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Mährisches Tagblatt. Nr. 122, Olmütz, 28.05.1895.

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[Spaltenumbruch] schweren Leiden im 71. Lebensjahre gestorben.
Sein Hinscheiden hat in weiten Kreisen aufrich-
tige Trauer hervorgerufen, denn der Verewigte
erfreute sich Zeit seines Lebens wegen seines be-
scheidenen, zuvorkommenden Wesens allgemeiner
Achtung und Sympathie. Moriz Trapp, geboren
zu Wodnian in Böhmen am 24. Jänner 1825,
als Sohn des Stadtapothekers daselbst, widmete
sich an der Universität in Prag besonders dem
Studium der Geschichte und Alterthumskunde.
Wiederholte Reisen in Deutschland, Frankreich
und Italien erweiterten seinen Gesichtskreis und
vertieften sein Wissen. Nach seiner Rückkehr wirkte
er als Erzieher in mehreren Adelsfamilien, zuletzt
in jener des Grafen Emanuel Dubsky-Trzebo-
mistic auf Schloß Lissitz. Im Jahre 1859 er-
langte er die Stelle eines Custos-Adjuncten am
Franzens-Museum in Brünn, vertrat auch nach
dem 1864 erfolgten Tode des Professors Albin
Heinrich dessen Stelle als Museums-Custos
und wurde 1867 definitiv Custos, in welcher
Eigenschaft er bis zu seinem Ableben wirkte

(Doppeljubiläum des Militärcapellmei-
sters Josef Hikl.)

Heute beging der Capell-
meister unseres Hausregimentes, Herr Josef
Hikl
ein Doppeljubiläum; er feierte nämlich
sein 50jähriges Dienstjubiläum und sein 25jäh-
riges Jubiläum als Leiter der Starhemberg-
Capelle. Dem Jubilar, dessen große Verdienste
um die Pflege der Musik wohlbekannt sind und
der sich auch als Componist rühmlich hervorthat,
wurden anläßlich seines Jubiläums zahlreiche
Ehrungen bereitet. Er erhielt eine große Anzahl
von Beglückwünschungen aus allen Kreisen unserer
Stadt und wurde vom Officierscorps unseres
Hausregimentes noch ganz besonders ausgezeichnet.
Heute Nachmittags 11/2 Uhr fand in der Offi-
ciersmesse des 54. Inf.-Regts. ein vom Officierscorps
desselben zu Ehren des Jubilars veranstaltetes
Festmahl statt, bei welchem die Regimentsmusik
die Tafelmusik besorgte. Der Jubilar nahm den
Ehrenplatz ein. Nach dem Trinkspruche auf den
Gefeierten überreichte demselben Herr Regiments-
commandant Oberst Hallada einen prächtigen
mit Gold und Silber reich montirten Tactir-
stock. Ferner wurde dem Jubilar ein aus Silber
gefertigter Pokal überreicht. Der Tactirstock stammt
aus dem rühmlichst bekannten Atelier der Wiener
Firma Klinkosch. Auf demselben sind das Bildniß des
Regimentsinhabers Grafen Ernst Rüdiger von
Starhemberg und die Jahreszahlen 1845 --
1895 angebracht. Der Pokal trägt die Inschrift:
"Das Officierscorps des Regimentes
"Alt-Starhemberg"
seinem verdienst-
vollen Capellmeister
anläßlich seines
50jährigen Dienstjubiläums
". Der
Juoilar war, als ihm diese Ehrengeschenke über-
reicht wurden, sichtlich sehr gerührt. Auch die
Musiker der Musikcapelle des 54. Infanterte-
Regimentes bescheerten ihrem Dirigenten ein
schönes Festgeschenk, bestehend aus einem Album
mit Fotografien. Heute Abends findet im Garten
der Schießstätte zu Ehren des Jubilars eine
Unterhaltung statt, an welcher das Officierscorps
des 54. Inft.-Regts. theilnehmen wird. Wir
wünschen Herrn Capellmeister Hikl, daß derselbe
noch lange Jahre an der Spitze der von ihm
mit so vielem Erfolg geleiteten Regimentscapelle
"Alt-Starhemberg" mit gleicher Rüstigkeit und
geistiger Frische wie heute stehen möge!

(Sitzung des Stadtverordneten-Colle-
giums vom 27. Mai.)

Die Tagesordnung der
gestrigen Sitzung des Stadtverordneten-Colle-
giums wurde in folgender Weise erledigt: Eine
Zuschrift des Hof- und Gerichtsadvocaten Herrn
Dr. Ernst Plutzar in Wien betreffs mehrerer
Vereinbarungen mit der Olmützer Gasgesellschaft
wurde der 3. Section zugewiesen. -- Der
bauämtliche Bericht über die Ausscheidung des
Bauplatzes für das Administrationsgebäude der
k. k. Staatsbahn-Betriebsdirection aus dem
Stadterweiterungsfonde wurde der 1. Section
zugewiesen. -- Ein gemeinderäthlicher Antrag
auf Besetzung der erledigten Praktikantenstelle
und die Bewerbungsgesuche um die ausgeschrie-
bene Stadtsecretärstelle wurden der 3. Section
zugewiesen. -- Bezüglich einer Einladung des
Stadtrathes in Aussig a/E. zur Theilnahme am
dortigen Polizeibeamtentage wurde beschlossen, hiezu
Hrn Staotrath Kornauth, eventuell Hrn. Stadtsecre-
tär Heeg zu delegiren. -- Ein Gesuch um Zusiche-
rung der Aufnahme in den hies. Gemeindeverband
wurde der 3. Sectionzugewiesen. -- Beschlossen wurde
[Spaltenumbruch] einer Theatergesellschaft, welche unter Leitung des
Directors Herrn Leopold M. Blasel steht, das
städt. Theater für zwei Gastspielabende (10. und
11. Juni) gegen Bezahlung der üblichen Gebüh-
ren zu überlassen. -- Mehrere Bewerbungsgesuche
um ein ausgeschriebenes Josef Wallenda'sches
Realschüler-Stipendium wurde der 2. Section zu-
gewiesen. -- Die Anträge des Gemeinderathes
betreffend die Configuration der den Herren Moritz
Fischer und Brach verkauften Bauplätze wurden
genehmigt und beschlossen den beiden Herren den
Vorschlag zu machen mit den Neubauten in der
Uferstraße um circa einen Meter vorzurücken. --
Erstattet wird der Bericht der 3. Section über
die Geldbeschaffung für den Bau des deutschen
Staatsgymnasiums und der Lehrerbildungs-
anstalt. Zur Verlesung gelangt eine Zu-
schrift des Herrn Abg, Dr. Promber,
in welcher derselbe mittheilt, daß er Namens des
erkrankt gewesenen Herrn Abg. Dr. Weeber in
der Angelegenheit der Erbauung der Gebäude
für das Staatsgymnasium und die Lehrerbildungs-
anstalt Schritte gemacht und in Erfahrung ge-
bracht habe, daß in dieser Angelegenheit Alles in
Ordnung sei und es sich nur noch darum handle,
das Baucapital zu beschaffen. Der Staat stellt
an die Stadtgemeinde das Ansuchen, dieselbe möge
entweder selbst oder durch ein Finanz-Institut
das Baucapital aufbringen, für welches eine
4perc. Verzinsung und eine 40jährige Rückzah-
lungsfrist zugesichert wird. Die Section erklärt,
daß ein 4percentiges Capital nicht zu beschaffen
sei, wohl aber ein solches gegen eine 43/4 percentige
Verzinsung. Es wird beschlossen, eine Antwort
in diesem Sinne zu ertheilen. -- Erstattet wird
der Bericht der 3. Section über die mit dem
Justizärar wegen Erbauung eines Justizgebäudes
zu treffenden Vereinbarungen. Es wird beschlos-
sen, den bekannt gegebenen Abänderungen der
Bedingungen zuzustimmen und um Gewährung
der Gebührenfreiheit für den Vertrag einzuschrei-
ten. -- In erster Lesung wird der Bericht der
1. Section über die Bedingungen zur Unterbrin-
gung einer Division des Landwehr-Uhlanen-Re-
giments Nr. 4 in dem bisherigen Artillerie-
Etablissement Nr. 12 erstattet. Die Section er-
klärt, daß die bekannt gegebenen Bedingungen
anzunehmen seien, nur bezüglich des Wasserzinses
müsse daran festgehalten werden, daß der Mi-
litär-Wasserzins-Tarif aufrecht erhalten bleibe.
Die Section beantragt zum Zwecke der Adap-
tirung des genannten Etablissements eine Grund-
area im Ausmaße von 2200 Quadr.-Klft. anzu-
kaufen. -- Dem hiesigen Kaufmann und Haus-
besitzer Herrn Ferdinand Kolisch wird das
Heimat- und Bürgerrecht verliehen. -- Beschlossen
wird, dem hochw. Pfarramte St. Michael bekannt
zu geben, daß die Stadtgemeinde bereit sei zur
Aufführung eines ber der Renovirung der Kirche
in Verwendung kommenden Gerüstes, den Betrag
von 2600 fl., zahlbar in zwei Raten zu widmen.
-- Die für das Jahr 1894 gelegte Quartier-
amtsrechnung wird genehmigt und dem Rechnungs-
leger das Absolutorium ertheilt. -- Herrn Jonas
Löwy wird die Abschreibung des Mehrbezuges
von Wasser nicht zugestanden. -- Das Gesuch
des Herrn Franz Fingermann um Pachtver-
längerung in Betreff von städt. Grundstücken in
Salzergut auf weitere 6 Jahre wird bewilligt
und sodann die Sitzung geschlossen.

(Vorschläge der Olmützer Gasgesellschaft
bezüglich Abänderung des Gasvertrages)

In der gestrigen Sitzung des Stadtverordneten-
Collegiums gelangte eine Zuschrift des Wiener
Hof- und Gerichtsadvocaten Herrn Dr. Ernst
Plutzar als Vertreter der Olmützer Gasgesell-
schaft bezüglich Abänderung des Gasvertrages zur
Verlesung. In dieser Zuschrift wird ausgeführt,
daß die Gasgesellschaft durch die Ertheilung der
Concessionen an die Electricitätsfirmen H. & M.
Passinger und Johann Lefenda schwer
geschädigt wurde, indem seit Einführung der electri-
schen Beleuchtung in Olmütz das Gaswerk einen
constanten Ausfall seiner Einnahmen zu verzeich-
nen habe. Herr Dr. Plutzar macht darauf aufmerksam,
daß bei Ertheilung jener Concessionen ein Ver-
tragsbruch begangen wurde und daß die
Gasgesellschaft deßhalb einen Proceß hätte an-
strengen können, der jedenfalls, wie ähnliche
schiedsgerichtliche Entscheidungen erweisen, zu ihren
Gunsten entschieden worden wäre. Das im Gas-
werke investirte große Capital amortisire sich
nicht. Um jedoch der Stadtgemeinde entgegen-
[Spaltenumbruch] zukommen, wäre die Gasgesellschaft bereit, der-
selben das Gas für eine in Olmütz zu errichtende
Straßenbahn mit Gasbetrieb zu liefern. Eine
solche Gasbahn bestehe in Dess[a]u und habe
sich ausgezeichnet bewährt. Der Betrieb von
Gasbahnen sei viel billiger als jener von
electrischen Straßenbahnen. Ferner macht die
Gasgesellschaft auf das Auer'sche Gasglühlicht zu
Straßenbeleuchtungs-Zwecken aufmerksam. Diese
Beleuchtungsart sei auch in Olmütz probeweise
versucht worden und habe gute Resultate geliefert,
es würde sich somit empfehlen, die gesammte
Straßenbeleuchtung von Olmütz in eine solche
mit Auer'schen Gasglühlichtern umzuwandeln. Die
Stadtgemeinde Olmütz möge diese Votschläge in
Erwägung ziehen und allenfalls eine Enquete in
dieser Angelegenheit einberufen. Die betref-
fende Zuschrift wurde der 1. Section zur Bericht-
erstattung übermittelt.

(Schulfahnenweihe in Neretein.)

Unsere
freundlich gelegene Nachbar-Vorortsgemeinde Ne-
retein hatte Sonntag den 26. d. M. einen rech-
ten Fest- und Freudentag und Jung wie Alt nahm
daran in lebhafter Weise Antheil. Opferwillige
Frauen dieses Ortes hatten an 140 fl. gesam-
melt, um der Schule und Schuljugend eine schöne
Fahne zu spenden. Um 8 Uhr Morgens zog
unter Pöllerschüssen und den heiteren Marschwei-
sen einer Musik die im Festgewande und mit
Blumen geschmückte Schuljugend nach dem Pfarr-
orte Neugasse und waren im Festzuge die Fah-
nenpathinnen, die Gemeindevertretung, der Orts-
schulrath und ein großer Theil der Bewohner-
schaft eingereiht. In der Kirche zu Neugasse
fand die Weihe der Fahne statt und hatten sich
hier der Herr k. k. Bezirksschulinsp[e]ctor Professor
Jahn, der Obmann des Lehrervereines mit den
Mitgliedern von Neugasse und Paulowitz, Ver-
treter von Neugasse u. s. w. eingefunden, so daß
die Kirche zu klein war, alle aufzunehmen. Der
hochw. Herr Pfarrer Heger von Neugasse gab in
weihevoller Rede die Bedeutung des Weiheactes
kund und nahm darauf die kirchliche Weihe der
Fahne vor. Unter sinnigen Segenssprüchen fand
das Nägeleinschlagen statt und ein feierliches Amt,
bei dem die Schuljugend von Neugasse den Ge-
sang in einer allgemein anerkannten vorzüglichen
Weise besorgte -- schloß die schöne Feier. Der
Festzug ordnete sich neuerlich und der Heimweg
nach Neretein wurde angetreten. Hier fand Nach-
mittags ein schönes Schulfest statt, das durch Re-
genschauer nur für kurze Zeit eine Störung er-
litt. Die Gastlocale bei Hrachowina waren bald
überfüllt und Gäste aus Neugasse, Nebotein, Ol-
mütz, Paulowitz füllten mit den Bewohnern von
Neretein Garten und Zimmer. Die Musik be-
sorgte erfrigst Concertstücke. Schulleiter Herr F.
Hanousek brachte durch seine wackere Schülerschaar
Lieder, Declamationen, Stabübungen, Reigen und
Spiele zum besten Vortrage und wurde freu-
digst erkannt, daß Schule und Gemeinde in
inniger Harmonie zusammenwirken und so
schöne Früchte reifen lassen. Dem verlieh auch
der Obmann des Lehrervereines, Hr. G. Hiecke
in einer Ansprache an die Nereteiner Bewohner-
schaft bestens Ausdruck, gedachte deren Opfer-
willigkeit und der Mithilfe durch die Frauen und
meinte: "Wo die Frauen deutsch bleiben, bleibt
Haus und Schule deutsch" und brachte auf die
Schulfreundlichkeit der Gemeinde Neretein ein
dreifaches Hoch aus, das kräftigen Widerhall fand.
Der Abend war nur zu rasch herangenaht und
die tagsüber reichlich bewirthete Schuljugend ord-
nete sich zum Lampionszuge durch den Ort. Zum
Schulhause zurückgekehrt, gedachte Schulleiter Herr
Hanousek mit Dank aller Wohlthäter und
den erschienenen Festgästen und mit der begeister-
ten Absingung der Volkshymne schloß ein Festtag
für Neretein, der stets in nachhaltigfter Erinne-
rung verbleiben wird. Die Fahnenpathinen haben
außer der Widmung eines schönen Fahnenbandes
in Goldstickerei ihrer hochherzigen und opferwilli-
gen Gesinnung für die Schule noch dadurch Ausdruck
gegeben, daß sie 40 fl. dem Herrn Schulleiter
für Schulzwecke überreichten. Die Frauen Anna
Fordey und Marie Podiebrad verdienen hiefür
allen Dank und die verdienteste Anerkennung.

(Eine Schulspende.)

Der landw. Vorschuß-
verein in Nebotein hat aus seinem Reinerträg-
nisse des Jahres 1894 gleichwie in den früheren
Jahren auch heuer der Volksschule in Neustift
den Betrag von 16 fl. 3 kr. zugewendet, wofür
von Seite des Ortsschulrathes dem genannten

[Spaltenumbruch] ſchweren Leiden im 71. Lebensjahre geſtorben.
Sein Hinſcheiden hat in weiten Kreiſen aufrich-
tige Trauer hervorgerufen, denn der Verewigte
erfreute ſich Zeit ſeines Lebens wegen ſeines be-
ſcheidenen, zuvorkommenden Weſens allgemeiner
Achtung und Sympathie. Moriz Trapp, geboren
zu Wodnian in Böhmen am 24. Jänner 1825,
als Sohn des Stadtapothekers daſelbſt, widmete
ſich an der Univerſität in Prag beſonders dem
Studium der Geſchichte und Alterthumskunde.
Wiederholte Reiſen in Deutſchland, Frankreich
und Italien erweiterten ſeinen Geſichtskreis und
vertieften ſein Wiſſen. Nach ſeiner Rückkehr wirkte
er als Erzieher in mehreren Adelsfamilien, zuletzt
in jener des Grafen Emanuel Dubsky-Trzebo-
mistic auf Schloß Liſſitz. Im Jahre 1859 er-
langte er die Stelle eines Cuſtos-Adjuncten am
Franzens-Muſeum in Brünn, vertrat auch nach
dem 1864 erfolgten Tode des Profeſſors Albin
Heinrich deſſen Stelle als Muſeums-Cuſtos
und wurde 1867 definitiv Cuſtos, in welcher
Eigenſchaft er bis zu ſeinem Ableben wirkte

(Doppeljubiläum des Militärcapellmei-
ſters Joſef Hikl.)

Heute beging der Capell-
meiſter unſeres Hausregimentes, Herr Joſef
Hikl
ein Doppeljubiläum; er feierte nämlich
ſein 50jähriges Dienſtjubiläum und ſein 25jäh-
riges Jubiläum als Leiter der Starhemberg-
Capelle. Dem Jubilar, deſſen große Verdienſte
um die Pflege der Muſik wohlbekannt ſind und
der ſich auch als Componiſt rühmlich hervorthat,
wurden anläßlich ſeines Jubiläums zahlreiche
Ehrungen bereitet. Er erhielt eine große Anzahl
von Beglückwünſchungen aus allen Kreiſen unſerer
Stadt und wurde vom Officierscorps unſeres
Hausregimentes noch ganz beſonders ausgezeichnet.
Heute Nachmittags 1½ Uhr fand in der Offi-
ciersmeſſe des 54. Inf.-Regts. ein vom Officierscorps
desſelben zu Ehren des Jubilars veranſtaltetes
Feſtmahl ſtatt, bei welchem die Regimentsmuſik
die Tafelmuſik beſorgte. Der Jubilar nahm den
Ehrenplatz ein. Nach dem Trinkſpruche auf den
Gefeierten überreichte demſelben Herr Regiments-
commandant Oberſt Hallada einen prächtigen
mit Gold und Silber reich montirten Tactir-
ſtock. Ferner wurde dem Jubilar ein aus Silber
gefertigter Pokal überreicht. Der Tactirſtock ſtammt
aus dem rühmlichſt bekannten Atelier der Wiener
Firma Klinkoſch. Auf demſelben ſind das Bildniß des
Regimentsinhabers Grafen Ernſt Rüdiger von
Starhemberg und die Jahreszahlen 1845 —
1895 angebracht. Der Pokal trägt die Inſchrift:
Das Officierscorps des Regimentes
„Alt-Starhemberg“
ſeinem verdienſt-
vollen Capellmeiſter
anläßlich ſeines
50jährigen Dienſtjubiläums
“. Der
Juoilar war, als ihm dieſe Ehrengeſchenke über-
reicht wurden, ſichtlich ſehr gerührt. Auch die
Muſiker der Muſikcapelle des 54. Infanterte-
Regimentes beſcheerten ihrem Dirigenten ein
ſchönes Feſtgeſchenk, beſtehend aus einem Album
mit Fotografien. Heute Abends findet im Garten
der Schießſtätte zu Ehren des Jubilars eine
Unterhaltung ſtatt, an welcher das Officierscorps
des 54. Inft.-Regts. theilnehmen wird. Wir
wünſchen Herrn Capellmeiſter Hikl, daß derſelbe
noch lange Jahre an der Spitze der von ihm
mit ſo vielem Erfolg geleiteten Regimentscapelle
„Alt-Starhemberg“ mit gleicher Rüſtigkeit und
geiſtiger Friſche wie heute ſtehen möge!

(Sitzung des Stadtverordneten-Colle-
giums vom 27. Mai.)

Die Tagesordnung der
geſtrigen Sitzung des Stadtverordneten-Colle-
giums wurde in folgender Weiſe erledigt: Eine
Zuſchrift des Hof- und Gerichtsadvocaten Herrn
Dr. Ernſt Plutzar in Wien betreffs mehrerer
Vereinbarungen mit der Olmützer Gasgeſellſchaft
wurde der 3. Section zugewieſen. — Der
bauämtliche Bericht über die Ausſcheidung des
Bauplatzes für das Adminiſtrationsgebäude der
k. k. Staatsbahn-Betriebsdirection aus dem
Stadterweiterungsfonde wurde der 1. Section
zugewieſen. — Ein gemeinderäthlicher Antrag
auf Beſetzung der erledigten Praktikantenſtelle
und die Bewerbungsgeſuche um die ausgeſchrie-
bene Stadtſecretärſtelle wurden der 3. Section
zugewieſen. — Bezüglich einer Einladung des
Stadtrathes in Auſſig a/E. zur Theilnahme am
dortigen Polizeibeamtentage wurde beſchloſſen, hiezu
Hrn Staotrath Kornauth, eventuell Hrn. Stadtſecre-
tär Heeg zu delegiren. — Ein Geſuch um Zuſiche-
rung der Aufnahme in den hieſ. Gemeindeverband
wurde der 3. Sectionzugewieſen. — Beſchloſſen wurde
[Spaltenumbruch] einer Theatergeſellſchaft, welche unter Leitung des
Directors Herrn Leopold M. Blaſel ſteht, das
ſtädt. Theater für zwei Gaſtſpielabende (10. und
11. Juni) gegen Bezahlung der üblichen Gebüh-
ren zu überlaſſen. — Mehrere Bewerbungsgeſuche
um ein ausgeſchriebenes Joſef Wallenda’ſches
Realſchüler-Stipendium wurde der 2. Section zu-
gewieſen. — Die Anträge des Gemeinderathes
betreffend die Configuration der den Herren Moritz
Fiſcher und Brach verkauften Bauplätze wurden
genehmigt und beſchloſſen den beiden Herren den
Vorſchlag zu machen mit den Neubauten in der
Uferſtraße um circa einen Meter vorzurücken. —
Erſtattet wird der Bericht der 3. Section über
die Geldbeſchaffung für den Bau des deutſchen
Staatsgymnaſiums und der Lehrerbildungs-
anſtalt. Zur Verleſung gelangt eine Zu-
ſchrift des Herrn Abg, Dr. Promber,
in welcher derſelbe mittheilt, daß er Namens des
erkrankt geweſenen Herrn Abg. Dr. Weeber in
der Angelegenheit der Erbauung der Gebäude
für das Staatsgymnaſium und die Lehrerbildungs-
anſtalt Schritte gemacht und in Erfahrung ge-
bracht habe, daß in dieſer Angelegenheit Alles in
Ordnung ſei und es ſich nur noch darum handle,
das Baucapital zu beſchaffen. Der Staat ſtellt
an die Stadtgemeinde das Anſuchen, dieſelbe möge
entweder ſelbſt oder durch ein Finanz-Inſtitut
das Baucapital aufbringen, für welches eine
4perc. Verzinſung und eine 40jährige Rückzah-
lungsfriſt zugeſichert wird. Die Section erklärt,
daß ein 4percentiges Capital nicht zu beſchaffen
ſei, wohl aber ein ſolches gegen eine 4¾ percentige
Verzinſung. Es wird beſchloſſen, eine Antwort
in dieſem Sinne zu ertheilen. — Erſtattet wird
der Bericht der 3. Section über die mit dem
Juſtizärar wegen Erbauung eines Juſtizgebäudes
zu treffenden Vereinbarungen. Es wird beſchloſ-
ſen, den bekannt gegebenen Abänderungen der
Bedingungen zuzuſtimmen und um Gewährung
der Gebührenfreiheit für den Vertrag einzuſchrei-
ten. — In erſter Leſung wird der Bericht der
1. Section über die Bedingungen zur Unterbrin-
gung einer Diviſion des Landwehr-Uhlanen-Re-
giments Nr. 4 in dem bisherigen Artillerie-
Etabliſſement Nr. 12 erſtattet. Die Section er-
klärt, daß die bekannt gegebenen Bedingungen
anzunehmen ſeien, nur bezüglich des Waſſerzinſes
müſſe daran feſtgehalten werden, daß der Mi-
litär-Waſſerzins-Tarif aufrecht erhalten bleibe.
Die Section beantragt zum Zwecke der Adap-
tirung des genannten Etabliſſements eine Grund-
area im Ausmaße von 2200 Quadr.-Klft. anzu-
kaufen. — Dem hieſigen Kaufmann und Haus-
beſitzer Herrn Ferdinand Koliſch wird das
Heimat- und Bürgerrecht verliehen. — Beſchloſſen
wird, dem hochw. Pfarramte St. Michael bekannt
zu geben, daß die Stadtgemeinde bereit ſei zur
Aufführung eines ber der Renovirung der Kirche
in Verwendung kommenden Gerüſtes, den Betrag
von 2600 fl., zahlbar in zwei Raten zu widmen.
— Die für das Jahr 1894 gelegte Quartier-
amtsrechnung wird genehmigt und dem Rechnungs-
leger das Abſolutorium ertheilt. — Herrn Jonas
Löwy wird die Abſchreibung des Mehrbezuges
von Waſſer nicht zugeſtanden. — Das Geſuch
des Herrn Franz Fingermann um Pachtver-
längerung in Betreff von ſtädt. Grundſtücken in
Salzergut auf weitere 6 Jahre wird bewilligt
und ſodann die Sitzung geſchloſſen.

(Vorſchläge der Olmützer Gasgeſellſchaft
bezüglich Abänderung des Gasvertrages)

In der geſtrigen Sitzung des Stadtverordneten-
Collegiums gelangte eine Zuſchrift des Wiener
Hof- und Gerichtsadvocaten Herrn Dr. Ernſt
Plutzar als Vertreter der Olmützer Gasgeſell-
ſchaft bezüglich Abänderung des Gasvertrages zur
Verleſung. In dieſer Zuſchrift wird ausgeführt,
daß die Gasgeſellſchaft durch die Ertheilung der
Conceſſionen an die Electricitätsfirmen H. & M.
Paſſinger und Johann Lefenda ſchwer
geſchädigt wurde, indem ſeit Einführung der electri-
ſchen Beleuchtung in Olmütz das Gaswerk einen
conſtanten Ausfall ſeiner Einnahmen zu verzeich-
nen habe. Herr Dr. Plutzar macht darauf aufmerkſam,
daß bei Ertheilung jener Conceſſionen ein Ver-
tragsbruch begangen wurde und daß die
Gasgeſellſchaft deßhalb einen Proceß hätte an-
ſtrengen können, der jedenfalls, wie ähnliche
ſchiedsgerichtliche Entſcheidungen erweiſen, zu ihren
Gunſten entſchieden worden wäre. Das im Gas-
werke inveſtirte große Capital amortiſire ſich
nicht. Um jedoch der Stadtgemeinde entgegen-
[Spaltenumbruch] zukommen, wäre die Gasgeſellſchaft bereit, der-
ſelben das Gas für eine in Olmütz zu errichtende
Straßenbahn mit Gasbetrieb zu liefern. Eine
ſolche Gasbahn beſtehe in Deſſ[a]u und habe
ſich ausgezeichnet bewährt. Der Betrieb von
Gasbahnen ſei viel billiger als jener von
electriſchen Straßenbahnen. Ferner macht die
Gasgeſellſchaft auf das Auer’ſche Gasglühlicht zu
Straßenbeleuchtungs-Zwecken aufmerkſam. Dieſe
Beleuchtungsart ſei auch in Olmütz probeweiſe
verſucht worden und habe gute Reſultate geliefert,
es würde ſich ſomit empfehlen, die geſammte
Straßenbeleuchtung von Olmütz in eine ſolche
mit Auer’ſchen Gasglühlichtern umzuwandeln. Die
Stadtgemeinde Olmütz möge dieſe Votſchläge in
Erwägung ziehen und allenfalls eine Enquete in
dieſer Angelegenheit einberufen. Die betref-
fende Zuſchrift wurde der 1. Section zur Bericht-
erſtattung übermittelt.

(Schulfahnenweihe in Neretein.)

Unſere
freundlich gelegene Nachbar-Vorortsgemeinde Ne-
retein hatte Sonntag den 26. d. M. einen rech-
ten Feſt- und Freudentag und Jung wie Alt nahm
daran in lebhafter Weiſe Antheil. Opferwillige
Frauen dieſes Ortes hatten an 140 fl. geſam-
melt, um der Schule und Schuljugend eine ſchöne
Fahne zu ſpenden. Um 8 Uhr Morgens zog
unter Pöllerſchüſſen und den heiteren Marſchwei-
ſen einer Muſik die im Feſtgewande und mit
Blumen geſchmückte Schuljugend nach dem Pfarr-
orte Neugaſſe und waren im Feſtzuge die Fah-
nenpathinnen, die Gemeindevertretung, der Orts-
ſchulrath und ein großer Theil der Bewohner-
ſchaft eingereiht. In der Kirche zu Neugaſſe
fand die Weihe der Fahne ſtatt und hatten ſich
hier der Herr k. k. Bezirksſchulinſp[e]ctor Profeſſor
Jahn, der Obmann des Lehrervereines mit den
Mitgliedern von Neugaſſe und Paulowitz, Ver-
treter von Neugaſſe u. ſ. w. eingefunden, ſo daß
die Kirche zu klein war, alle aufzunehmen. Der
hochw. Herr Pfarrer Heger von Neugaſſe gab in
weihevoller Rede die Bedeutung des Weiheactes
kund und nahm darauf die kirchliche Weihe der
Fahne vor. Unter ſinnigen Segensſprüchen fand
das Nägeleinſchlagen ſtatt und ein feierliches Amt,
bei dem die Schuljugend von Neugaſſe den Ge-
ſang in einer allgemein anerkannten vorzüglichen
Weiſe beſorgte — ſchloß die ſchöne Feier. Der
Feſtzug ordnete ſich neuerlich und der Heimweg
nach Neretein wurde angetreten. Hier fand Nach-
mittags ein ſchönes Schulfeſt ſtatt, das durch Re-
genſchauer nur für kurze Zeit eine Störung er-
litt. Die Gaſtlocale bei Hrachowina waren bald
überfüllt und Gäſte aus Neugaſſe, Nebotein, Ol-
mütz, Paulowitz füllten mit den Bewohnern von
Neretein Garten und Zimmer. Die Muſik be-
ſorgte erfrigſt Concertſtücke. Schulleiter Herr F.
Hanouſek brachte durch ſeine wackere Schülerſchaar
Lieder, Declamationen, Stabübungen, Reigen und
Spiele zum beſten Vortrage und wurde freu-
digſt erkannt, daß Schule und Gemeinde in
inniger Harmonie zuſammenwirken und ſo
ſchöne Früchte reifen laſſen. Dem verlieh auch
der Obmann des Lehrervereines, Hr. G. Hiecke
in einer Anſprache an die Nereteiner Bewohner-
ſchaft beſtens Ausdruck, gedachte deren Opfer-
willigkeit und der Mithilfe durch die Frauen und
meinte: „Wo die Frauen deutſch bleiben, bleibt
Haus und Schule deutſch“ und brachte auf die
Schulfreundlichkeit der Gemeinde Neretein ein
dreifaches Hoch aus, das kräftigen Widerhall fand.
Der Abend war nur zu raſch herangenaht und
die tagsüber reichlich bewirthete Schuljugend ord-
nete ſich zum Lampionszuge durch den Ort. Zum
Schulhauſe zurückgekehrt, gedachte Schulleiter Herr
Hanouſek mit Dank aller Wohlthäter und
den erſchienenen Feſtgäſten und mit der begeiſter-
ten Abſingung der Volkshymne ſchloß ein Feſttag
für Neretein, der ſtets in nachhaltigfter Erinne-
rung verbleiben wird. Die Fahnenpathinen haben
außer der Widmung eines ſchönen Fahnenbandes
in Goldſtickerei ihrer hochherzigen und opferwilli-
gen Geſinnung für die Schule noch dadurch Ausdruck
gegeben, daß ſie 40 fl. dem Herrn Schulleiter
für Schulzwecke überreichten. Die Frauen Anna
Fordey und Marie Podiebrad verdienen hiefür
allen Dank und die verdienteſte Anerkennung.

(Eine Schulſpende.)

Der landw. Vorſchuß-
verein in Nebotein hat aus ſeinem Reinerträg-
niſſe des Jahres 1894 gleichwie in den früheren
Jahren auch heuer der Volksſchule in Neuſtift
den Betrag von 16 fl. 3 kr. zugewendet, wofür
von Seite des Ortsſchulrathes dem genannten

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</TEI>
[[5]/0005] ſchweren Leiden im 71. Lebensjahre geſtorben. Sein Hinſcheiden hat in weiten Kreiſen aufrich- tige Trauer hervorgerufen, denn der Verewigte erfreute ſich Zeit ſeines Lebens wegen ſeines be- ſcheidenen, zuvorkommenden Weſens allgemeiner Achtung und Sympathie. Moriz Trapp, geboren zu Wodnian in Böhmen am 24. Jänner 1825, als Sohn des Stadtapothekers daſelbſt, widmete ſich an der Univerſität in Prag beſonders dem Studium der Geſchichte und Alterthumskunde. Wiederholte Reiſen in Deutſchland, Frankreich und Italien erweiterten ſeinen Geſichtskreis und vertieften ſein Wiſſen. Nach ſeiner Rückkehr wirkte er als Erzieher in mehreren Adelsfamilien, zuletzt in jener des Grafen Emanuel Dubsky-Trzebo- mistic auf Schloß Liſſitz. Im Jahre 1859 er- langte er die Stelle eines Cuſtos-Adjuncten am Franzens-Muſeum in Brünn, vertrat auch nach dem 1864 erfolgten Tode des Profeſſors Albin Heinrich deſſen Stelle als Muſeums-Cuſtos und wurde 1867 definitiv Cuſtos, in welcher Eigenſchaft er bis zu ſeinem Ableben wirkte (Doppeljubiläum des Militärcapellmei- ſters Joſef Hikl.) Heute beging der Capell- meiſter unſeres Hausregimentes, Herr Joſef Hikl ein Doppeljubiläum; er feierte nämlich ſein 50jähriges Dienſtjubiläum und ſein 25jäh- riges Jubiläum als Leiter der Starhemberg- Capelle. Dem Jubilar, deſſen große Verdienſte um die Pflege der Muſik wohlbekannt ſind und der ſich auch als Componiſt rühmlich hervorthat, wurden anläßlich ſeines Jubiläums zahlreiche Ehrungen bereitet. Er erhielt eine große Anzahl von Beglückwünſchungen aus allen Kreiſen unſerer Stadt und wurde vom Officierscorps unſeres Hausregimentes noch ganz beſonders ausgezeichnet. Heute Nachmittags 1½ Uhr fand in der Offi- ciersmeſſe des 54. Inf.-Regts. ein vom Officierscorps desſelben zu Ehren des Jubilars veranſtaltetes Feſtmahl ſtatt, bei welchem die Regimentsmuſik die Tafelmuſik beſorgte. Der Jubilar nahm den Ehrenplatz ein. Nach dem Trinkſpruche auf den Gefeierten überreichte demſelben Herr Regiments- commandant Oberſt Hallada einen prächtigen mit Gold und Silber reich montirten Tactir- ſtock. Ferner wurde dem Jubilar ein aus Silber gefertigter Pokal überreicht. Der Tactirſtock ſtammt aus dem rühmlichſt bekannten Atelier der Wiener Firma Klinkoſch. Auf demſelben ſind das Bildniß des Regimentsinhabers Grafen Ernſt Rüdiger von Starhemberg und die Jahreszahlen 1845 — 1895 angebracht. Der Pokal trägt die Inſchrift: „Das Officierscorps des Regimentes „Alt-Starhemberg“ ſeinem verdienſt- vollen Capellmeiſter anläßlich ſeines 50jährigen Dienſtjubiläums“. Der Juoilar war, als ihm dieſe Ehrengeſchenke über- reicht wurden, ſichtlich ſehr gerührt. Auch die Muſiker der Muſikcapelle des 54. Infanterte- Regimentes beſcheerten ihrem Dirigenten ein ſchönes Feſtgeſchenk, beſtehend aus einem Album mit Fotografien. Heute Abends findet im Garten der Schießſtätte zu Ehren des Jubilars eine Unterhaltung ſtatt, an welcher das Officierscorps des 54. Inft.-Regts. theilnehmen wird. Wir wünſchen Herrn Capellmeiſter Hikl, daß derſelbe noch lange Jahre an der Spitze der von ihm mit ſo vielem Erfolg geleiteten Regimentscapelle „Alt-Starhemberg“ mit gleicher Rüſtigkeit und geiſtiger Friſche wie heute ſtehen möge! (Sitzung des Stadtverordneten-Colle- giums vom 27. Mai.) Die Tagesordnung der geſtrigen Sitzung des Stadtverordneten-Colle- giums wurde in folgender Weiſe erledigt: Eine Zuſchrift des Hof- und Gerichtsadvocaten Herrn Dr. Ernſt Plutzar in Wien betreffs mehrerer Vereinbarungen mit der Olmützer Gasgeſellſchaft wurde der 3. Section zugewieſen. — Der bauämtliche Bericht über die Ausſcheidung des Bauplatzes für das Adminiſtrationsgebäude der k. k. Staatsbahn-Betriebsdirection aus dem Stadterweiterungsfonde wurde der 1. Section zugewieſen. — Ein gemeinderäthlicher Antrag auf Beſetzung der erledigten Praktikantenſtelle und die Bewerbungsgeſuche um die ausgeſchrie- bene Stadtſecretärſtelle wurden der 3. Section zugewieſen. — Bezüglich einer Einladung des Stadtrathes in Auſſig a/E. zur Theilnahme am dortigen Polizeibeamtentage wurde beſchloſſen, hiezu Hrn Staotrath Kornauth, eventuell Hrn. Stadtſecre- tär Heeg zu delegiren. — Ein Geſuch um Zuſiche- rung der Aufnahme in den hieſ. Gemeindeverband wurde der 3. Sectionzugewieſen. — Beſchloſſen wurde einer Theatergeſellſchaft, welche unter Leitung des Directors Herrn Leopold M. Blaſel ſteht, das ſtädt. Theater für zwei Gaſtſpielabende (10. und 11. Juni) gegen Bezahlung der üblichen Gebüh- ren zu überlaſſen. — Mehrere Bewerbungsgeſuche um ein ausgeſchriebenes Joſef Wallenda’ſches Realſchüler-Stipendium wurde der 2. Section zu- gewieſen. — Die Anträge des Gemeinderathes betreffend die Configuration der den Herren Moritz Fiſcher und Brach verkauften Bauplätze wurden genehmigt und beſchloſſen den beiden Herren den Vorſchlag zu machen mit den Neubauten in der Uferſtraße um circa einen Meter vorzurücken. — Erſtattet wird der Bericht der 3. Section über die Geldbeſchaffung für den Bau des deutſchen Staatsgymnaſiums und der Lehrerbildungs- anſtalt. Zur Verleſung gelangt eine Zu- ſchrift des Herrn Abg, Dr. Promber, in welcher derſelbe mittheilt, daß er Namens des erkrankt geweſenen Herrn Abg. Dr. Weeber in der Angelegenheit der Erbauung der Gebäude für das Staatsgymnaſium und die Lehrerbildungs- anſtalt Schritte gemacht und in Erfahrung ge- bracht habe, daß in dieſer Angelegenheit Alles in Ordnung ſei und es ſich nur noch darum handle, das Baucapital zu beſchaffen. Der Staat ſtellt an die Stadtgemeinde das Anſuchen, dieſelbe möge entweder ſelbſt oder durch ein Finanz-Inſtitut das Baucapital aufbringen, für welches eine 4perc. Verzinſung und eine 40jährige Rückzah- lungsfriſt zugeſichert wird. Die Section erklärt, daß ein 4percentiges Capital nicht zu beſchaffen ſei, wohl aber ein ſolches gegen eine 4¾ percentige Verzinſung. Es wird beſchloſſen, eine Antwort in dieſem Sinne zu ertheilen. — Erſtattet wird der Bericht der 3. Section über die mit dem Juſtizärar wegen Erbauung eines Juſtizgebäudes zu treffenden Vereinbarungen. Es wird beſchloſ- ſen, den bekannt gegebenen Abänderungen der Bedingungen zuzuſtimmen und um Gewährung der Gebührenfreiheit für den Vertrag einzuſchrei- ten. — In erſter Leſung wird der Bericht der 1. Section über die Bedingungen zur Unterbrin- gung einer Diviſion des Landwehr-Uhlanen-Re- giments Nr. 4 in dem bisherigen Artillerie- Etabliſſement Nr. 12 erſtattet. Die Section er- klärt, daß die bekannt gegebenen Bedingungen anzunehmen ſeien, nur bezüglich des Waſſerzinſes müſſe daran feſtgehalten werden, daß der Mi- litär-Waſſerzins-Tarif aufrecht erhalten bleibe. Die Section beantragt zum Zwecke der Adap- tirung des genannten Etabliſſements eine Grund- area im Ausmaße von 2200 Quadr.-Klft. anzu- kaufen. — Dem hieſigen Kaufmann und Haus- beſitzer Herrn Ferdinand Koliſch wird das Heimat- und Bürgerrecht verliehen. — Beſchloſſen wird, dem hochw. Pfarramte St. Michael bekannt zu geben, daß die Stadtgemeinde bereit ſei zur Aufführung eines ber der Renovirung der Kirche in Verwendung kommenden Gerüſtes, den Betrag von 2600 fl., zahlbar in zwei Raten zu widmen. — Die für das Jahr 1894 gelegte Quartier- amtsrechnung wird genehmigt und dem Rechnungs- leger das Abſolutorium ertheilt. — Herrn Jonas Löwy wird die Abſchreibung des Mehrbezuges von Waſſer nicht zugeſtanden. — Das Geſuch des Herrn Franz Fingermann um Pachtver- längerung in Betreff von ſtädt. Grundſtücken in Salzergut auf weitere 6 Jahre wird bewilligt und ſodann die Sitzung geſchloſſen. (Vorſchläge der Olmützer Gasgeſellſchaft bezüglich Abänderung des Gasvertrages) In der geſtrigen Sitzung des Stadtverordneten- Collegiums gelangte eine Zuſchrift des Wiener Hof- und Gerichtsadvocaten Herrn Dr. Ernſt Plutzar als Vertreter der Olmützer Gasgeſell- ſchaft bezüglich Abänderung des Gasvertrages zur Verleſung. In dieſer Zuſchrift wird ausgeführt, daß die Gasgeſellſchaft durch die Ertheilung der Conceſſionen an die Electricitätsfirmen H. & M. Paſſinger und Johann Lefenda ſchwer geſchädigt wurde, indem ſeit Einführung der electri- ſchen Beleuchtung in Olmütz das Gaswerk einen conſtanten Ausfall ſeiner Einnahmen zu verzeich- nen habe. Herr Dr. Plutzar macht darauf aufmerkſam, daß bei Ertheilung jener Conceſſionen ein Ver- tragsbruch begangen wurde und daß die Gasgeſellſchaft deßhalb einen Proceß hätte an- ſtrengen können, der jedenfalls, wie ähnliche ſchiedsgerichtliche Entſcheidungen erweiſen, zu ihren Gunſten entſchieden worden wäre. Das im Gas- werke inveſtirte große Capital amortiſire ſich nicht. Um jedoch der Stadtgemeinde entgegen- zukommen, wäre die Gasgeſellſchaft bereit, der- ſelben das Gas für eine in Olmütz zu errichtende Straßenbahn mit Gasbetrieb zu liefern. Eine ſolche Gasbahn beſtehe in Deſſau und habe ſich ausgezeichnet bewährt. Der Betrieb von Gasbahnen ſei viel billiger als jener von electriſchen Straßenbahnen. Ferner macht die Gasgeſellſchaft auf das Auer’ſche Gasglühlicht zu Straßenbeleuchtungs-Zwecken aufmerkſam. Dieſe Beleuchtungsart ſei auch in Olmütz probeweiſe verſucht worden und habe gute Reſultate geliefert, es würde ſich ſomit empfehlen, die geſammte Straßenbeleuchtung von Olmütz in eine ſolche mit Auer’ſchen Gasglühlichtern umzuwandeln. Die Stadtgemeinde Olmütz möge dieſe Votſchläge in Erwägung ziehen und allenfalls eine Enquete in dieſer Angelegenheit einberufen. Die betref- fende Zuſchrift wurde der 1. Section zur Bericht- erſtattung übermittelt. (Schulfahnenweihe in Neretein.) Unſere freundlich gelegene Nachbar-Vorortsgemeinde Ne- retein hatte Sonntag den 26. d. M. einen rech- ten Feſt- und Freudentag und Jung wie Alt nahm daran in lebhafter Weiſe Antheil. Opferwillige Frauen dieſes Ortes hatten an 140 fl. geſam- melt, um der Schule und Schuljugend eine ſchöne Fahne zu ſpenden. Um 8 Uhr Morgens zog unter Pöllerſchüſſen und den heiteren Marſchwei- ſen einer Muſik die im Feſtgewande und mit Blumen geſchmückte Schuljugend nach dem Pfarr- orte Neugaſſe und waren im Feſtzuge die Fah- nenpathinnen, die Gemeindevertretung, der Orts- ſchulrath und ein großer Theil der Bewohner- ſchaft eingereiht. In der Kirche zu Neugaſſe fand die Weihe der Fahne ſtatt und hatten ſich hier der Herr k. k. Bezirksſchulinſpector Profeſſor Jahn, der Obmann des Lehrervereines mit den Mitgliedern von Neugaſſe und Paulowitz, Ver- treter von Neugaſſe u. ſ. w. eingefunden, ſo daß die Kirche zu klein war, alle aufzunehmen. Der hochw. Herr Pfarrer Heger von Neugaſſe gab in weihevoller Rede die Bedeutung des Weiheactes kund und nahm darauf die kirchliche Weihe der Fahne vor. Unter ſinnigen Segensſprüchen fand das Nägeleinſchlagen ſtatt und ein feierliches Amt, bei dem die Schuljugend von Neugaſſe den Ge- ſang in einer allgemein anerkannten vorzüglichen Weiſe beſorgte — ſchloß die ſchöne Feier. Der Feſtzug ordnete ſich neuerlich und der Heimweg nach Neretein wurde angetreten. Hier fand Nach- mittags ein ſchönes Schulfeſt ſtatt, das durch Re- genſchauer nur für kurze Zeit eine Störung er- litt. Die Gaſtlocale bei Hrachowina waren bald überfüllt und Gäſte aus Neugaſſe, Nebotein, Ol- mütz, Paulowitz füllten mit den Bewohnern von Neretein Garten und Zimmer. Die Muſik be- ſorgte erfrigſt Concertſtücke. Schulleiter Herr F. Hanouſek brachte durch ſeine wackere Schülerſchaar Lieder, Declamationen, Stabübungen, Reigen und Spiele zum beſten Vortrage und wurde freu- digſt erkannt, daß Schule und Gemeinde in inniger Harmonie zuſammenwirken und ſo ſchöne Früchte reifen laſſen. Dem verlieh auch der Obmann des Lehrervereines, Hr. G. Hiecke in einer Anſprache an die Nereteiner Bewohner- ſchaft beſtens Ausdruck, gedachte deren Opfer- willigkeit und der Mithilfe durch die Frauen und meinte: „Wo die Frauen deutſch bleiben, bleibt Haus und Schule deutſch“ und brachte auf die Schulfreundlichkeit der Gemeinde Neretein ein dreifaches Hoch aus, das kräftigen Widerhall fand. Der Abend war nur zu raſch herangenaht und die tagsüber reichlich bewirthete Schuljugend ord- nete ſich zum Lampionszuge durch den Ort. Zum Schulhauſe zurückgekehrt, gedachte Schulleiter Herr Hanouſek mit Dank aller Wohlthäter und den erſchienenen Feſtgäſten und mit der begeiſter- ten Abſingung der Volkshymne ſchloß ein Feſttag für Neretein, der ſtets in nachhaltigfter Erinne- rung verbleiben wird. Die Fahnenpathinen haben außer der Widmung eines ſchönen Fahnenbandes in Goldſtickerei ihrer hochherzigen und opferwilli- gen Geſinnung für die Schule noch dadurch Ausdruck gegeben, daß ſie 40 fl. dem Herrn Schulleiter für Schulzwecke überreichten. Die Frauen Anna Fordey und Marie Podiebrad verdienen hiefür allen Dank und die verdienteſte Anerkennung. (Eine Schulſpende.) Der landw. Vorſchuß- verein in Nebotein hat aus ſeinem Reinerträg- niſſe des Jahres 1894 gleichwie in den früheren Jahren auch heuer der Volksſchule in Neuſtift den Betrag von 16 fl. 3 kr. zugewendet, wofür von Seite des Ortsſchulrathes dem genannten

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 122, Olmütz, 28.05.1895, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches122_1895/5>, abgerufen am 22.11.2024.