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Mährisches Tagblatt. Nr. 19, Olmütz, 24.01.1890.

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wo sie in der dortigen milden Luft und ruhigen
Gegend Erholung für ihre ungemein gereizten
Nerven zu finden hoffte. Seit Jahren lebte sie
dort und erfreute sich namentlich in der letzteren
Zeit eines besseren Wohlbefindens, bis auch in
Südtirol die Influenza ausbrach, an welcher die
Gräfin nicht unbedenklich erkrankte. Der Zustand
besserte sich aber, bis plötzlich eine bedeutende
Verschlimmerung eintrat, welcher sie auch erlag.
Die Nachricht von ihrem Tode erschütterte ihre
in Wien lebenden Verwandten bis in's Innerste,
denn sie kam ganz unerwartet. Gestern begab sich
Frau Gräfin Palffy, die Schwester der Verstor-
benen, mit ihrem Gemal, dem Grafen Palffy,
welcher Capitän der ungarischen Leibgarde ist,
zum Leichenbegängniß. Gräfin Almasy ist am
8. April 1845 zu Ofen geboren. Sie kam früh
nach Wien, wo Friedrich Halm und die Schau-
spielerin Julie Rettich ihre Entwicklung günstig
beeinflußten. Später heirathete sie in dem Grafen
Albert Wickenburg, der selbst dichtete, einen warmen
Verehrer ihrer Muse, und lebte mit demselben
in sehr glücklicher Ehe. Sie veröffentlichte von
1867 bis in die letzte Zeit mehrere Bände,
lyrische, epische und auch dramatische Dich-
tungen. Eine der letzteren gelangte vor einigen
Jahren im Burgtheater zur Aufführung. Ihre
Gedichte zeichnen sich durch lieblichen Duft und
Sinnigkeit aus. Ein Spruch, den sie ihrer Nichte
ins Stammbuch schrieb, kennzeichnet die Dichterin
vortrefflich. Er lautet:

"Das ist der Zauber an Blume und Kind,
Daß Beide nicht wissen, wie reizend sie sind."

Eines ihrer berühmtesten Gedichte ist wohl
der Mahnruf an die Deutschen in Oester-
reich
". Wir finden dasselbe im "Trutzbüchlein"
und es hebt also an:

"Durch die Lüfte rauscht ein Mahnen,
Einer Sturmesahnung gleich:
Reicht die Hände euch, Germanen,
In dem schönen Oesterreich!
Bildet eine heil'ge Gilde,
Nicht allein durch Stahl und Erz,
Wahrt die besten eurer Schilde:
Deutsche Zunge, deutsches Herz.
Seht, aus deutscher Erde quellen
Eurer Donan blaue Fluth --
Deutsche Tropfen ihre Wellen;
Deutsche Tropfen euer Blut.
Nicht nur in des Rheines Gauen,
Sucht das deutsche Vaterland!
Lebt's nicht in den grünen Augen
Auch am alten Donaustrand?

Das prächtige nationale Gedicht, das schon
mehrfach vertont wurde, schließt mit den Versen:

"Durch die Lüfte rauscht ein Mahnen,
Immer lauter dringt's herein:
Reicht die Hände euch, Germanen,
An der Donau und am Rhein!"
(Zur Aetiologie der Influenza.)

Einige
Blätter brachten jüngst die Mittheilung, Dr.
M. Jolles habe in seinemchemisch-mikroskopischen
Laboratorium in W[i]en bei Unersuchungen
des Auswurfes Influenza-Kranker einen Bacillus
gefunden, den er als die Ursache der Enstehung
und Verbreitung der Influenza-Epidemie betrachte.
In den soeben erschienenen "Wiener medi-
einischen Blättern" legt nun Dr. Jolles gegen
diese ohne sein Wissen und Wollen erfolgte Ver-
öffentlichung Verwahrung ein und bezeichnet
dieselbe als falsch und entstellt. Zugleich macht
er aber für die Fachmänner Mittheilungen über
seine Beobachtungen bei der bacteriologischen
Untersuchung der ihm während der Influenza-
Epidemie von Wiener und auswärtigen Aerzten
zugesendeten Auswurfstoffe. Er fand darin zahl-
reiche, den Pneumo-Bacillen Friedländer's sehr
ähnliche Kapselcoccen und sah sich veranlaßt, die
Aerzte auf das enorm zahlreiche Vorkommen
der von ihm beobachteten Mikro-Organismen
aufmerksam zu machen. Er constatirt ferner,
daß die von ihm untersuchten Auswürfe keine
Tuberkel-Bacillen enthielten. Seine Beobachtun-
gen lenken ihn nun mit einer immer mehr sich
steigernden Wahrscheinlichkeit auf die Vermuthung
hin, daß der von ihm gefundene Mikro-Organis-
mus in einem ursächlichen Zusammenhange mit
der Jufluenza stehen könne. Die Versuche der
[Spaltenumbruch] Einimpfung an Thieren ergaben vorläufig nur
negative Resultate. Dr. Jolles bringt deshalb
seine Befunde mit dem Wunsche zur allgemeinen
Kenntniß der Aerzte, daß auf Grund derselben
der Gegenstand weiter verfolgt werden möge.

(Die Geheimuisse der Cognac-Fabri-
cation.)

Das deutsche Reichs-Gesundheitsamt
theilt in seinen amtlichen Nachrichten zwei Fälle
mit, welche durch gerichtliche Untersuchungen fest-
gestellt sind. Ein Gastwirth bereitete seinen Cog-
nac aus einem Gemisch fuselhaftigen Sprits,
Rum-Essenz, Zuckerfarbstoff, Gerbsäure und Nuß-
tinctur. Diese Flüssigkeit, welche einen Werth
von 30 bis 40 Pfennig per Literflasche darstellte,
setzte er seinen Gästen als Cognac vor, die das
Getränk häufig beanständeten und schließlich des-
sen polizeiliche Beschlagnahme herbeiführten, was
die Bestrafung des Gastwirthes wegen Vergehens
gegen das Nahrungsmittelgesetz zur Folge hatte.
-- In einem anderen Falle bereitete ein Kauf-
mann in Lübeck Cognac durch eine Mischung von
Sprit, Wasserfarbe, unter Zusatz einer sogenannten
Cognac-Essenz, welche von einer Fabrik in Zerbst für
6 bis 12 Mark per Kilo bezogen war. Außer-
dem war dem Gemisch noch Vanille-Tinctur und
Zucker zugesetzt; im Wesentlichen aber bestand
das Gemisch zu einer Hälfte aus Wasser, wäh-
rend die übrigen Bestandtheile nur in sehr ge-
ringen Mengen vorhanden waren. So kamen z.
B. auf 48 Flaschen des Gemisches ein Pfund
Zucker und für 15 Pfennige Vauilli-Tinctur,
außerdem ein kleines Weinglas voll Cognacessenz
und etwas Couleur. Zwar behauptete der Kauf-
mann, als die gerichtliche Untersuchung gegen ihn
eingeleitet worden war, er habe dem Gemisch
stets eine beträchtliche Menge guten Cognac zu-
gesetzt; allein diese Behauptung wurde durch das
Zeugniß des Arbeiters, den er bei seiner Cognoc-
Fabrikation beschäftigte, als unwahr nachgewie-
sen. Das Gemisch wurde als Cognac für 1 Mk.
20 Pfeunige bis 1 Mark 50 Pfennige pro Flasche
verkauft. Ein bedeutender Theil dieser Waare
diente als Verkaufsmaterial bei den bekannten
fliegenden Auctionen. Das Gericht hat auch in
diesem Falle der Herstellung von Cognac eineu
Verstoß gegen das Nahrungsmittelgesetz erblickt
und den Kaufmann mit einer erheblicheu Geld-
strafe (500 Mark) belegt. Außerdem wurde die Ver-
öffentlichung des gerichtlichen Strafurtheils durch
diejenigen Blätter angeordnet, in denen die Be-
straften ihre Fabrikate anzupreisen pflegten.




Protokoll

über die 55. Sitzung des Stadtverordneten-Colle-
giums der königl. Hauptstadt Olmütz am 23.
December 1889 unter dem Vorsitze des Herrn
Bürgermeisters
Josef von Engel
in Gegenwart der Herren Stadtverordneten:
Aust, Dr. Bayer, Borree, Brandhuber, Brudniok,
Domes, Hollaus, Hübl, Konecny, Lang, Läufer,
Michel, Mzik, Nather, Opila, Patloch, Primavesi,
Sachs, Dr. Schrötter, Trenkler und Wlaka.

Entschuldigt waren die Herren: Buchberger,
Englisch, Hamburger, Lachnik, Mader, Dr. Mick,
Nietsche und Thannabaur.

Das Protokoll über die Sitzung vom 16.
December 1889 wurde vorgelesen und genehmigt.

Referent Herr GR. Lang.

Z. 2471 W. -- Zuschrift des Herrn R.
Trautmann, anläßlich der Eröffnung des städt.
Wasserwerkes. (Wird zur Kenntniß genommen
und beschlossen, den Dank auszusprechen.)

Z. 2444 W. -- Gesuch der freiw. Feuer-
wehr um Anschaffung von zwei Schlauchwagen
sammt Schläuchen. (1. Section.)

Z. 2501 W. -- Note des k. k. Bezirks-
schulrathes über einen Disciplinarfall. (2. Sec-
tion) --

Z. 2515 W. -- Gesuch des städt. Markt-
functionärs Joses Schuha um Remuneration der
Dienste am Viehmarktplatze im Jahre 1889.
(3. Section.)

Z. 15320 p. -- Eingabe des Curatoriums
der städt. Pfandleihanstalt in Betreff der Wahl
zweier Rechnungsrevisoren. (Wurden über Antrag
des Herrn GR. Lang einhellig gewählt die Herren:
GR. Hübl und St.-V. Patloch.)

Z. 2521 W. -- Eingabe des Theater-
directors Herrn Carl Stick. (An das Theater-
Comite.)


[Spaltenumbruch]

Referent Herr GR. Wzik.

Z. 2511 W. -- Dankschreiben des För-
sters A. Dworak in Mautzendorf. (Zur Kenntniß
genommen.)

Z. 2572 W. -- Gesuch eines städt. Beam-
ten um Gehaltsvorschuß. (3. Section.)

Referent Herr GR. Hübl.

Z. 2159, 2345 W. und 14023 p. --
Bericht der 3. Section über den Gemeindevor-
anschlag pro 1890 und über das außerordentliche
Präliminare der städt. Wohlfahrtsanstalten für
die gleiche Zeit. (2. Lesung.)

Wurde beschlossen:

1. Der allgemeine Voranschlag für den
communalen Haushalt pro 1890 mit einem or-
dentlichen Aufwande von 322.406 fl. 30 kr. und
einem Extraordinarium, u. zw.: für die An-
schaffung von 2 Schlauchwägen mit 600 fl., für
die Canalherstellung in Horka mit 1500 fl., für
Uebertragung des Röhrkastens von der Eli-
sabethstraße auf den Franz Josefs-Platz mit
3000 fl., zusammen mit 327.506 fl. 30 kr. ge-
nehmigt.

Die Ermittlung des als Bedeckung dienen-
den Betrages, einschließlich der darin enthaltenen
2percentigen Schulumlage mit insgefammt
309.084 fl. 96 kr. wird genehmigend zur
Kenntniß genommen. Das hieraus resultirende
Deficit von 18421 fl. 34 kr. wird vorläufig zur
Kenntniß genommen.

3. Das für die Wohlfahrtsanstalten im
Aufwande und in der Bedeckung mit 43.978 fl.
bezifferte Präliminare wird gleichfalls genehmigend
zur Kenntniß genommen, mit dem Beifügen, daß
bezüglich der Ergebnisse der Wasserleitung schon
nach Ablauf des 1. Quartals seitens der Rech-
nungsabtheilung Bericht erstattet werde.

Z. 2400 W. -- Bericht der 3. Section
über die Baurechnung der neuen Bahnhofftraße.
(2. Lesung.)

Wurde beschlossen:

1. Das für den Straßenbau aus der Spar-
cassa entnommene Darlehen von 181.817 fl. ist
als Passivpost in die Hauptrechnung der städt.
Wohlfahrtsanstalten aufzunehmen, dagegen in die
Vermögeus-Invertur derselben Rechnung nach-
stehende Objecte, u. zw. das Mauthhäuschen mit
600 fl., die Straßenwalze mit 1000 fl. (sammt
Schutzdach), die Beleuchtungsanlage mit 137 fl.
als Activbestand der Bahnhofftraße einzustellen.

2. Von dem Inventarwerthe des Mauthhäus-
chens ist, jährlich eine 5perc. von jenem der
Straßenanlage und der Beleuchtungsanlage jähr-
lich eine 10perc. Abschreibung vorzunehmen.

3. Die aus den Baugeldern erworbenen
Grundstücke sind als zur Gänze im Körper der
Straße aufgegangen und dermalen ein öffentli-
liches Gut bildend, inventarisch nicht zu bewerthen.

4. Der für Grundtausch noch schuldige, in
der Baukostensumme von 181.817 fl. nicht ent-
haltene Betrag von ca. 200 fl. ist nach erlangter
Liquidität bei der Begleichung der nächsten Dar-
lehenstilgungsrate in Abschlag zu bringen.

Referent Herr GR. Brandhuber.

Z. 2441 -- Eingabe der Gemeindevorste-
hung Neu- und Greinergasse um Anbringung
eines Feuerwechsels am Hauptdruckrohre.

Von der Tagesordnung abgesetzt.

Referent Herr StV. Borree.

Z. 2300 W. -- Bericht der 3. Section
über ein Gesuch des Herrn Josef Deutsch um
das Heimat- und Bürgerrecht.

Wird beschlossen, dem Gesuchsteller das Hei-
matrecht gegen Taxertrag zu verleihen, dagegen
das Begehren um Ertheilung des Bürgerrechtes
abweislich zu bescheiden.

Referent Herr StV. Hollaus.

Z. 2336 W. -- Bericht der 3. Section
über das Gesuch des Schuldieners F. Sopper
um Erhöhung seiner Bezüge. (2. Lesung.)

Wurde btschlossen, dem Bittsteller Ferdinand
Sopper vom 1. Jänner 1889 ab einen Jahres-
gehalt von 350 fl. zu bewilligen.

Nr. 2402 W. -- Bericht der 3. Sec. über
das Gesuch des Holzgartenaufsehers G. Schwanzer
um Erhöhung seiner Bezüge. (2. Lesung.)
Wurde beschlossen, dem Bittsteller seinen Jahres-
gehalt unter Belassung seiner bisherigen Depu-
tate auf 400 fl. ö. W. zu erhöhen.

Referent Herr StV. Brndniok. --

Z. 2276 W. -- Bericht der 2. Section
über das Gesuch der Herrn Hanns & Theodor
Zbitek um Bewilligung einer Zweigleitung aus

[Spaltenumbruch]

wo ſie in der dortigen milden Luft und ruhigen
Gegend Erholung für ihre ungemein gereizten
Nerven zu finden hoffte. Seit Jahren lebte ſie
dort und erfreute ſich namentlich in der letzteren
Zeit eines beſſeren Wohlbefindens, bis auch in
Südtirol die Influenza ausbrach, an welcher die
Gräfin nicht unbedenklich erkrankte. Der Zuſtand
beſſerte ſich aber, bis plötzlich eine bedeutende
Verſchlimmerung eintrat, welcher ſie auch erlag.
Die Nachricht von ihrem Tode erſchütterte ihre
in Wien lebenden Verwandten bis in’s Innerſte,
denn ſie kam ganz unerwartet. Geſtern begab ſich
Frau Gräfin Palffy, die Schweſter der Verſtor-
benen, mit ihrem Gemal, dem Grafen Palffy,
welcher Capitän der ungariſchen Leibgarde iſt,
zum Leichenbegängniß. Gräfin Almaſy iſt am
8. April 1845 zu Ofen geboren. Sie kam früh
nach Wien, wo Friedrich Halm und die Schau-
ſpielerin Julie Rettich ihre Entwicklung günſtig
beeinflußten. Später heirathete ſie in dem Grafen
Albert Wickenburg, der ſelbſt dichtete, einen warmen
Verehrer ihrer Muſe, und lebte mit demſelben
in ſehr glücklicher Ehe. Sie veröffentlichte von
1867 bis in die letzte Zeit mehrere Bände,
lyriſche, epiſche und auch dramatiſche Dich-
tungen. Eine der letzteren gelangte vor einigen
Jahren im Burgtheater zur Aufführung. Ihre
Gedichte zeichnen ſich durch lieblichen Duft und
Sinnigkeit aus. Ein Spruch, den ſie ihrer Nichte
ins Stammbuch ſchrieb, kennzeichnet die Dichterin
vortrefflich. Er lautet:

„Das iſt der Zauber an Blume und Kind,
Daß Beide nicht wiſſen, wie reizend ſie ſind.“

Eines ihrer berühmteſten Gedichte iſt wohl
der Mahnruf an die Deutſchen in Oeſter-
reich
“. Wir finden dasſelbe im „Trutzbüchlein“
und es hebt alſo an:

„Durch die Lüfte rauſcht ein Mahnen,
Einer Sturmesahnung gleich:
Reicht die Hände euch, Germanen,
In dem ſchönen Oeſterreich!
Bildet eine heil’ge Gilde,
Nicht allein durch Stahl und Erz,
Wahrt die beſten eurer Schilde:
Deutſche Zunge, deutſches Herz.
Seht, aus deutſcher Erde quellen
Eurer Donan blaue Fluth —
Deutſche Tropfen ihre Wellen;
Deutſche Tropfen euer Blut.
Nicht nur in des Rheines Gauen,
Sucht das deutſche Vaterland!
Lebt’s nicht in den grünen Augen
Auch am alten Donauſtrand?

Das prächtige nationale Gedicht, das ſchon
mehrfach vertont wurde, ſchließt mit den Verſen:

„Durch die Lüfte rauſcht ein Mahnen,
Immer lauter dringt’s herein:
Reicht die Hände euch, Germanen,
An der Donau und am Rhein!
(Zur Aetiologie der Influenza.)

Einige
Blätter brachten jüngſt die Mittheilung, Dr.
M. Jolles habe in ſeinemchemiſch-mikroſkopiſchen
Laboratorium in W[i]en bei Unerſuchungen
des Auswurfes Influenza-Kranker einen Bacillus
gefunden, den er als die Urſache der Enſtehung
und Verbreitung der Influenza-Epidemie betrachte.
In den ſoeben erſchienenen „Wiener medi-
einiſchen Blättern“ legt nun Dr. Jolles gegen
dieſe ohne ſein Wiſſen und Wollen erfolgte Ver-
öffentlichung Verwahrung ein und bezeichnet
dieſelbe als falſch und entſtellt. Zugleich macht
er aber für die Fachmänner Mittheilungen über
ſeine Beobachtungen bei der bacteriologiſchen
Unterſuchung der ihm während der Influenza-
Epidemie von Wiener und auswärtigen Aerzten
zugeſendeten Auswurfſtoffe. Er fand darin zahl-
reiche, den Pneumo-Bacillen Friedländer’s ſehr
ähnliche Kapſelcoccen und ſah ſich veranlaßt, die
Aerzte auf das enorm zahlreiche Vorkommen
der von ihm beobachteten Mikro-Organismen
aufmerkſam zu machen. Er conſtatirt ferner,
daß die von ihm unterſuchten Auswürfe keine
Tuberkel-Bacillen enthielten. Seine Beobachtun-
gen lenken ihn nun mit einer immer mehr ſich
ſteigernden Wahrſcheinlichkeit auf die Vermuthung
hin, daß der von ihm gefundene Mikro-Organis-
mus in einem urſächlichen Zuſammenhange mit
der Jufluenza ſtehen könne. Die Verſuche der
[Spaltenumbruch] Einimpfung an Thieren ergaben vorläufig nur
negative Reſultate. Dr. Jolles bringt deshalb
ſeine Befunde mit dem Wunſche zur allgemeinen
Kenntniß der Aerzte, daß auf Grund derſelben
der Gegenſtand weiter verfolgt werden möge.

(Die Geheimuiſſe der Cognac-Fabri-
cation.)

Das deutſche Reichs-Geſundheitsamt
theilt in ſeinen amtlichen Nachrichten zwei Fälle
mit, welche durch gerichtliche Unterſuchungen feſt-
geſtellt ſind. Ein Gaſtwirth bereitete ſeinen Cog-
nac aus einem Gemiſch fuſelhaftigen Sprits,
Rum-Eſſenz, Zuckerfarbſtoff, Gerbſäure und Nuß-
tinctur. Dieſe Flüſſigkeit, welche einen Werth
von 30 bis 40 Pfennig per Literflaſche darſtellte,
ſetzte er ſeinen Gäſten als Cognac vor, die das
Getränk häufig beanſtändeten und ſchließlich deſ-
ſen polizeiliche Beſchlagnahme herbeiführten, was
die Beſtrafung des Gaſtwirthes wegen Vergehens
gegen das Nahrungsmittelgeſetz zur Folge hatte.
— In einem anderen Falle bereitete ein Kauf-
mann in Lübeck Cognac durch eine Miſchung von
Sprit, Waſſerfarbe, unter Zuſatz einer ſogenannten
Cognac-Eſſenz, welche von einer Fabrik in Zerbſt für
6 bis 12 Mark per Kilo bezogen war. Außer-
dem war dem Gemiſch noch Vanille-Tinctur und
Zucker zugeſetzt; im Weſentlichen aber beſtand
das Gemiſch zu einer Hälfte aus Waſſer, wäh-
rend die übrigen Beſtandtheile nur in ſehr ge-
ringen Mengen vorhanden waren. So kamen z.
B. auf 48 Flaſchen des Gemiſches ein Pfund
Zucker und für 15 Pfennige Vauilli-Tinctur,
außerdem ein kleines Weinglas voll Cognaceſſenz
und etwas Couleur. Zwar behauptete der Kauf-
mann, als die gerichtliche Unterſuchung gegen ihn
eingeleitet worden war, er habe dem Gemiſch
ſtets eine beträchtliche Menge guten Cognac zu-
geſetzt; allein dieſe Behauptung wurde durch das
Zeugniß des Arbeiters, den er bei ſeiner Cognoc-
Fabrikation beſchäftigte, als unwahr nachgewie-
ſen. Das Gemiſch wurde als Cognac für 1 Mk.
20 Pfeunige bis 1 Mark 50 Pfennige pro Flaſche
verkauft. Ein bedeutender Theil dieſer Waare
diente als Verkaufsmaterial bei den bekannten
fliegenden Auctionen. Das Gericht hat auch in
dieſem Falle der Herſtellung von Cognac eineu
Verſtoß gegen das Nahrungsmittelgeſetz erblickt
und den Kaufmann mit einer erheblicheu Geld-
ſtrafe (500 Mark) belegt. Außerdem wurde die Ver-
öffentlichung des gerichtlichen Strafurtheils durch
diejenigen Blätter angeordnet, in denen die Be-
ſtraften ihre Fabrikate anzupreiſen pflegten.




Protokoll

über die 55. Sitzung des Stadtverordneten-Colle-
giums der königl. Hauptſtadt Olmütz am 23.
December 1889 unter dem Vorſitze des Herrn
Bürgermeiſters
Joſef von Engel
in Gegenwart der Herren Stadtverordneten:
Auſt, Dr. Bayer, Borreé, Brandhuber, Brudniok,
Domes, Hollaus, Hübl, Konečny, Lang, Läufer,
Michel, Mžik, Nather, Opila, Patloch, Primaveſi,
Sachs, Dr. Schrötter, Trenkler und Wlaka.

Entſchuldigt waren die Herren: Buchberger,
Engliſch, Hamburger, Lachnik, Mader, Dr. Mick,
Nietſche und Thannabaur.

Das Protokoll über die Sitzung vom 16.
December 1889 wurde vorgeleſen und genehmigt.

Referent Herr GR. Lang.

Z. 2471 W. — Zuſchrift des Herrn R.
Trautmann, anläßlich der Eröffnung des ſtädt.
Waſſerwerkes. (Wird zur Kenntniß genommen
und beſchloſſen, den Dank auszuſprechen.)

Z. 2444 W. — Geſuch der freiw. Feuer-
wehr um Anſchaffung von zwei Schlauchwagen
ſammt Schläuchen. (1. Section.)

Z. 2501 W. — Note des k. k. Bezirks-
ſchulrathes über einen Disciplinarfall. (2. Sec-
tion) —

Z. 2515 W. — Geſuch des ſtädt. Markt-
functionärs Joſeſ Schuha um Remuneration der
Dienſte am Viehmarktplatze im Jahre 1889.
(3. Section.)

Z. 15320 p. — Eingabe des Curatoriums
der ſtädt. Pfandleihanſtalt in Betreff der Wahl
zweier Rechnungsreviſoren. (Wurden über Antrag
des Herrn GR. Lang einhellig gewählt die Herren:
GR. Hübl und St.-V. Patloch.)

Z. 2521 W. — Eingabe des Theater-
directors Herrn Carl Stick. (An das Theater-
Comité.)


[Spaltenumbruch]

Referent Herr GR. Wžik.

Z. 2511 W. — Dankſchreiben des För-
ſters A. Dwořak in Mautzendorf. (Zur Kenntniß
genommen.)

Z. 2572 W. — Geſuch eines ſtädt. Beam-
ten um Gehaltsvorſchuß. (3. Section.)

Referent Herr GR. Hübl.

Z. 2159, 2345 W. und 14023 p.
Bericht der 3. Section über den Gemeindevor-
anſchlag pro 1890 und über das außerordentliche
Präliminare der ſtädt. Wohlfahrtsanſtalten für
die gleiche Zeit. (2. Leſung.)

Wurde beſchloſſen:

1. Der allgemeine Voranſchlag für den
communalen Haushalt pro 1890 mit einem or-
dentlichen Aufwande von 322.406 fl. 30 kr. und
einem Extraordinarium, u. zw.: für die An-
ſchaffung von 2 Schlauchwägen mit 600 fl., für
die Canalherſtellung in Horka mit 1500 fl., für
Uebertragung des Röhrkaſtens von der Eli-
ſabethſtraße auf den Franz Joſefs-Platz mit
3000 fl., zuſammen mit 327.506 fl. 30 kr. ge-
nehmigt.

Die Ermittlung des als Bedeckung dienen-
den Betrages, einſchließlich der darin enthaltenen
2percentigen Schulumlage mit insgefammt
309.084 fl. 96 kr. wird genehmigend zur
Kenntniß genommen. Das hieraus reſultirende
Deficit von 18421 fl. 34 kr. wird vorläufig zur
Kenntniß genommen.

3. Das für die Wohlfahrtsanſtalten im
Aufwande und in der Bedeckung mit 43.978 fl.
bezifferte Präliminare wird gleichfalls genehmigend
zur Kenntniß genommen, mit dem Beifügen, daß
bezüglich der Ergebniſſe der Waſſerleitung ſchon
nach Ablauf des 1. Quartals ſeitens der Rech-
nungsabtheilung Bericht erſtattet werde.

Z. 2400 W. — Bericht der 3. Section
über die Baurechnung der neuen Bahnhofftraße.
(2. Leſung.)

Wurde beſchloſſen:

1. Das für den Straßenbau aus der Spar-
caſſa entnommene Darlehen von 181.817 fl. iſt
als Paſſivpoſt in die Hauptrechnung der ſtädt.
Wohlfahrtsanſtalten aufzunehmen, dagegen in die
Vermögeus-Invertur derſelben Rechnung nach-
ſtehende Objecte, u. zw. das Mauthhäuschen mit
600 fl., die Straßenwalze mit 1000 fl. (ſammt
Schutzdach), die Beleuchtungsanlage mit 137 fl.
als Activbeſtand der Bahnhofftraße einzuſtellen.

2. Von dem Inventarwerthe des Mauthhäus-
chens iſt, jährlich eine 5perc. von jenem der
Straßenanlage und der Beleuchtungsanlage jähr-
lich eine 10perc. Abſchreibung vorzunehmen.

3. Die aus den Baugeldern erworbenen
Grundſtücke ſind als zur Gänze im Körper der
Straße aufgegangen und dermalen ein öffentli-
liches Gut bildend, inventariſch nicht zu bewerthen.

4. Der für Grundtauſch noch ſchuldige, in
der Baukoſtenſumme von 181.817 fl. nicht ent-
haltene Betrag von ca. 200 fl. iſt nach erlangter
Liquidität bei der Begleichung der nächſten Dar-
lehenstilgungsrate in Abſchlag zu bringen.

Referent Herr GR. Brandhuber.

Z. 2441 — Eingabe der Gemeindevorſte-
hung Neu- und Greinergaſſe um Anbringung
eines Feuerwechſels am Hauptdruckrohre.

Von der Tagesordnung abgeſetzt.

Referent Herr StV. Borreé.

Z. 2300 W. — Bericht der 3. Section
über ein Geſuch des Herrn Joſef Deutſch um
das Heimat- und Bürgerrecht.

Wird beſchloſſen, dem Geſuchſteller das Hei-
matrecht gegen Taxertrag zu verleihen, dagegen
das Begehren um Ertheilung des Bürgerrechtes
abweislich zu beſcheiden.

Referent Herr StV. Hollaus.

Z. 2336 W. — Bericht der 3. Section
über das Geſuch des Schuldieners F. Sopper
um Erhöhung ſeiner Bezüge. (2. Leſung.)

Wurde btſchloſſen, dem Bittſteller Ferdinand
Sopper vom 1. Jänner 1889 ab einen Jahres-
gehalt von 350 fl. zu bewilligen.

Nr. 2402 W. — Bericht der 3. Sec. über
das Geſuch des Holzgartenaufſehers G. Schwanzer
um Erhöhung ſeiner Bezüge. (2. Leſung.)
Wurde beſchloſſen, dem Bittſteller ſeinen Jahres-
gehalt unter Belaſſung ſeiner bisherigen Depu-
tate auf 400 fl. ö. W. zu erhöhen.

Referent Herr StV. Brndniok.

Z. 2276 W. — Bericht der 2. Section
über das Geſuch der Herrn Hanns & Theodor
Zbitek um Bewilligung einer Zweigleitung aus

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[[6]/0006] wo ſie in der dortigen milden Luft und ruhigen Gegend Erholung für ihre ungemein gereizten Nerven zu finden hoffte. Seit Jahren lebte ſie dort und erfreute ſich namentlich in der letzteren Zeit eines beſſeren Wohlbefindens, bis auch in Südtirol die Influenza ausbrach, an welcher die Gräfin nicht unbedenklich erkrankte. Der Zuſtand beſſerte ſich aber, bis plötzlich eine bedeutende Verſchlimmerung eintrat, welcher ſie auch erlag. Die Nachricht von ihrem Tode erſchütterte ihre in Wien lebenden Verwandten bis in’s Innerſte, denn ſie kam ganz unerwartet. Geſtern begab ſich Frau Gräfin Palffy, die Schweſter der Verſtor- benen, mit ihrem Gemal, dem Grafen Palffy, welcher Capitän der ungariſchen Leibgarde iſt, zum Leichenbegängniß. Gräfin Almaſy iſt am 8. April 1845 zu Ofen geboren. Sie kam früh nach Wien, wo Friedrich Halm und die Schau- ſpielerin Julie Rettich ihre Entwicklung günſtig beeinflußten. Später heirathete ſie in dem Grafen Albert Wickenburg, der ſelbſt dichtete, einen warmen Verehrer ihrer Muſe, und lebte mit demſelben in ſehr glücklicher Ehe. Sie veröffentlichte von 1867 bis in die letzte Zeit mehrere Bände, lyriſche, epiſche und auch dramatiſche Dich- tungen. Eine der letzteren gelangte vor einigen Jahren im Burgtheater zur Aufführung. Ihre Gedichte zeichnen ſich durch lieblichen Duft und Sinnigkeit aus. Ein Spruch, den ſie ihrer Nichte ins Stammbuch ſchrieb, kennzeichnet die Dichterin vortrefflich. Er lautet: „Das iſt der Zauber an Blume und Kind, Daß Beide nicht wiſſen, wie reizend ſie ſind.“ Eines ihrer berühmteſten Gedichte iſt wohl der Mahnruf an die Deutſchen in Oeſter- reich“. Wir finden dasſelbe im „Trutzbüchlein“ und es hebt alſo an: „Durch die Lüfte rauſcht ein Mahnen, Einer Sturmesahnung gleich: Reicht die Hände euch, Germanen, In dem ſchönen Oeſterreich! Bildet eine heil’ge Gilde, Nicht allein durch Stahl und Erz, Wahrt die beſten eurer Schilde: Deutſche Zunge, deutſches Herz. Seht, aus deutſcher Erde quellen Eurer Donan blaue Fluth — Deutſche Tropfen ihre Wellen; Deutſche Tropfen euer Blut. Nicht nur in des Rheines Gauen, Sucht das deutſche Vaterland! Lebt’s nicht in den grünen Augen Auch am alten Donauſtrand? Das prächtige nationale Gedicht, das ſchon mehrfach vertont wurde, ſchließt mit den Verſen: „Durch die Lüfte rauſcht ein Mahnen, Immer lauter dringt’s herein: Reicht die Hände euch, Germanen, An der Donau und am Rhein!“ (Zur Aetiologie der Influenza.) Einige Blätter brachten jüngſt die Mittheilung, Dr. M. Jolles habe in ſeinemchemiſch-mikroſkopiſchen Laboratorium in Wien bei Unerſuchungen des Auswurfes Influenza-Kranker einen Bacillus gefunden, den er als die Urſache der Enſtehung und Verbreitung der Influenza-Epidemie betrachte. In den ſoeben erſchienenen „Wiener medi- einiſchen Blättern“ legt nun Dr. Jolles gegen dieſe ohne ſein Wiſſen und Wollen erfolgte Ver- öffentlichung Verwahrung ein und bezeichnet dieſelbe als falſch und entſtellt. Zugleich macht er aber für die Fachmänner Mittheilungen über ſeine Beobachtungen bei der bacteriologiſchen Unterſuchung der ihm während der Influenza- Epidemie von Wiener und auswärtigen Aerzten zugeſendeten Auswurfſtoffe. Er fand darin zahl- reiche, den Pneumo-Bacillen Friedländer’s ſehr ähnliche Kapſelcoccen und ſah ſich veranlaßt, die Aerzte auf das enorm zahlreiche Vorkommen der von ihm beobachteten Mikro-Organismen aufmerkſam zu machen. Er conſtatirt ferner, daß die von ihm unterſuchten Auswürfe keine Tuberkel-Bacillen enthielten. Seine Beobachtun- gen lenken ihn nun mit einer immer mehr ſich ſteigernden Wahrſcheinlichkeit auf die Vermuthung hin, daß der von ihm gefundene Mikro-Organis- mus in einem urſächlichen Zuſammenhange mit der Jufluenza ſtehen könne. Die Verſuche der Einimpfung an Thieren ergaben vorläufig nur negative Reſultate. Dr. Jolles bringt deshalb ſeine Befunde mit dem Wunſche zur allgemeinen Kenntniß der Aerzte, daß auf Grund derſelben der Gegenſtand weiter verfolgt werden möge. (Die Geheimuiſſe der Cognac-Fabri- cation.) Das deutſche Reichs-Geſundheitsamt theilt in ſeinen amtlichen Nachrichten zwei Fälle mit, welche durch gerichtliche Unterſuchungen feſt- geſtellt ſind. Ein Gaſtwirth bereitete ſeinen Cog- nac aus einem Gemiſch fuſelhaftigen Sprits, Rum-Eſſenz, Zuckerfarbſtoff, Gerbſäure und Nuß- tinctur. Dieſe Flüſſigkeit, welche einen Werth von 30 bis 40 Pfennig per Literflaſche darſtellte, ſetzte er ſeinen Gäſten als Cognac vor, die das Getränk häufig beanſtändeten und ſchließlich deſ- ſen polizeiliche Beſchlagnahme herbeiführten, was die Beſtrafung des Gaſtwirthes wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgeſetz zur Folge hatte. — In einem anderen Falle bereitete ein Kauf- mann in Lübeck Cognac durch eine Miſchung von Sprit, Waſſerfarbe, unter Zuſatz einer ſogenannten Cognac-Eſſenz, welche von einer Fabrik in Zerbſt für 6 bis 12 Mark per Kilo bezogen war. Außer- dem war dem Gemiſch noch Vanille-Tinctur und Zucker zugeſetzt; im Weſentlichen aber beſtand das Gemiſch zu einer Hälfte aus Waſſer, wäh- rend die übrigen Beſtandtheile nur in ſehr ge- ringen Mengen vorhanden waren. So kamen z. B. auf 48 Flaſchen des Gemiſches ein Pfund Zucker und für 15 Pfennige Vauilli-Tinctur, außerdem ein kleines Weinglas voll Cognaceſſenz und etwas Couleur. Zwar behauptete der Kauf- mann, als die gerichtliche Unterſuchung gegen ihn eingeleitet worden war, er habe dem Gemiſch ſtets eine beträchtliche Menge guten Cognac zu- geſetzt; allein dieſe Behauptung wurde durch das Zeugniß des Arbeiters, den er bei ſeiner Cognoc- Fabrikation beſchäftigte, als unwahr nachgewie- ſen. Das Gemiſch wurde als Cognac für 1 Mk. 20 Pfeunige bis 1 Mark 50 Pfennige pro Flaſche verkauft. Ein bedeutender Theil dieſer Waare diente als Verkaufsmaterial bei den bekannten fliegenden Auctionen. Das Gericht hat auch in dieſem Falle der Herſtellung von Cognac eineu Verſtoß gegen das Nahrungsmittelgeſetz erblickt und den Kaufmann mit einer erheblicheu Geld- ſtrafe (500 Mark) belegt. Außerdem wurde die Ver- öffentlichung des gerichtlichen Strafurtheils durch diejenigen Blätter angeordnet, in denen die Be- ſtraften ihre Fabrikate anzupreiſen pflegten. Protokoll über die 55. Sitzung des Stadtverordneten-Colle- giums der königl. Hauptſtadt Olmütz am 23. December 1889 unter dem Vorſitze des Herrn Bürgermeiſters Joſef von Engel in Gegenwart der Herren Stadtverordneten: Auſt, Dr. Bayer, Borreé, Brandhuber, Brudniok, Domes, Hollaus, Hübl, Konečny, Lang, Läufer, Michel, Mžik, Nather, Opila, Patloch, Primaveſi, Sachs, Dr. Schrötter, Trenkler und Wlaka. Entſchuldigt waren die Herren: Buchberger, Engliſch, Hamburger, Lachnik, Mader, Dr. Mick, Nietſche und Thannabaur. Das Protokoll über die Sitzung vom 16. December 1889 wurde vorgeleſen und genehmigt. Referent Herr GR. Lang. Z. 2471 W. — Zuſchrift des Herrn R. Trautmann, anläßlich der Eröffnung des ſtädt. Waſſerwerkes. (Wird zur Kenntniß genommen und beſchloſſen, den Dank auszuſprechen.) Z. 2444 W. — Geſuch der freiw. Feuer- wehr um Anſchaffung von zwei Schlauchwagen ſammt Schläuchen. (1. Section.) Z. 2501 W. — Note des k. k. Bezirks- ſchulrathes über einen Disciplinarfall. (2. Sec- tion) — Z. 2515 W. — Geſuch des ſtädt. Markt- functionärs Joſeſ Schuha um Remuneration der Dienſte am Viehmarktplatze im Jahre 1889. (3. Section.) Z. 15320 p. — Eingabe des Curatoriums der ſtädt. Pfandleihanſtalt in Betreff der Wahl zweier Rechnungsreviſoren. (Wurden über Antrag des Herrn GR. Lang einhellig gewählt die Herren: GR. Hübl und St.-V. Patloch.) Z. 2521 W. — Eingabe des Theater- directors Herrn Carl Stick. (An das Theater- Comité.) Referent Herr GR. Wžik. Z. 2511 W. — Dankſchreiben des För- ſters A. Dwořak in Mautzendorf. (Zur Kenntniß genommen.) Z. 2572 W. — Geſuch eines ſtädt. Beam- ten um Gehaltsvorſchuß. (3. Section.) Referent Herr GR. Hübl. Z. 2159, 2345 W. und 14023 p. — Bericht der 3. Section über den Gemeindevor- anſchlag pro 1890 und über das außerordentliche Präliminare der ſtädt. Wohlfahrtsanſtalten für die gleiche Zeit. (2. Leſung.) Wurde beſchloſſen: 1. Der allgemeine Voranſchlag für den communalen Haushalt pro 1890 mit einem or- dentlichen Aufwande von 322.406 fl. 30 kr. und einem Extraordinarium, u. zw.: für die An- ſchaffung von 2 Schlauchwägen mit 600 fl., für die Canalherſtellung in Horka mit 1500 fl., für Uebertragung des Röhrkaſtens von der Eli- ſabethſtraße auf den Franz Joſefs-Platz mit 3000 fl., zuſammen mit 327.506 fl. 30 kr. ge- nehmigt. Die Ermittlung des als Bedeckung dienen- den Betrages, einſchließlich der darin enthaltenen 2percentigen Schulumlage mit insgefammt 309.084 fl. 96 kr. wird genehmigend zur Kenntniß genommen. Das hieraus reſultirende Deficit von 18421 fl. 34 kr. wird vorläufig zur Kenntniß genommen. 3. Das für die Wohlfahrtsanſtalten im Aufwande und in der Bedeckung mit 43.978 fl. bezifferte Präliminare wird gleichfalls genehmigend zur Kenntniß genommen, mit dem Beifügen, daß bezüglich der Ergebniſſe der Waſſerleitung ſchon nach Ablauf des 1. Quartals ſeitens der Rech- nungsabtheilung Bericht erſtattet werde. Z. 2400 W. — Bericht der 3. Section über die Baurechnung der neuen Bahnhofftraße. (2. Leſung.) Wurde beſchloſſen: 1. Das für den Straßenbau aus der Spar- caſſa entnommene Darlehen von 181.817 fl. iſt als Paſſivpoſt in die Hauptrechnung der ſtädt. Wohlfahrtsanſtalten aufzunehmen, dagegen in die Vermögeus-Invertur derſelben Rechnung nach- ſtehende Objecte, u. zw. das Mauthhäuschen mit 600 fl., die Straßenwalze mit 1000 fl. (ſammt Schutzdach), die Beleuchtungsanlage mit 137 fl. als Activbeſtand der Bahnhofftraße einzuſtellen. 2. Von dem Inventarwerthe des Mauthhäus- chens iſt, jährlich eine 5perc. von jenem der Straßenanlage und der Beleuchtungsanlage jähr- lich eine 10perc. Abſchreibung vorzunehmen. 3. Die aus den Baugeldern erworbenen Grundſtücke ſind als zur Gänze im Körper der Straße aufgegangen und dermalen ein öffentli- liches Gut bildend, inventariſch nicht zu bewerthen. 4. Der für Grundtauſch noch ſchuldige, in der Baukoſtenſumme von 181.817 fl. nicht ent- haltene Betrag von ca. 200 fl. iſt nach erlangter Liquidität bei der Begleichung der nächſten Dar- lehenstilgungsrate in Abſchlag zu bringen. Referent Herr GR. Brandhuber. Z. 2441 — Eingabe der Gemeindevorſte- hung Neu- und Greinergaſſe um Anbringung eines Feuerwechſels am Hauptdruckrohre. Von der Tagesordnung abgeſetzt. Referent Herr StV. Borreé. Z. 2300 W. — Bericht der 3. Section über ein Geſuch des Herrn Joſef Deutſch um das Heimat- und Bürgerrecht. Wird beſchloſſen, dem Geſuchſteller das Hei- matrecht gegen Taxertrag zu verleihen, dagegen das Begehren um Ertheilung des Bürgerrechtes abweislich zu beſcheiden. Referent Herr StV. Hollaus. Z. 2336 W. — Bericht der 3. Section über das Geſuch des Schuldieners F. Sopper um Erhöhung ſeiner Bezüge. (2. Leſung.) Wurde btſchloſſen, dem Bittſteller Ferdinand Sopper vom 1. Jänner 1889 ab einen Jahres- gehalt von 350 fl. zu bewilligen. Nr. 2402 W. — Bericht der 3. Sec. über das Geſuch des Holzgartenaufſehers G. Schwanzer um Erhöhung ſeiner Bezüge. (2. Leſung.) Wurde beſchloſſen, dem Bittſteller ſeinen Jahres- gehalt unter Belaſſung ſeiner bisherigen Depu- tate auf 400 fl. ö. W. zu erhöhen. Referent Herr StV. Brndniok. — Z. 2276 W. — Bericht der 2. Section über das Geſuch der Herrn Hanns & Theodor Zbitek um Bewilligung einer Zweigleitung aus

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 19, Olmütz, 24.01.1890, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches19_1890/6>, abgerufen am 27.11.2024.