weiſe executirt hatte. Allge-
mein wurde der Wunſch laut, daß dem erſten
Bauernabende zu Nebotein, der einen ſo glänzen-
den Verlauf nahm und ſich zu einer echt deutſchen
Manifeſtation geſtaltete, bald ein zweiter folgen
möge.

(Von der Masken-Redonte.)

Die geſtrige
Masken-Redoute war außerordentlich ſtark beſucht
und fah man manches bübſche Coſtüme. Großen
Spaß und nicht endenwollende Heiterkeit erregte
das trefflich inſcenirte große ſpaniſche Stiergefecht
welches ſtürmiſchen Beifall fand. Es läßt ſich
auch kaum etwas draſtiſch-komiſcheres denken, als
dieſe Picce, deren Acteure, namentlich die vier
Reiter, ihre Aufgabe trefflich löſten. Die Reſtau-
ration des Herrn Brandl ließ auch geſtern nichts
zu wünſchen übrig. Der Beſuch der Redouten iſt
heuer ein ſo ſtarker, wie dieß ſeit Jahren nicht
mehr der Fall war.

(Im kunſtgewerblichen Atelier im
mähriſchen Gewerbemuſenm)

werden, wie man
uns mittheilt, kunſtgewerbliche Zeichnungen jeder
Art (Entwürfe, Werkzeichnungen ꝛc.) für Ge-
werbetreibende und Private nach einem Minimal-
Tarife gefertigt. Wir machen auf dieſes durch die
[Spaltenumbruch] Brünner Handels- und Gewerbekammer beim
mähriſchen Gewerbemuſeum ins Leben gerufene
kunſtgewerbliche Atelier alle Gewerbetreibenden,
wie auch Lehrer und Lehrerinnen aufmerkſam.
Nutzrießende Mitglieder des Muſeums und als
ſolche können alle den genannten Ständen Ange-
hörige dem Muſeum durch die Leiſtung des
minimalen Jahresbeitrages von 3 fl. beitreten,
genießen außer der Begünſtigung, daß ſie für
alle im Atelier beſtellte Arbeiten nur die ange-
ſetzen Minimalbeiträge zu entrichten haben, daß
ſie die Muſealmittheilungen unentgeltlich zugeſchickt
erhalten und daß ſie Werke und Vorlagen auch
außer Hauſe bringen dürfen. Für die aus dem
Atelier hervorgehenden Arbeiten ſind für obige
Categorien die Minimalkoſten angeſetzt und zwar
berechnet nach Stunden der Arbeitszeit, die Hono-
rirung der Arbeit variirt jedoch inſoferne, nach-
dem es einfach geometriſche, ornamentale Zeich-
nungen (Skizzen) 2. Profile [ b ]) Ornamente im
größeren Abſchnitte, 3. reichere Zeichnungen in
Grund- und Aufrißen und 4. endlich reiche Zeich-
nungen, Perſpectiven, completirte Werkzeichnungen
ſammt Details ſind. — Ferner je nachdem es
Pauſen nach vorhandenen Muſtern, Umarbeitun-
gen von Muſtern oder eigene Aufnahmen ausge-
ſtellter Objecte und neue Entwürfe ꝛc. ſind. —
Für Nicht-Gewerbetreibende und Nichtmitglieder
des Muſeumserhöhen ſich die Minimalanſätze um
½ bis zum Doppelten. Die Differenz zwiſchen
den wirklichen Anfertigungskoſten und den be-
rechneten wird im Intereſſe der Unterſtützung der
Gewerbetreibenden durch die Handelskammer und
durch das Muſeum getragen.

(Patriotiſcher Frauenhilfsverein für
Mähren.)

Durch die vereinsfreundlichen Be-
mühungen des k. k. Bezirkshauptmannes Herrn
Eugen Raynoſchek hat ſich in Mähr.-Kromau eine
Serie patriotiſcher Frauen zu einem Comité ver-
einigt, um für die Stadt Mähr.-Kromau und
Umgebung einen Zweigverein des patr. Frauen-
hilfsvereines für Mähren zu gründen. — Die-
ſes Unternehmen der edlen Frauen M.-Kromaus
wird in der dortigen ſich ſtets patriotiſch opfer-
willigen Bevölkerung und namentlich in der dor-
tigen Frauenwelt ohne Zweifel eine lebhafte
Unterſtützung der Beſtrebungen der öſterreichiſchen
Geſellſchaft vom rothen Kreuze zur Folge haben.
Der Zweigverein Ung.-Hradiſch hat in Durch-
führung der nach § 2 der Statuten vorgeſehenen
Friedensthätigkeit in der dortigen Krankenanſtalt
drei Krankenpflegerinen heranbilden laſſen. —
Zweigvereine: Groß-Meſeritſch hat zur Erhaltung
des Krankenpflegerinnenheims 38 fl., jener von
Olmütz 25 fl,. von Biring 20 fl. gewidmet. Der
Stammverein ſpricht dieſen Vereinen wie auch
dem Stadtphiſicus in Ung.-Hradiſch Herrn Med.
Dr. Mannaberg, welcher der Mühewaltung an-
läßlich Heranbildung der oberwähnten Kranken-
pflegerinen ſich unterzog für die patriotiſche hoch-
herzige und opferwillige Förderung der Vereins-
beſtrebungen den wärmſten Dank. Dem Stamm-
vereine ſind neuerdings als unterſtützende Mitglieder
beigetreten u. z.: Iſraelitiſcher Frauen-Unter-
ſtützungsverein in Kremſier mit dem Jahresbei-
trage von 4 fl.

(Olmützer Wochenmarkt vom 5. Fe-
bruar.)

Am ſamſtägigen Markttage fand wieder
reichliche Zufuhr von Getreide und für dasſelbe recht
gute Nachfrage ſtatt. Neben Gerſte, welche die vor-
wöchentlichen Preiſe erzielte, war Weizen am mei-
ſten beachtet und erfuhr dieſes Cereale eine Steige-
rung von 10 bis 15 Kreuzer pr. ½ Hect. Rog-
gen war wenig ausgeboten und die Nachfrage darin
ziemlich bedeutend, ohne daß jedoch die Zufuhr der-
ſelben entſprechen konnte. In Kleeſaat herrſchte
matte Stimmung.

(Eine Arretirung mit Hinderniſſen.)

Geſtern Abends ſollte ein bei einem Bäckermeiſter
in der verlorenen Gaſſe bedienſteter Geſelle, Namens
Ignaz Cerhalik, weil er nicht arbeiten wollte, ver-
haftet worden. Bei ſeiner Arretirung geberdete ſich
derſelbe wie toll und konnte er nur unter Mithilfe
mehrerer Perſonen dingfeſt gemacht werden. Der
Bäckermeiſter und ein Wachmann, der bei der Arre-
tirung intervenirte, erhielten von dem Excedenten
Bißwunden.

(Raubanfall.)

Der Fleiſchermeiſter Theimer
wurde Samſtag Morgens, als er auf der Prerauer
Straße nach Olmütz zum Beſuche des Wochen-
marktes fuhr, zwiſchen Krčman und Kokor das
Opfer elnes Raubanfalles. Mehrere bisher unbe-
kannte Individuen raubten nämlich von deſſen
[Spaltenumbruch] Wagen ein halbes Schwein. Als ſie ſich auch der
zweiten Hälfte des Borſtenthieres bemächtigen
wollten, wurde Theimer auf die Strolche aufmerk-
ſam. Er wollte urſprünglich gegen die Räuber
Front machen, zog es aber vor, da dieſelben eine
drohende Haltung annahmen, ihnen die Beute
zu überlaſſen und davon zu fahren. Mit der
öffentlichen Sicherheit ſcheint es, wie dieſer Vor-
fall neuerlich beweiſt, noch immer nicht gut beſtellt
zu ſein.

(Plötzlicher Tod in der Kirche.)

Am 29.
v. Mts. wurde der Pfarrer von Brosdorf
in Oeſterreichiſch-Schleſien Pater Ignaz Nowarra,
während der Einſegnung einer Leiche in der Pfarr-
kirche plötzlich vom Herzſchlage getroffen, worauf er
mit den Worten: „Mir iſt ſchlecht!“ auf den Stu-
fen des Altars todt in die Arme des daneben ſte-
henden Meßners ſank. Alle Wiederbelebungsver-
ſuche blieben erfolglos und unter allgemeiner Be-
ſtürzung verließen die Theilnehmer des Leichenbe-
gängniſſes die Kirche.

(Speiſezettel der Volksküche.)

Morgen
Dienſtag: Faſtenſuppe, Selchfleiſch, Erbſen,
Griesauflauf.




Vom Tage.
(Nicht hoffähig)

Aus Liſſabon wird der
„W. A. Z.“ unterm 28. Jänner geſchrieben: „Vor
mehreren Monaten heiratete der reiche portugie-
ſiſche Grundbeſitzer Juan Menaro ein ſehr ſchönes,
aber armes Mädchen aus einer alten, ariſtokra-
tiſchen Familie. Vorige Woche fand ein Ball
bei Hofe ſtatt. Zu demſelben erhielt nun Ma-
dame Menaro, geborene Gräfin N., eine Einla-
dung; ihr Gatte, der bürgerliche Herr Menaro,
dagegen blieb gänzlich unberückſichtigt. Juan Me-
naro bat nun ſeine Frau, am Abende des Hof-
balles zu Hauſe zu bleiben, da ſie ja doch un-
möglich allein den Ball beſuchen könne. Aber die
junge Gattin beharrte auf ihrem Wunſche, die
Reichthümer ihres Gatten in Geſtalt einer glän-
zenden Toilette und verſchiedener Perlen-Colliers
und Diademe bei Hofe zur Schau zu
tragen; ſie lehnte daher die Bitte ihres
Gemahls ab und ging allein auf den
Hofball, wo ihre Toilette allgemein bewun-
dert wurden. Gegen Mitternacht kam ſie nach
Hauſe; allein Hausthor und Hausthüre blieben
trotz wiederholten Pochens und Läutens verſchloſſen.
Frau Menaro fuhr nun zu einer verwan[d]ten
Dame, um nun bei ihr zu übernachten. Dieſe
empfing ſie ſofort und überreichte ihr ein Billet
ihres Gatten Menaro, worin dieſer ſchrieb:
„Madame! Ich bin bei unſerem König nicht hof-
fähig; in meinem Hauſe bin ich Herrſcher und
bei mir ſind Sie nicht hoffähig. Ich vermäche
Ihnen eine Rente von 200,000 Francs jährlich
und ſage Ihnen auf ewig Lebewohl!“ Am näch-
ſten Morgen erfuhr ganz Liſſabon, daß die auf
dem Hofballe bewunderte Frau Menaro mit einem
Federſtrich — Ex-Millionnrin geworden ſei.

(Das Lied vom braven Mann.)

Aus
Büſum an der Oſtſee ſchreibt man der „Kieler Zei-
tung“: Am 30. v. M. waren mehrere Kinder hie-
ſiger Einwohner in die Watten hinausgegangen, um
auf den treibenden Eisſchollen den hier üblichen
Sport des ſogenannten „Schipperns“ zu betreiben.
Bei dieſer Gelegenheit hatte ſich eine Eisſcholle von
etwa vierzehn Fuß im Quadrat losgelöſt und trieb
mit drei auf derſelben befindlichen Kindern mit dem
reißenden Mielſtrom ſeewärts. Das Geſchrei der
Kinder, die ſich in dem Alter von 10 bis 14 Jah-
ren befanden, drang bis in den Ort hinein, und
bald zählte der Strand Hunderte von wehklagenden
Menſchen, darunter auch die Eltern der Kinder. Die
Kinder waren in kurzer Zeit den Augen der am
Strande Stehenden entſchwunden und man konnte
nur noch mit dem Fernrohr dieſelben als kleine
Puncte zwiſchem dem Treibeis wahrnehmen, als ein
erfahrener, beherzter Schiffer, Namens Hans Rei-
her, hinzukam und mit noch drei Gehilfen mit ſei-
nem Boot die gefährliche Fahrt zur Rettung der
Kinder antrat. Nach mehrſtündiger ſchwerer An-
ſtrengung, bald das Boot über die Eisſtücke tra-
gend, bald dasſelbe ſchleppen, erreichten die Schiffer
endlich eisfreies Fahrwaſſer, wo es gelang, den ſchon
halb erſtarrten Kindern nahe zu kommen. Der
Schiffer Reiher ſprang ins Waſſer, erreichte ſchwim-
mend die Eisſcholle und brachte die drei Kinder ins
Boot. Der Jubel wollte kein Ende nehmen, als
die Schiffer mit den Kindern, die kaum mehr zu
gehen im Stande waren, auf dem Nacken, nach lan-

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</TEI>
[[6]/0006] unſterbliche Verdienſte um den öſterreichiſchen Bauernſtand hervorhob. Der nächſte Redner, von den Anweſenden bei ſeinem Erſcheinen auf der Rednertribüne mit ſtürmiſchem Beifall acclamirt, war Herr Knaute, Bürgerſchullehrer aus Olmütz, der in glänzender Rede die Ziele des neugegründeten „Bundes der Deutſchen in Nordmähren“ ſchilderte. Herr Knaute ſprach zunächſt ſeine Be- friedigung darüber aus, daß die deutſchen Städte an den deutſchen Bauern wackere Bundesgenoſſen gefunden haben. Hans Kudlich habe uns zuge- rufen: „Deutſche, haltet den Nacken ſteif.“ So wollen wir es halten. (Bravo.) Wir müſſen den Nacken ſteif halten, um uns unſerer Gegner zu erwehren. Redner macht auf den „Bund der Deutſchen Nordmährens“ aufmerkſam, der trotz der kurzen Zeit ſeines Beſtandes ſchon 2000 Mitglieder zählt. Herr Knaute erläutert die Ziele des „Bun- des der Deutſchen Nordmährens.“ Es iſt noth- wendig, daß eine große Zahl von Mitgliedern dem Bunde beitrete, die materiellen Opfer ſind ſo geringe, daß ſie gar nicht der Rede werth ſind. Man möge überall Bundesgruppen bilden, damit das Deutſchthum in Oeſterreich nicht noch weiter zu- rückgehe, als es ſchon zurückgegangen iſt. Redner ſchildert die glänzenden Erfolge des deutſchen Böhmerwaldbundes, er bittet um warme that- kräftige Unterſtützung. Stürmiſcher, nicht enden- wollender Beifall folgte den zündenden Worten des Redners. Der Verein „Cajüte“ und die Muſikcapelle des 54. Inf.-Reg. brachten, wie ſchon erwähnt, Vorträge, welche ſich der beifälligſten Aufnahme erfreuten. Der Verein „Cajüte“ ſang als erſte Programmnummer einen exact vorgetragenen Männerchor, worauf Herr Loch ein Lied für Tenor vortrefflich zum Vortrag brachte und hiefür reichen Beifall erntete. Ein von Herrn Roßmanith mit Verve vorgetragenes Couplet: „Die Geſchicht wird immer ſchöner“ erregte ſtürmiſche Heiterkeit und gefielen namentlich die Localſtrophen. Die „beiden Chineſen“ und die draſtiſch-komiſche Turnerriege entfeſſelte förmliche Lachſalven. Herr Roßmanith der die Turner des amerikaniſchen Circus „Leder- fleck“ vorführte, ſowie die drei Turner, die unge- mein exact turnten, fanden reichlichen Appaus. Eine prächtige Ueberraſchung bot den Gäſten der Bauern-Geſangsclub aus Schno- bolin, welcher den Chor „Heut iſt heut“ vor- trefflich zum Vortrag brachte und Gegenſtand ſchmeichelhafter Ovationen war. Als der Bauern- geſangsclub hierauf das „Deutſche Lied“ anſtimmte erſcholl frenetiſcher Applaus. Der wackere Ge- ſangsclub von Schnobolin, der geſtern ſeine Feuer- taufe erhielt, möge auf der betretenen Bahn fort- fahren, eines durchſchlagenden Erfolges kann er jederzeit ſicher ſein. In einem Toaſte, der ſtür- miſchen Beifall fand, wurde des wackeren deut- ſchen landwirthſchaftlichen Leſevereines und der Frauen und Mädchen von Nebotein gedacht, welch’ letztere den Gäſten wahre Berge von Kugelhupf und Krapfen beſcheert hatten. Die ge- ſchmackvolle Liebesgabe wurde von den Gäſten dankbarſt angenommen. Ein ſehr animirtes Tanz- kränzchen ſchloß den Abend. Die Tanzmuſik be- ſorgte die Militärcapelle des 54. Inf.-Regts., welche auch, wie ſchon erwähnt die Concertmuſik in ausgezeichneter Weiſe executirt hatte. Allge- mein wurde der Wunſch laut, daß dem erſten Bauernabende zu Nebotein, der einen ſo glänzen- den Verlauf nahm und ſich zu einer echt deutſchen Manifeſtation geſtaltete, bald ein zweiter folgen möge. (Von der Masken-Redonte.) Die geſtrige Masken-Redoute war außerordentlich ſtark beſucht und fah man manches bübſche Coſtüme. Großen Spaß und nicht endenwollende Heiterkeit erregte das trefflich inſcenirte große ſpaniſche Stiergefecht welches ſtürmiſchen Beifall fand. Es läßt ſich auch kaum etwas draſtiſch-komiſcheres denken, als dieſe Picce, deren Acteure, namentlich die vier Reiter, ihre Aufgabe trefflich löſten. Die Reſtau- ration des Herrn Brandl ließ auch geſtern nichts zu wünſchen übrig. Der Beſuch der Redouten iſt heuer ein ſo ſtarker, wie dieß ſeit Jahren nicht mehr der Fall war. (Im kunſtgewerblichen Atelier im mähriſchen Gewerbemuſenm) werden, wie man uns mittheilt, kunſtgewerbliche Zeichnungen jeder Art (Entwürfe, Werkzeichnungen ꝛc.) für Ge- werbetreibende und Private nach einem Minimal- Tarife gefertigt. Wir machen auf dieſes durch die Brünner Handels- und Gewerbekammer beim mähriſchen Gewerbemuſeum ins Leben gerufene kunſtgewerbliche Atelier alle Gewerbetreibenden, wie auch Lehrer und Lehrerinnen aufmerkſam. Nutzrießende Mitglieder des Muſeums und als ſolche können alle den genannten Ständen Ange- hörige dem Muſeum durch die Leiſtung des minimalen Jahresbeitrages von 3 fl. beitreten, genießen außer der Begünſtigung, daß ſie für alle im Atelier beſtellte Arbeiten nur die ange- ſetzen Minimalbeiträge zu entrichten haben, daß ſie die Muſealmittheilungen unentgeltlich zugeſchickt erhalten und daß ſie Werke und Vorlagen auch außer Hauſe bringen dürfen. Für die aus dem Atelier hervorgehenden Arbeiten ſind für obige Categorien die Minimalkoſten angeſetzt und zwar berechnet nach Stunden der Arbeitszeit, die Hono- rirung der Arbeit variirt jedoch inſoferne, nach- dem es einfach geometriſche, ornamentale Zeich- nungen (Skizzen) 2. Profile b ) Ornamente im größeren Abſchnitte, 3. reichere Zeichnungen in Grund- und Aufrißen und 4. endlich reiche Zeich- nungen, Perſpectiven, completirte Werkzeichnungen ſammt Details ſind. — Ferner je nachdem es Pauſen nach vorhandenen Muſtern, Umarbeitun- gen von Muſtern oder eigene Aufnahmen ausge- ſtellter Objecte und neue Entwürfe ꝛc. ſind. — Für Nicht-Gewerbetreibende und Nichtmitglieder des Muſeumserhöhen ſich die Minimalanſätze um ½ bis zum Doppelten. Die Differenz zwiſchen den wirklichen Anfertigungskoſten und den be- rechneten wird im Intereſſe der Unterſtützung der Gewerbetreibenden durch die Handelskammer und durch das Muſeum getragen. (Patriotiſcher Frauenhilfsverein für Mähren.) Durch die vereinsfreundlichen Be- mühungen des k. k. Bezirkshauptmannes Herrn Eugen Raynoſchek hat ſich in Mähr.-Kromau eine Serie patriotiſcher Frauen zu einem Comité ver- einigt, um für die Stadt Mähr.-Kromau und Umgebung einen Zweigverein des patr. Frauen- hilfsvereines für Mähren zu gründen. — Die- ſes Unternehmen der edlen Frauen M.-Kromaus wird in der dortigen ſich ſtets patriotiſch opfer- willigen Bevölkerung und namentlich in der dor- tigen Frauenwelt ohne Zweifel eine lebhafte Unterſtützung der Beſtrebungen der öſterreichiſchen Geſellſchaft vom rothen Kreuze zur Folge haben. Der Zweigverein Ung.-Hradiſch hat in Durch- führung der nach § 2 der Statuten vorgeſehenen Friedensthätigkeit in der dortigen Krankenanſtalt drei Krankenpflegerinen heranbilden laſſen. — Zweigvereine: Groß-Meſeritſch hat zur Erhaltung des Krankenpflegerinnenheims 38 fl., jener von Olmütz 25 fl,. von Biring 20 fl. gewidmet. Der Stammverein ſpricht dieſen Vereinen wie auch dem Stadtphiſicus in Ung.-Hradiſch Herrn Med. Dr. Mannaberg, welcher der Mühewaltung an- läßlich Heranbildung der oberwähnten Kranken- pflegerinen ſich unterzog für die patriotiſche hoch- herzige und opferwillige Förderung der Vereins- beſtrebungen den wärmſten Dank. Dem Stamm- vereine ſind neuerdings als unterſtützende Mitglieder beigetreten u. z.: Iſraelitiſcher Frauen-Unter- ſtützungsverein in Kremſier mit dem Jahresbei- trage von 4 fl. (Olmützer Wochenmarkt vom 5. Fe- bruar.) Am ſamſtägigen Markttage fand wieder reichliche Zufuhr von Getreide und für dasſelbe recht gute Nachfrage ſtatt. Neben Gerſte, welche die vor- wöchentlichen Preiſe erzielte, war Weizen am mei- ſten beachtet und erfuhr dieſes Cereale eine Steige- rung von 10 bis 15 Kreuzer pr. ½ Hect. Rog- gen war wenig ausgeboten und die Nachfrage darin ziemlich bedeutend, ohne daß jedoch die Zufuhr der- ſelben entſprechen konnte. In Kleeſaat herrſchte matte Stimmung. (Eine Arretirung mit Hinderniſſen.) Geſtern Abends ſollte ein bei einem Bäckermeiſter in der verlorenen Gaſſe bedienſteter Geſelle, Namens Ignaz Cerhalik, weil er nicht arbeiten wollte, ver- haftet worden. Bei ſeiner Arretirung geberdete ſich derſelbe wie toll und konnte er nur unter Mithilfe mehrerer Perſonen dingfeſt gemacht werden. Der Bäckermeiſter und ein Wachmann, der bei der Arre- tirung intervenirte, erhielten von dem Excedenten Bißwunden. (Raubanfall.) Der Fleiſchermeiſter Theimer wurde Samſtag Morgens, als er auf der Prerauer Straße nach Olmütz zum Beſuche des Wochen- marktes fuhr, zwiſchen Krčman und Kokor das Opfer elnes Raubanfalles. Mehrere bisher unbe- kannte Individuen raubten nämlich von deſſen Wagen ein halbes Schwein. Als ſie ſich auch der zweiten Hälfte des Borſtenthieres bemächtigen wollten, wurde Theimer auf die Strolche aufmerk- ſam. Er wollte urſprünglich gegen die Räuber Front machen, zog es aber vor, da dieſelben eine drohende Haltung annahmen, ihnen die Beute zu überlaſſen und davon zu fahren. Mit der öffentlichen Sicherheit ſcheint es, wie dieſer Vor- fall neuerlich beweiſt, noch immer nicht gut beſtellt zu ſein. (Plötzlicher Tod in der Kirche.) Am 29. v. Mts. wurde der Pfarrer von Brosdorf in Oeſterreichiſch-Schleſien Pater Ignaz Nowarra, während der Einſegnung einer Leiche in der Pfarr- kirche plötzlich vom Herzſchlage getroffen, worauf er mit den Worten: „Mir iſt ſchlecht!“ auf den Stu- fen des Altars todt in die Arme des daneben ſte- henden Meßners ſank. Alle Wiederbelebungsver- ſuche blieben erfolglos und unter allgemeiner Be- ſtürzung verließen die Theilnehmer des Leichenbe- gängniſſes die Kirche. (Speiſezettel der Volksküche.) Morgen Dienſtag: Faſtenſuppe, Selchfleiſch, Erbſen, Griesauflauf. Vom Tage. (Nicht hoffähig) Aus Liſſabon wird der „W. A. Z.“ unterm 28. Jänner geſchrieben: „Vor mehreren Monaten heiratete der reiche portugie- ſiſche Grundbeſitzer Juan Menaro ein ſehr ſchönes, aber armes Mädchen aus einer alten, ariſtokra- tiſchen Familie. Vorige Woche fand ein Ball bei Hofe ſtatt. Zu demſelben erhielt nun Ma- dame Menaro, geborene Gräfin N., eine Einla- dung; ihr Gatte, der bürgerliche Herr Menaro, dagegen blieb gänzlich unberückſichtigt. Juan Me- naro bat nun ſeine Frau, am Abende des Hof- balles zu Hauſe zu bleiben, da ſie ja doch un- möglich allein den Ball beſuchen könne. Aber die junge Gattin beharrte auf ihrem Wunſche, die Reichthümer ihres Gatten in Geſtalt einer glän- zenden Toilette und verſchiedener Perlen-Colliers und Diademe bei Hofe zur Schau zu tragen; ſie lehnte daher die Bitte ihres Gemahls ab und ging allein auf den Hofball, wo ihre Toilette allgemein bewun- dert wurden. Gegen Mitternacht kam ſie nach Hauſe; allein Hausthor und Hausthüre blieben trotz wiederholten Pochens und Läutens verſchloſſen. Frau Menaro fuhr nun zu einer verwandten Dame, um nun bei ihr zu übernachten. Dieſe empfing ſie ſofort und überreichte ihr ein Billet ihres Gatten Menaro, worin dieſer ſchrieb: „Madame! Ich bin bei unſerem König nicht hof- fähig; in meinem Hauſe bin ich Herrſcher und bei mir ſind Sie nicht hoffähig. Ich vermäche Ihnen eine Rente von 200,000 Francs jährlich und ſage Ihnen auf ewig Lebewohl!“ Am näch- ſten Morgen erfuhr ganz Liſſabon, daß die auf dem Hofballe bewunderte Frau Menaro mit einem Federſtrich — Ex-Millionnrin geworden ſei. (Das Lied vom braven Mann.) Aus Büſum an der Oſtſee ſchreibt man der „Kieler Zei- tung“: Am 30. v. M. waren mehrere Kinder hie- ſiger Einwohner in die Watten hinausgegangen, um auf den treibenden Eisſchollen den hier üblichen Sport des ſogenannten „Schipperns“ zu betreiben. Bei dieſer Gelegenheit hatte ſich eine Eisſcholle von etwa vierzehn Fuß im Quadrat losgelöſt und trieb mit drei auf derſelben befindlichen Kindern mit dem reißenden Mielſtrom ſeewärts. Das Geſchrei der Kinder, die ſich in dem Alter von 10 bis 14 Jah- ren befanden, drang bis in den Ort hinein, und bald zählte der Strand Hunderte von wehklagenden Menſchen, darunter auch die Eltern der Kinder. Die Kinder waren in kurzer Zeit den Augen der am Strande Stehenden entſchwunden und man konnte nur noch mit dem Fernrohr dieſelben als kleine Puncte zwiſchem dem Treibeis wahrnehmen, als ein erfahrener, beherzter Schiffer, Namens Hans Rei- her, hinzukam und mit noch drei Gehilfen mit ſei- nem Boot die gefährliche Fahrt zur Rettung der Kinder antrat. Nach mehrſtündiger ſchwerer An- ſtrengung, bald das Boot über die Eisſtücke tra- gend, bald dasſelbe ſchleppen, erreichten die Schiffer endlich eisfreies Fahrwaſſer, wo es gelang, den ſchon halb erſtarrten Kindern nahe zu kommen. Der Schiffer Reiher ſprang ins Waſſer, erreichte ſchwim- mend die Eisſcholle und brachte die drei Kinder ins Boot. Der Jubel wollte kein Ende nehmen, als die Schiffer mit den Kindern, die kaum mehr zu gehen im Stande waren, auf dem Nacken, nach lan-

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 29, Olmütz, 07.02.1887, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches29_1887/6>, abgerufen am 21.11.2024.