Mährisches Tagblatt. Nr. 17, Olmütz, 22.01.1894.[Spaltenumbruch]
gebildet, in dessen erster Versammlung Dr. Otto (Die Vorgänge in der letzten Sitzung des Wiener Gemeinderathes) werden im (Ein Zwischenfall im Berliner Reichs- tage.) Bei Berathung der Weinsteuer im deutschen (Die Jinanzen Italiens) sind nach einer (Die Unruhen in Italien.) Ein Bericht Locales und Provinzielles. Olmütz, 22. Jänner. (Seine kaiserl. Hoheit Herr Erzherzog Josef Ferdinand,) welcher, wie wir bereits (Bestätigte Präsidenten-Wahl.) Der (Personales.) Die in dem Befinden des (Personalnachricht.) Der Herr k. k. Statt- (Trauung.) Gestern Vormittags fand in (Ernennung.) Der Handelsminister hat (Leichenbegängniße.) Gestern Nachmittags (Todesfall.) Unsere städt. Sicherheitswache (Das Masken- und Costümefest unseres Franenvereines), welches Samstag Nachts im [Spaltenumbruch]
gebildet, in deſſen erſter Verſammlung Dr. Otto (Die Vorgänge in der letzten Sitzung des Wiener Gemeinderathes) werden im (Ein Zwiſchenfall im Berliner Reichs- tage.) Bei Berathung der Weinſteuer im deutſchen (Die Jinanzen Italiens) ſind nach einer (Die Unruhen in Italien.) Ein Bericht Locales und Provinzielles. Olmütz, 22. Jänner. (Seine kaiſerl. Hoheit Herr Erzherzog Joſef Ferdinand,) welcher, wie wir bereits (Beſtätigte Präſidenten-Wahl.) Der (Perſonales.) Die in dem Befinden des (Perſonalnachricht.) Der Herr k. k. Statt- (Trauung.) Geſtern Vormittags fand in (Ernennung.) Der Handelsminiſter hat (Leichenbegängniße.) Geſtern Nachmittags (Todesfall.) Unſere ſtädt. Sicherheitswache (Das Masken- und Coſtümefeſt unſeres Franenvereines), welches Samſtag Nachts im <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="f1b" prev="#f1a" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="[3]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a2b" prev="#a2a" type="jArticle" n="2"> <p>gebildet, in deſſen erſter Verſammlung Dr. Otto<lb/> Steinwender einhellig als Candidat aufgeſtellt<lb/> wurde; eine Deputation des Vereines wird ihn<lb/> zur Annahme der Wiederwahl zu beſtimmen ver-<lb/> ſuchen. Es gilt übrigens bereits als feſtſtehend,<lb/> daß Profeſſor Steinwender ſich nicht zu ſehr<lb/> ſträuben wird, und ſeine Wiederwahl dürfte auch<lb/> als geſichert anzuſehen ſein. Alle anderen Candi-<lb/> daturen, von denen bisher die Rede iſt, ſind<lb/> ausſichtslos. — Erwähnt ſei ſchließlich noch die<lb/> Thatſache, daß die Wahlſtädte Greifenburg,<lb/> Gmünd, Hermagor und Spittal den Dr. Stein-<lb/> wender zum Ehrenbürger ernannt haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Vorgänge in der letzten Sitzung<lb/> des Wiener Gemeinderathes)</hi> </head> <p>werden im<lb/> Wiener Rathhauſe eifrig beſprochen. Da an eine<lb/> erſprießliche Arbeit in der Gemeindevertretung<lb/> nicht mehr zu denken iſt, ſo glaubt man allge-<lb/> mein, daß die <hi rendition="#g">Auflöſung des Gemeinde-<lb/> rathes nahe bevorſtehe.</hi> Im übrigen,<lb/> heißt es, daß infolge der freitägigen Scenen<lb/> Gemeinderath Gregorig gegen Stiasny und<lb/> Lueger gegen Frauenberger Ehrenbeleidigungs-<lb/> klagen einbringen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ein Zwiſchenfall im Berliner Reichs-<lb/> tage.)</hi> </head> <p>Bei Berathung der Weinſteuer im deutſchen<lb/> Reichstag ereignete ſich Samſtag ein bedeutſamer<lb/> Zwiſchenfall. Payer, von der Württemberger<lb/> Volkspartei, polemiſirte gegen die Vorlage und<lb/> wunderte ſich, daß ſeine Regierung dem Entwurf<lb/> zuſtimmte. Sofort erhob ſich Miniſterpräſident<lb/> v. Mittnacht und gab die Erklärung ab, daß<lb/> Württemberg nie für die Weinſteuer zu haben<lb/> ſei, und auch jetzt im Bundesrathe gegen das<lb/> Miquel’ſche Project geſtimmt habe. Dieſe Aeuße-<lb/> rung erregte große Senſation, denn noch nie war<lb/> es vorgekommen, daß ein Miniſter gegen eine<lb/> Regierungsvorlage ſprach. Abg. Kardorf ſprang<lb/> auf und verlangte ſofortige Vertagung, da die<lb/> Rede Mittnacht’s eine trübe Perſpective auf ſelt-<lb/> ſame Verhältniſſe im Bundesrath eröffne. Man<lb/> müſſe vertagen, damit ſich der Reichskanzler äußern<lb/> könne. Es entſtand großer Lärm. Einige Re<supplied>d</supplied>ner<lb/> ſtimmten zu, andere, wie Richter, Singer eiferten<lb/> dagegen, weil eine Verlagung eine Cenſur der<lb/> freien Meinungsäußerung des bundesſt<supplied>a</supplied>atlichen<lb/> Miniſters bedeuten würde. Mittnacht ſelbſt er-<lb/> klärte, daß er den Reichskanzler vorher verſtändigt<lb/> hatte. Darauf wurde der Vertagungsantrag ab-<lb/> gelehnt und die Weinſteuerverhandlung an die<lb/> Commiſſion gewieſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Jinanzen Italiens)</hi> </head> <p>ſind nach einer<lb/> Mittheilung der „N. Fr. Pr.“ ſchon ſo zerrütet,<lb/> daß der Fehlbetrag des letzten Jahres neunzig<lb/> Millionen Lire beträgt und die ſchwebende Schuld<lb/> bereits die Höhe von achthundert Millionen Lire<lb/> erreicht haben ſoll. Die Lage wird als eine ge-<lb/> radezu troſtloſe geſchildert; Erſparungen am<lb/> Budget und Steuererhöhungen ſeien unmöglich,<lb/> weil das Parlament nicht zuſtimmen werde. Man<lb/> denke bereits daran, daß die Negierung die<lb/> nothwendigen Maßregeln durch königliche Verord-<lb/> nungen ins Werk ſetzen werde. Es regen ſich<lb/> alſo auch in Italien Staatsſtreichpläne.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Unruhen in Italien.)</hi> </head> <p>Ein Bericht<lb/> aus Rom macht darauf aufmerkſam, daß nicht<lb/> bloß Maſſa und Carrara ſocialiſtiſch durchwühlt<lb/> ſind, ſondern daß ſich um dieſen Mittelpunct noch<lb/> weitere Agitationsherde gruppiren, und zwar<lb/> Livorno, wo geradezu beklagenswerthe wirthſchaft-<lb/> liche Zuſtände herrſchen, ferner Piſa und Spezzia<lb/> wo eine nicht unbedeutende Zahl von Arbeitern<lb/> von auswärts kommenden Loſungsworten gehorcht.<lb/> Auch hier ſei eine ſcharfe Ueberwachung nothwen-<lb/> dig. In den letzten Tagen ging das Gerücht, es<lb/> gähre auch in der Romagna. Eine officiöſe Mit-<lb/> theilung aus Rom widerſpricht demſelben mit<lb/> folgenden Worten: „Die in den letzten Tagen<lb/> verbreiteten Gerüchte, wonach ſich auch in der<lb/> Romagna eine Agitation bemerkbar mache, welche<lb/> den Ausbruch von Ruheſtörungen befürchten laſſe,<lb/> beruhen lediglich auf Vermuthungen, die ſich auf<lb/> die bekannte Thatſache, daß die Romagna ſeit<lb/> Jahrhunderten eine ſchwer regierbare Provinz iſt,<lb/> ſtützen. Die in der Hauptſtadt bisher einlaufen-<lb/> den Berichte berechtigen zu der Erwartung, daß<lb/> die öffentliche Ordnung in der Romagna keine<lb/> Störung erfahren werde. Die Regierung hat<lb/> übrigens nicht unterlaſſen, alle im Hinblick auf<lb/> die Möglichkeit der angedeuteten Gefahr gebotenen<lb/> vorbeugenden Maßregeln zu treffen.“ Wer den<lb/> officiöſen Styl kennt und zwiſchen den Zeilen zu<lb/><cb/> leſen verſteht, wird leicht heraus finden, daß that-<lb/> ſächlich die Romagna ſtark gefährdet iſt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Locales und Provinzielles.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Olmütz,</hi> 22. Jänner.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Seine kaiſerl. Hoheit Herr Erzherzog<lb/> Joſef Ferdinand,)</hi> </head> <p>welcher, wie wir bereits<lb/> meldeten, zum k. u. k. Infanterie-Regimente Nr.<lb/> 93 transferirt wurde, iſt geſtern Sonntag Morgens<lb/> 2 Uhr 44 Minuten mit der Nordbahn hier ein-<lb/> getroffen und begab ſich in Begleitung ſeines<lb/> Kammervorſtehers Herrn Major <hi rendition="#g">Rudnov.<lb/> Rudzinsky</hi> in die Stadt, wo er im „Hotel<lb/> Lauer“ das Abſteigequartier nahm. Ein Empfang<lb/> fand am Bahnhofe nicht ſtatt. Geſtern Vormittags<lb/> erſchien Se. Excellenz der Truppen-Diviſionär<lb/> FML. Ritter v. <hi rendition="#g">Gold</hi> im Hotel und machte<lb/> ſeine Aufwartung. Bald darauf fuhr Se. kaiſ.<lb/> Hoheit Herr Erzherzog <hi rendition="#g">Eugen</hi> vor dem „Hotel<lb/> Lauer“ vor und ſtattete dem Herrn Erzherzog<lb/><hi rendition="#g">Joſef Ferdinand</hi> einen längeren Beſuch ab.<lb/> Nachmittags fand in der Officiersmeſſe des 93.<lb/> Inf.-Regtes. zu Ehren des Herrn Erzherzogs ein<lb/> Diner ſtatt, an welchem auch Se. kaiſ. Hoheit der<lb/> Herr Erzherzog <hi rendition="#g">Eugen</hi> theilnahm. Eine Abtheilung<lb/> der Regiments-Capelle beſorgte die Tafelmuſik. Um<lb/> 3 Uhr Nachm. verließen die Herren Erzherzoge<lb/> die Officiersmeſſe und begaben ſich in das „Hotel<lb/> Lauer.“ Abends wohnten die Herren Erzherzoge<lb/> der Theatervorſtellung bis zum Schluſſe bei. —<lb/> Heute Vormittags 10 Uhr 50 Min. fand im<lb/> großen Saale des Militär Caſinos die Vorſtel-<lb/> lung der Herten Officiere der übrigen Truppen-<lb/> körper und der Militärbeamten ſtatt. Heute Mit-<lb/> tags wurde das hochw. getreue Metropolitanca-<lb/> pitel von dem Herrn Erzherzog Joſef Ferdinand<lb/> empfangen. Wie wir erfahren wird der Herr<lb/> Erzherzog nur heute und morgen Audienzen er-<lb/> theilen. Nach dieſen beiden Tagen finden Audien-<lb/> zen nicht mehr ſtatt. Am nächſten Mittwoch tritt<lb/> der Herr Erzherzog ſeinen Dienſt im Inf.-Rgte.<lb/> Nr. 93 an.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Beſtätigte Präſidenten-Wahl.)</hi> </head> <p>Der<lb/> Kaiſer hat mit Allerhöchſter Entſchließung vom<lb/> 2. Jänner d. J. die Wahl des Fürſten <hi rendition="#g">Hugo<lb/> zu Salm-Reifferſcheid</hi> zum Präſidenten<lb/> der mähriſchen Geſellſchaft zur Beförderung der<lb/> Landwirthſchaft, der Natur- und Landeskunde be-<lb/> ſtätigt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Perſonales.)</hi> </head> <p>Die in dem Befinden des<lb/> erkrankten Kammerpräſidenten Herrn Moritz<lb/><hi rendition="#g">Primaveſi</hi> vorgeſtern eingetretene Beſſerung<lb/> hält in erfreulicher Weiſe an.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Perſonalnachricht.)</hi> </head> <p>Der Herr k. k. Statt-<lb/> haltereirath und Leiter der Bezirkshauptmann-<lb/> ſchaft Dr. Hermann Freiherr v. <hi rendition="#g">Pillerstorff</hi><lb/> hat Sonntag einen längeren Urlaub angetreten.<lb/> Die Leitung der Bezirkshauptmannſchaft hat der<lb/> k. k. Bezirks-Commiſſär Herr Dr. Carl Freiherr<lb/> v. <hi rendition="#g">Heinold</hi> übernommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Trauung.)</hi> </head> <p>Geſtern Vormittags fand in<lb/> der hieſigen St. Michaelskirche die Trauung des<lb/> Frl. <hi rendition="#g">Marie Bayer,</hi> einer Tochter des hieſigen<lb/> Advocaten und Stadtverordneten Hrn. Dr. Conrad<lb/><hi rendition="#g">Bayer,</hi> welche noch von den hieſigen Wohl-<lb/> thätigkeits-Vorſtellungen in beſter Erinnerung<lb/> unſeres Publicums ſteht, mit Herrn Antonin<lb/><hi rendition="#g">Zagorski,</hi> Ingenieur und Baumeiſter in Wien,<lb/> Ritter des Franz Joſef-Ordens und Ehrenbür-<lb/> gers von Ottakring ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ernennung.)</hi> </head> <p>Der Handelsminiſter hat<lb/> den Caſſier der Poſt-Directionscaſſa in Brünn<lb/> Rudolf <hi rendition="#g">Hoffer</hi> zum Hauptcaſſier bei dieſer<lb/> Caſſa ernannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Leichenbegängniße.)</hi> </head> <p>Geſtern Nachmittags<lb/> 4 Uhr fand von der Radetzkyſtraße aus das<lb/> Leichenbegängniß des Frls. Julie <hi rendition="#g">Vrzal,</hi> der<lb/> Schweſter des Herrn Gymnaſialdirectors Dr. Vrzal,<lb/> unter zahlreicher Betheiligung ſtatt. Hinter dem<lb/> mit vielen prächtigen Kränzen geſchmückten Sarge<lb/> folgten die trauernden Angehörigen, ferner be-<lb/> merkten wir u. A.: Herrn Bürgermeiſter v. <hi rendition="#g">Engel,</hi><lb/> mehrere Herren Domprälaten, Herrn Gemeinde-<lb/> rath Dir. <hi rendition="#g">Thannabaur,</hi> Herrn kaiſ. Rath<lb/> Carl <hi rendition="#g">Graeſer,</hi> Herrn Gymnaſialdirecotr <hi rendition="#g">Seyß,</hi><lb/> zahlreiche Profeſſoren des ſlaviſchen und deutſchen<lb/> Gymnaſiums ſowie eine große Anzahl von<lb/> Schülern des ſlaviſchen Gymnaſiums. Auf dem<lb/> Friedhofe fand ſodann die nochmalige Einſegnung<lb/> der Leiche ſtatt. — Von der Landeskrankenanſtalt<lb/> aus fand am Samſtag Nachmittag ½4 Uhr das<lb/> Leichenbegängniß des beim k. k. Hauptzollamte<lb/><cb/> bedienſtet geweſenen ehem. Feldwebels des 93.<lb/> Inftr.-Regts., Herrn Felix <hi rendition="#g">Nitka,</hi> ſtatt. Dem<lb/> Sarge folgte eine große Anzahl Leidtragender,<lb/> unter ihnen viele Kameraden des Verblichenen.<lb/> Die Trauermuſik wurde von der Muſikcapelle des<lb/> 93. Inftr.-Regts. beſorgt. Die Unterofficiere des<lb/> 54. und 93 Inftr.-Regts. legten auf den Sarg<lb/> des Verblichenen je einen mit Schleifen geſchmück-<lb/> ten Kranz nieder.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Todesfall.)</hi> </head> <p>Unſere ſtädt. Sicherheitswache<lb/> hat durch den vorgeſtern Nachts, erfolgten Tod<lb/> des ſtädt. Wachführers Herrn Franz <hi rendition="#g">Urban</hi><lb/> einen Verluſt erlitten, indem der Verblichene zu<lb/> den tüchtigſten und eifrigſten Mitgliedern derſel-<lb/> ben zählte. Herr Urban war vor Kurzem an<lb/> einer Lungenentzündung erkrankt, welche den im<lb/> kräftigſten Mannesalter ſtehenden Mann dahin-<lb/> raffte. Bei ſeinen Vorgeſetzten war Urban, der<lb/> durch 19 Jahre im ſtädt. Dienſte ſtand, ſehr be-<lb/> liebt und erfreute ſich allgemeiner Achtung. Das<lb/> Begräbniß findet morgen Nachmittags 3 Uhr ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Das Masken- und Coſtümefeſt unſeres<lb/> Franenvereines),</hi> </head> <p>welches Samſtag Nachts im<lb/> prächtig geſchmückten, in eine coloſſale Eishöhle<lb/> umgewandelten ſtädt. Redoutenſaale ſtattfand.<lb/> reihte ſich in würdigſter Weiſe den früheren Ver-<lb/> anſtaltungen des genannten Vereines an. Den<lb/> größten Glanz erhielt dieſes wohlgelungene Feſt<lb/> dadurch, daß es von Sr. kaiſ. Hoheit, dem Herrn<lb/> Erzherzog <hi rendition="#g">Eugen,</hi> welcher auch das Protectorat<lb/> über dasſelbe huldvollſt übernommen hatte, durch<lb/> längeren Beſuch ausgezeichnet wurde. Wenn wir<lb/> zu unſerem Referate über dieſes Feſt ſchreiten, ſo<lb/> müſſen wir zunächſt der prächtigen Ausſchmückung<lb/> gedenken, welche der Redoutenſaal dießmal er-<lb/> halten hatte. Nach Durchſchreitung des Veſtibules,<lb/> welches in eine Felſengrotte umgewandelt und in<lb/> welchem ein in grünem Lichtſchimmer ſtrahlender<lb/> Waſſerfall angebracht war, gelangte man in den mit<lb/> Hunderten von electriſchen, färbigen Glühlichtern<lb/> glänzend beleuchteten Saal, deſſen Seitenwände<lb/> die Eisdecorationen einnahmen, während der<lb/> große Luſter einen rieſigen Eisklumpen darſtellte.<lb/> Sowohl die prächtigen vom Herrn Theater-<lb/> meiſter Geißler angefertigten, der Natur getreulich<lb/> nachgeahmten Eisdecorationen mit ihren hun-<lb/> derten von Eiskriſtallen, ſowie die effectvolle von<lb/> Herrn Paſſinger beigeſtellte electriſche Beleuch-<lb/> tung verliehen dem Saale einen geradezu wun-<lb/> derbaren, kaum mehr zu überbietenden Reiz. Es<lb/> herrſchte denn auch nur eine Stimme der Be-<lb/> wunderung über dieſe herrliche, in ihrer Art<lb/> einzig daſtehende Ausſchmückung, die unſer alters-<lb/> grauer Redoutenſaal von Meiſterhand erhalten<lb/> hatte. Während die Feſttheilnehmer in der Mitte des<lb/> Saales Aufſtellung genommen hatten und dem Ein-<lb/> zuge der coſtümirten Gruppen entgegenharrten, es war<lb/> gegen 9 Uhr, traf die Nachricht ein, daß der hohe<lb/> Protector des Feſtes Se. kaiſ. Hoheit der Herr<lb/> Erzherzog <hi rendition="#g">Eugen</hi> das Theatergebäude betreten<lb/> habe. Kurz darauf traf der Herr Erzherzog in<lb/> Begleitung Se. Excellenz des Herrn Diviſionärs<lb/> FML. R. v. <hi rendition="#g">Gold</hi> an der Saalpforte ein, wo<lb/> er von der Präſidentin des Frauenvereines Frau<lb/> Marie Schrötter, den Damen des Vereinsaus-<lb/> ſchuſſes und dem Feſtcomité ehrerbietigſt begrüßt<lb/> und empfangen wurde, während die Muſikcapelle<lb/> die Volkshymne anſtimmte. Se. kaiſ. Hoheit, der<lb/> von der Saaldecoration ſichtlich im hohen Grade<lb/> befriedigt war, nahm huldvollſt die ihm ange-<lb/> botene Tanzordnung im himmelblauen Sammt<lb/> entgegen, ließ ſich die Damen des Comité’s<lb/> vorſtellen, reichte hierauf Frau Marie Schrötter<lb/> den Arm und verfügte ſich mit derſelben<lb/> an die Stirnſeite des Saales, worauf Fanfaren<lb/> ertönten und der coſtümirte Feſtzug in zwei<lb/> Abtheilungen ſeinen Einzug hielt. Denſelben<lb/> eröffnete Prinz Carneval und zwei Fan-<lb/> farenbläſer; gleichzeitig ertönten vom Orcheſter<lb/> die Klänge des Einzugsmarſches. War auch dies-<lb/> mal die Zahl der coſtümirten Feſtbeſucher keine<lb/> ſo große, wie bei ähnlichen Feſten in früheren<lb/> Jahren, ſo war die Anzahl derſelben doch noch<lb/> immer eine ſtattliche zu nennen. Unſere reizende<lb/> Damenwelt hatte durchaus geſchmackvolle, mitunter<lb/> ganz prächtige Coſtümes gewählt, welche im Glanze<lb/> der electriſchen Beleuchtung beſtens zur Geltung<lb/> gelangten. Man ſah da gluthäugige Zigeunerinnen,<lb/> prächtige Spanierinnen, Magyarinnen und Ma-<lb/> gyaren, Polinnen, Orientalinnen, Teufelinnen,<lb/> eine reizende Gruppe von drei Sarnthalerinnen,<lb/> feſche Tiroler Mädeln, hübſche Damen im Alt-<lb/> wiener Coſtüm, einen ſtrammen Minneſänger<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
gebildet, in deſſen erſter Verſammlung Dr. Otto
Steinwender einhellig als Candidat aufgeſtellt
wurde; eine Deputation des Vereines wird ihn
zur Annahme der Wiederwahl zu beſtimmen ver-
ſuchen. Es gilt übrigens bereits als feſtſtehend,
daß Profeſſor Steinwender ſich nicht zu ſehr
ſträuben wird, und ſeine Wiederwahl dürfte auch
als geſichert anzuſehen ſein. Alle anderen Candi-
daturen, von denen bisher die Rede iſt, ſind
ausſichtslos. — Erwähnt ſei ſchließlich noch die
Thatſache, daß die Wahlſtädte Greifenburg,
Gmünd, Hermagor und Spittal den Dr. Stein-
wender zum Ehrenbürger ernannt haben.
(Die Vorgänge in der letzten Sitzung
des Wiener Gemeinderathes) werden im
Wiener Rathhauſe eifrig beſprochen. Da an eine
erſprießliche Arbeit in der Gemeindevertretung
nicht mehr zu denken iſt, ſo glaubt man allge-
mein, daß die Auflöſung des Gemeinde-
rathes nahe bevorſtehe. Im übrigen,
heißt es, daß infolge der freitägigen Scenen
Gemeinderath Gregorig gegen Stiasny und
Lueger gegen Frauenberger Ehrenbeleidigungs-
klagen einbringen werden.
(Ein Zwiſchenfall im Berliner Reichs-
tage.) Bei Berathung der Weinſteuer im deutſchen
Reichstag ereignete ſich Samſtag ein bedeutſamer
Zwiſchenfall. Payer, von der Württemberger
Volkspartei, polemiſirte gegen die Vorlage und
wunderte ſich, daß ſeine Regierung dem Entwurf
zuſtimmte. Sofort erhob ſich Miniſterpräſident
v. Mittnacht und gab die Erklärung ab, daß
Württemberg nie für die Weinſteuer zu haben
ſei, und auch jetzt im Bundesrathe gegen das
Miquel’ſche Project geſtimmt habe. Dieſe Aeuße-
rung erregte große Senſation, denn noch nie war
es vorgekommen, daß ein Miniſter gegen eine
Regierungsvorlage ſprach. Abg. Kardorf ſprang
auf und verlangte ſofortige Vertagung, da die
Rede Mittnacht’s eine trübe Perſpective auf ſelt-
ſame Verhältniſſe im Bundesrath eröffne. Man
müſſe vertagen, damit ſich der Reichskanzler äußern
könne. Es entſtand großer Lärm. Einige Redner
ſtimmten zu, andere, wie Richter, Singer eiferten
dagegen, weil eine Verlagung eine Cenſur der
freien Meinungsäußerung des bundesſtaatlichen
Miniſters bedeuten würde. Mittnacht ſelbſt er-
klärte, daß er den Reichskanzler vorher verſtändigt
hatte. Darauf wurde der Vertagungsantrag ab-
gelehnt und die Weinſteuerverhandlung an die
Commiſſion gewieſen.
(Die Jinanzen Italiens) ſind nach einer
Mittheilung der „N. Fr. Pr.“ ſchon ſo zerrütet,
daß der Fehlbetrag des letzten Jahres neunzig
Millionen Lire beträgt und die ſchwebende Schuld
bereits die Höhe von achthundert Millionen Lire
erreicht haben ſoll. Die Lage wird als eine ge-
radezu troſtloſe geſchildert; Erſparungen am
Budget und Steuererhöhungen ſeien unmöglich,
weil das Parlament nicht zuſtimmen werde. Man
denke bereits daran, daß die Negierung die
nothwendigen Maßregeln durch königliche Verord-
nungen ins Werk ſetzen werde. Es regen ſich
alſo auch in Italien Staatsſtreichpläne.
(Die Unruhen in Italien.) Ein Bericht
aus Rom macht darauf aufmerkſam, daß nicht
bloß Maſſa und Carrara ſocialiſtiſch durchwühlt
ſind, ſondern daß ſich um dieſen Mittelpunct noch
weitere Agitationsherde gruppiren, und zwar
Livorno, wo geradezu beklagenswerthe wirthſchaft-
liche Zuſtände herrſchen, ferner Piſa und Spezzia
wo eine nicht unbedeutende Zahl von Arbeitern
von auswärts kommenden Loſungsworten gehorcht.
Auch hier ſei eine ſcharfe Ueberwachung nothwen-
dig. In den letzten Tagen ging das Gerücht, es
gähre auch in der Romagna. Eine officiöſe Mit-
theilung aus Rom widerſpricht demſelben mit
folgenden Worten: „Die in den letzten Tagen
verbreiteten Gerüchte, wonach ſich auch in der
Romagna eine Agitation bemerkbar mache, welche
den Ausbruch von Ruheſtörungen befürchten laſſe,
beruhen lediglich auf Vermuthungen, die ſich auf
die bekannte Thatſache, daß die Romagna ſeit
Jahrhunderten eine ſchwer regierbare Provinz iſt,
ſtützen. Die in der Hauptſtadt bisher einlaufen-
den Berichte berechtigen zu der Erwartung, daß
die öffentliche Ordnung in der Romagna keine
Störung erfahren werde. Die Regierung hat
übrigens nicht unterlaſſen, alle im Hinblick auf
die Möglichkeit der angedeuteten Gefahr gebotenen
vorbeugenden Maßregeln zu treffen.“ Wer den
officiöſen Styl kennt und zwiſchen den Zeilen zu
leſen verſteht, wird leicht heraus finden, daß that-
ſächlich die Romagna ſtark gefährdet iſt.
Locales und Provinzielles.
Olmütz, 22. Jänner.
(Seine kaiſerl. Hoheit Herr Erzherzog
Joſef Ferdinand,) welcher, wie wir bereits
meldeten, zum k. u. k. Infanterie-Regimente Nr.
93 transferirt wurde, iſt geſtern Sonntag Morgens
2 Uhr 44 Minuten mit der Nordbahn hier ein-
getroffen und begab ſich in Begleitung ſeines
Kammervorſtehers Herrn Major Rudnov.
Rudzinsky in die Stadt, wo er im „Hotel
Lauer“ das Abſteigequartier nahm. Ein Empfang
fand am Bahnhofe nicht ſtatt. Geſtern Vormittags
erſchien Se. Excellenz der Truppen-Diviſionär
FML. Ritter v. Gold im Hotel und machte
ſeine Aufwartung. Bald darauf fuhr Se. kaiſ.
Hoheit Herr Erzherzog Eugen vor dem „Hotel
Lauer“ vor und ſtattete dem Herrn Erzherzog
Joſef Ferdinand einen längeren Beſuch ab.
Nachmittags fand in der Officiersmeſſe des 93.
Inf.-Regtes. zu Ehren des Herrn Erzherzogs ein
Diner ſtatt, an welchem auch Se. kaiſ. Hoheit der
Herr Erzherzog Eugen theilnahm. Eine Abtheilung
der Regiments-Capelle beſorgte die Tafelmuſik. Um
3 Uhr Nachm. verließen die Herren Erzherzoge
die Officiersmeſſe und begaben ſich in das „Hotel
Lauer.“ Abends wohnten die Herren Erzherzoge
der Theatervorſtellung bis zum Schluſſe bei. —
Heute Vormittags 10 Uhr 50 Min. fand im
großen Saale des Militär Caſinos die Vorſtel-
lung der Herten Officiere der übrigen Truppen-
körper und der Militärbeamten ſtatt. Heute Mit-
tags wurde das hochw. getreue Metropolitanca-
pitel von dem Herrn Erzherzog Joſef Ferdinand
empfangen. Wie wir erfahren wird der Herr
Erzherzog nur heute und morgen Audienzen er-
theilen. Nach dieſen beiden Tagen finden Audien-
zen nicht mehr ſtatt. Am nächſten Mittwoch tritt
der Herr Erzherzog ſeinen Dienſt im Inf.-Rgte.
Nr. 93 an.
(Beſtätigte Präſidenten-Wahl.) Der
Kaiſer hat mit Allerhöchſter Entſchließung vom
2. Jänner d. J. die Wahl des Fürſten Hugo
zu Salm-Reifferſcheid zum Präſidenten
der mähriſchen Geſellſchaft zur Beförderung der
Landwirthſchaft, der Natur- und Landeskunde be-
ſtätigt.
(Perſonales.) Die in dem Befinden des
erkrankten Kammerpräſidenten Herrn Moritz
Primaveſi vorgeſtern eingetretene Beſſerung
hält in erfreulicher Weiſe an.
(Perſonalnachricht.) Der Herr k. k. Statt-
haltereirath und Leiter der Bezirkshauptmann-
ſchaft Dr. Hermann Freiherr v. Pillerstorff
hat Sonntag einen längeren Urlaub angetreten.
Die Leitung der Bezirkshauptmannſchaft hat der
k. k. Bezirks-Commiſſär Herr Dr. Carl Freiherr
v. Heinold übernommen.
(Trauung.) Geſtern Vormittags fand in
der hieſigen St. Michaelskirche die Trauung des
Frl. Marie Bayer, einer Tochter des hieſigen
Advocaten und Stadtverordneten Hrn. Dr. Conrad
Bayer, welche noch von den hieſigen Wohl-
thätigkeits-Vorſtellungen in beſter Erinnerung
unſeres Publicums ſteht, mit Herrn Antonin
Zagorski, Ingenieur und Baumeiſter in Wien,
Ritter des Franz Joſef-Ordens und Ehrenbür-
gers von Ottakring ſtatt.
(Ernennung.) Der Handelsminiſter hat
den Caſſier der Poſt-Directionscaſſa in Brünn
Rudolf Hoffer zum Hauptcaſſier bei dieſer
Caſſa ernannt.
(Leichenbegängniße.) Geſtern Nachmittags
4 Uhr fand von der Radetzkyſtraße aus das
Leichenbegängniß des Frls. Julie Vrzal, der
Schweſter des Herrn Gymnaſialdirectors Dr. Vrzal,
unter zahlreicher Betheiligung ſtatt. Hinter dem
mit vielen prächtigen Kränzen geſchmückten Sarge
folgten die trauernden Angehörigen, ferner be-
merkten wir u. A.: Herrn Bürgermeiſter v. Engel,
mehrere Herren Domprälaten, Herrn Gemeinde-
rath Dir. Thannabaur, Herrn kaiſ. Rath
Carl Graeſer, Herrn Gymnaſialdirecotr Seyß,
zahlreiche Profeſſoren des ſlaviſchen und deutſchen
Gymnaſiums ſowie eine große Anzahl von
Schülern des ſlaviſchen Gymnaſiums. Auf dem
Friedhofe fand ſodann die nochmalige Einſegnung
der Leiche ſtatt. — Von der Landeskrankenanſtalt
aus fand am Samſtag Nachmittag ½4 Uhr das
Leichenbegängniß des beim k. k. Hauptzollamte
bedienſtet geweſenen ehem. Feldwebels des 93.
Inftr.-Regts., Herrn Felix Nitka, ſtatt. Dem
Sarge folgte eine große Anzahl Leidtragender,
unter ihnen viele Kameraden des Verblichenen.
Die Trauermuſik wurde von der Muſikcapelle des
93. Inftr.-Regts. beſorgt. Die Unterofficiere des
54. und 93 Inftr.-Regts. legten auf den Sarg
des Verblichenen je einen mit Schleifen geſchmück-
ten Kranz nieder.
(Todesfall.) Unſere ſtädt. Sicherheitswache
hat durch den vorgeſtern Nachts, erfolgten Tod
des ſtädt. Wachführers Herrn Franz Urban
einen Verluſt erlitten, indem der Verblichene zu
den tüchtigſten und eifrigſten Mitgliedern derſel-
ben zählte. Herr Urban war vor Kurzem an
einer Lungenentzündung erkrankt, welche den im
kräftigſten Mannesalter ſtehenden Mann dahin-
raffte. Bei ſeinen Vorgeſetzten war Urban, der
durch 19 Jahre im ſtädt. Dienſte ſtand, ſehr be-
liebt und erfreute ſich allgemeiner Achtung. Das
Begräbniß findet morgen Nachmittags 3 Uhr ſtatt.
(Das Masken- und Coſtümefeſt unſeres
Franenvereines), welches Samſtag Nachts im
prächtig geſchmückten, in eine coloſſale Eishöhle
umgewandelten ſtädt. Redoutenſaale ſtattfand.
reihte ſich in würdigſter Weiſe den früheren Ver-
anſtaltungen des genannten Vereines an. Den
größten Glanz erhielt dieſes wohlgelungene Feſt
dadurch, daß es von Sr. kaiſ. Hoheit, dem Herrn
Erzherzog Eugen, welcher auch das Protectorat
über dasſelbe huldvollſt übernommen hatte, durch
längeren Beſuch ausgezeichnet wurde. Wenn wir
zu unſerem Referate über dieſes Feſt ſchreiten, ſo
müſſen wir zunächſt der prächtigen Ausſchmückung
gedenken, welche der Redoutenſaal dießmal er-
halten hatte. Nach Durchſchreitung des Veſtibules,
welches in eine Felſengrotte umgewandelt und in
welchem ein in grünem Lichtſchimmer ſtrahlender
Waſſerfall angebracht war, gelangte man in den mit
Hunderten von electriſchen, färbigen Glühlichtern
glänzend beleuchteten Saal, deſſen Seitenwände
die Eisdecorationen einnahmen, während der
große Luſter einen rieſigen Eisklumpen darſtellte.
Sowohl die prächtigen vom Herrn Theater-
meiſter Geißler angefertigten, der Natur getreulich
nachgeahmten Eisdecorationen mit ihren hun-
derten von Eiskriſtallen, ſowie die effectvolle von
Herrn Paſſinger beigeſtellte electriſche Beleuch-
tung verliehen dem Saale einen geradezu wun-
derbaren, kaum mehr zu überbietenden Reiz. Es
herrſchte denn auch nur eine Stimme der Be-
wunderung über dieſe herrliche, in ihrer Art
einzig daſtehende Ausſchmückung, die unſer alters-
grauer Redoutenſaal von Meiſterhand erhalten
hatte. Während die Feſttheilnehmer in der Mitte des
Saales Aufſtellung genommen hatten und dem Ein-
zuge der coſtümirten Gruppen entgegenharrten, es war
gegen 9 Uhr, traf die Nachricht ein, daß der hohe
Protector des Feſtes Se. kaiſ. Hoheit der Herr
Erzherzog Eugen das Theatergebäude betreten
habe. Kurz darauf traf der Herr Erzherzog in
Begleitung Se. Excellenz des Herrn Diviſionärs
FML. R. v. Gold an der Saalpforte ein, wo
er von der Präſidentin des Frauenvereines Frau
Marie Schrötter, den Damen des Vereinsaus-
ſchuſſes und dem Feſtcomité ehrerbietigſt begrüßt
und empfangen wurde, während die Muſikcapelle
die Volkshymne anſtimmte. Se. kaiſ. Hoheit, der
von der Saaldecoration ſichtlich im hohen Grade
befriedigt war, nahm huldvollſt die ihm ange-
botene Tanzordnung im himmelblauen Sammt
entgegen, ließ ſich die Damen des Comité’s
vorſtellen, reichte hierauf Frau Marie Schrötter
den Arm und verfügte ſich mit derſelben
an die Stirnſeite des Saales, worauf Fanfaren
ertönten und der coſtümirte Feſtzug in zwei
Abtheilungen ſeinen Einzug hielt. Denſelben
eröffnete Prinz Carneval und zwei Fan-
farenbläſer; gleichzeitig ertönten vom Orcheſter
die Klänge des Einzugsmarſches. War auch dies-
mal die Zahl der coſtümirten Feſtbeſucher keine
ſo große, wie bei ähnlichen Feſten in früheren
Jahren, ſo war die Anzahl derſelben doch noch
immer eine ſtattliche zu nennen. Unſere reizende
Damenwelt hatte durchaus geſchmackvolle, mitunter
ganz prächtige Coſtümes gewählt, welche im Glanze
der electriſchen Beleuchtung beſtens zur Geltung
gelangten. Man ſah da gluthäugige Zigeunerinnen,
prächtige Spanierinnen, Magyarinnen und Ma-
gyaren, Polinnen, Orientalinnen, Teufelinnen,
eine reizende Gruppe von drei Sarnthalerinnen,
feſche Tiroler Mädeln, hübſche Damen im Alt-
wiener Coſtüm, einen ſtrammen Minneſänger
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