Mährisches Tagblatt. Nr. 165, Olmütz, 20.07.1896.[Spaltenumbruch]
hiesigen Cultusgemeinde Herr Ed. Hamburger (Der Kirchenbesuch der Schulkinder.) Die neueste Anordnung unseres Landesschulrathes, (Die Uebernahme der neuen Landes- Krankenanstalt.) Der mährische Landesausschuß (Ein Erinnerungsfest des 54. Inftr.- Regimentes.) Am 24. Juli l. J. wird das (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des (Reifeprüfungen.) Bei den samstägigen (9. mähr.-schles. Gauturnfest.) Das gestern (Militär-Concert im Restanrationsgar- ten "zur Stadt Retz.") Heute Abends findet (Unterhaltung der Feuerwehr.) Die (Unterhaltungs-Abend im Hotel "zur goldenen Birne".) Die Gesellschaft Edels- (Verregnet.) Dem gestrigen Sonntage ge- (Verhaftung) Die hiesige Polizei verhaftete (Unfall.) Ein dreijähriges Kind, welches [Spaltenumbruch] Mit einem bedeutsamen Lächeln schob Gryce "O, er war ganz ungewöhnlich groß." "Auch stark?" "Stark genug für zwei Briefe." "Stark genug, daß er auch dieses Papier "Gewiß, mein Herr," bestätigte sie mit Gryces Augen funkelten förmlich, während Gryce gestattete sich einen Moment schwei- "Was gedenken Sie jetzt zu thun?" fragte Er nahm mich am Arm und führte mich [Spaltenumbruch] "Aber Spürnase und der Coroner werden "Nein," entgegnete er, "Spuren wie diese "Wenn ich nicht irre, sind sie schon da," "In der That, es ist so," rief der Detectiv, Nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge So war es Gryce möglich, schon mit dem Fünfunddreißigstes Capitel. Feine Arbeit. Gryce hatte mir, bevor wir dem Städtchen Bei meinem Besuch am nächsten Tage fand "Ganz gewiß; aber unsereiner muß gründ- "Haben Sie Fräulein Eleonore heute Morgen (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
hieſigen Cultusgemeinde Herr Ed. Hamburger (Der Kirchenbeſuch der Schulkinder.) Die neueſte Anordnung unſeres Landesſchulrathes, (Die Uebernahme der neuen Landes- Krankenanſtalt.) Der mähriſche Landesausſchuß (Ein Erinnerungsfeſt des 54. Inftr.- Regimentes.) Am 24. Juli l. J. wird das (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des (Reifeprüfungen.) Bei den ſamſtägigen (9. mähr.-ſchleſ. Gauturnfeſt.) Das geſtern (Militär-Concert im Reſtanrationsgar- ten „zur Stadt Retz.“) Heute Abends findet (Unterhaltung der Feuerwehr.) Die (Unterhaltungs-Abend im Hotel „zur goldenen Birne“.) Die Geſellſchaft Edels- (Verregnet.) Dem geſtrigen Sonntage ge- (Verhaftung) Die hieſige Polizei verhaftete (Unfall.) Ein dreijähriges Kind, welches [Spaltenumbruch] Mit einem bedeutſamen Lächeln ſchob Gryce „O, er war ganz ungewöhnlich groß.“ „Auch ſtark?“ „Stark genug für zwei Briefe.“ „Stark genug, daß er auch dieſes Papier „Gewiß, mein Herr,“ beſtätigte ſie mit Gryces Augen funkelten förmlich, während Gryce geſtattete ſich einen Moment ſchwei- „Was gedenken Sie jetzt zu thun?“ fragte Er nahm mich am Arm und führte mich [Spaltenumbruch] „Aber Spürnaſe und der Coroner werden „Nein,“ entgegnete er, „Spuren wie dieſe „Wenn ich nicht irre, ſind ſie ſchon da,“ „In der That, es iſt ſo,“ rief der Detectiv, Nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge So war es Gryce möglich, ſchon mit dem Fünfunddreißigſtes Capitel. Feine Arbeit. Gryce hatte mir, bevor wir dem Städtchen Bei meinem Beſuch am nächſten Tage fand „Ganz gewiß; aber unſereiner muß gründ- „Haben Sie Fräulein Eleonore heute Morgen (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="f2a" next="#f2b" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0005" n="[5]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a4b" prev="#a4a" type="jArticle" n="2"> <p>hieſigen Cultusgemeinde Herr Ed. Hamburger<lb/> befand, der Begräbnißfeier in Wien beiwohnten.<lb/> Die Ueberführung der Verſtorbenen nach Wien<lb/> fand am Samſtag Abend ſtatt. Die Betheiligung<lb/> an dem Trauerzuge, der ſich von Hatſchein zum<lb/> Bahnhofe bewegte, war eine ſehr zahlreiche.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Der Kirchenbeſuch der Schulkinder.)</hi> </head><lb/> <p>Die neueſte Anordnung unſeres Landesſchulrathes,<lb/> dahingehend, daß die Volksſchüler außer am<lb/> Sonntage auch noch an drei Tagen der Woche<lb/> zum Kirchenbeſuche verhalten werden ſollen, wird<lb/> nicht verfehlen Aufſehen zu erregen. Die An-<lb/> ordnung iſt ein markantes Zeichen dafür, daß<lb/> die clericale Reaction überall die frühere Herr-<lb/> ſchaft über die Schule zurückzuerlangen im Begriffe<lb/> ſteht. Uns wird auch berichtet, daß die Anordnung<lb/> des Landesſchulrathes über Wunſch des Erzbiſchofs<lb/> Dr. Theodor Kohn erfolgt ſei, der mehrfache Vor-<lb/> ſchläge dem Landesſchulrathe unterbreitet habe.<lb/> Nach den uns zugehenden Mittheilungen, die<lb/> uns jedoch kaum glaublich erſcheinen, ſollen für<lb/> den Fall, als Kinder ſich im Kirchenbeſuche läſſig<lb/> zeigen ſollten, deren Eltern mit Strafen belegt werden.<lb/> Wir halten dieſe Meldung für unglaublich, weil<lb/> ſie direct eine Verletzung der Staatsgrundgeſetze<lb/> involvirt, nach welchen Niemand zur Ausübung<lb/> einer religiöſen Handlung gezwungen werden kann.<lb/> Unſer Bezirksſchulrath wird jedenfalls zur Sache<lb/> Stellung nehmen und ſich die Frage vorlegen<lb/> müſſen, inwieweit die landesſchulräthliche Anord-<lb/> nung dem Geſetze entſpricht. Die freiſinnigen<lb/> Abgeordneten aber werden ſich nach dem Wieder-<lb/> zuſammentritte des Parlaments der Angelegen-<lb/> heit annehmen und dieſelbe öffentlich erörtern<lb/> müſſen. Denn wenn irgendwo ſo gilt hier der<lb/> Satz <hi rendition="#aq">„Principiis obsta“.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Uebernahme der neuen Landes-<lb/> Krankenanſtalt.)</hi> </head> <p>Der mähriſche Landesausſchuß<lb/> hat in der am 18. d. M. abgehaltenen Sitzung<lb/> beſchloſſen, die commiſſionelle Uebernahme bezw.<lb/> Uebergabe der nun fertig geſtellten neuen Lan-<lb/> deskrankenanſtalt am Tafelberge bei Olmütz an<lb/> die Anſtaltsdirection am <hi rendition="#g">Mittwoch, den 19.<lb/> Auguſt</hi> l. J. 10 Uhr Vormittags unter Inter-<lb/> vention des Landesausſchußbeiſitzers Dr. Adolf<lb/><hi rendition="#g">Promber</hi> mit Zuziehung des Landesrathes<lb/> Mathias <hi rendition="#g">Mauer,</hi> des Landesbaudirectors Hugo<lb/><hi rendition="#g">Kranz,</hi> des Bauleiters Wilhelm <hi rendition="#g">Kauſek,</hi> des<lb/> Anſtaltsdirectors Med.-Dr. Emilian <hi rendition="#g">Mick</hi> und<lb/> des Anſtaltsverwalters Joſef <hi rendition="#g">Haier</hi> an Ort<lb/> und Stelle vorzunehmen. Damit wird eine neue<lb/> Humanitätsanſtalt in Mähren eröffnet werden,<lb/> welche Dank der Munificenz des Landtages in<lb/> jeglicher Hinſicht allen Anforderungen moderner<lb/> Hygiene entſprechend, beſtimmt iſt ſegensreich zu<lb/> wirken, zur Ehre des Landes, zur beſonderen<lb/> Zierde der zweiten Hauptſtadt Olmütz, deren<lb/> Abgeordnete in der Landesvertretung um das<lb/> Zuſtandekommen dieſes Werkes ſich weſentliche<lb/><cb/> Verdienſte erwarben. Dieſe Verdienſte erwarben<lb/> ſich insbeſondere der verſtorbene Dr. Auguſt<lb/><hi rendition="#g">Weeber</hi> und Vicebürgermeiſter <hi rendition="#g">Brandhuber.</hi><lb/> Dieſe neue Landeskrankenanſtalt wird unter allen<lb/> in der letzten Zeit nicht nur in Mähren, ſondern<lb/> auch außerhalb der Grenzen unſeres Heimats-<lb/> landes errichteten Krankenhäuſern eine hervor-<lb/> ragende Stelle einzunehmen berufen ſein. Die<lb/> Hauptſtadt Olmütz darf mit Recht ſtolz ſein,<lb/> auf dieſe neuerliche Errungenſchaft. Wie wir<lb/> ferner erfahren, ſoll im Monate September ſo-<lb/> dann der am 19 Auguſt vorzunehmenden Eröff-<lb/> nung der Anſtalt, die kirchliche Einſegnung und<lb/> die Feier der Schlußſteinlegung nachfolgen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ein Erinnerungsfeſt des 54. Inftr.-<lb/> Regimentes.)</hi> </head> <p>Am <hi rendition="#g">24. Juli</hi> l. J. wird das<lb/> Infanterie-Regiment Nr. 54 den Jahrestag der<lb/> Schlacht bei Sommacampagna feſtlich begehen.<lb/> Wie wir erfahren, wird dieſes Feſt an dem ge-<lb/> nannten Tage auf der Schießſtätte und in den Aus-<lb/> ſtellungsanlagen abgehalten und zu demſelben die<lb/> ſammte Mannſchaft des Regimentes „Alt-Star-<lb/> hemberg“ zugezogen werden. Wir behalten uns<lb/> vor, über dieſe Feſtveranſtaltung, die im großem<lb/> Maßſtabe abgehalten werden wird, noch Näheres mit-<lb/> zutheilen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)</hi> </head><lb/> <p>Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des<lb/> Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: An-<lb/> ſuchen um Weiterverpachtung eines Rathhausge-<lb/> wölbes. — Bericht des Stadtbauamtes in Ange-<lb/> legenheit eines Vergleiches. — Die Direction<lb/> der Staats-Oberrealſchule erſucht um Anſchaffung<lb/> einiger ſachlicher Erforderniſſe. — Antrag des<lb/> Gemeinderathes in Angelegenheit des Anſuchens<lb/> der Firma Ed. Hamburger & Sohn um Anſchluß<lb/> an einen ſtädt. Canal. — Antrag des Gemein-<lb/> derathes um Anſchaffung eines Apparates zur<lb/> Einführung von Alkoholdämpfen in die Gaslei-<lb/> tungen, um das Einfrieren derſelben zu verhin-<lb/> dern. — Antrag des Gemeinderathes auf Ein-<lb/> führung der Gasbeleuchtung auf der Bahnhof-<lb/> ſtraße. — Antrag des Gemeinderathes auf die<lb/> Einführung des Auer’ſchen Glühlichtes bei der<lb/> Straßenbeleuchtung auf den beiden Hauptplätzen<lb/> und den Ausfahrtsſtraßen. — Anſuchen mehrerer<lb/> Beamten um Friſtbeſtimmung zur Einbringung<lb/> ihrer Geſuche um die offene Officialsſtelle 2.<lb/> Claſſe. — Das Forſtamt berichtet über die Fort-<lb/> ſchritte der 10jährigen Betriebs-Reviſion in dem<lb/> Reviere Deutſchhauſe. — Bericht der 2. Section,<lb/> zwei der Stadtgemeinde zum Kaufe gebotene<lb/> Rathhausgewölbe betreffend. (2. Leſg.) — Bericht<lb/> der 3. Section, betreffend die Erhöhung der<lb/> Penſionen der Witwen der Gemeindebedienſteten.<lb/> — Berichte der 3. Section über die Anſuchen<lb/> der Verleihung des Heimatrechtes. (2. Leſung.)<lb/> — Anſuchen des prov. Holzgarten-Aufſehers M.<lb/> Strnad um definitive Anſtellung. (2. Leſung.)<lb/><cb/> — Bericht der 1. Section, betreffend die Er-<lb/> bauung einer Brücke nächſt der Landwehr-Caval-<lb/> lerie-Caſerne.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Reifeprüfungen.)</hi> </head> <p>Bei den ſamſtägigen<lb/> Reifeprüfungen an der hieſigen k. k. deutſchen<lb/> Lehrerbildungsanſtalt unter dem Vorſitze des Herrn<lb/> Landesſchulinſpectors Dr. Carl <hi rendition="#g">Schober</hi> erhielten<lb/> ſämmtliche 7 Candidaten ein Zeugniß der Reife.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(9. mähr.-ſchleſ. Gauturnfeſt.)</hi> </head> <p>Das geſtern<lb/> in Troppau ſtattgefundene 9. mähr.-ſchleſ. Gau-<lb/> turnfeſt hatte unter der Unbill des Wetters ſehr<lb/> zu leiden. Der Feſtzug fand unter ſtrömendem<lb/> Regen ſtatt. Bei dem Morgens ſtattgefundenen<lb/> Wett-Turnen, beſtehend aus Uebungen am Reck,<lb/> Barren, und Pferd, ſowie den volksthümlichen<lb/> Uebungen: Steinſtoßen und Weitſpringen, er-<lb/> rang Herr Victor <hi rendition="#g">Mallener</hi> den 1. Preis<lb/> und Herr Julius <hi rendition="#g">Mallener,</hi> den 2. Preis.<lb/> Die glücklichen Sieger gehören bekanntlich dem<lb/> Olmützer Turnvereine an.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Militär-Concert im Reſtanrationsgar-<lb/> ten „zur Stadt Retz.“)</hi> </head> <p>Heute Abends findet<lb/> im Reſtaurationsgarten „zur Stadt Retz“ ein<lb/> Militärconcert, ausgeführt von der Muſikcapelle<lb/> des 98. Inf.-Rgts, ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Unterhaltung der Feuerwehr.)</hi> </head> <p>Die<lb/> Olmützer freiw. Feuerwehl veranſtaltet am näch-<lb/> ſten Sonntag unter Mitwirkung einer Muſik-<lb/> capelle und der Feuerwehr-Sängerriege im Re-<lb/> ſtaurationsgarten „zur Stadt Retz“ eine Unter-<lb/> haltung. Näheres über dieſe Veranſtaltung werden<lb/> wir noch nachtragen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Unterhaltungs-Abend im Hotel „zur<lb/> goldenen Birne“.)</hi> </head> <p>Die Geſellſchaft <hi rendition="#g">Edels-<lb/> heim</hi> wird morgen Dienſtag in Baum’s<lb/> Orpheum einen Unterhaltungsabend mit neuem,<lb/> abwechslungsreichen Programm abhalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Verregnet.)</hi> </head> <p>Dem geſtrigen Sonntage ge-<lb/> bührt dieſe Bezeichnung ohne jede Einſchränkung.<lb/> Es regnete des Morgens, es regnete Mittags und<lb/> es regnete des Abends. An ein Entfliehen aus<lb/> der Stadt war nicht zu denken. Kaum daß am<lb/> ſpäten Abende einige Spaziergänger den Stadt-<lb/> park aufſuchten. Der Regen hatte leider keine<lb/> Abkühlung im Gefolge; es war nach wie vor<lb/> unerträglich ſchwül. Unſere Landleute ſehen dem<lb/> Ende des Regens ſehnſüchtig entgegen um mit<lb/> der Ernte beginnen zu können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Verhaftung)</hi> </head> <p>Die hieſige Polizei verhaftete<lb/> heute einen Vagabunden, der einem Taglöhner,<lb/> während dieſer ſich in den Schanzen dem Schlafe<lb/> hingab, eine ſilberne Uhrkette entwendet hatte.</p> </div><lb/> <div xml:id="a5a" next="#a5b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Unfall.)</hi> </head> <p>Ein dreijähriges Kind, welches<lb/> ſich ſeit Kurzem zur Pflege bei den in der Verk<lb/> lorenengaſſe wohnhaften Großeltern befindet, tran-<lb/> am letzten Samſtag Abends unvorſichtiger Weiſe<lb/> aus einem Fläſchchen zur Desinfection des Aborts<lb/> beſtimmte Schwefelſäure, welche dasſelbe von dem<lb/> Fenſter des Abortes herabgenommen hatte. Das Kind</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="f2b" prev="#f2a" type="jArticle" n="2"> <p>Mit einem bedeutſamen Lächeln ſchob Gryce<lb/> das Bekenntniß in das Couvert, in welchem es<lb/> vorgefunden worden wor. „Erinnern Sie ſich<lb/> der Form des Briefes, den Sie Hannah über-<lb/> gaben?“ fragte er.</p><lb/> <p>„O, er war ganz ungewöhnlich groß.“</p><lb/> <p>„Auch ſtark?“</p><lb/> <p>„Stark genug für zwei Briefe.“</p><lb/> <p>„Stark genug, daß er auch dieſes Papier<lb/> hätte enthalten können?“ forſchte der Detectiv<lb/> weiter, indem er das zuſammengefaltete und cou-<lb/> vertirte Bekenntniß vor ſich hinlegte.</p><lb/> <p>„Gewiß, mein Herr,“ beſtätigte ſie mit<lb/> einem erſtaunten Blick darauf.</p><lb/> <p>Gryces Augen funkelten förmlich, während<lb/> ſie durch das Zimmer flogen und ſchließlich auf<lb/> einer Fliege haften blieben, die über meinen<lb/> Rockärmel kroch. „Zweifeln Sie jetzt noch daran,“<lb/> murmelte er, „woher und von wem dieſes ſoge-<lb/> nannte Bekenntniß kam?“</p><lb/> <p>Gryce geſtattete ſich einen Moment ſchwei-<lb/> genden Triumphes; dann raffte er die auf dem<lb/> Tiſche liegenden Papiere zuſammen und ſteckte<lb/> ſie in die Taſche.</p><lb/> <p>„Was gedenken Sie jetzt zu thun?“ fragte<lb/> ich ihn.</p><lb/> <p>Er nahm mich am Arm und führte mich<lb/> durch den Corridor in das Wohnzimmer. „<hi rendition="#g">Ich</hi><lb/> gehe nach New-York zurück, um die Sache weiter<lb/> zu verfolgen,“ antwortete er. „Ich muß heraus-<lb/> bringen, woher das Gift ſtammt, das jenes<lb/> arme Mädchen in den Tod ſchickte, und wer<lb/> dieſes Bekenntniß gefälſcht hat.“</p><lb/> <cb/> <p>„Aber Spürnaſe und der Coroner werden<lb/> binnen kurzem ankommen,“ wandte ich ein;<lb/> „wollen Sie nicht lieber warten?“</p><lb/> <p>„Nein,“ entgegnete er, „Spuren wie dieſe<lb/> hier müſſen verfolgt werden, ſolange ſie noch<lb/> friſch ſind; ich darf nicht länger zögern.“</p><lb/> <p>„Wenn ich nicht irre, ſind ſie ſchon da,“<lb/> bemerkte ich, als wir Männertritte vor der Thür<lb/> hörten.</p><lb/> <p>„In der That, es iſt ſo,“ rief der Detectiv,<lb/> indem er ſich beeilte, die Herren einzulaſſen.</p><lb/> <p>Nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge<lb/> mußten wir befürchten, daß, ſobald der Coroner<lb/> auf der Scene erſchien, es mit jedem weiteren<lb/> Vorgehen von unſerer Seite ein Ende haben<lb/> würde; aber glücklicherweiſe für uns, ſowie für<lb/> den Verlauf der Unterſuchung war Dr. Fink<lb/> aus R. ein ſehr verſtändiger Mann, der, ſobald<lb/> ihm die Sachlage vorgetragen worden war, die<lb/> Wichtigkeit und die Nothwendigkeit eines höchſt<lb/> vorſichtigen Verfahrens erkannte. Er erklärte ſich<lb/> bereit auf unſere Pläne einzugehen und uns die<lb/> etwaige Benutzung von Schriftſtücken zu geſtatten,<lb/> zugleich übernahm er alle nöthigen Förmlichkeiten<lb/> für die Vorunterſuchung, ſo daß wir Zeit zu<lb/> weiteren Nachforſchungen hatten.</p><lb/> <p>So war es Gryce möglich, ſchon mit dem<lb/> nächſten Zuge wieder abzufahren, und ich folgte<lb/> ihm um 10 Uhr Abends nach New-York.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">Fünfunddreißigſtes Capitel.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Feine Arbeit.</hi> </hi> </hi> </p><lb/> <p>Gryce hatte mir, bevor wir dem Städtchen<lb/><cb/> R. den Rücken kehrten, ſoviel von ſeinen Plänen<lb/> mitgetheilt, daß ich wußte, welcher Fährte er zu<lb/> folgen beabſichtigte. „Wenn wir herausbringen,“<lb/> hatte er geſagt, „in weſſen Beſitz das Buch iſt,<lb/> aus dem der Bogen genommen ward, ſo haben<lb/> wir den Doppelmörder.“</p><lb/> <p>Bei meinem Beſuch am nächſten Tage fand<lb/> ich ihn am Tiſche ſitzend, vor ſich eine Damen-<lb/> briefmappe. Zu meiner Ueberraſchung erzählte er<lb/> mir, daß es Eleonorens Mappe ſei. „Was,“<lb/> rief ich, „ſind Sie auch jetzt noch nicht von ihrer<lb/> Unſchuld überzeugt?“</p><lb/> <p>„Ganz gewiß; aber unſereiner muß gründ-<lb/> lich verfahren; eine Schlußfolgerung iſt nur dann<lb/> zwingend, wenn die Unterſuchung eine genaue<lb/> und vollſtändige war. Sehen Sie,“ fügte er<lb/> hinzu, indem er die Feuerzange ins Auge faßte,<lb/> „ich habe ſoeben Claverings Habſeligkeiten durch-<lb/> ſtöbert, — natürlich ohne daß er eine Ahnung<lb/> davon hatte, — obwohl das Bekenntniß unmög-<lb/> lich von ihm herrühren kann. Man muß nach<lb/> Beweiſen nicht nur da ſuchen, wo man ſie zu<lb/> finden hofft, ſondern nicht ſelten auch da, wo<lb/> man ſie am wenigſten erwartet. Jetzt glaube ich<lb/> zwar nicht, hier das zu entdecken, was ich will;<lb/> aber die Möglichkeit iſt doch nicht ausgeſchloſſen,<lb/> und das reicht für einen Detectiv hin.“</p><lb/> <p>„Haben Sie Fräulein Eleonore heute Morgen<lb/> geſehen?“ fragte ich ihn, als er ſich anſchickte,<lb/> ſeine Abſicht auszuführen, indem er den Inhalt<lb/> der Mappe auf den Tiſch vor ſich ausſchüttete.</p><lb/> <p> <ref>(Fortſetzung folgt.)</ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0005]
hieſigen Cultusgemeinde Herr Ed. Hamburger
befand, der Begräbnißfeier in Wien beiwohnten.
Die Ueberführung der Verſtorbenen nach Wien
fand am Samſtag Abend ſtatt. Die Betheiligung
an dem Trauerzuge, der ſich von Hatſchein zum
Bahnhofe bewegte, war eine ſehr zahlreiche.
(Der Kirchenbeſuch der Schulkinder.)
Die neueſte Anordnung unſeres Landesſchulrathes,
dahingehend, daß die Volksſchüler außer am
Sonntage auch noch an drei Tagen der Woche
zum Kirchenbeſuche verhalten werden ſollen, wird
nicht verfehlen Aufſehen zu erregen. Die An-
ordnung iſt ein markantes Zeichen dafür, daß
die clericale Reaction überall die frühere Herr-
ſchaft über die Schule zurückzuerlangen im Begriffe
ſteht. Uns wird auch berichtet, daß die Anordnung
des Landesſchulrathes über Wunſch des Erzbiſchofs
Dr. Theodor Kohn erfolgt ſei, der mehrfache Vor-
ſchläge dem Landesſchulrathe unterbreitet habe.
Nach den uns zugehenden Mittheilungen, die
uns jedoch kaum glaublich erſcheinen, ſollen für
den Fall, als Kinder ſich im Kirchenbeſuche läſſig
zeigen ſollten, deren Eltern mit Strafen belegt werden.
Wir halten dieſe Meldung für unglaublich, weil
ſie direct eine Verletzung der Staatsgrundgeſetze
involvirt, nach welchen Niemand zur Ausübung
einer religiöſen Handlung gezwungen werden kann.
Unſer Bezirksſchulrath wird jedenfalls zur Sache
Stellung nehmen und ſich die Frage vorlegen
müſſen, inwieweit die landesſchulräthliche Anord-
nung dem Geſetze entſpricht. Die freiſinnigen
Abgeordneten aber werden ſich nach dem Wieder-
zuſammentritte des Parlaments der Angelegen-
heit annehmen und dieſelbe öffentlich erörtern
müſſen. Denn wenn irgendwo ſo gilt hier der
Satz „Principiis obsta“.
(Die Uebernahme der neuen Landes-
Krankenanſtalt.) Der mähriſche Landesausſchuß
hat in der am 18. d. M. abgehaltenen Sitzung
beſchloſſen, die commiſſionelle Uebernahme bezw.
Uebergabe der nun fertig geſtellten neuen Lan-
deskrankenanſtalt am Tafelberge bei Olmütz an
die Anſtaltsdirection am Mittwoch, den 19.
Auguſt l. J. 10 Uhr Vormittags unter Inter-
vention des Landesausſchußbeiſitzers Dr. Adolf
Promber mit Zuziehung des Landesrathes
Mathias Mauer, des Landesbaudirectors Hugo
Kranz, des Bauleiters Wilhelm Kauſek, des
Anſtaltsdirectors Med.-Dr. Emilian Mick und
des Anſtaltsverwalters Joſef Haier an Ort
und Stelle vorzunehmen. Damit wird eine neue
Humanitätsanſtalt in Mähren eröffnet werden,
welche Dank der Munificenz des Landtages in
jeglicher Hinſicht allen Anforderungen moderner
Hygiene entſprechend, beſtimmt iſt ſegensreich zu
wirken, zur Ehre des Landes, zur beſonderen
Zierde der zweiten Hauptſtadt Olmütz, deren
Abgeordnete in der Landesvertretung um das
Zuſtandekommen dieſes Werkes ſich weſentliche
Verdienſte erwarben. Dieſe Verdienſte erwarben
ſich insbeſondere der verſtorbene Dr. Auguſt
Weeber und Vicebürgermeiſter Brandhuber.
Dieſe neue Landeskrankenanſtalt wird unter allen
in der letzten Zeit nicht nur in Mähren, ſondern
auch außerhalb der Grenzen unſeres Heimats-
landes errichteten Krankenhäuſern eine hervor-
ragende Stelle einzunehmen berufen ſein. Die
Hauptſtadt Olmütz darf mit Recht ſtolz ſein,
auf dieſe neuerliche Errungenſchaft. Wie wir
ferner erfahren, ſoll im Monate September ſo-
dann der am 19 Auguſt vorzunehmenden Eröff-
nung der Anſtalt, die kirchliche Einſegnung und
die Feier der Schlußſteinlegung nachfolgen.
(Ein Erinnerungsfeſt des 54. Inftr.-
Regimentes.) Am 24. Juli l. J. wird das
Infanterie-Regiment Nr. 54 den Jahrestag der
Schlacht bei Sommacampagna feſtlich begehen.
Wie wir erfahren, wird dieſes Feſt an dem ge-
nannten Tage auf der Schießſtätte und in den Aus-
ſtellungsanlagen abgehalten und zu demſelben die
ſammte Mannſchaft des Regimentes „Alt-Star-
hemberg“ zugezogen werden. Wir behalten uns
vor, über dieſe Feſtveranſtaltung, die im großem
Maßſtabe abgehalten werden wird, noch Näheres mit-
zutheilen.
(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)
Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: An-
ſuchen um Weiterverpachtung eines Rathhausge-
wölbes. — Bericht des Stadtbauamtes in Ange-
legenheit eines Vergleiches. — Die Direction
der Staats-Oberrealſchule erſucht um Anſchaffung
einiger ſachlicher Erforderniſſe. — Antrag des
Gemeinderathes in Angelegenheit des Anſuchens
der Firma Ed. Hamburger & Sohn um Anſchluß
an einen ſtädt. Canal. — Antrag des Gemein-
derathes um Anſchaffung eines Apparates zur
Einführung von Alkoholdämpfen in die Gaslei-
tungen, um das Einfrieren derſelben zu verhin-
dern. — Antrag des Gemeinderathes auf Ein-
führung der Gasbeleuchtung auf der Bahnhof-
ſtraße. — Antrag des Gemeinderathes auf die
Einführung des Auer’ſchen Glühlichtes bei der
Straßenbeleuchtung auf den beiden Hauptplätzen
und den Ausfahrtsſtraßen. — Anſuchen mehrerer
Beamten um Friſtbeſtimmung zur Einbringung
ihrer Geſuche um die offene Officialsſtelle 2.
Claſſe. — Das Forſtamt berichtet über die Fort-
ſchritte der 10jährigen Betriebs-Reviſion in dem
Reviere Deutſchhauſe. — Bericht der 2. Section,
zwei der Stadtgemeinde zum Kaufe gebotene
Rathhausgewölbe betreffend. (2. Leſg.) — Bericht
der 3. Section, betreffend die Erhöhung der
Penſionen der Witwen der Gemeindebedienſteten.
— Berichte der 3. Section über die Anſuchen
der Verleihung des Heimatrechtes. (2. Leſung.)
— Anſuchen des prov. Holzgarten-Aufſehers M.
Strnad um definitive Anſtellung. (2. Leſung.)
— Bericht der 1. Section, betreffend die Er-
bauung einer Brücke nächſt der Landwehr-Caval-
lerie-Caſerne.
(Reifeprüfungen.) Bei den ſamſtägigen
Reifeprüfungen an der hieſigen k. k. deutſchen
Lehrerbildungsanſtalt unter dem Vorſitze des Herrn
Landesſchulinſpectors Dr. Carl Schober erhielten
ſämmtliche 7 Candidaten ein Zeugniß der Reife.
(9. mähr.-ſchleſ. Gauturnfeſt.) Das geſtern
in Troppau ſtattgefundene 9. mähr.-ſchleſ. Gau-
turnfeſt hatte unter der Unbill des Wetters ſehr
zu leiden. Der Feſtzug fand unter ſtrömendem
Regen ſtatt. Bei dem Morgens ſtattgefundenen
Wett-Turnen, beſtehend aus Uebungen am Reck,
Barren, und Pferd, ſowie den volksthümlichen
Uebungen: Steinſtoßen und Weitſpringen, er-
rang Herr Victor Mallener den 1. Preis
und Herr Julius Mallener, den 2. Preis.
Die glücklichen Sieger gehören bekanntlich dem
Olmützer Turnvereine an.
(Militär-Concert im Reſtanrationsgar-
ten „zur Stadt Retz.“) Heute Abends findet
im Reſtaurationsgarten „zur Stadt Retz“ ein
Militärconcert, ausgeführt von der Muſikcapelle
des 98. Inf.-Rgts, ſtatt.
(Unterhaltung der Feuerwehr.) Die
Olmützer freiw. Feuerwehl veranſtaltet am näch-
ſten Sonntag unter Mitwirkung einer Muſik-
capelle und der Feuerwehr-Sängerriege im Re-
ſtaurationsgarten „zur Stadt Retz“ eine Unter-
haltung. Näheres über dieſe Veranſtaltung werden
wir noch nachtragen.
(Unterhaltungs-Abend im Hotel „zur
goldenen Birne“.) Die Geſellſchaft Edels-
heim wird morgen Dienſtag in Baum’s
Orpheum einen Unterhaltungsabend mit neuem,
abwechslungsreichen Programm abhalten.
(Verregnet.) Dem geſtrigen Sonntage ge-
bührt dieſe Bezeichnung ohne jede Einſchränkung.
Es regnete des Morgens, es regnete Mittags und
es regnete des Abends. An ein Entfliehen aus
der Stadt war nicht zu denken. Kaum daß am
ſpäten Abende einige Spaziergänger den Stadt-
park aufſuchten. Der Regen hatte leider keine
Abkühlung im Gefolge; es war nach wie vor
unerträglich ſchwül. Unſere Landleute ſehen dem
Ende des Regens ſehnſüchtig entgegen um mit
der Ernte beginnen zu können.
(Verhaftung) Die hieſige Polizei verhaftete
heute einen Vagabunden, der einem Taglöhner,
während dieſer ſich in den Schanzen dem Schlafe
hingab, eine ſilberne Uhrkette entwendet hatte.
(Unfall.) Ein dreijähriges Kind, welches
ſich ſeit Kurzem zur Pflege bei den in der Verk
lorenengaſſe wohnhaften Großeltern befindet, tran-
am letzten Samſtag Abends unvorſichtiger Weiſe
aus einem Fläſchchen zur Desinfection des Aborts
beſtimmte Schwefelſäure, welche dasſelbe von dem
Fenſter des Abortes herabgenommen hatte. Das Kind
Mit einem bedeutſamen Lächeln ſchob Gryce
das Bekenntniß in das Couvert, in welchem es
vorgefunden worden wor. „Erinnern Sie ſich
der Form des Briefes, den Sie Hannah über-
gaben?“ fragte er.
„O, er war ganz ungewöhnlich groß.“
„Auch ſtark?“
„Stark genug für zwei Briefe.“
„Stark genug, daß er auch dieſes Papier
hätte enthalten können?“ forſchte der Detectiv
weiter, indem er das zuſammengefaltete und cou-
vertirte Bekenntniß vor ſich hinlegte.
„Gewiß, mein Herr,“ beſtätigte ſie mit
einem erſtaunten Blick darauf.
Gryces Augen funkelten förmlich, während
ſie durch das Zimmer flogen und ſchließlich auf
einer Fliege haften blieben, die über meinen
Rockärmel kroch. „Zweifeln Sie jetzt noch daran,“
murmelte er, „woher und von wem dieſes ſoge-
nannte Bekenntniß kam?“
Gryce geſtattete ſich einen Moment ſchwei-
genden Triumphes; dann raffte er die auf dem
Tiſche liegenden Papiere zuſammen und ſteckte
ſie in die Taſche.
„Was gedenken Sie jetzt zu thun?“ fragte
ich ihn.
Er nahm mich am Arm und führte mich
durch den Corridor in das Wohnzimmer. „Ich
gehe nach New-York zurück, um die Sache weiter
zu verfolgen,“ antwortete er. „Ich muß heraus-
bringen, woher das Gift ſtammt, das jenes
arme Mädchen in den Tod ſchickte, und wer
dieſes Bekenntniß gefälſcht hat.“
„Aber Spürnaſe und der Coroner werden
binnen kurzem ankommen,“ wandte ich ein;
„wollen Sie nicht lieber warten?“
„Nein,“ entgegnete er, „Spuren wie dieſe
hier müſſen verfolgt werden, ſolange ſie noch
friſch ſind; ich darf nicht länger zögern.“
„Wenn ich nicht irre, ſind ſie ſchon da,“
bemerkte ich, als wir Männertritte vor der Thür
hörten.
„In der That, es iſt ſo,“ rief der Detectiv,
indem er ſich beeilte, die Herren einzulaſſen.
Nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge
mußten wir befürchten, daß, ſobald der Coroner
auf der Scene erſchien, es mit jedem weiteren
Vorgehen von unſerer Seite ein Ende haben
würde; aber glücklicherweiſe für uns, ſowie für
den Verlauf der Unterſuchung war Dr. Fink
aus R. ein ſehr verſtändiger Mann, der, ſobald
ihm die Sachlage vorgetragen worden war, die
Wichtigkeit und die Nothwendigkeit eines höchſt
vorſichtigen Verfahrens erkannte. Er erklärte ſich
bereit auf unſere Pläne einzugehen und uns die
etwaige Benutzung von Schriftſtücken zu geſtatten,
zugleich übernahm er alle nöthigen Förmlichkeiten
für die Vorunterſuchung, ſo daß wir Zeit zu
weiteren Nachforſchungen hatten.
So war es Gryce möglich, ſchon mit dem
nächſten Zuge wieder abzufahren, und ich folgte
ihm um 10 Uhr Abends nach New-York.
Fünfunddreißigſtes Capitel.
Feine Arbeit.
Gryce hatte mir, bevor wir dem Städtchen
R. den Rücken kehrten, ſoviel von ſeinen Plänen
mitgetheilt, daß ich wußte, welcher Fährte er zu
folgen beabſichtigte. „Wenn wir herausbringen,“
hatte er geſagt, „in weſſen Beſitz das Buch iſt,
aus dem der Bogen genommen ward, ſo haben
wir den Doppelmörder.“
Bei meinem Beſuch am nächſten Tage fand
ich ihn am Tiſche ſitzend, vor ſich eine Damen-
briefmappe. Zu meiner Ueberraſchung erzählte er
mir, daß es Eleonorens Mappe ſei. „Was,“
rief ich, „ſind Sie auch jetzt noch nicht von ihrer
Unſchuld überzeugt?“
„Ganz gewiß; aber unſereiner muß gründ-
lich verfahren; eine Schlußfolgerung iſt nur dann
zwingend, wenn die Unterſuchung eine genaue
und vollſtändige war. Sehen Sie,“ fügte er
hinzu, indem er die Feuerzange ins Auge faßte,
„ich habe ſoeben Claverings Habſeligkeiten durch-
ſtöbert, — natürlich ohne daß er eine Ahnung
davon hatte, — obwohl das Bekenntniß unmög-
lich von ihm herrühren kann. Man muß nach
Beweiſen nicht nur da ſuchen, wo man ſie zu
finden hofft, ſondern nicht ſelten auch da, wo
man ſie am wenigſten erwartet. Jetzt glaube ich
zwar nicht, hier das zu entdecken, was ich will;
aber die Möglichkeit iſt doch nicht ausgeſchloſſen,
und das reicht für einen Detectiv hin.“
„Haben Sie Fräulein Eleonore heute Morgen
geſehen?“ fragte ich ihn, als er ſich anſchickte,
ſeine Abſicht auszuführen, indem er den Inhalt
der Mappe auf den Tiſch vor ſich ausſchüttete.
(Fortſetzung folgt.)
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