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Mährisches Tagblatt. Nr. 15, Olmütz, 20.01.1890.

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[Spaltenumbruch] scheiterte bei der Ausführung; manche glückliche
Idee zerstob in Nichts bei dem Bestreben sie zu
verwirklichen. Wir halten es deshalb für frivol,
wenn man an den Plan den Frieden in Böhmen
herzustellen, noch ehe an dessen Ausführung ge-
schritten werden kann, neue Ausgleichspläne hängt.
Hinter solchem Beginnen können wir nur das
Bestreben suchen, die, wie es scheint, glücklichen
Resultate der Conferenz in Wien an ihrer Ver-
wirklichung zu hindern. In dieser Annahme be-
stärkt uns der Zweifel, den uns gegenüber erst
jüngst einer der Führer der mährischen Tschechen
an dem Erfolge dieser Conferenz äußerte. Die
Frage "Und in Mähren" bedeutet deßhalb für
uns nur das beklagenswerthe Streben,
neue Conflicte heraufzubeschwören, ehe noch
die bisherigen beseitigt erscheinen. In Mäh-
ren waren bei allem nationalen Zwiespalt
die Gegensätze nie zu solcher Schärfe gediehen
wie in Böhmen, und herrscht nur erst dort
leidliche Ruhe, so sind wir überzengt, daß auch
in Mähren der Friede bald einkehren werde, der
ja doch zumeist nur durch den Zündstoff gestört
wurde, der aus Böhmen hieher übertragen wurde.
Wir bedauern dabei aus tiefster Seele, daß gerade
jetzt unser bewährter Führer, Dr. Sturm vom politi-
schen Schauplatze zurücktreten will. Er hat uns
in den Tagen des Kampfes so tapfer und siegreich
geführt, daß wir seiner Führung jetzt, in der
Zeit, wo es gilt das Erstrebte und Erkämpfte
sicher zu bergen, nicht gerne entrathen möchten.
Sein ernster Sinn, sein planender Geist, seine
treue Festigkeit im Gewoge der Meinungen, sie
werden uns fehlen. Wir sagen es offen, daß
wir keinen zweiten Mann im Lande wissen,
der die Lücke in unseren Reihen ausfüllen
könnte, wenn Sturm wirklich "unabänder-
lich" aus diesen Reihen treten sollte. Und es
glaube ja Niemand, daß wir jetzt leichter als
früher des Führers entbehren könnten. Wiege
sich Niemand in allzu duselige Stimmung. Be-
schlossen ist's wohl, den Kampf zu enden; allein
der politischen Arbeit, der regen nationalen Thätig-
keit wird es trotzdem allüberall bedürfen um fest-
zuhalten, was wir besitzen, und die Dämme auf-
zurichten, die diesen Besitz für alle Zukunft uns
sichern. Nicht des scharfen Schwertes mag es
vielleicht ferner mehr bedürfen, wohl aber des
blanken Schildes; denn nicht um anzugreifen,
wohl aber um etwaige Angriffe abzuwehren,
müssen wir gerüstet bleiben. Dazu bedürfen wir
des treuen Führers, der, wie er so oft für uns
die rechte Antwort gegenüber feindseliger Frage
fand, auch dießmal die richtige Parole ausgeben
muß, gegenüber der Frage: "Und in Mähren?"




Politische Nachrichten.
(Der deutsch-böhmische Ausgleich)

Nach
einer Meldung der "N. Fr. Pr." sollen die
Ausgleichs-Conferenzen erst heute geschlossen
werden; die Mitglieder der Ausgleichs-
[Spaltenumbruch] Conferenz werden noch einmal zu einem Hof-
Diner geladen werden. "Die "Deutsche Zeitung"
erwartet, daß nach der erfolgten neuen Bezirks-
Abgrenzung die neue Sprachenverordnung nicht
mehr auf dem Standpunkt des tschechischen
Staatsrechtes basiren werde; andernfalls wäre
die neue Bezirks-Eintheelung für die Deutschen
absolut werthlos. Die Versammlung der deut-
schen Landtagsabgeordneten zur Entgegennahme
des Berichtes über die Ergebnisse der Ausgleichs-
Conferenz erwartet man kommenden Sonntag,
den 26. Januar. Wenn diese Körperschaft
ihr Urtheil hierüber abgegeben hat, wird auch
der Termin des Teplitzer Parteitages endgiltig
sixirt werden. Welche Factoren haben die Alttsche-
chen in den letzten Tagen nachgiebig gestimmt?
Als die deutschen Delegirten Böhmens mit den in
Prag wohnenden Mitgliedern des Vorstandes der
deutschen Linken beriethen, erklärte Rieger öffent-
lich und privat, nichts bewilligen zu können, da
er nicht mehr Mandatar der Tschechen sei. "Ihr
so ungefähr sagte Rieger zu den deutschen Dele-
girten, Ihr habt leicht verlangen, Ihr seid einig
aber wir werden beschimpft und insultirt. Wie
die maßgebendsten Kreise über die deutschen De-
legirten, besonders über Plener denken, interpre-
tirte das officiöse "Fremdenblatt" ausgiebig. --
Ueber die Consequeuzen der Ausgleichs-Conferenz
bezüglich der künftigen Zusammensetzung des
Cabinets ist man sich in Regierungskreisen noch nicht
klar. Das darf wohl erwartet werden, daß die
deutsche Linke intact wie bisher bleibt. Es ver-
lautet, daß die deutschen Delegirten auch betreffs
der Curien-Frage durchdrangen. Die meritorische
Arbeit der Ausgleichs-Conferenz ist beendet.
Morgen wird das das Schlußprotokoll verfaßt.
Die Publication der Ergebnisse erfolgt kommen-
den Sonntag, 26. Januar, in Prag.

(Der Herzog von Aosta.)

Der Herzog
von Aosta ist am 18. Jänner Abends in Turin
gestorben. (Amadeus Ferdinand Maria, Herzog
von Aosta, wurde am 30. Mai 1845 als zweiter
Sohn Victor Emanuels geboren, vermählte sich
1867 mit der 1876 verstorbenen Prinzessin
Maria dal Pozzo della Cisterna, focht 1866 bei
Custozza, ward von den Cortes am 16. No-
vember 1870 zum König von Spanien gewählt,
behauptete sich jedoch nur mit Mühe auf dem
Throne und legte am 11. Februar 1873 die
Regierung nieder. Er kehrte über Portugal nach
Italien zurück und war seither Generalinspector
der italienischen Cavallerie. Vor Kurzem hatte er
sich zum zweiten Male vermählt.)




Locales und Provinzielles.


(Empfangstag.)

Wie wir vernehmen, hält
Frau Baronin Vera Pillerstorff-Tolstoj
die Gemahlin des Statthaltereirathes Dr. Her-
mann, Freiherrn von Pillerstorff, jeden Mittwoch
zwischen 12 und 11/2 Uhr Empfangstag


[Spaltenumbruch]
(Die Artillerie des 10. Corps.)

Im
Laufe dieses Monats werden, wie die "Reichs-
wehr" mittheilt, die bereits im Budget des Jahres
1889 bewilligten Baraken für das Corps-Ar-
tillerie-Regiment Nr. 1 in Przemysl fertigge-
stellt, worauf die Translocirung des genannten
Truppe[n]körpers nach dem 10. Corpsbereiche er-
folgen wird. Dermalen übersiedelt bereits das
Augmentationsmagazin. Der Aufschub des Aug-
mentationsmateriales erfolgt mit sieben Seperat-
zügen der Carl Ludwig-Bahn von Krakau bis
auf den Militärbahnhof in Przemysl. Wir ver-
nehmen gleichzeitig, daß auch das bisher in
Olmütz dislocirte Corps-Artillerie-Regiment
Nr. 10 im Laufe des Frühjahrs an Stelle des
abgehenden Corps-Artillerie-Regiments Nr. 1
nach Krakau verlegt wird und daß benannte
Truppenkörper wechselseitig die Regimentsnummer
wechseln. In Hinkunft wird das Corps-Artillerie-
Regiment Prinz-Regent von Baiern die Nr. 10,
das Corps-Artillerie-Regiment FML. Carl
Fischer die Nr. 1 tragen. Die reitende Batterie-
Division Nr. 10 übersiedelt ebenfalls im Laufe
des Frühjahrs nach Krakau, während die für
Krakau bestimmt gewesene schwere Batterie-Divi-
sion Nr. 1 bis auf Weiteres im dermaligen
Standquartiere in Wadowice verbleibt.

(Damenabend im deutschen Casino.)

Das
deutsche Cafino sah seine schönen Räume am
verflossenenen Sonnabend von einem zahlreichen
und eleganten Publicum gefüllt, dem Faschings-
lust und Faschingslaune nicht fehlte. Der voll-
giltige Beweis hiefür mag in der Thatsache ge-
funden werden, daß man von 8 Uhr Abends
bis 5 Uhr morgens mit hingebendem Eifer tanzte.
Die Tanzmusik besorgte die Capelle des 54. Inft.-
Regimentes mit der ganzen Unermüdlichkeit. die
der herrschenden Tanzlust entsprach. Die Unter-
haltung war eine äußerst lebhafte und das
Casino darf auf dieses erste Faschingskränzchen
umso befriedigter blicken, als es sich so vor-
theilhaft von den meist schwach besuchten ersten
Kränzchen früherer Jahre unterschied.

(Gschnasball.)

Gibt es noch einen anderen
interessanten Gesprächsstoff für unsere Gesellschafts-
kreise als den Gschnasball? Mütter und Töchter
Männer und Frauen halten eifrige Berathungen
um ein passendes Gschnas-Costüm zu finden,
und auf die Frage, was man von den Wiener
Ausgleichs-Conferenzen halte, kann man leicht die
Antwort erhalten, "O es wird sehr schön werden!
In Böhmen." Ach was der Ball wird doch in
Olmütz stattsinden und Olmütz liegt doch nicht
in Böhmen. Aehnlich entwickeln sich jetzt die Ge-
spräche in allen Kreisen. Um die großen Vorbe-
reitungen für den Ball zu bewältigen hat sich
nun auch ein aus 30 jungen Damen bestehendes
Damencomite dem Herrencomite an die Seite
gesetzt, dessen Aufgabe es ist für zahlreichen Be-
such des Balles zu sorgeu. Ueberflüssige Mühe!
Seit Jahren dürfte hier kein Ball so viel An-
ziehungskraft geübt haben, als der heurige




[Spaltenumbruch]
Der Erbe des Hauses.
(11. Fortsetzung.)

"Aber noch immer nicht schwer genug. Ihr
habt aus Eurer Macht und meiner Hilflosigkeit
Nutzen gezogen und mir Eure Bewerbungen auf-
gezwungen. Ihr nahmt Euch in Acht, mich zu
beunruhigen, während wir noch in England waren.
Kein Vater hätte besser sein können, als Ihr es
dort waret. Aber vor einigen Monaten entließet
Ihr meine alte Gouvernannte und kündigtet
mir Eure Absichten an, auf Reisen zu gehen.
Ihr waret gegen die Begleitung meiner alten
Amme und ihres Sohnes, aber ich wollte Eng-
land ohne sie nicht verlassen. Sie hatten auf den
Wunsch meines Vaters mein ganzes Leben lang
bei mir gelebt und sie werden bei mir bleiben,
bis zu unserem Tode. Mit Eurem Kammerdiener
und meinen Dienern gingen wir auf Reisen
Aber erst als wir Neapel erreicht hatten, zeigtet
Ihr Euch in Eurem wahren Lichte, warft die
Maske der väterlichen Liebe ab und enthülltet
Euch als Liebender. Ich wies Euch sanft und
freundlich zurück, fürchtend, Euch zu verletzen.
Dann fingt Ihr mit den Verfolgungen an, die
ich aufgezählt habe."


[Spaltenumbruch]

"Ein schrecklicher Fall", höhnte Herr Gower.
"Man würde mich nach Eurem aufgeregten Be-
richt wirklich für ein Ungeheuer halten. Was
Eure Anspielungen auf meine verstorbene Frau,
die Lady Feodora, mit der Sache zu thun haben,
kann ich wahrlich nicht verstehen. Es ist wahr,
daß Ihr ihre Mündel waret und daß sie Euch
mir als Vermächtniß hinterlassen hat. Ich glaube,
sie würde meinen Entschluß, Euch zu heirathen,
billigen, denn sie liebte uns beide, trotz ihrer
Eisersucht, die erste sein zu wollen. Sie war eine
Frau, auf die man stolz sein konnte." sagte er
sinnend. "Groß, stattlich, elegant und vornehm,
aber sie vergaß nie, daß sie die Tochter eines
Grafen war. Vor unserer Heirath versicherte sie
mir, daß sie nie einen Witwer heirathen würde.
Sie wollte niemals die Zweite im Herzen oder
in der Heimath des Mannes sein. So lange sie
lebte, vergaß sie nicht, daß sie eine Dame von
hohem Range war, und ich nur ein armer Edel-
mann. Aber das ist jetzt alles vorbei. Wenn ich
wieder heirathe, nehme ich nur eine, die mit mir
im gleichen Range ist. Heirathen unter wie über
seinem Stande, haben immer ihre Schwierigkeiten.
Ich würde ein Weib wählen, das jünger ist als
ich; die Jugend in ihrer Unschuld und Frische
ist so schön. Kurz und gut, Olla, ich würde Euch
wählen."

"Niemals könnte ich Euch wählen, nie-
mals", entgegnete Olla in lebhaftem Tone. "Es
[Spaltenumbruch] ist unnatürlick, daß sich die Jugend mit dem
Alter vereint."

Er machte ein böses Gesicht, entgegnete jedoch
in katzenfreundlichem Tone: "So sei es denn --
von heute an soll die Heirathsfrage ganz ver-
schwinden und niemals wieder werde ich Euch
mit meinen Bewerbungen belästigen. Von dieser
Stunde an bin ich nur mehr Euer Vormund,
nichts als Euer liebevoller, für das Wohlergehen
seiner Mündel besorgter Vormund. Ihr braucht
von jetzt an nicht mehr vor mir zu fliehen,
dürft mir frei und offen in's Auge schauen und
getrost auf meinen väterlichen Schutz rechnen.
Dafür verlange ich aber auch Zutrauen und Gr-
horsam unter meine Autorität und hoffe, daß
die alte Heiterkeit, die ich auf diesem hübschen
Gesichte so oft und so gern gesehen, wiederkehrt.
Hier ist meine Hund, schlagt ein, Olla, im
Grunde genommen bringt der Handel für uns
Beide nur Vortheile. Ihr braucht nicht mehr in
Aufregung, Angst und Furcht zu leben und auch
mir dem alterndem Manne, ist es erwünscht, mit
Ruhe und Genuß meine Tage in diesem schönen
Lande zu verbringen."

Zur Bekräftigung seiner Worte bot er ihr
die Hand. Die reinen unschuldsvollen Mädchen-
augen blickten in die seinen und fanden darin
nur Offenherzigkeit und Wahrheit.

(Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch] ſcheiterte bei der Ausführung; manche glückliche
Idee zerſtob in Nichts bei dem Beſtreben ſie zu
verwirklichen. Wir halten es deshalb für frivol,
wenn man an den Plan den Frieden in Böhmen
herzuſtellen, noch ehe an deſſen Ausführung ge-
ſchritten werden kann, neue Ausgleichspläne hängt.
Hinter ſolchem Beginnen können wir nur das
Beſtreben ſuchen, die, wie es ſcheint, glücklichen
Reſultate der Conferenz in Wien an ihrer Ver-
wirklichung zu hindern. In dieſer Annahme be-
ſtärkt uns der Zweifel, den uns gegenüber erſt
jüngſt einer der Führer der mähriſchen Tſchechen
an dem Erfolge dieſer Conferenz äußerte. Die
Frage „Und in Mähren“ bedeutet deßhalb für
uns nur das beklagenswerthe Streben,
neue Conflicte heraufzubeſchwören, ehe noch
die bisherigen beſeitigt erſcheinen. In Mäh-
ren waren bei allem nationalen Zwieſpalt
die Gegenſätze nie zu ſolcher Schärfe gediehen
wie in Böhmen, und herrſcht nur erſt dort
leidliche Ruhe, ſo ſind wir überzengt, daß auch
in Mähren der Friede bald einkehren werde, der
ja doch zumeiſt nur durch den Zündſtoff geſtört
wurde, der aus Böhmen hieher übertragen wurde.
Wir bedauern dabei aus tiefſter Seele, daß gerade
jetzt unſer bewährter Führer, Dr. Sturm vom politi-
ſchen Schauplatze zurücktreten will. Er hat uns
in den Tagen des Kampfes ſo tapfer und ſiegreich
geführt, daß wir ſeiner Führung jetzt, in der
Zeit, wo es gilt das Erſtrebte und Erkämpfte
ſicher zu bergen, nicht gerne entrathen möchten.
Sein ernſter Sinn, ſein planender Geiſt, ſeine
treue Feſtigkeit im Gewoge der Meinungen, ſie
werden uns fehlen. Wir ſagen es offen, daß
wir keinen zweiten Mann im Lande wiſſen,
der die Lücke in unſeren Reihen ausfüllen
könnte, wenn Sturm wirklich „unabänder-
lich“ aus dieſen Reihen treten ſollte. Und es
glaube ja Niemand, daß wir jetzt leichter als
früher des Führers entbehren könnten. Wiege
ſich Niemand in allzu duſelige Stimmung. Be-
ſchloſſen iſt’s wohl, den Kampf zu enden; allein
der politiſchen Arbeit, der regen nationalen Thätig-
keit wird es trotzdem allüberall bedürfen um feſt-
zuhalten, was wir beſitzen, und die Dämme auf-
zurichten, die dieſen Beſitz für alle Zukunft uns
ſichern. Nicht des ſcharfen Schwertes mag es
vielleicht ferner mehr bedürfen, wohl aber des
blanken Schildes; denn nicht um anzugreifen,
wohl aber um etwaige Angriffe abzuwehren,
müſſen wir gerüſtet bleiben. Dazu bedürfen wir
des treuen Führers, der, wie er ſo oft für uns
die rechte Antwort gegenüber feindſeliger Frage
fand, auch dießmal die richtige Parole ausgeben
muß, gegenüber der Frage: „Und in Mähren?“




Politiſche Nachrichten.
(Der deutſch-böhmiſche Ausgleich)

Nach
einer Meldung der „N. Fr. Pr.“ ſollen die
Ausgleichs-Conferenzen erſt heute geſchloſſen
werden; die Mitglieder der Ausgleichs-
[Spaltenumbruch] Conferenz werden noch einmal zu einem Hof-
Diner geladen werden. „Die „Deutſche Zeitung“
erwartet, daß nach der erfolgten neuen Bezirks-
Abgrenzung die neue Sprachenverordnung nicht
mehr auf dem Standpunkt des tſchechiſchen
Staatsrechtes baſiren werde; andernfalls wäre
die neue Bezirks-Eintheelung für die Deutſchen
abſolut werthlos. Die Verſammlung der deut-
ſchen Landtagsabgeordneten zur Entgegennahme
des Berichtes über die Ergebniſſe der Ausgleichs-
Conferenz erwartet man kommenden Sonntag,
den 26. Januar. Wenn dieſe Körperſchaft
ihr Urtheil hierüber abgegeben hat, wird auch
der Termin des Teplitzer Parteitages endgiltig
ſixirt werden. Welche Factoren haben die Alttſche-
chen in den letzten Tagen nachgiebig geſtimmt?
Als die deutſchen Delegirten Böhmens mit den in
Prag wohnenden Mitgliedern des Vorſtandes der
deutſchen Linken beriethen, erklärte Rieger öffent-
lich und privat, nichts bewilligen zu können, da
er nicht mehr Mandatar der Tſchechen ſei. „Ihr
ſo ungefähr ſagte Rieger zu den deutſchen Dele-
girten, Ihr habt leicht verlangen, Ihr ſeid einig
aber wir werden beſchimpft und inſultirt. Wie
die maßgebendſten Kreiſe über die deutſchen De-
legirten, beſonders über Plener denken, interpre-
tirte das officiöſe „Fremdenblatt“ ausgiebig. —
Ueber die Conſequeuzen der Ausgleichs-Conferenz
bezüglich der künftigen Zuſammenſetzung des
Cabinets iſt man ſich in Regierungskreiſen noch nicht
klar. Das darf wohl erwartet werden, daß die
deutſche Linke intact wie bisher bleibt. Es ver-
lautet, daß die deutſchen Delegirten auch betreffs
der Curien-Frage durchdrangen. Die meritoriſche
Arbeit der Ausgleichs-Conferenz iſt beendet.
Morgen wird das das Schlußprotokoll verfaßt.
Die Publication der Ergebniſſe erfolgt kommen-
den Sonntag, 26. Januar, in Prag.

(Der Herzog von Aoſta.)

Der Herzog
von Aoſta iſt am 18. Jänner Abends in Turin
geſtorben. (Amadeus Ferdinand Maria, Herzog
von Aoſta, wurde am 30. Mai 1845 als zweiter
Sohn Victor Emanuels geboren, vermählte ſich
1867 mit der 1876 verſtorbenen Prinzeſſin
Maria dal Pozzo della Ciſterna, focht 1866 bei
Cuſtozza, ward von den Cortes am 16. No-
vember 1870 zum König von Spanien gewählt,
behauptete ſich jedoch nur mit Mühe auf dem
Throne und legte am 11. Februar 1873 die
Regierung nieder. Er kehrte über Portugal nach
Italien zurück und war ſeither Generalinſpector
der italieniſchen Cavallerie. Vor Kurzem hatte er
ſich zum zweiten Male vermählt.)




Locales und Provinzielles.


(Empfangstag.)

Wie wir vernehmen, hält
Frau Baronin Vera Pillerstorff-Tolſtoj
die Gemahlin des Statthaltereirathes Dr. Her-
mann, Freiherrn von Pillerstorff, jeden Mittwoch
zwiſchen 12 und 1½ Uhr Empfangstag


[Spaltenumbruch]
(Die Artillerie des 10. Corps.)

Im
Laufe dieſes Monats werden, wie die „Reichs-
wehr“ mittheilt, die bereits im Budget des Jahres
1889 bewilligten Baraken für das Corps-Ar-
tillerie-Regiment Nr. 1 in Przemysl fertigge-
ſtellt, worauf die Translocirung des genannten
Truppe[n]körpers nach dem 10. Corpsbereiche er-
folgen wird. Dermalen überſiedelt bereits das
Augmentationsmagazin. Der Aufſchub des Aug-
mentationsmateriales erfolgt mit ſieben Seperat-
zügen der Carl Ludwig-Bahn von Krakau bis
auf den Militärbahnhof in Przemysl. Wir ver-
nehmen gleichzeitig, daß auch das bisher in
Olmütz dislocirte Corps-Artillerie-Regiment
Nr. 10 im Laufe des Frühjahrs an Stelle des
abgehenden Corps-Artillerie-Regiments Nr. 1
nach Krakau verlegt wird und daß benannte
Truppenkörper wechſelſeitig die Regimentsnummer
wechſeln. In Hinkunft wird das Corps-Artillerie-
Regiment Prinz-Regent von Baiern die Nr. 10,
das Corps-Artillerie-Regiment FML. Carl
Fiſcher die Nr. 1 tragen. Die reitende Batterie-
Diviſion Nr. 10 überſiedelt ebenfalls im Laufe
des Frühjahrs nach Krakau, während die für
Krakau beſtimmt geweſene ſchwere Batterie-Divi-
ſion Nr. 1 bis auf Weiteres im dermaligen
Standquartiere in Wadowice verbleibt.

(Damenabend im deutſchen Caſino.)

Das
deutſche Cafino ſah ſeine ſchönen Räume am
verfloſſenenen Sonnabend von einem zahlreichen
und eleganten Publicum gefüllt, dem Faſchings-
luſt und Faſchingslaune nicht fehlte. Der voll-
giltige Beweis hiefür mag in der Thatſache ge-
funden werden, daß man von 8 Uhr Abends
bis 5 Uhr morgens mit hingebendem Eifer tanzte.
Die Tanzmuſik beſorgte die Capelle des 54. Inft.-
Regimentes mit der ganzen Unermüdlichkeit. die
der herrſchenden Tanzluſt entſprach. Die Unter-
haltung war eine äußerſt lebhafte und das
Caſino darf auf dieſes erſte Faſchingskränzchen
umſo befriedigter blicken, als es ſich ſo vor-
theilhaft von den meiſt ſchwach beſuchten erſten
Kränzchen früherer Jahre unterſchied.

(Gſchnasball.)

Gibt es noch einen anderen
intereſſanten Geſprächsſtoff für unſere Geſellſchafts-
kreiſe als den Gſchnasball? Mütter und Töchter
Männer und Frauen halten eifrige Berathungen
um ein paſſendes Gſchnas-Coſtüm zu finden,
und auf die Frage, was man von den Wiener
Ausgleichs-Conferenzen halte, kann man leicht die
Antwort erhalten, „O es wird ſehr ſchön werden!
In Böhmen.“ Ach was der Ball wird doch in
Olmütz ſtattſinden und Olmütz liegt doch nicht
in Böhmen. Aehnlich entwickeln ſich jetzt die Ge-
ſpräche in allen Kreiſen. Um die großen Vorbe-
reitungen für den Ball zu bewältigen hat ſich
nun auch ein aus 30 jungen Damen beſtehendes
Damencomité dem Herrencomité an die Seite
geſetzt, deſſen Aufgabe es iſt für zahlreichen Be-
ſuch des Balles zu ſorgeu. Ueberflüſſige Mühe!
Seit Jahren dürfte hier kein Ball ſo viel An-
ziehungskraft geübt haben, als der heurige




[Spaltenumbruch]
Der Erbe des Hauſes.
(11. Fortſetzung.)

„Aber noch immer nicht ſchwer genug. Ihr
habt aus Eurer Macht und meiner Hilfloſigkeit
Nutzen gezogen und mir Eure Bewerbungen auf-
gezwungen. Ihr nahmt Euch in Acht, mich zu
beunruhigen, während wir noch in England waren.
Kein Vater hätte beſſer ſein können, als Ihr es
dort waret. Aber vor einigen Monaten entließet
Ihr meine alte Gouvernannte und kündigtet
mir Eure Abſichten an, auf Reiſen zu gehen.
Ihr waret gegen die Begleitung meiner alten
Amme und ihres Sohnes, aber ich wollte Eng-
land ohne ſie nicht verlaſſen. Sie hatten auf den
Wunſch meines Vaters mein ganzes Leben lang
bei mir gelebt und ſie werden bei mir bleiben,
bis zu unſerem Tode. Mit Eurem Kammerdiener
und meinen Dienern gingen wir auf Reiſen
Aber erſt als wir Neapel erreicht hatten, zeigtet
Ihr Euch in Eurem wahren Lichte, warft die
Maske der väterlichen Liebe ab und enthülltet
Euch als Liebender. Ich wies Euch ſanft und
freundlich zurück, fürchtend, Euch zu verletzen.
Dann fingt Ihr mit den Verfolgungen an, die
ich aufgezählt habe.“


[Spaltenumbruch]

„Ein ſchrecklicher Fall“, höhnte Herr Gower.
„Man würde mich nach Eurem aufgeregten Be-
richt wirklich für ein Ungeheuer halten. Was
Eure Anſpielungen auf meine verſtorbene Frau,
die Lady Feodora, mit der Sache zu thun haben,
kann ich wahrlich nicht verſtehen. Es iſt wahr,
daß Ihr ihre Mündel waret und daß ſie Euch
mir als Vermächtniß hinterlaſſen hat. Ich glaube,
ſie würde meinen Entſchluß, Euch zu heirathen,
billigen, denn ſie liebte uns beide, trotz ihrer
Eiſerſucht, die erſte ſein zu wollen. Sie war eine
Frau, auf die man ſtolz ſein konnte.“ ſagte er
ſinnend. „Groß, ſtattlich, elegant und vornehm,
aber ſie vergaß nie, daß ſie die Tochter eines
Grafen war. Vor unſerer Heirath verſicherte ſie
mir, daß ſie nie einen Witwer heirathen würde.
Sie wollte niemals die Zweite im Herzen oder
in der Heimath des Mannes ſein. So lange ſie
lebte, vergaß ſie nicht, daß ſie eine Dame von
hohem Range war, und ich nur ein armer Edel-
mann. Aber das iſt jetzt alles vorbei. Wenn ich
wieder heirathe, nehme ich nur eine, die mit mir
im gleichen Range iſt. Heirathen unter wie über
ſeinem Stande, haben immer ihre Schwierigkeiten.
Ich würde ein Weib wählen, das jünger iſt als
ich; die Jugend in ihrer Unſchuld und Friſche
iſt ſo ſchön. Kurz und gut, Olla, ich würde Euch
wählen.“

„Niemals könnte ich Euch wählen, nie-
mals“, entgegnete Olla in lebhaftem Tone. „Es
[Spaltenumbruch] iſt unnatürlick, daß ſich die Jugend mit dem
Alter vereint.“

Er machte ein böſes Geſicht, entgegnete jedoch
in katzenfreundlichem Tone: „So ſei es denn —
von heute an ſoll die Heirathsfrage ganz ver-
ſchwinden und niemals wieder werde ich Euch
mit meinen Bewerbungen beläſtigen. Von dieſer
Stunde an bin ich nur mehr Euer Vormund,
nichts als Euer liebevoller, für das Wohlergehen
ſeiner Mündel beſorgter Vormund. Ihr braucht
von jetzt an nicht mehr vor mir zu fliehen,
dürft mir frei und offen in’s Auge ſchauen und
getroſt auf meinen väterlichen Schutz rechnen.
Dafür verlange ich aber auch Zutrauen und Gr-
horſam unter meine Autorität und hoffe, daß
die alte Heiterkeit, die ich auf dieſem hübſchen
Geſichte ſo oft und ſo gern geſehen, wiederkehrt.
Hier iſt meine Hund, ſchlagt ein, Olla, im
Grunde genommen bringt der Handel für uns
Beide nur Vortheile. Ihr braucht nicht mehr in
Aufregung, Angſt und Furcht zu leben und auch
mir dem alterndem Manne, iſt es erwünſcht, mit
Ruhe und Genuß meine Tage in dieſem ſchönen
Lande zu verbringen.“

Zur Bekräftigung ſeiner Worte bot er ihr
die Hand. Die reinen unſchuldsvollen Mädchen-
augen blickten in die ſeinen und fanden darin
nur Offenherzigkeit und Wahrheit.

(Fortſetzung folgt.)


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[[5]/0005] ſcheiterte bei der Ausführung; manche glückliche Idee zerſtob in Nichts bei dem Beſtreben ſie zu verwirklichen. Wir halten es deshalb für frivol, wenn man an den Plan den Frieden in Böhmen herzuſtellen, noch ehe an deſſen Ausführung ge- ſchritten werden kann, neue Ausgleichspläne hängt. Hinter ſolchem Beginnen können wir nur das Beſtreben ſuchen, die, wie es ſcheint, glücklichen Reſultate der Conferenz in Wien an ihrer Ver- wirklichung zu hindern. In dieſer Annahme be- ſtärkt uns der Zweifel, den uns gegenüber erſt jüngſt einer der Führer der mähriſchen Tſchechen an dem Erfolge dieſer Conferenz äußerte. Die Frage „Und in Mähren“ bedeutet deßhalb für uns nur das beklagenswerthe Streben, neue Conflicte heraufzubeſchwören, ehe noch die bisherigen beſeitigt erſcheinen. In Mäh- ren waren bei allem nationalen Zwieſpalt die Gegenſätze nie zu ſolcher Schärfe gediehen wie in Böhmen, und herrſcht nur erſt dort leidliche Ruhe, ſo ſind wir überzengt, daß auch in Mähren der Friede bald einkehren werde, der ja doch zumeiſt nur durch den Zündſtoff geſtört wurde, der aus Böhmen hieher übertragen wurde. Wir bedauern dabei aus tiefſter Seele, daß gerade jetzt unſer bewährter Führer, Dr. Sturm vom politi- ſchen Schauplatze zurücktreten will. Er hat uns in den Tagen des Kampfes ſo tapfer und ſiegreich geführt, daß wir ſeiner Führung jetzt, in der Zeit, wo es gilt das Erſtrebte und Erkämpfte ſicher zu bergen, nicht gerne entrathen möchten. Sein ernſter Sinn, ſein planender Geiſt, ſeine treue Feſtigkeit im Gewoge der Meinungen, ſie werden uns fehlen. Wir ſagen es offen, daß wir keinen zweiten Mann im Lande wiſſen, der die Lücke in unſeren Reihen ausfüllen könnte, wenn Sturm wirklich „unabänder- lich“ aus dieſen Reihen treten ſollte. Und es glaube ja Niemand, daß wir jetzt leichter als früher des Führers entbehren könnten. Wiege ſich Niemand in allzu duſelige Stimmung. Be- ſchloſſen iſt’s wohl, den Kampf zu enden; allein der politiſchen Arbeit, der regen nationalen Thätig- keit wird es trotzdem allüberall bedürfen um feſt- zuhalten, was wir beſitzen, und die Dämme auf- zurichten, die dieſen Beſitz für alle Zukunft uns ſichern. Nicht des ſcharfen Schwertes mag es vielleicht ferner mehr bedürfen, wohl aber des blanken Schildes; denn nicht um anzugreifen, wohl aber um etwaige Angriffe abzuwehren, müſſen wir gerüſtet bleiben. Dazu bedürfen wir des treuen Führers, der, wie er ſo oft für uns die rechte Antwort gegenüber feindſeliger Frage fand, auch dießmal die richtige Parole ausgeben muß, gegenüber der Frage: „Und in Mähren?“ Politiſche Nachrichten. (Der deutſch-böhmiſche Ausgleich) Nach einer Meldung der „N. Fr. Pr.“ ſollen die Ausgleichs-Conferenzen erſt heute geſchloſſen werden; die Mitglieder der Ausgleichs- Conferenz werden noch einmal zu einem Hof- Diner geladen werden. „Die „Deutſche Zeitung“ erwartet, daß nach der erfolgten neuen Bezirks- Abgrenzung die neue Sprachenverordnung nicht mehr auf dem Standpunkt des tſchechiſchen Staatsrechtes baſiren werde; andernfalls wäre die neue Bezirks-Eintheelung für die Deutſchen abſolut werthlos. Die Verſammlung der deut- ſchen Landtagsabgeordneten zur Entgegennahme des Berichtes über die Ergebniſſe der Ausgleichs- Conferenz erwartet man kommenden Sonntag, den 26. Januar. Wenn dieſe Körperſchaft ihr Urtheil hierüber abgegeben hat, wird auch der Termin des Teplitzer Parteitages endgiltig ſixirt werden. Welche Factoren haben die Alttſche- chen in den letzten Tagen nachgiebig geſtimmt? Als die deutſchen Delegirten Böhmens mit den in Prag wohnenden Mitgliedern des Vorſtandes der deutſchen Linken beriethen, erklärte Rieger öffent- lich und privat, nichts bewilligen zu können, da er nicht mehr Mandatar der Tſchechen ſei. „Ihr ſo ungefähr ſagte Rieger zu den deutſchen Dele- girten, Ihr habt leicht verlangen, Ihr ſeid einig aber wir werden beſchimpft und inſultirt. Wie die maßgebendſten Kreiſe über die deutſchen De- legirten, beſonders über Plener denken, interpre- tirte das officiöſe „Fremdenblatt“ ausgiebig. — Ueber die Conſequeuzen der Ausgleichs-Conferenz bezüglich der künftigen Zuſammenſetzung des Cabinets iſt man ſich in Regierungskreiſen noch nicht klar. Das darf wohl erwartet werden, daß die deutſche Linke intact wie bisher bleibt. Es ver- lautet, daß die deutſchen Delegirten auch betreffs der Curien-Frage durchdrangen. Die meritoriſche Arbeit der Ausgleichs-Conferenz iſt beendet. Morgen wird das das Schlußprotokoll verfaßt. Die Publication der Ergebniſſe erfolgt kommen- den Sonntag, 26. Januar, in Prag. (Der Herzog von Aoſta.) Der Herzog von Aoſta iſt am 18. Jänner Abends in Turin geſtorben. (Amadeus Ferdinand Maria, Herzog von Aoſta, wurde am 30. Mai 1845 als zweiter Sohn Victor Emanuels geboren, vermählte ſich 1867 mit der 1876 verſtorbenen Prinzeſſin Maria dal Pozzo della Ciſterna, focht 1866 bei Cuſtozza, ward von den Cortes am 16. No- vember 1870 zum König von Spanien gewählt, behauptete ſich jedoch nur mit Mühe auf dem Throne und legte am 11. Februar 1873 die Regierung nieder. Er kehrte über Portugal nach Italien zurück und war ſeither Generalinſpector der italieniſchen Cavallerie. Vor Kurzem hatte er ſich zum zweiten Male vermählt.) Locales und Provinzielles. Olmütz, 20. Jänner. (Empfangstag.) Wie wir vernehmen, hält Frau Baronin Vera Pillerstorff-Tolſtoj die Gemahlin des Statthaltereirathes Dr. Her- mann, Freiherrn von Pillerstorff, jeden Mittwoch zwiſchen 12 und 1½ Uhr Empfangstag (Die Artillerie des 10. Corps.) Im Laufe dieſes Monats werden, wie die „Reichs- wehr“ mittheilt, die bereits im Budget des Jahres 1889 bewilligten Baraken für das Corps-Ar- tillerie-Regiment Nr. 1 in Przemysl fertigge- ſtellt, worauf die Translocirung des genannten Truppenkörpers nach dem 10. Corpsbereiche er- folgen wird. Dermalen überſiedelt bereits das Augmentationsmagazin. Der Aufſchub des Aug- mentationsmateriales erfolgt mit ſieben Seperat- zügen der Carl Ludwig-Bahn von Krakau bis auf den Militärbahnhof in Przemysl. Wir ver- nehmen gleichzeitig, daß auch das bisher in Olmütz dislocirte Corps-Artillerie-Regiment Nr. 10 im Laufe des Frühjahrs an Stelle des abgehenden Corps-Artillerie-Regiments Nr. 1 nach Krakau verlegt wird und daß benannte Truppenkörper wechſelſeitig die Regimentsnummer wechſeln. In Hinkunft wird das Corps-Artillerie- Regiment Prinz-Regent von Baiern die Nr. 10, das Corps-Artillerie-Regiment FML. Carl Fiſcher die Nr. 1 tragen. Die reitende Batterie- Diviſion Nr. 10 überſiedelt ebenfalls im Laufe des Frühjahrs nach Krakau, während die für Krakau beſtimmt geweſene ſchwere Batterie-Divi- ſion Nr. 1 bis auf Weiteres im dermaligen Standquartiere in Wadowice verbleibt. (Damenabend im deutſchen Caſino.) Das deutſche Cafino ſah ſeine ſchönen Räume am verfloſſenenen Sonnabend von einem zahlreichen und eleganten Publicum gefüllt, dem Faſchings- luſt und Faſchingslaune nicht fehlte. Der voll- giltige Beweis hiefür mag in der Thatſache ge- funden werden, daß man von 8 Uhr Abends bis 5 Uhr morgens mit hingebendem Eifer tanzte. Die Tanzmuſik beſorgte die Capelle des 54. Inft.- Regimentes mit der ganzen Unermüdlichkeit. die der herrſchenden Tanzluſt entſprach. Die Unter- haltung war eine äußerſt lebhafte und das Caſino darf auf dieſes erſte Faſchingskränzchen umſo befriedigter blicken, als es ſich ſo vor- theilhaft von den meiſt ſchwach beſuchten erſten Kränzchen früherer Jahre unterſchied. (Gſchnasball.) Gibt es noch einen anderen intereſſanten Geſprächsſtoff für unſere Geſellſchafts- kreiſe als den Gſchnasball? Mütter und Töchter Männer und Frauen halten eifrige Berathungen um ein paſſendes Gſchnas-Coſtüm zu finden, und auf die Frage, was man von den Wiener Ausgleichs-Conferenzen halte, kann man leicht die Antwort erhalten, „O es wird ſehr ſchön werden! In Böhmen.“ Ach was der Ball wird doch in Olmütz ſtattſinden und Olmütz liegt doch nicht in Böhmen. Aehnlich entwickeln ſich jetzt die Ge- ſpräche in allen Kreiſen. Um die großen Vorbe- reitungen für den Ball zu bewältigen hat ſich nun auch ein aus 30 jungen Damen beſtehendes Damencomité dem Herrencomité an die Seite geſetzt, deſſen Aufgabe es iſt für zahlreichen Be- ſuch des Balles zu ſorgeu. Ueberflüſſige Mühe! Seit Jahren dürfte hier kein Ball ſo viel An- ziehungskraft geübt haben, als der heurige Der Erbe des Hauſes. Roman von Hermine Frankenſtein (11. Fortſetzung.) „Aber noch immer nicht ſchwer genug. Ihr habt aus Eurer Macht und meiner Hilfloſigkeit Nutzen gezogen und mir Eure Bewerbungen auf- gezwungen. Ihr nahmt Euch in Acht, mich zu beunruhigen, während wir noch in England waren. Kein Vater hätte beſſer ſein können, als Ihr es dort waret. Aber vor einigen Monaten entließet Ihr meine alte Gouvernannte und kündigtet mir Eure Abſichten an, auf Reiſen zu gehen. Ihr waret gegen die Begleitung meiner alten Amme und ihres Sohnes, aber ich wollte Eng- land ohne ſie nicht verlaſſen. Sie hatten auf den Wunſch meines Vaters mein ganzes Leben lang bei mir gelebt und ſie werden bei mir bleiben, bis zu unſerem Tode. Mit Eurem Kammerdiener und meinen Dienern gingen wir auf Reiſen Aber erſt als wir Neapel erreicht hatten, zeigtet Ihr Euch in Eurem wahren Lichte, warft die Maske der väterlichen Liebe ab und enthülltet Euch als Liebender. Ich wies Euch ſanft und freundlich zurück, fürchtend, Euch zu verletzen. Dann fingt Ihr mit den Verfolgungen an, die ich aufgezählt habe.“ „Ein ſchrecklicher Fall“, höhnte Herr Gower. „Man würde mich nach Eurem aufgeregten Be- richt wirklich für ein Ungeheuer halten. Was Eure Anſpielungen auf meine verſtorbene Frau, die Lady Feodora, mit der Sache zu thun haben, kann ich wahrlich nicht verſtehen. Es iſt wahr, daß Ihr ihre Mündel waret und daß ſie Euch mir als Vermächtniß hinterlaſſen hat. Ich glaube, ſie würde meinen Entſchluß, Euch zu heirathen, billigen, denn ſie liebte uns beide, trotz ihrer Eiſerſucht, die erſte ſein zu wollen. Sie war eine Frau, auf die man ſtolz ſein konnte.“ ſagte er ſinnend. „Groß, ſtattlich, elegant und vornehm, aber ſie vergaß nie, daß ſie die Tochter eines Grafen war. Vor unſerer Heirath verſicherte ſie mir, daß ſie nie einen Witwer heirathen würde. Sie wollte niemals die Zweite im Herzen oder in der Heimath des Mannes ſein. So lange ſie lebte, vergaß ſie nicht, daß ſie eine Dame von hohem Range war, und ich nur ein armer Edel- mann. Aber das iſt jetzt alles vorbei. Wenn ich wieder heirathe, nehme ich nur eine, die mit mir im gleichen Range iſt. Heirathen unter wie über ſeinem Stande, haben immer ihre Schwierigkeiten. Ich würde ein Weib wählen, das jünger iſt als ich; die Jugend in ihrer Unſchuld und Friſche iſt ſo ſchön. Kurz und gut, Olla, ich würde Euch wählen.“ „Niemals könnte ich Euch wählen, nie- mals“, entgegnete Olla in lebhaftem Tone. „Es iſt unnatürlick, daß ſich die Jugend mit dem Alter vereint.“ Er machte ein böſes Geſicht, entgegnete jedoch in katzenfreundlichem Tone: „So ſei es denn — von heute an ſoll die Heirathsfrage ganz ver- ſchwinden und niemals wieder werde ich Euch mit meinen Bewerbungen beläſtigen. Von dieſer Stunde an bin ich nur mehr Euer Vormund, nichts als Euer liebevoller, für das Wohlergehen ſeiner Mündel beſorgter Vormund. Ihr braucht von jetzt an nicht mehr vor mir zu fliehen, dürft mir frei und offen in’s Auge ſchauen und getroſt auf meinen väterlichen Schutz rechnen. Dafür verlange ich aber auch Zutrauen und Gr- horſam unter meine Autorität und hoffe, daß die alte Heiterkeit, die ich auf dieſem hübſchen Geſichte ſo oft und ſo gern geſehen, wiederkehrt. Hier iſt meine Hund, ſchlagt ein, Olla, im Grunde genommen bringt der Handel für uns Beide nur Vortheile. Ihr braucht nicht mehr in Aufregung, Angſt und Furcht zu leben und auch mir dem alterndem Manne, iſt es erwünſcht, mit Ruhe und Genuß meine Tage in dieſem ſchönen Lande zu verbringen.“ Zur Bekräftigung ſeiner Worte bot er ihr die Hand. Die reinen unſchuldsvollen Mädchen- augen blickten in die ſeinen und fanden darin nur Offenherzigkeit und Wahrheit. (Fortſetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 15, Olmütz, 20.01.1890, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches15_1890/5>, abgerufen am 21.11.2024.