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Mährisches Tagblatt. Nr. 201, Olmütz, 04.09.1893.

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[Spaltenumbruch] Fromme Sprüche werden über Eingangsthüren
angebracht. Die Arbeiter sammeln Geld und
lassen Messen lesen.

(Verheerende Stürme in Amerika.)

Neuen Nachrichten aus Savannah zufolge bietet
diese Stadt ein gräßliches Verheerungsbild. Außer
dem Baptistenhause ist nichts stehen geblieben;
die Quarantaine-Station der Werften ist ver-
schwunden, der neue, kostspielige Desinficirungs-
apparat liegt auf dem Meeresgrunde. Neun
Schiffe, welche der Abfertigung harrten, sind ge-
scheitert. Auf der Tyvee-Insel sind eine Menge
Personen ertrunken. Alle Hotels und Clubhäuser
sind zerstört. Der Orkan wüthete acht Stunden.
Gegen 100 Personen wurden getödtet. -- In
Kernersville (Nord-Carolina) wurden nach einer
Kabelmeldung des "Ill. Wr. Extrabl." binnen
fünf Minuten 300 Häuser zerstört und die
meisten Insassen getödtet. Ein zweistöckiges Haus
wurde 500 Meter weit in die See geschleudert.
Sieben Tabakfactoreien liegen in Trümmern.
Tausende von Menschen sind obdachlos. -- Aus
New-York, 2. d. wird gemeldet: Die Zahl der
während des Cyclons am letzten Sonntag in
Beaufort (Süd-Carolina) umgekommenen Per-
sonen wird auf Tausend geschätzt. Unter den
Verunglückten befinden sich drei Weiße, die übri-
gen sind Neger. Der Schaden ist unberechenbar.

(Die Roulette in Monte Carlo --
gesprengt.)

Aus Triest wird berichtet: Nach
einer Meldung des in Nizza erscheinenden "Pen-
siers" hat vor einigen Tagen eine Schottländerin,
Miß Leal Lodge, die Roulette in Monte Carlo
gesprengt, indem sie innerhalb einer Stunde
11/2 Millionen Francs gewann.

(Absturz einer Sennerin.)

Aus Stoder
wird dem "N. W. T." geschrieben: Dienstag
ereignete sich in dem idyllisch gelegenen Stoder,
dem Aufstiegsorte auf den großen Priel, ein
schrecklicher Unglücksfall. Diesmal war es kein
Tourist, der das Leben verlor. Die Geschäfts-
führerin der Alpenwirthschaft, die 19jährige
hübsche Sennerin oder, wie die landesübliche
Bezeichnung lautet, Schwaigerin des Lagerhofes,
ist abgestürzt und verunglückt. Es ist dies ein
Fall, der außerordentlich selten vorkommt, weil
ja den Sennerinnen das für Andere so gefährliche
Terrain der die grünen Bergesmatten umgebenden
schroffen Abgründe am besten bekannt ist --
umso größer also begreiflicherweise das Aufsehen,
das dieser traurige Unglücksfall hier macht.
Die Sennerin hütete ihre Heerde und suchte
Blumen, um sich nach hiesiger Sitte am Sonn-
tage damit zu schmücken. Sie kam zu einer jähen
Stelle mit tiefem Abgrunde, wo vor vierzig
Jahren ebenfalls eine Sennerin verunglückte,
und sagte zu ihrer Freundin: "I muaß amal
schau'n, wie tief dö Schwaigerin damals ab-
stürzte und wie es da unten ausschaut." Kaum
hatte sie diese Worte gesprochen, löste sich zu
ihren Füßen ein Stein -- und sie stürzte von
der schroffen Wand in den Abgrund, wo sie todt
mit zerschmetterten Gliedern niederfiel.

(Die theuere Suppenschüssel.)

Auf dem
Frauen-Congreß in Chicago erzählte Frau Oemi-
ston Chant einen kleinen Vorfall, der den Be-
weis liefern dürfte, wie vortheilhaft es mitunter
ist, wenn in den öffentlichen Behörden auch Frauen
sitzen. In England werden Frauen oft zu Armen-
pflegerinnen erwählt. In einer Stadt war die
Armenpflegeverwaltung gegen die Zulassung von
Frauen; ein Mitglied wandte besonders ein, daß
Frauen mit dem Rechnungswesen nicht umzugehen
wüßten. Nichtsdestoweniger ward eine Frau ge-
wählt, und die männlichen Mitglieder hatten mit
ihr zu berathen. Bei der nächsten Versammlung,
auf welcher der Behörde Rechnungen vorgelegt
werden mußten, sagte die Dame, nachdem sie
einen Blick in die betreffenden Papiere geworfen:
"Hier ist ein Posten von mehr als zwei Pfund
Sterling für eine Suppenschüssel. Was bedeutet
das?" Sie erklärte den Herren, daß nur ein
Millionär einen solchen Preis für eine Suppen-
schüssel zahlen würde. Das Mitglied, welches be-
hauptet hatte, daß Frauen sich nicht auf Rech-
nungen verständen, sagte sehr empört: "Wie
können Sie von mir erwarten, daß ich diese
Haushaltungs-Angelegenheiten verstehe?" -- "Ich
erwarte auch nicht, daß Sie sie verstehen", er-
widerte die Dame, "aber da Sie sie nicht ver-
stehen, so ist es doch gut, wenn Jemand in der
Verwaltung ist, der sie versteht." Es ergab sich,
daß die Herren beim Ankauf von Haushaltungs-
[Spaltenumbruch] gegenständen seit langer Zeit übervortheilt wor-
den waren; und so brachte das eine weibliche
Mitglied der Behörde einen nicht zu unter-
schätzenden Vortheil.




Telegramme
des "Mährischen Tagblattes".
(Vom Correspondenz-Burean.)

Die Herren Erz-
herzoge Albrecht und Wilhelm haben sich
heute um 6 Uhr Morgens zu Wagen behufs Be-
grüßung Sr. Majestät nach Jatoslau bege-
ben. Der Sturmwind von gestern hat sich voll-
ständig gelegt, es herrscht prachtvolles Wetter,
welches bei gleichzeitiger Kühle während der Ma-
növer andauern dürfte.

Nach dem Em-
pfange des Kaisers begaben sich die Herren Erz-
herzoge Wilhelm und Rainer nach Ra-
dymno. Herr Feldmarschall Erzherzog Albrecht
wurde gleich nach dem Eintreffen Sr. Majestät
zu demselben berufen und nach dem Gottesdienste
abermals vom Kaiser empfangen. Erzberzog
Albrecht verblieb beidemale längere Zeit beim
Monarchen. Der Herr Erzherzog kehrte noch vor
dem Empfange der Deputationen nach Radymno
zurück.

Der deutsche Kaiser
hielt nach dem Festgottesdienste zu Pferde an
der Spitze der Truppen seinen Einzug in die
Stadt und wurde in enthusiastischer Weise em-
pfangen. Die Stadt ist glänzend geschmückt.

Gestern Abends
fand unter Mitwirkung sämmtlicher Spielleute
des achten Armeecorps ein großer Zapfenstreich
statt, der einen äußerst glänzenden Verlauf nahm.
Nach Beendigung desselben traten der Kaiser, die
Kaiserin und der Prinz von Neapel auf den
Balkon des Residenzschlosses; dieselben wurden
von der Menge mit enthusiastischem Jubel begrüßt.

Der
Kaiser und der Kronprinz von Italien sind heute
um 10 Uhr 45 Minuten aus Coblenz am Bahn-
hof von Devant les Ponts eingetroffen.

Aus An-
laß des Jahrestages der Thronbesteigung des
Sultans wurde unter religiösen Feierlichkeiten
der erste Spatenstich zum Baue der Eisenbahn-
linie Eskischehr-Konia gemacht. Außer den Be-
hörden wohnten der Feier auch Vertreter der
deutschen Bank bei.

Einer officiellen
Note zufolge trifft die russische Escadre unter
Commando des Admirals Avelane am 13. October
zur Erwiderung des Kronstädter Besuches in
Toulon ein.

Einem Privat-
telegramme des Journals "Politiken" aus
Christiania zufolge verlautet, daß das Ministerim
Stany dem Könige vorschlagen werde, die vom
Storting aufgestellte Bedingung für die Bewil-
ligung des Consulatsbudgets nicht anzunehmen.
Die Bedingung war, daß die Regierung der
schwedischen Regierung die Kündigung des gemein-
schaftlichen Consulatswesens sofort mittheilen und
dem Storthing in der nächsten Session den
Gesetzentwurf über die Errichtung eines eigenen
norwegischen Consulatswesens vorlegen sollte. --
Gestern wurde die Reichstelephonverbindung
zwischen Christiania und Stockholm eröffnet.




Die Cholera.
(Privat-Telegr. des
"M. Tagbl.")

Gestern wurde eine verdächtige
Erkrankung bei dem Taglöhner Mertl und seinem
Sohne, welche aus Szigeth (Ungarn) kamen und
auf der Durchreise nach Böhmen sich befanden,
constatirt. Die sanitären Maßnahmen wurden
sofort eingeleitet.

(Priv.-Telegr. d.
"Mähr. Tagbl.")

Meldungen aus der Provinz
lassen ein Stagniren der Cholera er-
sehen. -- In Budapest ist heute ein verdächtiger
Krankheitsfall zur Anzeige gebracht.

Die Stichwahlen in Frankreich.
(Priv.-Tel. des "Mähr.
Tagbl.")

Bei den gestern stattgefundenen Stich-
wahlen
in die Kammer wurden 132 Repu-
blikaner
gewählt. Clemenceau ist
durchgefallen
und wurde an seiner Stelle
der republikanische Candidat gewählt.


[Spaltenumbruch]
Die Excursion des mährischen Ge-
werbevereines nach Pilsen und
Nürnberg.

(Priv.-Tel. d. "M.
T.")

Der Separatzug der Excursionisten des
mährischen Gewerbevereines, unter welchen sich
außer den Brünner Theilnehmern, auch solche
aus anderen Städten Mährens, darunter aus
Olmütz befinden, traf Abends auf dem Wege nach
Nürnberg in Pilsen ein. Es wurde den Ausflüglern
ein überaus freundlicher Empfang zu theil, bei wel-
chem der Präsident des Casinos Dr. Stark die
Begrüßungsansprache hielt, welche herzlich erwi-
dert wurde. Abends versammelten sich die Ex-
cursionisten im "Deutschen Hause", wo densel-
ben zu Ehren ein Festcommers veranstaltet
wurde, bei welchem zahlreiche Trinksprüche aus-
gebracht wurden und Gesangs- und Musikvor-
träge stattfanden. Heute Vormittags wurde der
Rundgang in der Stadt unternommen und wurden
verschiedene Etablissements besichtigt. Die beiden
Pilsener Bräuhäuser bewirtheten die Gäste in
bester Weise.

Die Cholera in Berlin.

(Priv.-T.)

Im Krankenhause
Moabit ist bei einem Knaben, welcher am
24. v. Mts. in den Nordhafen gefallen
und bereits am 25. August an Brechdurch-
fall erkrankte, gestern Abend Cholera asiatica
konstatirt worden. Im Krankenhause am Fried-
richshain ist nunmehr bei dem 4 Wochen alten
Alfred Schuster Cholera asiatica konstatirt wor-
den. Die 40jährige Frau Schuster, sowie deren
Töchterchen Elsa, beide an echter Cholera leidend,
befinden sich in fortschreitender Besserung. Der in
der Bekanntmachung des Magistrats erwähnte
Knabe ist der vierjährige Otto Martens. Das
Kind fiel am 24. August in den Nordhafen,
wurde besinnungslos herausgezogen und zu sei-
nen Eltern gebracht. Er erkrankte bereits am
darauffolgenden Tage an Brechdurchfall. Sein
Zustand ist sehr bedenklich. Nach diesem Falle
scheint es keinem Zweifel mehr zu unterliegen,
daß das Spreewasser verseucht
ist.
Der Lokomotivheizer Forden, der, wie ge-
meldet, als choleraverdächtig in das Barakenla-
zerett zu Charlottenburg eingeliefert wurde,
ist dort vorgestern Nachmittag um 2 Uhr ge-
storben. Die bakteriologische Untersuchung der
Dejecte hat während seiner Krankheit den Kom-
mabazillus nicht zu Tage befördert. Nichtsdesto-
weniger findet eine weitere Untersuchung statt,
deren Ergebniß nicht bekannt ist. Der Vater
des Verstorbenen wohnt in Jaworznow in Gali-
zien. Die Choleradampfer sind auf der Spree
in voller Thätigkeit; sie sind durch eine weiße
Flagge gekennzeichnet und fahren den ankommen-
den Kähnen vom Oberbaum aufwärts entgegen.
Auf jeden Dampfer befindet sich ein Militärarzt
und ein Geusdarm. Nach der Untersuchung wird
jeder Kahn desinfizirt.




Vom Büchertisch.
(Collection Hartleben.)

Vierzehntägig wird
ein Band ausgegeben: Preis des Bandes elegant
gebunden 40 kr. Pränumeration für ein Jahr
(26 Bände) 10 fl. (A. Hartleben's Verlag, Wien.)
Von dem zweiten Jahrgange dieser wohlfeilen,
prächtig zusammengestellten Collection liegen uns
wieder 5 Bände vor und wir können das gün-
stige Urtheil, welches wir schon früher über diese
Unternehmung fällten, nur wiederholen. Für bei-
nahe fabelhaft wohlfeilen Preis kann sich jede
Familie jährlich 26 Bände des interessantesten
Lesestoffes sichern, welche nebst[b]ei, an einander
gereiht, ihn ihrem schmucken soliden Gewande
gleichzeitig den Grundstock einer Hausbibliothek
bilden. Wie wir hören, soll der geschäftliche Erfolg
der Unternehmung ein ganz außergewöhnlicher sein;
eine Reihe von Schnellpressen sind unausgesetzt be-
schäftigt, hundert fleißige Buchbinderhände bemüht,
den anstürmenden Bedarf zu decken. Das freut
uns vom Herzen; Schöpfungen wie diese, welche
dem großen Publicum guten und billigen Lesestoff
schaffen, sollen unter seinem Schutze stehen,
durch eine allgemeine Theilnahme belohnt
werden. -- Das Programm des zweiten
Jahrganges der "Collection Hartleben" umfaßt
folgende Werke: Bd. 1--3. Kraszewski, Am
Hofe August des Starken (Gräfin. Cosel).

[Spaltenumbruch] Fromme Sprüche werden über Eingangsthüren
angebracht. Die Arbeiter ſammeln Geld und
laſſen Meſſen leſen.

(Verheerende Stürme in Amerika.)

Neuen Nachrichten aus Savannah zufolge bietet
dieſe Stadt ein gräßliches Verheerungsbild. Außer
dem Baptiſtenhauſe iſt nichts ſtehen geblieben;
die Quarantaine-Station der Werften iſt ver-
ſchwunden, der neue, koſtſpielige Desinficirungs-
apparat liegt auf dem Meeresgrunde. Neun
Schiffe, welche der Abfertigung harrten, ſind ge-
ſcheitert. Auf der Tyvee-Inſel ſind eine Menge
Perſonen ertrunken. Alle Hotels und Clubhäuſer
ſind zerſtört. Der Orkan wüthete acht Stunden.
Gegen 100 Perſonen wurden getödtet. — In
Kernersville (Nord-Carolina) wurden nach einer
Kabelmeldung des „Ill. Wr. Extrabl.“ binnen
fünf Minuten 300 Häuſer zerſtört und die
meiſten Inſaſſen getödtet. Ein zweiſtöckiges Haus
wurde 500 Meter weit in die See geſchleudert.
Sieben Tabakfactoreien liegen in Trümmern.
Tauſende von Menſchen ſind obdachlos. — Aus
New-York, 2. d. wird gemeldet: Die Zahl der
während des Cyclons am letzten Sonntag in
Beaufort (Süd-Carolina) umgekommenen Per-
ſonen wird auf Tauſend geſchätzt. Unter den
Verunglückten befinden ſich drei Weiße, die übri-
gen ſind Neger. Der Schaden iſt unberechenbar.

(Die Roulette in Monte Carlo —
geſprengt.)

Aus Trieſt wird berichtet: Nach
einer Meldung des in Nizza erſcheinenden „Pen-
ſiers“ hat vor einigen Tagen eine Schottländerin,
Miß Leal Lodge, die Roulette in Monte Carlo
geſprengt, indem ſie innerhalb einer Stunde
1½ Millionen Francs gewann.

(Abſturz einer Sennerin.)

Aus Stoder
wird dem „N. W. T.“ geſchrieben: Dienſtag
ereignete ſich in dem idylliſch gelegenen Stoder,
dem Aufſtiegsorte auf den großen Priel, ein
ſchrecklicher Unglücksfall. Diesmal war es kein
Touriſt, der das Leben verlor. Die Geſchäfts-
führerin der Alpenwirthſchaft, die 19jährige
hübſche Sennerin oder, wie die landesübliche
Bezeichnung lautet, Schwaigerin des Lagerhofes,
iſt abgeſtürzt und verunglückt. Es iſt dies ein
Fall, der außerordentlich ſelten vorkommt, weil
ja den Sennerinnen das für Andere ſo gefährliche
Terrain der die grünen Bergesmatten umgebenden
ſchroffen Abgründe am beſten bekannt iſt —
umſo größer alſo begreiflicherweiſe das Aufſehen,
das dieſer traurige Unglücksfall hier macht.
Die Sennerin hütete ihre Heerde und ſuchte
Blumen, um ſich nach hieſiger Sitte am Sonn-
tage damit zu ſchmücken. Sie kam zu einer jähen
Stelle mit tiefem Abgrunde, wo vor vierzig
Jahren ebenfalls eine Sennerin verunglückte,
und ſagte zu ihrer Freundin: „I muaß amal
ſchau’n, wie tief dö Schwaigerin damals ab-
ſtürzte und wie es da unten ausſchaut.“ Kaum
hatte ſie dieſe Worte geſprochen, löſte ſich zu
ihren Füßen ein Stein — und ſie ſtürzte von
der ſchroffen Wand in den Abgrund, wo ſie todt
mit zerſchmetterten Gliedern niederfiel.

(Die theuere Suppenſchüſſel.)

Auf dem
Frauen-Congreß in Chicago erzählte Frau Oemi-
ſton Chant einen kleinen Vorfall, der den Be-
weis liefern dürfte, wie vortheilhaft es mitunter
iſt, wenn in den öffentlichen Behörden auch Frauen
ſitzen. In England werden Frauen oft zu Armen-
pflegerinnen erwählt. In einer Stadt war die
Armenpflegeverwaltung gegen die Zulaſſung von
Frauen; ein Mitglied wandte beſonders ein, daß
Frauen mit dem Rechnungsweſen nicht umzugehen
wüßten. Nichtsdeſtoweniger ward eine Frau ge-
wählt, und die männlichen Mitglieder hatten mit
ihr zu berathen. Bei der nächſten Verſammlung,
auf welcher der Behörde Rechnungen vorgelegt
werden mußten, ſagte die Dame, nachdem ſie
einen Blick in die betreffenden Papiere geworfen:
„Hier iſt ein Poſten von mehr als zwei Pfund
Sterling für eine Suppenſchüſſel. Was bedeutet
das?“ Sie erklärte den Herren, daß nur ein
Millionär einen ſolchen Preis für eine Suppen-
ſchüſſel zahlen würde. Das Mitglied, welches be-
hauptet hatte, daß Frauen ſich nicht auf Rech-
nungen verſtänden, ſagte ſehr empört: „Wie
können Sie von mir erwarten, daß ich dieſe
Haushaltungs-Angelegenheiten verſtehe?“ — „Ich
erwarte auch nicht, daß Sie ſie verſtehen“, er-
widerte die Dame, „aber da Sie ſie nicht ver-
ſtehen, ſo iſt es doch gut, wenn Jemand in der
Verwaltung iſt, der ſie verſteht.“ Es ergab ſich,
daß die Herren beim Ankauf von Haushaltungs-
[Spaltenumbruch] gegenſtänden ſeit langer Zeit übervortheilt wor-
den waren; und ſo brachte das eine weibliche
Mitglied der Behörde einen nicht zu unter-
ſchätzenden Vortheil.




Telegramme
des „Mähriſchen Tagblattes“.
(Vom Correſpondenz-Burean.)

Die Herren Erz-
herzoge Albrecht und Wilhelm haben ſich
heute um 6 Uhr Morgens zu Wagen behufs Be-
grüßung Sr. Majeſtät nach Jatoslau bege-
ben. Der Sturmwind von geſtern hat ſich voll-
ſtändig gelegt, es herrſcht prachtvolles Wetter,
welches bei gleichzeitiger Kühle während der Ma-
növer andauern dürfte.

Nach dem Em-
pfange des Kaiſers begaben ſich die Herren Erz-
herzoge Wilhelm und Rainer nach Ra-
dymno. Herr Feldmarſchall Erzherzog Albrecht
wurde gleich nach dem Eintreffen Sr. Majeſtät
zu demſelben berufen und nach dem Gottesdienſte
abermals vom Kaiſer empfangen. Erzberzog
Albrecht verblieb beidemale längere Zeit beim
Monarchen. Der Herr Erzherzog kehrte noch vor
dem Empfange der Deputationen nach Radymno
zurück.

Der deutſche Kaiſer
hielt nach dem Feſtgottesdienſte zu Pferde an
der Spitze der Truppen ſeinen Einzug in die
Stadt und wurde in enthuſiaſtiſcher Weiſe em-
pfangen. Die Stadt iſt glänzend geſchmückt.

Geſtern Abends
fand unter Mitwirkung ſämmtlicher Spielleute
des achten Armeecorps ein großer Zapfenſtreich
ſtatt, der einen äußerſt glänzenden Verlauf nahm.
Nach Beendigung desſelben traten der Kaiſer, die
Kaiſerin und der Prinz von Neapel auf den
Balkon des Reſidenzſchloſſes; dieſelben wurden
von der Menge mit enthuſiaſtiſchem Jubel begrüßt.

Der
Kaiſer und der Kronprinz von Italien ſind heute
um 10 Uhr 45 Minuten aus Coblenz am Bahn-
hof von Devant les Ponts eingetroffen.

Aus An-
laß des Jahrestages der Thronbeſteigung des
Sultans wurde unter religiöſen Feierlichkeiten
der erſte Spatenſtich zum Baue der Eiſenbahn-
linie Eskiſchehr-Konia gemacht. Außer den Be-
hörden wohnten der Feier auch Vertreter der
deutſchen Bank bei.

Einer officiellen
Note zufolge trifft die ruſſiſche Escadre unter
Commando des Admirals Avelane am 13. October
zur Erwiderung des Kronſtädter Beſuches in
Toulon ein.

Einem Privat-
telegramme des Journals „Politiken“ aus
Chriſtiania zufolge verlautet, daß das Miniſterim
Stany dem Könige vorſchlagen werde, die vom
Storting aufgeſtellte Bedingung für die Bewil-
ligung des Conſulatsbudgets nicht anzunehmen.
Die Bedingung war, daß die Regierung der
ſchwediſchen Regierung die Kündigung des gemein-
ſchaftlichen Conſulatsweſens ſofort mittheilen und
dem Storthing in der nächſten Seſſion den
Geſetzentwurf über die Errichtung eines eigenen
norwegiſchen Conſulatsweſens vorlegen ſollte. —
Geſtern wurde die Reichstelephonverbindung
zwiſchen Chriſtiania und Stockholm eröffnet.




Die Cholera.
(Privat-Telegr. des
„M. Tagbl.“)

Geſtern wurde eine verdächtige
Erkrankung bei dem Taglöhner Mertl und ſeinem
Sohne, welche aus Szigeth (Ungarn) kamen und
auf der Durchreiſe nach Böhmen ſich befanden,
conſtatirt. Die ſanitären Maßnahmen wurden
ſofort eingeleitet.

(Priv.-Telegr. d.
„Mähr. Tagbl.“)

Meldungen aus der Provinz
laſſen ein Stagniren der Cholera er-
ſehen. — In Budapeſt iſt heute ein verdächtiger
Krankheitsfall zur Anzeige gebracht.

Die Stichwahlen in Frankreich.
(Priv.-Tel. des „Mähr.
Tagbl.“)

Bei den geſtern ſtattgefundenen Stich-
wahlen
in die Kammer wurden 132 Repu-
blikaner
gewählt. Clemenceau iſt
durchgefallen
und wurde an ſeiner Stelle
der republikaniſche Candidat gewählt.


[Spaltenumbruch]
Die Excurſion des mähriſchen Ge-
werbevereines nach Pilſen und
Nürnberg.

(Priv.-Tel. d. „M.
T.“)

Der Separatzug der Excurſioniſten des
mähriſchen Gewerbevereines, unter welchen ſich
außer den Brünner Theilnehmern, auch ſolche
aus anderen Städten Mährens, darunter aus
Olmütz befinden, traf Abends auf dem Wege nach
Nürnberg in Pilſen ein. Es wurde den Ausflüglern
ein überaus freundlicher Empfang zu theil, bei wel-
chem der Präſident des Caſinos Dr. Stark die
Begrüßungsanſprache hielt, welche herzlich erwi-
dert wurde. Abends verſammelten ſich die Ex-
curſioniſten im „Deutſchen Hauſe“, wo denſel-
ben zu Ehren ein Feſtcommers veranſtaltet
wurde, bei welchem zahlreiche Trinkſprüche aus-
gebracht wurden und Geſangs- und Muſikvor-
träge ſtattfanden. Heute Vormittags wurde der
Rundgang in der Stadt unternommen und wurden
verſchiedene Etabliſſements beſichtigt. Die beiden
Pilſener Bräuhäuſer bewirtheten die Gäſte in
beſter Weiſe.

Die Cholera in Berlin.

(Priv.-T.)

Im Krankenhauſe
Moabit iſt bei einem Knaben, welcher am
24. v. Mts. in den Nordhafen gefallen
und bereits am 25. Auguſt an Brechdurch-
fall erkrankte, geſtern Abend Cholera asiatica
konſtatirt worden. Im Krankenhauſe am Fried-
richshain iſt nunmehr bei dem 4 Wochen alten
Alfred Schuſter Cholera asiatica konſtatirt wor-
den. Die 40jährige Frau Schuſter, ſowie deren
Töchterchen Elſa, beide an echter Cholera leidend,
befinden ſich in fortſchreitender Beſſerung. Der in
der Bekanntmachung des Magiſtrats erwähnte
Knabe iſt der vierjährige Otto Martens. Das
Kind fiel am 24. Auguſt in den Nordhafen,
wurde beſinnungslos herausgezogen und zu ſei-
nen Eltern gebracht. Er erkrankte bereits am
darauffolgenden Tage an Brechdurchfall. Sein
Zuſtand iſt ſehr bedenklich. Nach dieſem Falle
ſcheint es keinem Zweifel mehr zu unterliegen,
daß das Spreewaſſer verſeucht
iſt.
Der Lokomotivheizer Forden, der, wie ge-
meldet, als choleraverdächtig in das Barakenla-
zerett zu Charlottenburg eingeliefert wurde,
iſt dort vorgeſtern Nachmittag um 2 Uhr ge-
ſtorben. Die bakteriologiſche Unterſuchung der
Dejecte hat während ſeiner Krankheit den Kom-
mabazillus nicht zu Tage befördert. Nichtsdeſto-
weniger findet eine weitere Unterſuchung ſtatt,
deren Ergebniß nicht bekannt iſt. Der Vater
des Verſtorbenen wohnt in Jaworznow in Gali-
zien. Die Choleradampfer ſind auf der Spree
in voller Thätigkeit; ſie ſind durch eine weiße
Flagge gekennzeichnet und fahren den ankommen-
den Kähnen vom Oberbaum aufwärts entgegen.
Auf jeden Dampfer befindet ſich ein Militärarzt
und ein Geusdarm. Nach der Unterſuchung wird
jeder Kahn desinfizirt.




Vom Büchertiſch.
(Collection Hartleben.)

Vierzehntägig wird
ein Band ausgegeben: Preis des Bandes elegant
gebunden 40 kr. Pränumeration für ein Jahr
(26 Bände) 10 fl. (A. Hartleben’s Verlag, Wien.)
Von dem zweiten Jahrgange dieſer wohlfeilen,
prächtig zuſammengeſtellten Collection liegen uns
wieder 5 Bände vor und wir können das gün-
ſtige Urtheil, welches wir ſchon früher über dieſe
Unternehmung fällten, nur wiederholen. Für bei-
nahe fabelhaft wohlfeilen Preis kann ſich jede
Familie jährlich 26 Bände des intereſſanteſten
Leſeſtoffes ſichern, welche nebſt[b]ei, an einander
gereiht, ihn ihrem ſchmucken ſoliden Gewande
gleichzeitig den Grundſtock einer Hausbibliothek
bilden. Wie wir hören, ſoll der geſchäftliche Erfolg
der Unternehmung ein ganz außergewöhnlicher ſein;
eine Reihe von Schnellpreſſen ſind unausgeſetzt be-
ſchäftigt, hundert fleißige Buchbinderhände bemüht,
den anſtürmenden Bedarf zu decken. Das freut
uns vom Herzen; Schöpfungen wie dieſe, welche
dem großen Publicum guten und billigen Leſeſtoff
ſchaffen, ſollen unter ſeinem Schutze ſtehen,
durch eine allgemeine Theilnahme belohnt
werden. — Das Programm des zweiten
Jahrganges der „Collection Hartleben“ umfaßt
folgende Werke: Bd. 1—3. Kraszewski, Am
Hofe Auguſt des Starken (Gräfin. Coſel).

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[[6]/0006] Fromme Sprüche werden über Eingangsthüren angebracht. Die Arbeiter ſammeln Geld und laſſen Meſſen leſen. (Verheerende Stürme in Amerika.) Neuen Nachrichten aus Savannah zufolge bietet dieſe Stadt ein gräßliches Verheerungsbild. Außer dem Baptiſtenhauſe iſt nichts ſtehen geblieben; die Quarantaine-Station der Werften iſt ver- ſchwunden, der neue, koſtſpielige Desinficirungs- apparat liegt auf dem Meeresgrunde. Neun Schiffe, welche der Abfertigung harrten, ſind ge- ſcheitert. Auf der Tyvee-Inſel ſind eine Menge Perſonen ertrunken. Alle Hotels und Clubhäuſer ſind zerſtört. Der Orkan wüthete acht Stunden. Gegen 100 Perſonen wurden getödtet. — In Kernersville (Nord-Carolina) wurden nach einer Kabelmeldung des „Ill. Wr. Extrabl.“ binnen fünf Minuten 300 Häuſer zerſtört und die meiſten Inſaſſen getödtet. Ein zweiſtöckiges Haus wurde 500 Meter weit in die See geſchleudert. Sieben Tabakfactoreien liegen in Trümmern. Tauſende von Menſchen ſind obdachlos. — Aus New-York, 2. d. wird gemeldet: Die Zahl der während des Cyclons am letzten Sonntag in Beaufort (Süd-Carolina) umgekommenen Per- ſonen wird auf Tauſend geſchätzt. Unter den Verunglückten befinden ſich drei Weiße, die übri- gen ſind Neger. Der Schaden iſt unberechenbar. (Die Roulette in Monte Carlo — geſprengt.) Aus Trieſt wird berichtet: Nach einer Meldung des in Nizza erſcheinenden „Pen- ſiers“ hat vor einigen Tagen eine Schottländerin, Miß Leal Lodge, die Roulette in Monte Carlo geſprengt, indem ſie innerhalb einer Stunde 1½ Millionen Francs gewann. (Abſturz einer Sennerin.) Aus Stoder wird dem „N. W. T.“ geſchrieben: Dienſtag ereignete ſich in dem idylliſch gelegenen Stoder, dem Aufſtiegsorte auf den großen Priel, ein ſchrecklicher Unglücksfall. Diesmal war es kein Touriſt, der das Leben verlor. Die Geſchäfts- führerin der Alpenwirthſchaft, die 19jährige hübſche Sennerin oder, wie die landesübliche Bezeichnung lautet, Schwaigerin des Lagerhofes, iſt abgeſtürzt und verunglückt. Es iſt dies ein Fall, der außerordentlich ſelten vorkommt, weil ja den Sennerinnen das für Andere ſo gefährliche Terrain der die grünen Bergesmatten umgebenden ſchroffen Abgründe am beſten bekannt iſt — umſo größer alſo begreiflicherweiſe das Aufſehen, das dieſer traurige Unglücksfall hier macht. Die Sennerin hütete ihre Heerde und ſuchte Blumen, um ſich nach hieſiger Sitte am Sonn- tage damit zu ſchmücken. Sie kam zu einer jähen Stelle mit tiefem Abgrunde, wo vor vierzig Jahren ebenfalls eine Sennerin verunglückte, und ſagte zu ihrer Freundin: „I muaß amal ſchau’n, wie tief dö Schwaigerin damals ab- ſtürzte und wie es da unten ausſchaut.“ Kaum hatte ſie dieſe Worte geſprochen, löſte ſich zu ihren Füßen ein Stein — und ſie ſtürzte von der ſchroffen Wand in den Abgrund, wo ſie todt mit zerſchmetterten Gliedern niederfiel. (Die theuere Suppenſchüſſel.) Auf dem Frauen-Congreß in Chicago erzählte Frau Oemi- ſton Chant einen kleinen Vorfall, der den Be- weis liefern dürfte, wie vortheilhaft es mitunter iſt, wenn in den öffentlichen Behörden auch Frauen ſitzen. In England werden Frauen oft zu Armen- pflegerinnen erwählt. In einer Stadt war die Armenpflegeverwaltung gegen die Zulaſſung von Frauen; ein Mitglied wandte beſonders ein, daß Frauen mit dem Rechnungsweſen nicht umzugehen wüßten. Nichtsdeſtoweniger ward eine Frau ge- wählt, und die männlichen Mitglieder hatten mit ihr zu berathen. Bei der nächſten Verſammlung, auf welcher der Behörde Rechnungen vorgelegt werden mußten, ſagte die Dame, nachdem ſie einen Blick in die betreffenden Papiere geworfen: „Hier iſt ein Poſten von mehr als zwei Pfund Sterling für eine Suppenſchüſſel. Was bedeutet das?“ Sie erklärte den Herren, daß nur ein Millionär einen ſolchen Preis für eine Suppen- ſchüſſel zahlen würde. Das Mitglied, welches be- hauptet hatte, daß Frauen ſich nicht auf Rech- nungen verſtänden, ſagte ſehr empört: „Wie können Sie von mir erwarten, daß ich dieſe Haushaltungs-Angelegenheiten verſtehe?“ — „Ich erwarte auch nicht, daß Sie ſie verſtehen“, er- widerte die Dame, „aber da Sie ſie nicht ver- ſtehen, ſo iſt es doch gut, wenn Jemand in der Verwaltung iſt, der ſie verſteht.“ Es ergab ſich, daß die Herren beim Ankauf von Haushaltungs- gegenſtänden ſeit langer Zeit übervortheilt wor- den waren; und ſo brachte das eine weibliche Mitglied der Behörde einen nicht zu unter- ſchätzenden Vortheil. Telegramme des „Mähriſchen Tagblattes“. (Vom Correſpondenz-Burean.) Radymno, 3. September. Die Herren Erz- herzoge Albrecht und Wilhelm haben ſich heute um 6 Uhr Morgens zu Wagen behufs Be- grüßung Sr. Majeſtät nach Jatoslau bege- ben. Der Sturmwind von geſtern hat ſich voll- ſtändig gelegt, es herrſcht prachtvolles Wetter, welches bei gleichzeitiger Kühle während der Ma- növer andauern dürfte. Jaroslan, 3. September. Nach dem Em- pfange des Kaiſers begaben ſich die Herren Erz- herzoge Wilhelm und Rainer nach Ra- dymno. Herr Feldmarſchall Erzherzog Albrecht wurde gleich nach dem Eintreffen Sr. Majeſtät zu demſelben berufen und nach dem Gottesdienſte abermals vom Kaiſer empfangen. Erzberzog Albrecht verblieb beidemale längere Zeit beim Monarchen. Der Herr Erzherzog kehrte noch vor dem Empfange der Deputationen nach Radymno zurück. Wetz, 3. September. Der deutſche Kaiſer hielt nach dem Feſtgottesdienſte zu Pferde an der Spitze der Truppen ſeinen Einzug in die Stadt und wurde in enthuſiaſtiſcher Weiſe em- pfangen. Die Stadt iſt glänzend geſchmückt. Coblenz, 3. September. Geſtern Abends fand unter Mitwirkung ſämmtlicher Spielleute des achten Armeecorps ein großer Zapfenſtreich ſtatt, der einen äußerſt glänzenden Verlauf nahm. Nach Beendigung desſelben traten der Kaiſer, die Kaiſerin und der Prinz von Neapel auf den Balkon des Reſidenzſchloſſes; dieſelben wurden von der Menge mit enthuſiaſtiſchem Jubel begrüßt. Devant les Ponts, 3. September. Der Kaiſer und der Kronprinz von Italien ſind heute um 10 Uhr 45 Minuten aus Coblenz am Bahn- hof von Devant les Ponts eingetroffen. Conſtantinopel, 2. September. Aus An- laß des Jahrestages der Thronbeſteigung des Sultans wurde unter religiöſen Feierlichkeiten der erſte Spatenſtich zum Baue der Eiſenbahn- linie Eskiſchehr-Konia gemacht. Außer den Be- hörden wohnten der Feier auch Vertreter der deutſchen Bank bei. Paris, 3. September. Einer officiellen Note zufolge trifft die ruſſiſche Escadre unter Commando des Admirals Avelane am 13. October zur Erwiderung des Kronſtädter Beſuches in Toulon ein. Kopenhagen, 3. September. Einem Privat- telegramme des Journals „Politiken“ aus Chriſtiania zufolge verlautet, daß das Miniſterim Stany dem Könige vorſchlagen werde, die vom Storting aufgeſtellte Bedingung für die Bewil- ligung des Conſulatsbudgets nicht anzunehmen. Die Bedingung war, daß die Regierung der ſchwediſchen Regierung die Kündigung des gemein- ſchaftlichen Conſulatsweſens ſofort mittheilen und dem Storthing in der nächſten Seſſion den Geſetzentwurf über die Errichtung eines eigenen norwegiſchen Conſulatsweſens vorlegen ſollte. — Geſtern wurde die Reichstelephonverbindung zwiſchen Chriſtiania und Stockholm eröffnet. Die Cholera. Wien, 4. September. (Privat-Telegr. des „M. Tagbl.“) Geſtern wurde eine verdächtige Erkrankung bei dem Taglöhner Mertl und ſeinem Sohne, welche aus Szigeth (Ungarn) kamen und auf der Durchreiſe nach Böhmen ſich befanden, conſtatirt. Die ſanitären Maßnahmen wurden ſofort eingeleitet. Budapeſt, 4. September. (Priv.-Telegr. d. „Mähr. Tagbl.“) Meldungen aus der Provinz laſſen ein Stagniren der Cholera er- ſehen. — In Budapeſt iſt heute ein verdächtiger Krankheitsfall zur Anzeige gebracht. Die Stichwahlen in Frankreich. Paris, 4. Sept. (Priv.-Tel. des „Mähr. Tagbl.“) Bei den geſtern ſtattgefundenen Stich- wahlen in die Kammer wurden 132 Repu- blikaner gewählt. Clemenceau iſt durchgefallen und wurde an ſeiner Stelle der republikaniſche Candidat gewählt. Die Excurſion des mähriſchen Ge- werbevereines nach Pilſen und Nürnberg. Pilſen, 4. September. (Priv.-Tel. d. „M. T.“) Der Separatzug der Excurſioniſten des mähriſchen Gewerbevereines, unter welchen ſich außer den Brünner Theilnehmern, auch ſolche aus anderen Städten Mährens, darunter aus Olmütz befinden, traf Abends auf dem Wege nach Nürnberg in Pilſen ein. Es wurde den Ausflüglern ein überaus freundlicher Empfang zu theil, bei wel- chem der Präſident des Caſinos Dr. Stark die Begrüßungsanſprache hielt, welche herzlich erwi- dert wurde. Abends verſammelten ſich die Ex- curſioniſten im „Deutſchen Hauſe“, wo denſel- ben zu Ehren ein Feſtcommers veranſtaltet wurde, bei welchem zahlreiche Trinkſprüche aus- gebracht wurden und Geſangs- und Muſikvor- träge ſtattfanden. Heute Vormittags wurde der Rundgang in der Stadt unternommen und wurden verſchiedene Etabliſſements beſichtigt. Die beiden Pilſener Bräuhäuſer bewirtheten die Gäſte in beſter Weiſe. Die Cholera in Berlin. Berlin, 4. Sept. (Priv.-T.) Im Krankenhauſe Moabit iſt bei einem Knaben, welcher am 24. v. Mts. in den Nordhafen gefallen und bereits am 25. Auguſt an Brechdurch- fall erkrankte, geſtern Abend Cholera asiatica konſtatirt worden. Im Krankenhauſe am Fried- richshain iſt nunmehr bei dem 4 Wochen alten Alfred Schuſter Cholera asiatica konſtatirt wor- den. Die 40jährige Frau Schuſter, ſowie deren Töchterchen Elſa, beide an echter Cholera leidend, befinden ſich in fortſchreitender Beſſerung. Der in der Bekanntmachung des Magiſtrats erwähnte Knabe iſt der vierjährige Otto Martens. Das Kind fiel am 24. Auguſt in den Nordhafen, wurde beſinnungslos herausgezogen und zu ſei- nen Eltern gebracht. Er erkrankte bereits am darauffolgenden Tage an Brechdurchfall. Sein Zuſtand iſt ſehr bedenklich. Nach dieſem Falle ſcheint es keinem Zweifel mehr zu unterliegen, daß das Spreewaſſer verſeucht iſt. Der Lokomotivheizer Forden, der, wie ge- meldet, als choleraverdächtig in das Barakenla- zerett zu Charlottenburg eingeliefert wurde, iſt dort vorgeſtern Nachmittag um 2 Uhr ge- ſtorben. Die bakteriologiſche Unterſuchung der Dejecte hat während ſeiner Krankheit den Kom- mabazillus nicht zu Tage befördert. Nichtsdeſto- weniger findet eine weitere Unterſuchung ſtatt, deren Ergebniß nicht bekannt iſt. Der Vater des Verſtorbenen wohnt in Jaworznow in Gali- zien. Die Choleradampfer ſind auf der Spree in voller Thätigkeit; ſie ſind durch eine weiße Flagge gekennzeichnet und fahren den ankommen- den Kähnen vom Oberbaum aufwärts entgegen. Auf jeden Dampfer befindet ſich ein Militärarzt und ein Geusdarm. Nach der Unterſuchung wird jeder Kahn desinfizirt. Vom Büchertiſch. (Collection Hartleben.) Vierzehntägig wird ein Band ausgegeben: Preis des Bandes elegant gebunden 40 kr. Pränumeration für ein Jahr (26 Bände) 10 fl. (A. Hartleben’s Verlag, Wien.) Von dem zweiten Jahrgange dieſer wohlfeilen, prächtig zuſammengeſtellten Collection liegen uns wieder 5 Bände vor und wir können das gün- ſtige Urtheil, welches wir ſchon früher über dieſe Unternehmung fällten, nur wiederholen. Für bei- nahe fabelhaft wohlfeilen Preis kann ſich jede Familie jährlich 26 Bände des intereſſanteſten Leſeſtoffes ſichern, welche nebſtbei, an einander gereiht, ihn ihrem ſchmucken ſoliden Gewande gleichzeitig den Grundſtock einer Hausbibliothek bilden. Wie wir hören, ſoll der geſchäftliche Erfolg der Unternehmung ein ganz außergewöhnlicher ſein; eine Reihe von Schnellpreſſen ſind unausgeſetzt be- ſchäftigt, hundert fleißige Buchbinderhände bemüht, den anſtürmenden Bedarf zu decken. Das freut uns vom Herzen; Schöpfungen wie dieſe, welche dem großen Publicum guten und billigen Leſeſtoff ſchaffen, ſollen unter ſeinem Schutze ſtehen, durch eine allgemeine Theilnahme belohnt werden. — Das Programm des zweiten Jahrganges der „Collection Hartleben“ umfaßt folgende Werke: Bd. 1—3. Kraszewski, Am Hofe Auguſt des Starken (Gräfin. Coſel).

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 201, Olmütz, 04.09.1893, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches201_1893/6>, abgerufen am 24.11.2024.