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Mährisches Tagblatt. Nr. 165, Olmütz, 20.07.1896.

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[Spaltenumbruch]

hiesigen Cultusgemeinde Herr Ed. Hamburger
befand, der Begräbnißfeier in Wien beiwohnten.
Die Ueberführung der Verstorbenen nach Wien
fand am Samstag Abend statt. Die Betheiligung
an dem Trauerzuge, der sich von Hatschein zum
Bahnhofe bewegte, war eine sehr zahlreiche.

(Der Kirchenbesuch der Schulkinder.)

Die neueste Anordnung unseres Landesschulrathes,
dahingehend, daß die Volksschüler außer am
Sonntage auch noch an drei Tagen der Woche
zum Kirchenbesuche verhalten werden sollen, wird
nicht verfehlen Aufsehen zu erregen. Die An-
ordnung ist ein markantes Zeichen dafür, daß
die clericale Reaction überall die frühere Herr-
schaft über die Schule zurückzuerlangen im Begriffe
steht. Uns wird auch berichtet, daß die Anordnung
des Landesschulrathes über Wunsch des Erzbischofs
Dr. Theodor Kohn erfolgt sei, der mehrfache Vor-
schläge dem Landesschulrathe unterbreitet habe.
Nach den uns zugehenden Mittheilungen, die
uns jedoch kaum glaublich erscheinen, sollen für
den Fall, als Kinder sich im Kirchenbesuche lässig
zeigen sollten, deren Eltern mit Strafen belegt werden.
Wir halten diese Meldung für unglaublich, weil
sie direct eine Verletzung der Staatsgrundgesetze
involvirt, nach welchen Niemand zur Ausübung
einer religiösen Handlung gezwungen werden kann.
Unser Bezirksschulrath wird jedenfalls zur Sache
Stellung nehmen und sich die Frage vorlegen
müssen, inwieweit die landesschulräthliche Anord-
nung dem Gesetze entspricht. Die freisinnigen
Abgeordneten aber werden sich nach dem Wieder-
zusammentritte des Parlaments der Angelegen-
heit annehmen und dieselbe öffentlich erörtern
müssen. Denn wenn irgendwo so gilt hier der
Satz "Principiis obsta".

(Die Uebernahme der neuen Landes-
Krankenanstalt.)

Der mährische Landesausschuß
hat in der am 18. d. M. abgehaltenen Sitzung
beschlossen, die commissionelle Uebernahme bezw.
Uebergabe der nun fertig gestellten neuen Lan-
deskrankenanstalt am Tafelberge bei Olmütz an
die Anstaltsdirection am Mittwoch, den 19.
August
l. J. 10 Uhr Vormittags unter Inter-
vention des Landesausschußbeisitzers Dr. Adolf
Promber mit Zuziehung des Landesrathes
Mathias Mauer, des Landesbaudirectors Hugo
Kranz, des Bauleiters Wilhelm Kausek, des
Anstaltsdirectors Med.-Dr. Emilian Mick und
des Anstaltsverwalters Josef Haier an Ort
und Stelle vorzunehmen. Damit wird eine neue
Humanitätsanstalt in Mähren eröffnet werden,
welche Dank der Munificenz des Landtages in
jeglicher Hinsicht allen Anforderungen moderner
Hygiene entsprechend, bestimmt ist segensreich zu
wirken, zur Ehre des Landes, zur besonderen
Zierde der zweiten Hauptstadt Olmütz, deren
Abgeordnete in der Landesvertretung um das
Zustandekommen dieses Werkes sich wesentliche
[Spaltenumbruch] Verdienste erwarben. Diese Verdienste erwarben
sich insbesondere der verstorbene Dr. August
Weeber und Vicebürgermeister Brandhuber.
Diese neue Landeskrankenanstalt wird unter allen
in der letzten Zeit nicht nur in Mähren, sondern
auch außerhalb der Grenzen unseres Heimats-
landes errichteten Krankenhäusern eine hervor-
ragende Stelle einzunehmen berufen sein. Die
Hauptstadt Olmütz darf mit Recht stolz sein,
auf diese neuerliche Errungenschaft. Wie wir
ferner erfahren, soll im Monate September so-
dann der am 19 August vorzunehmenden Eröff-
nung der Anstalt, die kirchliche Einsegnung und
die Feier der Schlußsteinlegung nachfolgen.

(Ein Erinnerungsfest des 54. Inftr.-
Regimentes.)

Am 24. Juli l. J. wird das
Infanterie-Regiment Nr. 54 den Jahrestag der
Schlacht bei Sommacampagna festlich begehen.
Wie wir erfahren, wird dieses Fest an dem ge-
nannten Tage auf der Schießstätte und in den Aus-
stellungsanlagen abgehalten und zu demselben die
sammte Mannschaft des Regimentes "Alt-Star-
hemberg" zugezogen werden. Wir behalten uns
vor, über diese Festveranstaltung, die im großem
Maßstabe abgehalten werden wird, noch Näheres mit-
zutheilen.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums ist folgende: An-
suchen um Weiterverpachtung eines Rathhausge-
wölbes. -- Bericht des Stadtbauamtes in Ange-
legenheit eines Vergleiches. -- Die Direction
der Staats-Oberrealschule ersucht um Anschaffung
einiger sachlicher Erfordernisse. -- Antrag des
Gemeinderathes in Angelegenheit des Ansuchens
der Firma Ed. Hamburger & Sohn um Anschluß
an einen städt. Canal. -- Antrag des Gemein-
derathes um Anschaffung eines Apparates zur
Einführung von Alkoholdämpfen in die Gaslei-
tungen, um das Einfrieren derselben zu verhin-
dern. -- Antrag des Gemeinderathes auf Ein-
führung der Gasbeleuchtung auf der Bahnhof-
straße. -- Antrag des Gemeinderathes auf die
Einführung des Auer'schen Glühlichtes bei der
Straßenbeleuchtung auf den beiden Hauptplätzen
und den Ausfahrtsstraßen. -- Ansuchen mehrerer
Beamten um Fristbestimmung zur Einbringung
ihrer Gesuche um die offene Officialsstelle 2.
Classe. -- Das Forstamt berichtet über die Fort-
schritte der 10jährigen Betriebs-Revision in dem
Reviere Deutschhause. -- Bericht der 2. Section,
zwei der Stadtgemeinde zum Kaufe gebotene
Rathhausgewölbe betreffend. (2. Lesg.) -- Bericht
der 3. Section, betreffend die Erhöhung der
Pensionen der Witwen der Gemeindebediensteten.
-- Berichte der 3. Section über die Ansuchen
der Verleihung des Heimatrechtes. (2. Lesung.)
-- Ansuchen des prov. Holzgarten-Aufsehers M.
Strnad um definitive Anstellung. (2. Lesung.)
[Spaltenumbruch] -- Bericht der 1. Section, betreffend die Er-
bauung einer Brücke nächst der Landwehr-Caval-
lerie-Caserne.

(Reifeprüfungen.)

Bei den samstägigen
Reifeprüfungen an der hiesigen k. k. deutschen
Lehrerbildungsanstalt unter dem Vorsitze des Herrn
Landesschulinspectors Dr. Carl Schober erhielten
sämmtliche 7 Candidaten ein Zeugniß der Reife.

(9. mähr.-schles. Gauturnfest.)

Das gestern
in Troppau stattgefundene 9. mähr.-schles. Gau-
turnfest hatte unter der Unbill des Wetters sehr
zu leiden. Der Festzug fand unter strömendem
Regen statt. Bei dem Morgens stattgefundenen
Wett-Turnen, bestehend aus Uebungen am Reck,
Barren, und Pferd, sowie den volksthümlichen
Uebungen: Steinstoßen und Weitspringen, er-
rang Herr Victor Mallener den 1. Preis
und Herr Julius Mallener, den 2. Preis.
Die glücklichen Sieger gehören bekanntlich dem
Olmützer Turnvereine an.

(Militär-Concert im Restanrationsgar-
ten "zur Stadt Retz.")

Heute Abends findet
im Restaurationsgarten "zur Stadt Retz" ein
Militärconcert, ausgeführt von der Musikcapelle
des 98. Inf.-Rgts, statt.

(Unterhaltung der Feuerwehr.)

Die
Olmützer freiw. Feuerwehl veranstaltet am näch-
sten Sonntag unter Mitwirkung einer Musik-
capelle und der Feuerwehr-Sängerriege im Re-
staurationsgarten "zur Stadt Retz" eine Unter-
haltung. Näheres über diese Veranstaltung werden
wir noch nachtragen.

(Unterhaltungs-Abend im Hotel "zur
goldenen Birne".)

Die Gesellschaft Edels-
heim
wird morgen Dienstag in Baum's
Orpheum einen Unterhaltungsabend mit neuem,
abwechslungsreichen Programm abhalten.

(Verregnet.)

Dem gestrigen Sonntage ge-
bührt diese Bezeichnung ohne jede Einschränkung.
Es regnete des Morgens, es regnete Mittags und
es regnete des Abends. An ein Entfliehen aus
der Stadt war nicht zu denken. Kaum daß am
späten Abende einige Spaziergänger den Stadt-
park aufsuchten. Der Regen hatte leider keine
Abkühlung im Gefolge; es war nach wie vor
unerträglich schwül. Unsere Landleute sehen dem
Ende des Regens sehnsüchtig entgegen um mit
der Ernte beginnen zu können.

(Verhaftung)

Die hiesige Polizei verhaftete
heute einen Vagabunden, der einem Taglöhner,
während dieser sich in den Schanzen dem Schlafe
hingab, eine silberne Uhrkette entwendet hatte.

(Unfall.)

Ein dreijähriges Kind, welches
sich seit Kurzem zur Pflege bei den in der Verk
lorenengasse wohnhaften Großeltern befindet, tran-
am letzten Samstag Abends unvorsichtiger Weise
aus einem Fläschchen zur Desinfection des Aborts
bestimmte Schwefelsäure, welche dasselbe von dem
Fenster des Abortes herabgenommen hatte. Das Kind




[Spaltenumbruch]

Mit einem bedeutsamen Lächeln schob Gryce
das Bekenntniß in das Couvert, in welchem es
vorgefunden worden wor. "Erinnern Sie sich
der Form des Briefes, den Sie Hannah über-
gaben?" fragte er.

"O, er war ganz ungewöhnlich groß."

"Auch stark?"

"Stark genug für zwei Briefe."

"Stark genug, daß er auch dieses Papier
hätte enthalten können?" forschte der Detectiv
weiter, indem er das zusammengefaltete und cou-
vertirte Bekenntniß vor sich hinlegte.

"Gewiß, mein Herr," bestätigte sie mit
einem erstaunten Blick darauf.

Gryces Augen funkelten förmlich, während
sie durch das Zimmer flogen und schließlich auf
einer Fliege haften blieben, die über meinen
Rockärmel kroch. "Zweifeln Sie jetzt noch daran,"
murmelte er, "woher und von wem dieses soge-
nannte Bekenntniß kam?"

Gryce gestattete sich einen Moment schwei-
genden Triumphes; dann raffte er die auf dem
Tische liegenden Papiere zusammen und steckte
sie in die Tasche.

"Was gedenken Sie jetzt zu thun?" fragte
ich ihn.

Er nahm mich am Arm und führte mich
durch den Corridor in das Wohnzimmer. "Ich
gehe nach New-York zurück, um die Sache weiter
zu verfolgen," antwortete er. "Ich muß heraus-
bringen, woher das Gift stammt, das jenes
arme Mädchen in den Tod schickte, und wer
dieses Bekenntniß gefälscht hat."


[Spaltenumbruch]

"Aber Spürnase und der Coroner werden
binnen kurzem ankommen," wandte ich ein;
"wollen Sie nicht lieber warten?"

"Nein," entgegnete er, "Spuren wie diese
hier müssen verfolgt werden, solange sie noch
frisch sind; ich darf nicht länger zögern."

"Wenn ich nicht irre, sind sie schon da,"
bemerkte ich, als wir Männertritte vor der Thür
hörten.

"In der That, es ist so," rief der Detectiv,
indem er sich beeilte, die Herren einzulassen.

Nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge
mußten wir befürchten, daß, sobald der Coroner
auf der Scene erschien, es mit jedem weiteren
Vorgehen von unserer Seite ein Ende haben
würde; aber glücklicherweise für uns, sowie für
den Verlauf der Untersuchung war Dr. Fink
aus R. ein sehr verständiger Mann, der, sobald
ihm die Sachlage vorgetragen worden war, die
Wichtigkeit und die Nothwendigkeit eines höchst
vorsichtigen Verfahrens erkannte. Er erklärte sich
bereit auf unsere Pläne einzugehen und uns die
etwaige Benutzung von Schriftstücken zu gestatten,
zugleich übernahm er alle nöthigen Förmlichkeiten
für die Voruntersuchung, so daß wir Zeit zu
weiteren Nachforschungen hatten.

So war es Gryce möglich, schon mit dem
nächsten Zuge wieder abzufahren, und ich folgte
ihm um 10 Uhr Abends nach New-York.

Fünfunddreißigstes Capitel.

Feine Arbeit.

Gryce hatte mir, bevor wir dem Städtchen
[Spaltenumbruch] R. den Rücken kehrten, soviel von seinen Plänen
mitgetheilt, daß ich wußte, welcher Fährte er zu
folgen beabsichtigte. "Wenn wir herausbringen,"
hatte er gesagt, "in wessen Besitz das Buch ist,
aus dem der Bogen genommen ward, so haben
wir den Doppelmörder."

Bei meinem Besuch am nächsten Tage fand
ich ihn am Tische sitzend, vor sich eine Damen-
briefmappe. Zu meiner Ueberraschung erzählte er
mir, daß es Eleonorens Mappe sei. "Was,"
rief ich, "sind Sie auch jetzt noch nicht von ihrer
Unschuld überzeugt?"

"Ganz gewiß; aber unsereiner muß gründ-
lich verfahren; eine Schlußfolgerung ist nur dann
zwingend, wenn die Untersuchung eine genaue
und vollständige war. Sehen Sie," fügte er
hinzu, indem er die Feuerzange ins Auge faßte,
"ich habe soeben Claverings Habseligkeiten durch-
stöbert, -- natürlich ohne daß er eine Ahnung
davon hatte, -- obwohl das Bekenntniß unmög-
lich von ihm herrühren kann. Man muß nach
Beweisen nicht nur da suchen, wo man sie zu
finden hofft, sondern nicht selten auch da, wo
man sie am wenigsten erwartet. Jetzt glaube ich
zwar nicht, hier das zu entdecken, was ich will;
aber die Möglichkeit ist doch nicht ausgeschlossen,
und das reicht für einen Detectiv hin."

"Haben Sie Fräulein Eleonore heute Morgen
gesehen?" fragte ich ihn, als er sich anschickte,
seine Absicht auszuführen, indem er den Inhalt
der Mappe auf den Tisch vor sich ausschüttete.

(Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

hieſigen Cultusgemeinde Herr Ed. Hamburger
befand, der Begräbnißfeier in Wien beiwohnten.
Die Ueberführung der Verſtorbenen nach Wien
fand am Samſtag Abend ſtatt. Die Betheiligung
an dem Trauerzuge, der ſich von Hatſchein zum
Bahnhofe bewegte, war eine ſehr zahlreiche.

(Der Kirchenbeſuch der Schulkinder.)

Die neueſte Anordnung unſeres Landesſchulrathes,
dahingehend, daß die Volksſchüler außer am
Sonntage auch noch an drei Tagen der Woche
zum Kirchenbeſuche verhalten werden ſollen, wird
nicht verfehlen Aufſehen zu erregen. Die An-
ordnung iſt ein markantes Zeichen dafür, daß
die clericale Reaction überall die frühere Herr-
ſchaft über die Schule zurückzuerlangen im Begriffe
ſteht. Uns wird auch berichtet, daß die Anordnung
des Landesſchulrathes über Wunſch des Erzbiſchofs
Dr. Theodor Kohn erfolgt ſei, der mehrfache Vor-
ſchläge dem Landesſchulrathe unterbreitet habe.
Nach den uns zugehenden Mittheilungen, die
uns jedoch kaum glaublich erſcheinen, ſollen für
den Fall, als Kinder ſich im Kirchenbeſuche läſſig
zeigen ſollten, deren Eltern mit Strafen belegt werden.
Wir halten dieſe Meldung für unglaublich, weil
ſie direct eine Verletzung der Staatsgrundgeſetze
involvirt, nach welchen Niemand zur Ausübung
einer religiöſen Handlung gezwungen werden kann.
Unſer Bezirksſchulrath wird jedenfalls zur Sache
Stellung nehmen und ſich die Frage vorlegen
müſſen, inwieweit die landesſchulräthliche Anord-
nung dem Geſetze entſpricht. Die freiſinnigen
Abgeordneten aber werden ſich nach dem Wieder-
zuſammentritte des Parlaments der Angelegen-
heit annehmen und dieſelbe öffentlich erörtern
müſſen. Denn wenn irgendwo ſo gilt hier der
Satz „Principiis obsta“.

(Die Uebernahme der neuen Landes-
Krankenanſtalt.)

Der mähriſche Landesausſchuß
hat in der am 18. d. M. abgehaltenen Sitzung
beſchloſſen, die commiſſionelle Uebernahme bezw.
Uebergabe der nun fertig geſtellten neuen Lan-
deskrankenanſtalt am Tafelberge bei Olmütz an
die Anſtaltsdirection am Mittwoch, den 19.
Auguſt
l. J. 10 Uhr Vormittags unter Inter-
vention des Landesausſchußbeiſitzers Dr. Adolf
Promber mit Zuziehung des Landesrathes
Mathias Mauer, des Landesbaudirectors Hugo
Kranz, des Bauleiters Wilhelm Kauſek, des
Anſtaltsdirectors Med.-Dr. Emilian Mick und
des Anſtaltsverwalters Joſef Haier an Ort
und Stelle vorzunehmen. Damit wird eine neue
Humanitätsanſtalt in Mähren eröffnet werden,
welche Dank der Munificenz des Landtages in
jeglicher Hinſicht allen Anforderungen moderner
Hygiene entſprechend, beſtimmt iſt ſegensreich zu
wirken, zur Ehre des Landes, zur beſonderen
Zierde der zweiten Hauptſtadt Olmütz, deren
Abgeordnete in der Landesvertretung um das
Zuſtandekommen dieſes Werkes ſich weſentliche
[Spaltenumbruch] Verdienſte erwarben. Dieſe Verdienſte erwarben
ſich insbeſondere der verſtorbene Dr. Auguſt
Weeber und Vicebürgermeiſter Brandhuber.
Dieſe neue Landeskrankenanſtalt wird unter allen
in der letzten Zeit nicht nur in Mähren, ſondern
auch außerhalb der Grenzen unſeres Heimats-
landes errichteten Krankenhäuſern eine hervor-
ragende Stelle einzunehmen berufen ſein. Die
Hauptſtadt Olmütz darf mit Recht ſtolz ſein,
auf dieſe neuerliche Errungenſchaft. Wie wir
ferner erfahren, ſoll im Monate September ſo-
dann der am 19 Auguſt vorzunehmenden Eröff-
nung der Anſtalt, die kirchliche Einſegnung und
die Feier der Schlußſteinlegung nachfolgen.

(Ein Erinnerungsfeſt des 54. Inftr.-
Regimentes.)

Am 24. Juli l. J. wird das
Infanterie-Regiment Nr. 54 den Jahrestag der
Schlacht bei Sommacampagna feſtlich begehen.
Wie wir erfahren, wird dieſes Feſt an dem ge-
nannten Tage auf der Schießſtätte und in den Aus-
ſtellungsanlagen abgehalten und zu demſelben die
ſammte Mannſchaft des Regimentes „Alt-Star-
hemberg“ zugezogen werden. Wir behalten uns
vor, über dieſe Feſtveranſtaltung, die im großem
Maßſtabe abgehalten werden wird, noch Näheres mit-
zutheilen.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: An-
ſuchen um Weiterverpachtung eines Rathhausge-
wölbes. — Bericht des Stadtbauamtes in Ange-
legenheit eines Vergleiches. — Die Direction
der Staats-Oberrealſchule erſucht um Anſchaffung
einiger ſachlicher Erforderniſſe. — Antrag des
Gemeinderathes in Angelegenheit des Anſuchens
der Firma Ed. Hamburger & Sohn um Anſchluß
an einen ſtädt. Canal. — Antrag des Gemein-
derathes um Anſchaffung eines Apparates zur
Einführung von Alkoholdämpfen in die Gaslei-
tungen, um das Einfrieren derſelben zu verhin-
dern. — Antrag des Gemeinderathes auf Ein-
führung der Gasbeleuchtung auf der Bahnhof-
ſtraße. — Antrag des Gemeinderathes auf die
Einführung des Auer’ſchen Glühlichtes bei der
Straßenbeleuchtung auf den beiden Hauptplätzen
und den Ausfahrtsſtraßen. — Anſuchen mehrerer
Beamten um Friſtbeſtimmung zur Einbringung
ihrer Geſuche um die offene Officialsſtelle 2.
Claſſe. — Das Forſtamt berichtet über die Fort-
ſchritte der 10jährigen Betriebs-Reviſion in dem
Reviere Deutſchhauſe. — Bericht der 2. Section,
zwei der Stadtgemeinde zum Kaufe gebotene
Rathhausgewölbe betreffend. (2. Leſg.) — Bericht
der 3. Section, betreffend die Erhöhung der
Penſionen der Witwen der Gemeindebedienſteten.
— Berichte der 3. Section über die Anſuchen
der Verleihung des Heimatrechtes. (2. Leſung.)
— Anſuchen des prov. Holzgarten-Aufſehers M.
Strnad um definitive Anſtellung. (2. Leſung.)
[Spaltenumbruch] — Bericht der 1. Section, betreffend die Er-
bauung einer Brücke nächſt der Landwehr-Caval-
lerie-Caſerne.

(Reifeprüfungen.)

Bei den ſamſtägigen
Reifeprüfungen an der hieſigen k. k. deutſchen
Lehrerbildungsanſtalt unter dem Vorſitze des Herrn
Landesſchulinſpectors Dr. Carl Schober erhielten
ſämmtliche 7 Candidaten ein Zeugniß der Reife.

(9. mähr.-ſchleſ. Gauturnfeſt.)

Das geſtern
in Troppau ſtattgefundene 9. mähr.-ſchleſ. Gau-
turnfeſt hatte unter der Unbill des Wetters ſehr
zu leiden. Der Feſtzug fand unter ſtrömendem
Regen ſtatt. Bei dem Morgens ſtattgefundenen
Wett-Turnen, beſtehend aus Uebungen am Reck,
Barren, und Pferd, ſowie den volksthümlichen
Uebungen: Steinſtoßen und Weitſpringen, er-
rang Herr Victor Mallener den 1. Preis
und Herr Julius Mallener, den 2. Preis.
Die glücklichen Sieger gehören bekanntlich dem
Olmützer Turnvereine an.

(Militär-Concert im Reſtanrationsgar-
ten „zur Stadt Retz.“)

Heute Abends findet
im Reſtaurationsgarten „zur Stadt Retz“ ein
Militärconcert, ausgeführt von der Muſikcapelle
des 98. Inf.-Rgts, ſtatt.

(Unterhaltung der Feuerwehr.)

Die
Olmützer freiw. Feuerwehl veranſtaltet am näch-
ſten Sonntag unter Mitwirkung einer Muſik-
capelle und der Feuerwehr-Sängerriege im Re-
ſtaurationsgarten „zur Stadt Retz“ eine Unter-
haltung. Näheres über dieſe Veranſtaltung werden
wir noch nachtragen.

(Unterhaltungs-Abend im Hotel „zur
goldenen Birne“.)

Die Geſellſchaft Edels-
heim
wird morgen Dienſtag in Baum’s
Orpheum einen Unterhaltungsabend mit neuem,
abwechslungsreichen Programm abhalten.

(Verregnet.)

Dem geſtrigen Sonntage ge-
bührt dieſe Bezeichnung ohne jede Einſchränkung.
Es regnete des Morgens, es regnete Mittags und
es regnete des Abends. An ein Entfliehen aus
der Stadt war nicht zu denken. Kaum daß am
ſpäten Abende einige Spaziergänger den Stadt-
park aufſuchten. Der Regen hatte leider keine
Abkühlung im Gefolge; es war nach wie vor
unerträglich ſchwül. Unſere Landleute ſehen dem
Ende des Regens ſehnſüchtig entgegen um mit
der Ernte beginnen zu können.

(Verhaftung)

Die hieſige Polizei verhaftete
heute einen Vagabunden, der einem Taglöhner,
während dieſer ſich in den Schanzen dem Schlafe
hingab, eine ſilberne Uhrkette entwendet hatte.

(Unfall.)

Ein dreijähriges Kind, welches
ſich ſeit Kurzem zur Pflege bei den in der Verk
lorenengaſſe wohnhaften Großeltern befindet, tran-
am letzten Samſtag Abends unvorſichtiger Weiſe
aus einem Fläſchchen zur Desinfection des Aborts
beſtimmte Schwefelſäure, welche dasſelbe von dem
Fenſter des Abortes herabgenommen hatte. Das Kind




[Spaltenumbruch]

Mit einem bedeutſamen Lächeln ſchob Gryce
das Bekenntniß in das Couvert, in welchem es
vorgefunden worden wor. „Erinnern Sie ſich
der Form des Briefes, den Sie Hannah über-
gaben?“ fragte er.

„O, er war ganz ungewöhnlich groß.“

„Auch ſtark?“

„Stark genug für zwei Briefe.“

„Stark genug, daß er auch dieſes Papier
hätte enthalten können?“ forſchte der Detectiv
weiter, indem er das zuſammengefaltete und cou-
vertirte Bekenntniß vor ſich hinlegte.

„Gewiß, mein Herr,“ beſtätigte ſie mit
einem erſtaunten Blick darauf.

Gryces Augen funkelten förmlich, während
ſie durch das Zimmer flogen und ſchließlich auf
einer Fliege haften blieben, die über meinen
Rockärmel kroch. „Zweifeln Sie jetzt noch daran,“
murmelte er, „woher und von wem dieſes ſoge-
nannte Bekenntniß kam?“

Gryce geſtattete ſich einen Moment ſchwei-
genden Triumphes; dann raffte er die auf dem
Tiſche liegenden Papiere zuſammen und ſteckte
ſie in die Taſche.

„Was gedenken Sie jetzt zu thun?“ fragte
ich ihn.

Er nahm mich am Arm und führte mich
durch den Corridor in das Wohnzimmer. „Ich
gehe nach New-York zurück, um die Sache weiter
zu verfolgen,“ antwortete er. „Ich muß heraus-
bringen, woher das Gift ſtammt, das jenes
arme Mädchen in den Tod ſchickte, und wer
dieſes Bekenntniß gefälſcht hat.“


[Spaltenumbruch]

„Aber Spürnaſe und der Coroner werden
binnen kurzem ankommen,“ wandte ich ein;
„wollen Sie nicht lieber warten?“

„Nein,“ entgegnete er, „Spuren wie dieſe
hier müſſen verfolgt werden, ſolange ſie noch
friſch ſind; ich darf nicht länger zögern.“

„Wenn ich nicht irre, ſind ſie ſchon da,“
bemerkte ich, als wir Männertritte vor der Thür
hörten.

„In der That, es iſt ſo,“ rief der Detectiv,
indem er ſich beeilte, die Herren einzulaſſen.

Nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge
mußten wir befürchten, daß, ſobald der Coroner
auf der Scene erſchien, es mit jedem weiteren
Vorgehen von unſerer Seite ein Ende haben
würde; aber glücklicherweiſe für uns, ſowie für
den Verlauf der Unterſuchung war Dr. Fink
aus R. ein ſehr verſtändiger Mann, der, ſobald
ihm die Sachlage vorgetragen worden war, die
Wichtigkeit und die Nothwendigkeit eines höchſt
vorſichtigen Verfahrens erkannte. Er erklärte ſich
bereit auf unſere Pläne einzugehen und uns die
etwaige Benutzung von Schriftſtücken zu geſtatten,
zugleich übernahm er alle nöthigen Förmlichkeiten
für die Vorunterſuchung, ſo daß wir Zeit zu
weiteren Nachforſchungen hatten.

So war es Gryce möglich, ſchon mit dem
nächſten Zuge wieder abzufahren, und ich folgte
ihm um 10 Uhr Abends nach New-York.

Fünfunddreißigſtes Capitel.

Feine Arbeit.

Gryce hatte mir, bevor wir dem Städtchen
[Spaltenumbruch] R. den Rücken kehrten, ſoviel von ſeinen Plänen
mitgetheilt, daß ich wußte, welcher Fährte er zu
folgen beabſichtigte. „Wenn wir herausbringen,“
hatte er geſagt, „in weſſen Beſitz das Buch iſt,
aus dem der Bogen genommen ward, ſo haben
wir den Doppelmörder.“

Bei meinem Beſuch am nächſten Tage fand
ich ihn am Tiſche ſitzend, vor ſich eine Damen-
briefmappe. Zu meiner Ueberraſchung erzählte er
mir, daß es Eleonorens Mappe ſei. „Was,“
rief ich, „ſind Sie auch jetzt noch nicht von ihrer
Unſchuld überzeugt?“

„Ganz gewiß; aber unſereiner muß gründ-
lich verfahren; eine Schlußfolgerung iſt nur dann
zwingend, wenn die Unterſuchung eine genaue
und vollſtändige war. Sehen Sie,“ fügte er
hinzu, indem er die Feuerzange ins Auge faßte,
„ich habe ſoeben Claverings Habſeligkeiten durch-
ſtöbert, — natürlich ohne daß er eine Ahnung
davon hatte, — obwohl das Bekenntniß unmög-
lich von ihm herrühren kann. Man muß nach
Beweiſen nicht nur da ſuchen, wo man ſie zu
finden hofft, ſondern nicht ſelten auch da, wo
man ſie am wenigſten erwartet. Jetzt glaube ich
zwar nicht, hier das zu entdecken, was ich will;
aber die Möglichkeit iſt doch nicht ausgeſchloſſen,
und das reicht für einen Detectiv hin.“

„Haben Sie Fräulein Eleonore heute Morgen
geſehen?“ fragte ich ihn, als er ſich anſchickte,
ſeine Abſicht auszuführen, indem er den Inhalt
der Mappe auf den Tiſch vor ſich ausſchüttete.

(Fortſetzung folgt.)


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[[5]/0005] hieſigen Cultusgemeinde Herr Ed. Hamburger befand, der Begräbnißfeier in Wien beiwohnten. Die Ueberführung der Verſtorbenen nach Wien fand am Samſtag Abend ſtatt. Die Betheiligung an dem Trauerzuge, der ſich von Hatſchein zum Bahnhofe bewegte, war eine ſehr zahlreiche. (Der Kirchenbeſuch der Schulkinder.) Die neueſte Anordnung unſeres Landesſchulrathes, dahingehend, daß die Volksſchüler außer am Sonntage auch noch an drei Tagen der Woche zum Kirchenbeſuche verhalten werden ſollen, wird nicht verfehlen Aufſehen zu erregen. Die An- ordnung iſt ein markantes Zeichen dafür, daß die clericale Reaction überall die frühere Herr- ſchaft über die Schule zurückzuerlangen im Begriffe ſteht. Uns wird auch berichtet, daß die Anordnung des Landesſchulrathes über Wunſch des Erzbiſchofs Dr. Theodor Kohn erfolgt ſei, der mehrfache Vor- ſchläge dem Landesſchulrathe unterbreitet habe. Nach den uns zugehenden Mittheilungen, die uns jedoch kaum glaublich erſcheinen, ſollen für den Fall, als Kinder ſich im Kirchenbeſuche läſſig zeigen ſollten, deren Eltern mit Strafen belegt werden. Wir halten dieſe Meldung für unglaublich, weil ſie direct eine Verletzung der Staatsgrundgeſetze involvirt, nach welchen Niemand zur Ausübung einer religiöſen Handlung gezwungen werden kann. Unſer Bezirksſchulrath wird jedenfalls zur Sache Stellung nehmen und ſich die Frage vorlegen müſſen, inwieweit die landesſchulräthliche Anord- nung dem Geſetze entſpricht. Die freiſinnigen Abgeordneten aber werden ſich nach dem Wieder- zuſammentritte des Parlaments der Angelegen- heit annehmen und dieſelbe öffentlich erörtern müſſen. Denn wenn irgendwo ſo gilt hier der Satz „Principiis obsta“. (Die Uebernahme der neuen Landes- Krankenanſtalt.) Der mähriſche Landesausſchuß hat in der am 18. d. M. abgehaltenen Sitzung beſchloſſen, die commiſſionelle Uebernahme bezw. Uebergabe der nun fertig geſtellten neuen Lan- deskrankenanſtalt am Tafelberge bei Olmütz an die Anſtaltsdirection am Mittwoch, den 19. Auguſt l. J. 10 Uhr Vormittags unter Inter- vention des Landesausſchußbeiſitzers Dr. Adolf Promber mit Zuziehung des Landesrathes Mathias Mauer, des Landesbaudirectors Hugo Kranz, des Bauleiters Wilhelm Kauſek, des Anſtaltsdirectors Med.-Dr. Emilian Mick und des Anſtaltsverwalters Joſef Haier an Ort und Stelle vorzunehmen. Damit wird eine neue Humanitätsanſtalt in Mähren eröffnet werden, welche Dank der Munificenz des Landtages in jeglicher Hinſicht allen Anforderungen moderner Hygiene entſprechend, beſtimmt iſt ſegensreich zu wirken, zur Ehre des Landes, zur beſonderen Zierde der zweiten Hauptſtadt Olmütz, deren Abgeordnete in der Landesvertretung um das Zuſtandekommen dieſes Werkes ſich weſentliche Verdienſte erwarben. Dieſe Verdienſte erwarben ſich insbeſondere der verſtorbene Dr. Auguſt Weeber und Vicebürgermeiſter Brandhuber. Dieſe neue Landeskrankenanſtalt wird unter allen in der letzten Zeit nicht nur in Mähren, ſondern auch außerhalb der Grenzen unſeres Heimats- landes errichteten Krankenhäuſern eine hervor- ragende Stelle einzunehmen berufen ſein. Die Hauptſtadt Olmütz darf mit Recht ſtolz ſein, auf dieſe neuerliche Errungenſchaft. Wie wir ferner erfahren, ſoll im Monate September ſo- dann der am 19 Auguſt vorzunehmenden Eröff- nung der Anſtalt, die kirchliche Einſegnung und die Feier der Schlußſteinlegung nachfolgen. (Ein Erinnerungsfeſt des 54. Inftr.- Regimentes.) Am 24. Juli l. J. wird das Infanterie-Regiment Nr. 54 den Jahrestag der Schlacht bei Sommacampagna feſtlich begehen. Wie wir erfahren, wird dieſes Feſt an dem ge- nannten Tage auf der Schießſtätte und in den Aus- ſtellungsanlagen abgehalten und zu demſelben die ſammte Mannſchaft des Regimentes „Alt-Star- hemberg“ zugezogen werden. Wir behalten uns vor, über dieſe Feſtveranſtaltung, die im großem Maßſtabe abgehalten werden wird, noch Näheres mit- zutheilen. (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: An- ſuchen um Weiterverpachtung eines Rathhausge- wölbes. — Bericht des Stadtbauamtes in Ange- legenheit eines Vergleiches. — Die Direction der Staats-Oberrealſchule erſucht um Anſchaffung einiger ſachlicher Erforderniſſe. — Antrag des Gemeinderathes in Angelegenheit des Anſuchens der Firma Ed. Hamburger & Sohn um Anſchluß an einen ſtädt. Canal. — Antrag des Gemein- derathes um Anſchaffung eines Apparates zur Einführung von Alkoholdämpfen in die Gaslei- tungen, um das Einfrieren derſelben zu verhin- dern. — Antrag des Gemeinderathes auf Ein- führung der Gasbeleuchtung auf der Bahnhof- ſtraße. — Antrag des Gemeinderathes auf die Einführung des Auer’ſchen Glühlichtes bei der Straßenbeleuchtung auf den beiden Hauptplätzen und den Ausfahrtsſtraßen. — Anſuchen mehrerer Beamten um Friſtbeſtimmung zur Einbringung ihrer Geſuche um die offene Officialsſtelle 2. Claſſe. — Das Forſtamt berichtet über die Fort- ſchritte der 10jährigen Betriebs-Reviſion in dem Reviere Deutſchhauſe. — Bericht der 2. Section, zwei der Stadtgemeinde zum Kaufe gebotene Rathhausgewölbe betreffend. (2. Leſg.) — Bericht der 3. Section, betreffend die Erhöhung der Penſionen der Witwen der Gemeindebedienſteten. — Berichte der 3. Section über die Anſuchen der Verleihung des Heimatrechtes. (2. Leſung.) — Anſuchen des prov. Holzgarten-Aufſehers M. Strnad um definitive Anſtellung. (2. Leſung.) — Bericht der 1. Section, betreffend die Er- bauung einer Brücke nächſt der Landwehr-Caval- lerie-Caſerne. (Reifeprüfungen.) Bei den ſamſtägigen Reifeprüfungen an der hieſigen k. k. deutſchen Lehrerbildungsanſtalt unter dem Vorſitze des Herrn Landesſchulinſpectors Dr. Carl Schober erhielten ſämmtliche 7 Candidaten ein Zeugniß der Reife. (9. mähr.-ſchleſ. Gauturnfeſt.) Das geſtern in Troppau ſtattgefundene 9. mähr.-ſchleſ. Gau- turnfeſt hatte unter der Unbill des Wetters ſehr zu leiden. Der Feſtzug fand unter ſtrömendem Regen ſtatt. Bei dem Morgens ſtattgefundenen Wett-Turnen, beſtehend aus Uebungen am Reck, Barren, und Pferd, ſowie den volksthümlichen Uebungen: Steinſtoßen und Weitſpringen, er- rang Herr Victor Mallener den 1. Preis und Herr Julius Mallener, den 2. Preis. Die glücklichen Sieger gehören bekanntlich dem Olmützer Turnvereine an. (Militär-Concert im Reſtanrationsgar- ten „zur Stadt Retz.“) Heute Abends findet im Reſtaurationsgarten „zur Stadt Retz“ ein Militärconcert, ausgeführt von der Muſikcapelle des 98. Inf.-Rgts, ſtatt. (Unterhaltung der Feuerwehr.) Die Olmützer freiw. Feuerwehl veranſtaltet am näch- ſten Sonntag unter Mitwirkung einer Muſik- capelle und der Feuerwehr-Sängerriege im Re- ſtaurationsgarten „zur Stadt Retz“ eine Unter- haltung. Näheres über dieſe Veranſtaltung werden wir noch nachtragen. (Unterhaltungs-Abend im Hotel „zur goldenen Birne“.) Die Geſellſchaft Edels- heim wird morgen Dienſtag in Baum’s Orpheum einen Unterhaltungsabend mit neuem, abwechslungsreichen Programm abhalten. (Verregnet.) Dem geſtrigen Sonntage ge- bührt dieſe Bezeichnung ohne jede Einſchränkung. Es regnete des Morgens, es regnete Mittags und es regnete des Abends. An ein Entfliehen aus der Stadt war nicht zu denken. Kaum daß am ſpäten Abende einige Spaziergänger den Stadt- park aufſuchten. Der Regen hatte leider keine Abkühlung im Gefolge; es war nach wie vor unerträglich ſchwül. Unſere Landleute ſehen dem Ende des Regens ſehnſüchtig entgegen um mit der Ernte beginnen zu können. (Verhaftung) Die hieſige Polizei verhaftete heute einen Vagabunden, der einem Taglöhner, während dieſer ſich in den Schanzen dem Schlafe hingab, eine ſilberne Uhrkette entwendet hatte. (Unfall.) Ein dreijähriges Kind, welches ſich ſeit Kurzem zur Pflege bei den in der Verk lorenengaſſe wohnhaften Großeltern befindet, tran- am letzten Samſtag Abends unvorſichtiger Weiſe aus einem Fläſchchen zur Desinfection des Aborts beſtimmte Schwefelſäure, welche dasſelbe von dem Fenſter des Abortes herabgenommen hatte. Das Kind Mit einem bedeutſamen Lächeln ſchob Gryce das Bekenntniß in das Couvert, in welchem es vorgefunden worden wor. „Erinnern Sie ſich der Form des Briefes, den Sie Hannah über- gaben?“ fragte er. „O, er war ganz ungewöhnlich groß.“ „Auch ſtark?“ „Stark genug für zwei Briefe.“ „Stark genug, daß er auch dieſes Papier hätte enthalten können?“ forſchte der Detectiv weiter, indem er das zuſammengefaltete und cou- vertirte Bekenntniß vor ſich hinlegte. „Gewiß, mein Herr,“ beſtätigte ſie mit einem erſtaunten Blick darauf. Gryces Augen funkelten förmlich, während ſie durch das Zimmer flogen und ſchließlich auf einer Fliege haften blieben, die über meinen Rockärmel kroch. „Zweifeln Sie jetzt noch daran,“ murmelte er, „woher und von wem dieſes ſoge- nannte Bekenntniß kam?“ Gryce geſtattete ſich einen Moment ſchwei- genden Triumphes; dann raffte er die auf dem Tiſche liegenden Papiere zuſammen und ſteckte ſie in die Taſche. „Was gedenken Sie jetzt zu thun?“ fragte ich ihn. Er nahm mich am Arm und führte mich durch den Corridor in das Wohnzimmer. „Ich gehe nach New-York zurück, um die Sache weiter zu verfolgen,“ antwortete er. „Ich muß heraus- bringen, woher das Gift ſtammt, das jenes arme Mädchen in den Tod ſchickte, und wer dieſes Bekenntniß gefälſcht hat.“ „Aber Spürnaſe und der Coroner werden binnen kurzem ankommen,“ wandte ich ein; „wollen Sie nicht lieber warten?“ „Nein,“ entgegnete er, „Spuren wie dieſe hier müſſen verfolgt werden, ſolange ſie noch friſch ſind; ich darf nicht länger zögern.“ „Wenn ich nicht irre, ſind ſie ſchon da,“ bemerkte ich, als wir Männertritte vor der Thür hörten. „In der That, es iſt ſo,“ rief der Detectiv, indem er ſich beeilte, die Herren einzulaſſen. Nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge mußten wir befürchten, daß, ſobald der Coroner auf der Scene erſchien, es mit jedem weiteren Vorgehen von unſerer Seite ein Ende haben würde; aber glücklicherweiſe für uns, ſowie für den Verlauf der Unterſuchung war Dr. Fink aus R. ein ſehr verſtändiger Mann, der, ſobald ihm die Sachlage vorgetragen worden war, die Wichtigkeit und die Nothwendigkeit eines höchſt vorſichtigen Verfahrens erkannte. Er erklärte ſich bereit auf unſere Pläne einzugehen und uns die etwaige Benutzung von Schriftſtücken zu geſtatten, zugleich übernahm er alle nöthigen Förmlichkeiten für die Vorunterſuchung, ſo daß wir Zeit zu weiteren Nachforſchungen hatten. So war es Gryce möglich, ſchon mit dem nächſten Zuge wieder abzufahren, und ich folgte ihm um 10 Uhr Abends nach New-York. Fünfunddreißigſtes Capitel. Feine Arbeit. Gryce hatte mir, bevor wir dem Städtchen R. den Rücken kehrten, ſoviel von ſeinen Plänen mitgetheilt, daß ich wußte, welcher Fährte er zu folgen beabſichtigte. „Wenn wir herausbringen,“ hatte er geſagt, „in weſſen Beſitz das Buch iſt, aus dem der Bogen genommen ward, ſo haben wir den Doppelmörder.“ Bei meinem Beſuch am nächſten Tage fand ich ihn am Tiſche ſitzend, vor ſich eine Damen- briefmappe. Zu meiner Ueberraſchung erzählte er mir, daß es Eleonorens Mappe ſei. „Was,“ rief ich, „ſind Sie auch jetzt noch nicht von ihrer Unſchuld überzeugt?“ „Ganz gewiß; aber unſereiner muß gründ- lich verfahren; eine Schlußfolgerung iſt nur dann zwingend, wenn die Unterſuchung eine genaue und vollſtändige war. Sehen Sie,“ fügte er hinzu, indem er die Feuerzange ins Auge faßte, „ich habe ſoeben Claverings Habſeligkeiten durch- ſtöbert, — natürlich ohne daß er eine Ahnung davon hatte, — obwohl das Bekenntniß unmög- lich von ihm herrühren kann. Man muß nach Beweiſen nicht nur da ſuchen, wo man ſie zu finden hofft, ſondern nicht ſelten auch da, wo man ſie am wenigſten erwartet. Jetzt glaube ich zwar nicht, hier das zu entdecken, was ich will; aber die Möglichkeit iſt doch nicht ausgeſchloſſen, und das reicht für einen Detectiv hin.“ „Haben Sie Fräulein Eleonore heute Morgen geſehen?“ fragte ich ihn, als er ſich anſchickte, ſeine Abſicht auszuführen, indem er den Inhalt der Mappe auf den Tiſch vor ſich ausſchüttete. (Fortſetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 165, Olmütz, 20.07.1896, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches165_1896/5>, abgerufen am 21.11.2024.