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Mährisches Tagblatt. Nr. 136, Olmütz, 14.06.1888.

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[Spaltenumbruch]

dert ist, daher Herr Capellmeister Schubert die
Substituirung freundlichst übernahm.

(Vierzigjähriges Dienstjubiläum.)

Der
hiesige k. k. Finanzbezirks-Commissär, Hr. Alois
Madl, begeht demnächst sein vierzigjähriges
Dienstjubiläum.

(Das Schuellfahren der Fiaker.)

In
Wien hat man jetzt energische Mittel ergriffen,
um dem Schnellfahren der Fiaker vorzubeugen.
Nachdem die Einhebung der Geldstrafen von
Seite der übermüthigen Rosselenker nicht gefruch-
tet hat -- die Strafe wurde zumeist von dem
C[a]valier oder Finanzmann, der im Wogen saß,
berappt -- wird man die Kutscher von nun an
nicht mehr zu Geldstrafen, sondern zu Arreststra-
fen verurthe[i]len und die Eigenthümer des be-
treffenden Wagens mit dem Fahrverbote belegen.
Der bei den "Schnellfahrer"-Verhandlungen als
öffentlicher Ankläger fungirende Vertreter der
Staatsanwaltschaft wird in allen Fällen auf Ver-
hängung einer Aereststrafe plaidiren, und wenn
eine Geldstrafe verhängt wird, dagegen die Be-
rufung anmelden. Das Bezirksgericht wird dem
Wunsche der Staatsanwaltschaft um so eher Rech-
nung tragen, als die Anzahl der "Schnellsahrer"-
Verhandlungen in wahrhaft erschreckender Weise ge-
wachsen ist. Nachdem sich in Olmütz ebenfalls die
Herren Rossetenker das Vergnügen machen, Schnell-
fahrten zu veranstalten und dadurch die Passanten
in Gefahr zu bringen, so wäre es nur angezeigt,
wenn das hiesige k. k. städt. deleg. Bezirksgericht
bei "Schnellfahcer-Verhandlungen" die scharfe
Wiener Praxis annehmen und zur Verhängung
von Arreststrafen schreiten würde. Auch sollte von
Seite der Polizei verlangt werden, daß jeder Kut-
scher, ehe derselbe zu Fahrten zugelassen wird,
eine Prüfung darüber abzulegen habe, daß er
auch fahren könne und sollten ein für allemal verboten
werden, daß der Kutscher, während der Fahrt, den
Glimmstengel im Munde hält.

(Selbstmord.)

Gestern Abends, gegen 8 Uhr,
hat die Gattin des hiesigen Möbelhändlers, Herrn
Wasservogel, Frau Emma Wasservogel, in ihrer
Wohnung in einem Anfalle von Irrsinn durch
Erschießen ihrem Leben ein Ende gemacht. Die
unglückliche Frau, welche bereits längere Zeit
hindurch an Trübsinn litt, war erst jüngst aus
einer Wiener Privatheilanstalt, in der sie sich
befand, angeblich "geheilt" entlassen worden und
hieher zurückgekehrt. Für den vom Schicksale so
schwer getroffenen Gatten, gibt sich allgemeine
Theilnahme kund.

(Gefunden.)

Am hiesigen Postamte wurden
vor einiger Zeit ein Stock zurückgelassen und
kann daselbst vom Eigenthümer in Empfang ge-
nommen werden.

(Die k. k. Officiere der Kriegsschule)

werden in den Monaten Juni bis August l. J.
theilweise auch in Böhmen practische Uebungen
vornehmen und beabsichtigen dieselben nach Durch-
führung der tactischen Uebungsreisen noch die
Schlachtfelder Böhmens zu besichtigen.

(Hunde-Streitung.)

Der städt. Wasen-
meister veranstaltete heute Morgens eine Strei-
fung nach markenlosen Hunden. Im Ganzen
wurden 10 Hunde ohne Marken betroffen und
eingefangen.

(Verheerendes Gewitter.)

Aus Laschkau
wird geschrieben: Am 7. d. ging über unsere
Gegend ein heftiges Gewitter mit Hagelschlag nieder.
Der Blitz schlug in ein Gebäude der Ortschaft
Luderzow und zündete; in und um Laschkau wurden
die Felder so stark beschädigt, daß viele Saaten ein-
geackert werden müssen. Der Blitz schlug in ein
Stallgebäude des herrschaftlichen Oeconomie-Pächters,
verletzte ein Pferd und lähmte einen Mann an der
Hand. Weiters fuhr ein Blitzsttahl in den herrschaft-
lichen Teich und tödtete viele Fische, außerdem
wurden die Wege zerstört und die Felder mit Ge-
rölle bedeckt. In der herrschaftlichen Brauerei stand
das Wasser fußhoch. Nur dadurch, daß die herr-
schaftlichen Teiche viel des Wassers aufnahmen und
der solide Bau der Dämme den Durchbruch der
Gewässer verhinderte, wurde eine große Ueberschwem-
mung verhütet.

(Explosion.)

Man meldet aus Mährisch-
Ostrau unterm 12. Juni: Heute Vormittags er-
folgte auf dem hiesigen Nordbahnhofe beim Ausladen
einer Partie Frictionszünder für Sprengzwecke die
Explosion einer Kiste dieser Zünder, ohne glücklicher-
weise weiter um sich zu greifen, was bei der großen
Menge der vorhandenen Explosionsstoffe leicht ge-
[Spaltenumbruch] fährliche Dimensionen hätte annehmen können. Drei
Arbeiter wurden verletzt, jedoch nicht lebensgefährlich.




Vom Tage.
(Das Krouprinzenpaar in Bosnien.)

Aus Sarajevo, 13. Juni wird gemeldet: Bei
herrlichstem Wetter unter brausenden Zurufen der
gesammten Bevölkerung ist das Kronprinzenpaar
soeben in Bosniens glänzend geschmückter Haupt-
stadt eingetroffen. Vom Bahnhofe bis in die
Stadt, eine halbe Meile lang, bildete das Mili-
tär, die Vereine, die Beamten, Zöglinge des Mi-
litärpensionats, Schüler aller Confessionen und
die Bevölkerung in den interessantesten National-
trachten ein dichtes Spalier. Vierundzwanzig Ka-
nonenschüsse vom Castell verkündeten die Ankunft
des Zuges im Bahnhofe. Auf dem Perron hat-
ten sich die Da en der höheren Functionäre, die
Beamten, der Gemeinderath, die fremden Wür-
denträger, die Stabsofficiere und die höhere Geist-
lichkeit eingefunden. Der Kronprinzessin Stefanie,
welche blühend aussah und ein rosa Kleid mit
weißen Sternen trug, wurde von Fräulein v.
David ein Blumenbouquet überreicht. Die Kron-
prinzessin sprach dann die Damen an, welche ihr
vorgestellt wurden, während der Kronprinz vom
Bürgermeister Mustapha Beg Fadil Pasic in bos-
nischer Sprache begrüßt wurde. Der Kronprinz
antwortete deutsch, daß es ihn freue, Bosniens
Hauptstadt zu sehen. Regierungsrath Hörmann
übersetzte die Rede ins Bosnische. Nachdem der
Kronprinz noch einige Worte mit Erzbischof Stad-
ler, Metropolit Nikolajevic und der Oberin der
Schwestern von Sacre Coeur gewechselt, wurden
die Wagen bestiegen. Zuerst fuhr der Bürger-
meister, dann folgte ein großes berittenes Ban-
derium bosnischer Begs und reicher Serben, zum
Theil mit prächtigen Waffen und auf reich orien-
tolisch geschirrten Pferden, dann folgten das Kron-
prinzenpaar und Erzherzog Otto, das Gefolge
und die Deputationen. Der Zug ging bis zum
glänzend geschmückten Gebäude der Landesregierung
in der Cemalusastraße, wo das Absteigequartier ge-
nommen wurde. Der Einzug glich einem Triumph-
zuge. Wie Donner hallten die Hoch- und Zwio-
Rufe durch die Straßen; dem ganzen Empfange
sah man an, daß das Herz des Volkes dem
Kronprinzen entgegenjuble. Hauptsächlich die Mo-
hamedaner waren zu Tausenden erschienen. Nach
kurzer Ruhe verkündete Glockengeläute den Be-
such des serbischen Domes, worauf der Besuch
der Begowa Dschamija und der katholischen Ca-
thedrale und die Rundfahrt durch die Stadt
folgte. -- Vom gestrigen Tage wäre bezüglich
der Fahrt von Banjaluka nach Gradiska zu er-
wähnen, daß in Maglaj am Verbas die Vertre-
tungen der italienischen und Tiroler Colonie und
der deutschen Colonie bei Maglaj, "Windthorst",
erschienen waren. In Gradiska wurde der ge-
schmückte Dampfer "Kulpa" bestiegen, mit dem
die Fahrt bis Sikovac angetreten wurde, das sich
besonders prächtig herausgeputzt hatte. Die Ufer-
bevölkerung begrüßte überall enthusiastisch das
Kronprinzenpaar. In Siekovac erwarteten Mini-
ster Kallay und Sectionschef Jansekovic
das hohe Paar. Die Bahnfehrt verlief Nachts
ohne Anstand. In Doboj, wo die Höhen pracht-
voll beleuchtet waren und das alte Castell, wel-
ches illuminirt war, einen prächtigen Anblick bot,
fand ein kurzer Aufenthalt statt.

(Das Befinden des deutschen Kaisers.)

Die Lage ist ernst, sehr ernst geworden;
daran ist jetzt leider kein Zweifel mehr. Die Er-
holungspause, die vorgestern Morgen dem schwer-
kranken Kaiser gegönnt war, erwies sich als von
nur sehr kurzer Dauer. Die wiederholten Versuche,
die gesunkenen Kräfte des hohen Patienten durch
flüssige Nahrung zu heben, führten, wie
das "Berliner Tageblatt" meldet, zu keinem
genügenden Resultat; Schluckbeschwerden und
Hustenreiz stärksten Grades verhinderten die Er-
nährung auf natürlichem Wege. In Folge dessen
wurden dem Kaiser stärkende Nahrungsmittel in
flüssiger Form mittels der Schlundsonde direct
in den Magen geführt und so mindestens bewirkt,
daß die Entkräftigung nicht allzu rasche Fortschritte
mache. Der hohe Patient verweilte noch einige
Male für kurze Zeit auf der Schloßterasse, schlief
auch Nachmittags einige Zeit und zeigte -- nach
der Nahrungsaufnahme -- einige Kräftigung.
Bald aber trat das Fieber in erhöhtem Grade auf, und
Se. Majestät mußte sich wieder zu Bette begeben. Bei
[Spaltenumbruch] der Abend-Conferenz der Aerzte zeigte sich der Puls
rasch und schwach, das Fieber hochgradig, Kräftezu-
stand und Allgemeinbefinden sehr wenig befriedigend.
An der Abend-Conferenz nahmen außer den ständig
um den Kaiser beschäftigten Aerzten auch die Pro-
fessoren Krause und Leh[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]en Theil. Professor
Bardeleben wurde noch für später erwartet und
dürfte wohl die Nacht über im Schlosse bleiben.
Gestern eingetroffene Nachrichten aus Schloß
Friedrichskron lauten ebenso beunruhigend. Auch
hiernach ist die Lage sehr ernst, und mit höchster
Besorgniß sehen die behandelnden Arzte den
nächsten Tagen entgegen. Das Fieber war am
vorgestrigen Abend sehr stark; nach den Schling-
beschwerden, welche am ganzen verflossenen Tage
unvermindert fortdauerten, ist die Speiseröhre
stark afficirt, doch konnte immerhin noch nicht
festgestellt werden, ob das Grundübel auf dieselbe
übergegriffen hat. Der hohe Patient hatte trotz
dieses Zustandes kurze Zeit am Tage im Freien
zugebracht; auch wurde demselben eine flüssige
Nahrung zugeführt. Der ganze Zustand hat einen
beträchtlichen Kräfteverlust zur Folge gehabt. --
Eine um Mitternacht aus Potsdam kommende
Meldung constatirt, daß in dem Befinden des
Kaisers eine weitere, wenn auch nicht allzu be-
deutende Verschlimmerung eingetreten sei, und
daß die behandelnden Aerzte schon für die
nächste Zeit in sehr großer Besorg-
niß
sind. In Friedrichskron sind die Aerzte
Mackenzie, Wegener, Bardeleben und Hovell bei
dem hohen Patienten.

Die Königin und der Prinz von Wales er-
hielten Telegramme von Mackenzie, wonach der
Kaiser höchst bedenklich rückfällig geworden. Der
Prinz von Wales ist bereit, jeden Augenblick nach
Berlin zu reisen. Derselbe sollte heute mit feier-
lichem Prunke dem Ascot-Wettrennen beiwohnen,
hat aber seine Theilnahme, nachdem das Tele-
gramm von Mackenzie eingetroffen, abgesagt.
Sämmtliche Feierlichkeiten, verbunden mit dem
Ascot Tag, unterblieben. -- Graf Hatzfeldt hatte
eine lange Audienz bei Salisbury, dem er das
letzte aus Berlin eingetroffene Bulletin mittheilte.

(Einquartierungs-Schwindel.)

Vor den
Prager Geschworenen begann gestern ein sensa-
tioneller, für nicht weniger als drei Wochen an-
beraumter Betrugsproceß, in welchem ein sehr
bekannter Hotelier, Wenzel Povolny, noch heute
Besitzer des Hotels "Zum Kaiser von Oesterreich"
in Prag und der durch Selbstmord geendete
Platzhauptmann, Franz Ludwig, die Hauptrolle
spielen. Der Erstere ist angeklagt des Verbrechens
des Betruges, begangen da[d]urch, daß er viele
Jahre hindurch im Einverständnisse mit dem ge-
nannten Platzhauptmanne Transennalgebühren
für nichtbequartierte Officiere behob und dadurch
die Prager Stadtgemeinde um viele Tausende
Gulden in frauduloser Weise schädigte. Am 16.
März 1886 kam diese unlautere Manipulation
an's Tageslicht und wenige Tage später, am
23. März wurde Platzhauptmann Ludwig in
seinem Bureau als Leiche aufgefunden; er hatte
seinem Leben durch einen wohlgezielten Revolver-
schuß ein Ende gemacht. Man betrauerte allge-
mein das tragische Ende dieses ebenso stadtbe-
kannten und überall hochgeachteten Officiers und
erging sich in den seltsamsten Vermuthungen
über die Motive des Selbstmordes. Bald jedoch
sollte das mysteriöse Dunkel geklärt werden, indem
eines schönen Tages der Hotelier Povolny zum
Strafgerichte vorgeladen und sofort dort behalten
wurde. Die Anzeige von den betrügerischen Mani-
pulationen des Hoteliers Povolny geschah durch einen
von diesem entlassenen Diener. Dieser sagte zu
einem gewissen Schuhbießer, daß in dem Hotel
in manchen Monaten nur zwei bis drei Officiere
einquartiert seien, daß aber Povolny die Ein-
quartierungsgebühren für viele Officiere erhalte
und einstecke. Bekanntlich hat die Gemeinde die
Kosten für die Durchzugs-Einquartierung der
Armee-Angehörigen zu tragen, so daß durch derlei
betrügerische Machenschaften nur ihr ein Schade
erwächst. Es lag der Verdacht nahe, daß Platz-
hauptmann Franz Ludwig, welcher die Einquar-
tierungs-Anweisungen auszufüllen hatte, mit Po-
volny zum Schaden der Gemeinde im Einver-
ständniß gehandelt habe, daß nämlich Ludwig auch
auf die Namen solcher Officiere, von denen er
wohl wußte, daß sie bei Povolny nicht einquar-
tiert werden, Anweisungen ausstellte, und daß
Povolny dieselben annahm, obwohl er wußte, daß
sie falsch seien. Die Affaire wurde dem Bürger-

[Spaltenumbruch]

dert iſt, daher Herr Capellmeiſter Schubert die
Subſtituirung freundlichſt übernahm.

(Vierzigjähriges Dienſtjubiläum.)

Der
hieſige k. k. Finanzbezirks-Commiſſär, Hr. Alois
Madl, begeht demnächſt ſein vierzigjähriges
Dienſtjubiläum.

(Das Schuellfahren der Fiaker.)

In
Wien hat man jetzt energiſche Mittel ergriffen,
um dem Schnellfahren der Fiaker vorzubeugen.
Nachdem die Einhebung der Geldſtrafen von
Seite der übermüthigen Roſſelenker nicht gefruch-
tet hat — die Strafe wurde zumeiſt von dem
C[a]valier oder Finanzmann, der im Wogen ſaß,
berappt — wird man die Kutſcher von nun an
nicht mehr zu Geldſtrafen, ſondern zu Arreſtſtra-
fen verurthe[i]len und die Eigenthümer des be-
treffenden Wagens mit dem Fahrverbote belegen.
Der bei den „Schnellfahrer“-Verhandlungen als
öffentlicher Ankläger fungirende Vertreter der
Staatsanwaltſchaft wird in allen Fällen auf Ver-
hängung einer Aereſtſtrafe plaidiren, und wenn
eine Geldſtrafe verhängt wird, dagegen die Be-
rufung anmelden. Das Bezirksgericht wird dem
Wunſche der Staatsanwaltſchaft um ſo eher Rech-
nung tragen, als die Anzahl der „Schnellſahrer“-
Verhandlungen in wahrhaft erſchreckender Weiſe ge-
wachſen iſt. Nachdem ſich in Olmütz ebenfalls die
Herren Roſſetenker das Vergnügen machen, Schnell-
fahrten zu veranſtalten und dadurch die Paſſanten
in Gefahr zu bringen, ſo wäre es nur angezeigt,
wenn das hieſige k. k. ſtädt. deleg. Bezirksgericht
bei „Schnellfahcer-Verhandlungen“ die ſcharfe
Wiener Praxis annehmen und zur Verhängung
von Arreſtſtrafen ſchreiten würde. Auch ſollte von
Seite der Polizei verlangt werden, daß jeder Kut-
ſcher, ehe derſelbe zu Fahrten zugelaſſen wird,
eine Prüfung darüber abzulegen habe, daß er
auch fahren könne und ſollten ein für allemal verboten
werden, daß der Kutſcher, während der Fahrt, den
Glimmſtengel im Munde hält.

(Selbſtmord.)

Geſtern Abends, gegen 8 Uhr,
hat die Gattin des hieſigen Möbelhändlers, Herrn
Waſſervogel, Frau Emma Waſſervogel, in ihrer
Wohnung in einem Anfalle von Irrſinn durch
Erſchießen ihrem Leben ein Ende gemacht. Die
unglückliche Frau, welche bereits längere Zeit
hindurch an Trübſinn litt, war erſt jüngſt aus
einer Wiener Privatheilanſtalt, in der ſie ſich
befand, angeblich „geheilt“ entlaſſen worden und
hieher zurückgekehrt. Für den vom Schickſale ſo
ſchwer getroffenen Gatten, gibt ſich allgemeine
Theilnahme kund.

(Gefunden.)

Am hieſigen Poſtamte wurden
vor einiger Zeit ein Stock zurückgelaſſen und
kann daſelbſt vom Eigenthümer in Empfang ge-
nommen werden.

(Die k. k. Officiere der Kriegsſchule)

werden in den Monaten Juni bis Auguſt l. J.
theilweiſe auch in Böhmen practiſche Uebungen
vornehmen und beabſichtigen dieſelben nach Durch-
führung der tactiſchen Uebungsreiſen noch die
Schlachtfelder Böhmens zu beſichtigen.

(Hunde-Streitung.)

Der ſtädt. Waſen-
meiſter veranſtaltete heute Morgens eine Strei-
fung nach markenloſen Hunden. Im Ganzen
wurden 10 Hunde ohne Marken betroffen und
eingefangen.

(Verheerendes Gewitter.)

Aus Laſchkau
wird geſchrieben: Am 7. d. ging über unſere
Gegend ein heftiges Gewitter mit Hagelſchlag nieder.
Der Blitz ſchlug in ein Gebäude der Ortſchaft
Luderžow und zündete; in und um Laſchkau wurden
die Felder ſo ſtark beſchädigt, daß viele Saaten ein-
geackert werden müſſen. Der Blitz ſchlug in ein
Stallgebäude des herrſchaftlichen Oeconomie-Pächters,
verletzte ein Pferd und lähmte einen Mann an der
Hand. Weiters fuhr ein Blitzſttahl in den herrſchaft-
lichen Teich und tödtete viele Fiſche, außerdem
wurden die Wege zerſtört und die Felder mit Ge-
rölle bedeckt. In der herrſchaftlichen Brauerei ſtand
das Waſſer fußhoch. Nur dadurch, daß die herr-
ſchaftlichen Teiche viel des Waſſers aufnahmen und
der ſolide Bau der Dämme den Durchbruch der
Gewäſſer verhinderte, wurde eine große Ueberſchwem-
mung verhütet.

(Exploſion.)

Man meldet aus Mähriſch-
Oſtrau unterm 12. Juni: Heute Vormittags er-
folgte auf dem hieſigen Nordbahnhofe beim Ausladen
einer Partie Frictionszünder für Sprengzwecke die
Exploſion einer Kiſte dieſer Zünder, ohne glücklicher-
weiſe weiter um ſich zu greifen, was bei der großen
Menge der vorhandenen Exploſionsſtoffe leicht ge-
[Spaltenumbruch] fährliche Dimenſionen hätte annehmen können. Drei
Arbeiter wurden verletzt, jedoch nicht lebensgefährlich.




Vom Tage.
(Das Krouprinzenpaar in Bosnien.)

Aus Sarajevo, 13. Juni wird gemeldet: Bei
herrlichſtem Wetter unter brauſenden Zurufen der
geſammten Bevölkerung iſt das Kronprinzenpaar
ſoeben in Bosniens glänzend geſchmückter Haupt-
ſtadt eingetroffen. Vom Bahnhofe bis in die
Stadt, eine halbe Meile lang, bildete das Mili-
tär, die Vereine, die Beamten, Zöglinge des Mi-
litärpenſionats, Schüler aller Confeſſionen und
die Bevölkerung in den intereſſanteſten National-
trachten ein dichtes Spalier. Vierundzwanzig Ka-
nonenſchüſſe vom Caſtell verkündeten die Ankunft
des Zuges im Bahnhofe. Auf dem Perron hat-
ten ſich die Da en der höheren Functionäre, die
Beamten, der Gemeinderath, die fremden Wür-
denträger, die Stabsofficiere und die höhere Geiſt-
lichkeit eingefunden. Der Kronprinzeſſin Stefanie,
welche blühend ausſah und ein roſa Kleid mit
weißen Sternen trug, wurde von Fräulein v.
David ein Blumenbouquet überreicht. Die Kron-
prinzeſſin ſprach dann die Damen an, welche ihr
vorgeſtellt wurden, während der Kronprinz vom
Bürgermeiſter Muſtapha Beg Fadil Paſic in bos-
niſcher Sprache begrüßt wurde. Der Kronprinz
antwortete deutſch, daß es ihn freue, Bosniens
Hauptſtadt zu ſehen. Regierungsrath Hörmann
überſetzte die Rede ins Bosniſche. Nachdem der
Kronprinz noch einige Worte mit Erzbiſchof Stad-
ler, Metropolit Nikolajevic und der Oberin der
Schweſtern von Sacré Coeur gewechſelt, wurden
die Wagen beſtiegen. Zuerſt fuhr der Bürger-
meiſter, dann folgte ein großes berittenes Ban-
derium bosniſcher Begs und reicher Serben, zum
Theil mit prächtigen Waffen und auf reich orien-
toliſch geſchirrten Pferden, dann folgten das Kron-
prinzenpaar und Erzherzog Otto, das Gefolge
und die Deputationen. Der Zug ging bis zum
glänzend geſchmückten Gebäude der Landesregierung
in der Cemaluſaſtraße, wo das Abſteigequartier ge-
nommen wurde. Der Einzug glich einem Triumph-
zuge. Wie Donner hallten die Hoch- und Zwio-
Rufe durch die Straßen; dem ganzen Empfange
ſah man an, daß das Herz des Volkes dem
Kronprinzen entgegenjuble. Hauptſächlich die Mo-
hamedaner waren zu Tauſenden erſchienen. Nach
kurzer Ruhe verkündete Glockengeläute den Be-
ſuch des ſerbiſchen Domes, worauf der Beſuch
der Begowa Dſchamija und der katholiſchen Ca-
thedrale und die Rundfahrt durch die Stadt
folgte. — Vom geſtrigen Tage wäre bezüglich
der Fahrt von Banjaluka nach Gradiska zu er-
wähnen, daß in Maglaj am Verbas die Vertre-
tungen der italieniſchen und Tiroler Colonie und
der deutſchen Colonie bei Maglaj, „Windthorſt“,
erſchienen waren. In Gradiska wurde der ge-
ſchmückte Dampfer „Kulpa“ beſtiegen, mit dem
die Fahrt bis Sikovac angetreten wurde, das ſich
beſonders prächtig herausgeputzt hatte. Die Ufer-
bevölkerung begrüßte überall enthuſiaſtiſch das
Kronprinzenpaar. In Siekovac erwarteten Mini-
ſter Kallay und Sectionschef Janſekovic
das hohe Paar. Die Bahnfehrt verlief Nachts
ohne Anſtand. In Doboj, wo die Höhen pracht-
voll beleuchtet waren und das alte Caſtell, wel-
ches illuminirt war, einen prächtigen Anblick bot,
fand ein kurzer Aufenthalt ſtatt.

(Das Befinden des deutſchen Kaiſers.)

Die Lage iſt ernſt, ſehr ernſt geworden;
daran iſt jetzt leider kein Zweifel mehr. Die Er-
holungspauſe, die vorgeſtern Morgen dem ſchwer-
kranken Kaiſer gegönnt war, erwies ſich als von
nur ſehr kurzer Dauer. Die wiederholten Verſuche,
die geſunkenen Kräfte des hohen Patienten durch
flüſſige Nahrung zu heben, führten, wie
das „Berliner Tageblatt“ meldet, zu keinem
genügenden Reſultat; Schluckbeſchwerden und
Huſtenreiz ſtärkſten Grades verhinderten die Er-
nährung auf natürlichem Wege. In Folge deſſen
wurden dem Kaiſer ſtärkende Nahrungsmittel in
flüſſiger Form mittels der Schlundſonde direct
in den Magen geführt und ſo mindeſtens bewirkt,
daß die Entkräftigung nicht allzu raſche Fortſchritte
mache. Der hohe Patient verweilte noch einige
Male für kurze Zeit auf der Schloßteraſſe, ſchlief
auch Nachmittags einige Zeit und zeigte — nach
der Nahrungsaufnahme — einige Kräftigung.
Bald aber trat das Fieber in erhöhtem Grade auf, und
Se. Majeſtät mußte ſich wieder zu Bette begeben. Bei
[Spaltenumbruch] der Abend-Conferenz der Aerzte zeigte ſich der Puls
raſch und ſchwach, das Fieber hochgradig, Kräftezu-
ſtand und Allgemeinbefinden ſehr wenig befriedigend.
An der Abend-Conferenz nahmen außer den ſtändig
um den Kaiſer beſchäftigten Aerzten auch die Pro-
feſſoren Krauſe und Leh[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]en Theil. Profeſſor
Bardeleben wurde noch für ſpäter erwartet und
dürfte wohl die Nacht über im Schloſſe bleiben.
Geſtern eingetroffene Nachrichten aus Schloß
Friedrichskron lauten ebenſo beunruhigend. Auch
hiernach iſt die Lage ſehr ernſt, und mit höchſter
Beſorgniß ſehen die behandelnden Arzte den
nächſten Tagen entgegen. Das Fieber war am
vorgeſtrigen Abend ſehr ſtark; nach den Schling-
beſchwerden, welche am ganzen verfloſſenen Tage
unvermindert fortdauerten, iſt die Speiſeröhre
ſtark afficirt, doch konnte immerhin noch nicht
feſtgeſtellt werden, ob das Grundübel auf dieſelbe
übergegriffen hat. Der hohe Patient hatte trotz
dieſes Zuſtandes kurze Zeit am Tage im Freien
zugebracht; auch wurde demſelben eine flüſſige
Nahrung zugeführt. Der ganze Zuſtand hat einen
beträchtlichen Kräfteverluſt zur Folge gehabt. —
Eine um Mitternacht aus Potsdam kommende
Meldung conſtatirt, daß in dem Befinden des
Kaiſers eine weitere, wenn auch nicht allzu be-
deutende Verſchlimmerung eingetreten ſei, und
daß die behandelnden Aerzte ſchon für die
nächſte Zeit in ſehr großer Beſorg-
niß
ſind. In Friedrichskron ſind die Aerzte
Mackenzie, Wegener, Bardeleben und Hovell bei
dem hohen Patienten.

Die Königin und der Prinz von Wales er-
hielten Telegramme von Mackenzie, wonach der
Kaiſer höchſt bedenklich rückfällig geworden. Der
Prinz von Wales iſt bereit, jeden Augenblick nach
Berlin zu reiſen. Derſelbe ſollte heute mit feier-
lichem Prunke dem Ascot-Wettrennen beiwohnen,
hat aber ſeine Theilnahme, nachdem das Tele-
gramm von Mackenzie eingetroffen, abgeſagt.
Sämmtliche Feierlichkeiten, verbunden mit dem
Ascot Tag, unterblieben. — Graf Hatzfeldt hatte
eine lange Audienz bei Salisbury, dem er das
letzte aus Berlin eingetroffene Bulletin mittheilte.

(Einquartierungs-Schwindel.)

Vor den
Prager Geſchworenen begann geſtern ein ſenſa-
tioneller, für nicht weniger als drei Wochen an-
beraumter Betrugsproceß, in welchem ein ſehr
bekannter Hotelier, Wenzel Povolny, noch heute
Beſitzer des Hotels „Zum Kaiſer von Oeſterreich“
in Prag und der durch Selbſtmord geendete
Platzhauptmann, Franz Ludwig, die Hauptrolle
ſpielen. Der Erſtere iſt angeklagt des Verbrechens
des Betruges, begangen da[d]urch, daß er viele
Jahre hindurch im Einverſtändniſſe mit dem ge-
nannten Platzhauptmanne Tranſennalgebühren
für nichtbequartierte Officiere behob und dadurch
die Prager Stadtgemeinde um viele Tauſende
Gulden in frauduloſer Weiſe ſchädigte. Am 16.
März 1886 kam dieſe unlautere Manipulation
an’s Tageslicht und wenige Tage ſpäter, am
23. März wurde Platzhauptmann Ludwig in
ſeinem Bureau als Leiche aufgefunden; er hatte
ſeinem Leben durch einen wohlgezielten Revolver-
ſchuß ein Ende gemacht. Man betrauerte allge-
mein das tragiſche Ende dieſes ebenſo ſtadtbe-
kannten und überall hochgeachteten Officiers und
erging ſich in den ſeltſamſten Vermuthungen
über die Motive des Selbſtmordes. Bald jedoch
ſollte das myſteriöſe Dunkel geklärt werden, indem
eines ſchönen Tages der Hotelier Povolny zum
Strafgerichte vorgeladen und ſofort dort behalten
wurde. Die Anzeige von den betrügeriſchen Mani-
pulationen des Hoteliers Povolny geſchah durch einen
von dieſem entlaſſenen Diener. Dieſer ſagte zu
einem gewiſſen Schuhbießer, daß in dem Hotel
in manchen Monaten nur zwei bis drei Officiere
einquartiert ſeien, daß aber Povolny die Ein-
quartierungsgebühren für viele Officiere erhalte
und einſtecke. Bekanntlich hat die Gemeinde die
Koſten für die Durchzugs-Einquartierung der
Armee-Angehörigen zu tragen, ſo daß durch derlei
betrügeriſche Machenſchaften nur ihr ein Schade
erwächſt. Es lag der Verdacht nahe, daß Platz-
hauptmann Franz Ludwig, welcher die Einquar-
tierungs-Anweiſungen auszufüllen hatte, mit Po-
volny zum Schaden der Gemeinde im Einver-
ſtändniß gehandelt habe, daß nämlich Ludwig auch
auf die Namen ſolcher Officiere, von denen er
wohl wußte, daß ſie bei Povolny nicht einquar-
tiert werden, Anweiſungen ausſtellte, und daß
Povolny dieſelben annahm, obwohl er wußte, daß
ſie falſch ſeien. Die Affaire wurde dem Bürger-

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</TEI>
[[5]/0005] dert iſt, daher Herr Capellmeiſter Schubert die Subſtituirung freundlichſt übernahm. (Vierzigjähriges Dienſtjubiläum.) Der hieſige k. k. Finanzbezirks-Commiſſär, Hr. Alois Madl, begeht demnächſt ſein vierzigjähriges Dienſtjubiläum. (Das Schuellfahren der Fiaker.) In Wien hat man jetzt energiſche Mittel ergriffen, um dem Schnellfahren der Fiaker vorzubeugen. Nachdem die Einhebung der Geldſtrafen von Seite der übermüthigen Roſſelenker nicht gefruch- tet hat — die Strafe wurde zumeiſt von dem Cavalier oder Finanzmann, der im Wogen ſaß, berappt — wird man die Kutſcher von nun an nicht mehr zu Geldſtrafen, ſondern zu Arreſtſtra- fen verurtheilen und die Eigenthümer des be- treffenden Wagens mit dem Fahrverbote belegen. Der bei den „Schnellfahrer“-Verhandlungen als öffentlicher Ankläger fungirende Vertreter der Staatsanwaltſchaft wird in allen Fällen auf Ver- hängung einer Aereſtſtrafe plaidiren, und wenn eine Geldſtrafe verhängt wird, dagegen die Be- rufung anmelden. Das Bezirksgericht wird dem Wunſche der Staatsanwaltſchaft um ſo eher Rech- nung tragen, als die Anzahl der „Schnellſahrer“- Verhandlungen in wahrhaft erſchreckender Weiſe ge- wachſen iſt. Nachdem ſich in Olmütz ebenfalls die Herren Roſſetenker das Vergnügen machen, Schnell- fahrten zu veranſtalten und dadurch die Paſſanten in Gefahr zu bringen, ſo wäre es nur angezeigt, wenn das hieſige k. k. ſtädt. deleg. Bezirksgericht bei „Schnellfahcer-Verhandlungen“ die ſcharfe Wiener Praxis annehmen und zur Verhängung von Arreſtſtrafen ſchreiten würde. Auch ſollte von Seite der Polizei verlangt werden, daß jeder Kut- ſcher, ehe derſelbe zu Fahrten zugelaſſen wird, eine Prüfung darüber abzulegen habe, daß er auch fahren könne und ſollten ein für allemal verboten werden, daß der Kutſcher, während der Fahrt, den Glimmſtengel im Munde hält. (Selbſtmord.) Geſtern Abends, gegen 8 Uhr, hat die Gattin des hieſigen Möbelhändlers, Herrn Waſſervogel, Frau Emma Waſſervogel, in ihrer Wohnung in einem Anfalle von Irrſinn durch Erſchießen ihrem Leben ein Ende gemacht. Die unglückliche Frau, welche bereits längere Zeit hindurch an Trübſinn litt, war erſt jüngſt aus einer Wiener Privatheilanſtalt, in der ſie ſich befand, angeblich „geheilt“ entlaſſen worden und hieher zurückgekehrt. Für den vom Schickſale ſo ſchwer getroffenen Gatten, gibt ſich allgemeine Theilnahme kund. (Gefunden.) Am hieſigen Poſtamte wurden vor einiger Zeit ein Stock zurückgelaſſen und kann daſelbſt vom Eigenthümer in Empfang ge- nommen werden. (Die k. k. Officiere der Kriegsſchule) werden in den Monaten Juni bis Auguſt l. J. theilweiſe auch in Böhmen practiſche Uebungen vornehmen und beabſichtigen dieſelben nach Durch- führung der tactiſchen Uebungsreiſen noch die Schlachtfelder Böhmens zu beſichtigen. (Hunde-Streitung.) Der ſtädt. Waſen- meiſter veranſtaltete heute Morgens eine Strei- fung nach markenloſen Hunden. Im Ganzen wurden 10 Hunde ohne Marken betroffen und eingefangen. (Verheerendes Gewitter.) Aus Laſchkau wird geſchrieben: Am 7. d. ging über unſere Gegend ein heftiges Gewitter mit Hagelſchlag nieder. Der Blitz ſchlug in ein Gebäude der Ortſchaft Luderžow und zündete; in und um Laſchkau wurden die Felder ſo ſtark beſchädigt, daß viele Saaten ein- geackert werden müſſen. Der Blitz ſchlug in ein Stallgebäude des herrſchaftlichen Oeconomie-Pächters, verletzte ein Pferd und lähmte einen Mann an der Hand. Weiters fuhr ein Blitzſttahl in den herrſchaft- lichen Teich und tödtete viele Fiſche, außerdem wurden die Wege zerſtört und die Felder mit Ge- rölle bedeckt. In der herrſchaftlichen Brauerei ſtand das Waſſer fußhoch. Nur dadurch, daß die herr- ſchaftlichen Teiche viel des Waſſers aufnahmen und der ſolide Bau der Dämme den Durchbruch der Gewäſſer verhinderte, wurde eine große Ueberſchwem- mung verhütet. (Exploſion.) Man meldet aus Mähriſch- Oſtrau unterm 12. Juni: Heute Vormittags er- folgte auf dem hieſigen Nordbahnhofe beim Ausladen einer Partie Frictionszünder für Sprengzwecke die Exploſion einer Kiſte dieſer Zünder, ohne glücklicher- weiſe weiter um ſich zu greifen, was bei der großen Menge der vorhandenen Exploſionsſtoffe leicht ge- fährliche Dimenſionen hätte annehmen können. Drei Arbeiter wurden verletzt, jedoch nicht lebensgefährlich. Vom Tage. (Das Krouprinzenpaar in Bosnien.) Aus Sarajevo, 13. Juni wird gemeldet: Bei herrlichſtem Wetter unter brauſenden Zurufen der geſammten Bevölkerung iſt das Kronprinzenpaar ſoeben in Bosniens glänzend geſchmückter Haupt- ſtadt eingetroffen. Vom Bahnhofe bis in die Stadt, eine halbe Meile lang, bildete das Mili- tär, die Vereine, die Beamten, Zöglinge des Mi- litärpenſionats, Schüler aller Confeſſionen und die Bevölkerung in den intereſſanteſten National- trachten ein dichtes Spalier. Vierundzwanzig Ka- nonenſchüſſe vom Caſtell verkündeten die Ankunft des Zuges im Bahnhofe. Auf dem Perron hat- ten ſich die Da en der höheren Functionäre, die Beamten, der Gemeinderath, die fremden Wür- denträger, die Stabsofficiere und die höhere Geiſt- lichkeit eingefunden. Der Kronprinzeſſin Stefanie, welche blühend ausſah und ein roſa Kleid mit weißen Sternen trug, wurde von Fräulein v. David ein Blumenbouquet überreicht. Die Kron- prinzeſſin ſprach dann die Damen an, welche ihr vorgeſtellt wurden, während der Kronprinz vom Bürgermeiſter Muſtapha Beg Fadil Paſic in bos- niſcher Sprache begrüßt wurde. Der Kronprinz antwortete deutſch, daß es ihn freue, Bosniens Hauptſtadt zu ſehen. Regierungsrath Hörmann überſetzte die Rede ins Bosniſche. Nachdem der Kronprinz noch einige Worte mit Erzbiſchof Stad- ler, Metropolit Nikolajevic und der Oberin der Schweſtern von Sacré Coeur gewechſelt, wurden die Wagen beſtiegen. Zuerſt fuhr der Bürger- meiſter, dann folgte ein großes berittenes Ban- derium bosniſcher Begs und reicher Serben, zum Theil mit prächtigen Waffen und auf reich orien- toliſch geſchirrten Pferden, dann folgten das Kron- prinzenpaar und Erzherzog Otto, das Gefolge und die Deputationen. Der Zug ging bis zum glänzend geſchmückten Gebäude der Landesregierung in der Cemaluſaſtraße, wo das Abſteigequartier ge- nommen wurde. Der Einzug glich einem Triumph- zuge. Wie Donner hallten die Hoch- und Zwio- Rufe durch die Straßen; dem ganzen Empfange ſah man an, daß das Herz des Volkes dem Kronprinzen entgegenjuble. Hauptſächlich die Mo- hamedaner waren zu Tauſenden erſchienen. Nach kurzer Ruhe verkündete Glockengeläute den Be- ſuch des ſerbiſchen Domes, worauf der Beſuch der Begowa Dſchamija und der katholiſchen Ca- thedrale und die Rundfahrt durch die Stadt folgte. — Vom geſtrigen Tage wäre bezüglich der Fahrt von Banjaluka nach Gradiska zu er- wähnen, daß in Maglaj am Verbas die Vertre- tungen der italieniſchen und Tiroler Colonie und der deutſchen Colonie bei Maglaj, „Windthorſt“, erſchienen waren. In Gradiska wurde der ge- ſchmückte Dampfer „Kulpa“ beſtiegen, mit dem die Fahrt bis Sikovac angetreten wurde, das ſich beſonders prächtig herausgeputzt hatte. Die Ufer- bevölkerung begrüßte überall enthuſiaſtiſch das Kronprinzenpaar. In Siekovac erwarteten Mini- ſter Kallay und Sectionschef Janſekovic das hohe Paar. Die Bahnfehrt verlief Nachts ohne Anſtand. In Doboj, wo die Höhen pracht- voll beleuchtet waren und das alte Caſtell, wel- ches illuminirt war, einen prächtigen Anblick bot, fand ein kurzer Aufenthalt ſtatt. (Das Befinden des deutſchen Kaiſers.) Die Lage iſt ernſt, ſehr ernſt geworden; daran iſt jetzt leider kein Zweifel mehr. Die Er- holungspauſe, die vorgeſtern Morgen dem ſchwer- kranken Kaiſer gegönnt war, erwies ſich als von nur ſehr kurzer Dauer. Die wiederholten Verſuche, die geſunkenen Kräfte des hohen Patienten durch flüſſige Nahrung zu heben, führten, wie das „Berliner Tageblatt“ meldet, zu keinem genügenden Reſultat; Schluckbeſchwerden und Huſtenreiz ſtärkſten Grades verhinderten die Er- nährung auf natürlichem Wege. In Folge deſſen wurden dem Kaiſer ſtärkende Nahrungsmittel in flüſſiger Form mittels der Schlundſonde direct in den Magen geführt und ſo mindeſtens bewirkt, daß die Entkräftigung nicht allzu raſche Fortſchritte mache. Der hohe Patient verweilte noch einige Male für kurze Zeit auf der Schloßteraſſe, ſchlief auch Nachmittags einige Zeit und zeigte — nach der Nahrungsaufnahme — einige Kräftigung. Bald aber trat das Fieber in erhöhtem Grade auf, und Se. Majeſtät mußte ſich wieder zu Bette begeben. Bei der Abend-Conferenz der Aerzte zeigte ſich der Puls raſch und ſchwach, das Fieber hochgradig, Kräftezu- ſtand und Allgemeinbefinden ſehr wenig befriedigend. An der Abend-Conferenz nahmen außer den ſtändig um den Kaiſer beſchäftigten Aerzten auch die Pro- feſſoren Krauſe und Leh_en Theil. Profeſſor Bardeleben wurde noch für ſpäter erwartet und dürfte wohl die Nacht über im Schloſſe bleiben. Geſtern eingetroffene Nachrichten aus Schloß Friedrichskron lauten ebenſo beunruhigend. Auch hiernach iſt die Lage ſehr ernſt, und mit höchſter Beſorgniß ſehen die behandelnden Arzte den nächſten Tagen entgegen. Das Fieber war am vorgeſtrigen Abend ſehr ſtark; nach den Schling- beſchwerden, welche am ganzen verfloſſenen Tage unvermindert fortdauerten, iſt die Speiſeröhre ſtark afficirt, doch konnte immerhin noch nicht feſtgeſtellt werden, ob das Grundübel auf dieſelbe übergegriffen hat. Der hohe Patient hatte trotz dieſes Zuſtandes kurze Zeit am Tage im Freien zugebracht; auch wurde demſelben eine flüſſige Nahrung zugeführt. Der ganze Zuſtand hat einen beträchtlichen Kräfteverluſt zur Folge gehabt. — Eine um Mitternacht aus Potsdam kommende Meldung conſtatirt, daß in dem Befinden des Kaiſers eine weitere, wenn auch nicht allzu be- deutende Verſchlimmerung eingetreten ſei, und daß die behandelnden Aerzte ſchon für die nächſte Zeit in ſehr großer Beſorg- niß ſind. In Friedrichskron ſind die Aerzte Mackenzie, Wegener, Bardeleben und Hovell bei dem hohen Patienten. Die Königin und der Prinz von Wales er- hielten Telegramme von Mackenzie, wonach der Kaiſer höchſt bedenklich rückfällig geworden. Der Prinz von Wales iſt bereit, jeden Augenblick nach Berlin zu reiſen. Derſelbe ſollte heute mit feier- lichem Prunke dem Ascot-Wettrennen beiwohnen, hat aber ſeine Theilnahme, nachdem das Tele- gramm von Mackenzie eingetroffen, abgeſagt. Sämmtliche Feierlichkeiten, verbunden mit dem Ascot Tag, unterblieben. — Graf Hatzfeldt hatte eine lange Audienz bei Salisbury, dem er das letzte aus Berlin eingetroffene Bulletin mittheilte. (Einquartierungs-Schwindel.) Vor den Prager Geſchworenen begann geſtern ein ſenſa- tioneller, für nicht weniger als drei Wochen an- beraumter Betrugsproceß, in welchem ein ſehr bekannter Hotelier, Wenzel Povolny, noch heute Beſitzer des Hotels „Zum Kaiſer von Oeſterreich“ in Prag und der durch Selbſtmord geendete Platzhauptmann, Franz Ludwig, die Hauptrolle ſpielen. Der Erſtere iſt angeklagt des Verbrechens des Betruges, begangen dadurch, daß er viele Jahre hindurch im Einverſtändniſſe mit dem ge- nannten Platzhauptmanne Tranſennalgebühren für nichtbequartierte Officiere behob und dadurch die Prager Stadtgemeinde um viele Tauſende Gulden in frauduloſer Weiſe ſchädigte. Am 16. März 1886 kam dieſe unlautere Manipulation an’s Tageslicht und wenige Tage ſpäter, am 23. März wurde Platzhauptmann Ludwig in ſeinem Bureau als Leiche aufgefunden; er hatte ſeinem Leben durch einen wohlgezielten Revolver- ſchuß ein Ende gemacht. Man betrauerte allge- mein das tragiſche Ende dieſes ebenſo ſtadtbe- kannten und überall hochgeachteten Officiers und erging ſich in den ſeltſamſten Vermuthungen über die Motive des Selbſtmordes. Bald jedoch ſollte das myſteriöſe Dunkel geklärt werden, indem eines ſchönen Tages der Hotelier Povolny zum Strafgerichte vorgeladen und ſofort dort behalten wurde. Die Anzeige von den betrügeriſchen Mani- pulationen des Hoteliers Povolny geſchah durch einen von dieſem entlaſſenen Diener. Dieſer ſagte zu einem gewiſſen Schuhbießer, daß in dem Hotel in manchen Monaten nur zwei bis drei Officiere einquartiert ſeien, daß aber Povolny die Ein- quartierungsgebühren für viele Officiere erhalte und einſtecke. Bekanntlich hat die Gemeinde die Koſten für die Durchzugs-Einquartierung der Armee-Angehörigen zu tragen, ſo daß durch derlei betrügeriſche Machenſchaften nur ihr ein Schade erwächſt. Es lag der Verdacht nahe, daß Platz- hauptmann Franz Ludwig, welcher die Einquar- tierungs-Anweiſungen auszufüllen hatte, mit Po- volny zum Schaden der Gemeinde im Einver- ſtändniß gehandelt habe, daß nämlich Ludwig auch auf die Namen ſolcher Officiere, von denen er wohl wußte, daß ſie bei Povolny nicht einquar- tiert werden, Anweiſungen ausſtellte, und daß Povolny dieſelben annahm, obwohl er wußte, daß ſie falſch ſeien. Die Affaire wurde dem Bürger-

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 136, Olmütz, 14.06.1888, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches136_1888/5>, abgerufen am 24.11.2024.