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Mährisches Tagblatt. Nr. 132, Olmütz, 12.06.1891.

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[Spaltenumbruch] werden durch das Stangen'sche Bureau bei der
Pforte eingereicht werden. Staatssecretär Marschall,
der sich für die Angelegenheit sehr interessirt,
drückte Stangen die Hoffnung aus, daß die tür-
kische Regierung sämmtlichen Reisenden den erlit-
tenen Schaden ersetzen werde.

(Die falsche Gemahlin.)

Nachdem die von
den griechisch-türkischen Räubern in der Nähe von
Constantinopel ausgeplünderten Gefangenen nun-
mehr glücklich ihre Freiheit erlangt haben, ist es
wohl erlaubt, auch eine heitere Seite der sonst
sehr ernsten Angelegenheit zur Sprache zu brin-
gen. In der von allen Zeitungen veröffentlichten
Liste der europäischen Reisenden, die sich in dem
überfallenen Zuge befanden, war auch der Name
eines in Berlin wohlbekannten Mannes nebst
Gattin enthalten. Man kann sich das Erstaunen
der legitimen Ehehälfte dieses Herrn vorstellen,
als sie, die ruhig daheim geblieben war, in ihrer
Zeitung lesen mußte, daß sie an der Seite des
treuen Gatten von den Räubern aus dem Coupe
gerissen worden sei und laut jammernd alle ihre
Schmucksachen fortgeworfen habe, um nur ihr
Leben zu retten. Ein Irrthum der Zeitungen
war in diesem Falle gänzlich ausgeschlossen, da
der Bericht amtlich auf Grund der Angaben des
Stangen'schen Reisebureaus verfaßt war. Der
Gemal mußte also in Gesellschaft einer "falschen"
Gattin die Reise nach dem Orient angetreten
haben. Er wird vielleicht jetzt vorgeben, daß
er die echte in Vorausficht des inzwischen einge-
tretenen Ueberfalls fürsorglich zu Hause gelassen
habe. Aber was wird ihm diese Ausrede nützen
und wer wird sie ihm glauben? Die betrogene
Frau wohl zuletzt. Wenn diese übrigens nur
einen Schimmer von Verständniß für Humor
besitzt, wird sie dem unglücklichen Don Juan
schließlich verzeihen.

(Die Influenza.)

Eine mit ganz neuen und
recht lebhaften Farben ausgestattete Schilderung
der Influenza hat soeben ein Mitglied des eng-
lischen Parlaments, nach seiner Genesung von der
tückischen Krankheit, entworfen. Mr. Leng, der
Deputirte von Dundee, beschreibt den Character
der in London augenblicklich tyrannisirenden
Epidemie folgendermaßen: "Du bist plötzlich von
allen den Symptomen des Catarrhs, des zehren-
den Fiebers und des Gallenfiebers ergriffen. Du
hast das Gefühl, als ob eine weißglühende Eisen-
platte Deine Rippen zusammenpreßt. Du glaubst,
daß eine Schraube auf dem Rücken zwischen
Deinen Schulterblättern ein Loch zu bohren
sucht. Du würdest Dir einbilden, in eine weiche
Geleemasse zerflossen zu sein, wenn nicht die
Knochen sich dadurch in Erinnerung brächten,
daß sie zu Dich annagenden, gierigen Zähnen
geworden zu sein scheinen. Aber Alles in Allem
genommen, ist das physische Befinden trotzdem
nichts gegen den moralischen Zustand. Du hast
das Gefühl, ohne Verhör, ohne Urtheilsspruch
verdammt zu sein für alle die Verbrechen, welche
die sämmtlichen jemals verfaßten Strafgesetzbücher
vorgesehen haben."

(Die Cholera)

tritt in Abyssinien mit einer
Heftigkeit auf, daß sich der Bevölkerung ein
wahres Entsetzen bemächtigt hat. Tausende van
Choleraflüchtlingen suchen nach Massauah zu ge-
langen, werden aber von der Besatzung des ita-
lienischen Außenforts Tanlut nicht durchgelassen,
da das Obercommando in Massauah jeglichen
Verkehr zwischen der Einwohnerschaft und den
choleraverdächtigen Zuzüglern aus Abyssinien ent-
schieden verboten hat. So lagern diese unter freiem
Himmel unweit des Sperrforts, wo sie nach Ver-
brauch ihrer Zehrung dem äußersten Elend verfallen.
Die täglichen Todesfälle sollen nach Hunderten zäh-
len, und trotzdem der glühende Sonnenbrand die
Leichuame binnen 24 Stunden völlig ausdörrt und
mumificirt, dringt der Verwesungsdunst bis in die
Stadt und macht den Aufenthalt daselbst fast un-
erträglich. Daraus läßt sich muthmaßen, wie die
Gesundheitszustände erst in den anderen, von
Europäern weder bewohnten noch beaufsichtigten
Küstenplätzen des Rothen Meeres beschaffen sein
mögen. Den egyptischen Gesundheits- und Hafen-
behörden aber erwächst aus dieser Lage eine ernste
Mahnung.

(Ehrung für Herzog Dr. Karl Theodor.)

Aus Meran wird geschrieben: "Eine geradezu
großartige Ehrung wurde dem Herzog Karl
Theodor in Baiern und seiner erlauchten Ge-
mahlin am 27. Mai von der Bevölkerung des
Curortes Meran dargebracht. Die Anregung für
[Spaltenumbruch] dieselbe fand von Seite der Curvorstehung statt
und wurde von allen Schichten der Bevölkerung
geradezu mit Begeisterung aufgenommen. Es
wird dem edlen Herzogpaare dort, wie an allen
Orten, wo selbes als Helfer für die leidende
Menschheit erscheint, eine hohe Verehrung ent-
gegengebracht. Um 8 Uhr machten die Dankes-
deputationen unter Führung des Bezirkshaupt-
mannes, bestehend aus Vertretern der Curvor-
stehung und der Curbezirksgemeinden und des
Aerztevereins, ihre Aufwartung. Auf hohen Bogen
über die Passer gespannt, steht der steinerne Steg,
auf welchem aus Teppichen für die hohen Herr-
schaften ein Zelt errichtet war. Dieselben, sowie
die geladenen Gäste nahmen um 9 Uhr dort
Platz, und auf allen umliegenden Wegen und
Anhöhen wogte eine mächtige Menschenmenge.
Gegenüber dem Stege befindet sich die Perle
Merans, die wundervolle Gilf Anlage, überragt
auf mächtigen Felsen stehend, von der stolzen
Zenoburg. Drei Musikcapellen spielten kriegerische
Weisen und die Beschießung von Zenoburg mit
Raketen und Bomben begann von allen Seiten,
während hinter den trotzigen Burgmauern das
Feuer nur so sprühte, hinauf gegen den Nacht-
himmel, hinab in die Tiefe. Im Hintergrunde
begann sich zuerst der Himmel zu röthen und
immer weiter vor drangen die Flammen, als
stünde die ganze Burg, die sich nun scharf vom
Hintergrunde erhob, in Feuer. Ein herrlicher,
ein prächtiger Anblick. Mit einemmale aber
flammten nun die ausgedehnten Wege der An-
lage in vielhundertfacher Fackelbeleuchtung auf,
in wenigen Minuten schossen sie empor die
Flammenlinien. Ganz von der Höhe brachen nun
immer neue Linien von Fackelträgern ein, immer
weiter dehnten sich die Schlangenlinien aus bis
zur Th[a]lebene. Endlich sammelte sich der Zug
und mit tausendfachem, nicht enden wollendem
Hoch zogen die Schaaren an dem Herzogspaare
vorüber, welches für diese großartige Kundgebung
der Verehrung ergriffen dankte."




Aus dem Gerichtssaale,
Amtsehrenbeleidigung durch die Presse.


(Fortsetzung und Schluß.)

Aus der Aussage des Herrn Lieutenant
Wotruba ist noch von Interesse, was derselbe
über die Conflicte des Herrn Obersten R. v.
Merta mit dem Herrn General Zygadlowicz
mittheilt. Ersterer soll von Letzterem wiederholt
zurückgesetzt und in Gegenwart des eigenen Re-
giments getadelt worden sein. Lieutenant Wotruba
erklärt auch, daß er, wenn er frei wäre, für
alle seine Behauptungen die Beweise erbringen
könnte. Den Officier, der ihm hierüber Mitthei-
lungen machte, wollte er jedoch nicht nennen, um
demselben nicht zu schaden. Aus einem von dem
Angeklagten vorgelegten Briefe des Zeugen geht
herror, daß derselbe vom Militärgerichte zu sechs-
monatlichem Arreste und Entlassung aus dem
Heeresverbande verurtheilt wurde. Nach Schluß
des Beweisverfahrens, in welches auch die Ge-
schworenen, namentlich der Geschworene Herr
Leder durch mehrfache Fragestellung eingriffen,
stellte der Gerichtshof zwei Hauptfragen an die
Geschworenen. Der Vertreter der Anklage,
Herr St.-A. Subst. Dr. Matyas erörterte
zunächst in sachlicher Weise, wieso er gesetzlich
zur Vertretung der Anklage berufen sei und trat
sodann in fließender Rede und scharfer Hervor-
hebung der Stellung des beleidigten Generals
für die Beantwortung der beiden Hauptfragen
mit "ja" ein. Der Vertheidiger Dr. Eben faßte
in einem kurzen, aber umso wirksameren Plaidoyer
die Hauptmomente der Sache zusammen. Er
sagte, es bedürfe in diesem Falle keines Wahr-
heitsbeweises. Der Tod des braven Obersten,
den man freilich nicht mehr vor Gericht stellen
könne, spreche deutlich. Nicht minder klar zu
Gunsten des Angeklagten spreche die negative
Fassung der Berichtigung des Officierscorps,
aus welcher nur hervorgehe, daß die Officiere nicht
überzeugt seien, daß das Benehmen des Generals
den Tod des Obersten verschuldet habe, aus
welcher aber ersichtlich ist, daß das Benehmen
des Generals so gewesen sein müsse, wie es im
"Deutschen Volksblatte" geschildert wurde. Und
wenn es noch eines weiteren Beweises bedürfte,
[Spaltenumbruch] so liege derselbe in dem, was man zwischen den
Zeilen des Protokolls des Herrn Lieutenant
Wotruba lesen könne und in der Thatsache, daß
der Herr General selbst nicht das Geringste vor-
gebracht habe um die erhobene Beschuldigung
zu entkräften. Es könne also den angeklagten
Redacteur keine Schuld treffen, auch nicht jene
der vernachlässigten Obsorge, da von einer solchen
nicht gesprochen werden könne in einem Falle
wo der Redacteur der Wahrheit und der Ehre
eines kaiserlichen Officier vertraut. Der Verthei-
diger schloß sein wiederholt vom Auditorium durch
Beifall unterbrochenes Plaidoyer mit der Bitte
an die Geschworenen, beide Fragen zu verneinen.

Nach einer kurzen Replik des Staatsanwalts
und einem eingehenden Resume des Vorsitzenden
gaben die Geschworenen durch ihren Obmann,
Herrn Hauk den Wehrspruch kund, den wir be-
reits gestern mittheilten. Auf Grund desselben
wurde der Angeklagte freigesprochen.




Sprechsaal.

Vortragsordnung
zu der
Sonntag, den 14. Juni I. J.
im Schießstattgarten

stattfindenden
Fiedertafel
des
Olmützer Männergesangvereines
unter Mitwirkung der
städtischen Musikcapelle.




a) Gesangsvorträge:

Dirigent Herr Chormeister Wladimir Labler.

1. "Jagdlied", Männerchor mit Hornbegleitung
von A. M. Storch.
2. a) "Zu spät", Männerchor mit Baßsolo
(Herr Franz Gustas) von Th. Koschat.
b) "Das allerliebste Mäuschen", Männer-
chor von E. S. Engelsberg.
3. "Der Blumen Schwester und der Sterne",
Männerchor mit Tenorsolo (Herr Victor
Schwach) von E. S. Engelsberg.
4. "Zum Walde", Männerchor mit Hornbege-
gleitung von J. Herbeck.
5. "Schwärmerei", Männerchor mit Clavier
von E. Kremser.
6. "Poesie-Prosa", Heitere Quadrille für Män-
nerchor und Clavier von J. Koch v. Lan-
gentreu.
7. "Gailthaler Jägermarsch", für Männerchor
und Clavier von Thomas Koschat.
8. "Das deutsche Lied" von Kalliwoda.

b) Musikvorträge:

Dirigent Herr Capellmeister Haus Tschauner.

1. Baier: "Puppenfee" Marsch.
2. Ziehrer: "Natursänger" Walzer.
3. C. Kreutzer: "Die Versuchung" Ouverture.
4. Dorfner: "Blaue Augen" P. fr. (neu).
5. Schreiner: "Irrlichter" Potpourri (neu.)
6. Tschauner: "Künstlergruß" Polka Mazur.
7. R. Wagner: Fantasie aus Lohengrin."
8. Cibulka: "Wiener Walzer".
9. Krab: "Für Jung und Alt" Potpourri (neu)
10. Rosenzweig: "Paulinen-Gavotte"
11. Wronsky: "Diabet Galopp" (neu.)
12. Hausmann: "König Johann" Marsch. (neu).

Beginn 5 Uhr Nachmittag.

Entree per Person 40 kr., Familienkarten (4
Personen) 1 fl. 20 kr. -- Die P. T.
beitragenden Mitglieder haben gegen
Vorweisung der Jahreskarte freien
Eintritt.



[Spaltenumbruch] werden durch das Stangen’ſche Bureau bei der
Pforte eingereicht werden. Staatsſecretär Marſchall,
der ſich für die Angelegenheit ſehr intereſſirt,
drückte Stangen die Hoffnung aus, daß die tür-
kiſche Regierung ſämmtlichen Reiſenden den erlit-
tenen Schaden erſetzen werde.

(Die falſche Gemahlin.)

Nachdem die von
den griechiſch-türkiſchen Räubern in der Nähe von
Conſtantinopel ausgeplünderten Gefangenen nun-
mehr glücklich ihre Freiheit erlangt haben, iſt es
wohl erlaubt, auch eine heitere Seite der ſonſt
ſehr ernſten Angelegenheit zur Sprache zu brin-
gen. In der von allen Zeitungen veröffentlichten
Liſte der europäiſchen Reiſenden, die ſich in dem
überfallenen Zuge befanden, war auch der Name
eines in Berlin wohlbekannten Mannes nebſt
Gattin enthalten. Man kann ſich das Erſtaunen
der legitimen Ehehälfte dieſes Herrn vorſtellen,
als ſie, die ruhig daheim geblieben war, in ihrer
Zeitung leſen mußte, daß ſie an der Seite des
treuen Gatten von den Räubern aus dem Coupé
geriſſen worden ſei und laut jammernd alle ihre
Schmuckſachen fortgeworfen habe, um nur ihr
Leben zu retten. Ein Irrthum der Zeitungen
war in dieſem Falle gänzlich ausgeſchloſſen, da
der Bericht amtlich auf Grund der Angaben des
Stangen’ſchen Reiſebureaus verfaßt war. Der
Gemal mußte alſo in Geſellſchaft einer „falſchen“
Gattin die Reiſe nach dem Orient angetreten
haben. Er wird vielleicht jetzt vorgeben, daß
er die echte in Vorausficht des inzwiſchen einge-
tretenen Ueberfalls fürſorglich zu Hauſe gelaſſen
habe. Aber was wird ihm dieſe Ausrede nützen
und wer wird ſie ihm glauben? Die betrogene
Frau wohl zuletzt. Wenn dieſe übrigens nur
einen Schimmer von Verſtändniß für Humor
beſitzt, wird ſie dem unglücklichen Don Juan
ſchließlich verzeihen.

(Die Influenza.)

Eine mit ganz neuen und
recht lebhaften Farben ausgeſtattete Schilderung
der Influenza hat ſoeben ein Mitglied des eng-
liſchen Parlaments, nach ſeiner Geneſung von der
tückiſchen Krankheit, entworfen. Mr. Leng, der
Deputirte von Dundee, beſchreibt den Character
der in London augenblicklich tyranniſirenden
Epidemie folgendermaßen: „Du biſt plötzlich von
allen den Symptomen des Catarrhs, des zehren-
den Fiebers und des Gallenfiebers ergriffen. Du
haſt das Gefühl, als ob eine weißglühende Eiſen-
platte Deine Rippen zuſammenpreßt. Du glaubſt,
daß eine Schraube auf dem Rücken zwiſchen
Deinen Schulterblättern ein Loch zu bohren
ſucht. Du würdeſt Dir einbilden, in eine weiche
Geléemaſſe zerfloſſen zu ſein, wenn nicht die
Knochen ſich dadurch in Erinnerung brächten,
daß ſie zu Dich annagenden, gierigen Zähnen
geworden zu ſein ſcheinen. Aber Alles in Allem
genommen, iſt das phyſiſche Befinden trotzdem
nichts gegen den moraliſchen Zuſtand. Du haſt
das Gefühl, ohne Verhör, ohne Urtheilsſpruch
verdammt zu ſein für alle die Verbrechen, welche
die ſämmtlichen jemals verfaßten Strafgeſetzbücher
vorgeſehen haben.“

(Die Cholera)

tritt in Abyſſinien mit einer
Heftigkeit auf, daß ſich der Bevölkerung ein
wahres Entſetzen bemächtigt hat. Tauſende van
Choleraflüchtlingen ſuchen nach Maſſauah zu ge-
langen, werden aber von der Beſatzung des ita-
lieniſchen Außenforts Tanlut nicht durchgelaſſen,
da das Obercommando in Maſſauah jeglichen
Verkehr zwiſchen der Einwohnerſchaft und den
choleraverdächtigen Zuzüglern aus Abyſſinien ent-
ſchieden verboten hat. So lagern dieſe unter freiem
Himmel unweit des Sperrforts, wo ſie nach Ver-
brauch ihrer Zehrung dem äußerſten Elend verfallen.
Die täglichen Todesfälle ſollen nach Hunderten zäh-
len, und trotzdem der glühende Sonnenbrand die
Leichuame binnen 24 Stunden völlig ausdörrt und
mumificirt, dringt der Verweſungsdunſt bis in die
Stadt und macht den Aufenthalt daſelbſt faſt un-
erträglich. Daraus läßt ſich muthmaßen, wie die
Geſundheitszuſtände erſt in den anderen, von
Europäern weder bewohnten noch beaufſichtigten
Küſtenplätzen des Rothen Meeres beſchaffen ſein
mögen. Den egyptiſchen Geſundheits- und Hafen-
behörden aber erwächſt aus dieſer Lage eine ernſte
Mahnung.

(Ehrung für Herzog Dr. Karl Theodor.)

Aus Meran wird geſchrieben: „Eine geradezu
großartige Ehrung wurde dem Herzog Karl
Theodor in Baiern und ſeiner erlauchten Ge-
mahlin am 27. Mai von der Bevölkerung des
Curortes Meran dargebracht. Die Anregung für
[Spaltenumbruch] dieſelbe fand von Seite der Curvorſtehung ſtatt
und wurde von allen Schichten der Bevölkerung
geradezu mit Begeiſterung aufgenommen. Es
wird dem edlen Herzogpaare dort, wie an allen
Orten, wo ſelbes als Helfer für die leidende
Menſchheit erſcheint, eine hohe Verehrung ent-
gegengebracht. Um 8 Uhr machten die Dankes-
deputationen unter Führung des Bezirkshaupt-
mannes, beſtehend aus Vertretern der Curvor-
ſtehung und der Curbezirksgemeinden und des
Aerztevereins, ihre Aufwartung. Auf hohen Bogen
über die Paſſer geſpannt, ſteht der ſteinerne Steg,
auf welchem aus Teppichen für die hohen Herr-
ſchaften ein Zelt errichtet war. Dieſelben, ſowie
die geladenen Gäſte nahmen um 9 Uhr dort
Platz, und auf allen umliegenden Wegen und
Anhöhen wogte eine mächtige Menſchenmenge.
Gegenüber dem Stege befindet ſich die Perle
Merans, die wundervolle Gilf Anlage, überragt
auf mächtigen Felſen ſtehend, von der ſtolzen
Zenoburg. Drei Muſikcapellen ſpielten kriegeriſche
Weiſen und die Beſchießung von Zenoburg mit
Raketen und Bomben begann von allen Seiten,
während hinter den trotzigen Burgmauern das
Feuer nur ſo ſprühte, hinauf gegen den Nacht-
himmel, hinab in die Tiefe. Im Hintergrunde
begann ſich zuerſt der Himmel zu röthen und
immer weiter vor drangen die Flammen, als
ſtünde die ganze Burg, die ſich nun ſcharf vom
Hintergrunde erhob, in Feuer. Ein herrlicher,
ein prächtiger Anblick. Mit einemmale aber
flammten nun die ausgedehnten Wege der An-
lage in vielhundertfacher Fackelbeleuchtung auf,
in wenigen Minuten ſchoſſen ſie empor die
Flammenlinien. Ganz von der Höhe brachen nun
immer neue Linien von Fackelträgern ein, immer
weiter dehnten ſich die Schlangenlinien aus bis
zur Th[a]lebene. Endlich ſammelte ſich der Zug
und mit tauſendfachem, nicht enden wollendem
Hoch zogen die Schaaren an dem Herzogspaare
vorüber, welches für dieſe großartige Kundgebung
der Verehrung ergriffen dankte.“




Aus dem Gerichtsſaale,
Amtsehrenbeleidigung durch die Preſſe.


(Fortſetzung und Schluß.)

Aus der Ausſage des Herrn Lieutenant
Wotruba iſt noch von Intereſſe, was derſelbe
über die Conflicte des Herrn Oberſten R. v.
Merta mit dem Herrn General Zygadlowicz
mittheilt. Erſterer ſoll von Letzterem wiederholt
zurückgeſetzt und in Gegenwart des eigenen Re-
giments getadelt worden ſein. Lieutenant Wotruba
erklärt auch, daß er, wenn er frei wäre, für
alle ſeine Behauptungen die Beweiſe erbringen
könnte. Den Officier, der ihm hierüber Mitthei-
lungen machte, wollte er jedoch nicht nennen, um
demſelben nicht zu ſchaden. Aus einem von dem
Angeklagten vorgelegten Briefe des Zeugen geht
herror, daß derſelbe vom Militärgerichte zu ſechs-
monatlichem Arreſte und Entlaſſung aus dem
Heeresverbande verurtheilt wurde. Nach Schluß
des Beweisverfahrens, in welches auch die Ge-
ſchworenen, namentlich der Geſchworene Herr
Leder durch mehrfache Frageſtellung eingriffen,
ſtellte der Gerichtshof zwei Hauptfragen an die
Geſchworenen. Der Vertreter der Anklage,
Herr St.-A. Subſt. Dr. Matyaś erörterte
zunächſt in ſachlicher Weiſe, wieſo er geſetzlich
zur Vertretung der Anklage berufen ſei und trat
ſodann in fließender Rede und ſcharfer Hervor-
hebung der Stellung des beleidigten Generals
für die Beantwortung der beiden Hauptfragen
mit „ja“ ein. Der Vertheidiger Dr. Eben faßte
in einem kurzen, aber umſo wirkſameren Plaidoyer
die Hauptmomente der Sache zuſammen. Er
ſagte, es bedürfe in dieſem Falle keines Wahr-
heitsbeweiſes. Der Tod des braven Oberſten,
den man freilich nicht mehr vor Gericht ſtellen
könne, ſpreche deutlich. Nicht minder klar zu
Gunſten des Angeklagten ſpreche die negative
Faſſung der Berichtigung des Ófficierscorps,
aus welcher nur hervorgehe, daß die Officiere nicht
überzeugt ſeien, daß das Benehmen des Generals
den Tod des Oberſten verſchuldet habe, aus
welcher aber erſichtlich iſt, daß das Benehmen
des Generals ſo geweſen ſein müſſe, wie es im
„Deutſchen Volksblatte“ geſchildert wurde. Und
wenn es noch eines weiteren Beweiſes bedürfte,
[Spaltenumbruch] ſo liege derſelbe in dem, was man zwiſchen den
Zeilen des Protokolls des Herrn Lieutenant
Wotruba leſen könne und in der Thatſache, daß
der Herr General ſelbſt nicht das Geringſte vor-
gebracht habe um die erhobene Beſchuldigung
zu entkräften. Es könne alſo den angeklagten
Redacteur keine Schuld treffen, auch nicht jene
der vernachläſſigten Obſorge, da von einer ſolchen
nicht geſprochen werden könne in einem Falle
wo der Redacteur der Wahrheit und der Ehre
eines kaiſerlichen Officier vertraut. Der Verthei-
diger ſchloß ſein wiederholt vom Auditorium durch
Beifall unterbrochenes Plaidoyer mit der Bitte
an die Geſchworenen, beide Fragen zu verneinen.

Nach einer kurzen Replik des Staatsanwalts
und einem eingehenden Reſumé des Vorſitzenden
gaben die Geſchworenen durch ihren Obmann,
Herrn Hauk den Wehrſpruch kund, den wir be-
reits geſtern mittheilten. Auf Grund desſelben
wurde der Angeklagte freigeſprochen.




Sprechſaal.

Vortragsordnung
zu der
Sonntag, den 14. Juni I. J.
im Schießſtattgarten

ſtattfindenden
Fiedertafel
des
Olmützer Männergeſangvereines
unter Mitwirkung der
ſtädtiſchen Muſikcapelle.




a) Geſangsvorträge:

Dirigent Herr Chormeiſter Wladimir Labler.

1. „Jagdlied“, Männerchor mit Hornbegleitung
von A. M. Storch.
2. a) „Zu ſpät“, Männerchor mit Baßſolo
(Herr Franz Guſtas) von Th. Koſchat.
b) „Das allerliebſte Mäuschen“, Männer-
chor von E. S. Engelsberg.
3. „Der Blumen Schweſter und der Sterne“,
Männerchor mit Tenorſolo (Herr Victor
Schwach) von E. S. Engelsberg.
4. „Zum Walde“, Männerchor mit Hornbege-
gleitung von J. Herbeck.
5. „Schwärmerei“, Männerchor mit Clavier
von E. Kremſer.
6. „Poeſie-Proſa“, Heitere Quadrille für Män-
nerchor und Clavier von J. Koch v. Lan-
gentreu.
7. „Gailthaler Jägermarſch“, für Männerchor
und Clavier von Thomas Koſchat.
8. „Das deutſche Lied“ von Kalliwoda.

b) Muſikvorträge:

Dirigent Herr Capellmeiſter Haus Tſchauner.

1. Baier: „Puppenfee“ Marſch.
2. Ziehrer: „Naturſänger“ Walzer.
3. C. Kreutzer: „Die Verſuchung“ Ouverture.
4. Dorfner: „Blaue Augen“ P. fr. (neu).
5. Schreiner: „Irrlichter“ Potpourri (neu.)
6. Tſchauner: „Künſtlergruß“ Polka Mazur.
7. R. Wagner: Fantaſie aus Lohengrin.“
8. Cibulka: „Wiener Walzer“.
9. Krab: „Für Jung und Alt“ Potpourri (neu)
10. Roſenzweig: „Paulinen-Gavotte“
11. Wronsky: „Diabet Galopp“ (neu.)
12. Hausmann: „König Johann“ Marſch. (neu).

Beginn 5 Uhr Nachmittag.

Entrée per Perſon 40 kr., Familienkarten (4
Perſonen) 1 fl. 20 kr. — Die P. T.
beitragenden Mitglieder haben gegen
Vorweiſung der Jahreskarte freien
Eintritt.



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[[6]/0006] werden durch das Stangen’ſche Bureau bei der Pforte eingereicht werden. Staatsſecretär Marſchall, der ſich für die Angelegenheit ſehr intereſſirt, drückte Stangen die Hoffnung aus, daß die tür- kiſche Regierung ſämmtlichen Reiſenden den erlit- tenen Schaden erſetzen werde. (Die falſche Gemahlin.) Nachdem die von den griechiſch-türkiſchen Räubern in der Nähe von Conſtantinopel ausgeplünderten Gefangenen nun- mehr glücklich ihre Freiheit erlangt haben, iſt es wohl erlaubt, auch eine heitere Seite der ſonſt ſehr ernſten Angelegenheit zur Sprache zu brin- gen. In der von allen Zeitungen veröffentlichten Liſte der europäiſchen Reiſenden, die ſich in dem überfallenen Zuge befanden, war auch der Name eines in Berlin wohlbekannten Mannes nebſt Gattin enthalten. Man kann ſich das Erſtaunen der legitimen Ehehälfte dieſes Herrn vorſtellen, als ſie, die ruhig daheim geblieben war, in ihrer Zeitung leſen mußte, daß ſie an der Seite des treuen Gatten von den Räubern aus dem Coupé geriſſen worden ſei und laut jammernd alle ihre Schmuckſachen fortgeworfen habe, um nur ihr Leben zu retten. Ein Irrthum der Zeitungen war in dieſem Falle gänzlich ausgeſchloſſen, da der Bericht amtlich auf Grund der Angaben des Stangen’ſchen Reiſebureaus verfaßt war. Der Gemal mußte alſo in Geſellſchaft einer „falſchen“ Gattin die Reiſe nach dem Orient angetreten haben. Er wird vielleicht jetzt vorgeben, daß er die echte in Vorausficht des inzwiſchen einge- tretenen Ueberfalls fürſorglich zu Hauſe gelaſſen habe. Aber was wird ihm dieſe Ausrede nützen und wer wird ſie ihm glauben? Die betrogene Frau wohl zuletzt. Wenn dieſe übrigens nur einen Schimmer von Verſtändniß für Humor beſitzt, wird ſie dem unglücklichen Don Juan ſchließlich verzeihen. (Die Influenza.) Eine mit ganz neuen und recht lebhaften Farben ausgeſtattete Schilderung der Influenza hat ſoeben ein Mitglied des eng- liſchen Parlaments, nach ſeiner Geneſung von der tückiſchen Krankheit, entworfen. Mr. Leng, der Deputirte von Dundee, beſchreibt den Character der in London augenblicklich tyranniſirenden Epidemie folgendermaßen: „Du biſt plötzlich von allen den Symptomen des Catarrhs, des zehren- den Fiebers und des Gallenfiebers ergriffen. Du haſt das Gefühl, als ob eine weißglühende Eiſen- platte Deine Rippen zuſammenpreßt. Du glaubſt, daß eine Schraube auf dem Rücken zwiſchen Deinen Schulterblättern ein Loch zu bohren ſucht. Du würdeſt Dir einbilden, in eine weiche Geléemaſſe zerfloſſen zu ſein, wenn nicht die Knochen ſich dadurch in Erinnerung brächten, daß ſie zu Dich annagenden, gierigen Zähnen geworden zu ſein ſcheinen. Aber Alles in Allem genommen, iſt das phyſiſche Befinden trotzdem nichts gegen den moraliſchen Zuſtand. Du haſt das Gefühl, ohne Verhör, ohne Urtheilsſpruch verdammt zu ſein für alle die Verbrechen, welche die ſämmtlichen jemals verfaßten Strafgeſetzbücher vorgeſehen haben.“ (Die Cholera) tritt in Abyſſinien mit einer Heftigkeit auf, daß ſich der Bevölkerung ein wahres Entſetzen bemächtigt hat. Tauſende van Choleraflüchtlingen ſuchen nach Maſſauah zu ge- langen, werden aber von der Beſatzung des ita- lieniſchen Außenforts Tanlut nicht durchgelaſſen, da das Obercommando in Maſſauah jeglichen Verkehr zwiſchen der Einwohnerſchaft und den choleraverdächtigen Zuzüglern aus Abyſſinien ent- ſchieden verboten hat. So lagern dieſe unter freiem Himmel unweit des Sperrforts, wo ſie nach Ver- brauch ihrer Zehrung dem äußerſten Elend verfallen. Die täglichen Todesfälle ſollen nach Hunderten zäh- len, und trotzdem der glühende Sonnenbrand die Leichuame binnen 24 Stunden völlig ausdörrt und mumificirt, dringt der Verweſungsdunſt bis in die Stadt und macht den Aufenthalt daſelbſt faſt un- erträglich. Daraus läßt ſich muthmaßen, wie die Geſundheitszuſtände erſt in den anderen, von Europäern weder bewohnten noch beaufſichtigten Küſtenplätzen des Rothen Meeres beſchaffen ſein mögen. Den egyptiſchen Geſundheits- und Hafen- behörden aber erwächſt aus dieſer Lage eine ernſte Mahnung. (Ehrung für Herzog Dr. Karl Theodor.) Aus Meran wird geſchrieben: „Eine geradezu großartige Ehrung wurde dem Herzog Karl Theodor in Baiern und ſeiner erlauchten Ge- mahlin am 27. Mai von der Bevölkerung des Curortes Meran dargebracht. Die Anregung für dieſelbe fand von Seite der Curvorſtehung ſtatt und wurde von allen Schichten der Bevölkerung geradezu mit Begeiſterung aufgenommen. Es wird dem edlen Herzogpaare dort, wie an allen Orten, wo ſelbes als Helfer für die leidende Menſchheit erſcheint, eine hohe Verehrung ent- gegengebracht. Um 8 Uhr machten die Dankes- deputationen unter Führung des Bezirkshaupt- mannes, beſtehend aus Vertretern der Curvor- ſtehung und der Curbezirksgemeinden und des Aerztevereins, ihre Aufwartung. Auf hohen Bogen über die Paſſer geſpannt, ſteht der ſteinerne Steg, auf welchem aus Teppichen für die hohen Herr- ſchaften ein Zelt errichtet war. Dieſelben, ſowie die geladenen Gäſte nahmen um 9 Uhr dort Platz, und auf allen umliegenden Wegen und Anhöhen wogte eine mächtige Menſchenmenge. Gegenüber dem Stege befindet ſich die Perle Merans, die wundervolle Gilf Anlage, überragt auf mächtigen Felſen ſtehend, von der ſtolzen Zenoburg. Drei Muſikcapellen ſpielten kriegeriſche Weiſen und die Beſchießung von Zenoburg mit Raketen und Bomben begann von allen Seiten, während hinter den trotzigen Burgmauern das Feuer nur ſo ſprühte, hinauf gegen den Nacht- himmel, hinab in die Tiefe. Im Hintergrunde begann ſich zuerſt der Himmel zu röthen und immer weiter vor drangen die Flammen, als ſtünde die ganze Burg, die ſich nun ſcharf vom Hintergrunde erhob, in Feuer. Ein herrlicher, ein prächtiger Anblick. Mit einemmale aber flammten nun die ausgedehnten Wege der An- lage in vielhundertfacher Fackelbeleuchtung auf, in wenigen Minuten ſchoſſen ſie empor die Flammenlinien. Ganz von der Höhe brachen nun immer neue Linien von Fackelträgern ein, immer weiter dehnten ſich die Schlangenlinien aus bis zur Thalebene. Endlich ſammelte ſich der Zug und mit tauſendfachem, nicht enden wollendem Hoch zogen die Schaaren an dem Herzogspaare vorüber, welches für dieſe großartige Kundgebung der Verehrung ergriffen dankte.“ Aus dem Gerichtsſaale, Amtsehrenbeleidigung durch die Preſſe. Olmütz, 11. Juni. (Fortſetzung und Schluß.) Aus der Ausſage des Herrn Lieutenant Wotruba iſt noch von Intereſſe, was derſelbe über die Conflicte des Herrn Oberſten R. v. Merta mit dem Herrn General Zygadlowicz mittheilt. Erſterer ſoll von Letzterem wiederholt zurückgeſetzt und in Gegenwart des eigenen Re- giments getadelt worden ſein. Lieutenant Wotruba erklärt auch, daß er, wenn er frei wäre, für alle ſeine Behauptungen die Beweiſe erbringen könnte. Den Officier, der ihm hierüber Mitthei- lungen machte, wollte er jedoch nicht nennen, um demſelben nicht zu ſchaden. Aus einem von dem Angeklagten vorgelegten Briefe des Zeugen geht herror, daß derſelbe vom Militärgerichte zu ſechs- monatlichem Arreſte und Entlaſſung aus dem Heeresverbande verurtheilt wurde. Nach Schluß des Beweisverfahrens, in welches auch die Ge- ſchworenen, namentlich der Geſchworene Herr Leder durch mehrfache Frageſtellung eingriffen, ſtellte der Gerichtshof zwei Hauptfragen an die Geſchworenen. Der Vertreter der Anklage, Herr St.-A. Subſt. Dr. Matyaś erörterte zunächſt in ſachlicher Weiſe, wieſo er geſetzlich zur Vertretung der Anklage berufen ſei und trat ſodann in fließender Rede und ſcharfer Hervor- hebung der Stellung des beleidigten Generals für die Beantwortung der beiden Hauptfragen mit „ja“ ein. Der Vertheidiger Dr. Eben faßte in einem kurzen, aber umſo wirkſameren Plaidoyer die Hauptmomente der Sache zuſammen. Er ſagte, es bedürfe in dieſem Falle keines Wahr- heitsbeweiſes. Der Tod des braven Oberſten, den man freilich nicht mehr vor Gericht ſtellen könne, ſpreche deutlich. Nicht minder klar zu Gunſten des Angeklagten ſpreche die negative Faſſung der Berichtigung des Ófficierscorps, aus welcher nur hervorgehe, daß die Officiere nicht überzeugt ſeien, daß das Benehmen des Generals den Tod des Oberſten verſchuldet habe, aus welcher aber erſichtlich iſt, daß das Benehmen des Generals ſo geweſen ſein müſſe, wie es im „Deutſchen Volksblatte“ geſchildert wurde. Und wenn es noch eines weiteren Beweiſes bedürfte, ſo liege derſelbe in dem, was man zwiſchen den Zeilen des Protokolls des Herrn Lieutenant Wotruba leſen könne und in der Thatſache, daß der Herr General ſelbſt nicht das Geringſte vor- gebracht habe um die erhobene Beſchuldigung zu entkräften. Es könne alſo den angeklagten Redacteur keine Schuld treffen, auch nicht jene der vernachläſſigten Obſorge, da von einer ſolchen nicht geſprochen werden könne in einem Falle wo der Redacteur der Wahrheit und der Ehre eines kaiſerlichen Officier vertraut. Der Verthei- diger ſchloß ſein wiederholt vom Auditorium durch Beifall unterbrochenes Plaidoyer mit der Bitte an die Geſchworenen, beide Fragen zu verneinen. Nach einer kurzen Replik des Staatsanwalts und einem eingehenden Reſumé des Vorſitzenden gaben die Geſchworenen durch ihren Obmann, Herrn Hauk den Wehrſpruch kund, den wir be- reits geſtern mittheilten. Auf Grund desſelben wurde der Angeklagte freigeſprochen. Sprechſaal. Vortragsordnung zu der Sonntag, den 14. Juni I. J. im Schießſtattgarten ſtattfindenden Fiedertafel des Olmützer Männergeſangvereines unter Mitwirkung der ſtädtiſchen Muſikcapelle. a) Geſangsvorträge: Dirigent Herr Chormeiſter Wladimir Labler. 1. „Jagdlied“, Männerchor mit Hornbegleitung von A. M. Storch. 2. a) „Zu ſpät“, Männerchor mit Baßſolo (Herr Franz Guſtas) von Th. Koſchat. b) „Das allerliebſte Mäuschen“, Männer- chor von E. S. Engelsberg. 3. „Der Blumen Schweſter und der Sterne“, Männerchor mit Tenorſolo (Herr Victor Schwach) von E. S. Engelsberg. 4. „Zum Walde“, Männerchor mit Hornbege- gleitung von J. Herbeck. 5. „Schwärmerei“, Männerchor mit Clavier von E. Kremſer. 6. „Poeſie-Proſa“, Heitere Quadrille für Män- nerchor und Clavier von J. Koch v. Lan- gentreu. 7. „Gailthaler Jägermarſch“, für Männerchor und Clavier von Thomas Koſchat. 8. „Das deutſche Lied“ von Kalliwoda. b) Muſikvorträge: Dirigent Herr Capellmeiſter Haus Tſchauner. 1. Baier: „Puppenfee“ Marſch. 2. Ziehrer: „Naturſänger“ Walzer. 3. C. Kreutzer: „Die Verſuchung“ Ouverture. 4. Dorfner: „Blaue Augen“ P. fr. (neu). 5. Schreiner: „Irrlichter“ Potpourri (neu.) 6. Tſchauner: „Künſtlergruß“ Polka Mazur. 7. R. Wagner: Fantaſie aus Lohengrin.“ 8. Cibulka: „Wiener Walzer“. 9. Krab: „Für Jung und Alt“ Potpourri (neu) 10. Roſenzweig: „Paulinen-Gavotte“ 11. Wronsky: „Diabet Galopp“ (neu.) 12. Hausmann: „König Johann“ Marſch. (neu). Beginn 5 Uhr Nachmittag. Entrée per Perſon 40 kr., Familienkarten (4 Perſonen) 1 fl. 20 kr. — Die P. T. beitragenden Mitglieder haben gegen Vorweiſung der Jahreskarte freien Eintritt.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 132, Olmütz, 12.06.1891, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches132_1891/6>, abgerufen am 24.11.2024.