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Mährisches Tagblatt. Nr. 166, Olmütz, 24.07.1893.

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[Spaltenumbruch]
(Zur Errichtung eines Obergymnasiums
in Währisch-Schönberg.)

Der mährische
Landesausschuß hat mit einem am 13. Juli l. J.
herabgelangten, an das Mähr.-Schönberger Bür-
germeisteramt gerichteten Erlasse vom 1. Juli die
Erweiterung des bestehenden vierclassigen Landes-
Realgymnasiums in Mähr.-Schönberg zu einem
vollständigen achtclassigen Gymnasium unter vor-
läufiger Beibehaltung des für die unteren vier
Classen bestehenden Lehrplanes genehmigt und
den am Realgymnasium angestellten Professoren,
da dieselben für das ganze Gymnasium befähigt
sind, auch die Lehrfreiheit für die zu errichtenden
vier Classen des Obergymnasiums zugestanden.
Die Bewilligung des k. k. Ministeriums für
Cultus und Unterricht zur Eröffnung der fünf-
ten Gymnasialclasse mit Beginn des Schuljahres
1893/94, d. i. am 16. September 1893, wird
schon in den nächsten Tagen erwartet.

(Verbesserung der Lage der Eisenbahn-
Diurnisten.)

Der Verein der Hilfsbeamten der
österreichischen Eisenbahnen hat an den Reichs-
rath eine Petition gerichtet, worin er um Ein-
flußnahme zur Verbesserung der materiellen In-
teressen der Diurnisten bittet. Das Abgeordneten-
haus hat diese Petition der Regierung zur ein-
gehendsten Würdigung und Unterstützung ab-
getreten. Nach drei Richtungen hin soll nach der
Bitte des Vereines die Verbesserung der Lage
der Diurnisten vor sich gehen, und zwar Erhöhung
des Diurnums, definitive Anstellung als Beamte
nach einer bestimmten zurückgelegten Dienstzeit und
Gewährung der Altersversorgung. Die Südbahn
Nordbahn und die Staatseisenbahngesellschaft haben
aus eigener Initiative die Diurnisten-Frage
günstig gelöst, indem sie Diurnisten definitiv
anstellten und so denselben eine Altersversorgung
sicherten. Wie das "N. Wr. Adbl." erfährt, hat
nun die General-Inspection der österr. Eisen-
bahnen im Auftrage des Handelsministeriums
einen Erlaß ergehen lassen, in welchem sie Bericht-
erstattung bis Ende August verlangt über die
Modalitäten, unter welchen Diurnisten aufge-
nommen werden, über die Höhe des Diurnums
und der Anzahl der Diurnisten, über die Bela-
stungen, welche den Verwaltungen und den Pen-
sionsfonds aus der Erfüllung der genannten
Wünsche der Diurnisten erwachsen dürften.

(Amtausch von Eisenbahn Frachtbriefen.)

Nachdem die mit der Verordnung der Ministerien
der Finanzen und des Handels vom 1. April
1884 in Verschleiß gesetzten Eisenbahn-Frachtbrief-
Blankette mit eingedrucktem Stempelzeichen mit
1. Juli 1893 außer Gebrauch gesetzt worden
sind, können die bis zum 30. Juni 1893 unver-
wendet gebliebenen Frachtbrief-Blankette der ge-
dachten Art, nach einer am 21. Juli in der
"Wr. Ztg." publicirten Verordnung des Finanz-
ministeriums, bis Ende September 1893 bei
den hiezu berufenen Verschleißämtern, sofern diese
Blankette keinerlei Eintragungen enthalten, un-
entgeltlich gegen neue Frachtbrief-Blankette der
Emission 1893 umgetauscht werden. Ebenso
können innerhalb derselben Frist auch jene alt-
artigen Frachtbrief-Blankette, welche mit Hand-
oder mit Druckschrift hergestellte Eintragungen
enthalten, von denen aber ein eisenbahnamtlicher
Gebrauch nicht gemacht wurde, jedoch nur unter
Beobachtung der diesfalls bestehenden Vorsichten
und Vergütung der Blankettengebühr von 1/2
Kreuzer gegen neue Frachtbriefblankette der Emis-
sion 1893 umgetauscht werden. Nach dem 30.
September 1893 findet eine Auswechslung der
bezeichneten altartigen Frachtbriefblankette nicht statt.

(In Verlust gerathen)

ist am letzten
Samstag auf dem Wege von der Johann-Allee
durch die Theresiengasse zum Niederringe Adalbert
Stifter's Werk: "Der Hochwald." Der
Finder wolle das Werk in der Administration
des "Mährischen Tagblattes" abgeben, wo ihm
eine entsprechende Belohnung zu theil werden
wird.




Vom Tage.
(Zur Kosegger-Feier.)

Aus Mürzzuschlag
wird gemeldet: Das von einem Comite hervor-
ragender Persönlichkeiten zu Ehren Roseggers
veranstaltete Nationalfest in Mürzzuschlag wird
sich zu einer imposanten Huldigung für den
steirischen Dichter gestalten. An sämmtliche Reichs-
rathsabgeordnete und Bürgermeister Steiermarks
ergingen, vom Landmarschall Grafen Wurmbrandt
[Spaltenumbruch] und Bürgermeister Dr. Portugall unterfertigt,
Einladungen zu dem Feste. Ungefähr 200
Bürgermeister haben auch ihre Bereitwilligkeit
zugesagt. Das Programm wurde dieser Tage
festgestellt. Zu den Anziehungspunkten des Festes
dürfte ein im großen Style arrangirter Festzug
zählen, in welchem die verschiedenen Industrie-
und Wirthschaftszweige Seiermarks dargestellt
werden sollen. Ein aus intimen Freunden Ro-
seggers gebildetes engeres Comite hat in Kreisen,
in denen der Dichter sich besonderer Sympathien
erfreut, eine Sammlung eingeleitet und die
Ueberreichung eines Ehrengeschenkes angeregt. Die
Idee fand lebhaftesten Anklang. Rechnungsrath
Krauß in Graz war in der Lage, in einer vor-
gestern abgehaltenen Sitzung zu berichten, daß
die bisher eingeleiteten Sammlungen einen über-
aus schönen Erfolg aufzuweisen haben. In aner-
kenneswerther Weise betheiligt sich an dem Lie-
beswerte die Lehrerschaft Oesterreichs.

(Franz Nissel +.)

Die Leiche des am
20. d. in Gleichenberg verstorbenen Dichters
Franz Nissel wurde Samstag Abends nach Wien ge-
bracht und direct auf den Centralfriedhof geführt.
Heute wird die Leiche in der Friedhofskapelle
aufgebahrt. Morgen Nachmittags findet dort um
3 Uhr die feierliche Einsegnung und die Bei-
setzung der sterblichen Hülle des Dichters im
eigenen Grabe statt.

(Der neueste Distanzsport.)

Distanzreiten,
Schwimmen, Distanzgehen, Distanzfahren zu
Wagen, Bicycle und Schiebkarren -- das Alles
ist bereits dagewesen. Der Distanzsport treibt aber
immer frische Blüthen und das Neueste ist, daß
er sie auch auf künstlerischem Gebiete sucht. Der
nächste Distanzwettstreit wird ein -- Distanz-
singen
sein, das berufen erscheint, selbst den
berühmten Wettgesang auf der Wartburg in
Schatten zu stellen. Als Arrangeur des "Distanz-
singens wird der academische Gesangverein zu
Wien fungiren, der damit seine erste Veran-
staltung nach den Ferien halten will. Für den
Zweck wird ein eigener "Canon" componirt
und die Preisbewerber werden sich im Chor und
in Einzelleistung an dessen Wiedergabe betheiligen.
Für die Preisrichter werden verschiedene Factoren
maßgebend sein. Die Höhe des Tones, die Schnel-
ligkeit und Geläufigkeit, mit welcher er gebracht,
die Ausdauer, mit welcher er festgehalten wird
u. s. w. Auch ein Weitsingen soll eine
Nummer des Programms bilden, nur darf man
da nicht an die bisher üblichen Distanzposten
zwischen Wien-Floridsdorf und Berlin-Tempel-
hofer Feld denken. Die Concurrenten, die man
in erster Reihe unter den Mitgliedern des Acade-
mischen Gesangvereins zu suchen haben wird,
werden sich vorwiegend aus "Amateurs" zu-
sammensetzen.

(Koketterie und Hygiene.)

Aus Paris
schreibt man der "N. Fr. Pr.: "Zwischen den
tonangebenden Pariser Aerzten und den Pari-
serinnen am Meeresstrande wird gegenwärtig eine
Fehde ausgetragen, bei welcher die medicinische
Facultät nicht den Kürzeren ziehen dürfte. Es
handelt sich hier um eine Frage, die alljährlich
um diese Epoche auftaucht, die aber seitens der
Aerzte noch niemals so energisch beantwortet
worden, als heuer. Wenn man nämlich die Vi-
sitkarten p. p. c. bei den Bekannten in Paris
abgegeben hat, pflegt man nicht lange Zeit darauf
im Reiche Neptuns seinen Antrittsbesuch zu
machen, und jene Damen, die von einem allzu
freigebigen Geschicke mit leiblicher Fülle bedacht
worden, lieben es, hiezu eines jener Wassermieder
anzulegen, das sich von den Stadt- und Land-
miedern nur dadurch unterscheidet, daß es nicht
rostet, wenn es in Contact mit dem feuchten Ele-
mente gebracht wird. Umsonst berufen sich die
Aerzte auf das Beispiel der antiken Nymphen,
die niemals zu solchen Mitteln der Koketterie
griffen und trotzdem sich einer seit Jahrtausenden
währenden schmeichelhaften Reputation erfreuen;
nein, die Damen wollten auch im Wasser die
fünfzig Centimeter Taillenweite nicht überschreiten.
Nun aber ist den Aerzten die Geduld ausgegan-
gen, und sie erklären in Wort und Schrift, daß
die Wassermieder zu den schädlichen Erfindungen
gehören, daß diese beim Schwimmen sogar Ohn-
machten und Uebelkeiten erzeugen können, welch'
erstere sich auf einem Wellensofa viel schlechter
machen, als auf einem bequemen Fauteuil des Pa-
riser Boudoirs. Umsonst flehen die Damen, um-
sonst erbieten sie sich zu Concessionen, umsonst
[Spaltenumbruch] kündigen die Miederfabrikanten Mieder an, die
eigentlich keine sind; die Aerzte bleiben fest und
so sehen die Pariserinnen nur einen Ausweg,
den, zu gehorchen. Wie Gott Neptun die Sache
aufnehmen wird, das dürfte leider nicht so bald
ans Tageslicht kommen -- es sei denn, daß ihn
ein geschickter Reporter zu interviewen versteht.

(Eine Erinnerung an die Ristori)

hat
der kürzlich in Barcelona erfolgte Tod eines
früheren Galeerensclaven wachgerufen. Als im
Jahre 1865 die Ristori in Madrid gastirte, war
die Königin Isabella von dem Spiel der Künst-
lerin so hingerissen, daß sie in einem Zwischenact
die Tragödin in ihre Loge befahl, einen kostbaren
Ring vom Finger zog und denselben der Schau-
spielerin mit dem Ersuchen überreichte, sich eine
Gnade zu erbitten. Nun hatte die Ristori, kurz
bevor sie in das Theater fuhr, in der Zeitung
gelesen, daß die Königin das gegen einen gewissen
Manuel Gonzages gefällte Todesurtheil unter-
schrieben habe und daß dasselbe in den nächsten
Tagen werde vollstreckt werden. Bei der Auf-
forderung der Königin, sich eine Gnade zu er-
bitten, fiel der Tragödin der Delinquent ein,
dessen Schicksal sie dauerte, denn Gonzages war
nur aus Verzweiflung darüber, daß Vater und
Bruder seiner Angebeteten von einer Verbindung
mit ihm nichts hatten wissen wollen, zum Mörder
geworden, indem er die beiden Zerstörer seines
Glücks niederschoß. So flehte denn die Künstlerin
um Gnade für den Verurtheilten, welche Isabella
im Hinblick darauf, daß sie nunmehr ihre Unter-
schrift widerrufen mußte, mit dem ebenso artigen
wie geistreichen Compliment gewährte: "Die
Ristori spielt nicht nur Königinnen, sie spielt
auch mit Königinnen!" Zwanzig Jahre schmachtete
der so noch im letzten Moment dem Henker
Entrissene im Kerker. Erst im Jahre 1886 völlig
begnadigt, siedelte sich Gonzages in Barcelona
an und begann hier, von einigen Menschenfreun-
den unterstützt, einen kleinen Handel, den er nicht
ohne Erfolg betrieb, bis ihn vor einigen Tagen
der Tod vor den höchsten Richter rief.

(Ein lebensmüder Journalist,)

der, bis
zum letzten Athemzug Zeitungsschreiber, sich den
Kopf darüber zerbricht, unter welcher Spitzmarke
die Nachricht von seinem Selbstmorde eigentlich
zu veröffentlichen wäre -- so etwas ist natürlich
nur in Amerika möglich. In New-York hat sich
nämlich ein sechsunddreißigjähriger Journalist
ertränkt, nicht ohne ein Schriftstück zu hinter-
lassen, in dem er erklärt, sieben Wochen ange-
strengt die Für und Wider seiner That bedacht
zu haben. Kann man dem gegenüber, fragt er
zum Schluß, meinen Fall unter dem Titel: "Im
Augenblick des Selbstmordes geistig gestört", ver-
öffentlichen?

(Die Ausgrabungen in Troja.)

Nach
einer Athener Meldung des "Standard" ist
Dörpfeld, Director des deutschen archäologischen
Instituts in Athen, von Hissarlik zurückgekehrt,
wo er die Ausgrabungen auf Kosten der Frau
Schliemann fortgesetzt hat. Er glaubt, er habe
die Ueberreste des eigentlichen Trojas Homers
entdeckt, indeß nicht in der zweiten Schicht, wie er
anfänglich wähnte, sondern in der sechsten. Er hat eine
große Anzahl von Gegenständen, die dem mykenäi-
schen Zeitalter zugeschrieben werden können, bloßge-
legt, desgleichen mehrere Gebäude und einen Theil
der Mauern der Stadt, die zweimal so groß
wie die in der zweiten Schicht vorgefundenen
Spuren ist. Die Gebäude sind nicht wie die in
Tiryns zusammenhängend, sondern von einander
getrennt. Die großen Stadtmauern sind nachezu
sechs Fuß dick; die der Akropolis bestehen aus
riesigen, regelmäßig behauenen, 16 Fuß dicken
Quadersteinen. Die Forschungen werden bis
April auf Kosten der deutschen Regierung fort-
gesetzt.

(Hebung des gesunkenen englischen
Kriegsschiffes "Victoria".)

Die schreckliche
Catastrophe, welche vor wenigen Wochen den
Untergang des englischen Panzerschiffes "Victoria"
und den Tod von hunderten von Menschen zur
Folge hatte, bildet auch in materieller Hinsicht
einen großen Verlust selbst für das reiche Bri-
tannien. Wie immer in solchen Fällen, wird
auch hier der Plan erwogen, das gesunkene Schiff
zu heben. Ein Italiener Balsamello, welcher
schon neulich zu Civita Vecchia im Beisein von
Sachverständigen sehr befriedigende Versuche mit
einem von ihm erfundenen System der Schiffs-
hebung anstellte, hat sich nach Mittheilung des

[Spaltenumbruch]
(Zur Errichtung eines Obergymnaſiums
in Währiſch-Schönberg.)

Der mähriſche
Landesausſchuß hat mit einem am 13. Juli l. J.
herabgelangten, an das Mähr.-Schönberger Bür-
germeiſteramt gerichteten Erlaſſe vom 1. Juli die
Erweiterung des beſtehenden vierclaſſigen Landes-
Realgymnaſiums in Mähr.-Schönberg zu einem
vollſtändigen achtclaſſigen Gymnaſium unter vor-
läufiger Beibehaltung des für die unteren vier
Claſſen beſtehenden Lehrplanes genehmigt und
den am Realgymnaſium angeſtellten Profeſſoren,
da dieſelben für das ganze Gymnaſium befähigt
ſind, auch die Lehrfreiheit für die zu errichtenden
vier Claſſen des Obergymnaſiums zugeſtanden.
Die Bewilligung des k. k. Miniſteriums für
Cultus und Unterricht zur Eröffnung der fünf-
ten Gymnaſialclaſſe mit Beginn des Schuljahres
1893/94, d. i. am 16. September 1893, wird
ſchon in den nächſten Tagen erwartet.

(Verbeſſerung der Lage der Eiſenbahn-
Diurniſten.)

Der Verein der Hilfsbeamten der
öſterreichiſchen Eiſenbahnen hat an den Reichs-
rath eine Petition gerichtet, worin er um Ein-
flußnahme zur Verbeſſerung der materiellen In-
tereſſen der Diurniſten bittet. Das Abgeordneten-
haus hat dieſe Petition der Regierung zur ein-
gehendſten Würdigung und Unterſtützung ab-
getreten. Nach drei Richtungen hin ſoll nach der
Bitte des Vereines die Verbeſſerung der Lage
der Diurniſten vor ſich gehen, und zwar Erhöhung
des Diurnums, definitive Anſtellung als Beamte
nach einer beſtimmten zurückgelegten Dienſtzeit und
Gewährung der Altersverſorgung. Die Südbahn
Nordbahn und die Staatseiſenbahngeſellſchaft haben
aus eigener Initiative die Diurniſten-Frage
günſtig gelöſt, indem ſie Diurniſten definitiv
anſtellten und ſo denſelben eine Altersverſorgung
ſicherten. Wie das „N. Wr. Adbl.“ erfährt, hat
nun die General-Inſpection der öſterr. Eiſen-
bahnen im Auftrage des Handelsminiſteriums
einen Erlaß ergehen laſſen, in welchem ſie Bericht-
erſtattung bis Ende Auguſt verlangt über die
Modalitäten, unter welchen Diurniſten aufge-
nommen werden, über die Höhe des Diurnums
und der Anzahl der Diurniſten, über die Bela-
ſtungen, welche den Verwaltungen und den Pen-
ſionsfonds aus der Erfüllung der genannten
Wünſche der Diurniſten erwachſen dürften.

(Amtauſch von Eiſenbahn Frachtbriefen.)

Nachdem die mit der Verordnung der Miniſterien
der Finanzen und des Handels vom 1. April
1884 in Verſchleiß geſetzten Eiſenbahn-Frachtbrief-
Blankette mit eingedrucktem Stempelzeichen mit
1. Juli 1893 außer Gebrauch geſetzt worden
ſind, können die bis zum 30. Juni 1893 unver-
wendet gebliebenen Frachtbrief-Blankette der ge-
dachten Art, nach einer am 21. Juli in der
„Wr. Ztg.“ publicirten Verordnung des Finanz-
miniſteriums, bis Ende September 1893 bei
den hiezu berufenen Verſchleißämtern, ſofern dieſe
Blankette keinerlei Eintragungen enthalten, un-
entgeltlich gegen neue Frachtbrief-Blankette der
Emiſſion 1893 umgetauſcht werden. Ebenſo
können innerhalb derſelben Friſt auch jene alt-
artigen Frachtbrief-Blankette, welche mit Hand-
oder mit Druckſchrift hergeſtellte Eintragungen
enthalten, von denen aber ein eiſenbahnamtlicher
Gebrauch nicht gemacht wurde, jedoch nur unter
Beobachtung der diesfalls beſtehenden Vorſichten
und Vergütung der Blankettengebühr von ½
Kreuzer gegen neue Frachtbriefblankette der Emiſ-
ſion 1893 umgetauſcht werden. Nach dem 30.
September 1893 findet eine Auswechslung der
bezeichneten altartigen Frachtbriefblankette nicht ſtatt.

(In Verluſt gerathen)

iſt am letzten
Samſtag auf dem Wege von der Johann-Allee
durch die Thereſiengaſſe zum Niederringe Adalbert
Stifter’s Werk: „Der Hochwald.“ Der
Finder wolle das Werk in der Adminiſtration
des „Mähriſchen Tagblattes“ abgeben, wo ihm
eine entſprechende Belohnung zu theil werden
wird.




Vom Tage.
(Zur Koſegger-Feier.)

Aus Mürzzuſchlag
wird gemeldet: Das von einem Comité hervor-
ragender Perſönlichkeiten zu Ehren Roſeggers
veranſtaltete Nationalfeſt in Mürzzuſchlag wird
ſich zu einer impoſanten Huldigung für den
ſteiriſchen Dichter geſtalten. An ſämmtliche Reichs-
rathsabgeordnete und Bürgermeiſter Steiermarks
ergingen, vom Landmarſchall Grafen Wurmbrandt
[Spaltenumbruch] und Bürgermeiſter Dr. Portugall unterfertigt,
Einladungen zu dem Feſte. Ungefähr 200
Bürgermeiſter haben auch ihre Bereitwilligkeit
zugeſagt. Das Programm wurde dieſer Tage
feſtgeſtellt. Zu den Anziehungspunkten des Feſtes
dürfte ein im großen Style arrangirter Feſtzug
zählen, in welchem die verſchiedenen Induſtrie-
und Wirthſchaftszweige Seiermarks dargeſtellt
werden ſollen. Ein aus intimen Freunden Ro-
ſeggers gebildetes engeres Comité hat in Kreiſen,
in denen der Dichter ſich beſonderer Sympathien
erfreut, eine Sammlung eingeleitet und die
Ueberreichung eines Ehrengeſchenkes angeregt. Die
Idee fand lebhafteſten Anklang. Rechnungsrath
Krauß in Graz war in der Lage, in einer vor-
geſtern abgehaltenen Sitzung zu berichten, daß
die bisher eingeleiteten Sammlungen einen über-
aus ſchönen Erfolg aufzuweiſen haben. In aner-
kenneswerther Weiſe betheiligt ſich an dem Lie-
beswerte die Lehrerſchaft Oeſterreichs.

(Franz Niſſel †.)

Die Leiche des am
20. d. in Gleichenberg verſtorbenen Dichters
Franz Niſſel wurde Samſtag Abends nach Wien ge-
bracht und direct auf den Centralfriedhof geführt.
Heute wird die Leiche in der Friedhofskapelle
aufgebahrt. Morgen Nachmittags findet dort um
3 Uhr die feierliche Einſegnung und die Bei-
ſetzung der ſterblichen Hülle des Dichters im
eigenen Grabe ſtatt.

(Der neueſte Diſtanzſport.)

Diſtanzreiten,
Schwimmen, Diſtanzgehen, Diſtanzfahren zu
Wagen, Bicycle und Schiebkarren — das Alles
iſt bereits dageweſen. Der Diſtanzſport treibt aber
immer friſche Blüthen und das Neueſte iſt, daß
er ſie auch auf künſtleriſchem Gebiete ſucht. Der
nächſte Diſtanzwettſtreit wird ein — Diſtanz-
ſingen
ſein, das berufen erſcheint, ſelbſt den
berühmten Wettgeſang auf der Wartburg in
Schatten zu ſtellen. Als Arrangeur des „Diſtanz-
ſingens wird der academiſche Geſangverein zu
Wien fungiren, der damit ſeine erſte Veran-
ſtaltung nach den Ferien halten will. Für den
Zweck wird ein eigener „Canon“ componirt
und die Preisbewerber werden ſich im Chor und
in Einzelleiſtung an deſſen Wiedergabe betheiligen.
Für die Preisrichter werden verſchiedene Factoren
maßgebend ſein. Die Höhe des Tones, die Schnel-
ligkeit und Geläufigkeit, mit welcher er gebracht,
die Ausdauer, mit welcher er feſtgehalten wird
u. ſ. w. Auch ein Weitſingen ſoll eine
Nummer des Programms bilden, nur darf man
da nicht an die bisher üblichen Diſtanzpoſten
zwiſchen Wien-Floridsdorf und Berlin-Tempel-
hofer Feld denken. Die Concurrenten, die man
in erſter Reihe unter den Mitgliedern des Acade-
miſchen Geſangvereins zu ſuchen haben wird,
werden ſich vorwiegend aus „Amateurs“ zu-
ſammenſetzen.

(Koketterie und Hygiene.)

Aus Paris
ſchreibt man der „N. Fr. Pr.: „Zwiſchen den
tonangebenden Pariſer Aerzten und den Pari-
ſerinnen am Meeresſtrande wird gegenwärtig eine
Fehde ausgetragen, bei welcher die mediciniſche
Facultät nicht den Kürzeren ziehen dürfte. Es
handelt ſich hier um eine Frage, die alljährlich
um dieſe Epoche auftaucht, die aber ſeitens der
Aerzte noch niemals ſo energiſch beantwortet
worden, als heuer. Wenn man nämlich die Vi-
ſitkarten p. p. c. bei den Bekannten in Paris
abgegeben hat, pflegt man nicht lange Zeit darauf
im Reiche Neptuns ſeinen Antrittsbeſuch zu
machen, und jene Damen, die von einem allzu
freigebigen Geſchicke mit leiblicher Fülle bedacht
worden, lieben es, hiezu eines jener Waſſermieder
anzulegen, das ſich von den Stadt- und Land-
miedern nur dadurch unterſcheidet, daß es nicht
roſtet, wenn es in Contact mit dem feuchten Ele-
mente gebracht wird. Umſonſt berufen ſich die
Aerzte auf das Beiſpiel der antiken Nymphen,
die niemals zu ſolchen Mitteln der Koketterie
griffen und trotzdem ſich einer ſeit Jahrtauſenden
währenden ſchmeichelhaften Reputation erfreuen;
nein, die Damen wollten auch im Waſſer die
fünfzig Centimeter Taillenweite nicht überſchreiten.
Nun aber iſt den Aerzten die Geduld ausgegan-
gen, und ſie erklären in Wort und Schrift, daß
die Waſſermieder zu den ſchädlichen Erfindungen
gehören, daß dieſe beim Schwimmen ſogar Ohn-
machten und Uebelkeiten erzeugen können, welch’
erſtere ſich auf einem Wellenſofa viel ſchlechter
machen, als auf einem bequemen Fauteuil des Pa-
riſer Boudoirs. Umſonſt flehen die Damen, um-
ſonſt erbieten ſie ſich zu Conceſſionen, umſonſt
[Spaltenumbruch] kündigen die Miederfabrikanten Mieder an, die
eigentlich keine ſind; die Aerzte bleiben feſt und
ſo ſehen die Pariſerinnen nur einen Ausweg,
den, zu gehorchen. Wie Gott Neptun die Sache
aufnehmen wird, das dürfte leider nicht ſo bald
ans Tageslicht kommen — es ſei denn, daß ihn
ein geſchickter Reporter zu interviewen verſteht.

(Eine Erinnerung an die Riſtori)

hat
der kürzlich in Barcelona erfolgte Tod eines
früheren Galeerenſclaven wachgerufen. Als im
Jahre 1865 die Riſtori in Madrid gaſtirte, war
die Königin Iſabella von dem Spiel der Künſt-
lerin ſo hingeriſſen, daß ſie in einem Zwiſchenact
die Tragödin in ihre Loge befahl, einen koſtbaren
Ring vom Finger zog und denſelben der Schau-
ſpielerin mit dem Erſuchen überreichte, ſich eine
Gnade zu erbitten. Nun hatte die Riſtori, kurz
bevor ſie in das Theater fuhr, in der Zeitung
geleſen, daß die Königin das gegen einen gewiſſen
Manuel Gonzages gefällte Todesurtheil unter-
ſchrieben habe und daß dasſelbe in den nächſten
Tagen werde vollſtreckt werden. Bei der Auf-
forderung der Königin, ſich eine Gnade zu er-
bitten, fiel der Tragödin der Delinquent ein,
deſſen Schickſal ſie dauerte, denn Gonzages war
nur aus Verzweiflung darüber, daß Vater und
Bruder ſeiner Angebeteten von einer Verbindung
mit ihm nichts hatten wiſſen wollen, zum Mörder
geworden, indem er die beiden Zerſtörer ſeines
Glücks niederſchoß. So flehte denn die Künſtlerin
um Gnade für den Verurtheilten, welche Iſabella
im Hinblick darauf, daß ſie nunmehr ihre Unter-
ſchrift widerrufen mußte, mit dem ebenſo artigen
wie geiſtreichen Compliment gewährte: „Die
Riſtori ſpielt nicht nur Königinnen, ſie ſpielt
auch mit Königinnen!“ Zwanzig Jahre ſchmachtete
der ſo noch im letzten Moment dem Henker
Entriſſene im Kerker. Erſt im Jahre 1886 völlig
begnadigt, ſiedelte ſich Gonzages in Barcelona
an und begann hier, von einigen Menſchenfreun-
den unterſtützt, einen kleinen Handel, den er nicht
ohne Erfolg betrieb, bis ihn vor einigen Tagen
der Tod vor den höchſten Richter rief.

(Ein lebensmüder Journaliſt,)

der, bis
zum letzten Athemzug Zeitungsſchreiber, ſich den
Kopf darüber zerbricht, unter welcher Spitzmarke
die Nachricht von ſeinem Selbſtmorde eigentlich
zu veröffentlichen wäre — ſo etwas iſt natürlich
nur in Amerika möglich. In New-York hat ſich
nämlich ein ſechsunddreißigjähriger Journaliſt
ertränkt, nicht ohne ein Schriftſtück zu hinter-
laſſen, in dem er erklärt, ſieben Wochen ange-
ſtrengt die Für und Wider ſeiner That bedacht
zu haben. Kann man dem gegenüber, fragt er
zum Schluß, meinen Fall unter dem Titel: „Im
Augenblick des Selbſtmordes geiſtig geſtört“, ver-
öffentlichen?

(Die Ausgrabungen in Troja.)

Nach
einer Athener Meldung des „Standard“ iſt
Dörpfeld, Director des deutſchen archäologiſchen
Inſtituts in Athen, von Hiſſarlik zurückgekehrt,
wo er die Ausgrabungen auf Koſten der Frau
Schliemann fortgeſetzt hat. Er glaubt, er habe
die Ueberreſte des eigentlichen Trojas Homers
entdeckt, indeß nicht in der zweiten Schicht, wie er
anfänglich wähnte, ſondern in der ſechſten. Er hat eine
große Anzahl von Gegenſtänden, die dem mykenäi-
ſchen Zeitalter zugeſchrieben werden können, bloßge-
legt, desgleichen mehrere Gebäude und einen Theil
der Mauern der Stadt, die zweimal ſo groß
wie die in der zweiten Schicht vorgefundenen
Spuren iſt. Die Gebäude ſind nicht wie die in
Tiryns zuſammenhängend, ſondern von einander
getrennt. Die großen Stadtmauern ſind nachezu
ſechs Fuß dick; die der Akropolis beſtehen aus
rieſigen, regelmäßig behauenen, 16 Fuß dicken
Quaderſteinen. Die Forſchungen werden bis
April auf Koſten der deutſchen Regierung fort-
geſetzt.

(Hebung des geſunkenen engliſchen
Kriegsſchiffes „Victoria“.)

Die ſchreckliche
Cataſtrophe, welche vor wenigen Wochen den
Untergang des engliſchen Panzerſchiffes „Victoria“
und den Tod von hunderten von Menſchen zur
Folge hatte, bildet auch in materieller Hinſicht
einen großen Verluſt ſelbſt für das reiche Bri-
tannien. Wie immer in ſolchen Fällen, wird
auch hier der Plan erwogen, das geſunkene Schiff
zu heben. Ein Italiener Balſamello, welcher
ſchon neulich zu Civita Vecchia im Beiſein von
Sachverſtändigen ſehr befriedigende Verſuche mit
einem von ihm erfundenen Syſtem der Schiffs-
hebung anſtellte, hat ſich nach Mittheilung des

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[[6]/0006] (Zur Errichtung eines Obergymnaſiums in Währiſch-Schönberg.) Der mähriſche Landesausſchuß hat mit einem am 13. Juli l. J. herabgelangten, an das Mähr.-Schönberger Bür- germeiſteramt gerichteten Erlaſſe vom 1. Juli die Erweiterung des beſtehenden vierclaſſigen Landes- Realgymnaſiums in Mähr.-Schönberg zu einem vollſtändigen achtclaſſigen Gymnaſium unter vor- läufiger Beibehaltung des für die unteren vier Claſſen beſtehenden Lehrplanes genehmigt und den am Realgymnaſium angeſtellten Profeſſoren, da dieſelben für das ganze Gymnaſium befähigt ſind, auch die Lehrfreiheit für die zu errichtenden vier Claſſen des Obergymnaſiums zugeſtanden. Die Bewilligung des k. k. Miniſteriums für Cultus und Unterricht zur Eröffnung der fünf- ten Gymnaſialclaſſe mit Beginn des Schuljahres 1893/94, d. i. am 16. September 1893, wird ſchon in den nächſten Tagen erwartet. (Verbeſſerung der Lage der Eiſenbahn- Diurniſten.) Der Verein der Hilfsbeamten der öſterreichiſchen Eiſenbahnen hat an den Reichs- rath eine Petition gerichtet, worin er um Ein- flußnahme zur Verbeſſerung der materiellen In- tereſſen der Diurniſten bittet. Das Abgeordneten- haus hat dieſe Petition der Regierung zur ein- gehendſten Würdigung und Unterſtützung ab- getreten. Nach drei Richtungen hin ſoll nach der Bitte des Vereines die Verbeſſerung der Lage der Diurniſten vor ſich gehen, und zwar Erhöhung des Diurnums, definitive Anſtellung als Beamte nach einer beſtimmten zurückgelegten Dienſtzeit und Gewährung der Altersverſorgung. Die Südbahn Nordbahn und die Staatseiſenbahngeſellſchaft haben aus eigener Initiative die Diurniſten-Frage günſtig gelöſt, indem ſie Diurniſten definitiv anſtellten und ſo denſelben eine Altersverſorgung ſicherten. Wie das „N. Wr. Adbl.“ erfährt, hat nun die General-Inſpection der öſterr. Eiſen- bahnen im Auftrage des Handelsminiſteriums einen Erlaß ergehen laſſen, in welchem ſie Bericht- erſtattung bis Ende Auguſt verlangt über die Modalitäten, unter welchen Diurniſten aufge- nommen werden, über die Höhe des Diurnums und der Anzahl der Diurniſten, über die Bela- ſtungen, welche den Verwaltungen und den Pen- ſionsfonds aus der Erfüllung der genannten Wünſche der Diurniſten erwachſen dürften. (Amtauſch von Eiſenbahn Frachtbriefen.) Nachdem die mit der Verordnung der Miniſterien der Finanzen und des Handels vom 1. April 1884 in Verſchleiß geſetzten Eiſenbahn-Frachtbrief- Blankette mit eingedrucktem Stempelzeichen mit 1. Juli 1893 außer Gebrauch geſetzt worden ſind, können die bis zum 30. Juni 1893 unver- wendet gebliebenen Frachtbrief-Blankette der ge- dachten Art, nach einer am 21. Juli in der „Wr. Ztg.“ publicirten Verordnung des Finanz- miniſteriums, bis Ende September 1893 bei den hiezu berufenen Verſchleißämtern, ſofern dieſe Blankette keinerlei Eintragungen enthalten, un- entgeltlich gegen neue Frachtbrief-Blankette der Emiſſion 1893 umgetauſcht werden. Ebenſo können innerhalb derſelben Friſt auch jene alt- artigen Frachtbrief-Blankette, welche mit Hand- oder mit Druckſchrift hergeſtellte Eintragungen enthalten, von denen aber ein eiſenbahnamtlicher Gebrauch nicht gemacht wurde, jedoch nur unter Beobachtung der diesfalls beſtehenden Vorſichten und Vergütung der Blankettengebühr von ½ Kreuzer gegen neue Frachtbriefblankette der Emiſ- ſion 1893 umgetauſcht werden. Nach dem 30. September 1893 findet eine Auswechslung der bezeichneten altartigen Frachtbriefblankette nicht ſtatt. (In Verluſt gerathen) iſt am letzten Samſtag auf dem Wege von der Johann-Allee durch die Thereſiengaſſe zum Niederringe Adalbert Stifter’s Werk: „Der Hochwald.“ Der Finder wolle das Werk in der Adminiſtration des „Mähriſchen Tagblattes“ abgeben, wo ihm eine entſprechende Belohnung zu theil werden wird. Vom Tage. (Zur Koſegger-Feier.) Aus Mürzzuſchlag wird gemeldet: Das von einem Comité hervor- ragender Perſönlichkeiten zu Ehren Roſeggers veranſtaltete Nationalfeſt in Mürzzuſchlag wird ſich zu einer impoſanten Huldigung für den ſteiriſchen Dichter geſtalten. An ſämmtliche Reichs- rathsabgeordnete und Bürgermeiſter Steiermarks ergingen, vom Landmarſchall Grafen Wurmbrandt und Bürgermeiſter Dr. Portugall unterfertigt, Einladungen zu dem Feſte. Ungefähr 200 Bürgermeiſter haben auch ihre Bereitwilligkeit zugeſagt. Das Programm wurde dieſer Tage feſtgeſtellt. Zu den Anziehungspunkten des Feſtes dürfte ein im großen Style arrangirter Feſtzug zählen, in welchem die verſchiedenen Induſtrie- und Wirthſchaftszweige Seiermarks dargeſtellt werden ſollen. Ein aus intimen Freunden Ro- ſeggers gebildetes engeres Comité hat in Kreiſen, in denen der Dichter ſich beſonderer Sympathien erfreut, eine Sammlung eingeleitet und die Ueberreichung eines Ehrengeſchenkes angeregt. Die Idee fand lebhafteſten Anklang. Rechnungsrath Krauß in Graz war in der Lage, in einer vor- geſtern abgehaltenen Sitzung zu berichten, daß die bisher eingeleiteten Sammlungen einen über- aus ſchönen Erfolg aufzuweiſen haben. In aner- kenneswerther Weiſe betheiligt ſich an dem Lie- beswerte die Lehrerſchaft Oeſterreichs. (Franz Niſſel †.) Die Leiche des am 20. d. in Gleichenberg verſtorbenen Dichters Franz Niſſel wurde Samſtag Abends nach Wien ge- bracht und direct auf den Centralfriedhof geführt. Heute wird die Leiche in der Friedhofskapelle aufgebahrt. Morgen Nachmittags findet dort um 3 Uhr die feierliche Einſegnung und die Bei- ſetzung der ſterblichen Hülle des Dichters im eigenen Grabe ſtatt. (Der neueſte Diſtanzſport.) Diſtanzreiten, Schwimmen, Diſtanzgehen, Diſtanzfahren zu Wagen, Bicycle und Schiebkarren — das Alles iſt bereits dageweſen. Der Diſtanzſport treibt aber immer friſche Blüthen und das Neueſte iſt, daß er ſie auch auf künſtleriſchem Gebiete ſucht. Der nächſte Diſtanzwettſtreit wird ein — Diſtanz- ſingen ſein, das berufen erſcheint, ſelbſt den berühmten Wettgeſang auf der Wartburg in Schatten zu ſtellen. Als Arrangeur des „Diſtanz- ſingens wird der academiſche Geſangverein zu Wien fungiren, der damit ſeine erſte Veran- ſtaltung nach den Ferien halten will. Für den Zweck wird ein eigener „Canon“ componirt und die Preisbewerber werden ſich im Chor und in Einzelleiſtung an deſſen Wiedergabe betheiligen. Für die Preisrichter werden verſchiedene Factoren maßgebend ſein. Die Höhe des Tones, die Schnel- ligkeit und Geläufigkeit, mit welcher er gebracht, die Ausdauer, mit welcher er feſtgehalten wird u. ſ. w. Auch ein Weitſingen ſoll eine Nummer des Programms bilden, nur darf man da nicht an die bisher üblichen Diſtanzpoſten zwiſchen Wien-Floridsdorf und Berlin-Tempel- hofer Feld denken. Die Concurrenten, die man in erſter Reihe unter den Mitgliedern des Acade- miſchen Geſangvereins zu ſuchen haben wird, werden ſich vorwiegend aus „Amateurs“ zu- ſammenſetzen. (Koketterie und Hygiene.) Aus Paris ſchreibt man der „N. Fr. Pr.: „Zwiſchen den tonangebenden Pariſer Aerzten und den Pari- ſerinnen am Meeresſtrande wird gegenwärtig eine Fehde ausgetragen, bei welcher die mediciniſche Facultät nicht den Kürzeren ziehen dürfte. Es handelt ſich hier um eine Frage, die alljährlich um dieſe Epoche auftaucht, die aber ſeitens der Aerzte noch niemals ſo energiſch beantwortet worden, als heuer. Wenn man nämlich die Vi- ſitkarten p. p. c. bei den Bekannten in Paris abgegeben hat, pflegt man nicht lange Zeit darauf im Reiche Neptuns ſeinen Antrittsbeſuch zu machen, und jene Damen, die von einem allzu freigebigen Geſchicke mit leiblicher Fülle bedacht worden, lieben es, hiezu eines jener Waſſermieder anzulegen, das ſich von den Stadt- und Land- miedern nur dadurch unterſcheidet, daß es nicht roſtet, wenn es in Contact mit dem feuchten Ele- mente gebracht wird. Umſonſt berufen ſich die Aerzte auf das Beiſpiel der antiken Nymphen, die niemals zu ſolchen Mitteln der Koketterie griffen und trotzdem ſich einer ſeit Jahrtauſenden währenden ſchmeichelhaften Reputation erfreuen; nein, die Damen wollten auch im Waſſer die fünfzig Centimeter Taillenweite nicht überſchreiten. Nun aber iſt den Aerzten die Geduld ausgegan- gen, und ſie erklären in Wort und Schrift, daß die Waſſermieder zu den ſchädlichen Erfindungen gehören, daß dieſe beim Schwimmen ſogar Ohn- machten und Uebelkeiten erzeugen können, welch’ erſtere ſich auf einem Wellenſofa viel ſchlechter machen, als auf einem bequemen Fauteuil des Pa- riſer Boudoirs. Umſonſt flehen die Damen, um- ſonſt erbieten ſie ſich zu Conceſſionen, umſonſt kündigen die Miederfabrikanten Mieder an, die eigentlich keine ſind; die Aerzte bleiben feſt und ſo ſehen die Pariſerinnen nur einen Ausweg, den, zu gehorchen. Wie Gott Neptun die Sache aufnehmen wird, das dürfte leider nicht ſo bald ans Tageslicht kommen — es ſei denn, daß ihn ein geſchickter Reporter zu interviewen verſteht. (Eine Erinnerung an die Riſtori) hat der kürzlich in Barcelona erfolgte Tod eines früheren Galeerenſclaven wachgerufen. Als im Jahre 1865 die Riſtori in Madrid gaſtirte, war die Königin Iſabella von dem Spiel der Künſt- lerin ſo hingeriſſen, daß ſie in einem Zwiſchenact die Tragödin in ihre Loge befahl, einen koſtbaren Ring vom Finger zog und denſelben der Schau- ſpielerin mit dem Erſuchen überreichte, ſich eine Gnade zu erbitten. Nun hatte die Riſtori, kurz bevor ſie in das Theater fuhr, in der Zeitung geleſen, daß die Königin das gegen einen gewiſſen Manuel Gonzages gefällte Todesurtheil unter- ſchrieben habe und daß dasſelbe in den nächſten Tagen werde vollſtreckt werden. Bei der Auf- forderung der Königin, ſich eine Gnade zu er- bitten, fiel der Tragödin der Delinquent ein, deſſen Schickſal ſie dauerte, denn Gonzages war nur aus Verzweiflung darüber, daß Vater und Bruder ſeiner Angebeteten von einer Verbindung mit ihm nichts hatten wiſſen wollen, zum Mörder geworden, indem er die beiden Zerſtörer ſeines Glücks niederſchoß. So flehte denn die Künſtlerin um Gnade für den Verurtheilten, welche Iſabella im Hinblick darauf, daß ſie nunmehr ihre Unter- ſchrift widerrufen mußte, mit dem ebenſo artigen wie geiſtreichen Compliment gewährte: „Die Riſtori ſpielt nicht nur Königinnen, ſie ſpielt auch mit Königinnen!“ Zwanzig Jahre ſchmachtete der ſo noch im letzten Moment dem Henker Entriſſene im Kerker. Erſt im Jahre 1886 völlig begnadigt, ſiedelte ſich Gonzages in Barcelona an und begann hier, von einigen Menſchenfreun- den unterſtützt, einen kleinen Handel, den er nicht ohne Erfolg betrieb, bis ihn vor einigen Tagen der Tod vor den höchſten Richter rief. (Ein lebensmüder Journaliſt,) der, bis zum letzten Athemzug Zeitungsſchreiber, ſich den Kopf darüber zerbricht, unter welcher Spitzmarke die Nachricht von ſeinem Selbſtmorde eigentlich zu veröffentlichen wäre — ſo etwas iſt natürlich nur in Amerika möglich. In New-York hat ſich nämlich ein ſechsunddreißigjähriger Journaliſt ertränkt, nicht ohne ein Schriftſtück zu hinter- laſſen, in dem er erklärt, ſieben Wochen ange- ſtrengt die Für und Wider ſeiner That bedacht zu haben. Kann man dem gegenüber, fragt er zum Schluß, meinen Fall unter dem Titel: „Im Augenblick des Selbſtmordes geiſtig geſtört“, ver- öffentlichen? (Die Ausgrabungen in Troja.) Nach einer Athener Meldung des „Standard“ iſt Dörpfeld, Director des deutſchen archäologiſchen Inſtituts in Athen, von Hiſſarlik zurückgekehrt, wo er die Ausgrabungen auf Koſten der Frau Schliemann fortgeſetzt hat. Er glaubt, er habe die Ueberreſte des eigentlichen Trojas Homers entdeckt, indeß nicht in der zweiten Schicht, wie er anfänglich wähnte, ſondern in der ſechſten. Er hat eine große Anzahl von Gegenſtänden, die dem mykenäi- ſchen Zeitalter zugeſchrieben werden können, bloßge- legt, desgleichen mehrere Gebäude und einen Theil der Mauern der Stadt, die zweimal ſo groß wie die in der zweiten Schicht vorgefundenen Spuren iſt. Die Gebäude ſind nicht wie die in Tiryns zuſammenhängend, ſondern von einander getrennt. Die großen Stadtmauern ſind nachezu ſechs Fuß dick; die der Akropolis beſtehen aus rieſigen, regelmäßig behauenen, 16 Fuß dicken Quaderſteinen. Die Forſchungen werden bis April auf Koſten der deutſchen Regierung fort- geſetzt. (Hebung des geſunkenen engliſchen Kriegsſchiffes „Victoria“.) Die ſchreckliche Cataſtrophe, welche vor wenigen Wochen den Untergang des engliſchen Panzerſchiffes „Victoria“ und den Tod von hunderten von Menſchen zur Folge hatte, bildet auch in materieller Hinſicht einen großen Verluſt ſelbſt für das reiche Bri- tannien. Wie immer in ſolchen Fällen, wird auch hier der Plan erwogen, das geſunkene Schiff zu heben. Ein Italiener Balſamello, welcher ſchon neulich zu Civita Vecchia im Beiſein von Sachverſtändigen ſehr befriedigende Verſuche mit einem von ihm erfundenen Syſtem der Schiffs- hebung anſtellte, hat ſich nach Mittheilung des

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 166, Olmütz, 24.07.1893, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches166_1893/6>, abgerufen am 27.11.2024.