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Mährisches Tagblatt. Nr. 199, Olmütz, 01.09.1891.

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[Spaltenumbruch]

bäude zur Abhaltung einer Ausstellung, vorausgesetzt
daß der h. mähr. Landesschulrath keine Einwendung
gegen diese Benützung erhebt, zur Verfügung zu
stellen. -- Erstattet in erster Lesung wird der Bericht
der 2. Section über ein Ansuchen des Waldhegers
Josef Sedlaczek um eine Unterstützung.
Die Section beantragt, Sedlaczek eine Unterstützung
von 25 fl. zu bewilligen. -- Erstattet wird der
Bericht der 3. Section über die angeordnete Er-
weiterung der slavischen Stadtschule um eine
Classe. Die Section beantragt gegen diese Ver-
fügung die Beschwerde an den Verwaltungs-
gerichtshof zu richten. Dieser Antrag wird ange-
nommen. -- Bezüglich mehrerer Schüleraufnahmen
in die slavische Stadtschule wird beschlossen in
dieser Angelegenheit keine weiteren Schritte mehr
zu veranlassen. -- Einem städt. Beamten und
einem städt. Diurnisten werden Vorschüsse
auf ihre Bezüge bewilligt. -- Beschlossen wird
der Firma "C Korte & Comp." eine Pfand-
brief Obligation aus der hier erliegenden Caution
auszufolgen. -- Erstattet wird in erster Lesung
der Bericht der 3. Section über das Gesuch
des Selchermeisters Hr. Jacob Naßwetter um Ver-
leihung des Heimat- und Bürgerrechtes. Die
Section beantragt die Nichtbewilligung dieses
Ansuchens. -- Schließlich wird der Bericht der
1. Section über die Bedingungen des Wasserbe-
zuges für die k. k. Oberrealschule in 1. Lesung
erstattet. Die Section beantragt für die bewohn-
ten Räume im Realschulgebäude die Grundtaxe
und für die anderen Räume den ermäßigten
Wasserzins von 12 kr. pr. Kbm. einzuheben. Um 5
Uhr Nachmittags erfolgte sodann der Schluß der
Sitzung.

(Vom Theater.)

Herr Director Berghof
trifft morgen in Olmütz ein. Mit ihm zugleich
wird wird ein Theil der von ihm engagirten
Mitglieder unserer Bühne anlangen. Die Mehr-
zahl der neuen Bühnenmitglieder wird erst Ende
dieser, und Anfangs nächster Woche hieher kommen.
Mit den Proben zu den Erstaufführungen soll
schon nächste Woche begonnen werden.

(Zur Errichtung eines neuen Spitals
in Olmütz.)

Bereits wiederholt wurde darauf
hingewiesen, daß in den Städten Mährens aus
Staats- oder Landesmitteln größere Anstalten,
die nur zur Aufnahme von Infectionskranken
bestimmt sein sollen, errichtet werden sollten. In
Olmütz fehlt es bekanntlich an einer solchen An-
stalt, nachdem die Landesanstalten für den ge-
dachten Zweck nicht zureichende Räumlichkeiten
besitzen und das städt. Seuchenspital ebenfalls
nicht in der Lage ist zahlreichen Infectionskran-
ken Unterkunft zu bieten. Von Seite des
h. mähr. Landesausschusses wurde nun die Stadt-
gemeinde Olmütz angegangen, einen größeren
Pavillon zur Aufnahme von Infectionskranken zu
errichten. Die Stadtgemeinde Olmütz geht jedoch von
der Ansicht aus, daß zu dem gedachten Zwecke nicht
ein Pavillon, sondern ein größeres Gebäude und
zwar ein eigenes Spital aus Landes- oder
Staatsmitteln zu erbauen wäre. Nachdem in
dieser Angelegenheit bereits mehrfache Verhand-
lungen stattfanden, scheint dieselbe nunmehr in
Fluß kommen zu sollen. Heute findet nämlich
hier eine vom h. mähr. Landesausschusse ange-
ordnete Commission statt, welche sich zunächst mit
der Lösung der Frage, wo dieses Spital zu er-
bauen wäre, zu beschäftigen hat. Zur Abhal-
tung dieser Commission ist heute Herr Landes-
ausschußbeisitzer Dr. Schrom in Olmütz ein-
getroffen. Von Seite der Stadtgemeinde Olmütz
wurden Herr Bürgermeister v. Engel, Herr
Gemeinderath Thannabaur und Herr Stadt-
physicus Med. Dr. Cantor in diese Commission
entsendet. Ueber die Resultate dieser Commission
werden wir seinerzeit berichten.

(Ein Vertrauensvotum.)

Abgeordneter
Zacek hielt jüngst in Wsetin eine Wählerver-
sammlung ab, bei der es ziemlich stürmisch zuge-
gangen sein muß, denn als der Abgeordnete auf
eine, die Thätigkeit der tschechischen Vertreter
Mährens im Reichsrathe kritisirende Ansprache
eines Wählers erwidern wollte, entstand ein sol-
cher Lärm, daß die Versammlung aufgelöst werden
mußte. Nach einem Berichte des hiesigen "Pozor"
sprachen jedoch vier zurückgebliebene Wähler, der
Pfarrer Zadnik, der Landtagsabgeordnete Bubela
der Lehrer und noch ein anderer Herr Bubela
dem Herrn Dr. Zacek ihr Vertrauen aus. Abge-
ordneter Dr. Zacek kann nun den bekannten
[Spaltenumbruch] Refrain anstimmen: Es ist zwar nicht viel; aber
freuen thuts halt doch.

(Sie waren immer hier!)

Das ist die
Frage, die in diesen Tagen jeder, der aus den
Bädern oder Sommerfrischen heimkehrt, gegenüber
denen auf den Lippen hat, die in unserer guten
Stadt zurückblieben. Es liegt fast ein Vorwurf
in der Frage, und Mancher, dem es hier ganz
wohl erging, schämt sich die Frage zu bejahen
und erwidert entweder gar nichts, oder putzt seine
Ausflüge nach Dollein und dem hl. Berg zu
Sommerfahrten auf, oder er weicht der Antwort
mit der Gegenfrage aus: Wo waren Sie? Wenn
er dann hört, daß es auch in Gräfenberg und
Karlsbrunn, in den Sudeten wie in den Alpen
immerfort geregnet hat, da wird er zuversichtlicher
und gesteht, daß er hier geblieben und sich die
Welt vom Stadtparke aus betrachtet habe.

(Cyclorama.)

Mit dem heutigen Tage
wurde das Weiß'sche Cyclorama in der Sporer-
gasse geschlossen.

(Hotel-Uebernahme.)

Der bisherige
Restaurateur der Proßnitzer Bierhalle Herr Grob
hat die Pachtung des "Hotels zum goldenen
Schwan" in der Bäckergasse übernommen. Nach
Vollendung der eben stattfindenden Restaurirung
der Hotelräumlichkeiten wird die Eröffnung der-
selben erfolgen. Den Zeitpunct dieser Eröffnung
werden wir seinerzeit mittheilen.

(Vom Deutschen Leseverein in Paulo-
witz.)

Das von diesem Vereine veranstaltete Preis-
Kegelschieben erfreut sich seitens der Damen und
Herren dieses Vereines der größten Theilnahme
und wird Samstag, den 5. d. M. 8 Uhr Abends
geschlossen. Um 9 Uhr desselben Tages findet die
Preisvertheilung statt. Diese Preife sind: 1. Pr.
2 Duc. in Decoration, 2. Pr. 1 Duc. und 3
Silbergulden, 3. Pr. 1 Duc. u. s. w., insge-
sammt 15 Geldgewinnste in Decoration für
60 fl.; außerdem 3 separate Damenpreise. Ge-
legentlich der Preisvertheilung wird am Samstag,
den 5. September, in Kranichs Restaurations-
garten ein Unterhaltungsabend abgehalten wer-
den, bei welchem die Musikcapelle des Herrn Czerny
Concertstücke zum Vortrage bringt. Mitglieder
und Freunde des Vereines sind hiezu höflichst
eingeladen. Bei ungünstiger Witterung findet
diese Veranstaltung in den Vereinslocalitäten statt.

(Kaufexceß.)

Sonntag, den 30. l. M.
Abends fand im Saale des Odstrcil'schen Gast-
hauses in Neretein gelegentlich einer Tanzunter-
haltung eine Schlägerei zwischen Soldaten der
Zeugs-Artillerie und Civil statt. Hiebei wurden
dem Gastwirthe Tische, Stühle und Gläser zer-
brochen, auch kamen einige Verwundungen vor,
da die Mannschaft von den Seitenwaffen Gebrauch
machte. Auf dem Schauplatze der That blieben
zwei Faschinmesser und eine Feldkappe zurück.

(Anwendung der Stundenzonenzeit im
Telegraphenverkehre.)

Nachdem mit 1. October
d. J., das ist mit Beginn der diesjährigen
Winterfahrordnung, im Civilverkehre aller Eisen-
bahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie
die Stundenzonenzeit eingeführt wird, so hat
das k. k. Handelsministerium mit der Verord-
nung vom 25. Juli d. J. verfügt, daß diese
neue Eisenbahnzeit auch rückfichtlich des Tele-
graphenverkehres, vom bezeichneten Zeitpuncte
angefangen, im nachstehenden Umfange zur An-
wendung gelange: Die Zeitangabe für Aufgabe
und Abgabe der Telegramme hat seitens sämmt-
licher Staatstelegraphenämter nach der Stunden-
zonenzeit zu erfolgen; die für den allgemeinen
Telegraphenverkehr eröffneten Eisenbahn-Telegra-
phen-Stationen haben bei Behandlung der Staats-
und Privattelegramme anstatt der gegenwärtig
hiefür geltenden Wiener Zeit die neue Eisen-
bahnzeit (Stundenzonenzeit) anzuwenden. Die
Differenz zwischen Ortszeit und Stundenzonen-
zeit ist bei allen Telegraphenämtern in augen-
fälliger Weise für das Publicum ersichtlich zu
machen.

(Tschechische Agitationen in Mähren.)

Das in Kremsier erscheinende slavische Organ:
"Welehrad" richtet in seiner letzten Nummer andie
mähr. Tschechen die Aufforderung, die Bande, welche
Mähren und Schlesien an Böhmen knüpfen, mög-
lichst enge zu schließen. Zu diesem Zwecke, führt
der "Welehrad" aus, sei es nothwendig in Brünn
einen Preßvereine zu gründen, welcher in der
Provinz Filialen errichten sollte und sich mit der
Herausgabe politischer Broschüren zu beschäftigen
hätte. Weiters sollte eine eingehende (tschechische)
[Spaltenumbruch] Statistik über Böhmen, Mähren und Schlesien
angelegt werden. "Brünn müsse", sagt das genannte
Tschechenorgan "eine slavische Stadt werde." Die
Ausführungen des "Welehrad" müssen sehr eigen-
thümlich berühren, wenn man sich jene Zeit ins
Gedächtniß zurückruft, wo die tschechischen Mährer
von den Tschechen Böhmens nichts wissen wollten
und sich stolz in die Brust werfend, ausriefen:
"Wir sind Mährer." Als am 2. Jänner 1849
die tschechischen Aageordneten eine hannakische
Deputation über das Verhältniß der Hannaken
zu den Deutschen und über die Stellung der
Markgrafschaft Mähren zu dem Königreich Böh-
men aufklären wollten, da schüttelten die Hannaken
unwillig ihre Köpfe und wollten von einem An-
schlusse an die Tschechen in Böhmen nichts wissen.
Heute scheint das anders geworden zu sein und
man setzt die Frage des "dreieinigen Königrei-
ches" wieder auf die Tagesordnung.

(Die neuen Kartirungssätze für Getreide
von den ungarischen Staatsbahnen nach
Mähren und Böhmen.)

Nachdem die vollstän-
dige Umarbeitung des österreichisch-ungarischen
Verbandtarifes vor Neujahr nicht zu erwarten
steht, hat die Direction der königlich ungarischen
Staatsbahnen, in Würdigung des Umstandes,
daß bei Eintritt der Getreidecampagne die
Kenntniß der billigsten Sätze für die Exporteure
ein dringendes Bedürfniß ist, die sofortige Ein-
stellung von "Kartirungssätzen im österreichisch-
ungarischen Verbande verlangt. Die betheiligten
Verwaltungen haben nun dem Antrage zuge-
stimmt und treten diese Kartirungssätze mit 1.
September d. J. in Kraft. Die Kartirungs-
sätze sind in drei Hefte getheilt: Verkehr von
den verstaatlichten Linien der österreichisch-ungari-
schen Staatseisenbahn-Gesellschaft nach Böhmen;
Verkehr von Stationen der königlich ungarischen
Staatsbahnen und der Kaschau-Oderberger Bahn
nach Böhmen; Verkehr von der ungarischen
Staatsbahn und der Kaschau-Oderberger Bahn
nach Mähren. Die Tabellen, welche zum Theil
in Schnittform und für Mähren in Sta-
tionstarifen
aufgestellt sind, enthalten die
Frachtsätze ab ungarischer Station mit Umkar-
tirung in Wien und Budapest und hat der Ab-
sender die Abfertigung zum billigeren Cumulativ-
satz zu verlangen. Speciell ist dieß im Verkehr
von ungarischen Staatsbahnstationen der Fall,
in welchem der ungarische Schnittsatz für Wien
und für Budapest getrennt angegeben ist. Im
Verkehr mit der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn zer-
fallen die Schnittsätze a) und b) und ist es auch
hier dem Versender überlassen, den betreffenden
billigeren Schnittsatz zu verlangen. Durch die
Herausgabe dieser Kartirungssätze ist endlich die
große Unsicherheit, welche namentlich bei Getreide
in der Routenvorschrift herrschte, gänzlich beho-
ben. Es war bisher sehr complicirt, vorerst durch
Calculation festzustellen, ob die Umkartirung in
Budapest, Wien, Stadlau oder Ruttek in der
einen oder anderen Relation die billigste Cumu-
lativfracht ergibt, oder ob noch die directe Karti-
rung aufrechtzuerhalten sei. Wir geben hier einen
Auszug der Kartirungssätze, welche allen 3 Hef-
ten entnommen und die Eintheilung ersichtlich
machen:


PragReichenbergZnaimBrünnOderb
Von via
Bndapest
via
Wien
via
Bndapest
via
Wien
via
Bndapest
via
Wien
via
Bndapest
via
Wien
Arad191189216·6216143 6150·3146·2150 7140
Kron-
stadt
245242270 6269197·6203·320[0].2203·7186
Karls-
burg
220217245·6244172·6178·3175·2178·716[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Klausen-
burg
212210237·6237164·6171·3167·2171·7155
Groß-
wardein
190188215·6215142·6149·3145·2149·7139
Semlin205203230·6230157·6164·3160·2164·7159

In diesen Sätzen ist die ungarische Transport-
steuer (5 Percent,) sowie der Frachtzusatz der süd-
norddeutschen Verbindungsbahn bereits enthalten.

(Eine Familien-Tragödie in Brünn.)

Ein entsetzlicher Vorfall ereignete sich vorgestern
in dem Brünner Vororte Hussowitz. Der Brünner
Webergehilfe Nawratil stürzte seine drei-
zehnjährige Tochter Angela, welche eine zwei-
jährige Schwester auf dem Arme trug, und seinen
Sohn Victor in die Zwittawa und sprang dann
selbst in das Wasser. Angela rettete sich, indem
sie sich an einen Balken klammerte; ihr Vater
versuchte zwar wiederholt, das Kind in das

[Spaltenumbruch]

bäude zur Abhaltung einer Ausſtellung, vorausgeſetzt
daß der h. mähr. Landesſchulrath keine Einwendung
gegen dieſe Benützung erhebt, zur Verfügung zu
ſtellen. — Erſtattet in erſter Leſung wird der Bericht
der 2. Section über ein Anſuchen des Waldhegers
Joſef Sedlaczek um eine Unterſtützung.
Die Section beantragt, Sedlaczek eine Unterſtützung
von 25 fl. zu bewilligen. — Erſtattet wird der
Bericht der 3. Section über die angeordnete Er-
weiterung der ſlaviſchen Stadtſchule um eine
Claſſe. Die Section beantragt gegen dieſe Ver-
fügung die Beſchwerde an den Verwaltungs-
gerichtshof zu richten. Dieſer Antrag wird ange-
nommen. — Bezüglich mehrerer Schüleraufnahmen
in die ſlaviſche Stadtſchule wird beſchloſſen in
dieſer Angelegenheit keine weiteren Schritte mehr
zu veranlaſſen. — Einem ſtädt. Beamten und
einem ſtädt. Diurniſten werden Vorſchüſſe
auf ihre Bezüge bewilligt. — Beſchloſſen wird
der Firma „C Korte & Comp.“ eine Pfand-
brief Obligation aus der hier erliegenden Caution
auszufolgen. — Erſtattet wird in erſter Leſung
der Bericht der 3. Section über das Geſuch
des Selchermeiſters Hr. Jacob Naßwetter um Ver-
leihung des Heimat- und Bürgerrechtes. Die
Section beantragt die Nichtbewilligung dieſes
Anſuchens. — Schließlich wird der Bericht der
1. Section über die Bedingungen des Waſſerbe-
zuges für die k. k. Oberrealſchule in 1. Leſung
erſtattet. Die Section beantragt für die bewohn-
ten Räume im Realſchulgebäude die Grundtaxe
und für die anderen Räume den ermäßigten
Waſſerzins von 12 kr. pr. Kbm. einzuheben. Um 5
Uhr Nachmittags erfolgte ſodann der Schluß der
Sitzung.

(Vom Theater.)

Herr Director Berghof
trifft morgen in Olmütz ein. Mit ihm zugleich
wird wird ein Theil der von ihm engagirten
Mitglieder unſerer Bühne anlangen. Die Mehr-
zahl der neuen Bühnenmitglieder wird erſt Ende
dieſer, und Anfangs nächſter Woche hieher kommen.
Mit den Proben zu den Erſtaufführungen ſoll
ſchon nächſte Woche begonnen werden.

(Zur Errichtung eines neuen Spitals
in Olmütz.)

Bereits wiederholt wurde darauf
hingewieſen, daß in den Städten Mährens aus
Staats- oder Landesmitteln größere Anſtalten,
die nur zur Aufnahme von Infectionskranken
beſtimmt ſein ſollen, errichtet werden ſollten. In
Olmütz fehlt es bekanntlich an einer ſolchen An-
ſtalt, nachdem die Landesanſtalten für den ge-
dachten Zweck nicht zureichende Räumlichkeiten
beſitzen und das ſtädt. Seuchenſpital ebenfalls
nicht in der Lage iſt zahlreichen Infectionskran-
ken Unterkunft zu bieten. Von Seite des
h. mähr. Landesausſchuſſes wurde nun die Stadt-
gemeinde Olmütz angegangen, einen größeren
Pavillon zur Aufnahme von Infectionskranken zu
errichten. Die Stadtgemeinde Olmütz geht jedoch von
der Anſicht aus, daß zu dem gedachten Zwecke nicht
ein Pavillon, ſondern ein größeres Gebäude und
zwar ein eigenes Spital aus Landes- oder
Staatsmitteln zu erbauen wäre. Nachdem in
dieſer Angelegenheit bereits mehrfache Verhand-
lungen ſtattfanden, ſcheint dieſelbe nunmehr in
Fluß kommen zu ſollen. Heute findet nämlich
hier eine vom h. mähr. Landesausſchuſſe ange-
ordnete Commiſſion ſtatt, welche ſich zunächſt mit
der Löſung der Frage, wo dieſes Spital zu er-
bauen wäre, zu beſchäftigen hat. Zur Abhal-
tung dieſer Commiſſion iſt heute Herr Landes-
ausſchußbeiſitzer Dr. Schrom in Olmütz ein-
getroffen. Von Seite der Stadtgemeinde Olmütz
wurden Herr Bürgermeiſter v. Engel, Herr
Gemeinderath Thannabaur und Herr Stadt-
phyſicus Med. Dr. Cantor in dieſe Commiſſion
entſendet. Ueber die Reſultate dieſer Commiſſion
werden wir ſeinerzeit berichten.

(Ein Vertrauensvotum.)

Abgeordneter
Začek hielt jüngſt in Wſetin eine Wählerver-
ſammlung ab, bei der es ziemlich ſtürmiſch zuge-
gangen ſein muß, denn als der Abgeordnete auf
eine, die Thätigkeit der tſchechiſchen Vertreter
Mährens im Reichsrathe kritiſirende Anſprache
eines Wählers erwidern wollte, entſtand ein ſol-
cher Lärm, daß die Verſammlung aufgelöſt werden
mußte. Nach einem Berichte des hieſigen „Pozor“
ſprachen jedoch vier zurückgebliebene Wähler, der
Pfarrer Zadnik, der Landtagsabgeordnete Bubela
der Lehrer und noch ein anderer Herr Bubela
dem Herrn Dr. Začek ihr Vertrauen aus. Abge-
ordneter Dr. Začek kann nun den bekannten
[Spaltenumbruch] Refrain anſtimmen: Es iſt zwar nicht viel; aber
freuen thuts halt doch.

(Sie waren immer hier!)

Das iſt die
Frage, die in dieſen Tagen jeder, der aus den
Bädern oder Sommerfriſchen heimkehrt, gegenüber
denen auf den Lippen hat, die in unſerer guten
Stadt zurückblieben. Es liegt faſt ein Vorwurf
in der Frage, und Mancher, dem es hier ganz
wohl erging, ſchämt ſich die Frage zu bejahen
und erwidert entweder gar nichts, oder putzt ſeine
Ausflüge nach Dollein und dem hl. Berg zu
Sommerfahrten auf, oder er weicht der Antwort
mit der Gegenfrage aus: Wo waren Sie? Wenn
er dann hört, daß es auch in Gräfenberg und
Karlsbrunn, in den Sudeten wie in den Alpen
immerfort geregnet hat, da wird er zuverſichtlicher
und geſteht, daß er hier geblieben und ſich die
Welt vom Stadtparke aus betrachtet habe.

(Cyclorama.)

Mit dem heutigen Tage
wurde das Weiß’ſche Cyclorama in der Sporer-
gaſſe geſchloſſen.

(Hotel-Uebernahme.)

Der bisherige
Reſtaurateur der Proßnitzer Bierhalle Herr Grob
hat die Pachtung des „Hotels zum goldenen
Schwan“ in der Bäckergaſſe übernommen. Nach
Vollendung der eben ſtattfindenden Reſtaurirung
der Hotelräumlichkeiten wird die Eröffnung der-
ſelben erfolgen. Den Zeitpunct dieſer Eröffnung
werden wir ſeinerzeit mittheilen.

(Vom Deutſchen Leſeverein in Paulo-
witz.)

Das von dieſem Vereine veranſtaltete Preis-
Kegelſchieben erfreut ſich ſeitens der Damen und
Herren dieſes Vereines der größten Theilnahme
und wird Samſtag, den 5. d. M. 8 Uhr Abends
geſchloſſen. Um 9 Uhr desſelben Tages findet die
Preisvertheilung ſtatt. Dieſe Preife ſind: 1. Pr.
2 Duc. in Decoration, 2. Pr. 1 Duc. und 3
Silbergulden, 3. Pr. 1 Duc. u. ſ. w., insge-
ſammt 15 Geldgewinnſte in Decoration für
60 fl.; außerdem 3 ſeparate Damenpreiſe. Ge-
legentlich der Preisvertheilung wird am Samſtag,
den 5. September, in Kranichs Reſtaurations-
garten ein Unterhaltungsabend abgehalten wer-
den, bei welchem die Muſikcapelle des Herrn Czerny
Concertſtücke zum Vortrage bringt. Mitglieder
und Freunde des Vereines ſind hiezu höflichſt
eingeladen. Bei ungünſtiger Witterung findet
dieſe Veranſtaltung in den Vereinslocalitäten ſtatt.

(Kaufexceß.)

Sonntag, den 30. l. M.
Abends fand im Saale des Odſtrčil’ſchen Gaſt-
hauſes in Neretein gelegentlich einer Tanzunter-
haltung eine Schlägerei zwiſchen Soldaten der
Zeugs-Artillerie und Civil ſtatt. Hiebei wurden
dem Gaſtwirthe Tiſche, Stühle und Gläſer zer-
brochen, auch kamen einige Verwundungen vor,
da die Mannſchaft von den Seitenwaffen Gebrauch
machte. Auf dem Schauplatze der That blieben
zwei Faſchinmeſſer und eine Feldkappe zurück.

(Anwendung der Stundenzonenzeit im
Telegraphenverkehre.)

Nachdem mit 1. October
d. J., das iſt mit Beginn der diesjährigen
Winterfahrordnung, im Civilverkehre aller Eiſen-
bahnen der öſterreichiſch-ungariſchen Monarchie
die Stundenzonenzeit eingeführt wird, ſo hat
das k. k. Handelsminiſterium mit der Verord-
nung vom 25. Juli d. J. verfügt, daß dieſe
neue Eiſenbahnzeit auch rückfichtlich des Tele-
graphenverkehres, vom bezeichneten Zeitpuncte
angefangen, im nachſtehenden Umfange zur An-
wendung gelange: Die Zeitangabe für Aufgabe
und Abgabe der Telegramme hat ſeitens ſämmt-
licher Staatstelegraphenämter nach der Stunden-
zonenzeit zu erfolgen; die für den allgemeinen
Telegraphenverkehr eröffneten Eiſenbahn-Telegra-
phen-Stationen haben bei Behandlung der Staats-
und Privattelegramme anſtatt der gegenwärtig
hiefür geltenden Wiener Zeit die neue Eiſen-
bahnzeit (Stundenzonenzeit) anzuwenden. Die
Differenz zwiſchen Ortszeit und Stundenzonen-
zeit iſt bei allen Telegraphenämtern in augen-
fälliger Weiſe für das Publicum erſichtlich zu
machen.

(Tſchechiſche Agitationen in Mähren.)

Das in Kremſier erſcheinende ſlaviſche Organ:
„Welehrad“ richtet in ſeiner letzten Nummer andie
mähr. Tſchechen die Aufforderung, die Bande, welche
Mähren und Schleſien an Böhmen knüpfen, mög-
lichſt enge zu ſchließen. Zu dieſem Zwecke, führt
der „Welehrad“ aus, ſei es nothwendig in Brünn
einen Preßvereine zu gründen, welcher in der
Provinz Filialen errichten ſollte und ſich mit der
Herausgabe politiſcher Broſchüren zu beſchäftigen
hätte. Weiters ſollte eine eingehende (tſchechiſche)
[Spaltenumbruch] Statiſtik über Böhmen, Mähren und Schleſien
angelegt werden. „Brünn müſſe“, ſagt das genannte
Tſchechenorgan „eine ſlaviſche Stadt werde.“ Die
Ausführungen des „Welehrad“ müſſen ſehr eigen-
thümlich berühren, wenn man ſich jene Zeit ins
Gedächtniß zurückruft, wo die tſchechiſchen Mährer
von den Tſchechen Böhmens nichts wiſſen wollten
und ſich ſtolz in die Bruſt werfend, ausriefen:
„Wir ſind Mährer.“ Als am 2. Jänner 1849
die tſchechiſchen Aageordneten eine hannakiſche
Deputation über das Verhältniß der Hannaken
zu den Deutſchen und über die Stellung der
Markgrafſchaft Mähren zu dem Königreich Böh-
men aufklären wollten, da ſchüttelten die Hannaken
unwillig ihre Köpfe und wollten von einem An-
ſchluſſe an die Tſchechen in Böhmen nichts wiſſen.
Heute ſcheint das anders geworden zu ſein und
man ſetzt die Frage des „dreieinigen Königrei-
ches“ wieder auf die Tagesordnung.

(Die neuen Kartirungsſätze für Getreide
von den ungariſchen Staatsbahnen nach
Mähren und Böhmen.)

Nachdem die vollſtän-
dige Umarbeitung des öſterreichiſch-ungariſchen
Verbandtarifes vor Neujahr nicht zu erwarten
ſteht, hat die Direction der königlich ungariſchen
Staatsbahnen, in Würdigung des Umſtandes,
daß bei Eintritt der Getreidecampagne die
Kenntniß der billigſten Sätze für die Exporteure
ein dringendes Bedürfniß iſt, die ſofortige Ein-
ſtellung von „Kartirungsſätzen im öſterreichiſch-
ungariſchen Verbande verlangt. Die betheiligten
Verwaltungen haben nun dem Antrage zuge-
ſtimmt und treten dieſe Kartirungsſätze mit 1.
September d. J. in Kraft. Die Kartirungs-
ſätze ſind in drei Hefte getheilt: Verkehr von
den verſtaatlichten Linien der öſterreichiſch-ungari-
ſchen Staatseiſenbahn-Geſellſchaft nach Böhmen;
Verkehr von Stationen der königlich ungariſchen
Staatsbahnen und der Kaſchau-Oderberger Bahn
nach Böhmen; Verkehr von der ungariſchen
Staatsbahn und der Kaſchau-Oderberger Bahn
nach Mähren. Die Tabellen, welche zum Theil
in Schnittform und für Mähren in Sta-
tionstarifen
aufgeſtellt ſind, enthalten die
Frachtſätze ab ungariſcher Station mit Umkar-
tirung in Wien und Budapeſt und hat der Ab-
ſender die Abfertigung zum billigeren Cumulativ-
ſatz zu verlangen. Speciell iſt dieß im Verkehr
von ungariſchen Staatsbahnſtationen der Fall,
in welchem der ungariſche Schnittſatz für Wien
und für Budapeſt getrennt angegeben iſt. Im
Verkehr mit der Kaiſer-Ferdinands-Nordbahn zer-
fallen die Schnittſätze a) und b) und iſt es auch
hier dem Verſender überlaſſen, den betreffenden
billigeren Schnittſatz zu verlangen. Durch die
Herausgabe dieſer Kartirungsſätze iſt endlich die
große Unſicherheit, welche namentlich bei Getreide
in der Routenvorſchrift herrſchte, gänzlich beho-
ben. Es war bisher ſehr complicirt, vorerſt durch
Calculation feſtzuſtellen, ob die Umkartirung in
Budapeſt, Wien, Stadlau oder Ruttek in der
einen oder anderen Relation die billigſte Cumu-
lativfracht ergibt, oder ob noch die directe Karti-
rung aufrechtzuerhalten ſei. Wir geben hier einen
Auszug der Kartirungsſätze, welche allen 3 Hef-
ten entnommen und die Eintheilung erſichtlich
machen:


PragReichenbergZnaimBrünnOderb
Von via
Bndapeſt
via
Wien
via
Bndapeſt
via
Wien
via
Bndapeſt
via
Wien
via
Bndapeſt
via
Wien
Arad191189216·6216143 6150·3146·2150 7140
Kron-
ſtadt
245242270 6269197·6203·320[0].2203·7186
Karls-
burg
220217245·6244172·6178·3175·2178·716[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Klauſen-
burg
212210237·6237164·6171·3167·2171·7155
Groß-
wardein
190188215·6215142·6149·3145·2149·7139
Semlin205203230·6230157·6164·3160·2164·7159

In dieſen Sätzen iſt die ungariſche Transport-
ſteuer (5 Percent,) ſowie der Frachtzuſatz der ſüd-
norddeutſchen Verbindungsbahn bereits enthalten.

(Eine Familien-Tragödie in Brünn.)

Ein entſetzlicher Vorfall ereignete ſich vorgeſtern
in dem Brünner Vororte Huſſowitz. Der Brünner
Webergehilfe Nawratil ſtürzte ſeine drei-
zehnjährige Tochter Angela, welche eine zwei-
jährige Schweſter auf dem Arme trug, und ſeinen
Sohn Victor in die Zwittawa und ſprang dann
ſelbſt in das Waſſer. Angela rettete ſich, indem
ſie ſich an einen Balken klammerte; ihr Vater
verſuchte zwar wiederholt, das Kind in das

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[[5]/0005] bäude zur Abhaltung einer Ausſtellung, vorausgeſetzt daß der h. mähr. Landesſchulrath keine Einwendung gegen dieſe Benützung erhebt, zur Verfügung zu ſtellen. — Erſtattet in erſter Leſung wird der Bericht der 2. Section über ein Anſuchen des Waldhegers Joſef Sedlaczek um eine Unterſtützung. Die Section beantragt, Sedlaczek eine Unterſtützung von 25 fl. zu bewilligen. — Erſtattet wird der Bericht der 3. Section über die angeordnete Er- weiterung der ſlaviſchen Stadtſchule um eine Claſſe. Die Section beantragt gegen dieſe Ver- fügung die Beſchwerde an den Verwaltungs- gerichtshof zu richten. Dieſer Antrag wird ange- nommen. — Bezüglich mehrerer Schüleraufnahmen in die ſlaviſche Stadtſchule wird beſchloſſen in dieſer Angelegenheit keine weiteren Schritte mehr zu veranlaſſen. — Einem ſtädt. Beamten und einem ſtädt. Diurniſten werden Vorſchüſſe auf ihre Bezüge bewilligt. — Beſchloſſen wird der Firma „C Korte & Comp.“ eine Pfand- brief Obligation aus der hier erliegenden Caution auszufolgen. — Erſtattet wird in erſter Leſung der Bericht der 3. Section über das Geſuch des Selchermeiſters Hr. Jacob Naßwetter um Ver- leihung des Heimat- und Bürgerrechtes. Die Section beantragt die Nichtbewilligung dieſes Anſuchens. — Schließlich wird der Bericht der 1. Section über die Bedingungen des Waſſerbe- zuges für die k. k. Oberrealſchule in 1. Leſung erſtattet. Die Section beantragt für die bewohn- ten Räume im Realſchulgebäude die Grundtaxe und für die anderen Räume den ermäßigten Waſſerzins von 12 kr. pr. Kbm. einzuheben. Um 5 Uhr Nachmittags erfolgte ſodann der Schluß der Sitzung. (Vom Theater.) Herr Director Berghof trifft morgen in Olmütz ein. Mit ihm zugleich wird wird ein Theil der von ihm engagirten Mitglieder unſerer Bühne anlangen. Die Mehr- zahl der neuen Bühnenmitglieder wird erſt Ende dieſer, und Anfangs nächſter Woche hieher kommen. Mit den Proben zu den Erſtaufführungen ſoll ſchon nächſte Woche begonnen werden. (Zur Errichtung eines neuen Spitals in Olmütz.) Bereits wiederholt wurde darauf hingewieſen, daß in den Städten Mährens aus Staats- oder Landesmitteln größere Anſtalten, die nur zur Aufnahme von Infectionskranken beſtimmt ſein ſollen, errichtet werden ſollten. In Olmütz fehlt es bekanntlich an einer ſolchen An- ſtalt, nachdem die Landesanſtalten für den ge- dachten Zweck nicht zureichende Räumlichkeiten beſitzen und das ſtädt. Seuchenſpital ebenfalls nicht in der Lage iſt zahlreichen Infectionskran- ken Unterkunft zu bieten. Von Seite des h. mähr. Landesausſchuſſes wurde nun die Stadt- gemeinde Olmütz angegangen, einen größeren Pavillon zur Aufnahme von Infectionskranken zu errichten. Die Stadtgemeinde Olmütz geht jedoch von der Anſicht aus, daß zu dem gedachten Zwecke nicht ein Pavillon, ſondern ein größeres Gebäude und zwar ein eigenes Spital aus Landes- oder Staatsmitteln zu erbauen wäre. Nachdem in dieſer Angelegenheit bereits mehrfache Verhand- lungen ſtattfanden, ſcheint dieſelbe nunmehr in Fluß kommen zu ſollen. Heute findet nämlich hier eine vom h. mähr. Landesausſchuſſe ange- ordnete Commiſſion ſtatt, welche ſich zunächſt mit der Löſung der Frage, wo dieſes Spital zu er- bauen wäre, zu beſchäftigen hat. Zur Abhal- tung dieſer Commiſſion iſt heute Herr Landes- ausſchußbeiſitzer Dr. Schrom in Olmütz ein- getroffen. Von Seite der Stadtgemeinde Olmütz wurden Herr Bürgermeiſter v. Engel, Herr Gemeinderath Thannabaur und Herr Stadt- phyſicus Med. Dr. Cantor in dieſe Commiſſion entſendet. Ueber die Reſultate dieſer Commiſſion werden wir ſeinerzeit berichten. (Ein Vertrauensvotum.) Abgeordneter Začek hielt jüngſt in Wſetin eine Wählerver- ſammlung ab, bei der es ziemlich ſtürmiſch zuge- gangen ſein muß, denn als der Abgeordnete auf eine, die Thätigkeit der tſchechiſchen Vertreter Mährens im Reichsrathe kritiſirende Anſprache eines Wählers erwidern wollte, entſtand ein ſol- cher Lärm, daß die Verſammlung aufgelöſt werden mußte. Nach einem Berichte des hieſigen „Pozor“ ſprachen jedoch vier zurückgebliebene Wähler, der Pfarrer Zadnik, der Landtagsabgeordnete Bubela der Lehrer und noch ein anderer Herr Bubela dem Herrn Dr. Začek ihr Vertrauen aus. Abge- ordneter Dr. Začek kann nun den bekannten Refrain anſtimmen: Es iſt zwar nicht viel; aber freuen thuts halt doch. (Sie waren immer hier!) Das iſt die Frage, die in dieſen Tagen jeder, der aus den Bädern oder Sommerfriſchen heimkehrt, gegenüber denen auf den Lippen hat, die in unſerer guten Stadt zurückblieben. Es liegt faſt ein Vorwurf in der Frage, und Mancher, dem es hier ganz wohl erging, ſchämt ſich die Frage zu bejahen und erwidert entweder gar nichts, oder putzt ſeine Ausflüge nach Dollein und dem hl. Berg zu Sommerfahrten auf, oder er weicht der Antwort mit der Gegenfrage aus: Wo waren Sie? Wenn er dann hört, daß es auch in Gräfenberg und Karlsbrunn, in den Sudeten wie in den Alpen immerfort geregnet hat, da wird er zuverſichtlicher und geſteht, daß er hier geblieben und ſich die Welt vom Stadtparke aus betrachtet habe. (Cyclorama.) Mit dem heutigen Tage wurde das Weiß’ſche Cyclorama in der Sporer- gaſſe geſchloſſen. (Hotel-Uebernahme.) Der bisherige Reſtaurateur der Proßnitzer Bierhalle Herr Grob hat die Pachtung des „Hotels zum goldenen Schwan“ in der Bäckergaſſe übernommen. Nach Vollendung der eben ſtattfindenden Reſtaurirung der Hotelräumlichkeiten wird die Eröffnung der- ſelben erfolgen. Den Zeitpunct dieſer Eröffnung werden wir ſeinerzeit mittheilen. (Vom Deutſchen Leſeverein in Paulo- witz.) Das von dieſem Vereine veranſtaltete Preis- Kegelſchieben erfreut ſich ſeitens der Damen und Herren dieſes Vereines der größten Theilnahme und wird Samſtag, den 5. d. M. 8 Uhr Abends geſchloſſen. Um 9 Uhr desſelben Tages findet die Preisvertheilung ſtatt. Dieſe Preife ſind: 1. Pr. 2 Duc. in Decoration, 2. Pr. 1 Duc. und 3 Silbergulden, 3. Pr. 1 Duc. u. ſ. w., insge- ſammt 15 Geldgewinnſte in Decoration für 60 fl.; außerdem 3 ſeparate Damenpreiſe. Ge- legentlich der Preisvertheilung wird am Samſtag, den 5. September, in Kranichs Reſtaurations- garten ein Unterhaltungsabend abgehalten wer- den, bei welchem die Muſikcapelle des Herrn Czerny Concertſtücke zum Vortrage bringt. Mitglieder und Freunde des Vereines ſind hiezu höflichſt eingeladen. Bei ungünſtiger Witterung findet dieſe Veranſtaltung in den Vereinslocalitäten ſtatt. (Kaufexceß.) Sonntag, den 30. l. M. Abends fand im Saale des Odſtrčil’ſchen Gaſt- hauſes in Neretein gelegentlich einer Tanzunter- haltung eine Schlägerei zwiſchen Soldaten der Zeugs-Artillerie und Civil ſtatt. Hiebei wurden dem Gaſtwirthe Tiſche, Stühle und Gläſer zer- brochen, auch kamen einige Verwundungen vor, da die Mannſchaft von den Seitenwaffen Gebrauch machte. Auf dem Schauplatze der That blieben zwei Faſchinmeſſer und eine Feldkappe zurück. (Anwendung der Stundenzonenzeit im Telegraphenverkehre.) Nachdem mit 1. October d. J., das iſt mit Beginn der diesjährigen Winterfahrordnung, im Civilverkehre aller Eiſen- bahnen der öſterreichiſch-ungariſchen Monarchie die Stundenzonenzeit eingeführt wird, ſo hat das k. k. Handelsminiſterium mit der Verord- nung vom 25. Juli d. J. verfügt, daß dieſe neue Eiſenbahnzeit auch rückfichtlich des Tele- graphenverkehres, vom bezeichneten Zeitpuncte angefangen, im nachſtehenden Umfange zur An- wendung gelange: Die Zeitangabe für Aufgabe und Abgabe der Telegramme hat ſeitens ſämmt- licher Staatstelegraphenämter nach der Stunden- zonenzeit zu erfolgen; die für den allgemeinen Telegraphenverkehr eröffneten Eiſenbahn-Telegra- phen-Stationen haben bei Behandlung der Staats- und Privattelegramme anſtatt der gegenwärtig hiefür geltenden Wiener Zeit die neue Eiſen- bahnzeit (Stundenzonenzeit) anzuwenden. Die Differenz zwiſchen Ortszeit und Stundenzonen- zeit iſt bei allen Telegraphenämtern in augen- fälliger Weiſe für das Publicum erſichtlich zu machen. (Tſchechiſche Agitationen in Mähren.) Das in Kremſier erſcheinende ſlaviſche Organ: „Welehrad“ richtet in ſeiner letzten Nummer andie mähr. Tſchechen die Aufforderung, die Bande, welche Mähren und Schleſien an Böhmen knüpfen, mög- lichſt enge zu ſchließen. Zu dieſem Zwecke, führt der „Welehrad“ aus, ſei es nothwendig in Brünn einen Preßvereine zu gründen, welcher in der Provinz Filialen errichten ſollte und ſich mit der Herausgabe politiſcher Broſchüren zu beſchäftigen hätte. Weiters ſollte eine eingehende (tſchechiſche) Statiſtik über Böhmen, Mähren und Schleſien angelegt werden. „Brünn müſſe“, ſagt das genannte Tſchechenorgan „eine ſlaviſche Stadt werde.“ Die Ausführungen des „Welehrad“ müſſen ſehr eigen- thümlich berühren, wenn man ſich jene Zeit ins Gedächtniß zurückruft, wo die tſchechiſchen Mährer von den Tſchechen Böhmens nichts wiſſen wollten und ſich ſtolz in die Bruſt werfend, ausriefen: „Wir ſind Mährer.“ Als am 2. Jänner 1849 die tſchechiſchen Aageordneten eine hannakiſche Deputation über das Verhältniß der Hannaken zu den Deutſchen und über die Stellung der Markgrafſchaft Mähren zu dem Königreich Böh- men aufklären wollten, da ſchüttelten die Hannaken unwillig ihre Köpfe und wollten von einem An- ſchluſſe an die Tſchechen in Böhmen nichts wiſſen. Heute ſcheint das anders geworden zu ſein und man ſetzt die Frage des „dreieinigen Königrei- ches“ wieder auf die Tagesordnung. (Die neuen Kartirungsſätze für Getreide von den ungariſchen Staatsbahnen nach Mähren und Böhmen.) Nachdem die vollſtän- dige Umarbeitung des öſterreichiſch-ungariſchen Verbandtarifes vor Neujahr nicht zu erwarten ſteht, hat die Direction der königlich ungariſchen Staatsbahnen, in Würdigung des Umſtandes, daß bei Eintritt der Getreidecampagne die Kenntniß der billigſten Sätze für die Exporteure ein dringendes Bedürfniß iſt, die ſofortige Ein- ſtellung von „Kartirungsſätzen im öſterreichiſch- ungariſchen Verbande verlangt. Die betheiligten Verwaltungen haben nun dem Antrage zuge- ſtimmt und treten dieſe Kartirungsſätze mit 1. September d. J. in Kraft. Die Kartirungs- ſätze ſind in drei Hefte getheilt: Verkehr von den verſtaatlichten Linien der öſterreichiſch-ungari- ſchen Staatseiſenbahn-Geſellſchaft nach Böhmen; Verkehr von Stationen der königlich ungariſchen Staatsbahnen und der Kaſchau-Oderberger Bahn nach Böhmen; Verkehr von der ungariſchen Staatsbahn und der Kaſchau-Oderberger Bahn nach Mähren. Die Tabellen, welche zum Theil in Schnittform und für Mähren in Sta- tionstarifen aufgeſtellt ſind, enthalten die Frachtſätze ab ungariſcher Station mit Umkar- tirung in Wien und Budapeſt und hat der Ab- ſender die Abfertigung zum billigeren Cumulativ- ſatz zu verlangen. Speciell iſt dieß im Verkehr von ungariſchen Staatsbahnſtationen der Fall, in welchem der ungariſche Schnittſatz für Wien und für Budapeſt getrennt angegeben iſt. Im Verkehr mit der Kaiſer-Ferdinands-Nordbahn zer- fallen die Schnittſätze a) und b) und iſt es auch hier dem Verſender überlaſſen, den betreffenden billigeren Schnittſatz zu verlangen. Durch die Herausgabe dieſer Kartirungsſätze iſt endlich die große Unſicherheit, welche namentlich bei Getreide in der Routenvorſchrift herrſchte, gänzlich beho- ben. Es war bisher ſehr complicirt, vorerſt durch Calculation feſtzuſtellen, ob die Umkartirung in Budapeſt, Wien, Stadlau oder Ruttek in der einen oder anderen Relation die billigſte Cumu- lativfracht ergibt, oder ob noch die directe Karti- rung aufrechtzuerhalten ſei. Wir geben hier einen Auszug der Kartirungsſätze, welche allen 3 Hef- ten entnommen und die Eintheilung erſichtlich machen: Prag Reichenberg Znaim Brünn Oderb Von via Bndapeſt via Wien via Bndapeſt via Wien via Bndapeſt via Wien via Bndapeſt via Wien Arad 191 189 216·6 216 143 6 150·3 146·2 150 7 140 Kron- ſtadt 245 242 270 6 269 197·6 203·3 200.2 203·7 186 Karls- burg 220 217 245·6 244 172·6 178·3 175·2 178·7 16_ Klauſen- burg 212 210 237·6 237 164·6 171·3 167·2 171·7 155 Groß- wardein 190 188 215·6 215 142·6 149·3 145·2 149·7 139 Semlin 205 203 230·6 230 157·6 164·3 160·2 164·7 159 In dieſen Sätzen iſt die ungariſche Transport- ſteuer (5 Percent,) ſowie der Frachtzuſatz der ſüd- norddeutſchen Verbindungsbahn bereits enthalten. (Eine Familien-Tragödie in Brünn.) Ein entſetzlicher Vorfall ereignete ſich vorgeſtern in dem Brünner Vororte Huſſowitz. Der Brünner Webergehilfe Nawratil ſtürzte ſeine drei- zehnjährige Tochter Angela, welche eine zwei- jährige Schweſter auf dem Arme trug, und ſeinen Sohn Victor in die Zwittawa und ſprang dann ſelbſt in das Waſſer. Angela rettete ſich, indem ſie ſich an einen Balken klammerte; ihr Vater verſuchte zwar wiederholt, das Kind in das

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 199, Olmütz, 01.09.1891, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches199_1891/5>, abgerufen am 24.11.2024.